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Morgen, Abend, und der Tag dazwischen, eine Prosaskizze


 
 
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dürüm
Wolf im Negligé

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Das bronzene Eis am Stiel Das Bronzene Pfand
Der bronzene Spiegel - Lyrik Podcast-Sonderpreis
Vorlesbar I


Beitrag11.08.2022 19:00
Morgen, Abend, und der Tag dazwischen, eine Prosaskizze
von dürüm
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Morgen, Abend, und der Tag dazwischen, eine Prosaskizze

Dangast im Juni 1910, sehr früh am Morgen

Seebadpromenade. Frisch gestrichenes Geländer. Die Treppenstufen zum Strand dunkelnass. Brandungsrauschen. Möwen regungslos auf Holzpfählen.

Emmas Füße hinterließen kaum wahrnehmbare Spuren zwischen den Seetanghaufen. Vor ihr, klotzige Konturen im Frühnebel. Daneben, ein Paar Stiefel im Sand. Um diese Zeit war sonst niemand unterwegs. Zu früh. Zu kalt. Zu dunkel. Teure Stiefel waren es. Suchend schaute sie sich um. An der Flutgrenze, ein Stapel Kleidungsstücke auf einer Decke. Rasch ging Emma weiter. Die nächste Korbhütte. Sie duckte sich unter die Haube, setzte sich, zog die Füße unter ihren Rock und ihr Tuch eng um die Schultern. Das Himmelsgrau am Horizont changierte unaufhaltsam in ein helles Blau. Auf ihrem Schoß, in Packpapier eingeschlagen, mit Spagat verschnürt, Sommerlektüre. Der neue Schnitzler. Im Lesesaal konnte sie den nicht lesen. Karl würde der Schlag treffen. Oder auch nicht. Worte ließen ihn kalt. Formen dagegen, Farben, Kontraste, Perspektiven. Was waren schon Worte?

Sorgfältig löste sie die vielen Knoten und rollte den Bindfaden sauber zusammen. So etwas führen wir nicht, hatte die hiesige Bibliothekarin ihr indigniert beschieden. Emma hatte es dann direkt beim Verlag bestellt. Die Handlung spielte in Wien.

Erster Akt: die Dirne zum Soldaten: „Komm, mein schöner Engel.
Jemand kam aus dem Wasser. Hochgewachsen. In einem züchtigen Badekostüm. Achtlos ließ sie es zu Boden fallen. Ein Schattenriss im Gegenlicht. Lange Haare. Unordentlich hochgesteckt. Ein helles Kleid.
Auf dem Rückweg ging sie nahe an Emma vorbei. Zwei Augenpaare trafen sich. Achselzucken. Ein leises Lachen. Die Dame sammelte ihre Stiefel ein und lief die Treppe hoch. Immer zwei Stufen auf einmal. Emma sah ihr hinterher. Dann wandte sie sich wieder Schnitzler zu.

Zweiter Akt: der Soldat zum Stubenmädchen: „Pst, nicht so laut.“
Nach und nach erschienen die ersten Muschelsucher und Strandläufer. Sandburgenbauer. Kindergeschrei. Möwen kämpften lautstark um Leckerbissen. Es versprach ein heißer Tag zu werden. Hungrig vom Lesen verpackte Emma ihren Schnitzler und kehrte zurück ins Conversationshaus. Karl pflegte dort zu frühstücken. Pünktlich um zehn Uhr. Schwarzbrot. Rührei. Tee. In großen Porzellantassen. Mit Blick auf das Wattenmeer, die Weite, den Himmel. Tiefes Blau. Stürmisches Grau. Gischtendes Weiß. Ein Klecks durchsichtiges Grün. Auch Emmas Kittel war übersät mit diesen Farben. Mächtige Farben.

Dritter Akt: das Stubenmädchen zum jungen Herrn: „Der junge Herr ist halt immer so fleißig.“
Karl saß in Pumphosen und Holzschuhen auf der Terrasse und zeichnete eine seiner Postkarten. Schweigsam. Konzentriert. Mit Wachskreiden. Wieder einmal das Strandschloss, diesen morschen Holzturm mit der grandiosen Aussicht über das Watt. Neben ihm, seitlich auf einem Stuhl, die Arme auf die Lehne gestützt, aufmerksam beobachtend, saß die Dame. Fein ziseliertes Profil. Ein Gesicht zum Malen. Kein Hut. Keine Schuhe.
Emma durchquerte den Lesesaal, erstieg die Treppe ins Obergeschoss und betrat ihr Zimmer. Der Schnitzler kam unter das Kissen. Das Wolltuch in den Schrank. Dann griff sie Staffelei, Palette, Pinsel und Leinwand. Leer. Offen. Verletzlich. Sie würde sie fragen. Die Dame.

Vierter Akt: der junge Herr zur jungen Frau: „Das Leben ist so kurz.“
„Darf ich Sie malen?“
„Wie oft?“, fragte sie zurück, die Dame.
„So oft Sie wollen.“
Rosa hieß die Dame. Und sie lachte. Viel und laut. Die Sonne ließ Lichter über ihr Gesicht tanzen. Karl hatte sein buntes Halstuch um die Stirn gebunden. Und schwieg. Emma malte. Leidenschaft und Sehnsucht. Kräftige Striche, klare Linien. Sanftes Blaugrau, reifes Gelb, kühne Akzente, fast zartes Rot. Schwarz. Diese Augen. Tiefe. Verstand. Mutwillen.

Fünfter Akt: die junge Frau (nachdenklich) zu dem Ehemann: „Ein Rausch.“
Das Bild musste trocknen. Emma reinigte ihre Pinsel. Rosa hatte Hunger. Sie spazierten zum Hafen. Geschäftiges Gedränge. Stimmengewirr. Der Fang des Tages glitzerte aus großen Körben. Rosa kannte die Fischer und wusste, was sie wollte. Sie nahmen sich einen kleiner Eimer Krabben zum selber pulen. Ein halber Laib Brot dazu. Kribbeln im Bauch. Die Fischer warfen ihnen derbe Scherzworte hinterher. Rosa ignorierte sie.

Sechster Akt: der Gatte zum süßen Mädel: „Schmeckt´s?“
Am Strand wühlen Finger im Eimer, berühren sich zufällig, zupfen das Brot. Sand knirscht zwischen den Zähnen, Haarsträhnen fliegen ins Gesicht. Verstohlene Blicke. Fernes Donnergrollen. Schatten huschen über den Strand, Wolken türmen sich in dunkelgrau und violett. Wetterleuchten. Die Sommergäste packen ihre Sachen zusammen und steigen die Stufen hoch zum Conversationshaus, wo Kaffee und Kuchen warten. Wind zerrt an ihren Kleidern. Erste Tropfen fallen. Zuflucht in einer Korbhütte. Windabgewandt. Aneinandergeschmiegt sitzen sie im Trockenen. Emma wird warm. Rosa gestikuliert. Erzählt von Hamburg und Berlin. Weitgereist ist Rosa. Studiert hat sie. Weit ist ihr Verstand. So klar wie die Luft, so silbrig wie die sprühende Gischt. Das Gewitter zieht vorbei.

Siebter Akt: das süße Mädel zum Dichter: „Geh´, halt mich fest, mir ist so kalt.“
Der Kuss schmeckt nach Salz. Und Meer. Sie lacht und zieht Emma aus der Hütte. Der Strand ist verlassen, die Kleider sind schnell abgelegt. Sie laufen durch den Regen, stürzen sich in die Brandung. Kälte. Wucht. Der Boden entzieht sich Emma. Sie lässt sich treiben. Neben Rosa. Spürt sich wieder. Und Rosa. Öffnet sich dem Himmel. Sie schwimmen zurück und taumeln aus dem Wasser. Emma stolpert im Sand. Rosa hilft ihr auf. Stark ist sie. Selbstbewusst. Sie trocknet Emma mit ihrem Kleid und zieht es dann wieder an. Nass. Das helle Kleid. Der Regen lässt nach. Die Wolken reißen auf.

