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Mittag und der Hund


 
 
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Hemingday
Geschlecht:männlichErklärbär
H


Beiträge: 3
Wohnort: Niedersachsen


H
Beitrag07.07.2022 21:20
Mittag und der Hund
von Hemingday
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Die Stille der Mittagsstunde lag schwer und drückend über dem Hof. Die Sonne stand hoch, fast senkrecht und brannte auf den lehmigen Boden herab. Außer dem leisen beharrlichen Summen der großen schwarzen Fliegen war es völlig still. Der Mann bewegte sich nicht. Er saß im Schatten der Stallwand auf dem harten lehmigen Boden, den breiten Hut tief in die Stirn und die Knie, von seinen Armen umschlungen, hoch vor die Brust gezogen. Er genoss die Stille und die Hitze gleichermaßen. Hier fühlte er sich wohl, weitab von der großen Stadt. Der Schatten fiel über seinen Kopf und seine Schultern. Arme und Beine der heißen, brennenden Sonne ausgesetzt. Seine Haut war braun und die feinen Härchen auf seinen Armen und an den Beinen, von der Sonne ausgebleicht,  fast weiß. Seine schmutzigen Füße ruhten auf dem Lehmboden. Schuhe trug er seit Tagen nicht. Nicht hier draußen. Hier fühlte er sich frei. Neben dem Mann, tief im Schatten der Stallwand, lag sein Hund. Auch der Hund bewegte sich nicht. Er schlief oder döste vor sich hin. So wie der Mann. Das Fell des Hundes schimmerte bläulich in der Tiefe des Schattens, glänzte wie geölt. Die Stille nahm zu. Selbst das Summen der Fliegen war verstummt. Nichts regte sich. Kein Laut. Kein Luftzug. Feiner Staub hing träge  und bewegungslos in der Luft. Seit Tagen hatte es nicht geregnet. Der Hund öffnete ein Auge und schielte hinüber zu dem Mann. Die rosa Zunge des Tieres fuhr einmal schnell über seine gelben, spitzen Zähne und verschwand dann wieder in seinem Maul. Geräuschlos. Doch der Mann hatte es bemerkt. Er streckte seinen Arm aus und klopfte auf die muskulöse Schulter des Hundes. Gleichzeitig erhoben sich der Mann und sein Hund. Langsam schritten sie auf die offene Tür des Haupthauses zu und traten hinein in den dunklen Eingang. Die Sonne brannte herab. Still und siegreich.
Weitere Werke von Hemingday:


_________________
...und glaube mir, mein Freund; in den letzten einhundertzwanzig Jahren meines Lebens habe ich realisiert, mein bester Freund, der bin ich.
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Gast







Beitrag09.07.2022 10:39

von Gast
Antworten mit Zitat

Zitat:
Außer dem leisen beharrlichen Summen der großen schwarzen Fliegen war es völlig still.


Nominalstil. Schlimm.

Zitat:
Hier fühlte er sich wohl, weitab von der großen Stadt.


Perspektive geklärt. Auktorial. Aber ein Satz wie aus dem Telefonbuch abgeschrieben.   (Mir fehlt eine Begründung, ein Motiv, die Antwort auf die kindliche Frage: "Warum?")

Zitat:
erhoben sich der Mann und sein Hund. Langsam schritten sie


Action. Bewegung. Denn ansonsten ist da ja nur die sagenhafte
Zitat:
Stille der Mittagsstunde ... [und die] Sonne ...brannte
.

Eindruck, erster: Sehr allgemein und unverbindlich, ohne realen Bezug zu irgendwas - okay, "Haus", "Hund", "Stadt": Es spielt nicht in der frühen Steinzeit. Könnte aber auch auf Alpha Zentauri im frühen Mittelalter spielen oder in viertausend Jahren in Oggersheim-Süd.
Aber wenn man die Übung etwas erweitert, so als Herausforderung:
Wenn Du statt der Adjektive (die ja erstmal passiv sind) etwas "tun" lässt und "etwas geschieht", etwas passiert dann mit dem Text und dem Verständnis? Geht da überhaupt action?

          Ich nehme mal die ersten beiden Sätze und schreibe um:
[also meiner Ansicht nach ist das letzte Wort "Hof" das wichtige, nicht die "Mittagsstunde"*]

Der Hof schwitze in der brennenden Mittagssonne.  Die Zeit stand still und der Glutball** am Himmel verbrannte die Erde. Nur die großen schwarzen Stechmücken** sörten die Ruhe.
                                  vs.
Die Stille der Mittagsstunde lag schwer und drückend über dem Hof. Die Sonne stand hoch, fast senkrecht und brannte auf den lehmigen Boden herab. Außer dem leisen beharrlichen Summen der großen schwarzen Fliegen war es völlig still.

