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Der Ruf der Bienenfresser


 
 
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silke-k-weiler
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 49
Beiträge: 749

Das goldene Schiff Der goldene Eisbecher mit Sahne


Beitrag11.08.2022 19:00
Der Ruf der Bienenfresser
von silke-k-weiler
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Gerade als das schwellende Gefühl der Angst ihren Brustkorb bersten zu lassen droht, beugt sie sich vor. „Kennen Sie diese Kurzgeschichte von Dürrenmatt, in der ein Student durch einen sonst recht kurzen Tunnel fährt, der dieses Mal aber kein Ende nimmt?“, sprudelt es aus ihr heraus.
Ihr Gegenüber, ein Mann mittleren Alters mit dem Gesicht eines Paul Newman-Doubles, hebt den Blick, klemmt den Zeigefinger als Lesezeichen zwischen die Seiten der Broschüre, in der er gerade blättert, und schaut sie an, die Frau mit der Mütze und den großen Augen, die ihm in Abteil gegenübersitzt und ihre Hände knetet.
„Wir fahren doch gar nicht durch einen Tunnel“, meint er nach einer Weile.
„Scheinbar nicht, trotzdem musste ich gerade daran denken. Kennen Sie die Geschichte?“
„Haben Sie Zugangst?“
Sie schüttelt den Kopf. „Nein, im Gegenteil, ich mag Züge. Die Geschichte fiel mir einfach so ein. Kennen Sie sie nun?“
Er nickt und widmet sich wieder seiner Broschüre. „Aus der Schule.“
„Und?“
„Und was?“
„Was halten Sie von ihr?“
Wieder sieht er auf. „Was soll ich von ihr halten, es ist eine Parabel über den Tod und ich war damals ein junger Bursche, durch den die Zeilen durchgerauscht sind, ohne dass viel haften blieb.“
„Nicht einmal ein Gefühl?“, fragt sie mit tauben Lippen und erschaudert unwillkürlich, sodass eine Gänsehaut die Härchen an den Unterarmen aufrichtet.
„Sie scheint diese Geschichte weit mehr beeindruckt zu haben als mich“, stellt er fest. Sein Blick erfasst die dünne Häkelmütze, welche ihren Schädel umhüllt, beinah wie ein Eirest auf dem Kopf eines Kükens. Es wirkt, als würde er studieren, wie jede Masche die andere umschlingt, bevor er fragt: „Ist Ihnen kalt?“
Sie kann ihm die Frage nicht übelnehmen, eben die Gänsehaut, zudem schafft es die Klimaanlage kaum, gegen die 40° anzupusten, die jenseits der geschlossenen Abteilfenster mit dörrendem Sonnenschein die Landschaft bleicht und den gesamten Zug aufheizt wie einen Römertopf. In Unkenntnis einer passenden Lüge, die sie ihm auftischen könnte, ergreift sie, getrieben von dem Wunsch nach Wahrhaftigkeit, die Kopfbedeckung und zieht sie herunter.
Sein Gesicht zeigt keine Regung, die Augen gleiten über ihre blanke Glatze, ungeschützte Haut, sonst durch blondes Haupthaar verhüllt, das sie bis auf die letzte Strähne verlassen hat. In ihrem Nacken prickelt es, die Musterung fühlt sich unangenehm intim an. Sie weiß, dass er versteht, dass er den Tunnel erkennt.
„Eine aparte Frisur“, befindet er, ohne Spott in der Stimme. „Sie bringt ihre Augen zur Geltung. Sie haben, nebenbei, sehr schöne Augen.“
Fast hätte sie aufgelacht. Wie satt hat sie die teilnahmsvollen Blicke, die ihr folgen, wie einer Schnecke die Schleimspur, immer dann, wenn sie die Mütze vergisst. Sie sieht ihren eigenen Tod in den Augen der anderen und manchmal erwartet sie fast, Schneisen würden sich auftun, Passanten emporwirbeln wie das Wasser des Roten Meeres, um sie durchzulassen, sie und ihr unerhörtes Erinnern an die Endlichkeit eines jeden Menschen.
Schlimmer sind jedoch die Unblicke. Das bewusste Nicht-hinsehen. Wenn die Aufmerksamkeit anderer über sie hinwegspringt wie über ein Schlagloch. Für diese Menschen existiert sie bereits nicht mehr.
Die wenigen Freunde und Bekannten, die sich nicht von ihr zurückgezogen haben, die nicht unauffällig Schritt für Schritt zurückgewichen sind, bis ihre Körper zu Schemen wurden, die das Mahlwerk der Vitalen und Leistungsfähigen wieder in sich aufgesogen hat, erinnern sie dafür tagtäglich an ihren Zustand, an ihr Mäandern zwischen Leben und Tod, wohlmeinend, ihre Fürsorge wie Gift versprühend. Vielleicht ist sie ungerecht. „Niemand kann es dir rechtmachen“, hat ihre Schwester ihr kürzlich vorgeworfen. „Sehen wir hin, ist es falsch, sehen wir weg, passt es dir auch nicht.“ Ja, vielleicht ist sie ungerecht geworden. Ungerecht und dünnhäutig. Aber ist es denn zu viel verlangt, an manchen Tagen einfach als Mensch behandelt zu werden, der noch immer atmet?
So tut ihr die Reaktion des Mannes auf ihre Art gut und sie lächelt ihn an. „Ein bisschen wie Sinead O'Connor, nicht wahr?“
„Oh ja“, stimmt er zu.
Für ein paar Sekunden umtanzen ihre Blicke einander, berühren sich flüchtig, dann schaut sie weg, findet Ablenkung in der Broschüre in seinen Händen. „Was lesen Sie da?“
Er dreht sie so, dass sie das Deckblatt entziffern kann:

„Studies on the spread of avifaunistic summer guests in the course of climate change“

