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Wie viele Manuskritpte finden einen Verlag

 
 
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Merlinor
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Beitrag15.06.2022 10:59

von Merlinor
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Hallo Lona21

Im Grunde ist es ganz einfach: Die meisten der eingesandten Manuskripte taugen nichts, entweder weil sie schlecht geschrieben sind, oder weil sie thematisch nicht zu den Verlagsprogrammen passen.
Tatsächlich sind überproportional viele autobiographische Texte dabei und die Qualität von Sprache und Plot dort und beim Rest ist leider in sehr vielen Fällen auch nur unterdurchschnittlich. Keine Agentur und kein Verlag interessiert sich für Autobiographien ohne dramatisches Alleinstellungsmerkmal, oder für holprig geschriebene Belletristik. Deshalb diese hart klingenden Zahlen.

Schreib also einen guten Text und Du hast auch Chancen auf eine Veröffentlichung. Allerdings dauert es in der Regel etwas, bis man sich den Weg in einen großen Publikumsverlag erobert, weil man dort einen der wenigen freien Programmplätze ergattern muss. Das ist leider ein bisschen das Spiel vom "zur rechten Zeit am rechten Ort" zu sein. Mit etwas Glück passt es schnell, oder aber man muss die Ochsentour über Veröffentlichungen in Kleinverlagen gehen.

LG Merlinor


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„Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
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MAX PLANCK (1858-1947), Mailand, 1942
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Maunzilla
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Beitrag15.06.2022 11:52

von Maunzilla
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Wie es auch kommt, der Autor ist immer der Gelackmeierte. Kaufen sie dein Buch, weißt du nicht, ob es wirklich gut ist, oder ob nur irgend ein Heini glaubt, daß er mit Schund Geld machen könne. Kauft es keiner, bekommst du nie eine Begründung und schreibst 20 Jahre am Markt vorbei.
Hast du Erfolg, küssen sie dir die Füße, hast du keinen, schauen sie dich nicht mal mit dem Arsch an. Am Ende wollen alle nur dein Geld.
Das ist ein Haifischbecken, in das sich eigentlich kein vernünftiger, kreativer Mensch hineinbegeben sollte, denn die wenigsten kommen da auf Dauer gesund heraus. Sogar die meisten Bestseller-Autoren hören nach ein paar Jahren wieder auf, wenn sie genug Kohle auf der Seite haben, um sich den angenehmen Seiten des Lebens widmen zu können.


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Merlinor
Geschlecht:männlichArt & Brain

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Beitrag15.06.2022 13:11

von Merlinor
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Hm ...

Es ist ein Geschäft in einem sehr umworbenen Marktfeld. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Da gibt es seriöse Teilnehmer und da gibt es schwarze Schafe.
Als Autor ist man Geschäftspartner und sollte Agenturen und Verlagen auf Augenhöhe gegenübertreten. Man ist der Erzeuger des Grundproduktes, die Agenten und Verleger übernehmen die Vermarktung. Wenn man auch die Vermarktung selbst in die Hand nehmen möchte, dann ist einem das unbenommen.
In einem seriösen Geschäftsverhältnis sollten Autoren, Agenten und Verleger einen freundlichen, respektvollen und sachlichen Umgang pflegen. Dann kommt man auch gesund wieder heraus.

LG  Merlinor


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Maunzilla
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Beitrag15.06.2022 15:19

von Maunzilla
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In einer perfekten Welt vielleicht. Aber die Realität sieht so aus, daß der Autor gegenüber der Verwertungsindustrie ungefähr so viel zu sagen hat und auf der selben "Augenhöhe" verkehrt, wie der Bank- oder Versicherungskunde gegenüber den Konzernen. Man ist Content-Lieferant, jederzeit austauschbar gegen eine Legion von hoffnungsfrohen Billigarbeitern, die ihre Kreativität für die Aussicht auf 15 Minuten Ruhm praktisch verschenken. Im Prinzip ist man nicht viel mehr als ein rumänischer Leiharbeiter in einem Großschlachthof. Neutral Geködert durch die Versprechen von Ruhm und Geld, so wie die Lotto- und Glückspiel-Industrie ihre Opfer anspricht. Aber am Ende gewinnt immer das Casino. Ein unerschöpfliches Reservoir, das nie ausgeht, wie bei Rauchern oder Drogensüchtigen, die alle wissen, wie schädlich ihr Laster ist, und dennoch jeden Tag Tausend neue damit anfangen.