*es ergibt in jedem Fall einen anderen Sinn, wenn man einen Satz umdreht, meine ich
**"Fliegen" und "Sonne" - etwas allgemein und für einen literarischen Text ziemlich allgemein

Ist was ist anders, wenn man den Hof schwitzen läßt statt die Stille der brennenden Mittagsstunde zu beschreiben?  Ich meine: Ja. Aber nur meine Privatmeinung. Pardon.
Hoffe, das kommt nicht zu ernst rüber. Mir fehlt für Feingefühl einfach der persönliche Austausch über das Schreiben - und wenn es nur Zoom wäre oder eine Schreibgruppe alle sechs Wochen.
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Dyrnberg
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 567
Wohnort: Wien


Beitrag09.07.2022 10:54

von Dyrnberg
Antworten mit Zitat

Ich finde den ersten Satz gut. Gefällt mir besser als die Formulierung, dass der Hof schwitzt, um ehrlich zu sein. Jedoch könnte man fragen, ob die Stille nicht "auf" dem Hof liegt. Statt "über".

However, was mir negativ auffällt sind die Wortwiederholungen. Zwei Beispiele:

Zitat:
lehmigen Boden
lehmigen Boden,
Lehmboden

Hier fühlte er sich wohl
Hier fühlte er sich frei.


Das ist mir in den ersten Zeilen also zu oft "lehmiger Boden". Darüber hinaus passt für mich (!) "lehmig" nicht zur Hitze und Dürre. Lehmig ist doch feucht, oder?

Schön ist das Ende:

Zitat:
Still und siegreich.
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Gast







Beitrag09.07.2022 11:01

von Gast
Antworten mit Zitat

Zitat:
Lehmig ist doch feucht, oder?.


So isses.

Eher geht es um "staubigen Boden" oder aber "Boden der staubt"  (wobei mir immer lieber ist, dass der Boden oder Staub etwas tun, statt nur zu sein).

Es ist definitiv ein Unterschied zwischen einem "wolkenbedeckten Himmel über schattigen Wiesen" und "Wolken, die sich vor die Sonne schieben und ihre Schatten langsam über die Hügel kriechen".
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Hirata
Schneckenpost
H


Beiträge: 12
Wohnort: Bayern


H
Beitrag17.07.2022 21:56
also
von Hirata
Antworten mit Zitat

Hallo,


also ich fand es gut zu lesen. Die Stille ....ich dachte, da kommt noch mehr. Das es ein Omen wäre, also die Stille über dem Hof, als Ankündigung, dass etwas nicht stimmt.

Es ist mehr eine Momentaufnahme, keine Geschichte. Die Beschreibung des Mannes gefällt mir. Schade, dass es so kurz geworden ist.

Vielleicht hast du auch Lust mehr daraus zu machen, es auszubauen.

Lg

Hirata
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Willebroer
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5437
Wohnort: OWL


Beitrag17.07.2022 23:00

von Willebroer
Antworten mit Zitat

Nebenbei bemerkt: Gerade in südlichen Ländern, wo viel mit Lehm gebaut wird, ist dieser nicht feucht, sondern eher trocken. Allerdings wird der Lehm(boden) hier zweimal erwähnt, was überflüssig ist.
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Gast







Beitrag18.07.2022 07:26

von Gast
Antworten mit Zitat

Zitat:
Information
 
Hey! Play fair.

Andere Mitglieder haben sich schon die Mühe gemacht und auf Deinen Beitrag eine Antwort verfasst.
Deshalb kannst Du Deinen Beitrag im Moment nicht mehr ändern.
...


Ich entschuldige mich, dass ich den post nicht löschen kann und bedaure zutiefst, mich geäußert zu haben.
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KarinS
Schneckenpost
K


Beiträge: 9



K
Beitrag18.07.2022 08:50

von KarinS
Antworten mit Zitat

Hi Hemingday!

Einige der zuvor erwähnten Kritikpunkte könnte man ernst nehmen. Ich habe deinen kurzen Text jedoch sehr gern gelesen - mir gefällt dein Stil (auch, wenn nicht alles ganz perfekt ist). Ich habe mich sofort in die Situation hinein versetzt gefühlt. Es ist eine gut lesbare, stimmungsvolle Beschreibung einer Szenerie.

Wie Hirata schon geschrieben hat - ich habe den Text auch so aufgefasst, dass hier etwas in der Luft liegt, dass irgendwas nicht stimmt - und wurde neugierig darauf, mehr zu erfahren.

Für mich wäre das z. B. ein toller Anfang für eine Kurzgeschichte. Da ist es auch nicht zwingend nötig, mehr über den Mann zu erfahren, oder warum er da mit seinem Hund im Schatten sitzt.

Hast du denn vor, daran weiter zu schreiben?

Liebe Grüße
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