Achter Akt: der Dichter zur Schauspielerin: „Hier, meine Einzige.“
Hand in Hand gehen sie zurück. Alles dampft in der Hitze, alles leuchtet frisch gewaschen. Im Conversationshaus finden sie Karl im Garten hinter seiner Staffelei. Er schaut hoch und winkt. Er deutet auf die Sitzgruppe unter der Linde. Blau-violette und rosa Hortensien schmiegen sich um die Holzbänke mit den dicken Polstern. Üppiges Grün wuchert großblättrig im Hintergrund. Überall tropft es aus den Zweigen.
„Habt ihr Zeit? Da drüben.“
Rosa dreht sich fragend um. Emma nickt.
„Warum nicht?“
Rosa setzt sich auf die Bank. Emma legt sich mit dem Kopf auf ihren Schoß. Rosa beugt sich zu ihr, löst ihren Zopf und flüstert: „Meine Schöne.“

Neunter Akt: die Schauspielerin zum Grafen: „Es ist sehr heiß hier, findest du nicht?“
Der Garten liegt im Halbdunkel. Geschirrklappern dringt aus der Wirtschaftsküche. Geruch nach Essen. Grillen zirpen im Unterholz. Frösche quaken. Emma wacht auf. Streckt sich und setzt sich auf. Die Hitze des Tages klebt noch an ihrer Haut. Verschlafen legt sie ihren Kopf auf Rosas Schulter. Gähnt.
„Warum hast du mich nicht geweckt?“
„Weil ich mich satt schauen wollte. Aber jetzt muss ich los.“ Rosa dreht Emmas Gesicht zu sich und küsst sie.
„Wohin gehst du?“
„Koffer packen. Morgen muss ich zurück nach Hamburg. Kommst du mit?“
Emma wird vollends wach.

Zehnter Akt: der Graf zur Dirne: „Sag mir einmal, bist du eigentlich glücklich?“
Und sagt: „Ja.“


Kursiv gedruckte Zitate aus Reigen (Drama), von Artur Schnitzler

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V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

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Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
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Beitrag22.08.2022 05:49

von V.K.B.
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Hallo Inky,

na, wenn da mal nicht jemand den pösen Puritanern in die Hände spielt, da hat Schnitzlers-Skandalstück doch die glatt die gute Emma verdorben, sich mit einer anderen Frau anzufreunden und durchzubrennen Laughing

Spaß beiseite, die Geschichte fand ich gut. Ein paar Wermutstropfen hätte ich aber: Die baut doch schon mehr als mit ein paar Zitaten auf den Reigen und lässt sich eigentlich nur komplett erfassen, wenn man das Stück und seinen Hintergrund kennt, also die Skandale und "Theaterschlachten", die es auslöste. Auch bei der Themenumsetzung bleibst du etwas vage. Ansonsten aber eine schöne Geschichte, die ich gerne gelesen habe.

Unterm Strich:

E-Lit: Hier bin ich mir nicht ganz sicher. Du "malst" zwar viel mit Worten, aber irgendwie wirkt das dennoch wie eine Standard-Liebesgeschichte (heutzutage) und hat wenig E-iges, auch mit den Zitaten nicht
Sperrig: Nee, nicht wirklich. Eigentlich gar nicht.
Thema Sommergäste: Ja, Emma und Rosa sowie Karl. Klassische wörtliche Umsetzung des Themas.
Begegnungen/Abschiede: dito
ungehörter Schuss: Metaphorisch als Probleme in der Beziehung zwischen Karl und Emma, die von beiden nicht beachtet werden, aber dazu führen, dass Emma sich spontan entschließt, mit Rosa nach Hamburg zu gehen.
Hintergrund Veränderung: hmmm, schwierig. Klar war das eine Aufbruchzeit und auch der Erste Weltkrieg steht vor der Tür, aber so richtig thematisiert die Geschichte das ja nicht. Natürlich gibt es für Emma am Ende eine drastische Veränderung, wenn sie mit Rosa mitgeht, aber das ist ja eine, die von ihr selbst ausgeht und nicht als Hintergrundkulisse stattfindet
Persönliches Gefallen: Hier kann die Geschichte wiederum punkten, ich mag die Charaktere, das Settiing, die Atmosphäre, die Zeit – und auch die Paarung mit dem Reigen hat mir gefallen.

Zwei Punkte von mir.


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Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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d.frank
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D
Beitrag22.08.2022 19:18

von d.frank
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Erster Eindruck: schön, mit leichter Melancholie und Ebenen, die sich erst beim zweiten Lesen öffnen. Scheint mir, als sollte etwas eingefangen werden, das sich eigentlich kaum fassen lässt, als wollte man einen Moment ergreifen und festhalten, in all seinen Farben und Facetten, die Sprache unterstreicht das zusätzlich, auch die Zeit, in der die Erzählung verortet ist.

Sind dann doch nur 7 Punkte geworden, weil es vielleicht doch ein bisschen zu leicht ist, sich das alles ein bisschen zu einfach macht.


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Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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silke-k-weiler
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Das goldene Schiff Der goldene Eisbecher mit Sahne


Beitrag23.08.2022 12:07

von silke-k-weiler
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Lieber Text,

trotz des fast schon drögen Titels (Sorry! Laughing ) versprühst Du eine wohltuend sinnliche Leichtigkeit und Aufbruchsstimmung, dass ich Dich stante pede mit in meine Top Ten nehme.

LG
Silke
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dürüm
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Beitrag23.08.2022 15:09

von dürüm
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Expressionismus in der Malerei. Lesbische Liebe um die Jahrhundertwende. Die Künstlerkolonie "Die Brücke" in Dangast. Karl Schmidt-Rottluff, Emma Richter und die jüdische Kunstmäzenin Dr. Rosa Shapire. Geht´s noch?

Was hat mich da bloß geritten?

Eine Prosaskizze wie ein expressionistisches Gemälde war die Idee. Sätze und Worte wie Farbklekse, abrupter Wechsel der Erzählzeit. Verwebt mit dem verbotenen skandalösen Bühnenstück "Reigen" von Schnitzler. Dass Emma den Reigen trotz des Verbotes liest, spricht für ihren rebellischen Charakter. Rosa wiederum badet alleine, zieht sich am Strand um, rennt barfuß durch die Gegend und ohne Hut. Rosa schert sich nicht um die öffentliche Meinung.


Eine lesbische Liebesbeziehung, die eben nicht dem Muster der Akte aus dem Reigen folgt, in dem allesamt heterosexuelle Paare vor und nach dem Verkehr miteinander reden. Im Reigen kommt es immer zum Erglühen der Situation und hinterher zu einem abrupten Abkühlen und Verlassen.

Im Gegensatz dazu entwickelt sich die Beziehung zwischen Rosa und Emma kontinuierlich nach oben und wird immer dichter und enger.

Mal sehen, ob das bei irgendjemandem angekommen ist.
Ansonsten. Setzen. Noch mal. Nächstes Jahr.

Danke an hobbes und anderswolf für die Organisation und an alle Leser! Das Thema war grandios und das Schreiben hat sehr viel Spaß gemacht.

Gruß
Kerem


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Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß, ob sie wiederkommen.
(Oscar Wilde)
Der Willige wird vom Schicksal geführt. Der Störrische geschleift.
(Seneca)
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thepriest
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Wohnort: Schweiz


Beitrag23.08.2022 15:57

von thepriest
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Ein paar wenige Striche nur, eine lockere Skizze und schon ist man mitten drin in der Sommerfrische des Jahres 1910. Eine spätere kurze Recherche lässt vermuten, dass man mit Emy Frisch unterwegs ist, der späteren Frau des Brücke-Malers Karl Schmidt-Rottluff. Doch dies spielt für den Lauf der Geschichte nur bedingt keine Rolle.

Ein Buch wird geöffnet, Schnitzler gibt Struktur. Entlang des Reigens entspinnt sich ein weiterer Reigen. Die Stimmung ist zunehmend erotisch aufgeladen. Es prickelt; Salz auf unserer Haut. Karl lässt es geschehen, keine "zwanzig Minuten vor Schluss-Krise" stört den zärtlichen Tanz der beiden Frauen.

Schließlich der doppelte Klimax, komprimiert in zwei Buchstaben. Selten war ein "Ja" so intensiv gefüllt mit Bildern und Sinneseindrücken. Und auf einmal ist der Weg weit offen.

Prädikat: Besonders wertvoll!


