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Die Spelunke

 
 
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag31.12.2018 19:19

von Jenni
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Empfehlung

von Jenni
Drüben in der anderen Spelunke wird gefeiert. Mit Feuerwerk und Fröhlichkeit. Mindestens 37 oder 73 Menschen, manche davon minderjährig, oder davon träumt der Eiermann mit dem Ziegenbart zumindest.

Hier geht derweil das echte Leben seinen Gang. Wobei echt. Und wobei Leben. Kürzlich träumte ich auch mal, und zwar träumte ich, ich sei tot. Nur mein Geist oder eine Art virtuelle Schleimspur würde sich noch am Leben, denkend und wahrnehmend wägen. Und dann habe ich in diesem transzendenten Zustand doch ganz kurz geglaubt, das hier alles, die Spelunke, die Menschen darin, ich, das habe nie wirklich existiert. Das sei bloß der üblen Fantasie irgendeines alten Spinners entsprungen, der sich eines vergangenen Tages oder in einer vergangenen Nacht hinsetzte und sie aufschrieb, die Idee und die Spelunke, etwa mit den Worten "Neulinge sind hier nicht willkommen. Stammgäste auch nicht. Eigentlich ist hier keiner willkommen. Vinzent, der Wirt, den sie den Zwerg nennen, wenn er nicht in der Nähe ist ..." Und der Gedanke fühlte sich so wahr an, wie eine abgründige Erkenntnis, ein Blick hinter die Kulissen der Existenz. Mann, da habe ich eine Scheiß-Angst gekriegt, kann ich euch sagen.
Aber jetzt, heute, der Staub ein wenig weggehustet, alles noch beim alten, wie am ersten Tag, die ganze alte Scheiße. Wer würde sich sowas ausdenken?!
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nebenfluss
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5982
Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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Beitrag05.01.2019 14:50

von nebenfluss
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Vielleicht hat Pferdefuß wirklich die Wahrheit erkannt. Auch ich muss eine fiktive, nachlässig konstruierte Witzfigur sein. Wie sonst ließe sich erklären, dass ich - eben noch in melancholischer Jahreswechselstimmung - plötzlich zum Empörling mutiere: Pferdefuß mag recht haben, aber Tonfall und Wortwahl finde ich einfach unmöglich. Muss das wirklich sein, diese Scheiß-Kraftausdrücke, und wieso muss der Schöpfer dieser Spelunke irgendein alter Spinner sein und nicht etwa ein alter Romantiker oder ein junggebliebener Träumer, das würde doch viel angenehmere Ursachen schaffen. Immer diese Keule, alter (weißer) Mann, bist an jeder Schleimspur, jedem Elend schuld, wähwähwäh, und dann dieses latent Spöttische - ich weiß wirklich nicht, wozu das gut sein soll??

Im gerechten Zorn kicke ich die Flasche mit dem Knallversager über die Straße. Sie explodiert an Haukes Hauswand. Mit erhobener Faust brülle ich: "Wehret den Anfängen!" und ignoriere heldenhaft den Zynismus, den diese Forderung in der miesesten Gegend der Stadt darstellt, wo selbst Silvesterraketen nur noch würdelos vor sich hin kokeln statt prachtvoll in den Himmel aufzusteigen. Wobei Gegend, ist das hier überhaupt eine oder dürften sich die ordentlichen Gegenden der Welt nicht zu Recht beleidigt fühlen, all die hübschen Orte und Landschaften, die ich nie sah und wohl auch nie sehen werde.

Eine chilischarfe Moralpredigt auf den Lippen, drehe ich mich zu Pferdefuß um, doch da steht niemand mehr.


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traumLos
Eselsohr


Beiträge: 380

Pokapro 2017


Beitrag28.09.2019 11:36

von traumLos
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Ich sah Pferdefuß in Richtung Toilette gehen. Wenn man das Loch im Boden und die Kacheln mit dem fließenden Wasser so benennen will. Mangels anderer Örtlichkeiten für die Notdurft war es immer schon die Toilette. Wir Stammgäste kannten es gar nicht anders und so sahen wir auch aus. Aber die Toilette hatte auch etwas, auf das wir Stolz waren. Mangels Tür klebte auf dem morschen Rahmen eine Abbildung aristophanischer Kugelmenschen. Offen für alle, bevor irgendwer da draußen überhaupt an Divers gedacht hat. Wo war ich stehen geblieben. Ach ja, am Tresen. Ich brauchte immer einen Schnaps, wenn ich jemanden zur Toilette gehen sah.