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Gerling
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Beitrag15.06.2022 16:12

von Gerling
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Maunzilla hat Folgendes geschrieben:
In einer perfekten Welt vielleicht. Aber die Realität sieht so aus, daß der Autor gegenüber der Verwertungsindustrie ungefähr so viel zu sagen hat und auf der selben "Augenhöhe" verkehrt, wie der Bank- oder Versicherungskunde gegenüber den Konzernen. Man ist Content-Lieferant, jederzeit austauschbar gegen eine Legion von hoffnungsfrohen Billigarbeitern, die ihre Kreativität für die Aussicht auf 15 Minuten Ruhm praktisch verschenken. Im Prinzip ist man nicht viel mehr als ein rumänischer Leiharbeiter in einem Großschlachthof. Neutral Geködert durch die Versprechen von Ruhm und Geld, so wie die Lotto- und Glückspiel-Industrie ihre Opfer anspricht. Aber am Ende gewinnt immer das Casino. Ein unerschöpfliches Reservoir, das nie ausgeht, wie bei Rauchern oder Drogensüchtigen, die alle wissen, wie schädlich ihr Laster ist, und dennoch jeden Tag Tausend neue damit anfangen.


Du meine Güte. Wo kommt bloß diese unglaubliche Verbitterung her? Ich maße mir nicht an, sämtliche Autoren zu kennen. Aber diejenigen, die ich bislang kennenlernen durfte, sind ausgesprochen glücklich mit dem, was sie tun. Sie fühlen sich ganz gewiss nicht wie rumänische Leiharbeiter. Die Zusammenarbeit mit ihrem Verlag (Rowohlt, Aufbau, Heyne, Lübbe, DTV) erfolgt auf Augenhöhe. Denn jeder Verlag ist auf gute Manuskripte angewiesen. Und ganz nebenbei bemerkt: Auf Ruhm und Ehre wird überhaupt kein Wert gelegt. Sie wollen einfach nur ihre Geschichten schreiben. Denn das ist es, was sie lieben und wollen. Gute Geschichten erzählen. Und das sie dafür auch noch Geld bekommen … da kann man schon davon sprechen, privilegiert zu sein.


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Die Ewigen (Juni 2018)
Architekt des Bösen - Edition M (Aug 2019)
Tag X - Bookspot Verlag (2020)
Caldera - Bookspot Verlag (März 2021)
Brandmale - Rowohlt Verlag (Okt 2021)
Argusaugen - Rowohlt Verlag (Okt 2021)
Kopfgeld - Rowohlt Verlag (April 2022)
Der Perfektionist - Rowohlt Verlag (Mrz 2023)
Die Schuldigen - Rowohlt Verlag (Mrz 2023)
Der Seelsorger - Rowohlt Verlag (Juli 2023)
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Nina C
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Beitrag20.06.2022 05:53

von Nina C
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Meiner Meinung nach habt ihr beide recht (oder unrecht Very Happy).

Das Maß an Zynismus kann ich einerseits nicht teilen und habe selbst auch noch nie jemand ernsthaft Schreibenden kennengelernt, der nach Ruhm oder Anverwandtem strebt. Mag es sicher geben, halte ich aber doch eher für selten. Zumal es vermutlich einfachere Methoden gibt, berühmt zu werden.

Umgekehrt empfinde ich die Idee, das Bezahlen des Geschichtenschreibens seitens des Verlags als „Privileg“ einzustufen, als absonderlich. Ich arbeite auch im Brotberuf als Freiberuf und mir kam noch nie der Gedanke, ein Privileg daraus zu machen, dass mich meine Kunden für die Arbeit bezahlen ... Und ja, die Arbeit macht mir durchaus Spaß (nicht immer, aber auch nicht jeder Aspekt des Schreibens macht mir Spaß). Die ganze „ja aber die Kunst“-Mystifizierung zementiert doch vor allem die absolut unwürdige Honorierung.
(Und weil ich mich selbst gar nicht auslassen will, hier viel gut erklärtes Zahlenzeug dazu: https://www.timoleibig.de/blog/wirtschaftlicher-erfolg-als-verlags-autorin/)