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"Don't get up gentlemen, I'm only passing through"
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sleepless_lives
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Beitrag24.08.2022 00:18

von sleepless_lives
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Erst einmal zum Titel, der wirklich schön wäre, wenn da nicht fast wie eine Entschuldigung das mit der Prosaskizze angehängt wäre. „Morgen, Abend und der Tag dazwischen“, das klingt richtiggehend nach klassischer Weltliteratur. Ansonsten haben wir da wohl Emma Richter, Karl Schmidt-Rottluff und Rosa Schapire. Der Rest scheint mir dann eher künstlerische Freiheit zu sein, zumal Rosa promovierte Kunsthistorikern und Kunstsammlerin war und Emma wohl von Karl vorgestellt wurde. Und Emma sich weigerte, ihr Bilder zu überlassen. Die Freiheiten finde ich aber ganz in Ordnung. Auch die Sprache gefällt mir, obwohl kurze Sätze eigentlich nicht so mein Ding sind. Hier aber passt es zum Skizzencharakter, zum bewussten Fokus auf fast fragmentarische, äußere Wahrnehmungen. Oft sind es ja sogar nur Nominalphrasen. Da hätte man jetzt einen schönen Zusammenhang konstruieren können zu den Bildern selbst, wenn Emma und Karl impressionistisch gemalt hätten, haben sie aber nicht, sondern expressionistisch (auch wenn Emma bei Lovis Corinth in die Schule gegangen ist).

Das alles weiß ich natürlich nicht einfach so, sondern habe ich nachgeschaut. Aber eher aus Zufall, denn der Text bleibt leider ahistorisch, wirkt eher märchenhaft, schrammt so gerade am Kitsch vorbei. Nun gut, Umberto Eco hält auch Hemingways „The Old Man and the Sea“ für Kitsch, doch hier in diesem Text taucht nicht die leistete Ahnung von einem Problem auf, von Schwierigkeiten, von Verwirrungen, von irgendeiner tiefen Erfahrung. Alles stellt sich einfach dar, wird nicht hinterfragt, bleibt oberflächlich. Nicht einmal eine heterosexuelle Beziehung ohne Trauschein wäre zu der Zeit unproblematisch gewesen, geschweige denn eine gleichgeschlechtliche. Doch im Text fragt sich Emma nicht einmal, wo das hinführen soll, versucht nicht, ihre Gefühle zu orten … in der Tat kommen ihre Gefühle so gut wie überhaupt nicht vor, obwohl die Geschichte doch aus ihrer Perspektive geschrieben ist (wenn auch zugegebenermaßen nicht besonders nah dran).

Nun kann man so eine Erzählung wie einen Film mit Weichzeichner natürlich auch absichtlich so machen. Peter Weir hat es mit „Picknick at Hanging Rock“ getan und im Alleingang das australische Kino erneuert. OK, nicht wirklich Weichzeichner, aber hoch-stilisiert. Aber dafür ist das Sujet nicht geeignet, meiner Meinung nach, die Expressionist:innen hätten Pastellfarben gehasst. Der erste Weltkrieg stand bevor, die industrielle Revolution hatte die Gesellschaft verändert, etc. Die Bilder der Expressionist:innen waren nicht darauf ausgerichtet vordergründig schön zu sein, gefällig zu sein, sondern innerlich wahr. Und leider nimmt der Text auch das noch Emma weg. Der Malprozess ist so oberflächlich geschildert, als ob es sich dabei um die Zubereitung des Frühstücks handelte. Weder Kampf, noch Rausch, noch Zweifel, noch Suche. Nur ein paar Striche, fertig.

Natürlich habe ich den Text trotzdem gerne gelesen, endlich stirbt mal niemand und die Grundtendenz ist sogar positiv und lebensbejahend. Aber wie viel stärker wäre das gewesen, wenn der Text das Negative (sagen wir zum Beispiel Geldmangel) nicht verschwiegen hätte, sondern gezeigt hätte, wie die Beziehung, die Verliebtheit das alles in den Hintergrund treten lässt. Und wenn der Text in die Tiefe gegangen wäre, den Tumult in Emma geschildert hätte und sicher auch die Angst, sich in etwas zu verlieren, das möglicherweise keine Zukunft haben kann.

Dir sind 7 Punkte entgangen.


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Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)

If you had a million Shakespeares, could they write like a monkey? (Steven Wright)
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag25.08.2022 09:58

von Constantine
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Bonjour Señora Incógnita

Anmerkungen im Text und Gesamteindruck weiter unten:
Señora Incógnita hat Folgendes geschrieben:
Morgen, Abend, und der Tag dazwischen, eine Prosaskizze

Dangast <-- Ein Nordseebad. im Juni 1910 <-- Warum 1910? Warum nicht 1903/1904, wo das Stück "Reigen" von Schnitzler noch nicht in Deutschland verboten gewesen ist? , sehr früh am Morgen

Seebadpromenade. Frisch gestrichenes Geländer. Die Treppenstufen zum Strand dunkelnass. Brandungsrauschen. Möwen regungslos auf Holzpfählen.

Emmas Füße hinterließen kaum wahrnehmbare Spuren zwischen den Seetanghaufen. Vor ihr, klotzige Konturen im Frühnebel. Daneben, ein Paar Stiefel im Sand. Um diese Zeit war sonst niemand unterwegs. Zu früh. Zu kalt. Zu dunkel. Teure Stiefel waren es. Suchend schaute sie sich um. An der Flutgrenze, ein Stapel Kleidungsstücke auf einer Decke. Rasch ging Emma weiter. Die nächste Korbhütte. Sie duckte sich unter die Haube, setzte sich, zog die Füße unter ihren Rock und ihr Tuch eng um die Schultern. Das Himmelsgrau am Horizont changierte unaufhaltsam in ein helles Blau. Auf ihrem Schoß, in Packpapier eingeschlagen, mit Spagat verschnürt, Sommerlektüre. Der neue Schnitzler. Im Lesesaal konnte sie den nicht lesen. <-- Natürlich nicht. Skandalös und verboten.  Karl würde der Schlag treffen. Oder auch nicht. Worte ließen ihn kalt. Formen dagegen, Farben, Kontraste, Perspektiven. Was waren schon Worte?

Sorgfältig löste sie die vielen Knoten und rollte den Bindfaden sauber zusammen. So etwas führen wir nicht, hatte die hiesige Bibliothekarin ihr indigniert <-- schönes Wort. beschieden. Emma hatte es dann direkt beim Verlag bestellt.<-- Halte ich für schwierig unglaubwürdig, dass der Verlag ihr das Buch zugeschickt hat, war das Buch seit 1904 in Deutschland verboten! Hast du eine Quelle, die die erfolgreiche Bestellung beim Wiener Verlag 1910 belegt? Die Geschichte um den Wiener Verlag um diese Zeit 1908-1911 ist sehr turbulent (der Betrieb war sogar lange eingestellt) und ich bin mir nicht sicher, ob Fritz Freund Zeit hatte, auf Bestellungen einzugehen. Die Handlung spielte in Wien.

<-- Schnitzlers "Reigen": eine tolle Idee als Inspiration für diesen Wettbewerb und die Umsetzung der Vorgaben. Leider sehe ich (subjektiv) hier ein Problem mit den Jahreszahlen und der Problematik, dass Emma 1910 an ein bestelltes Exemplar des Reigens beim Wiener Verlag hätte gelangen können.

Erster Akt: die Dirne zum Soldaten: „Komm, mein schöner Engel."
Jemand kam aus dem Wasser. Hochgewachsen. In einem züchtigen Badekostüm. Achtlos ließ sie es zu Boden fallen. Ein Schattenriss im Gegenlicht. Lange Haare. Unordentlich hochgesteckt. Ein helles Kleid.
Auf dem Rückweg ging sie nahe an Emma vorbei. Zwei Augenpaare trafen sich. Achselzucken. Ein leises Lachen. Die Dame sammelte ihre Stiefel ein und lief die Treppe hoch. Immer zwei Stufen auf einmal. Emma sah ihr hinterher. Dann wandte sie sich wieder Schnitzler zu.

