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Subtilität in der Lyrik - wer braucht sie noch?

 
 
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nebenfluss
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Beitrag26.04.2022 12:57

von nebenfluss
Antworten mit Zitat

Hallo Abari,

da du die Beatles erwähnst: Die sind ja nicht bei "She loves you" stehengeblieben, sondern haben dann in den psychedelischen End-Sechzigern z. B. auch "Lucy in the Sky with Diamonds" geschrieben. Der Deutung, hier sei subtil das Akronym LSD verarbeitet, haben sie zwar widersprochen, aber interessant finde ich, dass es überhaupt zu dieser Interpretation kam. Anknüpfend an das hier:
Zitat:
Ich persönlich finde es spannend, so etwas zu entschlüsseln und der Subtilität zu frönen. Die Frage ist doch aber, ob das überhaupt noch zeitgemäß ist. Weil eben die Gefahren weggefallen sind, mindestens eine Akte verpasst zu bekommen.

Ich finde das auch nach wie vor spannend, und denke, dass es zumindest noch nicht restlos unzeitgemäß ist. Zwar konnte der Rapper Alligatoah im Jahre 2013 die Textzeile "Willst du mit mir Drogen nehmen?" ohne Angst vor staatlicher Zensur oder gesellschaftlicher Ächtung veröffentlichen, immerhin aber wurde das Lied von manchen Sendern nicht gespielt - offenbar in der Annahme, es handele sich um Drogenverherrlichung, also quasi die LucySkyDiamonds-Idee ohne Subtilität. Tatsächlich handelt es sich aber um einen Anti-Drogen-Song.
So lange es zu solchen Missverständnissen kommt (weshalb dann jemand etwas nicht aufführen oder drucken will), ist Subtiltität noch nicht sinnlos geworden.
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PaulaSam
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Beitrag27.04.2022 12:21
Re: Subtilität in der Lyrik - wer braucht sie noch?
von PaulaSam
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nebenfluss hat Folgendes geschrieben:
PaulaSam hat Folgendes geschrieben:
Was nützt ein Werk, wenn es niemand liest?

Nichts. Ist dem Werk egal (dem Autor eventuell nicht).
Ein Naturgesetz besagt, was nichts nützt stirbt aus. Und der schriftstellerische Tod dürfte einem Autor definitiv nicht egal sein, es sei denn, er hatte nie vor, für Leser zu schreiben.

PaulaSam hat Folgendes geschrieben:
Und was ist ein Autor, der nicht gelesen wird?

Immer noch ein Autor.
Wirklich? Was genau ist ein Autor? Ein Schreiberling, dessen Texte in der Schublade verstauben? Oder ein Schreiberling, der durch seine Werke zu Lesern spricht? Hört sich für mich wie die Frage nach Schröders Katze an. Ist sie wahrhaftig in der Kiste, wenn sie niemand sehen kann?
PaulaSam hat Folgendes geschrieben:
Außerdem kann bei Lyrikern wohl kaum von Literaten im Elefenbeinturm geredet werden. Lyrik ist in der heutigen Zeit das Stiefkind der Literatur. Oder wie viele Verlage kennst du, die sich hauptsächlich auf Lyrik spezialisiert haben? Wie viele Leser kennst du, die vorrangig Gedichtbände verschlingen?

Interessant. Offenbar verstehst du unter Elfenbeinturm etwas anderes als ich: Im Elfenbeimturm sitzt, wer erfolgreich den Mainstream bedient? Nein, eben nicht (nach meinem Verständnis des Symbols). Im Elfenbeinturm sitzt die selbstverliebte literarische Elite, die über den Geschmack des einfachen Volkes und des gemeinen Konsums erhaben ist. Das könnten also schon Lyriker sein, die darüber klagen, dass das Abendland untergeht niemand mehr die Zeit/Muse/Anstrengung für anspruchsvolle Lyrik aufbringt.
Nun ja, ich denke, meine Definition eine Elfenbeinturmes entspricht schon auch deiner. Ich ging bei den "Bewohnern" allerdings von etwas anderem aus. Ich war der Meinung, dass Autoren, die mit dem, was er tun, nicht erfolgreich sind, also den Mainstream und auch sonst nichts bedienen, auch nicht vom Elefenbeinturm herabpostolieren würden. Vielleicht bin ich auch nur zu altmodisch oder naiv, wenn ich glaube, dass eine derartige Überheblichkeit eher die Ausnahme ist. Und dass immer weniger Menschen Zeit/Muse/Anstrenung für anspruchsvolle Lyrik aufbringen, enthält mMn schon einen gewissen wahrhaften Kern. Wer hat in immer hektischeren Zeiten schon Interesse, konzentrierte und hingebungsvolle Texte zu lesen oder zu schreiben? Zeitsparender Spaß ist heute die Devise, um knapp bemessene Freizeit möglichst effizient zu füllen.


