18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> DSFo Wettbewerbe -> Lesezeichenpoesie
Robespierre


 
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

Alter: 51
Beiträge: 6151
Wohnort: Nullraum
Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag20.11.2022 21:00
Robespierre
von V.K.B.
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Weltgretchenfragfenster, Catch-42
öffnet die goldene Tür
ist einmal nicht rot Esras Kuh
schließt sie ob des Terrors Gebühr

Drei canceln zwei
und raus springt dabei:
Ein Bartpflegeschatz.

unregeN im Unlicht –
die Straße geht's runter

Blut färbt den Bogen noch bunter.

Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Zinna
Geschlecht:weiblichschweißt zusammen, was


Beiträge: 1551
Wohnort: zwischen Hügeln und Aue...
Das Silberne Pfand Der silberne Durchblick
Lezepo 2015 Lezepo 2017
Podcast-Sonderpreis


Beitrag27.11.2022 23:18

von Zinna
Antworten mit Zitat

Hallo Inkognito,

der erste Blick auf deinen Beitrag zeigt mir, du hast dich für Thema A ( Bild-basiert, Thema Schätze enthaltend) entschieden.
Erkenne ich die Inspiration durch das Bild?  na Ja (UnregeN + Unlicht)
Erkenne ich die enthaltenen Schätze / Schatz?  Hm...

Nun meine Gedanken zu deinem Gedicht

Das erste Mal stocke ich bei Catch42. (Aha, undenkbares ist möglich. u.a.
Interessant.)
Welt- /Gretchenfrage, Bartpflegeschatz. Sorry, mir bleibt dein Text verschlossen.
Gerade so meine ich Unregen und Unlicht als Sonne und Schatten zu entschlüsseln.
Blut macht Bogen bunter (Regenbogen).
Man deutet ja (mir geht es oft so) Gelesenes aktuellen Bezügen zu.
Es geht um Kampf / Aktion z. B. für Gleichberechtigung?
Tut mir leid, insgesamt ist dein Gedicht zu verschlüsselt für mich, auch den Robespierre bekomme ich nicht eingeordnet.
Findet mich doch noch ein Ansatz, komme ich zurück hierher.

[Edit.
Es tut mir leid Inko, ich finde auch jetzt keinen Zugang zu deinem Gedicht. ]

Wird dein Beitrag in den Punkte-Rängen sein? Wenn mir noch eine Erleuchtung kommt.

LG
Zinna


_________________
Wenn alle Stricke reißen, bleibt der Galgen eben leer...
(c) Zinna
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Abari
Geschlecht:männlichAlla breve

Alter: 43
Beiträge: 1838
Wohnort: ich-jetzt-hier
Der bronzene Durchblick


Beitrag27.11.2022 23:31

von Abari
Antworten mit Zitat

Hey,

nö. Das ist zu konfus, alsdass ich einen Zugang zum Text fände. Gut, ok, hier geht es vielleicht um das Spiel mit der Sprache, denn spielerisch ist es jeden Falles aufgefasst. Vielleicht bin ich auch zu altersapollinisch-asketisch geworden, um mit derlei dionysischen Texten wirklich etwas anfangen zu können.


_________________
Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.

LG
Abari
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
tronde
Klammeraffe
T


Beiträge: 522

Das goldene Aufbruchstück Das silberne Niemandsland


T
Beitrag03.12.2022 01:17

von tronde
Antworten mit Zitat

Hallo!
Von mir gibt es nur Bauchgefühlpunkte, eine lyrische Analyse maße ich mir nicht an. Also eher nur ein Platzhalterkommentar...
Gefällt mir nicht, da mir zu verworren.

Herzliche Grüße!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

Alter: 51
Beiträge: 6151
Wohnort: Nullraum
Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag03.12.2022 07:46

von V.K.B.
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo mein Gedicht, werden sie dich hassen?