Zweiter Akt: der Soldat zum Stubenmädchen: „Pst, nicht so laut.“
Nach und nach erschienen die ersten Muschelsucher und Strandläufer. Sandburgenbauer. Kindergeschrei. Möwen kämpften lautstark um Leckerbissen. Es versprach ein heißer Tag zu werden. Hungrig vom Lesen verpackte Emma ihren Schnitzler und kehrte zurück ins Conversationshaus. Karl pflegte dort zu frühstücken. Pünktlich um zehn Uhr. Schwarzbrot. Rührei. Tee. In großen Porzellantassen. Mit Blick auf das Wattenmeer, die Weite, den Himmel. Tiefes Blau. Stürmisches Grau. Gischtendes Weiß. Ein Klecks durchsichtiges Grün. Auch Emmas Kittel war übersät mit diesen Farben. Mächtige Farben. <-- Klasse. Mag ich.

Dritter Akt: das Stubenmädchen zum jungen Herrn: „Der junge Herr ist halt immer so fleißig.“
Karl saß in Pumphosen und Holzschuhen auf der Terrasse und zeichnete eine seiner Postkarten. Schweigsam. Konzentriert. Mit Wachskreiden. Wieder einmal das Strandschloss, diesen morschen Holzturm mit der grandiosen Aussicht über das Watt. Neben ihm, seitlich auf einem Stuhl, die Arme auf die Lehne gestützt, aufmerksam beobachtend, saß die Dame. Fein ziseliertes Profil. Ein Gesicht zum Malen. Kein Hut. Keine Schuhe.
Emma durchquerte den Lesesaal, erstieg die Treppe ins Obergeschoss und betrat ihr Zimmer. Der Schnitzler kam unter das Kissen. Das Wolltuch in den Schrank. Dann griff sie Staffelei, Palette, Pinsel und Leinwand. Leer. Offen. Verletzlich. Sie würde sie fragen. Die Dame.<-- Zwischen den markierten violetten Passagen keimt in Emma der Drang, die Dame malen zu wollen. Ich finde, die Entwicklung dahin ist zart beschrieben, lässt dem Leser Freiraum, sich die "Zwischenräume" auszuschmücken und ich finde dies sehr gelungen.

Vierter Akt: der junge Herr zur jungen Frau: „Das Leben ist so kurz.“
„Darf ich Sie malen?“
„Wie oft?“, fragte sie zurück, die Dame.
„So oft Sie wollen.“
Rosa hieß die Dame. Und sie lachte. Viel und laut. Die Sonne ließ Lichter über ihr Gesicht tanzen. Karl hatte sein buntes Halstuch um die Stirn gebunden. Und schwieg. Emma malte. Leidenschaft und Sehnsucht. Kräftige Striche, klare Linien. Sanftes Blaugrau, reifes Gelb, kühne Akzente, fast zartes Rot. <-- Sehr schön.  Schwarz. Diese Augen. Tiefe. Verstand. Mutwillen.

Fünfter Akt: die junge Frau (nachdenklich) zu dem Ehemann: „Ein Rausch.“
Das Bild musste trocknen. Emma reinigte ihre Pinsel. Rosa hatte Hunger. Sie spazierten zum Hafen. Geschäftiges Gedränge. Stimmengewirr. Der Fang des Tages glitzerte aus großen Körben. Rosa kannte die Fischer und wusste, was sie wollte. Sie nahmen sich einen kleiner Eimer Krabben zum selber pulen. Ein halber Laib Brot dazu. Kribbeln im Bauch. Die Fischer warfen ihnen derbe Scherzworte hinterher. Rosa ignorierte sie.

Sechster Akt: der Gatte zum süßen Mädel: „Schmeckt´s?“
Am Strand wühlen Finger im Eimer, berühren sich zufällig, zupfen das Brot. Sand knirscht zwischen den Zähnen, Haarsträhnen fliegen ins Gesicht. Verstohlene Blicke. Fernes Donnergrollen. Schatten huschen über den Strand, Wolken türmen sich in dunkelgrau und violett. Wetterleuchten. Die Sommergäste packen ihre Sachen zusammen und steigen die Stufen hoch zum Conversationshaus, wo Kaffee und Kuchen warten. Wind zerrt an ihren Kleidern. Erste Tropfen fallen. Zuflucht in einer Korbhütte. Windabgewandt. Aneinandergeschmiegt sitzen sie im Trockenen. Emma wird warm. Rosa gestikuliert. Erzählt von Hamburg und Berlin. Weitgereist ist Rosa. Studiert hat sie. Weit ist ihr Verstand. So klar wie die Luft, so silbrig wie die sprühende Gischt. Das Gewitter zieht vorbei.

Siebter Akt: das süße Mädel zum Dichter: „Geh´, halt mich fest, mir ist so kalt.“
Der Kuss schmeckt nach Salz. Und Meer. Sie lacht und zieht Emma aus der Hütte. Der Strand ist verlassen, die Kleider sind schnell abgelegt. Sie laufen durch den Regen, stürzen sich in die Brandung. Kälte. Wucht. Der Boden entzieht sich Emma. Sie lässt sich treiben. Neben Rosa. Spürt sich wieder. Und Rosa. Öffnet sich dem Himmel. Sie schwimmen zurück und taumeln aus dem Wasser. Emma stolpert im Sand. Rosa hilft ihr auf. Stark ist sie. Selbstbewusst. Sie trocknet Emma mit ihrem Kleid und zieht es dann wieder an. Nass. Das helle Kleid. Der Regen lässt nach. Die Wolken reißen auf.

Achter Akt: der Dichter zur Schauspielerin: „Hier, meine Einzige.“
Hand in Hand gehen sie zurück. Alles dampft in der Hitze, alles leuchtet frisch gewaschen. Im Conversationshaus finden sie Karl im Garten hinter seiner Staffelei. Er schaut hoch und winkt. Er deutet auf die Sitzgruppe unter der Linde. Blau-violette und rosa Hortensien schmiegen sich um die Holzbänke mit den dicken Polstern. Üppiges Grün wuchert großblättrig im Hintergrund. Überall tropft es aus den Zweigen.
„Habt ihr Zeit? Da drüben.“

Rosa dreht sich fragend um. Emma nickt.
„Warum nicht?“
Rosa setzt sich auf die Bank. Emma legt sich mit dem Kopf auf ihren Schoß. Rosa beugt sich zu ihr, löst ihren Zopf und flüstert: „Meine Schöne.“

Neunter Akt: die Schauspielerin zum Grafen: „Es ist sehr heiß hier, findest du nicht?“
Der Garten liegt im Halbdunkel. Geschirrklappern dringt aus der Wirtschaftsküche. Geruch nach Essen. Grillen zirpen im Unterholz. Frösche quaken. Emma wacht auf. Streckt sich und setzt sich auf. Die Hitze des Tages klebt noch an ihrer Haut. Verschlafen legt sie ihren Kopf auf Rosas Schulter. Gähnt.
„Warum hast du mich nicht geweckt?“
„Weil ich mich satt schauen wollte. Aber jetzt muss ich los.“ Rosa dreht Emmas Gesicht zu sich und küsst sie.
„Wohin gehst du?“
„Koffer packen. Morgen muss ich zurück nach Hamburg. Kommst du mit?“
Emma wird vollends wach.

Zehnter Akt: der Graf zur Dirne: „Sag mir einmal, bist du eigentlich glücklich?“
Und sagt: „Ja.“
<-- der zehnte Akt ist im Vergleich mit den anderen Akten arg dünn geraten. Sicher, es ist alles gesagt und getan mit dem "Ja". Dennoch ist auffällig, dass der zehnte Akt sehr minimalistitsch ausgefallen ist.


Kursiv gedruckte Zitate aus Reigen (Drama), von Artur Schnitzler


Einer der besseren Beiträge des Wettbewerbs: sprachlich schöne Formulierungen, tolles Spiel mit den Farben, leise Erotik und schöner Aufbau mit den zehn Akten angelehnt an den Aufbau von Schnitzlers "Reigen". Feine Sache.
Anmerkungen, außer die im Text bereits genannten:
Schnitzlers Reigen spielt in zehn Akten zehn unterschiedliche Figurenkonstellationen durch, während dieser Text eine - Emma und Rosa - in zehn Akten fragmentiert und gerade diese Schnitzler-referenziellen Titel und Fragmente trotz Kontinuität die Handlung in Blöcke aufteilen und für künstliche (oder künstlerische) Bremsbewegungen sorgt, wie ein Wagen, der anfährt, bremst, wieder anfährt, wieder bremst usw. somit ein ruckeliges Texterlebnis verursacht. Frage wäre, warum die Referenzen an die zehn Akte gewählt worden sind, obwohl nur ein Akt selbst thematisiert wird? Ist die Gefahr des Ungleichgewichts mitkalkuliert worden, dass die Akt-Referenzen zu sehr rausreißen könnten, als dass sie dem Text in seiner Gesamtheit unterstützen?

