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Das Greenhorn


 
 
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Seth Gecko
Geschlecht:männlichLeseratte


Beiträge: 131
Wohnort: Neu-Bielefeld


Beitrag04.06.2022 02:47
Das Greenhorn
von Seth Gecko
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Das Gürteltier war tot.
Der gepanzerte Körper lag im Staub abseits der Hauptstraße, bedeckt von den vier Schatten seiner jungen Mörder.
»Das wars«, sagte Jimmy Wilks und sog geräuschvoll Rotz in die Kehle. Er beugte sich über den Kadaver und seilte einen Speichelfaden ab. Die zähflüssige Spucke troff genau auf das blicklose Auge.
»Hmpf«, gluckste Hank belustigt.
»Vielleicht stellt es sich nur tot?«, schnarrte Randall Porter. Er hob den Ast auf, mit dem sie das Tier geprügelt hatten, und stach ihn in das weiche Fleisch des Unterbauchs.
»Ey, gib her, lass mich mal!«, blökte Jimmy Wilks und wollte Randall den Stock abnehmen.
Chavez wandte gelangweilt den Blick vom Gerangel ab. In der Ferne erregte eine Silhouette unter der sengenden Sonne seine Aufmerksamkeit. Das Halbblut schirmte die Augen mit der Handfläche ab. Flirrende Hitze umgab Reiter und Pferd, der Mann war allein und er ritt langsam näher.

Gallows Rest. Die Schrift auf dem verwitterten Holzschild war beinahe nicht mehr zu entziffern. Henry schnalzte mit der Zunge und der Rappe setzte sich wieder in Bewegung. Erstaunlich, dass ihn der Gaul bis hierher getragen hatte; das Zaumzeug ebenso abgewetzt wie der Hengst selbst. Sie passierten den Ortseingang. Ein Zittern durchlief die Schindmähre. Irgendwie angemessen, dass das todgeweihte Tier an einem Fleck wie diesem verrecken würde, dachte Henry. Eine Ansammlung windschiefer Häuser mit löchrigen Dächern. Keine Bäume oder Sträucher, nur ein menschenleerer Platz mit einem Brunnen und einem hölzernen Galgen. Für einen Moment verharrte Henrys Aufmerksamkeit auf dem Strick, der einsam in der Sonne verdorrte.
Ein Stück weiter vorn lungerten vier Rotzbengel herum und beäugten misstrauisch seine Ankunft.
Aus einem nahen Hauseingang trat eine Frau im Leinenkleid, auf dem Kopf eine fadenscheinige Haube. Ihr verhärmter Blick flog kurz zu ihm und seinem Pferd, dann huschte er zu dem Gepäckstück, festgezurrt hinter den Satteltaschen.
Henry tippte im Vorbeireiten mit zwei Fingern an die Krempe des Zylinders. »Ma’am.«
Ihre Augen weiteten sich, sie raffte den Rock und eilte davon, geriet außer Sicht hinter einer der Hüttenwände.
Henry seufzte. Gottverdammtes Texas! Als ob die Zeit sich auf ihrer fortschrittlichen Reise dazu entschieden hätte, hier einfach stehenzubleiben.

Die Messingschelle läutete schrill, als die Frau des Krämers in Brimstones Büro hineinplatzte. »Bart, da ist gerade ein Fremder angekommen!«, überschlug sich ihre Stimme.
»Ihnen auch einen guten Morgen, Mrs. Higgins«, erwiderte er gelassen, ohne hinter der Zeitung aufzusehen. »Ich werde nicht leid, es zu betonen, aber es heißt: Marshal
»Marshal … da ist gerade ein Fremder angekommen.« Mrs. Higgins zog die Haube vom Kopf und trat vor dem Schreibtisch von einem Fuß auf den anderen.
Brimstone antwortete nicht. Lieber las er den Artikel zuende; ein Sternkundler aus Washington sagte darin für den kommenden Monat das Ende der Welt voraus. Ein neues Jahrhundert stand vor der Tür, da brauchte es anscheinend nicht viel, sodass die Spinner aus ihren Löchern krochen.
Das Ticken der Standuhr und das Schnarchen des Gefangenen, der im hinteren Zellentrakt einsam auf einer Pritsche schlief, füllte die Stille in dem langgezogenen Raum.
Ruth Higgins hüstelte. »Marshal, dieser Fremde, also … der hat ganz sicher Dreck am Stecken.«
Hinter dem Papier verdrehte Brimstone die Augen. Jesus Christus, das paranoide Weibsbild wäre noch einmal der letzte Nagel in seinem Sarg.
Die Hintertür schwang auf und Deputy Robert Coolidge trat ein, gerade im Begriff, seine Hose zu schließen. Er nestelte an der Gürtelschnalle herum und bemerkte die Frau erst auf den zweiten Blick. »Ah, hallo Ruth. Was führt dich denn her?«
»Hallo Bob. Da ist gerade ein Fremder angekommen«, wiederholte Mrs. Higgins und nickte geflissentlich.
»Ein Fremder?«, fragte Coolidge und sah zu Brimstone.
»Das soll schon mal vorkommen«, erklang es hinter der Zeitung.
Coolidge ging zur Küchenzeile und goss aus einer Kanne schwarze Brühe in einen Zinnbecher. Das Aroma von verbrannten Kaffeebohnen zog durch den Raum. »Wie sieht er denn aus?« Der Deputy blies in den Becher, nahm einen Schluck und zog eine Grimasse.
Ein wenig verunsichert huschten Mrs. Higgins Augen von einem zum anderen. »Sieht wie ein Greenhorn aus.« Als keiner der beiden antwortete, fuhr sie fort: »Wie ein richtiges Milchgesicht. Ist wahrscheinlich keine zwanzig. Angezogen wie ein Totengräber, der es zu etwas gebracht hat. Und sein Pferd ist nur noch Haut und Knochen, es sieht aus, als würde es jeden Moment vom Teufel persönlich geholt.« Wieder nickte sie, als würde ihre Meinung dadurch zum Fakt.
Deputy Coolidge sah zur Zeitung. Brimstone senkte das Papier. Ihre Blicke trafen sich. Coolidge hob die Brauen.
»Da ist noch etwas«, entfuhr es Mrs. Higgins, jetzt schnellte sogar ihr Zeigefinger in die Höhe. »Er hat ein wirklich seltsames Gepäckstück dabei.«
Brimstone faltete die Zeitung ordentlich zusammen und legte sie auf dem Schreibtisch ab. Erwartungsvoll legte er die Hände in den Schoß und nahm zum ersten Mal an diesem Morgen sichtlich Notiz von der Frau des Krämers.
Sie wrang die Haube in den Händen, leckte sich nervös die Lippen, die Stirn in Falten gelegt.
Die Standuhr tickte. Der Gefangene schnarchte.
Brimstone stöhnte. »Mrs. Higgins! Hätten sie wohl die Güte, uns zu verraten, um was für eine Art von Gepäckstück es sich dabei handelt?«
»Es ist ein Koffer!«, antwortete sie mit einem Anflug von Hysterie. »Aus Leder. Groß und kantig. Der größte Lederkoffer, den ich in meinem Leben gesehen habe.«
Es entstand eine unangenehme Pause, dann gab Brimstone seinem Deputy einen stummen Befehl. Coolidge stellte die Kaffeetasse zur Seite, fasste Mrs. Higgins am Ellenbogen und führte sie sanft in Richtung der Tür. »Ruth, ich bringe dich nach Hause, zu deinem Mann.«
Sie ließ ihn gewähren, schaute aber über ihre Schulter und rief: »Marshal! Auf dem Koffer also … da stand etwas. Nur zwei einzelne Wörter, doch die konnte ich gut erkennen.«
»Das ist sehr interessant, Mrs. Higgins«, log Brimstone und griff bereits wieder zur Zeitung. »Sie werden mir bestimmt gleich sagen, welche Wört-«
»Remington! Da stand … Remington Arms!«