LG Sam
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nebenfluss
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Beitrag27.04.2022 17:38
Re: Subtilität in der Lyrik - wer braucht sie noch?
von nebenfluss
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PaulaSam hat Folgendes geschrieben:

PaulaSam hat Folgendes geschrieben:
Und was ist ein Autor, der nicht gelesen wird?

Immer noch ein Autor.
Wirklich? Was genau ist ein Autor? Ein Schreiberling, dessen Texte in der Schublade verstauben?

Ja, wirklich. Ein Autor ist laut Duden der Verfasser/Urheber eines Werkes, andere Wörterbücher sagen dasselbe oder sehr ähnliches. Ob er gelesen wird oder nicht, ist wumpe: Allein aus der Existenz des Werkes leitet sich die sogenannte Autorenschaft ab, mit der z. B. das Urheberrecht einhergeht.


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PaulaSam
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Beitrag01.05.2022 12:46

von PaulaSam
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Interessant. Und ich hatte immer Bedenken, mich Autor zu schimpfen, bevor ich ein Werk veröffentlicht habe und damit meine "Autorenschaft" auch sichtbar belegt habe. Aber scheinbar bin ich wohl doch zu bescheiden. Allerdings kenne ich mehrere Autoren, die ähnlich denken. Ab wann, frage ich mich, darf ein Mensch sich selbst als Autor bezeichen?

LG Sam
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nebenfluss
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Beitrag01.05.2022 14:07

von nebenfluss
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Es ist ja keine geschützte Berufsbezeichnung. Autor sein kann man auch hobbymäßig und nur für sich selbst. Das entscheidende ist, dass man schreibt, und zwar mit einer gewissen Schöpfungshöhe.
Dass es auch Foren, Anthologien usw. gibt, für die man nur in Betracht kommt, wenn man eine (nicht im Selbstverlag erschienene) Veröffentlichung vorweisen kann, widerspricht dem nicht. Die wollen halt keine Nachwuchs- oder Hobbyautoren, sondern sehen diese Bedingung als Qualitätssicherung, um sich nicht mit Naivlingen und Anfängertexten herumquälen zu müssen.


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Willebroer
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Beitrag01.05.2022 16:44

von Willebroer
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PaulaSam hat Folgendes geschrieben:
Interessant. Und ich hatte immer Bedenken, mich Autor zu schimpfen, bevor ich ein Werk veröffentlicht habe und damit meine "Autorenschaft" auch sichtbar belegt habe. Aber scheinbar bin ich wohl doch zu bescheiden. Allerdings kenne ich mehrere Autoren, die ähnlich denken. Ab wann, frage ich mich, darf ein Mensch sich selbst als Autor bezeichen?

LG Sam


Wer Leserbriefe schreibt, gilt auch als Autor - bei der Presse jedenfalls. Wenn man sich die realen LBs anschaut, dann fällt es oft schwer, so etwas wie "Schöpfungshöhe" zu erkennen.
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PaulaSam
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Beitrag02.05.2022 15:24

von PaulaSam
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Nun, ich finde, Autor/Schriftsteller ist eine Berufsbezeichung, wenn es auch keine anerkannte Berufsausbildung dafür gibt. Das gibt es für Firmenberater oder Heilpraktiker auch nicht. "Beruf" impliziert aber einen wie auch immer gearteten kommerziellen Nutzen. Der wiederum würde bei Autoren erst nach der Erstveröffentlichung (egal in welcher Form) bewiesen, weshalb ich der Meinung war, dass er sich auch erst dann so nennen darf. Es würde sich ja auch niemand einfach so "Heilpraktiker" oder "Firmenberater" nennen, wenn er damit kein Geld verdient, oder?

Was deine LB angeht, Willebroer, scheint allein die Überwindung, seine Geistesergüsse einer Leserschaft zu präsentieren, schon Beweis genug für "Schöpfungshöhe" zu sein. Die Gleiche "Schöpfungshöhe" findet man auch zuweilen in SP-Werken, Bloggerseiten und selbst gebastelten Webseiten. Eben überall dort, wo sich die Defininition der "Schöpfungshöhe" einer bewertenden und regulierenden Instanz entzieht.

