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Hinter dem Meer


 
 
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Wallace
Geschlecht:männlichErklärbär
W

Alter: 18
Beiträge: 3
Wohnort: Rostock


W
Beitrag20.07.2022 14:46
Hinter dem Meer
von Wallace
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hinter dem Meer

Sehnsüchtig blickte der junge Mann über die ruhige Nordsee.
  Die Abendsonne glitzerte in den sanften Wellen und tauchte das Wasser in ein buntes, märchenhaftes Farbenspiel. Warm war der Sand unter seinen Füßen, anders als die leichte kühle Brise die über den Strand wehte. In der Ferne hörte man ein paar Kinder vergnügt spielen.
  Seine Brust hob und senkte sich ruhig. Er war in seinen wirren Gedanken versunken; so wirr das er selbst nicht wusste woran er wirklich dachte.
  An sie? Das Mädchen welches neben ihm lag, die in einem bezaubernden weißen Sommerkleid gekleidet war und ihre Nase tief in eines ihrer Bücher steckte? Seine geliebte Freundin? Gut möglich. Vielleicht aber auch an die Ferne, andere Länder die entdeckt werden wollen, Kulturen und Gesänge himmlischer Melodien.
  Warum zog es den jungen Mann so in die Ferne, wenn er doch bereits alles hatte das ihn mit Leben erfüllte?
  War es das Verlangen nach mehr? Das Verlangen das einen dazu bringt unmögliche Dinge möglich machen zu wollen, erinnert zu werden auf irgendeiner Weise?
  Die Sonne verschwand hinter den Wellen und tauchte das Meer in ein helles Rot und der junge Mann fasste einen Entschluss.
  »Nathalie, wir werden reisen und das schon bald, ist das nicht eine wunderbare Nachricht?«
  Seine Geliebte schaute ihn missmutig an. Hatte er noch alle Tassen im Schrank? Er wusste genau, dass sie hier nicht weg durften. Schon gar nicht ohne Genehmigungen. Überhaupt darüber an einem öffentlichen Ort zu sprechen war wirklich riskant und wenn nicht sogar schon dumm.
  »Wohin?«, fragte sie knapp und klappte ihr Buch zu, um ihm aufmerksam zu lauschen.
  »Norwegen, Griechenland, Spanien, ganz egal! Eine Weltreise soll es sein!«
  Der junge Mann war völlig von seiner Idee begeistert, seine Freundin, die Stimme der Vernunft, nicht so ganz.
  »Was ist mit unserer Wohnung, unseren Arbeiten? Falls wir es überhaupt raus schaffen sollten…«, was sie stark bezweifelte, »dann können wir nie wieder zurück!«
  »Nie wieder…«, wiederholte er murmelnd.
  »Ja, nie wieder! Verstehst du Schatz?«
  Er nickte knapp und wandte sich mürrisch zurück dem Sonnenuntergang entgegen. In ihm loderte ein unlöschbares Feuer, selbst wenn man es ihm nicht ansah hielt er an dieser Idee, diesem Wunsch fest.
  Nathalie erfüllte Zufriedenheit, einmal hörte er auf sie. Wie schön.
  Den restlichen Sonnenuntergang beobachteten sie stillschweigend und genossen die letzten warmen Strahlen dieses Sommers.  

