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Trigger Themen im Roman

 
 
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Poetin74
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
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Alter: 50
Beiträge: 38
Wohnort: Bayern


P
Beitrag28.09.2022 08:22
Trigger Themen im Roman
von Poetin74
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Guten Morgen,

wie geht ihr mit Trigger Themen (Selbstmord, Missbrauch in der Kindheit, Fehlgeburten, etc.) um?

Sagen wir meine Protagonistin hat einen Selbstmordversuch hinter sich und im Verlauf der Geschichte wird darauf natürlich immer mal wieder eingegangen, wie problematisch ist das für Leser? In den letzten Krimis / Thrillern, die ich gelesen habe, kam kein solches Thema vor. Jetzt frage ich mich, scheuen sich Verlage davor, solche Geschichten zu veröffentlichen und lassen entsprechende Stellen umschreiben oder herausnehmen, bzw. nehmen solche Manuskripte erst gar nicht an. Oder habe ich bisher nur nie einen solchen Roman in der Hand gehabt.

Meine Frage ist konkret: Wie schreibt ihr selbst über solche Themen in euren Romanen? Oder lasst ihr diese Themen weg oder setzt sie nur weichgespült ein?

Liebe Grüße
Hanna


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Writers aren't people exactly. Or, if they're any good, they're a whole lot of people trying so hard to be one person.
-F. Scott Fitzgerald
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Taranisa
Geschlecht:weiblichBücherwurm

Alter: 54
Beiträge: 3210
Wohnort: Frankenberg/Eder


Beitrag28.09.2022 08:44

von Taranisa
Antworten mit Zitat

In meinem Debüt hatte ich eine Missbrauchsszene und schilderte diese mehr über die Gefühle (u.a. Schmerz, Übelkeit ...) meiner Prota statt über die körperliche Aktion. Zudem ging ich danach auf ihr Trauma ein. Diese und die Folterszenen musste ich beim Lektorat etwas abschwächen, grundsätzlich waren sie aber kein Problem, da es wichtig für die Geschichte war, statt nur Effekthascherei zu sein.

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Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22
Der Stab der Seherin, Burgenwelt Verlag, Herbst 2024
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Pfote
Geschlecht:weiblichWortedrechsler
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Beiträge: 63



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Beitrag28.09.2022 09:09

von Pfote
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Heute herrscht auch eine große Sensibilität bei diesen Themen, sodass es in den Büchern oft eine Triggerwarnung vorweg gibt. Leser können dann vorher entscheiden, ob sie das Buch kaufen möchten oder nicht.
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Thomas74
Geschlecht:männlichExposéadler

Alter: 49
Beiträge: 2329
Wohnort: Annaburg


Beitrag28.09.2022 09:34

von Thomas74
Antworten mit Zitat

Pfote hat Folgendes geschrieben:
sodass es in den Büchern oft eine Triggerwarnung vorweg gibt.


Das ist eher so ein SP/Kleinverlags-Ding. Bei größeren und großen Verlagen ist mir das noch nicht ins Auge gefallen.
Hab gerade wieder ein Jugendbuch eines großen Verlages am Wickel, wo munter die Gedärme umherfliegen und uneinnehmlicher Geschlechtsverkehr eher die Regel ist.


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Optimismus ist, bei Gewitter in einer Kupferrüstung auf dem höchsten Berg zu stehen und "Scheiß Götter!!" zu rufen.
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Araragi
Geschlecht:männlichDrama-Capra

Alter: 33
Beiträge: 210
Wohnort: Diomedes Inseln, manchmal auch Türme des Kölner Doms