Henry schlang die Zügel um den Balken und achtete darauf, dem Maul des Rappen nicht zu nahezukommen. »Wenn du noch einmal versuchst mich zu beißen, tue ich dir vielleicht den Gefallen und verpasse dir jetzt und hier den Gnadenschuss«, flüsterte er.
Der Hengst wieherte und bleckte die Zähne.
Henry revidierte seinen Ersteindruck des Ortes. Im Großen und Ganzen noch immer rückständig und verlottert, galt das doch nicht so sehr für drei einzelne Gebäude, bei denen es sich augenscheinlich um die Schmiede, das Büro des Town Marshals und den Saloon handelte, vor dem er sich befand.
Von der Seite näherten sich die vier Jungen, blieben jedoch in gebührendem Abstand stehen und glotzten blöd. Der größte von ihnen, ein strohblonder Bursche, trat vor: »Hey Mister, wo kommen Sie denn her?«
Henry überprüfte den Strick, der die wertvolle Fracht hinter dem Sattel an Ort und Stelle hielt. »Wie heißt du, Kleiner?«
»Jimmy Wilks.« Der Junge spuckte in den Staub.
»Kennst du einen Ort namens New York City, James?«
Jimmy schwieg.
»Das dachte ich mir. Daher komme ich.« Er fischte eine Münze aus der Westentasche, dann nahm er das Begrüßungskomitee näher unter die Lupe. »Du, wie ist dein Name?«, fragte er einen braungebrannten Schwarzhaarigen mit offensichtlich indianischen Wurzeln.
»Chavez.«
Henry nickte. »Pass gut auf, Chavez. Siehst du den Koffer, auf meinem Pferd?«
Der Junge nickte stumm, die anderen drei verrenkten sich die Hälse nach dem Gepäck.
»Ich zahle dir und deinen Freunden einen Silberdollar pro Tag, dafür, dass mein Hab und Gut auch meins bleibt. Sollte jemand kommen, und versuchen es zu stehlen, ruft ihr nach mir. Einverstanden?« Er hielt ihm den Dollar entgegen.
»Geht klar«, murmelte Chavez. Die Augen sämtlicher Jungen hingen an der Münze.
Er schnippte dem Jungen das Geldstück zu, der fing es behände.
Zufrieden drehte Henry sich um und ging in Richtung des Saloons, da rief ihm Chavez noch etwas hinterher: »Hey Mister! Wie heißen Sie denn?«
»Nennt mich Junior«, sagte er und schwang die hölzernen Flügeltüren auf. Staubkörner tanzten träge im Licht, unterbrochen von Henrys Schattenwurf, als er das Etablissement betrat. Die Aromen von saurem Schweiß und Zigarettenasche erreichten ihn, er rümpfte kaum merklich die Nase. Im hinteren Bereich nahe der Theke schäkerte ein gutaussehender Cowboy im schwarzen Hemd mit einer Rothaarigen. Ihrer Kleidung nach zu urteilen, war er heute ihr erster Kunde. Beide nahmen nur kurz Notiz von ihm und beschäftigten sich schon wieder miteinander.
Linkerhand führte eine Treppe auf eine Galerie und zu mehreren Türen, doch Henrys Sporen klirrten auf dem Weg zur Bar.
Der schnauzbärtige Keeper sah ihm mit unverhohlener Neugierde entgegen. »Howdy, Mister. Sie sehen durstig aus. Was darfs sein?«
Henry überflog die Aufreihung angelaufener Flaschen hinter dem Mann. »Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie keine Flasche ›Sioux City Sarsaparilla‹ unter der Theke verstecken?« Er nahm den Zylinder ab und drapierte ihn auf dem Tresen. Rabenschwarzes, dickes Haar kam darunter zum Vorschein.
Der Barkeeper guckte zum Hut und wieder zurück. »Äh … nein, bedaure.«
»Hm. Zu schade. Nun denn mein Guter, Sie werden Ihr Sortiment vermutlich am besten kennen. Wie wäre es, wenn Sie mich einfach überraschen?« Henry versuchte es mit einem schiefen Lächeln.
Der Schnauzbart zögerte. Er schaute ihn an, als wüsste er nicht, was als Nächstes zu tun sei. Doch dann holte er ein Glas hervor, zog den Korken aus einer etikettlosen Flasche und schenkte bernsteinfarbene Flüssigkeit ein. »Kentucky Old Crow. Auf ihr Wohl, Mister.«
Wenn man in Texas ist … Henry prostete dem Barkeeper zu. Der Whiskey brannte mild in der Kehle und entfaltete eine wohlige Wärme im Magen. Henry schmeckte Karamell, jungen Honig und Mais, gefolgt von einer leichten Würze am Gaumen und einem Abgang mit Vanille. Nicht übel.
Er hielt das Glas höher. »Wussten Sie, dass dieses Ambrosia einer der Favoriten des Mark Twain sein soll? Angeblich genießt er ihn besonders gerne in Gesellschaft verwandter Geister. Wie etwa mit dem britischen Dichter Rudyard Kipling, an einem Ort namens Klapproths Saloon, in dem kleinen Städchen Elmira.«
Der Barkeeper erwiderte nichts, er glotzte nur blöd, tatsächlich erinnerte er Henry an eine ältere Version des blonden Rotzlöffels vor der Tür.
»Das liegt im Staate New York«, fügte Henry hinzu und hielt ihm das leere Glas hin.
»Mark Wer?«, fragte der Schnauzbart, während er nachschenkte.
Henrys Mundwinkel zuckte. »Nicht so wichtig. Sagen Sie, mein Bester, ich bin auf der Suche nach einem Freund von mir. Mir wurde zugetragen, dass er vor gar nicht allzulanger Zeit hier Station gemacht hat. Vielleicht könnten Sie mir helfen, ihn zu finden?«
Der Schankwirt verkorkte die Flasche; stellte sie zurück an ihren Platz. Er reckte den Hals, sodass er über Henrys Schulter hinweg Sicht auf die Hure und den Cowboy hatte: »Hey Doc, kommt da noch was hin?«, rief er halblaut.
»Nein danke, Clyde. Wir sind versorgt«, tönte der Schönling zurück.
Clyde grunzte und wandte sich wieder Henry zu. »Wie heißt denn ihr Freund?«
Henry beugte sich leicht über den Tresen und sah ihm in die Augen. »José Montoya.«
Am Tisch ließ jemand ein Glas fallen.
Der Wirt wich einen Schritt zurück, auf seinen Wangen bildeten sich rote Flecken. »Hören Sie, Mister, ich weiß nicht, wer Sie sind, aber ich will keinen Ärger! Ich muss Sie daher bitten, aus meinem Saloon zu verschwinden.«
Henry lächelte. »Dort, wo ich herkomme, sagt man, dies wäre ein freies Land. Vielleicht sogar das freieste auf der ganzen Welt? Ich habe nicht vor, zu gehen. Tatsächlich wollte ich Sie als Nächstes fragen, ob ich ein Zimmer für die Nacht haben könnte.«
Clyde schüttelte energisch den Kopf; er hob die Stimme: »Bedaure, Mister. Ich kann mir aussuchen, wen ich bediene und Sie kriegen nichts mehr von mir. Keinen Schnaps, und auch kein Zimmer. Und jetzt gehen Sie, bevor ich nach dem Marshal rufen lasse!«
»Das wird nicht nötig sein!«, ertönte es von der Tür.
Er sah Clyde noch für einen Moment lang an. Kleine Schweißperlen glänzten auf den Schläfen des Barkeepers. Betont langsam drehte Henry sich zum Eingang um.

