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Hannah (Roman)


 
 
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andreas79650
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 54
Beiträge: 19
Wohnort: Schopfheim


Beitrag17.11.2022 18:45
Hannah (Roman)
von andreas79650
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Zusammen,
ich habe gerade meinen Roman fertiggestellt und würde gerne eure Meinungen dazu hören. Bin gespannt und bedanke mich schon mal im Voraus für eure Meinungen.
LG Andreas

Einleitung
Mein Name ist Hannah. Ich bin Jüdin. Ich erwähne es hier gleich am Anfang, denn es hat mein Leben geprägt. Und in diesem Buch geht es um mich und um mein Leben – alles in allem ein glückliches Leben, auch wenn es erst nicht so aussah. Doch dann hat sich der Erfolg eingestellt, und wir gehören heute zur Oberschicht.
Für alle sichtbar wurde unser Glück, als mein Mann Hans und ich in Freiburg eine der schönsten Villen dort kauften. Damals trug sie den schönen Namen Villa Else, benannt nach Else Weil, die dort einst mit ihrem Mann lebte. Nun sitze ich hier in der Villa Mangold – die heute unseren Familiennamen trägt – an meinem Schreibtisch und schreibe in meinem eleganten Arbeitszimmer an diesem Buch und lasse mein Leben Revue passieren.
Heute ist es ein ganz normales Gefühl, sich als Jüdin frei draußen auf der Straße zu bewegen. Es sieht einem ja niemand an, und Juden werden längst nicht mehr in der Öffentlichkeit gedemütigt. Nur ich selbst weiß eben, wer ich bin und dass meine heutige Freiheit alles andere als selbstverständlich ist.
Natürlich gibt es Antisemitismus schon immer; es gibt ihn jetzt und wird ihn immer geben. Manche Leute brauchen eben ihre Vorurteile, und einige wenige setzen sie sogar in die Tat um. Aber das ist heute selten geworden, und gleich erhebt sich in solchen Fällen ein gesellschaftlicher Aufschrei.
Aber als ich ein Kind war, wurde man für seine Herkunft nicht nur belästigt, sondern ermordet. Es ist nicht einmal lange her. Ich kann mich noch gut daran erinnern. Ich war um die 12. Es wird mir für immer in den Knochen stecken, so friedlich die Verhältnisse inzwischen auch sind.
Ich war ein bildhübsches Mädel, bereit für die erste große Liebe. Doch daraus wurde nichts. Mein Traum platzte, als der Krieg begann. Mein Volk wurde gejagt, verschleppt und zum großen Teil ermordet, obwohl wir doch gar keine Kriegspartei waren. So viele Menschen, Buben und Mädel, aber auch Mütter und Väter wurden bestialisch ermordet – bis in die letzten Kriegstage hinein, als der Krieg längst verloren war.
Ich und meine Familie hatten Glück. Gemeinsam mit ein paar wenigen anderen konnten wir einem Todeszug entkommen, uns verstecken und diese grauenhafte Zeit überleben.
Wir waren aus unserem Zuhause verschleppt, vom Nazi wie Dreck behandelt worden. Mancher wurde ermordet, weil er sich weigerte, sein Heim zu verlassen. Wir waren in so genannte Umsiedlungslager gekommen, dann wie dreckiges, stinkendes Vieh in Eisenbahnwaggons getrieben worden. In einem Waggon waren so viele Menschen, dass man sich nicht hinsetzen oder gar sein Geschäft verrichten konnte. Man ließ es einfach laufen und versuchte zu überleben. Wer überlebte, kam in ein Internierungslager und überlebte auch dies, wenn er Glück hatte.
Wir hatten Glück. Unser Zug wurde von Kampffliegern angegriffen und entgleiste. Wir suchten Unterschlupf in einem verlassenen Gehöft, und eine kleine Gruppe von uns wagte sich auf den Rückweg nach Berlin. Dort gab es eine Zuflucht. Viele von uns überlebten dort dank unseres Helden Eliam Katzenstein. Er war der Anführer in der Zuflucht und nahm uns auf.