Beitrag28.09.2022 09:47

von Araragi
Antworten mit Zitat

Hallo Poetin74,

mein Gefühl sagt mir auch, dass es nicht üblich ist in Thrillern traumatische Themen anzusprechen, es sei denn, es handelt sich um einen Psychothriller. Das ist jedoch nochmal ein ganz eigenes Genre in dem sich düstere Themen besonders gut anbieten. Allerdings gibt es keinen vernünftigen Grund weshalb Thriller nicht auch traumatische Charaktergeschichten haben dürfen. In Fantasy funktioniert das schließlich auch hervorragend. Mit Charaktergeschichte meine ich dabei eine Geschichte innerhalb einer Geschichte in der sich der Protagonist fortwährend weiter entwickelt und sich am Ende endgültig ändert. Dies kann entweder eine positive Entwicklung sein oder aber eine negative. Im Idealfall trifft die Charaktergeschichte irgendwann mit der Rahmenhandlung zusammen. Ein sehr klassisches Beispiel hierzu wäre: Der Bruder der Heldin wird ermordet. Jetzt sucht sie nach dem Mörder und während sie das macht, durchlebt sie eine innere Wandlung in der sie mit den Rachegefühlen zu kämpfen hat. Hier sind beide Geschichten miteinander verwoben und kollidieren bereits ab dem Moment wenn sie beschließt den Mörder zu suchen, also relativ früh am Anfang.

Ein ganz anderes Beispiel habe ich aus einem Buch, das ich neulich gelesen habe. Darin werden die Erlebnisse von zwei Freunden beschrieben, die sich für den Krieg gegen Deutschland einschreiben lassen haben. Die Geschichte wird aus der Ich Perspektive von A in Gegenwartsform erzählt. A ist ein sehr verschlossener Mensch, der nur wenig redet und wenn er es tut, dann nur mit seinem besten Freund. Mit dem Fortschreiten des Krieges verändert sich sein Freund jedoch immer mehr. Er findet immer mehr Freude am Töten und freundet sich mit Leuten an, die A für gelinde gesagt böse Menschen hält. Irgendwann kommt ein Moment in dem sich A's bester Freund einem Befehl widersetzt und den Befehlshaber mit einer Waffe bedroht. Ein Mörserangriff beendete jedoch das Leben des Befehlshabers bevor dieser den Verrat weitergeben konnte. Für A war dieser Moment einschneidend. Er wusste, dass er etwas tun musste, denn auch er fühlte sich immer stärker von seinem einst besten Freund immer mehr bedroht. Am Ende kommt es wie es kommen musste. A versucht seinen besten Freund umzubringen, dieser konnte den Verrat nicht verstehen Crying or Very sad wehrt sich und wird zu seiner Tragik von A getötet. In dieser Geschichte trifft die Charaktererzählung von A erst ganz zum Schluss mit der Rahmenhandlung zusammen. Alternativ können aber Rahmenhandlung und Charaktergeschichte parallel ablaufen ohne sich in die Quere zu kommen.


Da mir das Thema ebenfalls am Herzen liegt, versuche ich den Charakter über den ich schreibe gut zu beleuchten und seine inneren Gedanken zu verdeutlichen. Man sollte ihn als Leser verstehen und mit ihm mitfühlen können. Ich bin noch am überlegen ob ich mich innerer Monologe bedienen möchte oder nicht. Alternativ kann man auch aus dem personalen Erzähler schreiben oder etwas dazwischen finden.

Sorry ich bin vielleicht ein wenig abgeschweift. Ich würde das traumatische Erlebnis nicht allzu explizit machen. Ich muss nicht wissen welche Zellen der Haut beim Verbrennen als erstes absterben. Ich muss auch nicht wissen welche Worte das Opfer während des Vorgangs ruft. "Man hörte Schreie" würde vollkommen reichen.

Grüße

Araragi


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Caliban
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 49
Beiträge: 306
Wohnort: Passau


Beitrag28.09.2022 11:20

von Caliban
Antworten mit Zitat

Pfote hat Folgendes geschrieben:
Heute herrscht auch eine große Sensibilität bei diesen Themen, sodass es in den Büchern oft eine Triggerwarnung vorweg gibt. Leser können dann vorher entscheiden, ob sie das Buch kaufen möchten oder nicht.


Wobei manche dieser Triggerwarnungen auch als Verkaufsförderungsmaßnahme verstanden werden könnten Smile
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Caliban
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 49
Beiträge: 306
Wohnort: Passau


Beitrag28.09.2022 11:23

von Caliban
Antworten mit Zitat

@Araragi
"Rahmenhandlung und Charaktergeschichte parallel ablaufen ohne sich in die Quere zu kommen."