LG Sam
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nebenfluss
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Beitrag02.05.2022 16:48

von nebenfluss
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@PaulaSam:
Ich weiß nicht, warum du so scharf auf die Festlegung bist, wer sich Autor nennen darf. Wofür sollte das nötig sein? Kommt mir vor wie Regulierungswut.
Gibt es denn hier im dsfo eine solche Messlatte, wer sich nun zu Recht Autor oder Schriftsteller nennt? Das wäre mir neu. Wer sich hier anmeldet und einen selbstverfassten Text in den Einstand stellt, ist Autor (dieses Textes), fertig. Der kommerzielle Nutzen ist da erstmal Null, und wie oft es gelesen wird, dafür auch egal.


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weltverbesserer
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Beitrag03.05.2022 01:17

von weltverbesserer
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Zitat:
Schriftsteller kann sich jeder nennen, es ist keine geschützte Berufsbezeichnung. Quelle: medienwiki
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PaulaSam
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Beitrag03.05.2022 12:02

von PaulaSam
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Du hast recht, Nebenfluss, es klingt tatsächlich ein bischen wie Regulierungswut. So hatte ich meine Argumentation aber nicht gemeint. Ich meinte, wann darf jemand sich selbst als Autor vorstellen? Ich bin Frührentnerin, da kommt man schon das eine oder andere Mal bei der Frage "Und was machst du so beruflich?" in Versuchung "Ich bin Autorin" zu sagen. Und das fühlt sich für mich irgendwie falsch an, solange ich nichts veröffentlicht habe. Gesellschaftlich wird man meist doch an seinen "beruflichen" Erfolgen gemessen. Da zu behaupten, ich sei Autorin, ist für mich so, als wollte ich einen beruflichen Erfolg vortäuschen, nur um als "Rentnerin" nicht in die unterste "Berufskategorie" eingeordnet werden zu können.

Aber das ist wohl ein persönliches Ding meinerseits. Wie viele "nicht veröffentlichte" Frührentner-Autoren gibt es, die sich AutorIn nennen? Wenn die alle so ticken wie ich, wahrscheinlich keine.

LG Sam
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nebenfluss
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Beitrag03.05.2022 13:53

von nebenfluss
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PaulaSam hat Folgendes geschrieben:
Du hast recht, Nebenfluss, es klingt tatsächlich ein bischen wie Regulierungswut. So hatte ich meine Argumentation aber nicht gemeint. Ich meinte, wann darf jemand sich selbst als Autor vorstellen? Ich bin Frührentnerin, da kommt man schon das eine oder andere Mal bei der Frage "Und was machst du so beruflich?" in Versuchung "Ich bin Autorin" zu sagen. Und das fühlt sich für mich irgendwie falsch an, solange ich nichts veröffentlicht habe. Gesellschaftlich wird man meist doch an seinen "beruflichen" Erfolgen gemessen. Da zu behaupten, ich sei Autorin, ist für mich so, als wollte ich einen beruflichen Erfolg vortäuschen, nur um als "Rentnerin" nicht in die unterste "Berufskategorie" eingeordnet werden zu können.

Das kann ich gut nachempfinden, aber das ist eben eine konkrete Frage nach der beruflichen, nicht nach der künstlerischen Lebensgestaltung. So oder so könntest du auch "Frührentnerin und Autorin" sagen. Oder "Ich bin in Frührente und versuche mich jetzt als Autorin".


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weltverbesserer
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Beitrag03.05.2022 14:19

von weltverbesserer
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PaulaSam hat Folgendes geschrieben:
"Und was machst du so beruflich?"

Ich weiß, man sollte keine Witze darüber machen, aber dazu kam mir spontan in den Sinn: Ich könnte es dir (Ihnen) sagen, aber dann müsste ich dich (Sie) töten. Laughing

Oder du umschreibst es vage: ich arbeite im kulturellen Bereich (Unterhaltung oder je nach Genre). Wenn dann noch wirkliches Interesse da ist und die Frage nicht auf sinnlosem small-talk basiert, kannst du ja immer noch entscheiden, ob du näher darauf eingehen willst oder eine Gegenfrage stellen willst.
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PaulaSam
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Beitrag04.05.2022 13:37

von PaulaSam
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nebenfluss hat Folgendes geschrieben:
Das kann ich gut nachempfinden, aber das ist eben eine konkrete Frage nach der beruflichen, nicht nach der künstlerischen Lebensgestaltung. So oder so könntest du auch "Frührentnerin und Autorin" sagen. Oder "Ich bin in Frührente und versuche mich jetzt als Autorin".