Karl, ein junger Wehrmachtssoldat, tötete sogar einen Kameraden, um Eliam Katzenstein und Adam, meinen Bruder, zu retten. Karl und Eliam waren vor dem Krieg beste Freunde gewesen und hatten einander bei ihrem Blute ewige Freundschaft geschworen. Nun bewies Karl seine Treue, indem er unseren Feind tötete, auch wenn es nur ein einzelner Soldat war.
Als Eliam damals den Schuss aus Karls Waffe hörte, dachte er erst, Karl habe sich selbst erschossen, und er und Adam blieben jahrelang in diesem Glauben, denn sie flohen, so rasch ihre Beine sie trugen. Erst in den letzten Kriegstagen fand Eliam heraus, dass Karl noch lebte und rettete ihm nun seinerseits das Leben.
Karl war desertiert, da er keinen Sinn in einem nutzlosen Krieg sah und diesen auch nie gewollt hatte. Er wurde aufgegriffen und sollte an einer der Laternen in der Wilhelmstraße Nähe Reichskanzlei aufgeknüpft werden. Doch er stolperte benommen und fast verhungert vor Eliams Geländewagen und konnte im Bombenhagel entkommen, weil die Soldaten, die ihn hängen sollten, fast noch Jugendliche waren und abhauten. Karl ließen sie unverrichteter Dinge zurück.
Ja, Eliam war unser Held. Er wollte das aber nicht hören. Er ging nach dem Krieg nach Holland, um seine Freundin Rachel zu suchen.
Doch auch in einer schrecklichen Zeit geht das Leben weiter, zumindest für die, die am Ende übrigbleiben. Sie werden nicht allein gelassen, sondern finden Verbündete, Gerechte sogar. Ich fand im Überlebenskampf meinen geliebten Mann Hans Mangold. Ihn heiratete ich später.
Es gab gute Christen wie das Bauernpaar Adaja und Gustav, wo uns so sehr geholfen haben. Wir mussten ja etwas zu essen haben. Gustav und zwei weitere Bauern aus dem Berliner Umland gaben uns, was sie entbehren konnten. Die beiden sind uns sehr ans Herz gewachsen. Erst später erfuhr ich, dass Gustav auch Adaja vor dem Nazi gerettet hatte. Sie war Jüdin, er evangelischer Christ. Ein befreundeter Pfarrer verheiratete sie und besorgte gefälschte Papiere. Ihr Name war seitdem Marta, aber in ihrem Herzen blieb sie Adaja.
Ohne Adaja und Gustav hätten wir oft hungern müssen, und ich hätte Hans nie getroffen. Die beiden fanden ihn fast tot im Wald und pflegten ihn gesund. Wir nahmen ihn in der Zuflucht auf. Es war Liebe auf dem ersten Blick.
Die beiden nahmen auch unseren Eli auf. Seine Familie war von den Nazi ermordet worden. Eliam hatte ihn gerettet und ihm ein Zuhause in der Zuflucht gegeben. Eli war richtig vernarrt in Adaja, und als wir dort einmal Nahrung holten, beschloss er, bei den beiden zu bleiben. Eli wurde ihr Sohn. Das war das Beste für ihn, und sie halfen ihm auch dabei, nicht angesichts seines schweren Schicksals zu verbittern. Eli wurde ein fabelhafter Mensch. Er lebt heute noch mit seiner Familie auf dem Hof seiner Eltern und ist Rinderzüchter. Die ländliche Region um Berlin bot sich damals und bietet sich auch noch heute sehr gut dazu an.
Nachdem wir den Krieg überlebt hatten und Eliam Katzenstein (Gott hab ihn selig) mit dem russischen Befehlshaber Marschall Konstantinowitsch eine Übereinkunft getroffen hatte, waren wir endlich wieder frei! Aufgrund von Eliams beachtlichem Verhandlungsgeschick bekamen wir von Marschall Konstantinowitsch ein altes Lager, welches vor dem Krieg Jugendfreizeiten gedient hatte. Dort machten wir es uns gemütlich und bauten unsere Gemeinde auf. Heute stehen dort nur noch Mauerreste. Die DDR wollte nicht an unsere Geschichte erinnern. Die jüdische Flagge mit unserem Davidstern weht dort schon lange nicht mehr.
Was war das für ein Gefühl, nach so langer Zeit unter der Erde auf einmal durch die zerbombten Straßen von Berlin zu laufen! Nun, es war nur eine prekäre Freiheit, und wir verdankten sie nur dem russischen Besatzer. Wäre es nach den Deutschen gegangen … Wir Juden wurden jetzt zwar nicht mehr ermordet, aber gehasst haben sie uns dennoch, vielleicht sogar noch mehr als zuvor, denn wir wussten ja jetzt, was sie uns angetan hätten, wäre ihnen nicht im letzten Augenblick das Handwerk gelegt worden.