„Ich bin Ornithologe“, erklärt er, „und erforsche eine Kolonie von Bienenfressern in einer Sandgrube ganz in der Nähe. Bei uns sind diese Vögel Sommergäste, sie stammen ursprünglich aus dem Mittelmeerraum. Anfang der 2000er Jahre hat sich eine stabile Kolonie am Kaiserstuhl etabliert, inzwischen lässt sich diese Art aber immer weiter nördlich nieder.“ Er greift nach einer Mappe neben sich, entnimmt ihr einige Fotos und reicht sie ihr.
Schillernd bunte Vögel mit kecker schwarzer Augenbinde und langem Schnabel sind abgebildet. Ihre schiere Anwesenheit scheint die Umgebung auf den Fotos aufzuwerten, der Himmel wirkt durch sie blauer, das Grün satter, selbst die sandfarbene Steilwand, an die sich ein Exemplar klammert, hofiert ihren Gast mit einer Vielfalt von Beige- und Brauntönen.
„Wunderschön!“, haucht sie und geht die Fotos ein zweites Mal durch, die Farben in sich aufsaugend.
„Fliegende Juwelen. Ihr Anblick bezaubert mich ganz besonders. Ich freue mich jedes Jahr darauf, wenn sie zurückkehren.“
Der letzte Satz versetzt ihr einen unerwartet wehmütigen Stich, sie denkt an den Kreislauf der Natur und daran, dass für sie vielleicht ewiger Winter anbrechen wird.
„Mama, schläfst du?“
Die Stimme kommt von außen, von jenseits der Welt, in der ein imaginärer Zug auf den Gleisen ihrer Vorstellung seine Runden dreht. Sie klingt sanft, besorgt.
„Mama?“ Nun schwingt ein Misston von Ungeduld in den beiden Silben.
Sie seufzt, denkt: Ach Kind, was für ein miserables Timing, und sieht ihr Gegenüber lange an. „Kennen Sie diese Geschichten, an deren Ende sich herausstellt, dass alles nur ein Traum war?“
Er verzieht das Gesicht. „Wenn Sie mich fragen, sind solche Wendungen Betrug am Leser; wer den Traum-Twist bemüht, da ihm kein passendes Ende einfällt, sollte die eigene Kreativität vielleicht auf andere Art befriedigen.“
Obwohl sie schmunzelt, hebt sie gleichzeitig die Augenbrauen. „Ein hartes Urteil, das Sie da fällen. Als wären Träume nichts wert.“
„Das habe ich nicht gesagt.“
Sie blickt auf die Mütze in ihrer Hand. „Ich werde mich von ihnen verabschieden müssen. Von allen, die ich mir aufgehoben habe für die Zeiten, in denen ich sie endlich verwirklichen wollte. Ganz zu schweigen von denen, die ich noch gar nicht geträumt habe, weil ihre Zeit nicht reif war.“
„Natürlich sind Träume etwas wert“, meint er sanft. „Wir müssen nur auf die Ausgewogenheit achten. Wie bei der Ernährung. Wenn wir nur von unseren Träumen zehren, ist das zu einseitig. Als würden wir ständig Schokolade essen. Gelegentlich brauchen wir auch eine Portion Realität. Träume“, konstatiert er, „sind die geheime Tafel Schokolade in der Schublade der Seele.“
Sie schüttelt den Kopf. „Wahre Träume sind weit mehr als das. Was Sie meinen, sind Tagträume. Tagträume sind die geheime Tafel Schokolade in der Schublade der Seele. Und ich wüsste nicht, was gegen eine Rippe dann und wann spricht.“
Sein Blick wird eindringlich. „Nun, dies ist ein Tagtraum. Ein Tagtraum, in den Sie sich vor der Realität flüchten, gemeinsam mit einem Ornithologen, der wie Paul Newman aussieht, während ihre Tochter an ihrem Bett steht.“
Sie schluckt und kneift trotzig die Lippen zusammen. „Möchten Sie, dass ich gehe?“, presst sie hervor.
Dreimal in rascher Folge erklingt das Quietschen des Desinfektionsmittelspenders vor der Tür des Krankenzimmers, gleich darauf sticht sie der Geruch in die Nase. Ihr Geruchssinn war schon immer empfindlich, die Krankheit hat ihn verfeinert, als sollte sie wirklich jede Nuance des Seins in sich aufnehmen. Gesundheitsschuhe wispern über Linoleum. Sie erkennt die Stimme der Schwester, die diesen Teil der Station in der Mittagsschicht betreut.
„Ich habe ihrer Mutter ein Beruhigungsmittel gegeben“, raunt sie. „Die Operation morgen macht ihr zu schaffen“
„Die Chemo hat den Tumor verkleinert, nicht wahr?“
Die Schwester zögert. „Nun, darüber müssten sie eigentlich mit dem Arzt reden, aber … ja, ihre Mutter hat gut auf die Behandlung angesprochen, trotz der Nebenwirkungen. Es bestehen gute Chancen darauf, Gewebe zu erhalten.“
Sie hört ein erleichtertes Ausatmen. „Ich habe mir extra Urlaub genommen“, fügt ihre Tochter hinzu.
„Typisch“, murmelt sie, „extra Urlaub genommen … es tut mir aufrichtig leid, dass meine Krankheitspläne mit eurem Alltag so schlecht zu vereinbaren sind.“
Paul Newman legt den Kopf schief. „Jetzt fällen Sie ein zu hartes Urteil!“
Sie schließt die Augen. Sie ist wirklich dünnhäutig geworden. Womöglich auch ein wenig ungerecht. Also lauscht sie auf den Subtext, hört Ich habe mir Urlaub genommen, um für sie da sein zu können, spürt dem Zittern in der Stimme ihrer Tochter nach, mühsam aufrechterhaltene Fassung, die jedes Worte stützt.
Sie hebt die Lider. „Ich denke“, sagt sie langsam, „ich werde an der nächsten Station aussteigen. Aber ich hebe mir eine Rippe Schokolade für später auf.“
Paul Newman lächelt charmant. „Ich werde auf Sie warten.“
Sie erwidert das Lächeln und erhebt sich. „Das wäre schön. Und dann nehmen Sie mich mit zu den Bienenfressern.“
„Versprochen!“
Sie ist halb auf dem Gang, da dreht Sie sich noch einmal um. „Kennen Sie diese Geschichten, in denen zwei wildfremde Menschen einander in einem Zug begegnen und es geschieht etwas völlig Unerwartetes?“
„Der Tunnel nimmt kein Ende?“
„Ich dachte eher an etwas Romantisches.“
„Verstehe. Schokolade mit Pralinéfüllung.“
„Der Ruf der Bienenfresser.“
„Es wäre der perfekte Titel.“

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V.K.B.
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Beitrag21.08.2022 20:39

von V.K.B.
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Hallo Inky,

tolle Geschichte, die mich echt überzeugt. Hat mehrere Ebenen, Meta-Referenzen, man versteht sie erst nach und nach, aber ohne als Pointengeschichte rüberzukommen. Gut geschieben finde ich sie auch. Und sogar noch was gelernt, Bienenfresser kannte ich noch gar nicht und war beim Googeln überrascht, dass es sie wirklich gibt.

Unterm Strich:

E-Lit: definitiv
Sperrig: sprachlich nein, inhaltlich ja. Gut gelöst.
Thema Sommergäste: Erstmal die Vögel, dann lässt sich aber auch noch anderes reininterpretieren.
Begegnungen/Abschiede: Hier muss man etwas ruminterpretieren, aber ja. Hauptbegegnung wäre ja ein Tagtraum, aber das Thema Abschied (auch vom eigenen Leben) ist definitiv da.
ungehörter Schuss: metaphorisch umgesetzt als Realitätsflucht. Wobei das "nicht zur Kenntnis nehmen nicht passt, denn sie hinterfragt und reflektiert es ja selbst.
Hintergrund Veränderung: Nun, die Prota hat eine größere Operation vor sich und den Krebstod vor Augen. Viel einschneidender können Veränderungen wohl nicht mehr sein.
Persönliches Gefallen: Oh ja, aber hallo. So stelle ich mir einen gelungenen Zehntausendertext vor.

Und somit landet das dann auch auf Platz 2 bei mir. 10 Punkte für dich.


_________________
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Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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Schlomo
Geschlecht:männlichEselsohr

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Beiträge: 215
Wohnort: Waldperlach


Beitrag22.08.2022 23:33

von Schlomo
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WOW! Das ist wirklich perfekt! Als meine Mutter noch gesund war, hatten wir einmal über Dürrenmatt gesprochen, weil in der Zeitung ein Artikel über ihn stand. Wir waren beide verblüfft, dass er noch lebt. Ein paar Jahre danach bekam meine Mutter Krebs und Chemo, worauf ihr die Haare ausfielen und sie immer eine Mütze trug. Oft eine selbstgehäckelte.

Als ich im letzten Jahr Die Erzählungen Dürrenmatts, Der Hund, Der Tunnel und Die Panne von Diogenes kaufte, weil ich leider kein Exemplar davon mehr hatte, war Dürrenmatt bereits tot. Meine Mutter starb im selben Jahr am 20. November. Aber "dünnhäutig" ist sie nie geworden.

Jedenfalls ist Der Tunnel eine meiner Lieblingsgeschichten von Dürrenmatt, aus der ich bereits Motive abgeleitet habe für eine ganz andere Kurzgeschichte, die aber bisher noch nicht gedruckt worden ist.

Ich würde der Geschichte gerne 12 Punkte geben, aber die habe ich bereits für eine andere Geschichte vergeben, die bei mir ebenfalls eine Reihe von Flashbacks ausgelöst hat. Also gibt es leider nur 10 Punkte, obwohl ich tierisch gerne 12 vergeben würde. Verdient hättest du sie ...


_________________
#no13
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thepriest
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Beiträge: 100
Wohnort: Schweiz


Beitrag23.08.2022 16:38

von thepriest
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Mit Dürrenmatts "Tunnel" kann man bei mir gerne punkten. Kein Wunder, dass auch diese Geschichte einen doppelten Boden hat. Paul Newman als vertrauensvoller innerer Gesprächspartner lässt sich gut imaginieren. Die Geschichte nimmt trotz aller Schwere ein leichtes Ende, wofür ich nicht undankbar sind. Zu viele Tote haben sich am Ende der Texte bereits angesammelt. Hier besteht noch leise Hoffnung.

_________________
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dürüm
Wolf im Negligé

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Beitrag23.08.2022 20:47

von dürüm
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Hallo Inco,

sehr sehr gerne gelesen. Sicher und flüssig geschrieben, emotional reif dargestellt.

Schöne Verarbeitung des Themas, vor allem die Traumsequenz hat mir gefallen.

Der Dialog der Tochter mit der Schwester ist schräg, (Du bist nicht in dem Bereich tätig, richtig?) Dieser Satz mit dem "Gewebe erhalten" würde so von einer Krankenschwester sicher nicht gesagt.
Aber das ist Meckern auf hohem Niveau.

Ein sicherer zweiter Platz.

10 Punkte

Gruß
Kerem


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Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß, ob sie wiederkommen.
(Oscar Wilde)
Der Willige wird vom Schicksal geführt. Der Störrische geschleift.
(Seneca)
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Reimeschreiberin
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Beiträge: 220



Beitrag24.08.2022 21:42

von Reimeschreiberin
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Eine bildhaft geschilderte Geschichte über eine Frau, die zwischen Leben und Tod schwebt, einfühlsam geschrieben, nicht reißerisch sondern mit eher leisen Tönen. Man kann sich direkt hineinversetzen.
Schön finde ich auch den Schluss, der wieder den Kreis zum Anfang schließt.