Der Mann am Tresen wandte sich ihm zu. Mrs. Higgins hatte nicht übertrieben, er sah sehr jung aus. Schlaksig gewachsen, ein blasses, bartloses Gesicht mit scharfkantigen Zügen und eisgrauen Augen. Die schwarze Kleidung saß wie angegossen, auch der Zylinder wirkte nicht billig.
Lässig schob das Jüngelchen den Saum des Gehrocks zurück und hakte die Daumen in den Hosenbund. Zwei geholsterte Revolver kamen zum Vorschein. Aus Reflex glitt Brimstones Hand in die Nähe des eigenen Colts. Hinter sich wusste er um Bob, der wie abgesprochen an der Tür blieb und ihm den Rücken freihielt. Er begrüßte den Fremden: »Guten Morgen, Sir. Mein Name ist Bartholomew Brimstone, ich bin der Town Marshal dieser kleinen Gemeinde. Der Gentleman mit der Schrotflinte ist mein Stellvertreter, Deputy Robert Coolidge. Verraten Sie uns freundlicherweise auch Ihren Namen?«
»Nennen Sie mich Junior.« Der Fremde lächelte und entblößte zwei Reihen blitzsauberer Zähne.
»Junior?«
»Yep. Meine Eltern waren einfache Leute. Die hatten es nicht so mit der Kreativität. Ganz andes als Ihre, Marshal.«
»Wie meinen Sie das?«
»Ihr voller Name. Das, was man eine Alliteration nennt. Beide Wörter beginnen mit dem gleichen Buchstaben.«
»Mein Großvater hieß Bartholomew«, sagte Brimstone.
Junior schmunzelte. »Natürlich tat er das. Bitte verzeihen Sie mir, sollte ich Ihnen zu nahe getreten sein.«
Im Hintergrund nestelte Clyde an einem Geschirrtuch herum, der Barkeeper schien sichtlich nervös, er starrte dem Burschen unentwegt auf den Hinterkopf. Auch Mallory und Doc Barrow am seitlichen Holztisch hatten nur noch Augen für den Fremden.
»Also … Junior. Woher kommen Sie?«, fragte Brimstone.
»Von der Ostküste.«
»Ziemlich weit weg von Zuhause, finden Sie nicht?«
»Ich wäre jetzt lieber dort, das können Sie mir glauben.«
»Hm. Was suchen Sie dann hier?«
»Antworten.«
»Antworten? Worauf?«
»Auf Fragen natürlich, Marshal. Fragen, wie sie nur ungelöste Rätsel und vergessene Geheimnisse innehaben. Unsichtbar für das menschliche Auge begraben unter dem Staub einer früheren Generation.«
Für einen kurzen Moment herrschte kollektives Schweigen. Brimstone versuchte aus dem Greenhorn schlau zu werden. Das Selbstbewusstsein troff diesem Kerl förmlich aus jeder Pore, wie er da so lässig an der Theke lehnte. »Welchem Beruf gehen Sie nach, Junior?«
»Zahnarzt, wäre es nach meiner Mutter gegangen.«
Am Tisch stieß Mallory hinter vorgehaltener Hand ein Kichern aus. Junior grinste.
Brimstone blieb ernst. »Was, war Ihr alter Herr etwa dagegen?«
Das Grinsen verschwand, der Blick fror ein. »Ich hab meinen Vater nie kennengelernt«, raunte Junior und nahm die Hände aus den Taschen.
Hinter sich spürte Brimstone, wie Coolidge seinen Stand veränderte. Die Schrotflinte schwenkte sachte nach vorn. Der Marshal machte langsam einen Schritt zur Seite. »Das tut mir leid«, sagte er und meinte es so. Aus dem Augenwinkel registrierte er Doc Barrows Hand, wie sie sich unter dem Tisch auf den Perlmuttgriffs des Revolvers legte.
Junior taxierte die drei Männer. Brimstone achtete auf die Schultern des Jungen. Bei ihrem Eintritt hatte der Kerl den Whiskey mit der rechten Hand gehalten, vermutlich zog er auch mit dieser.
Doch das Greenhorn trat einen Schritt zurück, legte die Ellenbogen auf den Tresen und lehnte sich entspannt gegen das Holz.
Brimstöne hörte Mallory ausatmen.
»Das muss Ihnen nicht leidtun.« Junior schien wieder so gut aufgelegt wie noch vor wenigen Sekunden. »Auch ohne ihn ist aus mir – wie Sie unschwer erkennen können, Marshal, - ein ehrenwertes Mitglied der Gesellschaft geworden.« Er hob die Arme zu den Seiten; deutete eine Verbeugung an und neigte das Haupt.
»Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Womit verdienen Sie ihr Geld?«
»Was denken Sie denn?«
Brimstone dachte angestrengt nach. Bob und er hatten vor ihrem Eintritt das Pferd an der ausgetrockneten Tränke stehen sehen. Mrs. Higgins hatte nicht übertrieben. Auch nicht mit dem festgezurrten Lederkoffer. Die Buchstaben des Firmenschriftzugs waren säuregeätzt und im Halbrund arrangiert. »Sind Sie vielleicht ein Vertreter?«, fragte er Junior.