Wir sahen es an ihren Blicken, als sie uns zerlumpte Gestalten sahen, und sie ließen sich auch einschlägige Kommentare nicht nehmen wie zum Beispiel: »Na! Hat man euch vergessen? In Auschwitz brennen sicher noch die Öfen!« Später wollten sie ja alle nichts gewusst haben, aber damals waren sie gut informiert, und man konnte auch nicht sagen, dass sie etwa eine Faust in der Tasche gemacht hätten, weil sie ja doch keinen Widerstand hätten leisten können. Nein, das ist alles nicht wahr, und sie denken auch heute noch nicht anders, trauen sich nur nicht mehr.
Oder diese alte verbitterte Naziwitwe aus unserer Nachbarschaft, die einen Eimer mit eiskaltem Wasser von oben aus ihrem Fenster auf uns goss. Ich werde das nie vergessen, spüre heute noch den Kälteschock, als ich das Wasser abbekam. Sie war es, die mich immer als Judengöre beschimpfte. Nur weil ich ein schwarzes Kleid trug, das nicht mehr so schön aussah.
Juden trugen und tragen die meiste Kleidung in Schwarz. Schwarzer Anzug, weißes Hemd, Weste. Je nach Glauben kommt noch die Kopfbedeckung dazu, entweder Kippa oder Schtreimel. Frauen trugen oder tragen auch heute noch schwarze Kleider mit langen Ärmeln und darüber eine schwarze Strickjacke. Die Kopfbedeckung ist je nach Glaube entweder Perücke (Scheitl) oder Kopftuch. (Umgangssprachlich wird bei uns Juden ein älterer Mantel oder ein älteres Kleid, welches nicht mehr so adrett aussieht, auch mal als Judenrock bezeichnet.)
Wir wollten wieder in die Levetzowstraße ziehen, wo wir vor dem Krieg gewohnt hat-ten, aber da war nichts mehr so, wie es einmal gewesen war. Die Synagoge war so gut wie vernichtet. Sie wurde auch nicht mehr restauriert und in den 50er-Jahren durch die DDR-Behörden abgerissen. Doch so lange stand sie immerhin da und war – für uns unzugänglich und entweiht – eine ständige stumme Mahnung unseres Schicksals!
Als Kind war ich mit meiner Familie immer dorthin gegangen. Wir hatten gebetet, unsere Freunde getroffen und mit Rabbi Lewkowitz über unsere Religion gesprochen. Es tat mir richtig weh, wie ‹meine› Synagoge so zerstört vor uns stand.
(1960 wurde eine Mauer mit einer Gedenktafel errichtet. Nach der Wende ging ich dort-hin und war schockiert. Aus einem religiösen Ort war ein Spielplatz und Bolzplatz geworden. Lediglich auf dem halben Grundstück wurde 1988 eine Flammenwand aus Stahl aufgestellt, eine Rampe und ein Waggon mit Figurationen, die in Eisen geschnürte ‹Menschenpakete› abstrakt darstellen. Danke!)
Ansonsten waren der Osten und die DDR nie ein Thema in meinem Leben. Ich wollte nie dort leben, ich hasste dieses Regime und die Auffassungen von Ulbricht. Nur meine liebe Mutter Sarah war immer noch gerne in der Levetzowstraße, aber das Haus war bautechnisch nicht mehr zu retten – dachten wir damals.
Mein Vater suchte uns eine Wohnung im Bezirk Mitte, und so gingen wir schon bald alle in den Westen von Berlin. Er holte nur noch die letzten Habseligkeiten aus unserer alten Wohnung und auch das, was noch im Laden übriggeblieben war. Wie ich erst kurz vor seinem Tod erfuhr, holte er damals anscheinend weit mehr aus dem Keller, als wir wissen durften. Die Dokumente und Fotos, die er damals rettete, sind für einen Bestseller gut, doch bei mir wusste mein Vater das Geheimnis in guten Händen, als es mit ihm zu Ende ging.
Wer weiß, vielleicht kommt in unserer Familie noch ein Schriftsteller zur Welt, der dieses Thema aufgreift? Ich versprach meinem Vater, dass ich es nicht machen würde. Natürlich hielt ich mich bis heute daran! Nicht nur weil ich es ihm versprochen habe – ich würde es mir auch nicht zutrauen, oder möchte es mir nicht zumuten. Nur meine eigene Geschichte, die kann ich erzählen.