Lieblingsstellen:
"Sein Blick erfasst die dünne Häkelmütze, welche ihren Schädel umhüllt, beinah wie ein Eirest auf dem Kopf eines Kükens."
"Schlimmer sind jedoch die Unblicke. Das bewusste Nicht-hinsehen. Wenn die Aufmerksamkeit anderer über sie hinwegspringt wie über ein Schlagloch."
"Träume“, konstatiert er, „sind die geheime Tafel Schokolade in der Schublade der Seele.“ "
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag25.08.2022 09:57

von Constantine
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Bonjour Señora Incógnita

Anmerkung im Text und weiter unten einige weitere Anmerkungen:
Señora Incógnita hat Folgendes geschrieben:
Gerade als das schwellende Gefühl der Angst ihren Brustkorb bersten zu lassen droht, beugt sie sich vor. „Kennen Sie diese Kurzgeschichte von Dürrenmatt, in der ein Student durch einen sonst recht kurzen Tunnel fährt, der dieses Mal aber kein Ende nimmt?“, sprudelt es aus ihr heraus.
Ihr Gegenüber, ein Mann mittleren Alters mit dem Gesicht eines Paul Newman-Doubles, hebt den Blick, klemmt den Zeigefinger als Lesezeichen zwischen die Seiten der Broschüre, in der er gerade blättert, und schaut sie an, die Frau mit der Mütze und den großen Augen, die ihm in Abteil gegenübersitzt und ihre Hände knetet.
„Wir fahren doch gar nicht durch einen Tunnel“, meint er nach einer Weile.
„Scheinbar nicht, trotzdem musste ich gerade daran denken. Kennen Sie die Geschichte?“
„Haben Sie Zugangst?“
Sie schüttelt den Kopf. „Nein, im Gegenteil, ich mag Züge. Die Geschichte fiel mir einfach so ein. Kennen Sie sie nun?“
Er nickt und widmet sich wieder seiner Broschüre. „Aus der Schule.“
„Und?“
„Und was?“
„Was halten Sie von ihr?“
Wieder sieht er auf. „Was soll ich von ihr halten, es ist eine Parabel über den Tod und ich war damals ein junger Bursche, durch den die Zeilen durchgerauscht sind, ohne dass viel haften blieb.“
„Nicht einmal ein Gefühl?“, fragt sie mit tauben Lippen und erschaudert unwillkürlich, sodass eine Gänsehaut die Härchen an den Unterarmen aufrichtet.
„Sie scheint diese Geschichte weit mehr beeindruckt zu haben als mich“, stellt er fest. Sein Blick erfasst die dünne Häkelmütze, welche ihren Schädel umhüllt, beinah wie ein Eirest auf dem Kopf eines Kükens. Es wirkt, als würde er studieren, wie jede Masche die andere umschlingt, bevor er fragt: „Ist Ihnen kalt?“
Sie kann ihm die Frage nicht übelnehmen, eben die Gänsehaut, zudem schafft es die Klimaanlage kaum, gegen die 40° anzupusten, die jenseits der geschlossenen Abteilfenster mit dörrendem Sonnenschein die Landschaft bleicht und den gesamten Zug aufheizt wie einen Römertopf. In Unkenntnis einer passenden Lüge, die sie ihm auftischen könnte, ergreift sie, getrieben von dem Wunsch nach Wahrhaftigkeit, die Kopfbedeckung und zieht sie herunter.
Sein Gesicht zeigt keine Regung, die Augen gleiten über ihre blanke Glatze, ungeschützte Haut, sonst durch blondes Haupthaar verhüllt, das sie bis auf die letzte Strähne verlassen hat. In ihrem Nacken prickelt es, die Musterung fühlt sich unangenehm intim an. Sie weiß, dass er versteht, dass er den Tunnel erkennt.
„Eine aparte Frisur“, befindet er, ohne Spott in der Stimme. „Sie bringt ihre Augen zur Geltung. Sie haben, nebenbei, sehr schöne Augen.“
Fast hätte sie aufgelacht. Wie satt hat sie die teilnahmsvollen Blicke, die ihr folgen, wie einer Schnecke die Schleimspur, immer dann, wenn sie die Mütze vergisst. Sie sieht ihren eigenen Tod in den Augen der anderen und manchmal erwartet sie fast, Schneisen würden sich auftun, Passanten emporwirbeln wie das Wasser des Roten Meeres, um sie durchzulassen, sie und ihr unerhörtes Erinnern an die Endlichkeit eines jeden Menschen.
Schlimmer sind jedoch die Unblicke. Das bewusste Nicht-hinsehen. Wenn die Aufmerksamkeit anderer über sie hinwegspringt wie über ein Schlagloch. Für diese Menschen existiert sie bereits nicht mehr.
Die wenigen Freunde und Bekannten, die sich nicht von ihr zurückgezogen haben, die nicht unauffällig Schritt für Schritt zurückgewichen sind, bis ihre Körper zu Schemen wurden, die das Mahlwerk der Vitalen und Leistungsfähigen wieder in sich aufgesogen hat, erinnern sie dafür tagtäglich an ihren Zustand, an ihr Mäandern zwischen Leben und Tod, wohlmeinend, ihre Fürsorge wie Gift versprühend. Vielleicht ist sie ungerecht. „Niemand kann es dir rechtmachen“, hat ihre Schwester ihr kürzlich vorgeworfen. „Sehen wir hin, ist es falsch, sehen wir weg, passt es dir auch nicht.“ Ja, vielleicht ist sie ungerecht geworden. Ungerecht und dünnhäutig. Aber ist es denn zu viel verlangt, an manchen Tagen einfach als Mensch behandelt zu werden, der noch immer atmet?
<-- Hier wird mir zu dick aufgetragen, regelrecht wird der schöne Anfang des Textes und der fein beginnende Dialog mit Charakterisierung der beiden hier zu Gunsten von viel Pathos, übertriebener Bildhaftigkeit und Drama zugekleistert und der Text gerät hier aus dem Leim. Fühlt sich an, als sei diese Passage nachträglich eingefügt worden. Würde ich überdenken, auch wenn ich mir dessen Funktion denken kann, aber ich finde, es schadet insgesamt dem Text. Schade. Anschließend findet der Text wieder seine Spur.
So tut ihr die Reaktion des Mannes auf ihre Art gut und sie lächelt ihn an. „Ein bisschen wie Sinead O'Connor, nicht wahr?“
„Oh ja“, stimmt er zu.
Für ein paar Sekunden umtanzen ihre Blicke einander, berühren sich flüchtig, dann schaut sie weg, findet Ablenkung in der Broschüre in seinen Händen. „Was lesen Sie da?“
Er dreht sie so, dass sie das Deckblatt entziffern kann:

„Studies on the spread of avifaunistic summer guests in the course of climate change“

