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B story

 
 
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omegaMk13
Wortedrechsler


Beiträge: 76
Wohnort: Wien


Beitrag03.08.2022 00:39
B story
von omegaMk13
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

In ihrem Save the Cat!-Ratgeber, den ich kürzlich gelesen habe, hebt Jessica Brody die Wichtigkeit der B Story hervor: Die Lektion, die der Protagonist lernen muss, um sich zu transformieren, sei wichtiger als die (oberflächlich sichtbare) A Story. Sie nimmt selbst den Einwand vorweg, den man haben könnte, wenn man etwa einen Action-Thriller schreibt, der nicht auf eine 'tiefsinnige' Botschaft bedacht ist, und meint, auch solchen Geschichten tue eine übergeordnete Lektion gut.

Ich kann dem in gewisser Weise auch etwas abgewinnen (und würde den Ansatz für viele Geschichten auch unterschreiben), habe mich aber im Zuge des Plottens für meinen Sci-Fi-Roman, den ich gern systematisch mit Hilfe mehrerer Ratgeber aufbauen möchte (da ich noch nie geplottet habe) gefragt, ob das der Thematik nicht in gewisser Weise entgegensteht/ich da auch etwas zurückhaltender sein könnte.
Konkret frage ich mich, ob es wirklich derart wichtig ist, interne Charakterentwicklung bei vier Elite-Söldnern voranzutreiben, die den Auftrag bekommen, die Ungereimtheiten in den Produktionsstätten eines riesigen Konzerns aufzudecken und dabei feststellen, dass systematisch Arbeitskräfte ausgebeutet werden und über Leichen gegangen wird, um größere Margen zu erwirtschaften, oder ob nicht die 'Lektion' aus diesen Enthüllungen für die Charaktere dieselbe sein kann wie für die Leser, wobei die Protagonisten davon nicht mehr wirklich geschockt werden, weil sie in eine Welt eingebettet sind, in der sie derlei Dinge schon oft erlebt haben und das Publikum nur an einem weiteren ihrer Aufträge teilhaben, der beispielhaft für diese Welt ist.

Oder kurz gesagt: Ist die B Story/ist Charakterentwicklung wirklich derart wichtig, wenn das Thema/die 'Lektion' eigentlich in der A Story liegt?

Was meint ihr dazu? Gibt es prominente Beispiele, die man dafür anführen könnte? Mir ist bewusst, dass man solche Muster nicht 100% befolgen muss, aber da ich mich ans Romanschreiben erst strukturell heranwage, halte ich mich gern an Etabliertes, das erwiesenermaßen funktioniert und dann stellen sich solche Fragen.
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Levo
Klammeraffe
L


Beiträge: 870



L
Beitrag03.08.2022 07:03

von Levo
Antworten mit Zitat

Du solltest das Thema der B-Story an der A-Story spiegeln können. Was, wenn einer der abgebrühtesten Söldner im Verlauf auch sein Moralempfinden (wieder?) entdeckt und erkennt, dass er vielleicht nicht alles für Geld tun möchte?
Aber wenn Dein Plot "action-driven" ist, kannst Du natürlich die Charakterentwicklung links liegen lassen. Mit großem Erfolg machten das z B die James-Bond- oder Indiana-Jones-Reihen vor. Wobei mit Daniel Craig ein James Bond mit leisester B-Story herumlief, was sofort stärkere Resonanz erzeugt hat als je der Wechsel auf Timothy Dalton oder Pierce Brosnan. Die trieben die stets selbe Figur durch atemlose Action. Bei Indiana Jones ist wohl "Der letzte Kreuzzug" das Beispiel mit nennenswerter B-Story. Oder nimm die "Alien"-Filme. Da geht es nicht um Charakterformung bei Prota und Anta, sondern um Unterhaltung.
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Caliban
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 49
Beiträge: 306
Wohnort: Passau


Beitrag03.08.2022 08:21

von Caliban
Antworten mit Zitat

Ja, ist so ein Standardschema aus den TV-Shows: A-Story = externe Story, B-Story = Charakterentwicklung oder Buddy Plot oder Romance Plot oder Subplot, um das Thema, falls vorhanden, aus einer anderen Perspektive zu beleuchten. Oder die B-Story behandelt die Überwindung des internen Konflikts, um das Problem der A-Story lösen zu können. Bei Serien kann es auch noch eine C-Story geben, den sogenannten Showrunner. Insgesamt sind natürlich auch mehr Handlungsstränge denkbar, wobei drei noch im Rahmen ist, wie ich finde.