Der prustete los, dann legte er den Kopf in den Nacken und lachte aus vollem Halse.
Niemand stimmte ein, im Gegenteil, Clyde und Mallory warfen Brimstone verunsicherte Blicke zu. Einzig Doc Barrow schien genauso fasziniert von dem jungen Burschen zu sein wie der Marshal selbst.
Das Lachen wandelte sich in ein belustigtes Glucksen, Junior wischte mit dem Handrücken Tränen aus den Augen. »Ein Vertreter? So wie ein Bibelverkäufer? Oder ein Kurpfuscher, der abergläubische Hinterwäldler mit Schlangenöl und Lebertran über den Tisch zieht? So ein armer Tropf, der von Tür zu Tür zieht, immer darauf bedacht, das schnelle Geld zu machen? Sehe ich etwa so für Sie aus, Marshal?«
Brimstone schüttelte den Kopf. »Nein. Sie sehen wie jemand aus, der es versteht, den Leuten zu sagen, was sie hören wollen.«
»Das nehme ich als Kompliment. Und wenn Sie damit andeuten wollten, Marshal, dass ich mich auf den Gebrauch unserer Sprache und ihrer all ach so schönen Feinheiten verstehe, dann liegen Sie damit goldrichtig, wenn auch nicht unbedingt in Hinsicht auf das gesprochene Wort.«
»Ich wollte gar nichts andeuten. Was sind Sie dann? Und jetzt sagen Sie nicht Anwalt.«
»Um Himmels willen, nicht doch.«
An der Tür verlor Coolidge die Geduld: »Jesus, Maria und Hallelulja! Jetzt antworte dem Marshal gefälligst, Bursche, und hör auf Spielchen mit uns zu spielen!«
Junior neigte den Kopf zur Seite und sah an Brimstone vorbei. Er lächelte. »Ich beschreibe mich selbst gern als passablen Schriftsteller, um Ihre Frage zu beantworten, Marshal.«
Brimstone runzelte die Stirn. »Sie schreiben?«
Junior zuckte mit den Schultern. »Ich habs mit Singen versucht, doch mein Mentor war der festen Überzeugung, das könne man der Menschheit nicht antun.«
Jetzt musste sogar Brimstone schmunzeln. »Sie sind witzig, das muss ich Ihnen lassen. Aber mal im Ernst, Junge: was treibt einen Schreiberling ins texanische Hinterland?«
»Er ist ein Freund von Montoya!«, rief Clyde hinterm Tresen, zeigte dabei auf ihn und wich einen Schritt zurück.
An der Tür hob Coolidge die Schrotflinte. Brimstones Hand glitt zum Navy Colt.
Junior blieb ganz entspannt.
»Ist das wahr?«, fragte der Marshal.
Er antwortete nicht sofort, stattdessen besah er Clyde für einen langgezogenen Moment und seufzte. »Ich war nicht ganz ehrlich mit Ihrem Schankwirt hier, Marshal. Tatsächlich bin ich José Montoya noch nie im Leben begegnet. Und doch bin ich seinetwegen hier. Er hat, wenn es das Schicksal so will, die Antworten auf meine soeben zur Sprache gebrachten Fragen.«
»Wissen Sie, was der Mann getan hat?«
»Ich sagte doch gerade, ich kenne ihn nicht.«
Brimstone ging bedächtig auf Junior zu. »José Montoya ist ein Viehdieb und ein Mörder. Er hat beim Versuch texanische Rinder zu stehlen einen Rancher erschossen. Cletus Wainwright, ein Mann, den ich gut kannte. Einfach abgeknallt wie einen tollwütigen Hund.«
Die beiden Männer standen jetzt bloß noch eine Armlänge voneinander entfernt.
»Das tut mir leid«, sagte Junior ohne jeden Humor in der Stimme.
Brimstone spuckte aus. Der Speichel traf den Napf am Tresen mit metallischem Klang. Brimstone nickte. »Mir auch. Dieser Unhold mordet angeblich bereits seit seiner Jugend, man könnte fast sagen, solange er schon auf Gottes schöner Erde wandelt. Glaubt man den Geschichten, ist er in früheren Zeiten sogar mit dem berüchtigten ›Billy the Kid‹ geritten.«
Das Greenhorn schwieg, in seiner Wange zuckte ein Muskel. »Wissen Sie, wo er sich jetzt gerade aufhält?«, fragte er leise.
»Ja, Junior. Das weiß ich.«
»Wo?«
Brimstone beugte sich zu ihm. »Was befindet sich in dem Koffer, auf Ihrem Pferd?«
Junior blinzelte. »Etwas Wunderschönes, das mir lieb und teuer ist.«
»Eine Waffe?«
Junior musterte ihn, bloß für wenige Herzschläge lang. »In den richtigen Händen hat es die Macht, die Welt zu verändern. Doch Sie brauchen sich nicht zu fürchten, Marshal. Ihren Schäfchen droht dadurch kein Unheil.«
»Ich fürchte mich nicht. Zeigen Sie sie mir?«
»Sagen Sie mir, wo sich Montoya befindet?«, erwiderte Junior.
»Öffnen Sie den Koffer, dann bringe ich sie persönlich zu ihm.«
Etwas in den eisgrauen Augen des Fremden veränderte sich. »Einverstanden.«