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Meine Beiträge geben nur meine Meinung wieder. Jede Einbeziehung realer oder fiktiver Personen wäre nur ein Angebot. Zwinkersmiley
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nebenfluss
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Beiträge: 5982
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Beitrag01.10.2019 00:38

von nebenfluss
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Wenn man nur noch einmal ganz von vorne anfangen könnte. Oder zweimal.

Einfach reinkommen und etwas neugierig gucken. Von den Zumutungen im Sanitärbereich weiß man noch nichts. Die Porno-Couch: nichts weiter als ein unschuldiges, uriges, etwas durchgelegenes Sofa. Die fehlende Elektrizität: Ausdruck ökologischen Bewusstseins und Sinn für Romantik. Die stoischen Schemen im Kerzenlicht, auf Barhockern und Stühlen: gewiss recht lustige Gesellen. Und dann denken: Och, ist doch ganz gemütlich hier.

Wie lange ließe sich die Illusion aufrechterhalten, bis man sozusagen traumLos würde - mal angenommen, man hält sich die ganze Zeit an einer einzigen Weinschorle fest? Den kompletten Abend? Niemals. Eine Stunde? Immer noch viel zu lang. Zehn Minuten vielleicht, oder etwas länger, wenn man sich die Ohren zuhält und die Augen zusammenkneift.
Welcher Aufwand wäre für diese Pause im Strom der deprimierenden Gewissheiten nötig, wie das Verhältnis von Leistung, Arbeit, Zeit und Lohn?
  
Und wie wäre es, wenn man noch viel gänzer von vorne anfangen könnte?

Ich weiß nicht, wer das wissen will, aber die Frage steht im Raum und stellt sich keinem, der sie hören möchte, also allen.


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Orschi
Geschlecht:männlichWortedrechsler


Beiträge: 70
Wohnort: Baden (bei Karlsruhe/Rhein)


Beitrag18.11.2019 20:55

von Orschi
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Wir brauchen, zur Überwindung von Raum und Zeit, also unserer Paranoia, schlicht und ergreifend: Verspiegelte Sonnenbrillen und, ja, auch Netzhemden.
Alles andere wäre befremdlich.
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Tjana
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 63
Beiträge: 1786
Wohnort: Inne Peerle


Beitrag04.03.2020 00:59

von Tjana
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Seit Monaten der Gedanke an eine Geschichte. Wieder mal schreiben. Über Freundschaft, Zusammengehörigkeit.  Verworfen bei jedem Morgenkaffee. Zu platt. Klischee pur. Außerdem tut der Kopf zu weh. Den braucht man aber. Leider.
Zum Schreiben.
Und für Freundschaft, für Zusammengehörigkeit.
So öffne ich jetzt einfach ohne eine Geschichte die Tür. Nach drei Schritten schon merke ich, wie viel sich verändert hat. Leben verändert sich, sogar hier.  
Ich mag keine Veränderungen. Mag nicht, wenn Dinge früherer Wichtigkeit verblassen. Vielleicht ist das gesund, irgendwie oder für manch andere, doch eine Traurigkeit bleibt klar.
Da links saß früher der Eine. Der, der mir immer einen Stuhl freigehalten hat. Jetzt sind zwei Stühle leer. Nicht nur er fehlt mir heute.
Doch dort, in der Ecke, der Dicke ist noch da. Sitzt auf einem zwar neuen Sofa, aber in derselben Haltung, wie vierzehn Monate zuvor. Ein Glas mit schalem Bier in der einen Hand, die andere auf dem dicken Bauch, als müsste er den beruhigen. Fast freudig hebe ich die Hand, doch er blickt nicht hoch, kann mich gar nicht wiedererkennen.
Als ich den Tresen erreiche, schubst der Wirt die blondgelockte Bedienung beiseite.
„Einen roten Italo, wie immer?“ Ich fasse es kaum. Er erinnert sich. Er klingt, als wäre ich erst gestern hier gewesen. Keine Frage, kein Vorwurf. Vierzehn Monate. Hätte ja auch Knast bedeuten können.
War auch nicht unähnlich.
Ich ergreife das Glas mit dem Rotwein und die alten Schlieren darauf sind mir egal.
„Bald ist Ostern“, sage ich zu dem Wirt. „Meinst du, der Eiermann kommt wieder?“
„Wenn der sich noch erinnert, vielleicht.“
Ich schaue auf den relativ sauberen Fußboden. Am liebsten hätte ich dort noch Eierschalen gesehen.
„War letztens in einer Galerie“, sagte ich und leere das Glas. „Die mit dem wilden Stift verkauft jetzt offenbar gut. War sie nochmal hier?“
„Nee.“ Er schenkt mir ungefragt nach. Er erinnert sich. „Wenn man selbst keinen Kontakt hält, vergessen die einen schnell.“
Der nächste Schluck schmeckt traurig. Mein Kopf beginnt wieder zu hämmern.
„Ich wollte ja so gerne … aber …“
„Lass stecken.“ Er grinst mich an.