„Ich bin Ornithologe“, erklärt er, „und erforsche eine Kolonie von Bienenfressern in einer Sandgrube ganz in der Nähe. Bei uns sind diese Vögel Sommergäste, sie stammen ursprünglich aus dem Mittelmeerraum. Anfang der 2000er Jahre hat sich eine stabile Kolonie am Kaiserstuhl etabliert, inzwischen lässt sich diese Art aber immer weiter nördlich nieder.“ Er greift nach einer Mappe neben sich, entnimmt ihr einige Fotos und reicht sie ihr.
Schillernd bunte Vögel mit kecker schwarzer Augenbinde und langem Schnabel sind abgebildet. Ihre schiere Anwesenheit scheint die Umgebung auf den Fotos aufzuwerten, der Himmel wirkt durch sie blauer, das Grün satter, selbst die sandfarbene Steilwand, an die sich ein Exemplar klammert, hofiert ihren Gast mit einer Vielfalt von Beige- und Brauntönen.
„Wunderschön!“, haucht sie und geht die Fotos ein zweites Mal durch, die Farben in sich aufsaugend.
„Fliegende Juwelen. Ihr Anblick bezaubert mich ganz besonders. Ich freue mich jedes Jahr darauf, wenn sie zurückkehren.“
Der letzte Satz versetzt ihr einen unerwartet wehmütigen Stich, sie denkt an den Kreislauf der Natur und daran, dass für sie vielleicht ewiger Winter anbrechen wird.
„Mama, schläfst du?“
Die Stimme kommt von außen, von jenseits der Welt, in der ein imaginärer Zug auf den Gleisen ihrer Vorstellung seine Runden dreht. Sie klingt sanft, besorgt.
„Mama?“ Nun schwingt ein Misston von Ungeduld in den beiden Silben.
Sie seufzt, denkt: Ach Kind, was für ein miserables Timing, und sieht ihr Gegenüber lange an. „Kennen Sie diese Geschichten, an deren Ende sich herausstellt, dass alles nur ein Traum war?“
Er verzieht das Gesicht. „Wenn Sie mich fragen, sind solche Wendungen Betrug am Leser; wer den Traum-Twist bemüht, da ihm kein passendes Ende einfällt, sollte die eigene Kreativität vielleicht auf andere Art befriedigen.“
Obwohl sie schmunzelt, hebt sie gleichzeitig die Augenbrauen. „Ein hartes Urteil, das Sie da fällen. Als wären Träume nichts wert.“
„Das habe ich nicht gesagt.“
Sie blickt auf die Mütze in ihrer Hand. „Ich werde mich von ihnen verabschieden müssen. Von allen, die ich mir aufgehoben habe für die Zeiten, in denen ich sie endlich verwirklichen wollte. Ganz zu schweigen von denen, die ich noch gar nicht geträumt habe, weil ihre Zeit nicht reif war.“
„Natürlich sind Träume etwas wert“, meint er sanft. „Wir müssen nur auf die Ausgewogenheit achten. Wie bei der Ernährung. Wenn wir nur von unseren Träumen zehren, ist das zu einseitig. Als würden wir ständig Schokolade essen. Gelegentlich brauchen wir auch eine Portion Realität. Träume“, konstatiert er, „sind die geheime Tafel Schokolade in der Schublade der Seele.“
Sie schüttelt den Kopf. „Wahre Träume sind weit mehr als das. Was Sie meinen, sind Tagträume. Tagträume sind die geheime Tafel Schokolade in der Schublade der Seele. Und ich wüsste nicht, was gegen eine Rippe dann und wann spricht.“
Sein Blick wird eindringlich. „Nun, dies ist ein Tagtraum. Ein Tagtraum, in den Sie sich vor der Realität flüchten, gemeinsam mit einem Ornithologen, der wie Paul Newman aussieht, während ihre Tochter an ihrem Bett steht.“
Sie schluckt und kneift trotzig die Lippen zusammen. „Möchten Sie, dass ich gehe?“, presst sie hervor.
Dreimal in rascher Folge erklingt das Quietschen des Desinfektionsmittelspenders vor der Tür des Krankenzimmers, gleich darauf sticht sie der Geruch in die Nase. Ihr Geruchssinn war schon immer empfindlich, die Krankheit hat ihn verfeinert, als sollte sie wirklich jede Nuance des Seins in sich aufnehmen. Gesundheitsschuhe wispern über Linoleum. Sie erkennt die Stimme der Schwester, die diesen Teil der Station in der Mittagsschicht betreut.
„Ich habe ihrer Mutter ein Beruhigungsmittel gegeben“, raunt sie. „Die Operation morgen macht ihr zu schaffen“
„Die Chemo hat den Tumor verkleinert, nicht wahr?“
Die Schwester zögert. „Nun, darüber müssten sie eigentlich mit dem Arzt reden, aber … ja, ihre Mutter hat gut auf die Behandlung angesprochen, trotz der Nebenwirkungen. Es bestehen gute Chancen darauf, Gewebe zu erhalten.“
Sie hört ein erleichtertes Ausatmen. „Ich habe mir extra Urlaub genommen“, fügt ihre Tochter hinzu.
„Typisch“, murmelt sie, „extra Urlaub genommen … es tut mir aufrichtig leid, dass meine Krankheitspläne mit eurem Alltag so schlecht zu vereinbaren sind.“
Paul Newman legt den Kopf schief. „Jetzt fällen Sie ein zu hartes Urteil!“
Sie schließt die Augen. Sie ist wirklich dünnhäutig geworden. Womöglich auch ein wenig ungerecht. Also lauscht sie auf den Subtext, hört Ich habe mir Urlaub genommen, um für sie da sein zu können, spürt dem Zittern in der Stimme ihrer Tochter nach, mühsam aufrechterhaltene Fassung, die jedes Worte stützt.
Sie hebt die Lider. „Ich denke“, sagt sie langsam, „ich werde an der nächsten Station aussteigen. Aber ich hebe mir eine Rippe Schokolade für später auf.“
Paul Newman lächelt charmant. „Ich werde auf Sie warten.“
Sie erwidert das Lächeln und erhebt sich. „Das wäre schön. Und dann nehmen Sie mich mit zu den Bienenfressern.“
„Versprochen!“
Sie ist halb auf dem Gang, da dreht Sie sich noch einmal um. „Kennen Sie diese Geschichten, in denen zwei wildfremde Menschen einander in einem Zug begegnen und es geschieht etwas völlig Unerwartetes?“
„Der Tunnel nimmt kein Ende?“
„Ich dachte eher an etwas Romantisches.“
„Verstehe. Schokolade mit Pralinéfüllung.“
„Der Ruf der Bienenfresser.“
„Es wäre der perfekte Titel.“


Ein schöner Dialog von zwei Unbekannten während einer Zugfahrt.
Das Setting kommt mir bekannt, gab es nicht einen ähnlichen Beitrag in einem anderen Wettbewerb: Einsteins Gravitationswellen.

Ich mag das charmante Paul Newman-Double, das genau der richtige Gesprächspartner für die Protagonistin ist.
Paul Newman hat einen feinen Humor
Zitat:
Sein Gesicht zeigt keine Regung, die Augen gleiten über ihre blanke Glatze, ungeschützte Haut, sonst durch blondes Haupthaar verhüllt, das sie bis auf die letzte Strähne verlassen hat. In ihrem Nacken prickelt es, die Musterung fühlt sich unangenehm intim an. Sie weiß, dass er versteht, dass er den Tunnel erkennt.
„Eine aparte Frisur“, befindet er, ohne Spott in der Stimme. „Sie bringt ihre Augen zur Geltung. Sie haben, nebenbei, sehr schöne Augen.“


Zitat:
Sie ist halb auf dem Gang, da dreht Sie sich noch einmal um. „Kennen Sie diese Geschichten, in denen zwei wildfremde Menschen einander in einem Zug begegnen und es geschieht etwas völlig Unerwartetes?“
„Der Tunnel nimmt kein Ende?“
„Ich dachte eher an etwas Romantisches.“
„Verstehe. Schokolade mit Pralinéfüllung.“

und zurückhaltend und sehr angenehm.

Im Gegensatz zu manch anderen Beiträgen des Wettbewerbs, sind hier die Charaktere lebendig und gut ausgearbeitet. Ihrem Gespräch zu folgen brachte mir Lesefreude.
Eindeutig der beste Beitrag im Wettbewerb: Douze points.
Chapeau!

Merci beaucoup
Constantine
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Babella
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 61
Beiträge: 889

Das goldene Aufbruchstück Der bronzene Roboter


Beitrag26.08.2022 17:14

von Babella
Antworten mit Zitat

Schwerkranke Frau unterhält sich (im Traum?) mit einem Ornitologen.

Man belehrt einander: Sie kennt sich in der Literatur aus, er in der Vogelwelt. Sie finden irgendwie zueinander, wobei er ein bisschen von oben herab kommt.

Die Atmosphäre ist, wenn man das, hin- und hergeworfen zwischen Traum und Realität, so sagen kann, glaubwürdig. Das Endgültige, das Bedrohliche, das Vielleicht des Lichts am Ende des Tunnels.

Kommt bei mir etwa auf Platz 3.
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d.frank
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D
Beitrag27.08.2022 00:46

von d.frank
Antworten mit Zitat

Ich mag das. Es hat eine unprätentiöse Art mit dem Thema umzugehen und ist so gestrickt, das es den eigenen Vorwurf der Traumsequenz stellt und gleichzeitig aufhebt. Es geht vielleicht nicht sonderlich in die Tiefe und lässt nichts offen, aber es berührt auf eine leise und hoffnungsvolle Weise.

_________________
Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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sleepless_lives
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DSFo-Sponsor Pokapro und Lezepo 2014
Pokapro VI Weltrettung in Gold


Beitrag27.08.2022 17:15

von sleepless_lives
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Dürrenmatts „Der Tunnel“ als Bild für eine schwere, lebensgefährlich Krankheit und speziell Krebs passt ausgezeichnet, der Bruch im alltäglichen Leben, das Versagen der üblichen Mittel, die Hilflosigkeit. Eine „Parabel über den Tod“ ist es allerdings nicht, da muss ich dem Ornithologen im Text widersprechen, oder zumindest nicht viel mehr als die Kurzgeschichte aus der heutigen Sicht als eine Geschichte über die Schädlichkeit des Rauchens aufgefasst werden könnte. Es geht in „Der Tunnel“ um andere existenzielle Fragen (siehe letzter Satz). Eine solch berühmte Geschichte eines herausragenden Schriftstellers zu zitieren, birgt natürlich die Gefahr, damit verglichen zu werden. Die Geister, die man rief … gut, nicht wirklich.