Die spürbare Anspannung in der Luft löste sich auf, als Henry an den Dörflern vorbei den Schankraum durchquerte. Nur der Deputy an der Tür warf ihm noch einen feindseligen Blick zu. Draußen hatte die texanische Sonne mittlerweile ihren Höhepunkt erreicht, die Straße erschien in der Gluthitze wie leergefegt. Allein die vier Rotzbengel lungerten im Schatten eines Vordachs herum, bei seinem Gang zum Pferd sahen sie herüber. Der Klepper lebte seltsamerweise immer noch. Die Hitze schien ihm nichts auszumachen, er schnaubte bloß, als sein Reiter sich näherte. Henry löste den Strick und band den Koffer los, vorsichtig setzte er ihn am ledernen Henkel in den Straßenstaub. Das Seil verstaute er in den Satteltaschen, dann schleppte er das Behältnis in den Saloon.
Er suchte den saubersten der Holztische aus und stellte den Lederkoffer darauf ab. Der Marshal, die Hure Mallory, der Cowboy, den sie ›Doc‹ nannten, und der Deputy versammelten sich um den Tisch.
Clyde blieb hinter dem Tresen stehen, seinem Blick nach war ihm das Unterfangen nicht geheuer.
Henry ließ sich Zeit, im Stillen genoss er, was jetzt kommen würde. Er löste die beiden Verschlüsse aus Lederbändern und metallenen Schnallen am Koffer. Wie ein Bühnenkünstler trat er einen Schritt zurück, streckte die Arme theatralisch zur Seite und grinste zum Publikum: »Sind Sie bereit … für die Zukunft?«
Niemand antwortete.
Mit einer schnellen Bewegung klappte Henry den Deckel auf, zog gleichzeitig an einer weiteren Schnalle, die Seiten des Behältnis klappten weg und gaben den Blick auf seinen Inhalt frei. »Ich präsentiere: die Remington Standard No. 2«, verkündete Henry mit Stolz in der Stimme.
Vier Augenpaare starrten gebannt auf das Wunderwerk, wanderten über das geschwärzte Metall des Gehäuses zu den im Halbrund aufgereihten Typenhebeln, der schwarzen Walze, den verschiedenen Zapfen, Federn und Hebeln; und kamen schließlich auf den vierzig hölzernen Tasten zum Erliegen.
»Was ist das?«, flüsterte Mallory, mit einem Hauch von Ehrfurcht in der Stimme.
»Das, meine Liebe, nennt man eine Schreibmaschine.« Henry genoss das Staunen dieser Hinterwäldler. Er schmunzelte beim Anblick des Deputys, der gedankenversunken die Technik auf dem Tisch begutachtete. Ein Halbschritt nach rechts brachte ihn außer Sicht für Clyde, da nun Brimstone zwischen ihnen stand, auch der Marshal hatte nur Augen für die Apparatur. Heimlich öffnete Henry die Druckknöpfe der eigenen Revolverholster. »Erlauben Sie mir eine kurzweilige Demonstration!«, tönte er wie der Ausrufer eines Wanderzirkus. Er öffnete eine flache Tasche an einer der Innenseiten des Koffers und holte eine silberne Metalldose hervor. Mit Verschwörermiene grinste er Doc und Mallory an, während er den Deckel aufschraubte. Die beiden grinsten zurück. Henry entnahm der Dose eine kleine, schwarze Rolle, ein Geruch von Tinte lag in der Luft. Mit spitzen Fingern entrollte er das Band, klappte an der Gerätschaft verschiedene Hebelchen um und fädelte den Streifen mit geübten Handbewegungen in die Schreibmaschine ein.
Niemand sprach ein Wort, er hatte die ungeteilte Aufmerksamkeit aller im Raum.
Er überprüfte den Sitz des Farbbandes und nickte zufrieden. Dann wischte er sich die Finger ab und zog ein Blatt Papier aus einer weiteren Innentasche des Koffers. Er legte es in die Walze ein, drehte an den Reglern und spannte es so ein, dass es richtig saß. »Deputy Coolidge, wenn ich um einen Stuhl bitten dürfte?«, sagte er, ohne den Stellvertreter des Marshals dabei anzusehen. Auf ein Nicken des Marshals kam der Gesetzeshüter seiner Bitte nach. Henry setzte sich vor die Maschine, verschränkte die Finger ineinander und ließ die Knöchel knacken. »Also, dann wollen wir mal«, sagte er und tippte auf den ersten Buchstaben. Der filigrane Metallhebel schlug von unten gegen die Walze.
Die vier Zuschauer rückten näher an den Tisch heran.
Henry tippte drauflos. Sobald er den Rand des Blattes erreicht hatte, betätigte er ein seitliches Gestänge, schob die gesamte Aufhängung zurück nach links und zog dadurch das Blatt ein Stück tiefer in das Walzwerk.
Hinter sich hörte er, wie Mallory ein Laut der Entzückung entfuhr.
Er tippte weiter, gleich war es geschafft. Nach einem erneuten Zeilenwechsel erschien die Kante des Blattes an der Vorderseite der Walze, dank der geschriebenen Wörter; nun sichtbar für alle. Er spürte seinen Puls beschleunigen, spürte, wie sein Körper sich auf das vorbereitete, was in wenigen Augenblicken passieren würde.
Brimstone beugte sich tief über Henrys Schulter, um zu lesen, was dort stand. Den älteren Mann umgab ein schwacher Duft nach Kaffee und Tabak. »Sehr geehrter Marshal Brimstone, …«, murmelte er. Die restlichen Zeilen wurden noch von der Walze verdeckt.
»Ah, einen Moment, Marshal. Ich helfe Ihnen«, sagte Henry, legte einen Hebel um und zog schwungvoll das Blatt aus der Maschine. Lächelnd überreichte er es Brimstone. »Lesen Sie es doch laut vor, dann haben alle etwas davon«, sagte er, machte einen Schritt zurück und senkte die Hände.
»Sehr geehrter Marshal Brimstone«, las der Gesetzeshüter langsam und konzentriert, »wie ich Ihnen gesagt habe, droht Ihren Schäfchen durch diese Maschine kein Unheil. Doch ich bin hier, um Antworten zu bekommen. Wie Mark Twain einmal schrieb: …«
»Nicht!«, schrie Coolidge, doch es war bereits zu spät. Der Deputy riss die Flinte hoch, da schlugen zwei Revolverkugeln in seinen Leib.
Henry drehte die Hüfte ein und fächerte eine Salve von vier Schuss auf Brimstone. Die Kugeln zerfetzten das Papier in den Händen und verwandelten die Brust des Marshals in eine rote Masse. In einer fließenden Bewegung wirbelte Henry herum, zog den zweiten Revolver und schoss Doc Barrow die Waffe aus der Hand.
Der Cowboy fluchte und warf sich schützend über Mallory.
Ein metallisches Knirschen aus Richtung der Bar, Henry vollführte einen Hechtsprung hinter einen der Tische und stürzte ihn um. Keine Sekunde zu spät, denn schon explodierte die Platte in einem Inferno aus Holzsplittern.
Hinter der Bar lud Clyde mit zitternden Fingern die beiden Läufe der Schrotpistole nach. Henry legte an, zielte und schoss dem Barkeeper die Waffe nebst zweieinhalb Finger von der Hand.
Clyde schrie auf und verschwand hinter dem Tresen.
Pulverdampfschwaden mäanderten durch den Schankraum, Henry hörte Mallorys gedämpftes Schluchzen unter Docs Körper. Er tastete Brimstones Leiche nach Schlüsseln ab und fand einen kleinen Bund, den er einsteckte. Ein Stöhnen, wenige Meter entfernt, ließ ihn aufhorchen. Coolidge. Der Deputy lebte noch, doch es ging dem Ende entgegen. Er lag auf dem Rücken, das Leben floss aus den Einschusslöchern heraus, und bildete eine Lache. Henry stellte sich breitbeinig über ihn und lud in aller Ruhe die Revolver nach.
»Wer … wer sind Sie?«, brachte Coolidge unter Stöhnen hervor und spuckte Blut.
»Wissen Sie noch, als ich sagte, ich hätte meinen Vater nie kennengelernt?«, fragte Henry, während er Patronen in die Kammern schob. »Das war nicht gelogen. Ich habe allerdings mein Leben lang versucht herauszufinden, wer er wirklich war und was ihn ausgemacht hat.« Er schob die geladene Waffe ins Holster und fuhr mit der zweiten fort. »Ich habe sogar angefangen, ein Buch über ihn zu schreiben, Deputy. Und bei meiner Recherche fiel irgendwann der Name José Montoya. Und ob Sie die Geschichten glauben oder nicht, aber man erzählt sich, er sei in früheren Zeiten gemeinsam mit meinem Vater geritten.« Auch der zweite Revolver wanderte ins Holster. Henry hob die Schrotflinte vom Boden auf. Er schob den Doppellauf unter Coolidges Kinn und hielt sich mit etwas Abstand eine Handfläche schützend vor das Gesicht. »Sie wissen also ganz genau, wer ich bin.« Als die Erkenntnis in den sterbenden Augen aufleuchtete, drückte er ab.