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Wir sehnen uns nicht nach bestimmten Plätzen zurück, sondern nach Gefühlen, die sie ins uns auslösen
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traumLos
Eselsohr


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Pokapro 2017


Beitrag06.11.2021 21:37

von traumLos
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Alles hat seine Zeit. Ich betrachtete den Bretterverhau, hinter dem sich früher die Spelunke verbarg. Alles hat seine Zeit. Ich ging weiter.

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dürüm
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Beitrag29.08.2022 15:45

von dürüm
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Ich sitze unter dem vertrockneten Baum (der Rinde nach Platane, aber wer weiß das heute schon so genau, Blätter hat er keine mehr, dabei haben wir erst Ende August) auf dem Gehsteig. Um mich herum plattgetretene Kippen, Reste von McDonalds Verpackungen,  kleine (leere) Glasflaschen (Jägermeister und so´n Zeug) und beobachte Onkel Günther, wie er zusammen mit zwei Typen (der eine könnte Kalle sein, aber sein Gesicht ist so verschwollen, dass es mehr geraten als gewusst ist) die Bretterverschalung von der Spelunke reißt (oder heißt es "die Spelunke"?)

Der Tag ist heiß, der Asphalt flimmert, es stinkt nach Abgasen, Onkel Günther sieht erschöpft aus, seine Hände sind dick verbunden (Unfall beim Drechseln hat er gesagt, ziemlich kurz angebunden war er).

So jetzt sind die ganzen Bretter unten, kleiner Schwapps Benzin und ein Streichholz, und schon haben wir ein Lagerfeuer.
Kalle (oder der Typ, der Kalle sein könnte) läuft schon rüber zum Metzger, Grillfleisch holen.
Onkel Günther hat inzwischen die Tür zur (zu der oder zu die?) Spelunke eingetreten. Drinnen ist es dunkel. Das sieht man sogar von hier. Der Geruch wabert langsam über die Straße. Als er bei mir ankommt wird mir schlecht.


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dürüm
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Beitrag29.08.2022 20:40

von dürüm
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Ich halte mir die Nase zu, um den Würgereiz zu unterdrücken. Aus dem Inneren der Spelunke kommt ein Schwall farbiger Flüche. Dann schreit Onkel Günther nach Kalle. Kalle (oder der Typ, der Kalle sein könnte) kratzt sich am Kopf. Dann nimmt er ein brennendes Brett wie eine Fackel und betritt die Spelunke. Es folgt eine wüste Schreierei (in seinem Alter hat Onkel Günther keine Chance gegen Kalle) aber er hat ein paar mehr Gehirnzellen und definitiv mehr kriminelle Energie zur Verfügung.

Plötzliche Stille verheißt nichts Gutes. Kalle stampft wieder raus, holt sich das erste angebrannte Kotelett vom Lagerfeuer und schreit über die Schulter: "Mach deinen Scheiß alleine!", und tritt mit Karacho gegen die brennenden Bretter.

Das war keine gute Idee.


