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Kapitel aus dem Roman (Manuskript): "Cultural Profiling"


 
 
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chaton
Gänsefüßchen
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Beiträge: 32
Wohnort: Duisburg


C
Beitrag08.12.2022 20:38
Kapitel aus dem Roman (Manuskript): "Cultural Profiling"
von chaton
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Wege des Täters

Im fernen Afghanistan, genauer gesagt in einem Dorf der mehrheitlich von schiitischen Hazara bewohnten Provinz Bamiyan, nimmt das sinistre Schicksal des angehenden Psychopathen und Sexualmörders erste Gestalt an. Seine Zwangseinschulung in der illegalen Koranschule der seinen Heimatort de facto kontrollierenden Taliban hatten ihm Prügel und sexuelle Misshandlungen durch den Lehrer eingebracht. Auf dem Lehrplan des Mannes stand die gewaltsame Konvertierung von Kindern und Jugendlichen zum sunnitischen Islam, zumindest zur Unterwerfung unter die soziale und politische Herrschaft der Paschtunen. Als der 11jährige traumatisierte Junge heimkam und weinend von der brutalen Behandlung berichtete, die ihm widerfahren war, geboten ihm seine verängstigten Eltern zu schweigen. Niemand wisse, welche Repressalien den Taliban noch einfallen mochten. Von den Behörden war keine Hilfe zu erwarten. Die Mitarbeiter waren überwiegend Paschtunen und nicht wenige steckten mit den Taliban unter einer Decke. Die blutigen Machtkämpfe erlebte die Familie wie die übrigen Dorfbewohner als inner-paschtunische Rivalität. Für sie blieb nur die Opferrolle. Die USA und ihre Verbündeten mit ihren Truppen hatten überhaupt keine Ahnung, was in diesem Land vorging. Mehrere Familien ihres Dorfes hatten schon die Flucht in den Westen, also in den Iran, angetreten. Die spärlichen Nachrichten, die irgendwann das Dorf erreichten, sprachen von schwierigen Bedingungen, aber zumindest in Teheran gebe es Möglichkeiten, unterzukommen und etwas Arbeit zu finden.
Die Eltern fassten den Entschluss, mit ihrem mittlerweile 15jährigen Sohn und ihrer 13jährigen Tochter die Flucht in den Iran zu wagen.