Ich hab an anderer Stelle im Zusammenhang mit einem Klischee schon gesagt, dass es wenig hilft, das in den Text zu schrieben. Das gleiche gilt für den Anfang mit einem Traum. Es ist immer noch ein Anfang mit einem Traum, auch wenn der/die Autor:in sich dessen bewusst ist und es erwähnt. Mit allen Vor- und Nachteilen. Man kann das durchaus machen, meiner Meinung nach, die Geeignetheit hängt doch stark von der jeweiligen Situation ab. Dazu müsste es aber erst einmal ein Traum sein und das ist im Text eben nicht der Fall. Die ‚Traumsequenz‘ hat nichts Traumhaftes, es ist eine ganz normale, realistische, konsistente Erzählungen mit einer Innenperspektive, Erinnerungen und rationalen Reflexionen. Und dadurch wird es dann genau zu dem verpönten erzählerischen Trick, der im Text selbst erwähnt wird. Als ob d. Autor:in wirklich nicht weiter gewusst hätte.

Nicht zuletzt durch diesen Trick und durch die weitgehende Vermeidung einer realistischen Beschreibung der Situation im Krankenhaus und der Krankheit selbst, wird die Geschichte sentimental und der beabsichtigte Druck auf die Tränendrüse erkenntlich. Die Sprache hilft nicht viel, obwohl, wie der erste Teil zeigt, sie durchaus präzise und interessant sein kann, aber später häuft sich Moralisierendes und, sorry (aber wir sind im Zentausender), schauderhafte Sentenzen wie  
Zitat:
Tagträume sind die geheime Tafel Schokolade in der Schublade der Seele

E-Literatur, um die es ja in diesem Wettbewerb geht, haben wir da weit hinter uns gelassen. Ich versuche, mir eine Version der Geschichte vorzustellen, in der der (Tag-)Traum Traumelemente hat, vielleicht ein wenig wie die Filme von Andrei Tarkowski, und in der die Grenze zwischen den beiden Welten nicht am jeder Stelle peinlich klar gemacht wird, auf dass man sie ja nicht verwechsele. Doch, da zeigt sich das Potential, zusammen mit der nicht genutzten Stelle aus „Der Tunnel“:
Friedrich Dürrenmatt hat Folgendes geschrieben:
weil er spürte, dass der Zugführer auch nicht gern an den Tunnel dachte, der draußen immer noch dauerte (immer noch die Möglichkeit, er könnte plötzlich aufhören, wie ein Traum mit einem Mal aufzuhören vermag).

Überhaupt spielt der Dürrenmatt später keine Rolle mehr. Was hat Tschechow über das Gewehr an der Wand gesagt? Aber sei’s drum, das kann man halten, wie man will. Mir ist nur der Ersatz nicht klar, die Rolle der Bienenfresser. Die Vogelart scheint mir im Zusammenhang der Geschichte völlig zufällig zu sein und ohne literarische Notwendigkeit (außer um das Wettbewerbsthema „Sommergäste“ zu erfüllen). Wären nicht Schwalben, Mauersegler, Lerchen, Wildgänse, Kraniche oder ähnliche mit ihren reichen literarischen Konnotationen viel geeigneter? Oder noch besser, eine Vogelart, die in einem direkten Zusammenhang mit dem Thema des Textes gesehen werden kann, zum Beispiel, ein Vogel, der außerordentliche Hindernis überwindet, oder eine Vogelart, die sich vom Rande des Aussterbens wieder erholt hat. Bei den Bienenfressern scheint es um ihr buntes Gefieder zu gehen, warum, wird aber nicht klar. Und eine Äußerung wie
Zitat:
Fliegende Juwelen. Ihr Anblick bezaubert mich ganz besonders.

scheint selbst für einen erträumten Ornithologen zu oberflächlich zu sein.
Aus dem Grund verstehe ich auch nicht, warum der Titel perfekt sein soll, und muss dem Ornithologen schon wieder widersprechen (und dem in den Text geschriebenen Selbstlob). Genau genommen, erschließt sich mir der Titel des Textes selbst überhaupt nicht. Der Ruf des Bienenfresser spielt in der Geschichte keine Rolle, es sei denn, es ist im übertragenen Sinne gemeint wie der „Ruf der Berge“. Das wäre dann eine unglückliche Formulierung und der Traum-Ornithologe hätte widersprechen sollen. Aber selbst im übertragenen Sinn kommt er mir aufgesetzt vor. Es scheint mehr um alles mögliche Andere einschließlich Schokolade in der Geschichte zu gehen als um diese spezielle Vogelart.


Der Text hätte es bei mir nicht in die Punkteränge geschafft.


_________________
Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)

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Heidi
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Beitrag28.08.2022 20:21

von Heidi
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Das Thema

Eine krebskranke Frau erschafft sich ihr eigenes Setting in ihrem eigenen Drehbuch Tagtraum, gespickt mit Schreibklischees (Zug, Traum-Twist, kitschiger Titel), die sie damit rechtfertigt, Bewusstsein darüber zu haben, dass mit Klischees gespielt wird.

Der Titel

Erinnert an Titel von Büchern, die derzeit durch die Läden ziehen und gerne gekauft werden. Ich denke, ein Roman mit diesem Titel hat heute eine gute Chance, gekauft zu werden.

Der Anspruch / Die Ungefügigkeit / Die Eigenständigkeit

Der Anspruch liegt vermutilch in der Krebsdiagnose und dem Leid der Protagonistin, ansonsten erlebe ich nichts besonders Abgefahrenes oder Ungefügiges und kann auch nicht von einer Eigenständigkeit sprechen, im Sinne einer Stimme, die sich mir als besonders und neu aufdrängt.

Die Sprache

ist recht flüssig und fügt sich dem Titel und dem, was das Thema beschreibt.

Der Gesamteindruck

Zunächst möchte ich erwähnen, dass es im Mittelteil des Textes Passagen gibt, die mir die erkrankte Protagonistin sehr nahe bringen und die mich auch berühren.

Zitat:
Sie sieht ihren eigenen Tod in den Augen der anderen und manchmal erwartet sie fast, Schneisen würden sich auftun, Passanten emporwirbeln wie das Wasser des Roten Meeres, um sie durchzulassen, sie und ihr unerhörtes Erinnern an die Endlichkeit eines jeden Menschen.
Schlimmer sind jedoch die Unblicke. Das bewusste Nicht-hinsehen. Wenn die Aufmerksamkeit anderer über sie hinwegspringt wie über ein Schlagloch. Für diese Menschen existiert sie bereits nicht mehr.


Dennoch werde ich nicht warm mit diesem Text. Das liegt unter anderem an der zu Anfang meines Kommentars erwähnten Klischee-Rechtfertigungs-Sache, die mir irgendwie querliegt. Vielleicht ist es als Witz gemeint, aber wenn es so sein sollte, ist er meinem Empfinden nach nicht gut genug ausgearbeitet, zumal die Hauptfigur doch sehr in eine verbitterte Richtung tendiert, was ihr eigenes Schicksal angeht. Das fügt sich nicht.

Auch das philosophische Geschwafel, das sie an den Tag legt, ist mir teils zu viel und wirkt nicht immer so tief, wie es sein möchte und es lenkt von ihrer eigentlich innerlichen Verfassung ab.
Es wird beschrieben, wie dünnhäutig sie sei, aber sie wirkt nicht wirklich verletzlich, sie wirkt eher verbittert.
Dass sie sich letztendlich in einem Krankenhauszimmer befindet, anstatt in einem Zug ins Irgendwo, macht das alles nicht besser. Sie ist kurz vor einer OP, hat eine Chemo hinter sich und schafft es noch, zynisch über ihre eigene Tochter zu denken? Ich habe bisher glücklicherweise keine wirklich nahen Erfahrungen mit der Krebskrankheit gehabt, weiß aber aus Erzählungen, dass die Schmerzen und die Übelkeit im Verlauf dermaßen schlimm sein sollen, dass jedes Denken schwierig wird und kann mir im Zuge dessen einfach nicht vorstellen, dass in solchen Momenten solche Gedanken in einen leidenden Menschen kommen können. Vielleicht täusche ich mich aber – ich will nicht urteilen, schließlich sind es auch oft Menschen mit chronischen Schmerzen, die zynisch auf ihre Umwelt reagieren. Beim Krebs habe ich nur immer diese Schwäche als Bild im Kopf und die Pflege, die damit einhergeht.