Hier im Text geht es nur um den Beginn einer Liebe zwischen Emma und Rosa, auch 1910 eine sehr delikate Sache, die normalerweise nicht öffentlich gezeigt wird, auch wenn sie nicht verboten ist (wie homoerotische Beziehungen zwischen Männern). Zumindest bietet sich ein Nordseebad mit seiner Abgeschiedenheit als Aufblühen an. Welche Rolle hat Karl im Text? Eine ménage à trois sieht anders aus. Karl ist sehr passiv und sehr unwichtig im Text, spielt er keinerlei wichtige Rolle. Er ist da und frühstückt oder malt. That's it. Er ist Füllmaterial, der keinerlei Dramatik oder Tragik in den Text bringt, da er keine wirklich relevante (private) Interaktion mit Emma hat und auch sonst kaum ausgearbeitet ist, um in irgendeiner Art und Weise mehr zu sein als ein Freund oder Bekannter, der auch Urlaub im Seebad macht. Sie tut ihr Ding, er macht sein Dings, malt die beiden im achten Akt und dann ist er rauskizziert aus dem Text und wird von niemandem vermisst.
Insofern entsteht das Gefühl - trotz des gelungenen straffen, teilweise stichwortartigen Erzählens - eines etwas aufgeblähten Textes, der schöne Natur- und Farb-Beschreibungen zu bieten hat.

Ob es für Punkte reicht, wird sich zeigen.

Im Vergleich mit allen Wettbewerbstexten und da zehn Texte bepunktet werden müssen, bekommt dieser hier: dix points.

Merci beaucoup
Constantine
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holg
Geschlecht:männlichExposéadler

Moderator

Beiträge: 2395
Wohnort: knapp rechts von links
Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag25.08.2022 15:14

von holg
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als Film eine prächtige Jane Austen Verfilmung aus 2005 oder eine moderne Effi Briest, etwa 2009.
Da fragt sich der Bildungsbürger, ob Emma und Karl vielleicht an das Malerehepaar der von Müllers (sie geborene Stumm aus Neunkirchen, ja die Industriellentochter, daher das Geld, sich den ganzen Sommer lang in einer gehobenen Strandresidenz einzumieten, ohne sich mit den lästigen Finanzen auseinander zu setzen und Bittbriefe an die üblichen Gönner zu verfassen) angelehnt sind, nur um nach einem Blick in die Wikipedia enttäuscht festzustellen, dass beide 1910 knapp schon nicht mehr unter den Lebenden weilten.Es sind stattdessen wohl Karl Schmitt-Rottluf, Emma Ritter, andere Brücke-Maler*innen und Rosa Schapire, die das billige Dangast um die 10er Jahre bevorzugen. Und schwups bin ich einen halben Nachmittag im Internet verschwunden, um diesen Menschen und ihrer expressionistischen Kunst hinterher zu spüren, von der vieles wegen der Cancel Culture der verfickten Nazis verschollen ist.

Nichtsdestotrotz ein sehr angenehm zu lesendes Wilhelminisches Sommermärchen, das fragmentarisch und von Auszügen aus dem Reigen begleitet eine bezaubernde Geschichte mehr andeutet als ausformuliert.

Eine Geschichte, die so sehr ins Damals passt, wie sie heute wieder gewisse Kreise erschüttern würde.


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Reimeschreiberin
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Beitrag25.08.2022 21:24

von Reimeschreiberin
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Sommerfrische. Kurz nach der Jahrhundertwende. Seepromenade. Conversationshaus. Und eine Frau, die Schnitzler liest, heimlich.
Zwischen den Zitaten aus "Reigen" entspinnt sich ein Bild der Gesellschaft jener Zeit. Und wie in "Reigen" geht es auch hier um stilles Verlangen, um gesellschaftliche Tabus, um Ehebruch und in dieser Geschichte auch um die Liebe einer Frau zu einer Frau. Nur dass hier die Protagonistin letztlich aus den gesellschaftlichen Konventionen ausbricht und ihrem Herzen folgt.
Gekonnt inszeniert und beschrieben. Ich war gerne zu Gast in Dangast.
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Heidi
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Der goldene Durchblick


Beitrag28.08.2022 20:24

von Heidi
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Das Thema

Emma und Rosa in Love.
Dem Text werden Ausschnitte aus Schnitzlers Werk ‚Reigen‘ (ich kenne es nicht) gegenübergestellt. Emma wird eindeutig als Künstlerin dargestellt, die in einem wundervollen Sommer eine wundervolle Liebesgeschichte erlebt und ihr altes Leben verlässt, um mit ihrer Liebsten in Hamburg neu anzufangen.


Der Titel

Gelungen. Er sagt das, was ich dann auch erlebe beim Lesen. Dass es zwischen Morgen und Abend einen ganzen Tag gibt, zeigt mir die Intensität der beiden liebenden Frauen und gibt mir einen Hinweis darauf, wie sehr sich die Zeit dehnt bzw. wie irrelevant die Zeit ist, wenn sich jemand in der Phase des Verliebtseins befindet.

Der Anspruch / Die Ungefügigkeit / Die Eigenständigkeit

Es ist jetzt nicht so, dass ich mich extrem anstrengen muss beim Lesen, weshalb ich hier nicht unbedingt von einer ungefügigen Geschichte sprechen möchte, anspruchsvoll ist sie aber allemal, sie besitzt mehrere Schichten und sie hat auch was Eigenes.

Die Sprache

Durch die teils knappen Sätze entsteht eine Art Drehbuch oder Theaterstück-Charakter. Das finde ich schön, auch im Zusammenhang mit den zugefügten Schnitzler-Zitaten. Es ist eine schnörkellose, klare Sprache, die durch den Inhalt der Worte rosarot wird wie Rosa selbst.
An manchen Stellen kitscht es mir ein wenig zu doll.

Der Gesamteindruck

Schon beim ersten Lesen hatte ich das Film-Drama ‚Porträt einer jungen Frau in Flammen‘ vor meinen Augen. Die Liebe zweier Frauen, für die es – anders als bei Emma und Rosa – kein Happy End in Sachen Liebe geben kann. Nicht nur, dass die eine in deiner Geschichte agierenden Frau, die andere malt, es ist auch das Küsten-Setting, das daran erinnert und die Schnitzler Zitate, die sprachlich ebenfalls aus einer anderen Zeit kommen. Wobei der genannte Film natürlich noch früher spielt, als Schnitzler gelebt hat (und die Geschichte spielt), es kommt aber doch das Gefühl auf.

Haha, ich habe jetzt doch nachgegoogelt, weil ich neugierig war. Der ‚Reigen‘ wurde von 1896 bis 1897 geschrieben und war damals offensichtlich Gegenwartsliteratur. Und das Thema des Stückes! Wie geil, ich habe erst gelesen was inhaltlich abging, und dachte: Meine Güte, wie mutig war der Mann in seiner Zeit Sex als Thema aufzugreifen. Danach las ich dann erst, dass das Stück einen Theaterskandal ausgelöst hat. Sehr spannend. Das ist Lektüre, die ich im Hinterkopf behalten sollte, um sie beizeiten zu lesen. Danke dafür.

Ob dieser Text nun an den von mir erwähnten Film erinnert oder nicht, sei mal dahingestellt. Ich habe keine Ahnung, ob es eine Anspielung darauf sein soll und letztendlich ist es auch egal; es geht bei einem Text ja immer darum, ob er – unabhängig von eventuellen Anspielungen – auch für sich sprechen kann.
Insgesamt fügt sich hier alles gut, es entstehen sehr schnell Bilder und der Liebestaumel der beiden agierenden Frauen wird fühlbar. Es gibt eine Steigerung, die darin ihr Ende findet, dass Emma mit Rosa mitkommen möchte nach Hamburg. Mir ist das tatsächlich zu kitschig, muss ich sagen.
Gerade Sätze wie diese:

Zitat:
Emma malte. Leidenschaft und Sehnsucht. Kräftige Striche, klare Linien. Sanftes Blaugrau, reifes Gelb, kühne Akzente, fast zartes Rot. Schwarz. Diese Augen. Tiefe. Verstand. Mutwillen.