Nervös lief er im Schlafzimmer ihrer kleinen Wohnung auf und ab.
  Nathalie machte sich gerade im Badezimmer frisch für die anstehende Nacht. Make-up runter, Haare auswaschen, Kleidung für den morgigen Tag vorbereiten. Es war fast schon ein tägliches Ritual.
  Immer wieder schaute der junge Mann zu den Koffern die er heimlich gepackt und dann unters Bett gestellt hatte.
  Heute wäre die perfekte Nacht. Es soll ein Sturm geben und da würde sie die Küstenwache höchstwahrscheinlich nicht verfolgen. Es wäre zwar sehr gefährlich und andere würden ihn lebensmüde nennen, doch er war völlig überzeugt. Bloß weg aus diesem Elendsstaat.
  Nun hieß es nur noch seine Freundin zu überzeugen.
  Als sie ins Zimmer kam, blieb er ruckartig stehen. Sie schaute ihn fragend an.
  »Ist etwas Liebling?«, fragte sie und ging zögerlich an ihm vorbei ans Bett.
  Ruckartig drehte er sich zu ihr um und deutete auf die beiden Koffer unterm Bett. Nathalies Blick verdunkelte sich als sie realisierte.
  »Wir haben doch bereits darüber gesprochen. Das ist eine absolut verrückte Idee. Du bist verrückt!« Sie redete noch weiter, wiederholte das was sie am Strand gesagt hatte und wie enttäuscht sie von ihm sei. »Wenn du unbedingt von weg willst, dann geh doch. Ich halte dich nicht auf, aber mitkommen werde ich definitiv nicht!«
  »Aber Nathalie, Liebling guck mal es ist…«
  »Nein! Ich will davon nichts hören. Du musst deine Entscheidung treffen. Es ist allein deine Verantwortung was du mit deinem Leben machst, ziehe mich da aber nicht mit rein.«
  Der junge Mann schluckte, ihm schossen Tränen in die Augen. Wie sollte er sich da entscheiden können? Viel Zeit blieb ihm jedenfalls nicht. Die Liebe seines Lebens oder sein Herzenswunsch?
  Regen prasselte gegen das Fenster und irgendwo donnerte es laut. Da entschied er sich und hoffte.
  Es geschah alles wie automatisch. Er schnappte sich seinen Koffer, ignorierte den wütenden Blick seiner Freundin und ging aus den Haus. Er war sofort klitschnass, doch das kümmerte ihn eher weniger.
  »Wehe du lässt dich hier noch einmal blicken, Wichser!«, brüllte ihm Nathalie nach und weckte damit so gut wie die halbe Nachbarschaft.
  Er ignorierte die Zweifel die ihn plagten und auch den Herzschmerz, ach der Herzschmerz wie schmerzhaft der doch war.

Das Gewitter stand mittlerweile genau über ihn, als er mit aller Kraft sein kleines Ruderboot an einem dicken Seil die Bucht herunterzog. Die Wellen türmten sich eine nach der anderen auf, rissen die Algen von der Bucht. Es wird definitiv keine sichere überfahrt.
  Es benötigte von ihm eine überaus enorme Anstrengung überhaupt erst aus der Bucht zu rudern und das weite Nass dahinter schien nicht viel ruhiger zu sein.
  Er hoffte ja, dass das Gewitter nicht mehr lange anhielt und sobald er einen sicheren Abstand zum Festland hatte, sich der wilde Wellengang wieder legte.
  Plötzlich hörte er hinter sich ein Motor.
  Die Küstenwache! dachte er panisch und schaute hinter sich.
  Er sah das kleine Licht in der Ferne immer näherkommen. Jemand hatte ihn verpfiffen und warum auch immer kam ihm Nathalie als erstes in den Sinn.
  Das Boot der Küstenwache kam immer näher und schon nach kurzer Zeit konnte er die beiden Soldaten, bewaffnet mit ihren Maschinenpistolen, auf dem Deck erkennen.
  »Heben sie ihre Hand und kommen sie herüber«, sagte der eine durch sein Lautsprecher. Er tat wie befohlen.
  Das Boot war klitschnass und der Plastikboden überraschend rutschig, er wäre gefallen hätten ihn einer der Beiden nicht auf einen Sitz gedrückt und angefangen auszufragen.
  »Name, Wohnort und Grund für die Bootsfahrt?«
  Sie wussten ganz genau, so wie er wusste, dass sie es wussten, dass er fliehen wollte. Eigentlich hätten die Soldaten schießen dürfen.
  »Fickt euch!«, zischte er und stieß den Soldaten nach hinten.
  Er nutzte den Überraschungsmomenten um dem Soldaten die MP aus den Händen zu reißen und eröffnete das Feuer. Sie hätten ihn sowieso getötet, jetzt oder später durch gerichtlichem Beschluss.
  Es war ein Kampf, der andere war zwar überrascht dennoch durchaus bereit gewesen.
  Der Soldat versuchte ihm die Waffe aus der Hand zu reißen, verfehlte mit seiner Hand den Lauf aber um einige Zentimeter. Man konnte kaum durch den Sturm sehen.
  Erst schoss der Mann dem vorderen mit den roten Locken einige Male durch den Bauch, dann dem anderen. Ihre Augen waren vor Schock weit geöffnet.
  Für einen Moment starrte er auf die beiden toten Männer.
  Er hatte sie getötet, aber es war doch bloßer Eigenschutz, oder?
  Bevor sich wieder Zweifel in ihm auftaten, zog er die Männer an die Reling und warf sie über Bord. Aus den Augen aus den Sinn.
  Sein Blick glitt über die Wellen und dann zum Motor, wenn er jetzt schon so weit gekommen war und sogar dafür getötet hatte, würde er jetzt nicht umdrehen! Auch wenn er jetzt gerne in den Armen seiner Freundin schlafen würde.
  Er setzte sich an den Motor der weiterhin laut vor sich hin ratterte und fuhr weiter Richtung Norden.
  Je weiter er kam, umso mehr schwankte das Boot. Ihm wurde grün um die Nase und er fürchtete sich schrecklich davor das er kentert.
  Es sollte kommen wie es musste. Bei dem Kampf wurde der Motor leicht beschädigt, weshalb er nach einigen Kilometern ganz den Geist aufgab.
  Sein eigenes Ruderboot war auch bereits vom Meer verschluckt und die Wellen wurden immer höher, immer gefährlicher.
  Dann kenterte das Boot und er fiel ins unendliche, wütende Meer. Er konnte nie schwimmen und selbst wenn, gegen diese gewaltige Kraft der Natur wäre er niemals angekommen.
  Seine Leiche wurde einige Tage später an der Küste von Dänemark gefunden. Nathalie erhielt nie Kenntnis über sein ableben.
  Einige Monate später, an einem ruhigen Novembertag fiel die Mauer die Ost und West, der Freiheit von der der junge Mann träumte, trennte.
  Irgendwie ironisch was das Leben macht, nicht?