Das würde ich nicht machen, weil der Gag bei multidimensionalen Storys ist ja, dass sich die Handlungs- / Charakterentwicklungsstränge irgendwann im Laufe der Geschichte gegenseitig beeinflussen.
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Poetin74
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
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Alter: 50
Beiträge: 38
Wohnort: Bayern


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Beitrag28.09.2022 15:42

von Poetin74
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Vielen Dank für eure - teils sehr ausführlichen - Antworten smile
In manchen meiner Manuskripte geht es um Trigger Themen und der Lektor meinte, es sei nicht subtil genug und könnte LeserInnen verschrecken.
Da ist mir erst aufgefallen, dass, obwohl ich Thriller lese, tatsächlich nie direkt auf eines dieser Themen eingegangen wird. Immer nur zwischen den Zeilen, meist ist dem Protagonisten aber nie etwas schlimmeres passiert, als ein Alkoholproblem oder eine Scheidung der Eltern oder ein eigenes Alkoholproblem.
Dann muss ich an Verblendung von Stieg Larsson denken, bei dem es ja ziemlich brutal zur Sache geht. Oder auch Jack Ketchum, der aber wohl eher unter Horror fällt.

Darf ich schreiben, das Person A einen Selbstmordversuch hinter sich hat und immer noch darunter leidet. Darf ich schreiben, dass von Person B das Kind starb und sie immer wieder daran denkt? Darf ich schreiben, dass Person C vergewaltigt wurde und sie/ihn immer mal wieder daran denken lassen? A, B und C kommen nicht selben Manu vor!


Oder findet ihr das auch zu brutal für einen normalen Thriller?


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Levo
Klammeraffe
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Beiträge: 870



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Beitrag28.09.2022 18:43

von Levo
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Zitat:
Darf ich schreiben, das Person A einen Selbstmordversuch hinter sich hat und immer noch darunter leidet. Darf ich schreiben, dass von Person B das Kind starb und sie immer wieder daran denkt? Darf ich schreiben, dass Person C vergewaltigt wurde und sie/ihn immer mal wieder daran denken lassen? A, B und C kommen nicht selben Manu vor!

Wenn Du's für die Geschichte brauchst und Dir der Text ohne schlechter vorkommt, dann schreib's doch einfach.
Die meisten Thriller sind wenig zimperlich, das ist ein Genre, wo Unwohlsein dazugehört.
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Araragi
Geschlecht:männlichDrama-Capra

Alter: 33
Beiträge: 210
Wohnort: Diomedes Inseln, manchmal auch Türme des Kölner Doms


Beitrag28.09.2022 23:16

von Araragi
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Caliban hat Folgendes geschrieben:
@Araragi
"Rahmenhandlung und Charaktergeschichte parallel ablaufen ohne sich in die Quere zu kommen."

Das würde ich nicht machen, weil der Gag bei multidimensionalen Storys ist ja, dass sich die Handlungs- / Charakterentwicklungsstränge irgendwann im Laufe der Geschichte gegenseitig beeinflussen.


Mir fällt da ein Gegenbeispiel ein. Der Film "Cloud Atlas" erzählt mehrere Geschichten, die vollkommen unabhängig voneinander losgelöst sind. Dennoch fand ich den Film äußerst unterhaltsam. Also werde ich bei bei meiner Aussage bleiben, kann man machen, ist aber eher unüblich.


Poetin hat Folgendes geschrieben:
Darf ich schreiben, das Person A einen Selbstmordversuch hinter sich hat und immer noch darunter leidet. Darf ich schreiben, dass von Person B das Kind starb und sie immer wieder daran denkt? Darf ich schreiben, dass Person C vergewaltigt wurde und sie/ihn immer mal wieder daran denken lassen? A, B und C kommen nicht selben Manu vor!


Wenn der Rest der Geschichte zur Stimmung passt, dann würde ich das machen. Sollte sich die Rahmenhandlung jedoch lesen wie ein Besuch im Disneyland, eine aufregende Reise nach Peru oder so etwas in der Art, dann würde ich es sein lassen.