Zitat:
Weitgereist ist Rosa. Studiert hat sie. Weit ist ihr Verstand. So klar wie die Luft, so silbrig wie die sprühende Gischt. Das Gewitter zieht vorbei.


Zitat:
Sie laufen durch den Regen, stürzen sich in die Brandung. Kälte. Wucht. Der Boden entzieht sich Emma. Sie lässt sich treiben. Neben Rosa. Spürt sich wieder. Und Rosa. Öffnet sich dem Himmel.


Zitat:
Rosa beugt sich zu ihr, löst ihren Zopf und flüstert: „Meine Schöne.“


Sicherlich heißt Rosa nicht umsonst Rosa, denn hier ist einfach alles rosa. Wäre am Ende ein wenig Kontrast vorhanden, dann wäre ich zufrieden. So erlebe ich die pure Zuckerwatten-Idylle und nichts als Glück. Vielleicht soll der Text durch die Schnitzler-Zitate, die ja aus einem Drama entnommen wurden, diesen Kontrast bilden. Da ich das Stück aber noch nicht gelesen habe, kann ich mir das auch hiermit nicht zusammenreimen und selbst, wenn ich es gelesen hätte, würde ich das nicht unbedingt wollen.
Wie bereits erwähnt, finde ich, ein Text muss für sich allein sprechen können, ohne irgendwelche Hintergrundinformationen und literarisches Vorwissen, damit er für jeden Menschen sprechen kann.

Alles in allem ist das hier ein schöner, rosa Text, in den ich gerne eingetaucht bin und der doch ein angenehmes Gefühl erzeugt. Neue Erkenntnisse liefert er mir nicht unbedingt, es handelt sich eher um eine Wohlfühlgeschichte für laue Sommerabende und weil ich gerade Bock auf Harmonie habe und irgendwie auch darauf, genau das zu erleben, was Emma und Rosa mir vormachen, bekommt der Text trotz (oder vielleicht gerade wegen) dem Kitschfaktor ganze sieben Punkte. Gratulation!
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Globo85
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Beitrag29.08.2022 09:37

von Globo85
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"Seitensprung" oder ThElmma und Louise Rosa

Vorgaben:
  • Begegnungen und/oder Abschiede: Emma und Rosa
  • Anbahnende Veränderung: Emma verlässt ihren Mann
  • Sommergäste/Nichtbeachteter Schuss: Alle Gäste in Dangast und Karl, der sich nicht für die Affäre interessiert?
  • Ist das E? Äh, ja!

Eindrücke:
Oh, das mag ich gerne. Ein wundervoller Stil, verknappt, schnörkellos und trotzdem irgendwie bildgewaltig. Durch die kurzen "Episoden" fliegt man nur so durch den Text und was für eine wundervolle Geschichte. Da hab ich wirklich überhaupt nix zu mäkeln und schwärme lieber noch ein bisschen. Etwa davon, dass hier wirklich jedes Wort sitzt. Dass ein richtiger Film abläuft, vor meinem inneren Auge, mit so viel mehr Informationen, als da im Text tatsächlich drin stehen, aber die, die drin stehen, die malen eben ein Bild, ein umfassendes Bild. Ja, eigentlich passt Bild viel eher als Film. Der Text für mich eher eine Aneinanderreihung von Gemälden (und damit dann ja doch auch wieder irgendwie ein Film). Ich kann das Salz in der Luft schmecken, den Wind spüren. Dann noch diese zierlich aufkeimende Romanze. Einfach herrlich.

Lieblingsstelle:
Zitat:
Emma malte. Leidenschaft und Sehnsucht. Kräftige Striche, klare Linien. Sanftes Blaugrau, reifes Gelb, kühne Akzente, fast zartes Rot. Schwarz. Diese Augen. Tiefe. Verstand. Mutwillen.


Fazit:
Ganz klar mein erster Platz und damit 12 Punkte. Bonusfazit: In meiner internen Titelwertung hats zwar aufs Treppchen, aber doch "nur" für Platz 3 gereicht.
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F.J.G.
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Beitrag30.08.2022 17:57

von F.J.G.
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Liebes verfassendes Wesen,

heißa, da hast du uns aber was sehr Anspruchsvolles serviert!

Bevor ich zum nächsten Gang eskaliere, muss ich den Küchenchef daran erinnern, dass meine Obergrenze für Haute cuisine hiermit bei weitem überschritten ist. Deftige Hausmannskost wäre mir lieber. Oder besser gesagt: Etwas, bei dem ich weiß, was ich esse.

Leider reicht es daher von meiner Seite hier nicht für Punkte.

Bedaure!

Ciao
Kojote


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nicolailevin
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Beitrag01.09.2022 17:42

von nicolailevin
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Sommer 1910: Emma (Ritter?) ist mit ihrem wortkargen und etwas bornierten Mann Karl (Schmidt-Rottluff?) an der Nordsee zum Malen. Sie liest heimlich Schnitzler und trifft eine selbstbewusste, emanzipierte Frau namens Rosa (ich denke natürlich zuerst an R. Luxemburg, aber sehe, dass deren Biografie diese Begegnung eigentlich nicht hergibt), mit der sie ein leidenschaftliche Affaire beginnt und mit der sie am Schluss durchzubrennen verspricht.

Wortgewaltig kommen die Impressionen auf mich zugebrandet. Die sehr kurzen Sätze schaffen zu Beginn mit größtmöglicher Ökonomie mächtig Stimmung, zum Ende hin empfinde ich sie als störend, da hat mich die Geschichte längst gefangen und ich hätte lieber einen flüssiger lesbaren Rhythmus.

Man mag streiten, ob das nicht doch „nur“ eine Pastiche ist und zu wenig zeitgemäß, aber ich mag den Text einfach (zugegeben, ich mag auch Schnitzler und Stefan Zweig, und zwar so richtig) – außerdem passt er rein von der Zeit (und ihrem Stil) her gut zur Gorki-Vorgabe.

Ich staune, wie viel man in so einen kurzen Text packen kann, aber das ist dann auch wieder ein Kritikpunkt. Ich hätte diese wunderbare Geschichte gern ausführlicher erzählt bekommen – ja, so ein Novellenformat wie das von Schnitzler käme gerade recht …

Kleinigkeit zum Bekritteln: Eine Bibliothekarin ist keine Buchhändlerin

Ein (zugestandenermaßen etwas trotziger) zweiter Platz von mir: 10 Punkte.
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Schlomo
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Wohnort: Waldperlach


Beitrag01.09.2022 23:04

von Schlomo
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Mir gefällt der Aufbau. Ich mag es, wenn auf kleinstem Raum ganz Großes geschieht, und ein wenig denke ich dabei am Lems Vollkommene Stille.

_________________
#no13
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Minerva
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Beiträge: 1150
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Beitrag03.09.2022 19:02

von Minerva
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Mark Twain hat Folgendes geschrieben:
Schreiben ist leicht. Man muß nur die falschen Wörter weglassen.


Inhalt:
1910 in Dangast an der Nordsee geht Emma frühmorgens an den Strand, um - vor Freund, Partner oder Verlobten Karl verborgen – ein frivoles Theaterstück von Arthur Schnitzler zu lesen. Eine andere junge Dame am Strand zieht ihre Aufmerksamkeit auf Emma. Beim späteren Gang zum Frühstück sitzt die Dame vom Strand da und schaut dem Karl über die Schulter. Emma holt ihre Malutensilien und bittet die Dame namens Rosa, sie zeichnen zu dürfen. Anschließend wird ein Strandspaziergang unternommen (ohne Karl) und es kribbelt schon. Nach Kuss und Nacktbaden lassen sich die beiden von Karl, der vermutlich überhaupt nichts checkt, malen. Nach einer Nacht zusammen muss Rosa abreisen und fragt Emma, ob sie mitkommt. Emma sagt Ja.

Wertung
Der Übersichtlichkeit halber habe ich die Details zu den Kategorien in den Fußnoten ausführlich aufgeführt. Die Wertung dient dazu, die Geschichte für den Wettbewerb ranken zu können, deswegen wird alles im Detail betrachtet, bitte nimm es nicht als zerpflückende Kritik wahr, sondern als eine intensive Auseinandersetzung.