Chavez und die drei anderen hatten wie der Rest des Dorfes die Schüsse gehört, doch niemand traute sich bislang, hineinzugehen und nachzusehen. Versteckt hinter einem Bretterverschlag beobachteten die Jungen das Geschehen. Die Schwingtüren öffneten sich und Junior trat heraus, in der Hand den kantigen Koffer. Er ging zu seinem Pferd, band das Behältnis fest und schlenderte dann ins Büro des Town Marshals hinüber.
Es dauerte nicht lange, da ertönte aus dem Hauseingang die Stimme des jungen Mannes: »Ich komme jetzt mit eurem Gefangenen raus. Sollte es jemand wagen auf mich zu schießen, töte ich erst ihn, dann seine Freunde und dann seine Familie … ich brenne eure verdammte Gemeinde nieder! Also überlegt es euch!«
Niemand zeigte sich. So stiegen die beiden auf die rabenschwarze Schindmähre und verließen Gallows Rest gen Süden.
Chavez, Jimmy Wilks und die anderen Jungen rannten in den Saloon, schnell waren weitere Dörfler bei ihnen. Es stank nach Schießpulver, Blut und Tod. Jimmys Vater Clyde war am Leben, genau wie Doc Barrow und Mallory. Die beiden saßen an der Bar, Mallory führte gerade mit zitternden Fingern ein Glas Whiskey an die Lippen, während Doc einen Schnipsel beschriebenes Papier in der Hand hielt.
»Was ist passiert, Mister Barrow?«, wollte Chavez wissen.
Doc antwortete nicht. Er starrte auf das zerfetzte Überbleibsel von Juniors Brief, las die maschinell getippten Zeilen wieder und wieder: »Wie Mark Twain einmal schrieb: ›Jeder ist ein Mond und hat eine dunkle Seite, die er niemanden zeigt‹. Dies hier ist meine. Hochachtungsvoll, William H. Bonney Jr.«