Vermutlich spricht hier meine Paranoia, wenn auch in Chiffren. Aber ich gehe mal darauf ein und erkläre die Chiffen, falls es jemanden interessiert:

Weltgretchenfragfenster
Das Eingabefenster einer Webseite, mit dem man seine Meinung in die Welt hinausposaunen kann, stellt die Gretchenfrage: Bist du woke oder Opfer genug, dich zu etwas äußern zu dürfen, oder ein alter weißer Mann und damit automatisch Rassist, Chauvinist und Abschaum der Menschheit, der besser die Fresse halten sollte, wenn er nicht ausradiert werden will.

Catch-42
Angelehnt an Catch-22 und gemischt mit Douglas Adams, außerdem Anspielung auf die 42-Wörter-Vorgabe. Als Dilemma: Jeder glaubt, die Antwort zu haben, aber die eigentliche Frage hat niemand verstanden bzw stellt sie erst gar nicht. Für dieses Gedicht wäre sie: Wo gehen wir eigentlich hin? Und wollen wir das wirklich, oder haben wir nur mal wieder nichts aus der Geschichte gelernt?

die goldene Tür
Das Tor zu den Schätzen dieser Welt, das aber nur für diejenigen offen steht, die durch den Opfernarrativtest kommen und frei von allen Zweifeln sind, irgendwie doch mit der Täterseite verbunden sein zu können. Die Schätze sind natürlich die Ideale der Aufklärung und der Französischen Revolution, doch von "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" sind alte weiße Männer als das heutige Hassobjekt per se ja ausgenommen.

Esras rote Kuh
In der jüdischen Mythologie ist die rote Kuh ein perfektes Opfertier (und die deutsche Sprache ermöglicht ja die Gleichsetzung von Sacrifice und Victim) absoluter Reinheit. Hier musst du also aus lupenreiner Opferperspektive sprechen, um keinen Verdacht erwecken, in irgendeiner Form und Weise auf Seiten der Bösen (weißen alten Männern) zu stehen, oder man schlägt dir die Tür ins Gesicht. Hier hat sich der nicht-jüdische Dichter allerdings schon schuldig gemacht, nämlich die Todsünde der "kulturellen Aneignung" begangen.

Terrors Gebühr
Rückbezug auf den Titel, Robespierre war die treibende Kraft in der französischen Revolution, die Ideale von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit zu einem Massaker umzudeuten.

Drei canceln zwei
Angelehnt an die Textzeile "three crushing two" aus dem Song "Electricity" von Blood Axis, Michael Moynihans zynischer Hymne auf den (Proto)faschismus. Mehrheit mit Recht des Stärkeren gegen die Minderheit, ohne Rücksicht auf Verluste. Hier wird allerdings gecancelt statt gecrusht – aber macht das wirklich noch einen Unterschied, wenn man in seinem Denken Pragmatismus und Utilitarismus schon überschritten hat und bei Faschismus als Endstufe angekommen ist?

Bartpflegeschatz
Ein Schatz ist etwas, das funkelt und glitzert, bei der Bartpflege dann eine Rasierklinge oder Rasiermesser. Letzteres könnte hier theoretisch (noch) ein philosophisches sein (bis zwei Verse später).

unregeN im Unlicht
Hier wird’s kompliziert. Anspielung auf das "World of un"-Konzept von e.e.cummings, wo der Dichter jene Dinge einordnete, die er für schlecht bzw. in Opposition zum frei denkenden Menschen sah. Unlicht also die Dunkelheit auf dem Bild (wohin der gecancelte Künstler verbannt wird, dem die goldene Tür verschlossen bleibt), und Regen hinten kapitalisiert, man könnte es ja mal rückwärts lesen und erhält – ein böses n-Wort. Gehört nicht auch Regen (ironischerweise ein Trauersymbol) damit schon in die "World of un"? Sollte man das Wort überhaupt noch benutzen, falls es mal jemand rückwärts liest? Könnte man nicht schon jemandem einen Strick daraus drehen, wenn ER "Regen" sagt? Ein Mann steht doch eh schon unter Generalverdacht, Böses im Schilde zu führen. Absurd? Wie all die möglichen Minenzünder, ja (siehe letzter Absatz). Sogar Frisuren können ja schon als "kulturelle Aneignung" als rassistischer Akt ausgelegt werden, und dafür muss man noch nicht mal männlich und alt sein, weiß reicht ja schon.
Gleichzeitig ist "regeN" durch das "un" aber ins Gegenteil verkehrt, somit könnte man es als Schimpfwort für einen Weißen lesen. "unregeN im Unlicht" beschreibt somit den weißen alten Mann, dem die Tür zur Welt verschlossen bleibt, und der höchstens noch froh sein kann, wenn die "Unbestechlichen" ihm nicht gleich den Kopf abhacken lassen. Aber dafür besteht ja gar kein Grund, denn ihm bleibt ja noch das vorher erwähnte Rasiermesser, um "freiwillig" aus der Welt zu gehen. Aber nicht vergessen, Seppuku war auch eine Hinrichtungsart, nämlich der befohlene Selbstmord. Der Samurai konnte damit aber wenigstens noch seine Ehre wiederherstellen, was dem archetypischen alten weißen Mann oder seinen angeblichen Sympathisanten aber verwehrt bleibt, da ist man höchstens stillschweigend froh, sie endlich endgültig los zu sein.