Auf letztere Variante habe ich mich tatsächlich festgelegt. Sie erscheint mir die ehrlichste.

LG Sam
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PaulaSam
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Beitrag04.05.2022 13:41

von PaulaSam
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weltverbesserer hat Folgendes geschrieben:
PaulaSam hat Folgendes geschrieben:
"Und was machst du so beruflich?"

Ich weiß, man sollte keine Witze darüber machen, aber dazu kam mir spontan in den Sinn: Ich könnte es dir (Ihnen) sagen, aber dann müsste ich dich (Sie) töten. Laughing

Oder du umschreibst es vage: ich arbeite im kulturellen Bereich (Unterhaltung oder je nach Genre). Wenn dann noch wirkliches Interesse da ist und die Frage nicht auf sinnlosem small-talk basiert, kannst du ja immer noch entscheiden, ob du näher darauf eingehen willst oder eine Gegenfrage stellen willst.


Nun, in der Regel kommt die Frage doch schon sehr konkret, denn niemand fragt nur zum Smaltalken gezielt nach dem Beruf. Da heißt es dann meist: "Und was machst du so?" Da sage ich dann einfach: "Ach, ich versuche mich gerade als Schriftstellerin." Da kommt dann meist die Frage, ob ich denn schon ein Buch veröffentlicht hätte. Darauf kann ich dann nur antworten: "Nein, noch nicht, aber ich hoffe bald." Meine Berentung kommt da natürlich gar nicht zur Sprache. Das interessiert mehrheitlich auch niemanden.

LG Sam
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Willebroer
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Beitrag04.05.2022 14:43

von Willebroer
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Vielleicht ist das OT - aber irgendwie merkwürdig, daß sich so eine Diskussion unter "Impulse Lyrik" entfaltet.

Da würde ich eher fragen, wer sich denn "Dichter" nennen darf.
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nebenfluss
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Beitrag04.05.2022 14:48

von nebenfluss
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So lange du nicht fragst, wer sich "Denker" nennen darf. Ich glaube, da wird das Eis dann ganz dünn Laughing

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PaulaSam
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Beitrag04.05.2022 16:22

von PaulaSam
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nebenfluss hat Folgendes geschrieben:
So lange du nicht fragst, wer sich "Denker" nennen darf. Ich glaube, da wird das Eis dann ganz dünn Laughing


Laughing Da könntest du leider Recht haben.
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Abari
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Der bronzene Durchblick


Beitrag17.08.2022 16:48

von Abari
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Hey, nebenfluss,

nebenfluss hat Folgendes geschrieben:
da du die Beatles erwähnst: Die sind ja nicht bei "She loves you" stehengeblieben, sondern haben dann in den psychedelischen End-Sechzigern z. B. auch "Lucy in the Sky with Diamonds" geschrieben. Der Deutung, hier sei subtil das Akronym LSD verarbeitet, haben sie zwar widersprochen, aber interessant finde ich, dass es überhaupt zu dieser Interpretation kam.


Ja, diese Interpretation ist sehr publik. Sie haben eben nicht nur "Kinderlieder" á la "Yellow Submarine" geschrieben, sondern in meinen bescheidenen Augen mit Songs wie "Yesterday" einer ganzen Generation eine Stimme verliehen, die unter einer Stange angeblicher No-Gos großgeworden war und endlich Befreiung feiern wollte. Wenn die Freiheit singt, muss die Subtilität schweigen; so, wie die Subtilität sehnend das Mikrofon ergreift, wenn die Freiheit gefährlich ist. Denke ich.

Diese Sehnsucht war dermaßen wirkmächtig, dass sogar der tiefste Osten nicht um eine - wenngleich reglementierte und beschränkte - Beatlemania herum kam. Ich bewundere das, weil es nicht einfach ist, so viele Menschen unterschiedlichster Sozialisation derart zu bewegen. Aber genau deswegen frage ich mich, wie zeitgemäß Subtilität ist, wenn alles, aber auch wirklich alles gesagt werden kann und darf. Das soll nicht heißen, dass ich das verwerflich finde, ganz im Gegenteil; aber bildet nicht der Zwang und die Beschränkung den Nährboden der Subtilität? Ich weiß es nicht.

nebenfluss hat Folgendes geschrieben:
Anknüpfend an das hier:
Zitat:
Ich persönlich finde es spannend, so etwas zu entschlüsseln und der Subtilität zu frönen. Die Frage ist doch aber, ob das überhaupt noch zeitgemäß ist. Weil eben die Gefahren weggefallen sind, mindestens eine Akte verpasst zu bekommen.