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Poetin74
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Beitrag01.10.2022 09:20

von Poetin74
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Hm, also meiner Meinung nach passt es ins Gesamtkonzept, also lass ich es.
Mal sehen, was an Feedback kommt smile


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BlueNote
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Wohnort: NBY



Beitrag01.10.2022 11:40

von BlueNote
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Zitat:

Heute herrscht auch eine große Sensibilität bei diesen Themen, sodass es in den Büchern oft eine Triggerwarnung vorweg gibt. Leser können dann vorher entscheiden, ob sie das Buch kaufen möchten oder nicht.

Ich würde beispielsweise kein Buch lesen wollen, das sich um "Selbstmord" dreht. Oft wird das in Unterhaltungsliteratur auf recht billige Art und Weise getan, quasi als "Beiwerk", oder es ist in Wirklichkeit nur ein Ausdruck gesteigerter Ich-Bezogenheit des Autors (man erpresst den Leser, Empathie für den Protagonisten/Autor zu empfinden) - und wenn doch mehr dahinter steckt, dann ziehst mich das sowieso ungemein runter.

Andere "Triggerthemen" würde ich durchaus begrüßen, aber dann sollte es zumindest ein "gehobener Unterhaltungsroman" (oder gar kein Unterhaltungsroman) sein. Ich selber habe ein für mich ganz starkes Triggerthema in meinem Roman verwendet, aber ich glaube, es hat vor allem mich selber getriggert. Das man mit Triggerthemen, die einen selbst stark berühren, sich selbst therapieren könnte, würde ich nicht bestätigen. Der positive Effekt wäre eher, dass Leser, die zufälligerweise vom selben Thema getriggert werden, mit Erkenntnissen, Eindrücken, Gefühlen etwas anfangen können. Ausgenommen allerdings Suizid. Das Thema finde ich ausgesprochen unangenehm, weil das eine Welt ist, in die ich mich nicht hineinziehen lassen möchte. Im Übrigen ist es meistens dasselbe, was Autoren schreiben, wenn sich sich mit Suizid "beschäftigen".
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zauberdepp
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Beitrag17.10.2022 16:42

von zauberdepp
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Ich finde es irgendwie bedenklich, dass es hinsichtlich dieser Themen während der Publikation eine Art "Zensur" zu geben scheint. Sicher, Verlage schauen primär auf die Vermarktbarkeit eines Manuskripts. Wenn die inhaltliche Auseinandersetzung mit Traumata potenzielle Leserinnen und Leser also abschrecken könnte, ist eine gewisse Zurückhaltung zumindest verständlich - wenn auch aus meiner Sicht nicht unbedingt wünschenswert. Die Medienlandschaft hat meines Erachtens eine Verantwortung gegenüber den Konsument*innen, und das gilt auch für die Literaturbranche. Belastende Themen, Lebensumstände oder Erfahrungen mit Traumata abzubilden (solange es in einer respektvollen Art und Weise geschieht und nicht für den bloßen Effekt eingebracht wird, Stichwort "Trauma P*rn"), fällt für mich dabei besonders ins Gewicht. Insbesondere deshalb, weil die jüngeren Generationen sich damit auch auf eigene Faust intensiv beschäftigen, gerade bei diesen Zielgruppen also ein größerer Wunsch nach medialer Repräsentation vorhanden sein könnte. Insofern steigt vielleicht ohnehin in näherer Zukunft die Nachfrage nach Werken, die solche Themen enttabuisieren. Selbstverständlich kommt es immer auf das Manuskript im Einzelnen an, darauf, ob das jeweilige Gesamtbild stimmig ist. Andererseits durchleidet selbst der Protagonist in der Harry Potter-Reihe emotionale Misshandlung durch seine erweiterte Familie - und die Serie gilt ja nun als Kinderbuchklassiker. Hoffentlich geht der Trend eher in diese Richtung.