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Dyrnberg
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 567
Wohnort: Wien


Beitrag20.07.2022 15:42
Re: Hinter dem Meer
von Dyrnberg
Antworten mit Zitat

Ich nenne hier nur Dinge, die mir (subjektiv) missfallen - hoffe, das ist okay.

An manchen Stellen finde ich den Text seltsam altmodisch. Als stammte er aus den 1960ern. An anderen Stellen wirkt er auf mich prasenhaft bzw. kitschig. Ein paar Beispiele.

Zitat:
Die Abendsonne glitzerte in den sanften Wellen und tauchte das Wasser in ein buntes, märchenhaftes Farbenspiel.


Mir schon zu kitschig. Wenngleich: Andere lieben diesen Stil.

Zitat:
Das Mädchen welches neben ihm lag, die in einem bezaubernden weißen Sommerkleid gekleidet war und ihre Nase tief in eines ihrer Bücher steckte?


Bezaubernd. Die Nase in ein Buch stecken. Klingt für mich nach einem Werbetext aus den 1960ern.

Zitat:
Seine Geliebte schaute ihn missmutig an.


Geliebte. Wieder so ein altes Wort. Oder ist sie wirklich seine Geliebte? Sprich, seine Affäre?

Zitat:
Hatte er noch alle Tassen im Schrank?


Phrase.

Zitat:
Was ist mit unserer Wohnung, unseren Arbeiten?


Wenn sie z.B. Künstler sind und gerade an ihren "Arbeiten" arbeiten, ist das für mich korrekt ausgedrückt. Ansonsten empfinde ich den Plural als altmodisch. Wer sagt "Meine Frau und ich gehen unterschiedlichen Arbeiten nach"? Niemand, oder? Man formuliert ganz anders oder verwendet "Beruf" oder "Job".

Zitat:
In ihm loderte ein unlöschbares Feuer...


Kitschig? Viel Pathos?

Zitat:
»Fickt euch!«


Endlich redet die Figur so, wie sie angesichts des Alters eventuell reden sollte?

Zitat:
Seine Leiche wurde einige Tage später an der Küste von Dänemark gefunden. Nathalie erhielt nie Kenntnis über sein ableben.
  Einige Monate später, an einem ruhigen Novembertag fiel die Mauer die Ost und West, der Freiheit von der der junge Mann träumte, trennte.
  Irgendwie ironisch was das Leben macht, nicht?


Irgendwie gut, dass die Story am Ende den Kontext nennt, aber: Mir ist das zu viel Info. Zu viel Erklärung. Ich würde mir da eher Zurückhaltung wünschen. Mehr Andeutung statt Holzhammer. Ich mach mal einen Vorschlag, ohne lange zu überlegen:

Zitat:
Seine Leiche wurde einige Tage später an der Küste von Dänemark gefunden. Nur wenige Wochen bevor Natalie in ihrem kleinen Wagen in einem Stau vor einer Mauer wartete, die plötzlich nicht mehr war.


Wie gesagt: Auch nicht gut. Aber nur um zu zeigen, was ich mit "andeuten" meine.


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Ein Roadtrip durch die Philosophie: "Die Nacht der Fragen und der Morgen danach" (Roman)
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Ralphie
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Alter: 71
Beiträge: 6398
Wohnort: 50189 Elsdorf
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Beitrag20.07.2022 15:55

von Ralphie
Antworten mit Zitat

Ich fand deinen Text gut, aber du solltest noch mal deine Rechtschreibung überprüfen.