_________________
Zitat von Hermann Hesse:
\"Einschlafen dürfen, wenn man müde ist und eine Last fallen lassen dürfen, die man lange getragen hat, das ist eine köstliche, wunderbare Sache.\"
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realo
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Beitrag18.11.2022 15:55

von realo
Antworten mit Zitat

Immerhin, in habe den Text fast komplett gelesen, das ist nicht bei jedem so, anscheinend ist es spannend. Wenn jemand eine Lebensgeschichte aufschreiben möchte, weil er meint, es ist wichtig, soll er es tun. Dennoch dachte ich mir bei dem Inhalt, die Verfolgung der Juden im dritten Reich ist so oft dargelegt worden, auch von namhaften Schriftstellern, die ins Exil gingen oder in der DDR blieben, dass man schon sehr guten Ausdruck finden muss, um nicht nur aus Höflichkeit zu lesen wie ich jetzt. Ich finde jüdische Frauen, das ist hier die Erzählerin, sehr attraktiv und deshalb haben sie meine Sympathie. Jedoch mir geht es um den Mensch und weniger um das Opfer. Was hat der aktuelle jüdische Mensch davon, wenn er Mitleid bekommt wegen des Umganges mit den Ahnen? Es wird sich in der Geschichte mit barschen Worten von der DDR distanziert, meinen Glückwunsch im Ankommen bei der westlichen Welt, wo die Firmen etabliert sind, die den Holocaust möglich gemacht haben und Glückwunsch im Ankommen bei der Marktwirtschaft.
Der Schreibstil erinnert mich etwas an die jugendliche Art etwas zu erzählen, ein wenig naiv.
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andreas79650
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Beitrag18.11.2022 16:27

von andreas79650
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Hallo realo,
danke für deine Kritik über meine Leseprobe. Hannah ist momentan im Vorverkauf und ich freue mich, dass ich auch mal Kritiken bekomme, die nicht nur positiv sind.

Gruß Andreas

realo hat Folgendes geschrieben:
Immerhin, in habe den Text fast komplett gelesen, das ist nicht bei jedem so, anscheinend ist es spannend. Wenn jemand eine Lebensgeschichte aufschreiben möchte, weil er meint, es ist wichtig, soll er es tun. Dennoch dachte ich mir bei dem Inhalt, die Verfolgung der Juden im dritten Reich ist so oft dargelegt worden, auch von namhaften Schriftstellern, die ins Exil gingen oder in der DDR blieben, dass man schon sehr guten Ausdruck finden muss, um nicht nur aus Höflichkeit zu lesen wie ich jetzt. Ich finde jüdische Frauen, das ist hier die Erzählerin, sehr attraktiv und deshalb haben sie meine Sympathie. Jedoch mir geht es um den Mensch und weniger um das Opfer. Was hat der aktuelle jüdische Mensch davon, wenn er Mitleid bekommt wegen des Umganges mit den Ahnen? Es wird sich in der Geschichte mit barschen Worten von der DDR distanziert, meinen Glückwunsch im Ankommen bei der westlichen Welt, wo die Firmen etabliert sind, die den Holocaust möglich gemacht haben und Glückwunsch im Ankommen bei der Marktwirtschaft.
Der Schreibstil erinnert mich etwas an die jugendliche Art etwas zu erzählen, ein wenig naiv.


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\"Einschlafen dürfen, wenn man müde ist und eine Last fallen lassen dürfen, die man lange getragen hat, das ist eine köstliche, wunderbare Sache.\"
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Ralphie
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Beitrag18.11.2022 17:39

von Ralphie
Antworten mit Zitat

Das liest sich ordentlich!