Etwa zum gleichen Zeitpunkt wechselte Luisa auf das Gymnasium und die grausige Bluthochzeit der beiden lag noch zehn Jahre vor ihnen.
Der Junge hingegen wechselte in die Lebensschule eines Flüchtlings, allerdings mit einem besonderen traumatisierenden Handicap. Der Talibanlehrer hatte seine Seele übel zugerichtet. Er sollte mit niemandem darüber sprechen, sich nicht einmal dem afghanischen Kinderarzt und seiner Frau anvertrauen, die ihn neun Jahre später in Deutschland aufnahmen, sich aufrichtig um ihn bemühten und dennoch nicht in seine Seele vordringen konnten. Erst gegen Ende seines Prozess sollte er das Detail seiner Vergewaltigung preisgeben. Vielleicht hatte ihm sein Pflichtverteidiger dazu geraten, seine „schwere Kindheit“ als mildernden Umstand geltend zu machen. Aber da er nicht wusste, was Reue war, hörte niemand mehr hin, weil er ein ausgemachtes Monster war, natürlich voll schuldfähig, wie sich ein psychiatrischer Gutachter zu versichern beeilte. Man wollte sich schließlich nicht der vollen Härte des Gesetzes in den Weg stellen.
Die Familie des Jungen fand in Teheran Anschluss an die Hazara-Community, die ihnen Unterschlupf gewährte. Vater, der sich auf das Schustern verstand, fand Arbeit bei einem kleinen Schuhmacher im Süden der Stadt und die Mutter flickte Kleidungsstücke bei einer Schneiderin. Der Junge machte sich als Laufbursche auf einem Obst- und Gemüsemarkt nützlich, während die Schwester zu Hause blieb und den kleinen Haushalt besorgte, so gut sie konnte.
Vier Jahre hielt er es in Teheran aus. Seine erzwungene Hypersexualisierung machte während seiner Pubertät triste Fortschritte. Er leistete sich erste sexuelle Übergriffe an jüngeren Mädchen, die für ihn folgenlos blieben. Die Mädchen schwiegen aus Scham. Er selbst entwickelte einen Macht- und Besitzrausch Frauen gegenüber, der die Herrschaft in seinem Bewusstsein übernehmen sollte. Die Erwachsenen seines Umfeldes hatten genug mit dem täglichen Überlebenskampf zu tun und kümmerten sich nicht um derartige kleinere Vorfälle, wenn sie denn überhaupt wahrgenommen wurden.
Das armselige Leben, das ihm auferlegt war und das ausweglos erschien, machte ihm zu schaffen. Das war nicht sein Leben, er entwickelte Verachtung für dieses Leben und träumte von machtvollem Reichtum. Als er neunzehn war, stand sein Entschluss fest, nach Deutschland zu wandern, diesem mythischen Land im fernen Norden, wo der Überfluss herrschte. Seine Eltern widersetzten sich nicht. Vater murmelte etwas von man werde vielleicht nachkommen, wenn er dort ein besseres Leben finden sollte, was er ihm von ganzem Herzen wünsche. Mutter und seine Schwester weinten bittere Tränen, als befürchteten sie, dass man sich in diesem Leben nicht mehr wiedersehen würde.
Ausgestattet mit einigen Dollar, einem iranischen Smartphone, das er auf einem Schwarzmarkt in Teheran erworben hatte und das mit einen kleinen Guthaben versehen war, sowie mit einer gefälschten Aufenthaltserlaubnis der Stadt Teheran, deren Angaben zum überwiegenden Teil frisiert waren mit Ausnahme seines Namens, Vornamens und ursprünglichen Wohnortes in Afghanistan, machte sich der junge Mann auf den beschwerlichen Weg, der ihn quer durch die Türkei an die Küste des Ägäischen Meeres führte. Die Straße sozialisierte ihn endgültig, seine Intelligenz machte ihn zum kalkulierenden und zugleich brutalen Opportunisten. In der Türkei wechselte er die Simkarte seines Smartphones und besorgte sich ein neues Guthaben. Drei Versuche benötigte er, um auf der Insel Lesbos Fuß zu fassen. Dann hatte er es endlich geschafft. Er wurde in ein Aufnahmelager der Insel geführt und nach drei Monaten in ein Lager im Norden Griechenlands verlegt. Dort erhielt er schließlich am Ende eines Asylverfahrens die ersehnte Registrierung als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling.