1 Die Geschichte an sich 5/5
Ich finde die dargestellte Zeit von damals sehr plastisch und eindringlich dargestellt in diesen kurzen Sätzen, umrandet von Passagen aus Schnitzlers »Reigen«. Die daraus als Zwischenüberschrift verwendeten Sätze geben dem Inhalt einen passenden Rahmen. Es ist auch eine sehr süße kleine Geschichte, die ganz ohne Weltschmerz, Gewalt oder sonstige Dunkelheit einfach vor sich hin leuchtet. In mächtigen Farben. In dem, was sie nicht direkt erzählt, erzählt sie dennoch sehr viel. Über die Zeit, über Gefühle, über Beziehungen. Über die Rolle der Frau. Auch der feine Humor entgeht mir nicht. Ein Happy End ohne Schmalz.
Ein wunderschönes Stück.
Habe sogar etwas gelernt: Was eine Prosaskizze ist/sein kann.
Stimmig sehr dichter Text, der mit seiner Komprimiertheit gleichzeitig alles Nötige erzählt und intensive Bilder hervorruft.
Ich empfinde es auch als Genuß, den Text zu lesen. Er langweilt mich nicht, bestimmt auch nicht, wenn ich ihn noch ein paar mal lese.

2 Umsetzung der Themen 7/7
Sommergäste, Begnung/Abschied sind deutlich vorhanden. Die Veränderung geschieht durch die Begegnung mit Rosa und führt am Ende zum Beginn eines neuen Abschnitts im Leben. Man spürt ihr Ausbrechen aus dem bisherigen Leben. Das Thema Sommergäste ist ist hier wieder sehr direkt umgesetzt worden, vor dem Hintergrund der Geschichte meiner Meinung nach auch nur so möglich; Strand, Baden, nackte Haut verträgt sich nicht mit anderen Jahreszeiten an der Nordsee und wäre mir auch zu unterkühlt für die beginnende Liebesgeschichte.

3 E-Faktor 5/5
Vom Künstlerischen eine sehr gute Umsetzung. Der Rahmen des Schnitzler-Textes ist nicht beliebig, sondern dient als eine Art Zwischenüberschrift oder (Voraus-)Deutung, wird zugleich im Text von der Prota gelesen. Auch die Thematik des Textes, der »Reigen« findet sich wieder: Karl zu Emma, Emma zu Rosa, erweitert ihn zugleich mit der zur damaligen Zeit unerhörten Thematik Homosexualität, obwohl »Reigen« auch so als unerhört galt. Ich finde das alles ist eine sehr interessante Umsetzung.
Ernsthafte Themen sind trotz der Leichtigkeit vorhanden: Homosexualität vor über 100 Jahren, verklemmter Umgang mit Sexualität, aber auch für mich hier hervorstechend: die Geringschätzung von Emma und ihren Interessen durch Karl. Das ist sehr indirekt dargestellt, aber herauslesbar. Er wirkt auch steif, ein wenig zwanghaft, andererseits eigentlich total nett, wo er die beiden malt. Man kann ihn als alles Mögliche sehen: Bruder, Freund, Studienkollege (!), Partner, Verlobten … da könnte fast beabsichtigt sein, denke ich. Es spielt zu einer Zeit, in der Frauen gerade mal die »Erlaubnis« hatten zu studieren, Wählen gehen durften sie aber noch nicht. Rosa kann man auch symbolisch sehen als Frau, die die andere Frau mit in die Zukunft nimmt. Ob »Emma« hier zufällig gewählt wurde in Anlehnung an das Frauenmagazin, weiß ich nicht, könnte aber gut passen. Wie auch immer: hier kann man viel herauslesen oder hineininterpretieren, vieles ist dabei sehr unterschwellig im Text. Also wie man sagt: mehrschichtig. Ungefügig durch die Form und die die Weigerung auch nur einen Ansatz über die Hintergründe der Personen zu verraten.
Sprachlich ist der Text wunderbar. Die kurzen Sätze, die wohlüberlegte Wortwahl, das Komprimierte … all das erschafft intensive Bilder und erzählt so viel in wenigen Worten, wie hier:
Zitat:
Schwarzbrot. Rührei. Tee. In großen Tassen. Mit Blick auf das Wattenmeer, die Weite, den Himmel. Tiefes Blau. Stürmisches Grau. Gischtendes Weiß.


Kann man jemanden noch kürzer so treffend charakterisieren?
Zitat:
Immer zwei Stufen auf einmal.


Auch gut gelungen finde ich das Zeitkolorit: Conversationshaus. Nur dieses Wort, mit C geschrieben, vermittelt mir schon das zeitliche Setting, das Gefühl dafür. Ergänzend: mit Spagat verschnürt, Korbhütte, Badekostüm.

4 Lesbarkeit und Handwerk 5/5
Dazu gibt es nichts zu sagen …

5 Logik 2/3
Ich stolpere beim züchtigen Badekostüm, weil ich jetzt denke, die Person ist nackt, weil sie es fallen ließ, aber dann kommt jemand mit Kleid? Beim zweiten Lesen interpretiere ich es tatsächlich als Kleidungswechsel. Ein Wörtchen mehr, vielleicht "Nun ein helles Kleid." hätte das verhindert, aber vielleicht war ich da auch noch zu sehr im Konzept Prosa statt Prosaskizze gedanklich.

6 Sorgfalt 2/2
Mir ist nichts aufgefallen.

7 Sommerfrischequotient 5/5

Gesamtpunkte: 31/32

PUNKTESPOILER * trommelwirbel *
Komm, mein schöner Engel, ich habe 12 Punkte für dich ^.^

Meine liebsten Textstellen:
Zitat:
Karl würde der Schlag treffen. Oder auch nicht.
Zitat:
Karl pflegte dort zu frühstücken. Pünktlich um zehn Uhr. Schwarzbrot. Rührei. Tee. In großen Porzellantassen. Mit Blick auf das Wattenmeer, die Weite, den Himmel. Tiefes Blau. Stürmisches Grau. Gischtendes Weiß. Ein Klecks durchsichtiges Grün. Auch Emmas Kittel war übersät mit diesen Farben. Mächtige Farben.
Zitat:
Weit ist ihr Verstand. Klar wie die Luft, so silbrig wie die sprühende Gischt.

-----------------------
Bewertung – ein Versuch. Ein bisschen Neutralität einbringen, jenseits von: mag ich - nicht mein Ding. Hab ich eigentlich „Ahnung“ von E-Lit? Nee, deswegen brauch ich diese Krücke zum Bewerten. Bei Offenheit der Interpretation einzelner Aspekte, lege ich immer alles zu euren Gunsten aus. Tut mir leid, dass das so ausführlich geworden ist. Jegliche Kritik ist meine persönliche Sichtweise, wenn ihr davon etwas gebrauchen könnt, greift zu, ansonsten lasst euch nicht den Tag vermiesen.

1 Ich will einfach eine gute Geschichte lesen und etwas herauslesen. 5 Punkte

2 a) Sind Sommergäste tatsächlich oder symbolisch vorhanden?
b) Dreht sich die Geschichte um eine oder mehrere Begegnungen und/oder Abschiede?
c) und d) Ist eine Veränderung thematisiert, und ist diese anbahnend, d.h. nicht schon im gesamten Text vollzogen und zudem „spürbar“ über den Textverlauf?
e) Wie relevant ist das zentrale Thema für die Geschichte?
f) Können es nur „Sommergäste“ sein oder könnte die Geschichte auch anderswie spielen?
g) Wie sehr durchdringen diese Themen insgesamt den Text als Ganzes? 7 Punkte