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Schlomo
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Beitrag29.08.2022 21:59

von Schlomo
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Der Opa von dritten Stock im Mietshauses gegenüber hatte es sich inzwischen mit einem Sofakissen auf dem Fensterbrett gemütlich gemacht. Natürlich lag nur das Sofakissen auf den Fensterbrett, der Opa saß auf einem Stuhl davor. Solche Stunts hätte er vielleicht vor 50 Jahren gemacht, aber jetzt doch nicht mehr. Inzwischen tauchte auch noch die Oma mit einem Eimer Popcorn auf, zog sich einen weiteren Stuhl ans Fenster, meinte "Endlich tut sich mal was in der toten Gegend." und setzte sich. Damit konnte die Show vor der Spelunke weiter gehen ...

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dürüm
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Beitrag30.08.2022 12:58

von dürüm
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Zitat:
Das war keine gute Idee.


Brennende Holzstücke fliegen durch die Gegend. Im dritten Stock im Mietshaus gegenüber flüchtet ein älteres Rentnerpaar, als ihre Kissen auf dem Fensterbrett Feuer fangen.
 Mit einem alten rostigen Schrubber schubst der Alte dann die brennenden Kissen vom Fensterbrett in die Straße.
Direkt neben meinen Sitzplatz.
Jetzt stinkt es nicht nur, sondern qualmt auch noch wie Sau. Echt Daunen. Boa, ist das grauenhaft.

Kalle kickt immer noch brennende Holzstücke durch die Gegend, dann plötzlich schreit er in die Spelunke: " der anderswolf hat dich Günni genannt!"

Dann kommt er zu mir rüber gerannt und versucht sich hinter der kahlen Platane zu verstecken.
Netter Versuch, Kalle (oder der Typ, der Kalle sein könnte) ist doppelt so breit wie der Baum.
Als Onkel Günther rauskommt nickt er nur kurz zu dem anderen Ganoven und der kommt auf Krawall gebürstet auf uns zu.
Ich hab dann erstmal dringend woanders zu tun.

Hinter der Ecke von dem Mietshaus ist es ruhiger, nicht sauberer, auch der Geruch war nicht sauberer, aber ruhiger.

Nicht mal geprügelt ham se sich. Aber ne halbe Stunde später kommt Kalle mit nem Lieferwagen (sieht irgendwie geklaut aus) und lädt ne Gefriertruhe aus.
Irgendwie kommt mir die bekannt vor.


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nebenfluss
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Beitrag30.08.2022 13:33

von nebenfluss
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Bei der Spelunke wird man nie wissen, ob sie gerade offen oder zu hat, denn niemand wird hier jemals ein Schild mit Öffnungszeiten entdeckt haben. Zu spießig, werden die einen denken, ließe sich ohne Polizeigewalt eh nicht durchsetzen, meinten die anderen (und eh kein funktionsfähiges Telefon in Sicht, mit dem die Polizei sich rufen ließe, und selbst wenn sie jemand riefe, bliebe es ohne Folgen).
Tatsächlich nämlich ist die Spelunke ein Raum außerhalb der Zeit. Sie wird immer geöffnet haben und dauerhaft geschlossen geblieben sein. In der Illusion von Gleichzeitigkeit wird man sich im Präsens, Präteritum und Futur über sie unterhalten, und würde jemals ein Gast ein Smartphone besessen haben werden, wäre auffallend, dass die Datumsanzeige beim Betreten verrückt spielte und auch die Gesichtserkennung hier nie reibungslos funktionieren wird. Denn in der Spelunke verkümmert der Bartwuchs, und Genus und Sexus ebnen sich zu Beliebigkeit - man spricht von der, die oder das Spelunke, von der fehlenden Tischbein, dem Kotzlache, die "das da" gefälligst selbst wegputzen soll, und wo die Wasser dafür herkommen soll, ist jedes ihr eigener Problem.


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dürüm
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Beitrag30.08.2022 16:35

von dürüm
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Nachdem Kalle (ist es wirklich Kalle?) die Kühltruhe in dx Spelunke gewuchtet hat, kommt er wieder raus, setzt sich zu mir unter den Baum. Dort bin ich wieder aufgeschlagen, nachdem das Feuer ausgegangen ist. Der Rentner ist doch tatsächlich mit ´nem Feuerlöscher runter gekommen und hat versucht sein Kissen zu retten.