Selbstverständlich muss es in einer Geschichte nicht immer realistisch zugehen, selbst mache ich da auch aus dramaturgischen Gründen Abstriche. Dennoch halte ich es für wichtig, Figuren zu entwerfen, die mir nahe kommen, denen ich gerne mein Mitgefühl schenke, die mich berühren – vielleicht sogar wegen ihres Zynismus, wenn noch was ganz Anderes dazukommt. Eine gewisse Vielschichtigkeit etwa.

Mir hätte zu diesem Thema ein inneres Bild gereicht, etwas, das keine Andeutung braucht, wie etwa eine Tunnel-Metapher aus einem Dürrenmatt-Werk (das ich leider nicht kenne, was aber nichts zur Sache tut, da es sehr deutlich dargestellt wurde), um etwas zu zeigen, sondern das eigene Bilder erschafft.

Die Flucht aus einer unerträglichen Situation, über einen Tagtraum herbeizuführen, ist sicherlich ein spannender und auch realistischer Ansatz für eine Geschichte, sie ist aber in diesem Fall an ein äußeres Setting gebunden und das ist auch der größte Mangel, den ich in dieser Geschichte sehe.
Sie bindet sich an ein klares Setting, anstatt sich zu trauen, einen neuen Weg zu gehen, der unabhängig ist von einem Zug, von einem Krankenhaus, von einem Tagtraum, von irgendwelchen Bienenfressern. Obwohl - letztere könnten tatsächlich Bilder erzeugen, die von Unabhängigkeit sprechen im Inneren der Figur. Ich hätte mir mehr Innenschau gewünscht, eine vertiefte Betrachtung der Figur mit allen Facetten des Gefühlslebens. Vielleicht auch im Zusammenhang mit den Bienenfressern und deren Dasein.

Punkte gibt es deshalb nicht.
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Globo85
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Beitrag29.08.2022 10:44

von Globo85
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"Krebs und Traumwelten" oder Girl on a train

Vorgaben:
  • Begegnungen und/oder Abschiede: LI und Paul
  • Anbahnende Veränderung: Die Operation.
  • Sommergäste/Nichtbeachteter Schuss: Die Angehörigen und der Krebs.
  • Ist das E? Schlicht und einfach: ja.

Eindrücke:
Eine schön anrührende Geschichte, die irgendwie geschickt mit Literatur(oder generellen Story-)klischees spielt, ohne selbst ins Klischee abzurutschen. Gefällt mir wahnsinnig gut. Die Sprache wirkt sehr ausgewogen, trägt durch die Erzählung, unterstützt an den richtigen Stellen, ohne zu dick aufzutragen. Das ganze wirkt einfach sehr routiniert und sehr rund. Was die Geschichte für mich dann letztlich ganz weit nach vorne bringt ist, wie natürlich sie den "Twist" einbaut und beinahe übergeht, ohne ihm die Größe Bühne zu überlassen. Das trägt für mich seinen Teil dazu bei, dass der Text dann am Ende eben einfach so rund wirkt.

Lieblingsstelle:
Zitat:
Tagträume sind die geheime Tafel Schokolade in der Schublade der Seele. Und ich wüsste nicht, was gegen eine Rippe dann und wann spricht.

Fazit:
Mein zweiter Platz und damit 10 Punkte.
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holg
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Beitrag30.08.2022 14:04

von holg
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Großäugige, teighäutige Kalimera spricht auf dem Weg in den Sedativschlaf vor ihrer Krebs-OP einen imaginären Reisepartner an.
Ein bisschen sehr metaphernlastig entwickeln sich Gespräch und Gedanken der Protagonistin über wiederkehrende bunte Wunder in einer zerfallenden Welt (im Falle der Bienenfresser vom Kaiserstuhl seit 30 Jahren, nach möglicherweise 100jähriger Pause) https://www.nabu-kaiserstuhl.de/index.php/wir-im-nabu/projekte/bienenfresser.html.

Am Ende besteht Hoffnung für den Ausgang der Operation.

Das ist ein insgesamt stimmiger, tastender Text, dessen Gegenüberstellung der Krebserkrankung und der Klimakatastrophe genau so zu passen scheint wie der Ornithologe als freundlicher Herr Tod, der alles andere als in Großbuchstaben spricht. Filmisch bin ich hier am ehesten bei Rob Reiner.

Trotz der mMn zu vielen Bilder und Metaphern mag ich den Text vor allem wegen Schätzen wie diesem:
Zitat:
Träume sind die geheime Tafel Schokolade in der Schublade der Seele.


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F.J.G.
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Beitrag30.08.2022 18:21

von F.J.G.
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Liebes verfassendes Wesen,

ich mache es kurz und schmerzlos: Dein Text hat mir sehr gut gefallen und du darfst stolz auf ehrliche 10 Punkte sein!

Ciao
Kojote


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nicolailevin
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Beitrag01.09.2022 17:52

von nicolailevin
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Eine Frau trifft im Zug einen Herrn mittleren Alters, einen Ornithologen, mit dem sie in ein intensives tiefsinniges Gespräch übers Sterben und Träumen kommt. Die kahle Kopfhaut unter ihrer Mütze (mitten im Hochsommer) deutet auf eine Krebserkrankung hin. Doch der Mann ist nur ein Tagtraum, der ihr hilft, mit ihrer Situation auf der Krebsstation des Krankenhauses, mit der gereizten Stimmung mit ihrer Tochter dort und ihrer Verzweiflung zurechtzukommen.

Traurig-schön ist das, beim ersten Lesen habe ich die Dialoge als zu prätentiös markiert, aber da sie ja nur im Kopf der Heldin stattfinden, ist das schon in Ordnung so, denke ich.

Normalerweise reagiere ich sehr allergisch auf Texte, die Gebrechen, Behinderungen, Krankheit ausbeuten, aber hier wird der Kranken ihre Würde gelassen, wird kein Effekt erhascht, auch aus der Traumsequenz werde ich als Leser geführt, ohne dass ich die Augen rolle. Das ist ein Text, der auf seine Stärke vertraut und kein Versteckspiel treiben muss.

Stören tut mich einzig die Metabemerkung über den unzulässigen Traumtwist – die hätte es nicht gebraucht, den Vorwurf muss sich dieser ausgereifte Text nun wahrlich nicht machen lassen.

Auf alle Fälle vorne mit dabei. Am Ende sogar ganz vorne: 12 Punkte.

Nur als Leseerfahrung angemerkt: Ich hatte die Heldin mit ihrer Mütze und den großen Augen und dem Gespräch mit dem älteren Herrn anfänglich deutlich jünger taxiert, so auf Mitte / Ende Zwanzig, und ich war dann einigermaßen überrascht, dass sie eine erwachsene Tochter hat.
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Nachtvogel
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Beitrag03.09.2022 03:43

von Nachtvogel
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Die Geschichte beschreibt eine sehr schöne Szene. Zwei Unbekannte begegnen sich im Zug und führen ein angenehmes und kultiviertes Gespräch miteinander. Das Thema Krebs führst du mit der Mützen-/Frisurensache elegant ein. Der Bruch, wenn die Realität langsam beginnt, in die Traumwelt einzudringen, ist auch gut gemacht. Ich fühle die Emotion der Protagonistin, die am liebsten gar nicht mehr in die Realität zurückwill. Leider ist der Bezug zum Thema "Sommergäste" dann doch sehr gekünstelt. Meiner Meinung nach ist es nicht ausschlaggebend für die Geschichte, dass der Herr im Zugabteil Ornithologe ist. Er könnte auch ein Magazin jeder anderen Fachrichtung lesen.

Da ich die Geschichte sehr schön geschrieben finde und sie mich auch sehr berührt, gibt es trotzdem noch:
7 Punkte
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Minerva
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Beitrag03.09.2022 19:58

von Minerva
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Christian Anders hat Folgendes geschrieben:
Es fährt ein Zug nach nirgendwo.


Inhalt:
Krebskranke Frau sitzt in Zug mit einem Paul-Newman-Verschnitt, der sich als Ornithologe herausstellt, und diskutiert mit ihm über Bücher, Tunnel, Glatzen und Bienenfresser; ringt um ihre wahrgenommene Verbitterung und den Tod, den sie überall zu sehen glaubt.
Als ihre Tochter spricht, wird das Ganze als Traum erkennbar, was eine Diskussion übers Schreiben und den Wert von Träumen sowie Realitätsflucht auslöst. Sie hört, wie eine Krankenschwester ihrer Tochter einen offenbar guten Ausgang der Chemotherapie und anstehenden Operation bescheinigt. Die Prota deutet schließlich das, was sie von ihrer Tochter zu hören glaubt, in Fürsorge und Besorgnis um, statt ihrer Verbitterung weiter zu frönen. Sie will sich ihre Tagträume bewahren, aber nun entscheidet sie, aufzuwachen und sich in der realen Welt mit ihrer Tochter auseinanderzusetzen.