Der Punkt ist, dass die B-Story sich auch auf die A-Story auswirken sollte, um diese zu einem Ende bringen zu können.

Dann unterscheiden manche Ratgeberschreiber noch zwischen Change Characters und Constant Characters. Ein Change Character machte eine Entwicklung durch, ein Constant Character ändert andere Charaktere und sein Umfeld / die Welt, bleibt selbst aber unverändert.

So konstante Figuren, die nichts lernen müssen, weil sie schon ganz sind und ihre Lektion bereits gelernt haben, bieten sich für eher Handlungsorientierte Geschichten an (James Bond etc.).

Ich persönlich würde allerdings auch bei Action orientierten Geschichten für Flaws / falsche Überzeugungen oder Lektionen sorgen, die gelernt werden müssen, weil das die Geschichten mehrschichtiger macht. Muss in deinem Beispiel ja keine Charakterstudie werden, aber selbst eine kleine Transformation würde sicher nicht schaden  Smile

Wenn man mehrere Protagonisten hat, sollte - falls möglich - natürlich jeder so ein persönliches Problem haben. Bietet sich bei Serien an. Im ersten Band würd ich mich allerdings auf den Hauptprotagonisten beschränken und für einen echten internen Konflikt sorgen, der gelöst werden muss, um den Konflikt der A-Story lösen zu können. Das wäre für mich der Idealfall.

Zu deiner Frage: Klar, die A-Story kann natürlich auch Ereignisse oder Sachverhalte enthalten, die die Leser zum Nachdenken anregen etc. Ist ja bei jedem anders, wie das Gelesene wahrgenommen oder verarbeitet wird. Allerdings denke ich, dass diese 'Lektionen' besser durch die Figuren transportiert werden können, am besten natürlich, indem die Figur eine Einsicht hat und damit den Leser animiert, im besten Fall zum selben Schluss zu kommen, vor allem, wenn man Moral ins Spiel bringen will.

Konkretes Beispiel: Beim ersten Band meiner Military SF Serie wurden dem Protagonisten die Erinnerungen bis zum Eintritt in den Zwangsdienst für die Armee gelöscht. Er weiß, dass man das nur mit Schwerstkriminellen macht und hält sich für einen Killer.

Am Ende entscheidet er sich aber gegen diese falsche Überzeugung, die ihm vornehmlich von allen anderen aufgezwungen wurde, indem er den Antagonisten verschont. Das war die B-Story.

Bei der A-Story geht es darum, einen Kaperfahrer aufzubringen, der die Gleiter eines intergalaktischen Handelskonzerns aufbringt.

Ist bei MSF jetzt auch nicht üblich, dass die Figuren Entwicklungen durchmachen. Aber wenn ich das nicht gemacht hätte, wär's halt nur  Geballer gewesen. Auch irgendwie langweilig Smile
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Grim
Eselsohr


Beiträge: 280



Beitrag03.08.2022 10:44

von Grim
Antworten mit Zitat

Naja als zuerst mal würde ich das verallgemeinern.

Der Punkt ist doch, dass Aktionen Konsequenzen haben müssen,um der A-Story Gewicht und Relevanz zu geben. Häufig sind diese Konsequenzen eben Änderungen der Persönlichkeit der Charaktere (übliches Muster: Charakter scheitert an Konflikt ->Konsequenz des Scheiterns ist das Einsehen des Fehlers oder Irrglaubens, der zum Scheitern geführt hat ->Lösung des Konflikts)
Wenn man aber andere Konsequenzen (zB. körperliche Verletzungen, Opferlämmer bei Teams) glaubhaft machen kann (bzw. Charakterentwicklung wie in deinem Beispiel nicht glaubhaft ist), dann sollte das auch funktionieren. Ich habe bei mir zB. einen positiven Charakter Arc, einen negativen und einen Charakter, der sich gar nicht verändert.