In all den Monaten seiner Irrfahrt durch die Türkei, die schließlich ein glückliches Ende mit der Landung auf Lesbos fand, hatte er seiner Famlie nur sporadisch ein Lebenszeichen per SMS zukommen lassen. Jetzt aber besaß er die Mittel, um sich noch im Lager eine griechische Simkarte zu besorgen und ein anständiges Guthaben dazu. Er rief seine Eltern in Teheran an und machte ihnen die freudige Mitteilung, dass er in Griechenland sei. Mit den Behörden sei alles geklärt, seine Anerkennung als Flüchtling sei erfolgt und er warte noch auf die entsprechenden Ausweisdokumente. Dann werde er versuchen, sich nach Deutschland durchzuschlagen, in jenes gelobte Land, das ständig in den Unterredungen der Älteren auftauchte und ihm mittlerweile als Paradies erschien. Die Eltern dankten ihrem Sohn für diese guten Nachrichten und Allah dafür, dass er die Wege ihres Sohnes so gütig gelenkt hatte.
In Griechenland hätte der Neustart seines Lebens erfolgen können, ein großes Reset und selbst die frisierten Angaben, mit denen er sich den kleinen Vorteil verschafft hatte, ein paar Jahre länger als Minderjähriger zu gelten, störten nicht den Start in eine neue Zukunft. Er wäre halt den Rest seines Leben amtlich drei Jahre jünger gewesen, als er in Wirklichkeit war. Dafür hätte er drei Jahre länger arbeiten müssen, um in Rente zu gehen. Alles hätte sich ausgeglichen.
Aber seine krankhafte Persönlichkeitsveränderung brach noch an Ort und Stelle aus. Die neue Perspektive ungeahnter Freiheit und die trunkene Vorstellung unbegrenzter Möglichkeiten ließen sein Bewusstsein anschwellen und ausrasten. Er beging einen Raubüberfall auf eine junge Frau und schubste sie brutal eine Böschung hinunter. Die Beute war lächerlich gering. Es sah eher danach aus, als wäre der Raubüberfall ein Vorwand gewesen, hinter dem sich das eigentliche Motiv einer Vergewaltigung verbarg. Niemand erkannte den gefährlichen Psychopathen. Das Gericht entschied sich für Diebstahl in Tateinheit mit versuchtem Totschlag und verurteilte ihn zu einer zehnjährigen Jugendstrafe. Sein laufendes Asylgesuch wurde abgelehnt. Alles bewegte sich auf eine Abschiebung zu. Doch Behördenchaos und ein Amnestiegesetz der neuen Regierung, die überbelegte Gefängnisse entlasten und Kosten sparen wollte, führten ihn zurück in die Freiheit. Er nutzte die Gelegenheit, sich abzusetzen, reiste über Österreich illegal nach Deutschland ein, kam am zukünftigen Tatort an, wo er bei der Polizei ohne Vorlage von Personaldokumenten einen Asylantrag als unbegleiteter Minderjähriger stellte. Die Polizei leitete den Antrag an das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Nürnberg zur Bearbeitung weiter. Die Bearbeitung würde Monate dauern. Unterdessen fand die Stadt einen Platz bei einem bekannten afghanischstämmigen Facharzt und seiner deutschen Frau. Besser hätte der Neustart in Deutschland eigentlich nicht sein können. Doch er täuschte und manipulierte das Ehepaar, spielte perfekt den Angepassten, war nächtelang auf Tour, frequentierte die Milieus der Flüchtlinge und anderer sozialer Randexistenzen, baute sich Respekt und Anerkennung auf, wie es seine megalomane Persönlichkeit verlangte. Ein knappes Jahr lag noch vor der finalen Katastrophe.

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Dorka
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Beitrag13.12.2022 12:28

von Dorka
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Hallo chaton,

Meine Gedanken zu Deinem Text:

Du beschreibst Deinen Text als Roman (Manuskript). Da würde ich einen Romantext erwarten. Dein Text liest sich für mich eher als Zusammenfassung, aus der ein Roman werden könnte. Geschehnisse (... wird zum Täter, eine Bluthochzeit in zehn Jahren) werden angekündigt. Das kann man natürlich machen in einem Roman, aber nimmt das nicht die Spannung (auch wenn es natürlich viele gute Beispiele für "how dunnit" gibt)?
Auch bist Du von den Figuren sehr weit weg, hältst damit die Leserin auch von ihnen weg, ein Mitfühlen, Mitleiden wird so verhindert.

Wenn Du all das voranschickst, um die Motivation des Täters zu erklären und erst später in das Geschehen einsteigen willst, scheint es mir zu viel an Information, wenn auch ganz unterhaltsam geschrieben.

Zu Deinem Täter: wenn ich es richtig verstanden habe, wird man nicht zum Psychopathen, sondern so geboren.
Wikipedia schreibt: "Für die Psychopathie[16] konnte nachgewiesen werden, dass verschiedene Hirnregionen ein Struktur- oder Funktionsdefizit aufweisen. Die Gehirnmasse in der präfrontalen und orbitofrontalen Großhirnrinde ist reduziert."

Dass jemand mit so einer Leidensgeschichte (und ja auch schon Tätergeschichte) ausgerechnet ausrastet, als das Leben beginnt, etwas freundlicher zu ihm zu sein, finde ich seltsam. Auch fiel mir auf, dass zwar eines der Opfer - Luisa - einen Namen hat, der Täter, dessen Geschichte angerissen wird, aber nicht.

Vielleicht magst Du kurz skizzieren, welche Funktion der Text in Deinem Roman haben soll? Steht er als Einführung am Anfang? Wird er noch ausformuliert?

Gruß
Dorka


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Janus
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Beitrag13.12.2022 12:39

von Janus
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Hallo Chaton,

ich kann mich den Worten von Dorka nur anschließen. Ich habe den von Dir eingestellten Text gerne gelesen und muss sagen, dass ich darin einige intelligente Gedankengänge und einen zurückhaltenden und interessanten Stil, der sich nicht aufdrängt, sondern den Inhalt seinen Raum lässt, entdecken konnte.