die Straße geht's runter
und das ist die Anleitung für die forcierte Selbstauslöschung. It's down the road, kids, not across the street. Gemeint ist die Schnittrichtung bei den Pulsadern, um sicherzustellen, dass man auch wirklich verblutet.
Natürlich kann man die Zeile auch als "es geht abwärts" (mit der Toleranz, für die "anders" mal antreten wollte) lesen. Eingedenk dessen, dass jede Strophe einen Vers weniger als die vorige hat. Diversität, was eigentlich "Vielfalt" (und damit auch Toleranz) bedeutet, wird immer weniger, bis man am Ende wieder beim Blutvergießen (als einzige verbleibende Option, wenn man im Fanatismus alles über Bord geworfen hat) angelangt ist.

Blut färbt den Bogen noch bunter
Das kynische Fazit (kynisch im Sloterdijk’schen Sinne (noch ein weißer alter Mann, den man wohl besser nicht erwähnt hätte(?)) nach "Kritik an der zynischen Vernunft"). Der Regenbogen als Zeichen von Toleranz, Diversität, Solidarität und Antidiskrimminierung. Nur kommen ja schon Leute auf den Gedanken, ihn als Armbinde zu tragen. Wenn das mal keine "kulturelle Aneignung" vom Umgang mit anderen von vor 80 Jahren ist …
Ob erwünscht ist, den Regenbogen durch Blut (derjenigen, die man in die Selbstauslöschung getrieben hat) noch "bunter" zu machen, sei dahingestellt. Für die Robespierres aber sicherlich. Wusste Robespierre eigentlich, was er tat? Er sah sich doch klar als einer der Guten und berief sich auf Rousseaus Ideale der Aufkärung und Vernunft, ohne zu merken (oder wahrhaben zu wollen), dass er eigentlich das genaue Gegenteil davon verkörperte.

Okay, hätte ich dieses Gedicht wirklich erklären sollen? Ich habe es einfach mal gemacht, denn es beschreibt meine persönlichen Ängste vor einer Welt, in der sexistisch-rassistische Verfolgung nicht abgeschafft wird, sondern einfach ins Gegenteil verkehrt. Es ist ja schon salonfähig geworden, alte weißer Männer als Grund allen Übels zu bezeichnen und pauschal für alles schlechte verantwortlich zu machen. So hat der Antisemitismus auch mal angefangen, und wir wissen alle, was daraus wurde. Ein vermessener Vergleich, könnte man sagen, und ich stimme zu. Noch. Aber Ende der Zwanziger war der Holocaust für die meisten auch noch undenkbar. Und die Welt ist ein Minenfeld geworden, deren Zünder niemand überblicken kann. Ein falsches Wort oder ein unüberlegter Spruch (z.B. ein Schuhkaufwitz im Smalltalkfaden, denn ich kann nicht verleugnen, dass diese Sache meinen sozialen Ängsten einen gewaltigen Schub gegeben und damit das Gedicht inspiriert hat), der von irgendwem in die falsche Richtung interpretiert wird, und man gehört zu den Unerwünschten. Starke Parallelen zu Robespierres Zeiten, würde ich sagen. Auch wenn man noch nicht auf die Guillotine gebracht wird, sondern "nur" gecancelt und ausgegrenzt. Doch irgendwann bleibt den Ausgegrenzten dann wirklich nur noch das Rasiermesser, um "freiwillig" aus der Welt zu scheiden. Und die Paladine (für mich ein Schimpfwort) können sagen: Hey, wir sind doch keine Barbaren und ist doch nicht unsere Schuld, wenn sich jemand selbst umbringt, wir waren das ja nicht.