War aber zu spät.
Und jetzt labert Kalle mich zu, ob ich ne Schnalle kenne, die kellnern kann?
In dx Spelunke.
Ich weiß ja nicht.
Vielleicht Chantall, die hat Erfahrung mit Besoffenen, kann kickboxen, säuft Onkel Günther dreimal unter den Tresen. Und ist nicht allergisch gegen nicht gegenderte Bestellungen.

Auf "drei Bier" reagiert sie genauso schnell wie auf "Tass Kaff".

Könnte klappen. Mal sehen, ob sie im Lande ist. Und auf Freigang


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Schlomo
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Wohnort: Waldperlach


Beitrag30.08.2022 17:11

von Schlomo
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Empfehlung

von Schlomo
"Mist." meinte Opa, "Muss jetzt wohl doch unsere Asbestkissen vom Dachboden hohlen."

"Ja, mach das mal." antwortete die Oma. "Damals in Wackersdorf, oder später im Haunstedter Forst ging es ja auch ohne dass unsere Kissen abgefackelt sind."

Opa machte sich mit einem: "Ja, ja. Die gute alte Zeit ... ' auf den Weg.


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Merlinor
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Beiträge: 8667
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Beitrag31.08.2022 00:12

von Merlinor
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Was mach ich eigentlich hier? Ehrlich gesagt hab ich keine Ahnung. Wie eine Motte ans Licht zieht es mich vor die Tür der Spelunke. Es rührt sich wieder etwas hier, habe ich gehört und das will - nein kann - ich einfach nicht verpassen.
Dann stehe ich an der Tür. Ich zögere. Keine Ahnung, was mich drinnen erwartet. Vielleicht lümmeln an einigen Tischen ja noch die Skelette von ehemaligen Gästen. Manche von ihnen waren damals wirklich böse auf ihren Stühlen festgewachsen und Vinzenz war keiner, der Gäste von den Stühlen kratzte, sobald sie abgenibbelt waren. Ihm war das völlig wumpe. Er stellte ihnen ein Bier hin und schrieb es auf ihren Deckel.
Vinzenz? Er war doch der Wirt damals, vor Jahren? Oder etwa nicht? Meine Erinnerung ist leider blass. Bin schließlich auch nicht mehr der frischeste.
Überhaupt Vinzenz: Hängt sein Skelett vielleicht auch über der Theke? Und wer ist denn jetzt der Wirt? Ist da überhaupt ein Wirt? Muss da einer sein? Egal, geht mich nix an. Irgendwer hat was von Günther und Kalle und ein paar anderen gefaselt und dass sie die Spelunke aufräumen. Deshalb bin ich hier. Neugier, reine Neugier. Ob da vertrocknete Leichen auf den Tischen liegen, das will ich schon wissen. Also gucken, bevor sie alles wegräumen. Und schauen, ob sie schon Bier haben.
Drinnen ein lautes Krachen, Holz auf Dielen, ein wütender Fluch, wieder ein peitschender Schlag, dann wüstes Geschrei. "Pass doch auf, Du Trottel, das wär mir fast auf die Füße geknallt. Du bist doch zum Kacken zu dumm!" "Was?! Pass selber auf Du Genie und Füße weg!" Ein weiterer Schlag, darauf erneut dumpfes Gepolter, danach Geschrei: "Na warte, Dir werd' ich's!" "Du nicht!" "Oh doch!" Fette Fäuste wummern auf speckiges Muskelfleisch. Dann neues Geschrei und Flüche und Gepolter und Geräusche von trommelnden Faustschlägen und Stöhnen und Brüllen.
Ich erkenne die erregten Stimmen von Günther und Kalle. Es ist Zeit zu gehen. Langsam ziehe ich mich von der Tür zurück. Jetzt ist nicht der Moment, nach staubigen Skeletten auf verranzten Wirtshaustischen zu schauen ...


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„Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
Es gibt keine Materie an sich, Geist ist der Urgrund der Materie.“

MAX PLANCK (1858-1947), Mailand, 1942
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