Trotzdem glaube ich, dass die ganze Geschichte bereits in diesem Text enthalten ist. Wenn ich an das Prinzip "show, don´t tell" denke, komme ich zu dem Schluss, dass dein Text ausschließlich aus dem "tell" Aspekt besteht.

Ich finde dieser Text ist sehr gut geeignet, um ihn als Orientierung zu nehmen für deine eigentliche Geschichte, die, wenn sie in ihrer potenziellen Tiefe erzählt wird, sicherlich jedenfalls mein Interesse wecken könnte.

Ich hoffe, dass du meinen Anmerkungen etwas nützliches entnehmen konntest.

Beste Grüße
Janus


EDIT: Vielleicht klärst du uns auch auf, was Du mit dem Roman bezwecken möchtest, bzw. gibst uns ein paar weitere Hintergrundinformationen, um deinen Text besser einordnen zu können?
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chaton
Gänsefüßchen
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Beitrag13.12.2022 13:37

von chaton
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Dorka hat Folgendes geschrieben:
Hallo chaton,

Meine Gedanken zu Deinem Text:

Du beschreibst Deinen Text als Roman (Manuskript). Da würde ich einen Romantext erwarten. Dein Text liest sich für mich eher als Zusammenfassung, aus der ein Roman werden könnte. Geschehnisse (... wird zum Täter, eine Bluthochzeit in zehn Jahren) werden angekündigt. Das kann man natürlich machen in einem Roman, aber nimmt das nicht die Spannung (auch wenn es natürlich viele gute Beispiele für "how dunnit" gibt)?
Auch bist Du von den Figuren sehr weit weg, hältst damit die Leserin auch von ihnen weg, ein Mitfühlen, Mitleiden wird so verhindert.

Wenn Du all das voranschickst, um die Motivation des Täters zu erklären und erst später in das Geschehen einsteigen willst, scheint es mir zu viel an Information, wenn auch ganz unterhaltsam geschrieben.

Zu Deinem Täter: wenn ich es richtig verstanden habe, wird man nicht zum Psychopathen, sondern so geboren.
Wikipedia schreibt: "Für die Psychopathie[16] konnte nachgewiesen werden, dass verschiedene Hirnregionen ein Struktur- oder Funktionsdefizit aufweisen. Die Gehirnmasse in der präfrontalen und orbitofrontalen Großhirnrinde ist reduziert."

Dass jemand mit so einer Leidensgeschichte (und ja auch schon Tätergeschichte) ausgerechnet ausrastet, als das Leben beginnt, etwas freundlicher zu ihm zu sein, finde ich seltsam. Auch fiel mir auf, dass zwar eines der Opfer - Luisa - einen Namen hat, der Täter, dessen Geschichte angerissen wird, aber nicht.

Vielleicht magst Du kurz skizzieren, welche Funktion der Text in Deinem Roman haben soll? Steht er als Einführung am Anfang? Wird er noch ausformuliert?

Gruß
Dorka


Hallo Dorka,
Danke für dein Feedback.

a) Dein Hinweis zum Psychopathen: ich werde die Formulierung „angehender Psychopath“ ersetzen durch: „Psychopath und angehender Sexualmörder“. Das müsste genauer passen.
Nicht jeder Psychopath zieht eine Spur der Zerstörungen hinter sich. Die meisten werden wohl von der Gesellschaft an die „kurze Leine“ gelegt - aber nicht immer, manche drangsalieren ganz schön ihr Umfeld, wenn sie ein Zipfelchen Macht halten, in Familie oder Firma.

b) ja, der Name des Jungen/späteren Mörders kann genannt werden. Ich nenne ihn im Verlauf der Geschichte Muhamad.

c) der Auszug ist in der Tat Teil einer Vorgeschichte und resümiert die „Lebenswege“ des Täters und des Opfers sowie das gesellschaftliche Umfeld des Sexualmordes, seine strafrechtliche Würdigung, die damaligen Reaktionen in der Bevölkerung und die Kommentierung in den Medien.

c) Danach kommt ein „Cut“ von ein paar Jahren. Die „Hauptperson“, ein Student der Medienwissenschaften namens Greg, tritt auf. Dieser möchte über den medialen Umgang mit dem Mordfall eine Masterarbeit schreiben. Er gewinnt Professor Bertram als Betreuer und Förderer seiner Überlegungen.
Greg formuliert beunruhigende Einsichten zur politischen „Diskurs- und Machtverschiebung“ im heutigen Deutschland und verlässt anschließend die Uni, um als Lehrer in einer Bildungseinrichtung der AWO Oberhausen Migranten und Flüchtlinge zu unterrichten.