Ich sehe das Gedicht nicht als Anklage gegen irgendwen im Speziellen, sondern als Mahnung, was dabei rauskommen kann, wenn man "überwoke" (und Paladin) ist, und dass der Weg zur Hölle immer mit guten Absichten gepflastert ist, aber für viele zu neblig, um zu sehen, wohin man gerade geht. Fanatismus ist immer ein Irrweg, für den man selbst blind ist, denn kein (richtiger) Fanatiker nennt sich so. Fanatismus beinhaltet damit auch, dass man gar nicht mehr merkt, was man geworden ist. Ich wollte damit zum Nachdenken anregen und niemanden anklagen. Allerdings muss ich auch sagen, wäre mir nicht jemand per PN beigesprungen, als ich mich völlig überraschend vernichtend angegriffen gefühlt habe, wäre ich jetzt wahrscheinlich nicht mehr im Forum. Somit habe ich mich dann aber rumreißen können, das Thema "Ausgrenzung" lieber im Wettbewerb literarisch zu verarbeiten (auch in der Prosa), statt mich abzumelden. Betrachtet meine Wettbewerbsbeiträge daher bitte als therapeutisches Schreiben und nicht als Kampfansage. Irgendwie muss ich es ja schaffen, aus dieser Depression wieder rauszukommen. Eigentlich wollte ich noch dieses Jahr ein Buch im SP veröffentlichen, aber ich traue mich nicht mehr. Denn ich möchte gar nicht darüber nachdenken, was Leute da alles reinlesen könnten und Zaungäste mit Fackeln und Heugabeln kann ich gerade wirklich nicht gebrauchen. Irgendwie ist mir zwar bewusst, dass es wahrscheinlich nur Paranoia ist, aber ich habe im Leben schon so viel Ausgrenzung erfahren, dass ich rational gerade nicht dagegen ankomme.


_________________
Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Bananenfischin
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant

Moderatorin

Beiträge: 5338
Wohnort: NRW
Goldene Feder Prosa Pokapro IV & Lezepo II
Silberne Harfe



Beitrag04.12.2022 20:07

von Bananenfischin
Antworten mit Zitat

Von mir gibt es zeitbedingt leider nur einen kurzen Kommentar.
Dieses Gedicht ist für mich im Vergleich innerhalb dieses Wettbewerbs ein unterer Punktekandidat. Es birgt eine Fülle von Anspielungen, denen ich allen nachgehen kann, gleichzeitig bleibt es (für mich zumindest) doch sehr hermetisch. Ich kann es jedenfalls nicht entschlüsseln.
Meine Lieblingsstelle ist der letzte Vers.
Am Ende wurden es 4 Punkte.


_________________
Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge

Aktuelles Buch: Geliebte Orlando. Virginia Woolf und Vita Sackville-West: Eine Leidenschaft

I assure you, all my novels were first rate before they were written. (Virginia Woolf)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
dürüm
Wolf im Negligé

Alter: 46
Beiträge: 966
Wohnort: Cape Town
Das bronzene Eis am Stiel Das Bronzene Pfand
Der bronzene Spiegel - Lyrik Podcast-Sonderpreis
Vorlesbar I


Beitrag05.12.2022 15:21
Re: Robespierre
von dürüm
Antworten mit Zitat

Postkartenprosa hat Folgendes geschrieben:
Weltgretchenfragfenster, Catch-42
öffnet die goldene Tür
ist einmal nicht rot Esras Kuh
schließt sie ob des Terrors Gebühr

Drei canceln zwei
und raus springt dabei:
Ein Bartpflegeschatz.

unregeN im Unlicht –
die Straße geht's runter

Blut färbt den Bogen noch bunter.