Zu der Zahl unverlangt eingesendeter und dann auch veröffentlichter Manuskripte hatte ich mal ein Interview, ich meine mit dem Programmleiter des dtv (bin nicht mehr sicher, finde es nicht mehr), der im eigenen Haus von ca. 1 auf 10.000 sprach. Nicht weniger pessimistisch zeigt sich diese Recherche:
https://ein-buch-schreiben.com/unaufgefordert-eingesandte-manuskripte/

Liebe Grüße

Nina


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Dyrnberg
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Beitrag20.06.2022 07:49

von Dyrnberg
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Nina C hat Folgendes geschrieben:
(Und weil ich mich selbst gar nicht auslassen will, hier viel gut erklärtes Zahlenzeug dazu: https://www.timoleibig.de/blog/wirtschaftlicher-erfolg-als-verlags-autorin/)


Danke für den lesenswerten Link.

Eine spannende Passage lautet dort:

Zitat:
"Ein exklusives Coverdesign von einer Agentur kann schon mal bis zu 3000 Euro kosten. Wie passt das zu Vorschüssen im Bereich von 3000 bis 5000 Euro, wenn man mindestens vier Monate Schreibzeit einer Woche Designzeit gegenüberstellt?"


Mir kommt 3000 Euro sehr hoch vor, however... das Erarbeiten des Buchs und das Erarbeiten des Covers vom Honorar her gegenüberzustellen ist ein spannender Gedanke, der einem auch irgendwie die Absurdität vergegenwärtigt.
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Thomas74
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Beitrag20.06.2022 08:38

von Thomas74
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Dyrnberg hat Folgendes geschrieben:


Zitat:
"Ein exklusives Coverdesign von einer Agentur kann schon mal bis zu 3000 Euro kosten. Wie passt das zu Vorschüssen im Bereich von 3000 bis 5000 Euro, wenn man mindestens vier Monate Schreibzeit einer Woche Designzeit gegenüberstellt?"


Mir kommt 3000 Euro sehr hoch vor, however...


Ist ja auch Blödsinn. Ein durchschnittliches Cover liegt so bei 300-500 €.


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Dyrnberg
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Beitrag20.06.2022 09:06

von Dyrnberg
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Thomas74 hat Folgendes geschrieben:
Ist ja auch Blödsinn. Ein durchschnittliches Cover liegt so bei 300-500 €.


Ist aber auch mehr als der Autor, die Autorin oft bekommt, oder?
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Thomas74
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Beitrag20.06.2022 12:47

von Thomas74
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Dyrnberg hat Folgendes geschrieben:
Thomas74 hat Folgendes geschrieben:
Ist ja auch Blödsinn. Ein durchschnittliches Cover liegt so bei 300-500 €.


Ist aber auch mehr als der Autor, die Autorin oft bekommt, oder?


Manche bezahlen sogar dafür, veröffentlicht zu werden. Mr. Green


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Nina C
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Beitrag21.06.2022 04:44

von Nina C
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Ich habe mir auch Schätzungen von 3250-800 € für ein Cover eingeholt. Möglicherweise ist hier für den Verlag noch zusätzliches Werbematerial von Banner bis Lesezeichen, eingerechnet, das auch designt werden will.

Die Gegenüberstellung von Designer und Autor finde ich ebenfalls spannend, weil oft beide Freiberufler sind – aber Designer im Leben nicht für das Autoren angetragene, umgerechnete Stundenhonorar arbeiten würden.
Häufig fällt von Verlagen, aber auch Autoren, die die Zustände verteidigen, etwas wie
„Ja, aber an einem Buch arbeiten eben 20 verschiedene Personen(-gruppen), die müssen alle bezahlt werden.“
Das ist auf den ersten Blick einsichtig. Auf den zweiten verdienen 19 davon mindestens den Mindestlohn, oft mehr (wenn auch nicht unbedingt viel mehr) oder ein entsprechendes Honorar. Nur ausgerechnet der Autor nicht. Daher erscheint es mir wenig logisch, zu behaupten, eine faire Bezahlung wäre unmöglich – wenn sie für jeden sonst möglich ist. Letztendlich führt das zu der absurden Situation, dass die meisten Autoren einen Brotjob brauchen (getrennt davon betrachtet, dass sie vielleicht auch einen haben möchten!), um sich die Schreibarbeit leisten zu können. Streng genommen also mit ihrem Brotjob die Arbeit für den Verlag und damit den Verlagsgewinn selbst querfinanzieren. Das ist mir bei allem Verständnis für enge Finanzrahmen etwas zu skurril.