Ich finde das auch nach wie vor spannend, und denke, dass es zumindest noch nicht restlos unzeitgemäß ist. Zwar konnte der Rapper Alligatoah im Jahre 2013 die Textzeile "Willst du mit mir Drogen nehmen?" ohne Angst vor staatlicher Zensur oder gesellschaftlicher Ächtung veröffentlichen, immerhin aber wurde das Lied von manchen Sendern nicht gespielt - offenbar in der Annahme, es handele sich um Drogenverherrlichung, also quasi die LucySkyDiamonds-Idee ohne Subtilität. Tatsächlich handelt es sich aber um einen Anti-Drogen-Song.
So lange es zu solchen Missverständnissen kommt (weshalb dann jemand etwas nicht aufführen oder drucken will), ist Subtiltität noch nicht sinnlos geworden.


Ok, das sehe ich ein. Allerdings löst das nicht das Hauptproblem, ob Subtilität noch zeitgemäß und angebracht ist. Gehen wir 100 Jahre zurück, waren Lieder wie "Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da" ein Skandal, passend zu den leichtbekleideten Damen in den neuen Gemäldegalerien und dem aufstrebenden Jazz mit seinen offensiven Tanzbewegungen. Dass zehn Jahre später "der Spargel wächst" und damit nicht nur das Gewächs, sondern eine Erektion gemeint war: Na ups. Aber das sind alles alte Krempelhüte einer längst überwundenen Zeit; heutzutage braucht niemand mehr die Moralkeule fürchten, wenn er mit einer stark ausgebeulten Hose rotzedicht über die Bühne stolpert. Vielmehr ist die Frage geworden, wie viel Skandal man aufzubringen vermag, damit man wenigstens BadPress erheischt. Die Kabaretts sind zwar auch voll, aber da hat sich eher eine Kultur des Anprangerns mit Humor entwickelt. Hmmmmmm.

Manchmal habe ich den Eindruck, wir hätten mit Gewinn der großen Freiheit nicht nur die Notwendigkeit, sondern auch die Dechiffrierungsfähigkeit verloren. Es besteht ja keinerlei Grund für eine Kodierung; was sollten wir also mit der alten SubtilitätsEnigma noch anfangen? Hmmmmm.


_________________
Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.

LG
Abari
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Chaosprinzessin
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Wohnort: links des Rheins


C
Beitrag17.08.2022 18:44

von Chaosprinzessin
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Da hast du ja ein interessantes Thema ausgegraben Abari Smile  
Ich habe jetzt mal so auf die Schnelle über meine Gedichte drübergeguggt und festgestellt, die meisten habe ich doch eher weniger subtil geschrieben. Andererseits sind von denen, die mir auf irgendeine Art und Weise wichtig(er) sind, viele inhaltlich nicht so offen(sichtlich). Das spüre ich auch bei denen, an denen ich zur Zeit arbeite. Wenn sie denn einmal fertig werden sollten ... Confused

Und weil weiter oben ja die Frage aufkam, ob diese Subtilität den Leser_innen noch "zuzumuten" wäre: Ich schreibe so, wie es "aus mir herauskommt", ich denke in diesem Moment nicht daran, wie es bei anderen ankommen wird. Das mag in dem Augenblick anders werden, wenn ich einmal so weit sein sollte einen Gedichtband zusammenzustellen. Allerdings beträfe es dann auch nur die Auswahl der Gedichte und nicht die Art und Ẃeise, wie ich sie schreiben würde.