So. Hallo Kryptiker. Wenn ich nicht wüsste, dass Stimmgabel leider nicht mehr unter uns weilt, ich hätte gesagt, Du musst sein Schüler sein (und das ist ein Kompliment)!

Dieses Gedicht ist definitiv das kryptischste unter allen Beiträgen.

Robespierre ist klar. Der Politiker in Paris, der die Schreckensherrschaft mit verantwortet hat. Also habe ich als Thema erste einmal Angst und Schrecken vermutet. (Im Zusammenhang mit dem Thema Schatz eher überraschend, aber wer weiß, was noch kommt?)
Weltgretchenfragfenster, hier bin ich schon überfordert, denke an Hänsel und Gretel (Hexenterror?) und Greta Thunberg (Klimakrise), aber wieso ein Fragfenster???
Catch-42 nehme ich an bezieht sich auf den Roman? Also die größten Erfindungen der Menschheit und deren Gefahren (vor allem die technischen?)
Dann springst Du in die jüdische Mythologie/Thora mit Esras Roter Kuh. Dazwischen das Öffnen und Schließen von Türen.
Puh. Harter Tobak. Vielleicht öffnet die Technik die goldene Tür (und so wie bei der Büchse der Pandora) der Terror (zum Beispiel Social Media Shitstorms?) schließt sie wieder? Und wieso ist Esras Kuh nicht rot? (die Roten waren doch die perfekten, wertvollen (der Bezug zum Schätzethema??)

Bei der zweiten Strophe hast Du mich verloren.
Welche drei canceln welche zwei?
Cancelculture verbinde ich mit Social Media und Politik, vor allem mit USA, UK, aber auch EU. Literatur (Winnetou?) und die Rückgabe von Kunstschätzen.
Von was für einem Bartpflegeschatz redest Du?
Tja und dann kommt:

unregeN im Unlicht

Unlicht bringt mich auf Pokemon (meintest Du wirklich Unlicht?)
aber was meint das große N in unregeN?

Unlicht ist Dunkel (Hast Du ja auch groß geschrieben)
unregeN hast Du klein geschrieben, ist also ein Verb?
Willst Du da N mit dem großen U von Unlicht kombinieren? NU?

etwas das sächsische nu?

Oder meinst Du den Gegensatz zu "Regen im Licht" = Regenbogen (mit all den Assoziationen, die ich jetzt nicht aufzähle)? und danach die Straße runter (hmm, der Bogen ist ja eher am Himmel, aber der Unregen-unlichtbogen vielleicht auf der Erde/Straße?

Und zum Abschluss das Blut, schließt den Kreis zum Terror von Robespierre und macht den Unregen-unlichtbogen noch bunter.

Hmm.
Also wenn ich etwas mehr verstanden hätte, hättest Du meine Top Ten geschafft.
So wünsche ich mir erst Aufklärung und dann weitere Werke von Dir in der Lyrik.

Gerne gegrübelt. (immer noch am Grübeln)

Gruß
Kerem


_________________
Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß, ob sie wiederkommen.
(Oscar Wilde)
Der Willige wird vom Schicksal geführt. Der Störrische geschleift.
(Seneca)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
d.frank
Geschlecht:weiblichReißwolf
D

Alter: 44
Beiträge: 1122
Wohnort: berlin


D
Beitrag05.12.2022 16:50

von d.frank
Antworten mit Zitat

Mag das, weil es sich traut mit Modernem zu spielen, die Ahnung, die dabei mitschwingt. Ich glaube, es geht um Orientierungslosigkeit und dass man sich die nicht eingesteht?