Alles Liebe

Nina


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Maunzilla
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Beitrag21.06.2022 06:02

von Maunzilla
Antworten mit Zitat

Ich finde es eigenartig, einen Unternehmer mit einem Angestellten zu vergleichen. Der Autor ist freier Unternehmer, der ein Produkt herstellt und verkauft. Wenn sich sein Geschäft nicht rentiert, dann muß er halt etwas anderes herstellen, oder sich ein anderes Geschäft suchen. (Zum Beispiel Verleger werden.)
Auf der anderen Seite darf man auch nicht vergessen, daß der Autor einer der ganz wenigen im Wirtschaftsleben ist, der mit einer einmaligen Investition schier unendlich Geld verdienen kann.

Vielen Autoren geht auch das kaufmännische Denken ab. Oder sie können sich nicht entscheiden, ob sie nun Unternehmer, Künstler, Angestellter oder Hobbyist sein wollen. Sie investieren schlecht und arbeiten ineffizient; sehen sich als Künstler aber beklagen sich über zu geringen Verdienst, sehen sich als Unternehmer, aber geben sinnlos Geld aus, das sie nie mehr verdienen, u.s.w.


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Willebroer
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Beitrag21.06.2022 11:28

von Willebroer
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Grafiker und Designer arbeiten i. a. mit Auftrag. Sie sind deshalb eher mit Heftchenschreibern oder Journalisten zu vergleichen.

Wer ein fertiges Produkt anbietet, das nach eigenen künstlerischen Vorstellungen entstanden ist, der ist eigentlich sein eigener Auftraggeber und wird einer potenziellen Kundschaft gegenüber eine schwächere Position haben, auch als Grafiker. Deshalb kann man auch Illustrationen oft fürn Appel und 'n Ei erwerben.

Andererseits hat der Grafiker meist eine Ausbildung. Das unterscheidet ihn vom Autor.

Der große Vorteil der bildenden Künste ist aber, daß sie beliebig viele Objekte von einer Grundidee herstellen können. Eine kleine Variation, andere Person,  andere Kleidung, andere Handhaltung oder Bewaffnung - schon kann man alles als Original verkaufen. Das mag vom Arbeitsaufwand her sogar berechtigt sein, aber man leidet weniger unter Ideenschwund.

Einem Verlag dreimal dasselbe Manuskript zu verkaufen, wo nur ein paar Namen und Schauplätze verändert sind, ist deutlich schwieriger (aber ich will hier keine Namen nennen ... Laughing ).
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Jan Hinnerk Feddersen
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J
Beitrag24.06.2022 13:29

von Jan Hinnerk Feddersen
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Maunzilla hat Folgendes geschrieben:
Ich finde es eigenartig, einen Unternehmer mit einem Angestellten zu vergleichen. Der Autor ist freier Unternehmer, der ein Produkt herstellt und verkauft. Wenn sich sein Geschäft nicht rentiert, dann muß er halt etwas anderes herstellen, oder sich ein anderes Geschäft suchen.

Das ist ein extrem verengtes Bild eines Autors, jedenfalls wenn es um Literatur geht.

Ein Autor von Literatur ist in aller erster Linie ein Künstler. Kunst kann gedeihen, wenn sie kluge Mäzene hat. Wenn Künstler aber versuchen, Kunst als Auftragsarbeit zu machen, geht das zwangsläufig in die Hose.

Literatur schreibt man entweder, weil man einen unbändigen Drang verspürt, das zu schreiben, was man schreiben muss. Oder weil man unbändig Lust darauf hat, es zu schreiben.