„Eines Tages“ wird Shaima, die jüngere Schwester des Mörders, seine Schülerin. Ein Zufall. Die Familie war dem Sohn nach Deutschland nachgefolgt.

Shaima verrät sich, d. h. Greg ahnt es, als sie sich im Unterricht nach dem Begriff der „Sicherungsverwahrung“ erkundigt.

Greg versucht, Shaima zu erklären, dass ihr Bruder geistig schwer gestört ist, auch wenn dies für sie unvorstellbar ist. Er skizziert ein mögliches weiteres Vorgehen. Die junge Frau vertraut ihm und willigt ein, dass Greg sich um ihren Bruder kümmert. Greg hat die Intuition, dass vielleicht ein "interkultureller" Umgang mit der psychischen Störung des Muhamad gesucht werden muss, um etwas zum Guten zu wenden.  
Er gewinnt seinen alevitischen Nachbarn Kadir, mit dem er einen vertrauensvollen Umgang pflegt. Kadir ist ein führendes Mitglied der alevitischen Gemeinde und verfügt über reichlich Beziehungen. Er gewinnt Ercan Akdemir (Rechtsanwalt) und Dr. Yigit (Facharzt für Psychiatrie). Gemeinsam organisieren sie eine etwas andere „Soko Muhamad“ und wollen Muhamad aus dem Abgrund seiner Entmenschlichung „rausholen“. Nun, es passiert einiges. Der Roman lässt das Ende offen, suggeriert aber eine neue Lebenschance für Muhamad.

Ein bisschen Liebesgeschichte ist auch dabei (Nein, nicht Greg und Shaima), sowie geistreiche Wanderungen und Radtouren am Oberen Mittelrhein.

Und schließlich ein intensiver Gedankenaustauch zwischen Greg, Kadir und der alevitischen Gemeinde zur „(multi-)kulturellen Lage“ im heutigen Deutschland. Ebenfalls mit überraschenden (?) Einsichten.

Gruß
chaton

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Dorka
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Beitrag13.12.2022 14:32

von Dorka
Antworten mit Zitat

Hallo chaton,
danke für die Erklärungen.

Ganz subjektiv: wenn ich mich beim Lesen eines Romanes durch Seiten voller Zusammenfassungen von Lebenswegen und juristischer Würdigung arbeiten müsste, bevor der Roman endlich losgeht, hättest Du mich nach spätestens zwei Seiten verloren. Anderen mag es da anders gehen.

Nur zum Überlegen: warum beginnst Du nicht bei Greg und lässt ihn all das entdecken, was Du vorher zusammenfassend schreibst? Vielleicht verbeisst er sich so in den Fall, dass er auch Beteiligte an dem Geschehen besucht und befragt? Das gäbe Gelegenheit, wichtige Ereignisse deutlicher und ausführlicher zu beschreiben. Auch könntest Du Teile von Gerichtsurteilen oder Zeugenaussagen - durch Greg gelesen - zitieren oder sie von Greg zusammenfassen lassen (etwa, wenn er einem Unterstützer davon erzählt).

Ich musste bei Deinem Text auch an Ruth Rendell: Urteil in Stein denken. Auch hier werden zu Beginn gleich Mörderin und Opfer benannt. Aber alles wird in die Handlung verwoben. In der Art: "wenn er diesmal anders entschieden hätte, hätte er dem Massaker entkommen können". Du kannst also durchaus Geschehnisse vorwegnehmen, ohne an Spannung zu verlieren, wenn Du die Handlung nicht vergisst.

Aber wie immer: nur meine Sicht.

Gruß
Dorka


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