_________________
Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Heidi
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 42
Beiträge: 1424
Wohnort: Hamburg
Der goldene Durchblick


Beitrag05.12.2022 17:56

von Heidi
Antworten mit Zitat

Zitat:
Robespierre

Weltgretchenfragfenster, Catch-42
öffnet die goldene Tür
ist einmal nicht rot Esras Kuh
schließt sie ob des Terrors Gebühr

Drei canceln zwei
und raus springt dabei:
Ein Bartpflegeschatz.

unregeN im Unlicht –
die Straße geht's runter




Der Titel war ohne Google für mich nicht zu deuten. Geschichtlich bin ich wirklich nicht gut drauf, deshalb freu ich mich dann auch über solche Hinweise in Texten, denn nun weiß ich, dass Robespierre ein französischer Rechtsanwalt, Revolutionär und Politiker war und auf die frühe Phase der französischen Revolution eingewirkt hat; außerdem hatte er auf die Entwicklung dieser, großen Einfluss. Er wurde hingerichtet.

Catch-42 hab ich nur schwer gefunden im Netz. Eine Novelle über unsere Zukunft?
Esras Kuh konnte ich trotz Google nicht zurodnen.  Esra, ein Vorname, je nach Herkunft männlich oder weiblich? So?

Es geht also um einen Revolutionär, es geht um die Weltgretchenfrage, um die Zukunft vielleicht und die beiden zusammen oder eher letzteres öffnet die goldene Tür. Und die ist natürlich nicht rot, weil ja golden und Esras Kuh schließt die Tür zu, wegen des Terrors.
Die Zukunft öffnet die goldene Tür. Golden, das lese ich mit Glück und Wohlstand im Zusammenhang, aber nicht nur äußerlich gesehen, sondern auch als inneren Reichtum, seelischen und geistigen Reichtum, Wissen, Weisheit.
Eine Kuh ist etwa im Hinduismus ein heiliges Tier. Sie ist nicht rot. Ist sie auch golden? Kühe sind ausdauernd und haben eine ausgefeiltes Verdauungssystem. Sie brauchen lange zum Verdauen, aber sie erzeugen auch Milch, die im Hinduismus als transzendentale Nahrung gilt.
Wie bekomme ich das jetzt mit diesem Text zusammen? Hm ...
Die Kuh schließt die Tür, sie ist nicht rot. Sie lebt nicht, vielleicht? Rot, die Farbe die mit Leben im Zusammenhang steht, mit Willenskraft und Stärke. Dann sie vielleicht wirklich golden, die Kuh. Die Heiligkeit, die in der Zukunft liegt?
Aber ich kriege das dann nicht

Zitat:
des Terrors Gebühr


zusammen. Terror ist ja sowas wie Verbreitung von Angst und Schrecken und das  dann gezielt. Bei Gebühr handelt es sich um Geld, der Lohn der Arbeitnehmer.

Die heilige Kuh, die Ausdauer, die Schöpferin der Milch, die Nahrungsspendende ist nicht rot, also nicht lebendig, sie ist so etwas wie der Geist der heiligen Kuh vielleicht und sie schließt die Tür, damit keine Angst und kein Schrecken verbreitet werden kann. So vielleicht.

Dann entsteht ein Bartpflegeschatz, weil drei (was auch immer) drei andere stornieren oder abbrechen, canceln eben.
Aber was ist mit dem Bartpflegeschatz? Wer sind die drei? Wenn sie zwei canceln, dann bleibt einer übrig? Aber wer ist der eine?
Was ist ein Bartpflegeschatz? Es kann nur Rasierzeug sein.

Zuletzt wird die Starre (unrege) – von wem auch immer – in der Dunkelheit (Unlicht) angesprochen. Es gibt auch den unregeN, der angesprochen wird und auf trockenes Wetter (kein Regen, Sonnenschein oder bewölkter Himmel, das wird nicht klar) hindeutet. Und dann es geht bergab.

Ich habe keine Ahnung, was genau Robespierre so gemacht hat, um die französische Revolution einzuleiten. Ich bin wirklich kein Geschichtsprofi, halte das Thema für interessant, denke aber, dass ein Text auch ohne großes Vorwissen und Nachforschen funktionieren sollte, indem er Bilder erzeugt, die allgemeinmenschlich sind und auch die Möglichkeit bestehen sollte, aus dem tiefsten Inneren eines jeden Menschen hervorgeholt zu werden, egal welche Bildung, Vorkenntnisse, Herkunft usw. er hat. Deshalb werde ich auch nicht weiter nachlesen, was Robespierre betrifft.  
Oder ist Robespierre vielleicht einfach als Synonym für Revolution und Widerstand zu lesen? Das würde eventuell Sinn ergeben.