 Daumen hoch
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andreas79650
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

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Beitrag18.11.2022 18:13

von andreas79650
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ralphie hat Folgendes geschrieben:
Das liest sich ordentlich!

 Daumen hoch


Vielen Dank!


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\"Einschlafen dürfen, wenn man müde ist und eine Last fallen lassen dürfen, die man lange getragen hat, das ist eine köstliche, wunderbare Sache.\"
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etcetera
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Beitrag10.12.2022 22:37

von etcetera
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Das Buch ist fertiggestellt und schon im Vorverkauf? Dann ist das also die lektorierte Fassung? Nun, dann ist eine kritische Prüfung weder sinnvoll noch hilfreich.

Ich weiß, etwas in dieser Art zu schreiben, fordert dem Autoren eine Menge Herzblut ab, weshalb ich mich strikt zurückhalten werde. Da Du aber ein Feedback wünscht, möchte doch etwas sagen, und zwar nur eine Anmerkung, die aus einer gewissen Verwunderung meinerseits erwächst: hätte ich das geschrieben und wäre ich an diesen Punkt angelangt, dann hätte ich darin erst die Rohfassung gesehen und würde genau hier und jetzt mit dem ausführlichen Lektorat anfangen, dann, da wäre ich mir sicher, könnte daraus durchaus etwas wirklich Beachtenswertes entstehen.
Nicht, daß ich dafür keine Beispiele anzuführen hätte, aber wie gesagt, das Werk ist ja vollendet und geht auch schon in den Verkauf. Jedenfalls wünsch ich Dir viel Erfolg!
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andreas79650
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

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Beiträge: 19
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Beitrag11.12.2022 15:55

von andreas79650
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Hallo Ecetera,
danke für deine Kritik/ deinem Feedback an meinem Werk.
Nein das Buch ist für den Vorverkauf angekündigt. Der Verlag hatte bis vor einer Woche noch ein letztes Lektorat daran gemacht und freigegeben und ich werde es jetzt prüfen, ob es mir zusagt.
Schade ist, ich hätte gerne deine Meinung gehört. Denn das, was du bis jetzt geschrieben hast, klingt, als wenn jemand weiß, von was er/sie spricht.

Dennoch danke ich dir für die Worte und hoffe oder wünsche mir einen Nachschlag von dem, was du denkst.

Beste Grüße
Andreas

 


etcetera hat Folgendes geschrieben:
Das Buch ist fertiggestellt und schon im Vorverkauf? Dann ist das also die lektorierte Fassung? Nun, dann ist eine kritische Prüfung weder sinnvoll noch hilfreich.

Ich weiß, etwas in dieser Art zu schreiben, fordert dem Autoren eine Menge Herzblut ab, weshalb ich mich strikt zurückhalten werde. Da Du aber ein Feedback wünscht, möchte doch etwas sagen, und zwar nur eine Anmerkung, die aus einer gewissen Verwunderung meinerseits erwächst: hätte ich das geschrieben und wäre ich an diesen Punkt angelangt, dann hätte ich darin erst die Rohfassung gesehen und würde genau hier und jetzt mit dem ausführlichen Lektorat anfangen, dann, da wäre ich mir sicher, könnte daraus durchaus etwas wirklich Beachtenswertes entstehen.
Nicht, daß ich dafür keine Beispiele anzuführen hätte, aber wie gesagt, das Werk ist ja vollendet und geht auch schon in den Verkauf. Jedenfalls wünsch ich Dir viel Erfolg!


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\"Einschlafen dürfen, wenn man müde ist und eine Last fallen lassen dürfen, die man lange getragen hat, das ist eine köstliche, wunderbare Sache.\"
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etcetera
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Beiträge: 157



Beitrag12.12.2022 01:32

von etcetera
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Nun ja, ich gehe bei meiner Textüberarbeitung vielleicht ein wenig anders vor, als es unter Schriftstellern üblich sein mag. Ich habe ja keine Belletristik, sondern vor allem Essays geschrieben. Essays sind einem Vortrag ähnlich, da kommt es auf eine korrekte, verständliche und oft auch auf eine bildhafte, die Vorstellungskraft unterstützende Sprache an. Nach diesen Gesichtspunkten prüfe ich dann meine Texte, modelliere und feile daran, bis alles so dasteht, daß genau das zum Ausdruck kommt, was ich tatsächlich sagen möchte. Vielleicht bin ich da manchmal auch ein wenig zu penibel. Ein Schriftsteller hat da wohl mehr Freiheiten und kann deshalb mehr mit Sprache und mehrdeutigen Metaphern jonglieren.  