LG
Mirjam
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Gast







Beitrag17.08.2022 19:43

von Gast
Antworten mit Zitat

Ich plädiere schon aus einfachen Gründen wie Schönheit, Gefühl, Angerührt-/Ergriffensein, Tiefgründigkeit und letztlich Sprach-Kunst für Subtilität.
Ob diese "zeitgemäß" ist? Ich denke, die "Zeit" sollte sich fragen, ob sie schönheitsgemäß ist, und sich ggf. ändern. Wink
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Abari
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Beiträge: 1838
Wohnort: ich-jetzt-hier
Der bronzene Durchblick


Beitrag17.08.2022 20:28

von Abari
Antworten mit Zitat

Chaosprinzessin hat Folgendes geschrieben:
Ich habe jetzt mal so auf die Schnelle über meine Gedichte drübergeguggt und festgestellt, die meisten habe ich doch eher weniger subtil geschrieben. Andererseits sind von denen, die mir auf irgendeine Art und Weise wichtig(er) sind, viele inhaltlich nicht so offen(sichtlich). Das spüre ich auch bei denen, an denen ich zur Zeit arbeite.


Wahrscheinlich ist das auch Ansichtssache, wie subtil etwas wirkt?!? Was Dir total offensichtlich vorkommen kann, wird jemand anderes vielleicht für subtil halten? Hmmm.

Chaosprinzessin hat Folgendes geschrieben:
Und weil weiter oben ja die Frage aufkam, ob diese Subtilität den Leser_innen noch "zuzumuten" wäre: Ich schreibe so, wie es "aus mir herauskommt", ich denke in diesem Moment nicht daran, wie es bei anderen ankommen wird. Das mag in dem Augenblick anders werden, wenn ich einmal so weit sein sollte einen Gedichtband zusammenzustellen.


Das kann man machen, ja. Allerdings gab/gibt es DichterInnen, die sehr wohl bewusst gesetzt haben und dort ist davon auszugehen, dass sie auch Subtilität bewusst [nicht] verwenden. Bei der "massenwirksamen" Lyrik, wo ich mal Phänomene wie Popsongs inkludiere - jedenfalls vermisse ich die Subtilität.

Zitat:
Ich plädiere schon aus einfachen Gründen wie Schönheit, Gefühl, Angerührt-/Ergriffensein, Tiefgründigkeit und letztlich Sprach-Kunst für Subtilität.


Das verstehe ich nicht. sad Ich verstehe nicht, wie die von Dir beniemten Kausalitäten zu Subtilität und Hintersinnigkeit führen könnten. Nach meinem Dafürhalten hat Subtilität nichts mit Schönheit zu tun. Shakespeares Sonette sind wenig subtil; dennoch von großer Sprachschönheit und inniger Tiefgründigkeit beseelt. Dass man viel in sie hineininterpretieren kann, spricht ja lediglich für ihre Qualität. Dahingegen so manches "Unter-der-Hand-Gedicht" von manchem DDR-Schreiber zwar von Subtilität, nichtsdestoweniger mancher Peinlichkeit strotzt. Ich bleibe verwirrt zurück.

Zitat:
Ob diese "zeitgemäß" ist? Ich denke, die "Zeit" sollte sich fragen, ob sie schönheitsgemäß ist, und sich ggf. ändern.


Ich weiß nicht. Wie sollte das denn zu bewerkstelligen sein?


_________________
Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.

LG
Abari
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dürüm
Wolf im Negligé

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Beiträge: 966
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Vorlesbar I


Beitrag17.08.2022 21:12

von dürüm
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Hallo Abari,

toller Thread. Gerade in der jetzigen Zeit.

Ich bin auf jeden Fall auf der Seite der Subtilität. Dampfhammermethoden in der Lyrik sind einfach nur furchtbar. Der Infodump in der Prosa ist der Mangel an Subtilität in der Lyrik.

Ich nehme lieber in Kauf, nicht verstanden zu werden, als von jedem verstanden zu werden. Und wenn meine Texte mehrere Bedeutungsebenen zulassen, umso besser.

Wenn ich in einem lyrischen Text überhaupt nicht mehr nachdenken muss, dass ist es für mich (irgendwie) auch keine Lyrik mehr. Ist das nachvollziehbar?

Das Thema Codierung gerade für sexuelle und sonstige Tabuthemen hat für mich aber nur bedingt mit "Subtilität" zu tun, wenn es Begriffe benutzt, die eindeutig zweideutig sind. (Thema Röslein in der Heide), oder der wachsende Spargel ...

Das finde ich eher "pubertär" und mittlerweile auch "ausgelutscht" (sorry, der musste sein) Embarassed

Wie auch immer. Interessante Diskussion, hoffe, es kommen noch ein paar Lyriker aus Ihren Dachkammern und diskutieren mit.

Gruß
Kerem


_________________
Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß, ob sie wiederkommen.
(Oscar Wilde)
Der Willige wird vom Schicksal geführt. Der Störrische geschleift.
(Seneca)
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