 Smile
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Araragi
Geschlecht:männlichDrama-Capra

Alter: 33
Beiträge: 210
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Beitrag20.07.2022 23:42

von Araragi
Antworten mit Zitat

Hallo Wallace,

die Geschichte liest sich wirklich schön. Kitschig? Vielleicht. Hat es mich gestört? Nicht im Geringsten. Sowohl die Motivation auszureisen, als auch die schnelle Action, die darauf folgte, ließen mich deinen Text gierig verschlingen.

Ein paar Sätze fand ich jedoch etwas seltsam.

Zitat:
Vielleicht aber auch an die Ferne, andere Länder die entdeckt werden wollen, Kulturen und Gesänge himmlischer Melodien.


Ist "himmlische Melodien" eine Metapher für irgendwas? Glaubt er allen Ernstes an etwas, das es etwas hinter der Grenze gibt, das einer himmlischen Melodie nahe kommt?

Zitat:
Er ignorierte die Zweifel die ihn plagten und auch den Herzschmerz, ach der Herzschmerz wie schmerzhaft der doch war.


Also erstmal, der Satz klingt auf seltsame Weise ganz schön, aber: "Ach" klingt so als sei er sehnsüchtig nach Nathalie. In einem Moment wie diesem denke ich, dass er größeren Schmerzen ausgesetzt sein müsste, außer seine Freundin bedeutete ihm wirklich nicht besonders viel. Bei dem Satz: "Jemand hatte ihn verpfiffen und warum auch immer kam ihm Nathalie als erstes in den Sinn." könnte aber genau darauf schließen, dass die Beziehung bereits große Risse davon getragen hat.

Zitat:
Sie wussten ganz genau, so wie er wusste, dass sie es wussten, dass er fliehen wollte.


Der Satz ergibt zwar Sinn, klingt aber in dieser Situation ein wenig überladen. Er sticht heraus, aber nicht unbedingt positiv. Deshalb würde ich ihn auf zwei Sätze aufteilen.


Es gab aber auch grandiose Sätze wie:

Zitat:
Bevor sich wieder Zweifel in ihm auftaten, zog er die Männer an die Reling und warf sie über Bord. Aus den Augen aus den Sinn.



Ansonsten war das Ende ein wenig abrupt. Gerne hätte ich gewusst wie Nathalie auf seinen Tod reagiert hätte, insbesondere wenn sie es nach dem Mauerfall erfahren hätte.

Grüße

Arararagi


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Tetz
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 44
Beiträge: 268
Wohnort: Saarland


Beitrag21.07.2022 10:14
Re: Hinter dem Meer
von Tetz
Antworten mit Zitat

Wallace hat Folgendes geschrieben:

  Seine Geliebte schaute ihn missmutig an. Hatte er noch alle Tassen im Schrank? Er wusste genau, dass sie hier nicht weg durften. Schon gar nicht ohne Genehmigungen. Überhaupt darüber an einem öffentlichen Ort zu sprechen war wirklich riskant und wenn nicht sogar schon dumm.
 



Ich habe keine Ahnung von Kurzgeschichten, aber mir kam der Perspektivwechsel an der Stelle etwas seltsam vor.

Ist das in Kurzgeschichten üblich?
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fabian
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 606



Beitrag21.07.2022 14:41
Re: Hinter dem Meer
von fabian
Antworten mit Zitat

Willkommen im Forum.
Wallace schrieb Hinter dem Meer

  
Zitat:
Die Abendsonne glitzerte in den sanften Wellen und tauchte das Wasser in ein buntes, märchenhaftes Farbenspiel.
Eher umgekehrt: die Wellen glitzern in der Abendsonne, und besonders bunt wird es auch nicht.

Zitat:
In der Ferne hörte man ein paar Kinder vergnügt spielen.
Man sieht sie spielen aber man hört sie z.B. lachen, rufen, reden, oder das Klatschen eines Balles.

Zitat:
Die Sonne verschwand hinter den Wellen und tauchte das Meer in ein helles Rot
Die Sonne verschwindet hinterm Horizont, nicht hinter Wellen. Vorher macht sie manchmal noch etwas mehr Rot auf die See, aber wenn sie verschwunden ist, malt sie höchstens noch ein wenig Farbe an Himmel und Wolken, aber nicht aufs Meer.
 
 
Zitat:
»Nathalie, wir werden reisen und das schon bald, ist das nicht eine wunderbare Nachricht?«

Das ist eine Idee und keine Nachricht.

  
Zitat:
Seine Geliebte schaute ihn missmutig an. Hatte er noch alle Tassen im Schrank? Er wusste genau, dass sie hier nicht weg durften. Schon gar nicht ohne Genehmigungen. Überhaupt darüber an einem öffentlichen Ort zu sprechen war wirklich riskant und wenn nicht sogar schon dumm.