Wertung
Der Übersichtlichkeit halber habe ich die Details zu den Kategorien in den Fußnoten ausführlich aufgeführt. Die Wertung dient dazu, die Geschichte für den Wettbewerb ranken zu können, deswegen wird alles im Detail betrachtet, bitte nimm es nicht als zerpflückende Kritik wahr, sondern als eine intensive Auseinandersetzung.

1 Die Geschichte an sich 4/5
Hat mir gefallen. Gute Geschichte.
Was mir besonders positiv auffällt, ist, dass die Personen sehr plastisch ausgearbeitet sind, sehr realistisch wirken: einmal die Darstellung und Erfahrung der krebskranken Prota, ihre „Reizbarkeit“ und Selbstreflexion, die Meinung der Schwester und andererseits der Mitreisende mit seinem „avifaunistic“ … meine Güte … englischen Studientext und Beruf und dieses spezielle Detail mit den Bienenfressern und deren genauer Aufenthaltsort. Das macht alles sehr lebendig und eindringlich.
Es beginnt mit dem drohenden Sterben und Verbitterung und es endet mit dem Wandel ihrer Ansichten und der großen Wahrscheinlichkeit des Überlebens.
Wenn ich tiefer hineininterpretiere, geht es hier auch um die Weiblichkeit der Prota. Ich gehe davon aus, dass sie den Mann im Zug attraktiv findet, seine positive Äußerung über ihre Glatze und ihre Augen, geben ihr zumindest eine Bestätigung, dass ihre Haare allein nicht das sind, was sie als Frau attraktiv macht. Die Krankenschwester, die später von Gewebeerhaltung spricht, könnte auf Brustkrebs hindeuten. Später wird ja auch ein romantisches Wiedersehen angesprochen, man könnte das als Vorausdeutung sehen, dass sie wieder »normal« am Leben teilnehmen wird und ihr Schicksal einfach Teil ihrer Geschichte wird, sie aber nicht verbittern oder von einer neuen Beziehung abhalten wird.
Gute Geschichte. Der Traum ist hier ja sogar wichtig, man hätte den Meta-Teil übers Schreiben nicht gebraucht, aber sicher ist sicher … nicht dass jemand meckert. wink
Ich stolperte aber beim ersten Lesen über das Kind und nahm an, es sei ein kleines Kind.

2 Umsetzung der Themen 5/7
Sommergäste sehe ich symbolisch in den (nicht mal im Traum »real« vorkommenden) Bienenfressern, allegorisch für die Wiederkehr der Frau, auch im nächsten Sommer (Überleben).
Sie begegnet dem Paul-Newman-Ornithologen, verabschiedet ihn. Die spürbare anbahnende Veränderung könnte man in ihrer Neuinterpretation des Gesagten der Tochter annehmen und auch der Möglichkeit, den Krebs zu besiegen. Hier ist die »Anbahnung« mal korrekt umgesetzt worden, oftmals war die Veränderung in den Beiträgen ja schon da. Hier passt das besser. Das Thema und die Vorgaben sind relevant für die Geschichte, ich würde da jetzt auch nicht krampfhaft versuchen, zu überlegen, ob die Geschichte auch anderswie spielen könnte, allerdings finde ich trotzdem, dass »Sommergäste« nicht so richtig auf das Thema der Erkrankung passt bzw. meine ich, es ist auch nicht so richtig spürbar im Text.

3 E-Faktor 3/5
Finde die Umsetzung gelungen, kreativ; hier punkten einfach die dichte Geschichte auf kleinem Raum, die Details. Hat aber trotzdem ein wenig viel Erklärungen drin, wo ich nicht raten oder darüber nachdenken muss. Die Ausführlichkeit der Sätze, Erklärungen und Wiederholung, was man normalerweise als Erklärbär abtun würde, sehe ich hier aber nicht als solches, sondern es spiegelt sehr gut ihren inneren Zustand, ihr Verzagen, ihr Ringen um Worte, um Veränderung. So interpretiere ich das jedenfalls mal. Das Sich-erklären-Müssen und Winden um den Wandel.
Die Ernsthaftigkeit des Themas ist unbestritten, es ist liebevoll und bildhaft umgesetzt und legt den Fokus auf ihre Sicht der Dinge, nicht so sehr auf das Resultat. Die Frage nach ihrer Attraktivität als Frau sind subtil Thema.

4 Lesbarkeit und Handwerk 4/5
Lesbar mit ein paar unnötigen Schachtelsätzen und Sperrigem, wie der Einstieg
Zitat:
bersten zu lassen droht
muss nicht sein.
Zitat:
Sein Blick erfasst die dünne Häkelmütze, welche ihren Schädel umhüllt, beinah wie ein Eirest auf dem Kopf eines Kükens.
Eigentlich gefällt mir das, aber es müsste Eierschalenrest heißen und die Mütze umhüllt auch sicher nicht ihren gesamten Schädel.
Zitat:
getrieben von dem Wunsch nach Wahrhaftigkeit
hätte man weglassen können, das ist mir zu schwülstig. Lieber Details, Kleines statt großer salbungsvoller Konzepte.
Zitat:
Blanke Glatze
unnötig doppeltgemoppelt

5 Logik 2/3
Auf die Frage, ob ihr kalt sei, passt zwar die Gänsehaut, aber nicht die Klimaanlage
Zitat:
die es kaum schafft, gegen die 40° anzupusten
– macht keinen Sinn, das impliziert ja, dass es brüllend warm im Zug ist, sie also schwitzen müsste.

6 Sorgfalt 2/2
Peanuts: Das bewusste Nicht-hinsehen muss heißen: Nicht-Hinsehen.

7 Sommerfrischequotient 5/5

Gesamtpunkte: 25/32

PUNKTESPOILER * trommelwirbel *
5 Punkte
Meine liebsten Textstellen:
Zitat:
Wie satt hat sie die teilnahmsvollen Blicke, die ihr folgen, wie einer Schnecke die Schleimspur [...]
Schlimmer sind jedoch die Unblicke.
Zitat:
Ich werde mich von ihnen verabschieden müssen. Von allen, die ich mir aufgehoben habe für die Zeiten, in denen ich sie endlich verwirklichen wollte. Ganz zu schweigen von denen, die ich noch gar nicht geträumt habe, weil ihre Zeit nicht reif war.
Zitat:
Gesundheitsschuhe wispern über das Linoleum.

-----------------------
Bewertung – ein Versuch. Ein bisschen Neutralität einbringen, jenseits von: mag ich - nicht mein Ding. Hab ich eigentlich „Ahnung“ von E-Lit? Nee, deswegen brauch ich diese Krücke zum Bewerten. Bei Offenheit der Interpretation einzelner Aspekte, lege ich immer alles zu euren Gunsten aus. Tut mir leid, dass das so ausführlich geworden ist. Jegliche Kritik ist meine persönliche Sichtweise, wenn ihr davon etwas gebrauchen könnt, greift zu, ansonsten lasst euch nicht den Tag vermiesen.