3 a) Künstlerischer Anspruch und Kreativität allgemein, also alles, was sich sinnhaft von einem Genretext abhebt. Hier „reicht“ es nicht, einfach die 2. Person Futur Präsens zu wählen oder möglichst lange und komplizierte Sätze oder Wörter zu verwenden – im Gegenteil, das gibt Abzüge bei Stil und Lesbarkeit, Handwerk muss beherrscht werden. Auch ist eine komplizierte Wortwahl nicht ausschlaggebend, kann auch vollkommen simpel sein. Es kommt immer darauf an … auch auf das, was vielleicht nicht gesagt wird, aber durch den Textaufbau durchwirkt. Die Form, das Gesagte und das Ungesagte müssen Hand-in-Hand gehen, eine Wirkung bewusst erzielt werden (oder zufällig-intuitiv … wer weiß das schon?). [Form und Inhalt oder form follows function] 2 Teilpunkte hier.
b) Ernsthaftigkeit der Themen, wobei Humor dazuzählt, wenn er mir bspw. „die Absurdität“ (des Lebens oder wovon auch immer vermittelt) darstellt; und/oder Sozialkritik und/oder regt mich das zum Nachdenken an? Hat das eine Relevanz? Ein gewisses Maß an Realismus, aber kein absoluter. Bizarr und surreal sind erlaubt. Auch das kann ich nur subjektiv abwägen: ist das Phantastik oder  E-tastik?
c) Mehrschichtigkeit und Ungefügigkeit. Auch hier ist Augenmaß gefordert, ich möchte mir den Inhalt oder die Bedeutung/Interpretation ein wenig erarbeiten müssen (nicht alles erklärt bekommen), aber nicht wie die Sau ins Uhrwerk glotzen. Ob ein Text mich bewusst verwirren will oder ob Thema, Sprache, Aufbau etc. mich nicht richtig erreichen, muss ich subjektiv abwägen.
d) Verwendung einer besonderen Sprache oder Spielerei damit, Verwendung besonderer Bilder oder einer Wirkung durch die gewählte, durchaus auch einfache, Sprache (Intensität).
5 Punkte

4 Kann ich den Text, rein vom Formalen her, gut weglesen, ungeachtet von Pausen zum Nachdenken oder des Anspruchs der Sprache? Wie sieht es mit dem Handwerklichen des Schreibens aus? Wird es beherrscht, wird es gar bewusst gebrochen? 5 Punkte

5 Soweit nachvollziehbar:
a) Logik inhaltlicher Art (in sich logische Geschichte, Reihenfolge),
b) Logik der Details (das namensbestickte Taschentuch von Onkel Günther lag aber vorhin nicht auf dem Liegestuhl sondern auf der Tiefkühltruhe im Keller) – auch: recherchierte Details
c) Logik des menschlichen Handelns (also wie plausibel ist das Verhalten, ungeachtet künstlerischer oder storytechnischer Abweichungen) 3 Punkte

6 Sorgfalt muss sein, bitte nicht mit den Augen rollen, es sind ja nur 2 Punkte. Es gibt immer eine Möglichkeit, die man vorm Absenden wahrnehmen kann: einen Testleser, ausdrucken, sehr langsam lesen, laut vorlesen, mit (kostenloser) Software vorlesen lassen, in ein E-Book umwandeln, um es auf einem anderen Medium zu lesen, Rechtschreibkorrektur der Schreibsoftware, zur Not Gerold (obwohl der nicht der Hellste ist, sorry Gerold). Bei zu vielen Rechtschreib- oder Grammatikfehlern wird etwas abgezogen. Wie gesagt, es sind nur wenige Punkte, aber auch Sorgfalt spielt eine Rolle. Das ist eine Frage der Fairness gegenüber anderen. Ich weiß, du hast viel zu tun und die Muße kam recht spät oder du hast Legasthenie oder ... Nicht bös gemeint. 2 Punkte

7 Onkel Günther würfelt mit seinem 5-seitigen Würfel und dividiert das Ergebnis durch 1… (Nach meinem ersten Bewertungssystem tummelten sich auf einmal mehrere Texte auf den gleichen Rängen, auch mehr Punkte in den Kategorien schafften keine Abhilfe … Leute, das geht nicht, ich muss irgendwie ein Ranking hineinbringen. Onkel Günthers Würfel ist quantenverschränkt mit dem Text und weiß, was richtig ist.) 5 Punkte


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... will alles ganz genau wissen ...
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Nachtvogel
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Beitrag03.09.2022 23:11

von Nachtvogel
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Eine interessante Idee, die Geschichte zwischen die Zitate aus dem Drama von Schnitzler einzufügen. Die Geschichte ist gut geschrieben, hat mich aber ansonsten nicht wirklich umgehauen - habe das Gefühl, so etwas schon hundertmal gelesen zu haben. Für einen Punkt reicht es trotzdem.

1 Punkt
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MoL
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Das bronzene Stundenglas


Beitrag04.09.2022 16:16

von MoL
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Coole Idee, lieber Inko, und coole Umsetzung. Dafür gibt es von mir 4 Punkte.

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nebenfluss
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Beitrag04.09.2022 18:25

von nebenfluss
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Leider noch kein Kommentar.

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dürüm
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Beitrag07.09.2022 10:15

von dürüm
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V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Hallo Inky,



Spaß beiseite, die Geschichte fand ich gut. Ein paar Wermutstropfen hätte ich aber: Die baut doch schon mehr als mit ein paar Zitaten auf den Reigen und lässt sich eigentlich nur komplett erfassen, wenn man das Stück und seinen Hintergrund kennt, also die Skandale und "Theaterschlachten", die es auslöste. Auch bei der Themenumsetzung bleibst du etwas vage. Ansonsten aber eine schöne Geschichte, die ich gerne gelesen habe.

Unterm Strich:

E-Lit: Hier bin ich mir nicht ganz sicher. Du "malst" zwar viel mit Worten (Danke, den Eindruck wollte ich auch erwecken), aber irgendwie wirkt das dennoch wie eine Standard-Liebesgeschichte (das wollte ich eigentlich vermeiden) (heutzutage) und hat wenig E-iges, auch mit den Zitaten nicht
Sperrig: Nee, nicht wirklich. Eigentlich gar nicht.
Thema Sommergäste: Ja, Emma und Rosa sowie Karl. Klassische wörtliche Umsetzung des Themas.
Begegnungen/Abschiede: dito
ungehörter Schuss: Metaphorisch als Probleme in der Beziehung zwischen Karl und Emma, (Karl Schmidt-Rottluff und Emma Richter sind lediglich Kollegen aus der Künstlergruppe "Die Brücke") die von beiden nicht beachtet werden, aber dazu führen, dass Emma sich spontan entschließt, mit Rosa nach Hamburg zu gehen.
Hintergrund Veränderung: hmmm, schwierig. Klar war das eine Aufbruchzeit Yep! und auch der Erste Weltkrieg steht vor der Tür, aber so richtig thematisiert die Geschichte das ja nicht. Natürlich gibt es für Emma am Ende eine drastische Veränderung, wenn sie mit Rosa mitgeht, aber das ist ja eine, die von ihr selbst ausgeht und nicht als Hintergrundkulisse stattfindet
Persönliches Gefallen: Hier kann die Geschichte wiederum punkten, ich mag die Charaktere, das Settiing, die Atmosphäre, die Zeit – und auch die Paarung mit dem Reigen hat mir gefallen.
Vielen Dank, das freut mich!
Zwei Punkte von mir.


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Beitrag07.09.2022 12:01

von dürüm
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d.frank hat Folgendes geschrieben:
Erster Eindruck: schön, Danke, das freut mich! mit leichter Melancholie und Ebenen, die sich erst beim zweiten Lesen öffnen. Genau das war beabsichtigt. Scheint mir, als sollte etwas eingefangen werden, das sich eigentlich kaum fassen lässt, als wollte man einen Moment ergreifen und festhalten, in all seinen Farben und Facetten, die Sprache unterstreicht das zusätzlich, auch die Zeit, in der die Erzählung verortet ist.

Sind dann doch nur 7 Punkte Vielen Dank, das sind mehr als ich erwartet habe! geworden, weil es vielleicht doch ein bisschen zu leicht ist, sich das alles ein bisschen zu einfach macht.


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Beitrag07.09.2022 12:04

von dürüm
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silke-k-weiler hat Folgendes geschrieben:
Lieber Text,

trotz des fast schon drögen Titels Embarassed (Sorry! Laughing ) versprühst Du eine wohltuend sinnliche Leichtigkeit und Aufbruchsstimmung, dass ich Dich stante pede mit in meine Top Ten Vielen Dank für den 4. Platz von der Autorin meines zweiten Platzes! Chapeau zum Ersten Platz!! nehme.

LG
Silke


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