Perspektivwechsel. Darüber hinaus: Einführung eines äußeren Konflikts.

Danach hab ich den Resttext überflogen und da sich meine Vermutung bestätigte (DDR und Mauerfall) das Interesse vollständig verloren und die Detailkritik beendet. Man sollte als Autor seinen Stoff wenigstens so weit ernst nehmen und recherchieren, dass einem klar ist, dass die DDR an der Ostsee lag und die besagte Flucht über eben diese erfolgte.


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Wer an einem aufgeräumten Schreibtisch sitzt, wer das schafft, kennt keine Gnade.
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Araragi
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Alter: 33
Beiträge: 210
Wohnort: Diomedes Inseln, manchmal auch Türme des Kölner Doms


Beitrag21.07.2022 17:12
Re: Hinter dem Meer
von Araragi
Antworten mit Zitat

Tetz hat Folgendes geschrieben:

Ich habe keine Ahnung von Kurzgeschichten, aber mir kam der Perspektivwechsel an der Stelle etwas seltsam vor.

Ist das in Kurzgeschichten üblich?


Wieso sollte man das nicht machen dürfen? Perspektivwechsel gibt es in Romanen, also warum auch nicht in Kurzgeschichten? Allerdings gibt es bei diesem Abschnitt tatsächlich ein kleines Problem. Zu Beginn hat ein auktorialer Erzähler berichtet was er gesehen hat. Danach wurde aus dem auktorialen in den personalen Erzähler von Nathalie gewechselt. Dass es sich um einen auktorialen Erzähler handelt sieht man hier:

Zitat:
Sehnsüchtig blickte der junge Mann über die ruhige Nordsee.

Der Erzähler sah, dass der junge Mann über das Meer blickte. (Ostsee)


Zitat:
"Warum zog es den jungen Mann so in die Ferne, wenn er doch bereits alles hatte das ihn mit Leben erfüllte?"

Offensichtlich weiß der Erzähler alles über das Leben des jungen Mannes.

Man hätte entweder den auktorialen Erzähler beibehalten sollen oder von Anfang an aus Sicht des jungen Mannes erzählen können. Dann wäre der Wechsel keineswegs seltsam.



@fabian:

fabian hat Folgendes geschrieben:
Man sieht sie spielen aber man hört sie z.B. lachen, rufen, reden, oder das Klatschen eines Balles.


Man kann Kinder spielen hören. Wenn man hört was sie rufen, kann man daraus schließen, dass sie etwas spielen.

fabian hat Folgendes geschrieben:
Die Sonne verschwindet hinterm Horizont, nicht hinter Wellen.


Die Sonne verschwand hinter den Wellen, die am Horizont lagen.


fabian hat Folgendes geschrieben:
Wallace hat Folgendes geschrieben:
»Nathalie, wir werden reisen und das schon bald, ist das nicht eine wunderbare Nachricht?«


Das ist eine Idee und keine Nachricht.


Grundsätzlich hast du recht, aber sag das mal dem jungen Mann. Für ihn war die Idee bereits eine Realität, die sich in seinem Kopf manifestiert hat.


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Tetz
Geschlecht:weiblichEselsohr

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Beiträge: 268
Wohnort: Saarland


Beitrag21.07.2022 18:51
Re: Hinter dem Meer
von Tetz
Antworten mit Zitat

Araragi hat Folgendes geschrieben:

Wieso sollte man das nicht machen dürfen? Perspektivwechsel gibt es in Romanen, also warum auch nicht in Kurzgeschichten?


Ging weniger ums dürfen, eher darum, ob das üblich ist Smile
Man darf ja im Prinzip alles. Die Frage ist, ob es den Lesern gefällt.

In Romanen wechselt die Perspektive üblicherweise aber auch nicht mitten im Kapitel/Abschnitt.
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VeLoe
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V

Alter: 38
Beiträge: 7
Wohnort: Kevelaer


V
Beitrag26.08.2022 18:02

von VeLoe
Antworten mit Zitat

Hallo Wallace,
ein wirklich spannendes Thema, dass du dir da ausgesucht hast. Ich finde allerdings du hättest besonder im zweiten Teil noch mehr daraus machen können. Es liest sich fast mehr wie eine Zusammenfassung, ich habe nicht das Gefühl, dass ich als Leser wirklich mit dabei bin. Das könntest du noch ausbauen.

Und noch eine kleine Anmerkung: Wenn es um die DDR geht, müsste es dann nicht die Ostesee sein?

Viele Grüße
Vera


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