1 Ich will einfach eine gute Geschichte lesen und etwas herauslesen. 5 Punkte

2 a) Sind Sommergäste tatsächlich oder symbolisch vorhanden?
b) Dreht sich die Geschichte um eine oder mehrere Begegnungen und/oder Abschiede?
c) und d) Ist eine Veränderung thematisiert, und ist diese anbahnend, d.h. nicht schon im gesamten Text vollzogen und zudem „spürbar“ über den Textverlauf?
e) Wie relevant ist das zentrale Thema für die Geschichte?
f) Können es nur „Sommergäste“ sein oder könnte die Geschichte auch anderswie spielen?
g) Wie sehr durchdringen diese Themen insgesamt den Text als Ganzes? 7 Punkte

3 a) Künstlerischer Anspruch und Kreativität allgemein, also alles, was sich sinnhaft von einem Genretext abhebt. Hier „reicht“ es nicht, einfach die 2. Person Futur Präsens zu wählen oder möglichst lange und komplizierte Sätze oder Wörter zu verwenden – im Gegenteil, das gibt Abzüge bei Stil und Lesbarkeit, Handwerk muss beherrscht werden. Auch ist eine komplizierte Wortwahl nicht ausschlaggebend, kann auch vollkommen simpel sein. Es kommt immer darauf an … auch auf das, was vielleicht nicht gesagt wird, aber durch den Textaufbau durchwirkt. Die Form, das Gesagte und das Ungesagte müssen Hand-in-Hand gehen, eine Wirkung bewusst erzielt werden (oder zufällig-intuitiv … wer weiß das schon?). [Form und Inhalt oder form follows function] 2 Teilpunkte hier.
b) Ernsthaftigkeit der Themen, wobei Humor dazuzählt, wenn er mir bspw. „die Absurdität“ (des Lebens oder wovon auch immer vermittelt) darstellt; und/oder Sozialkritik und/oder regt mich das zum Nachdenken an? Hat das eine Relevanz? Ein gewisses Maß an Realismus, aber kein absoluter. Bizarr und surreal sind erlaubt. Auch das kann ich nur subjektiv abwägen: ist das Phantastik oder  E-tastik?
c) Mehrschichtigkeit und Ungefügigkeit. Auch hier ist Augenmaß gefordert, ich möchte mir den Inhalt oder die Bedeutung/Interpretation ein wenig erarbeiten müssen (nicht alles erklärt bekommen), aber nicht wie die Sau ins Uhrwerk glotzen. Ob ein Text mich bewusst verwirren will oder ob Thema, Sprache, Aufbau etc. mich nicht richtig erreichen, muss ich subjektiv abwägen.
d) Verwendung einer besonderen Sprache oder Spielerei damit, Verwendung besonderer Bilder oder einer Wirkung durch die gewählte, durchaus auch einfache, Sprache (Intensität).
5 Punkte

4 Kann ich den Text, rein vom Formalen her, gut weglesen, ungeachtet von Pausen zum Nachdenken oder des Anspruchs der Sprache? Wie sieht es mit dem Handwerklichen des Schreibens aus? Wird es beherrscht, wird es gar bewusst gebrochen? 5 Punkte

5 Soweit nachvollziehbar:
a) Logik inhaltlicher Art (in sich logische Geschichte, Reihenfolge),
b) Logik der Details (das namensbestickte Taschentuch von Onkel Günther lag aber vorhin nicht auf dem Liegestuhl sondern auf der Tiefkühltruhe im Keller) – auch: recherchierte Details
c) Logik des menschlichen Handelns (also wie plausibel ist das Verhalten, ungeachtet künstlerischer oder storytechnischer Abweichungen) 3 Punkte

6 Sorgfalt muss sein, bitte nicht mit den Augen rollen, es sind ja nur 2 Punkte. Es gibt immer eine Möglichkeit, die man vorm Absenden wahrnehmen kann: einen Testleser, ausdrucken, sehr langsam lesen, laut vorlesen, mit (kostenloser) Software vorlesen lassen, in ein E-Book umwandeln, um es auf einem anderen Medium zu lesen, Rechtschreibkorrektur der Schreibsoftware, zur Not Gerold (obwohl der nicht der Hellste ist, sorry Gerold). Bei zu vielen Rechtschreib- oder Grammatikfehlern wird etwas abgezogen. Wie gesagt, es sind nur wenige Punkte, aber auch Sorgfalt spielt eine Rolle. Das ist eine Frage der Fairness gegenüber anderen. Ich weiß, du hast viel zu tun und die Muße kam recht spät oder du hast Legasthenie oder ... Nicht bös gemeint. 2 Punkte

7 Onkel Günther würfelt mit seinem 5-seitigen Würfel und dividiert das Ergebnis durch 1… (Nach meinem ersten Bewertungssystem tummelten sich auf einmal mehrere Texte auf den gleichen Rängen, auch mehr Punkte in den Kategorien schafften keine Abhilfe … Leute, das geht nicht, ich muss irgendwie ein Ranking hineinbringen. Onkel Günthers Würfel ist quantenverschränkt mit dem Text und weiß, was richtig ist.) 5 Punkte


_________________
... will alles ganz genau wissen ...
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MoL
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Das bronzene Stundenglas


Beitrag04.09.2022 16:30

von MoL
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Wow, lieber Inko, mein persönlicher Favorit. Anrührend, menschlich und zart. Genau so! Danke dafür!

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"Menschen und andere seltsame Wesen"
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Hexenherz-Trilogie: "Eisiger Zorn", "Glühender Hass" & "Goldener Tod", Acabus Verlag 2017, 2019, 2020.
"Die Tote in der Tränenburg", Alea Libris 2019.
"Der Zorn des Schattenkönigs", Legionarion Verlag 2021.
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nebenfluss
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Beitrag04.09.2022 18:27

von nebenfluss
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Leider noch kein Kommentar.

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silke-k-weiler
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Beitrag07.09.2022 13:09

von silke-k-weiler
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Hallo Veith,

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
tolle Geschichte, die mich echt überzeugt. Hat mehrere Ebenen, Meta-Referenzen, man versteht sie erst nach und nach, aber ohne als Pointengeschichte rüberzukommen. Gut geschieben finde ich sie auch. Und sogar noch was gelernt, Bienenfresser kannte ich noch gar nicht und war beim Googeln überrascht, dass es sie wirklich gibt.


wow, vielen Dank! Und was die Bienenfresser angeht, kannst Du mit Silke Dein ornithologisches Wissen erweitern. Laughing  Wobei ich die Befürchtung hatte, dass es wegen der Mauersegler damals (der Text, den Deine Tochter gelesen hat) vielleicht zu offensichtlich sein könnte, wer hinter dem Text steckt.

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:

E-Lit: definitiv
Sperrig: sprachlich nein, inhaltlich ja. Gut gelöst.
Thema Sommergäste: Erstmal die Vögel, dann lässt sich aber auch noch anderes reininterpretieren.
Begegnungen/Abschiede: Hier muss man etwas ruminterpretieren, aber ja. Hauptbegegnung wäre ja ein Tagtraum, aber das Thema Abschied (auch vom eigenen Leben) ist definitiv da.


Ja, Abschied ist präsent, die Begegnung eben ... ja , auch mit sich selbst. Subtil, will man es wohlwollend ausdrücken *hüstel

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Persönliches Gefallen: Oh ja, aber hallo. So stelle ich mir einen gelungenen Zehntausendertext vor.

Und somit landet das dann auch auf Platz 2 bei mir. 10 Punkte für dich.


Das hat mich wiederum von den Socken gehauen, vielen vielen Dank! smile extra

LG
Silke
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silke-k-weiler
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Beitrag07.09.2022 13:21

von silke-k-weiler
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Lieber Schlomo,

ich hatte Deinen Kommentar als ersten gelesen und war danach ein bisschen geknickt. Klar, bei der Thematik ist es schwer, bei niemandem Erinnerungen zu wecken, meine eigene Mutter ist an Krebs gestorben, langsam komme ich auch in das Alter, in dem sie gegangen ist, da mache ich mir schon so meine Gedanken manchmal.

Schlomo hat Folgendes geschrieben:
Jedenfalls ist Der Tunnel eine meiner Lieblingsgeschichten von Dürrenmatt, aus der ich bereits Motive abgeleitet habe für eine ganz andere Kurzgeschichte, die aber bisher noch nicht gedruckt worden ist.


Ich habe "Der Tunnel" zum ersten Mal in der Schule gelesen. Das Ding hat mich nicht mehr losgelassen, ist mir bei Schullektüre nie passiert, ich gehörte eher zu denen, die sich so ein bisschen gequält fühlten. (Vor allem von "Effi Briest" Embarassed )

Danke für die Erinnerungen, die Du geteilt hast! Und trotz allem freut es mich, dass Dich Geschichte so angesprochen hat.

VG
Silke
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silke-k-weiler
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Das goldene Schiff Der goldene Eisbecher mit Sahne


Beitrag07.09.2022 13:24

von silke-k-weiler
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Hallo thepriest,

thepriest hat Folgendes geschrieben:
Mit Dürrenmatts "Tunnel" kann man bei mir gerne punkten. Kein Wunder, dass auch diese Geschichte einen doppelten Boden hat. Paul Newman als vertrauensvoller innerer Gesprächspartner lässt sich gut imaginieren. Die Geschichte nimmt trotz aller Schwere ein leichtes Ende, wofür ich nicht undankbar sind. Zu viele Tote haben sich am Ende der Texte bereits angesammelt. Hier besteht noch leise Hoffnung.


vielen Dank für Deine Bewertung und die Punkte im Hut. Wink  Ja, die leise Hoffnung am Ende, dass sich der Vorhang final erst nach einer weiteren Zugabe schließen könnte, war mir wichtig.

VG
Silke
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