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Levo
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Beitrag17.10.2022 17:48

von Levo
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Es geht weniger um Zensur oder Tabuisierung als um - gewissermaßen - einen Service für potenziell traumatisierte Leser oder Leserinnen. Die Inhalte bleiben ja so, wie sie der Autor wollte. Bleibt die Frage, ob und wie der Literaturbetrieb diese "Betreuung" der Lesenden übernehmen oder gar gewährleisten soll ...
Ich persönlich könnte mir schon vorstellen, bei "großen" Triggerthemen wie Missbrauch und Misshandlung (einschl. Rassismus) eine Warnung voranzustellen, insbesondere, wenn das nicht das Thema des Buchs ist, sondern eine Randnotiz oder Charakteristikum einer Figur, und den arglosen Lesy, der nur Entspannung und Eskapismus sucht, überrascht. Ohne dass es eine Selbstzensur wäre. Im Gegenteil.
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zauberdepp
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Alter: 25
Beiträge: 19



Beitrag17.10.2022 23:45

von zauberdepp
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Achso - ja, unbedingt! Entschuldigt, ich glaube, da habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. Bin absolut d'accord mit dem, was du sagst, Levo. Ich bezog mich eher auf die Frage, ob diese Themen überhaupt in Romanen aufgegriffen werden und entsprechend publiziert werden sollten. Danke für deinen Beitrag!

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Sanny
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Alter: 30
Beiträge: 227



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Beitrag19.10.2022 17:45

von Sanny
Antworten mit Zitat

Also wenn Verlage ein gut geschriebenes Buch nicht verlegen wollen, weil Traumata vorkommen, sollten sie einen Blick auf die Bestsellerliste werfen (Stichwort Colleen Hoover) lol2
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Mogwai
Gänsefüßchen


Beiträge: 37



Beitrag25.10.2022 20:32

von Mogwai
Antworten mit Zitat

In zwei Büchern habe ich eine Warnung vorab geschrieben. Ich habe sie gewählt, weil sie für mich wichtig war. Es ging strikt um selbstverletztendes Verhalten und Dissoziation und die Szenen waren aus der Sicht des Charakters geschrieben. Ich wusste, dass ich sie schreibe, weil der Charakter es brauchte und ich wusste, dass genau diese Szene triggern wird, wenn man selbst betroffen ist.

In beiden Büchern habe ich allerdings zusätzlich eine Liste mit Erstehilfestellen, Notfallnummern etc. gepostet. Nicht, weil ich es musste, sondern, weil ich es für richtig hielt/halte. Ich weiß, wie sich Betroffene fühlen können, also setze ich eine Warnung vorab, damit Betroffene vorab für sich entscheiden können, ob sie das Risiko eingehen.

In einem anderen Buch habe ich die Warnung umgedreht: Ich habe davor gewarnt, dass Szenen nicht vorkommen und sich all die, die xyz erwarten, gefälligst in Luft auflösen können, um es nett auszudrücken. Es ging um Sklaverei/Sexklaverei auch von Minderjährigen/Kindern. Wurde übrigens von etlichen Leuten als übergriffig empfunden, allerdings die, die sich aufregen, wollen wohl kleine Jungs in speziellen Szenen sehen. Mir egal. Ich schreibe das, was ich für mich moralisch vertreten kann, wer sich an Ekelzeug aufgeilt, soll andere Dinge lesen. Gleichzeitig habe ich im Vorwort gesagt, wo jemand einsteigen kann, wenn er das Üble nicht lesen möchte.

Auch künftig werde ich mit Triggerwarnungen/Warnungen arbeiten, wenn sie sinnvoll sind. Ich halte allerdings nichts von diesen "Warnungen" nach dem Motto: Kann Herzschmerz und Schmalz enthalten.
Das sind die Autoren, die ich persönlich auf meine schwarze Liste setze. Leider kommt das im SP gerne mal vor, ist wohl eine Marotte, die aus dem Fanfictionbereich stammt.

Bei Verlagsbüchern wünsche ich mir aus Betroffenensicht gerne mal eine Warnung - nur ist die kaum vorhanden. Ich habe letztens erst wieder einen Fantasyroman gelesen, in dem mittendrin Selbstverletzung vorkam. Sorry, ich will vorab davon wissen. Dass die Szene auch noch grottenschlecht war und absolut von der Realität abwich, ist eine andere Sache. Da hätte ich das zuständige Lektorat echt durch die Leitung gezogen.
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