So für sich, ohne die Hintergründe funktioniert der Text nicht gänzlich für mich, obwohl ich ihn extrem spannend finde. Es fühlt sich beim Lesen an, als müsste ich einen Code knacken. Ich kenne das beispielsweise auch von Stimmgabel, dessen Texte ich sehr geschätzt habe, die mir viel gegeben haben, bei denen ich aber nach und nach erst Zugang gefunden habe.

Vielleicht ist dieser Text auch einer, bei dem ich mehr Geduld und Einfühlungsvermögen bräuchte, so erlebe ich ihn aber erst mal lediglich als kryptisch und gedankenlastig.
Mir ist etwa auch der Bartpflegeschatz schleierhaft. Eine Rasierklinge? Rasierschaum? Ist jemand eingesperrt, vielleicht in einem Kerker und braucht als Schatz eine Klinge, um sich den Weg ins Freie zu verschaffen? Aber wie krieg ich das mit Esras Kuh zusammen und der Tür, die sich öffnet und dann wieder schließt, weil die Kuh dazu beiträgt um Angst und Schrecken zu verhindern?

Was mir gefällt ist diese Stelle hier:

Zitat:
unregeN im Unlicht –
die Straße geht's runter


Allein unrege als Begriff finde ich interessant, dann der unregeN, also der Regen, der nicht vorhanden ist. Es gibt also kein Wasser, es ist trocken. Trockenheit und Dunkelheit, weil es ja auch kein Licht gibt, sich alles im Unlicht abspielt. Und dann die Tatsache, dass es runter geht.
Diese Stelle erzeugt ein Bild in mir. Eben die vorangestellte Starre (unrege) Dunkelheit und Trockenheit und dann eine steile Straße, die es bergab geht. Vielleicht ein Abgrund, der sich auftut, wenn Angst und Schrecken verbreitet wird?

Ich weiß nicht so recht, was ich mit dem Text machen soll. Irgendwie ist er spannend und dann wieder viel zu rätselhaft. Aber natürlich ist der Text in den Punkten, er ist einfach zu aufregend und lässt mich nicht ran, und ich würde gern rankommen. Allein deshalb bekommt er Punkte.

Ich kann es selbst kaum glauben, aber der Text bekommt sogar alle zwölf Punkte. Er hat mich sprachlich am meisten überzeugt und inhaltlich am meisten gefordert und sich meinen persönlichen ersten Platz absolut verdient.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Minerva
Geschlecht:weiblichNachtfalter


Beiträge: 1150
Wohnort: Sterndal
DSFo-Sponsor


Beitrag06.12.2022 15:59

von Minerva
Antworten mit Zitat

Vorbemerkung: Leider war meine Zeit diesmal arg knapp, deswegen nur ein kleiner Standard-Kommentar. Embarassed (Sorry)

Nach meiner Ansicht waren alle Beiträge von hoher Qualität und unterhaltsam. Weswegen es deiner nicht auf meine Punkteliste geschafft hat, weiß ich nicht. Das Aussortieren, auch deines Beitrags, ist mir schwer gefallen. sad


_________________
... will alles ganz genau wissen ...
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
anderswolf
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1069



Beitrag08.12.2022 11:09

von anderswolf
Antworten mit Zitat

Schrödingers Katzengedicht: Erkenne ich die Logik, erkenne ich die Logik. Erkenne ich nix, ist die Katze tot. Anspielungen auf Religionsaxiome, aufgehängt unterm Oberterreuristen. Leider leidet unter Hyperhermetik oft die Hermeneutik. Meint "Bartpflegeschatz" Wichse? Ist das Intellektuellenedging? Oder die Abgrenzung Revolution zu Fanatismus?
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Gast