Ich kann mich jetzt leider nicht sehr intensiv mit deinem Werk befassen, aber ein paar wenige Beispiele, wie ich an Deiner Stelle bei einer Überarbeitung vorgehen würde, kann ich Dir bieten:

Zitat:
Natürlich gibt es Antisemitismus schon immer;


Etwas platt, aber klar, eine verfolgte Jüdin kann das durchaus sagen, aber es ist objektiv gesehen nicht ganz korrekt. Pogrome gab es natürlich immer wieder, beinahe zu allen Zeiten, insbesondere gegen jüdische Bevölkerungsteile, doch der Antisemitismus als solcher ist gar nicht so alt (der Begriff wurde erst im ausgehenden 19. Jh. geprägt und mit einer damals neuzeitlichen Interpretation versehen - im Geiste einer zu der Zeit entstehenden völkischen Ideologie), eine solche Aussage ist also nicht ganz unproblematisch. Um möglichen Widerspruch zu vermeiden, wäre es klüger, etwas differenzierter vorzugehen, deshalb mein Vorschlag (man kann es in seiner Intensität gerne abschwächen, ich neige eben dazu, die Dinge recht lebhaft und darüber hinaus genau so zu sagen, wie sie sind):

Natürlich gibt es den Antisemitismus schon seit langer Zeit, er hat sich tief und fest in weite Teile der Gesellschaft hineingefressen und sich dort wie ein Bazillus eingenistet. Niemand solle also denken, daß wir diese Form des Barbarismus endgültig überwunden haben. Manche Leute brauchen eben…

Zitat:
Doch auch in einer schrecklichen Zeit geht das Leben weiter, zumindest für die, die am Ende übrigbleiben.


Viel zu allgemein und oberflächlich, dazu auch noch widersprüchlich. Das Leben geht immer und für alle so lange weiter, bis es endet, und für die, die am Ende übrigbleiben, geht es eben auch danach noch weiter.

Vorschlag:
Auch in einer Ära des Schreckens bleibt die Zeit nicht stehen. Trotz aller Bedrohungen muß das Leben weitergehen. Wer das Ganze schließlich überstehen und am Ende zu den Überlebenden gehören will, darf nicht aufgeben, niemals. Es finden sich immer wieder Verbündete und Gerechte…

Zitat:
Es gab gute Christen wie das Bauernpaar Adaja und Gustav, wo uns so sehr geholfen haben.


Hier beginnt ein großes Durcheinander, aber gehen wir es mal durch: „Das Bauernpaar“ erinnert mich an das Schachspiel, außerdem könnten sich Adaja und Gustav auf ihren Beruf reduziert sehen, warum also nicht einfach: Es gab gute Christen, wie (die Jüdin?!) Adaja und Gustav, zwei Bauersleute aus dem Berliner Umland…

wo uns geholfen haben… Das geht auf keinen Fall: die uns geholfen haben oder welche uns sehr geholfen haben.
Der Ausdruck „Gute Christen“ impliziert unterschiedliche Bedeutungen, ich würde schreiben: Es gab auch gute Menschen unter den Christen, wie Adaja und Gustav… da Adaja jedoch eine Jüdin ist, sollte man das Wort Christen hier ganz weglassen.
mfg
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andreas79650
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Alter: 54
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Wohnort: Schopfheim


