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Jona Schneckenpost
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Beiträge: 13
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Enfant Terrible alte Motzbirne
Alter: 30 Beiträge: 7278 Wohnort: München
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27.08.2008 13:30
von Enfant Terrible
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Dein Gedicht spricht mich an! Es wirkt sehr menschlich, und trotz der schlichten, klaren Wortwahl nicht abgedroschen, sondern sehr gefühlvoll und authentisch. Das Werk erzählt eine Geschichte der Einsamkeit, die unter die Haut geht, gerade wegen des ehrlichen, unprätentiösen Stils.
Zitat: | Träume zerren mit kalten Händen
Schlaf schleicht sich davon
rote Linien verhöhnen mich
morgens um halb zwei |
Vor allem die erste Strophe gefällt mir sehr gut - sie erzeugt eine dichte Stimmung mit interessanten Bildern! Die kursiven Verse finde ich gelungen, sie transportieren Emotionen, ohne lamentierend zu wirken.
Zitat: | In der Wohnung gegenüber
brennt noch leises Licht
eine Frau steht dort am Fenster
die Tochter fest umhaltend |
D'accord, auch wenn sich das kursive Wort für mich gewöhnungsbedürftig, bzw nicht ganz korrekt liest. "umklammernd", "umschlingend", oder einfach "haltend" wären passende Alternativen, vielleicht so etwas wie:
...die Tochter fest in die Arme geschlossen
oder Ähnliches.
Je nach dem, welche Variante deinen Geschmack anspricht.
Zitat: | Am Sonntag bist du gegangen
hast deinen Geist mitgenommen
den Rest einfach liegen lassen
als wolltest du ihn nicht mehr |
Beim ersten Vers dieser Strophe befürchtete ich noch ein Absinken ins Klischee, wurde aber von den nachfolgenden Bildern positiv überrascht - sie verdeutlichen das Verlassenwerden auf eine erfrischende Weise. Alles außer dem Geist, dem wichtigsten, zurückgelassen... das erzeugt Stimmung und bietet Interpretationsspielraum. Eine in ihrer Schlichtheit sehr gelungene Strophe!
Zitat: | Stehe am dunklen Fenster
weine um mein Kind, dass nie war
um ihr Kind, dass nie mehr sein wird
getrennt durch die Wände der Einsamkeit |
Am Rest deines Werks gemessen muss ich leider sagen, dass diese Strophe etwas schwächer wirkt. Sie befriedigt nicht völlig beim Lesen, weil sie - zumindest in meinen Augen - keine richtige Pointe bildet. Die Zeilen wirken fast "zu" schlicht, und während das restliche Werk trotz seines starken Inhalts eine Art angenehme Nüchternheit beibehält, schwingt hier etwas Melodramatik mit, die das Ende ein wenig abschwächt. Ich hätte mir entweder ein explizites Zurückkehren zum Stoff der ersten Strophe gewünscht, oder eine Art Conclusion, vielleicht eine Katharsis.
Verstehst du, was ich meine?
Ansonsten aber habe ich das Gedicht sehr gerne gelesen!
_________________ "...und ich bringe dir das Feuer
um die Dunkelheit zu sehen"
ASP
Geschmacksverwirrte über meine Schreibe:
"Schreib nie mehr sowas. Ich bitte dich darum." © Eddie
"Deine Sprache ist so saftig, fast möchte man reinbeißen." © Hallogallo |
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Jona Schneckenpost
J
Beiträge: 13
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J 27.08.2008 15:44
von Jona
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Das ging jetzt wirklich schnell. Richtete mich auf Tage des Wartens ein. Danke schonmal für die Geschwindigkeit.
Du hast wirklich den Finger genau auf die unmöglichen Worte gelegt.
Terrorkrümel hat Folgendes geschrieben: |
Zitat: | In der Wohnung gegenüber
brennt noch leises Licht
eine Frau steht dort am Fenster
die Tochter fest umhaltend |
D'accord, auch wenn sich das kursive Wort für mich gewöhnungsbedürftig, bzw nicht ganz korrekt liest. "umklammernd", "umschlingend", oder einfach "haltend" wären passende Alternativen, vielleicht so etwas wie:
...die Tochter fest in die Arme geschlossen
oder Ähnliches.
Je nach dem, welche Variante deinen Geschmack anspricht.
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Ich suche hier noch nach einem Bild, dass in einem Wort alles beschreibt. Umarmend - zuviel gebend. Umklammernd - zuviel Verzweiflung ohne Trost. (Fest)haltend - bleibe bei mir. Umhaltend - der Versuch des Bildes eines beschützenden Kokons, der beide umfasst.
Terrorkrümel hat Folgendes geschrieben: |
Zitat:
Stehe am dunklen Fenster
weine um mein Kind, dass nie war
um ihr Kind, dass nie mehr sein wird
getrennt durch die Wände der Einsamkeit
Am Rest deines Werks gemessen muss ich leider sagen, dass diese Strophe etwas schwächer wirkt. Sie befriedigt nicht völlig beim Lesen, weil sie - zumindest in meinen Augen - keine richtige Pointe bildet. Die Zeilen wirken fast "zu" schlicht, und während das restliche Werk trotz seines starken Inhalts eine Art angenehme Nüchternheit beibehält, schwingt hier etwas Melodramatik mit, die das Ende ein wenig abschwächt. Ich hätte mir entweder ein explizites Zurückkehren zum Stoff der ersten Strophe gewünscht, oder eine Art Conclusion, vielleicht eine Katharsis
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Ja, die letzte Strophe ist falsch. Ich hatte von Beginn weg Schwierigkeiten mit diesem Einbringen des "Ich". Der Versuch der Rückkehr:
Träume zerren mit kalten Händen
Schlaf schleicht sich davon
rote Linien verhöhnen die Nacht
morgens halb zwei
In der Wohnung gegenüber
brennt noch leises Licht
eine Frau steht dort am Fenster
die Tochter, klein in ihrem Arm
Dort hast du gelebt,
gelacht, geweint, geschwiegen,
vielleicht deinen ersten
scheuen Kuss bekommen
Am Sonntag bist du gegangen
hast deinen Geist mitgenommen
den Rest einfach liegen lassen
als wolltest du ihn nicht mehr
Nebel zieht langsam in die Stadt
löst Grauschatten von kalten Wänden
Briefkastenklappern, Morgenduft
das Fenster gegenüber dunkel und leer
Danke für deine Kritik. Die positive wie auch negative. Sie hat mich weitergebracht und die Worte - vorerst - davor bewahrt im Altpapier zu landen. Nun kann ich weitersuchen brauchtest den Rest nicht mehr oder doch wolltest ihn nicht mehr ... grüne Linien ...
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