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Beitrag04.06.2022 09:41

von Gast
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Beitrag05.06.2022 13:16

von Murmel
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EIgentlich recht gut geschrieben, hat aber noch Luft nach oben.

Namen und Bezeichnungen. Mag an meinem Alter liegen, aber die vielen Namen und Bezeichnungen verwirren mich, ich musste daher Passagen mehrmals lesen, um zu wissen, wer nun was ist und was tut. Und warum.
Bleibe bei einem Namen oder noch besser, gebe dem Barkeeper und den anderen keinen in der Erzählung. Die Story ist zu kurz, um sofort zu erfassen, wie jeder heißt.
Die Perspektivänderungen machen es auch nicht leichter.
Kleine Kleinigkeiten: Es gab keinen Town Marshal. Marshal ist immer federal, heißt also vom Bund. Sheriff ist für einen Landkreis zuständig. Der Marshal wird  eingestellt, der Sheriff gewählt. Das ist auch heute noch so.
In den Filmen wiehern Pferde andauernd, was Unsinn ist. Der Hengst würde in dieser Situation nichts zum Wiehern haben. smile

Ansonsten gut geschrieben, wie gesagt, obwohl ich nicht weiß, was ich mit dieser Story anfangen soll. Das ist vielleicht das Hauptmanko an dieser Story. Sie hat keine Aussage.

smile


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Eulenfeder8
Schneckenpost


Beiträge: 14



Beitrag17.06.2023 11:17
gute spannende Idee, aber mit Überarbeitungsbedarf
von Eulenfeder8
Antworten mit Zitat

Hallo, Seth Gecko,

deine Geschichte ist vom Schreibstil nicht schlecht, sollte aber inhaltlich noch überarbeitet werden.
Folgende Punkte haben mich beim Lesen gestört:

- Etliche Charaktere auf engstem Raum: Verwende nicht zu viele Namen, dass verwirrt nur. Nebenfiguren, die nur am Rande auftreten und nur ein oder zwei kleinen Auftritte haben, brauchen definitiv keine Namen. Der allererste Absatz wäre verständlicher, wenn es statt der Namen eine Beschreibung gäbe. So weiß man überhaupt nicht, wie man sich die Jungen vorstellen soll. Welches Alter? Wie angezogen (Jahrhundert)? Welche Nationalität? Warum Halbblut? ...
Da sie später noch beschrieben werden, reicht vielleicht auch ein einfaches "einer von ihnen" oder "der Älteste der vier" etc.

- 2. Absatz: der größte Koffer, den sie je gesehen hat? Wie soll der auf ein Pferd passen?

- Ich kenne mich historisch auf dem Gebiet zwar nicht aus, aber meinem Gefühl nach hat ein Schreiberling in dieser Zeit und in dem Land nicht viel zu sagen. "Junior" ist für mich eine unrealistische Figur, wie er mit Geld und Selbstbewusstsein vor den Leuten steht, seine literarischen Andeutungen macht, die kein Mensch dort versteht, und trotzdem mit Respekt/Achtung angesprochen wird. Auf dem Land, wo jede Hand zählt, wäre ein Schreiberling eher verlacht oder verachtet worden.
Es fällt mir schwer, mich in die Situation einzufinden.