Beitrag12.12.2022 14:57

von andreas79650
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Hallo Etcetera,
hey dich würde ich gerne als meinen Lektor haben! Ich hatte das so abgeändert und ich muss sagen, dass man den Text flüssiger lesen kann. Mein Verlag wird sich freuen!
Danke für deine Anregungen!
Gruß
Andreas


etcetera hat Folgendes geschrieben:
Nun ja, ich gehe bei meiner Textüberarbeitung vielleicht ein wenig anders vor, als es unter Schriftstellern üblich sein mag. Ich habe ja keine Belletristik, sondern vor allem Essays geschrieben. Essays sind einem Vortrag ähnlich, da kommt es auf eine korrekte, verständliche und oft auch auf eine bildhafte, die Vorstellungskraft unterstützende Sprache an. Nach diesen Gesichtspunkten prüfe ich dann meine Texte, modelliere und feile daran, bis alles so dasteht, daß genau das zum Ausdruck kommt, was ich tatsächlich sagen möchte. Vielleicht bin ich da manchmal auch ein wenig zu penibel. Ein Schriftsteller hat da wohl mehr Freiheiten und kann deshalb mehr mit Sprache und mehrdeutigen Metaphern jonglieren.  

Ich kann mich jetzt leider nicht sehr intensiv mit deinem Werk befassen, aber ein paar wenige Beispiele, wie ich an Deiner Stelle bei einer Überarbeitung vorgehen würde, kann ich Dir bieten:

Zitat:
Natürlich gibt es Antisemitismus schon immer;


Etwas platt, aber klar, eine verfolgte Jüdin kann das durchaus sagen, aber es ist objektiv gesehen nicht ganz korrekt. Pogrome gab es natürlich immer wieder, beinahe zu allen Zeiten, insbesondere gegen jüdische Bevölkerungsteile, doch der Antisemitismus als solcher ist gar nicht so alt (der Begriff wurde erst im ausgehenden 19. Jh. geprägt und mit einer damals neuzeitlichen Interpretation versehen - im Geiste einer zu der Zeit entstehenden völkischen Ideologie), eine solche Aussage ist also nicht ganz unproblematisch. Um möglichen Widerspruch zu vermeiden, wäre es klüger, etwas differenzierter vorzugehen, deshalb mein Vorschlag (man kann es in seiner Intensität gerne abschwächen, ich neige eben dazu, die Dinge recht lebhaft und darüber hinaus genau so zu sagen, wie sie sind):

Natürlich gibt es den Antisemitismus schon seit langer Zeit, er hat sich tief und fest in weite Teile der Gesellschaft hineingefressen und sich dort wie ein Bazillus eingenistet. Niemand solle also denken, daß wir diese Form des Barbarismus endgültig überwunden haben. Manche Leute brauchen eben…

Zitat:
Doch auch in einer schrecklichen Zeit geht das Leben weiter, zumindest für die, die am Ende übrigbleiben.


Viel zu allgemein und oberflächlich, dazu auch noch widersprüchlich. Das Leben geht immer und für alle so lange weiter, bis es endet, und für die, die am Ende übrigbleiben, geht es eben auch danach noch weiter.

Vorschlag:
Auch in einer Ära des Schreckens bleibt die Zeit nicht stehen. Trotz aller Bedrohungen muß das Leben weitergehen. Wer das Ganze schließlich überstehen und am Ende zu den Überlebenden gehören will, darf nicht aufgeben, niemals. Es finden sich immer wieder Verbündete und Gerechte…

Zitat:
Es gab gute Christen wie das Bauernpaar Adaja und Gustav, wo uns so sehr geholfen haben.


Hier beginnt ein großes Durcheinander, aber gehen wir es mal durch: „Das Bauernpaar“ erinnert mich an das Schachspiel, außerdem könnten sich Adaja und Gustav auf ihren Beruf reduziert sehen, warum also nicht einfach: Es gab gute Christen, wie (die Jüdin?!) Adaja und Gustav, zwei Bauersleute aus dem Berliner Umland…

wo uns geholfen haben… Das geht auf keinen Fall: die uns geholfen haben oder welche uns sehr geholfen haben.
Der Ausdruck „Gute Christen“ impliziert unterschiedliche Bedeutungen, ich würde schreiben: Es gab auch gute Menschen unter den Christen, wie Adaja und Gustav… da Adaja jedoch eine Jüdin ist, sollte man das Wort Christen hier ganz weglassen.
mfg


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\"Einschlafen dürfen, wenn man müde ist und eine Last fallen lassen dürfen, die man lange getragen hat, das ist eine köstliche, wunderbare Sache.\"
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