Gaby (eine Erinnerung)

[wohe]

Ich beobachtete vorhin zwei Bauarbeiter, die einen Abwassereinlauf in die Straße einbauten und das erinnerte mich an Gaby.
Ich hatte Gaby erstmalig bei den Ausscheidungswettkämpfen für ein überregionales Sportereignis getroffen, bei denen ich über die 5000m geradezu grandios scheiterte und sie den Sprung in den 400m-Kader dafür um so problemloser schaffte. Wir waren also nicht gerade eine Leistungsklasse und hätten uns wohl kaum näher kennen gelernt, wenn der Zahnlose mich nicht zu einer Fahrt auf einem seiner neuen Rennräder überredet hätte und dessen Vorderrad genau in die Rille des vermutlich einzigen verkehrt, nämlich in Längsrichtung eingebauten, Kanalgitters der Stadt gepasst hätte. Daraus folgte eine exakte Kreisbahn von Rad und Radler um die fixierte Radnabe und mein Erwachen in der Obhut von Krankenschwester Gaby. Der bereits beschriebenen Gaby, die sich dann freundlicherweise auch außerdienstlich so intensiv um mich kümmerte, dass ich eine Zeit lang die wunderbare Form von 400m-Läuferinnenschenkeln näher bewundern durfte.
Später dann geschah es, dass mein Mitbewohner Fred beim Training im Wald die Alternative hatte, eine freilaufende Nacktschnecke in das Profil seines Laufschuhs zu pressen oder den Fuß länger als vom Restkörper erwartet in der Luft zu halten. Er wählte letzteres und aus dieser Diskrepanz folgte daher auch für ihn ein Aufenthalt auf Gabys Station. So kam es, dass ich eines Morgens beim Frühstück saß, als Gaby, schön wie Gott sie geschaffen hatte, aus Freds Zimmer kam, mir die Kaffeetasse abnahm, sich zu mir setzte und ihre weiterhin wunderbaren Schenkel auf meinem Schoß platzierte.
Nach Kaffee- und Nutella-Toast-Genuss stand sie auf, schob mich in Richtung meines Bettes und sagte, als ich auf Freds Zimmer wies: „Einer von eurer Sorte reicht mir sowieso nicht.“
Irgendwie klang das so, als würden mein Mitbewohner und ich auch jenseits unserer Wettkampfstrecken nicht gerade Begeisterungsstürme wecken.

[Gast]

Hallo @wohe, ich finde, diese "Gaby" überhaupt nicht trashig. Sondern ironisch und mit Augenzwinkern geschildert. Hat mich amüsiert, vor allem der letzte Satz

Ähm ... der "Abwassereinlauf" hat hoffentlich nichts mit dem Heb-Senk-Einlauf zu tun, der im Krankenhaus von Lernschwester Caro verabreicht wird, nä?

[wohe]

Hi Miss Purple,

nee, um die Art Einläufe ging es wahrlich nicht (bei Lernschwester Caro fallen mir prompt die 20 monatlichen Einläufe von Molieres eignebildetem Kranken ein - da würde ich glatt von der Vorstellung schon gesund und ich bin immerhin bekennender Hypochonder).