Beitrag08.12.2022 19:52

von Gast
Antworten mit Zitat

Die Welt und mit ihr die Menschheit sind verloren!? Du bist ein Schwarzseher, aber für deine Ernsthaftigkeit und die Leidenschaft, die in deinen Worten mitschwingt, gebe ich dir sehr gerne ein Punktegeschenk! wink

Entschuldigung für den knappen Kommentar, ich bin spät dran rotwerd
Nach oben
dürüm
Wolf im Negligé

Alter: 46
Beiträge: 966
Wohnort: Cape Town
Das bronzene Eis am Stiel Das Bronzene Pfand
Der bronzene Spiegel - Lyrik Podcast-Sonderpreis
Vorlesbar I


Beitrag08.12.2022 22:49

von dürüm
Antworten mit Zitat

Hallo V.K.B.

danke für die Auflösung Deiner kryptischen Zeilen, denen ich jetzt noch lieber folge als vorher.

Was ich gesagt habe, habe ich gemeint. Warum bist Du nicht öfter in der Lyrik?

Einen Tick weniger kryptisch, ein paar Worte mehr, und es wäre klarer geworden.
Aber Du nimmst mich total mit!

Danke für´s Teilen!

Gruß
Kerem/Dyrym


_________________
Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß, ob sie wiederkommen.
(Oscar Wilde)
Der Willige wird vom Schicksal geführt. Der Störrische geschleift.
(Seneca)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

Alter: 51
Beiträge: 6151
Wohnort: Nullraum
Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag11.12.2022 21:08
Re: Robespierre
von V.K.B.
pdf-Datei Antworten mit Zitat

dürüm hat Folgendes geschrieben:
Wenn ich nicht wüsste, dass Stimmgabel leider nicht mehr unter uns weilt, ich hätte gesagt, Du musst sein Schüler sein (und das ist ein Kompliment)!
Interessant, dass du das sagst, denn ich habe tatsächliche viele von Franks Texten gelesen und sie sehr geliebt, besonders, wie er sich herausnahm, Sprache in einer ganz eigenen Form_Variante zu verwenden, die sich dem allgemeinen Verständnis entzieht. Mein englischsprachiger Lieblingsdichter ist e.e.cummings, über dessen Umgang mit Sprache und eigener Gedankenwelt ich im Studium auch eine Hauptseminararbeit geschrieben habe. Stimmgabel hat in seinen Gedichten und Prosatexten (oder meist Grenzbereiche_Mischungen aus beidem) ja ähnliches gemacht, wenn auch ganz anders. Von daher denke ich schon, dass auch er mich beeinflusst hat, was mein Verständnis von (experimenteller) Lyrik angeht.

dürüm hat Folgendes geschrieben:
Warum bist Du nicht öfter in der Lyrik?

Vielleicht deshalb. Das war mein erster Versuch in der Lyrik, als ich neu ins Forum kam. Hat nie jemand gelesen (nehme ich zumindest an, weil nicht mal ein Kurzkommentar). Und dann habe ich gesehen, dass sehr viele andere Lyrikbeiträge auch unkommentiert (und ungelesen?) bleiben. Ein zweiter (zugänglicherer) Versuch zwei Jahre später blieb auch unkommentiert und hat erst, als ich es Jahre später nochmal ergänzt habe, einer einzigen Person zwei Wörter als Kommentar entlockt (wenn auch sehr positiv). Wenn ich etwas schreibe, möchte ich aber auch detaillierteres Feedback haben, und das fehlt mir in den Lyrikbords.

Daher mache ich Lyrik nur noch in Foren-Wettbewerben, wo ich weiß, dass die Texte auch tatsächlich mal von jemandem gelesen und über|durch–dacht werden. Da bin ich eigentlich immer dabei. Und das Gedicht hier hatte dir ja auch sehr gut gefallen.


_________________
Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 1

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> DSFo Wettbewerbe -> Lesezeichenpoesie
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  

BuchEmpfehlungBuchEmpfehlungEmpfehlungBuchEmpfehlungEmpfehlungBuchBuch

von Mika

von anuphti

von Schreibmaschine

von Valerie J. Long

von BirgitJ

von jon

von MosesBob

von EdgarAllanPoe

von zwima

von Leveret Pale

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!