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Die Antwort auf die Frage "Darf man...?" lautet im Zusammenhang mit Literatur immer und ohne Ausnahme: Man darf alles, wenn denn das Ergebnis gut ist. (www.strandkorb-krimi.de)
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Nina C
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

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Beitrag27.06.2022 02:55

von Nina C
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@Maunzilla
Ich vergleiche das nur bedingt – ich denke aber, es sollte in beiden Fällen Untergrenzen geben. Nicht umsonst lagern Unternehmen mehr und mehr an Selbstständige und Scheinselbstständige aus, um den Mindestlohn zu sparen.
Was die einmalige Investition angeht ... das trifft auch auf Lotto zu Wink

@Willebroer
In der Phase der Bewerbung würde ich dir recht geben, danach nicht mehr. Denn wenn ein Verlag ein Werk nimmt, will er eben genau dieses Werk – nicht irgendeins. Das hat er sich unter tausenden ausgesucht, es sollte also eigentlich keinen Grund mehr geben, es im Vergleich zum Grafiker schlechter zu stellen.

Alles Liebe

Nina


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Lona21
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Beitrag27.06.2022 14:30

von Lona21
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Zitat:

Das ist ein extrem verengtes Bild eines Autors, jedenfalls wenn es um Literatur geht.

Ein Autor von Literatur ist in aller erster Linie ein Künstler. Kunst kann gedeihen, wenn sie kluge Mäzene hat. Wenn Künstler aber versuchen, Kunst als Auftragsarbeit zu machen, geht das zwangsläufig in die Hose.

Literatur schreibt man entweder, weil man einen unbändigen Drang verspürt, das zu schreiben, was man schreiben muss. Oder weil man unbändig Lust darauf hat, es zu schreiben.[/quote][/quote]

Ich stimme dir zu! Leider kann man sich das halt oft erst leisten, wenn man richtig Kohle gemacht hat.
Aber ich bin auch lieber mit "meinem" Werk bei einem kleinen Vertrag als mit 08/15 bei einem großen. Mir ist es wichtig, das zu schreiben, was in mir drinnen ist. Natürlich passt man das dann noch ein bisschen an. ZB habe ich im Dialog mit meinem Verleger gemerkt, dass mein Text auf Lesende wohl anders wirkt als von mir beabsichtigt. Aber ich würde ihn nicht komplett umschreiben oder in ein Genre pressen, nur damit er opportun ist.
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Willebroer
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Beitrag27.06.2022 22:04

von Willebroer
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Nina C hat Folgendes geschrieben:

@Willebroer
In der Phase der Bewerbung würde ich dir recht geben, danach nicht mehr. Denn wenn ein Verlag ein Werk nimmt, will er eben genau dieses Werk – nicht irgendeins. Das hat er sich unter tausenden ausgesucht, es sollte also eigentlich keinen Grund mehr geben, es im Vergleich zum Grafiker schlechter zu stellen.

Alles Liebe

Nina
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Ich wäre auch stolz, unter Tausenden ausgesucht zu werden. Aber man kann es auch andersrum sehen: Wenn es Tausende Mitbewerber gab, dann ist es vielleicht nur Glückssache, daß man ausgewählt wurde - vielleicht weil eine Hauptperson der Verlegersgattin sympathisch war ...

Und man wird nie so ganz genau erfahren, wie nahe einem die Konkurrenten gekommen sind.

Jedenfalls ist das kein eindimensionales Problem mit einer einfachen linearen Skala. Wenn man wirklich alle Faktoren numerisch erfassen könnte, dann käme die Auswertung wohl eher dem linearen Optimieren gleich.
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Maunzilla
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Beitrag28.06.2022 03:28

von Maunzilla
Antworten mit Zitat

Dabei stellt sich aber noch die Frage, ob das Manuskript wirklich unter den Tausenden eingesandten ausgewählt wurde, oder nur unter den 50, die die Agenten angeboten haben, während die anderen ungelesen in den Papierkorb wanderten.

Eines ist auf jeden Fall klar. Dieses Business ist derart intransparent, daß der Autor immer am kürzeren Hebel sitzt. Er erfährt nicht, wieso sein Buch angenommen oder abgelehnt wurde. Er erfährt nicht, wie gut oder schlecht die anderen Mitbewerber sind. Er erfährt nicht, wie viel Geld und welche Vertragsbedingungen die anderen Autoren im Verlag bekommen. Er erfährt nicht, wie viel Geld, Zeit und Aufwand der Verlag in sein Produkt steckt im Vergleich zu den anderen, usw.