_________________
bonk
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omegaMk13
Wortedrechsler


Beiträge: 76
Wohnort: Wien


Beitrag03.08.2022 11:48

von omegaMk13
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Levo hat Folgendes geschrieben:
Was, wenn einer der abgebrühtesten Söldner im Verlauf auch sein Moralempfinden (wieder?) entdeckt und erkennt, dass er vielleicht nicht alles für Geld tun möchte?


Meine Söldner sollen eigentlich ein recht ausgeprägtes Moralempfinden haben, die Erkenntnisse, die dem Publikum präsentiert werden, aber mit einer gewissen Resignation hinnehmen, die wiederum das Publikum treffen soll. Aber natürlich sollen sie nicht völlig unberührt davon bleiben – dein Hinweis mit leiser B-Story in James Bond finde ich gut, da ich die Craig-Filme am besten finde und mir das einleuchtet. Danke für deine Einschätzung!

Caliban hat Folgendes geschrieben:
...

Flaws und falsche Überzeugungen möchte ich auf jeden Fall nutzen, ja – ich merke schon an deinem Post, dass ich die Aussage der Ratgeber zu strikt und unbeweglich ausgelegt habe, denn das, was du beschreibst, sind Dinge, über die ich mir ohnehin für meine Charaktere Gedanken gemacht habe.
Nach dieser Beschreibung interessiert mich nun dein Sci-Fi-Roman außerordentlich, dürfte ich den Titel erfahren?

Grim hat Folgendes geschrieben:
...

Ein guter Ansatz! Da ich quasi vier Protagonisten habe, wäre eine solche Aufteilung durchaus denkbar.
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Caliban
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 49
Beiträge: 306
Wohnort: Passau


Beitrag03.08.2022 12:39

von Caliban
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@omegaMk13

Kein Problem, das wäre dann der hier: Ghost - Im Kreuzfeuer (im Moment nur bei Amazon).

Zu den Ratgebern noch: Das sind ja alles nur Meinungen, sollte man nicht als in Stein gemeißelt betrachten. Trotzdem schadet es nicht, einiger dieser Theorien verinnerlicht zu haben. Essentiell ist - aber auch nur meiner Meinung nach - in Akten / Teilbereichen zu denken, weil dann die Platzierung der großen Storybeats sehr viel einfacher fällt. Muss man halt paar Mal gemacht haben.

Falls du Englisch kannst, hätte ich noch zwei Buchempfehlungen, die aus der Masse der anderen - jedenfalls für mich - herausgeragt haben:

Beyond the Hero's Journey: Crafting Powerful and Original Character Arcs for the Screen, von Anthony Mullins

und

Story Trumps Structure: How to Write Unforgettable Fiction by Breaking the Rules, von Steven James.
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omegaMk13
Wortedrechsler


Beiträge: 76
Wohnort: Wien


Beitrag04.08.2022 00:13

von omegaMk13
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Caliban hat Folgendes geschrieben:
@omegaMk13

Kein Problem, das wäre dann der hier: Ghost - Im Kreuzfeuer (im Moment nur bei Amazon).

Zu den Ratgebern noch: Das sind ja alles nur Meinungen, sollte man nicht als in Stein gemeißelt betrachten. Trotzdem schadet es nicht, einiger dieser Theorien verinnerlicht zu haben. Essentiell ist - aber auch nur meiner Meinung nach - in Akten / Teilbereichen zu denken, weil dann die Platzierung der großen Storybeats sehr viel einfacher fällt. Muss man halt paar Mal gemacht haben.


Dankesehr!

Ja, ich wollte schon mit dem Mindset daran gehen, nicht von vornherein alles zu kritisieren, sondern dem offen entgegen zu gehen und finde, wie gesagt, auch viel Nützliches daran bzw. leuchtet mir die Sinnhaftigkeit und Wirkung der Strukturen ein, weswegen ich es unbedingt jetzt auch selbst probieren möchte.

Danke für die Empfehlungen, ich merke sie mir vor!
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