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Nina C
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Beitrag01.07.2022 02:30

von Nina C
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@Willebroer
Ich wäre schon stolz darauf, keine Frage! Allerdings sehe ich den Zusammenhang zu fairer Bezahlung nicht. Unternehmensvorstand ist auch nur einer unter tausenden. Vielleicht Talent, vielleicht Ellbogen, vielleicht harte Arbeit, vielleicht Vitamin B. Der macht den Job dann aber trotzdem nicht für n Appel und n Ei. Oder nimm Lotto, wenn es um Glückssachen geht: Wer würde noch Lotto spielen, wenn der Gewinn 3,50 € wären? Nur der Künstler lässt sich mit der ganzen „es ist aber Kunst“-Sache vertrösten und einreden, er soll nicht nur aus Leidenschaft schreiben, sondern, diese Leidenschaft bedinge quasi naturgemäß eine inadäquate Bezahlung, über die jeder Bartender lachen würde. (Ausnahmen bestätigen die Regel) Macht er das schlechter, wenn er gut bezahlt wird? Oder weniger gern? Smile

Liebe Grüße

Nina


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Maunzilla
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Beitrag01.07.2022 03:36

von Maunzilla
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Allerdings wird keiner gezwungen, Kunst zu produzieren, bzw. zu verkaufen.
Wenn gewisse Leute es dennoch tun, geschieht ihnen kein Tort. Volentem non fit iniuria, wie man zu meiner Zeit zu sagen pflegte. Wink
Menschen tun viele absurde und schädliche Dinge aus freien Stücken, oder vergeuden ihr Geld für Tand.
Die meisten Menschen sind schafartige Herdentiere, die nach Anerkennung, Beachtung und Bewunderung durch ihre Artgenossen gieren, und dafür manches Opfer in Kauf zu nehmen bereit sind.


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Willebroer
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Beitrag01.07.2022 12:51

von Willebroer
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Es gibt genügend Beispiele, wo sich Berufsgruppen zusammengeschlossen haben, um bessere Bedingungen herauszuhandeln, nicht erst die klassischen Gewerkschaften. Bei Bergleuten gab es das schon, in der Seefahrt, Juristen und Mediziner ...

Aber das war immer mit einer Begrenzungen oder/und Aufnahmebedingungen verbunden. Selbst vom VS kann man sich Autor nur vertreten lassen, wenn man die entsprechenden Publikationen nachweist - also genau das geschafft hat, wozu man eigentlich Hilfe gebraucht hätte.

Theoretisch wäre ein Mindestlohn für Autoren denkbar, aber dann würden viele Bücher gar nicht erscheinen (was ich persönlich nicht unbedingt als Verlust empfinden würde).
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Nina C
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Beitrag04.07.2022 04:03

von Nina C
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Ich wäre so frech, tatsächlich Honoraruntergrenzen für alle Freiberufe zu fordern. Schlicht, damit diese Ausbeuterei in extrem prekären Verhältnissen der Selbstständigkeit oder Scheinselbstständigkeit aufhört, die Unternehmen eben zunehmend ausnutzen. Ich sehe nicht, wem das schadet. Die Unkerei, dass die Wirtschaft zugrundegeht, gab es bei 8,50 € Mindestlohn schon und, oh Wunder, das ist nicht passiert. Ich denke, in dem Fall wäre es nicht anders. Neben weniger Gewinn für Verlage einzubringen, könnten Bücher beispielsweise zusätzlich eine Idee teurer werden. In Österreich ist die Steuer auf Bücher höher (um 3 Prozent), weshalb ein Taschenbuch eben 10,30 € statt 9,99 € kostet. Die drei Prozent könnten hier ebenfalls draufgelegt werden, aber an Autoren gehen. Regelungen könnten aber auch abhängig von der Verlagsgröße sein. Also Möglichkeiten gäbe es schon genug, der Willen fehlt. (Ja, auch der der Autoren zur "Gewerkschaftsbildung" Very Happy )

Liebe Grüße

Nina


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