- letzter Absatz: wie schafft das klapprige, schwache, alte Pferd, beide Reiter samt schwerer Schreibmaschine zu tragen? Und warum setzt er überhaupt auf ein so altes Pferd, wenn er eine (für ihn) wichtige Mission hat? Er hat scheinbar keine persönliche Verbindung zu dem Pferd, also hätte er sich doch ein besseres kaufen oder klauen können. (Junior schein ja keinen großen Sinn für Gesetze zu haben)

- was ist das Ziel der Geschichte? Nur, das Kind von Billy the Kid vorzustellen? Es schient keinen richtigen Plot zu geben, weshalb man keinen Wunsch hat, die Geschichte weiter zu verfolgen.

Ich denke, die Geschichte hat Potenzial. Das Kind von Billy the Kid zu verfolgen, dass eher unbewusst in die Fußstapfen seines Vaters tritt - da kann viel Action und Spannung aufgebaut werden.
In deinem Abschnitt fehlt mir das leider, lässt sich aber noch machen!

Viele Grüße
Eulenfeder8
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Aska Centauri
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
A

Alter: 57
Beiträge: 38
Wohnort: Regensburg


A
Beitrag17.06.2023 13:08

von Aska Centauri
Antworten mit Zitat

Sprachlich finde ich die Geschichte sehr gut! Man merkt, mit wie viel Sorgfalt sie geschrieben wurde und über was für einen großen Wortschatz du verfügst.

Ein paar Kritikpunkte wurden ja schon angesprochen. Mir fehlt ebenfalls die Aussage des Textes. Die könntest du noch besser herausarbeiten.

Ansonsten eine interessante Geschichte!
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wohe
Geschlecht:männlichKlammeraffe
W

Alter: 71
Beiträge: 632
Wohnort: Berlin


W
Beitrag17.06.2023 13:46

von wohe
Antworten mit Zitat

Hi Seth Gecko,

zum Inhaltlichen:
soweit ich es verstehen, kommt der Sohn von Billy the Kid in den Ort, um Jose Montoya zu befreien.
Bitte erläutere mir:
Warum? Weil der ein Freund seines Vaters war und weil er von dem etwas erfahren will? Wenn ja, was?
Woher weiß er, dass der dort im Gefängnis sitzt?
Verweisen die Namen der Handelnden auf Zusammenhänge? Wenn ja, welche?
Warum das mit der Schreibmaschine? Zwecks Ablenkung der Opfer?
Ansonsten:
Spannend!

MfG Wohe
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Fistandantilus
Geschlecht:männlichWeltenwanderer

Alter: 43
Beiträge: 817
Wohnort: Augsburg
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Beitrag17.06.2023 14:49

von Fistandantilus
Antworten mit Zitat

Ich kann sagen, dass Seth seit einem guten Jahr aus Zeitgründen nicht mehr im Forum war (bin mit ihm befreundet). Heute hat er sich eingeloggt, vermutlich hat er die Benachrichtigung aktiviert, wenn hier Beiträge eingehen. Am besten wartet ihr erst mal, ob und wann er sich meldet.
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Seth Gecko
Geschlecht:männlichLeseratte


Beiträge: 131
Wohnort: Neu-Bielefeld


Beitrag21.06.2023 22:08
Re: gute spannende Idee, aber mit Überarbeitungsbedarf
von Seth Gecko
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Eulenfeder8 hat Folgendes geschrieben:
Hallo, Seth Gecko,

deine Geschichte ist vom Schreibstil nicht schlecht, sollte aber inhaltlich noch überarbeitet werden.


Moin, Eulenfeder8

Vielen Dank für Deinen Kommentar, Deine Anmerkungen und vor allem, Deine Zeit.
Gerne gehe ich kurz auf Deine Kritikpunkte ein:

Eulenfeder8 hat Folgendes geschrieben:

- Etliche Charaktere auf engstem Raum: Verwende nicht zu viele Namen, dass verwirrt nur. Nebenfiguren, die nur am Rande auftreten und nur ein oder zwei kleinen Auftritte haben, brauchen definitiv keine Namen. Der allererste Absatz wäre verständlicher, wenn es statt der Namen eine Beschreibung gäbe. So weiß man überhaupt nicht, wie man sich die Jungen vorstellen soll. Welches Alter? Wie angezogen (Jahrhundert)? Welche Nationalität? Warum Halbblut? ...
Da sie später noch beschrieben werden, reicht vielleicht auch ein einfaches "einer von ihnen" oder "der Älteste der vier" etc.


Ja, die vielen Namen/Personen wurden der Geschichte bereits von anderen Leser:innen angekreidet. Bin mir nicht sicher, ob es z.B. Doc und Mallory braucht. Sollte ich irgendwann nochmal daran feilen, werde ich die zwei vielleicht hinausschmeißen.
Beim ersten Absatz sehe ich ebenfalls Deinen Punkt. Auch wenn ich ein Befürworter der "Mut zur Lücke" bin (soll die Leserschaft sich ihr eigenes Bild der Rotzlöffel im Kopf ausmalen), könnte eine minimalistische Beschreibung beim Einstieg in die Szenerie hilfreich sein.   

Eulenfeder8 hat Folgendes geschrieben:

- 2. Absatz: der größte Koffer, den sie je gesehen hat? Wie soll der auf ein Pferd passen?


Ich bin davon ausgegangen dass die gute Ms. Higgins noch nicht all zu viele Koffer in ihrem tristen Leben im texanisches Gallows Rest zu Gesicht bekommen hat. wink

Eulenfeder8 hat Folgendes geschrieben:

- Ich kenne mich historisch auf dem Gebiet zwar nicht aus, aber meinem Gefühl nach hat ein Schreiberling in dieser Zeit und in dem Land nicht viel zu sagen. "Junior" ist für mich eine unrealistische Figur, wie er mit Geld und Selbstbewusstsein vor den Leuten steht, seine literarischen Andeutungen macht, die kein Mensch dort versteht, und trotzdem mit Respekt/Achtung angesprochen wird. Auf dem Land, wo jede Hand zählt, wäre ein Schreiberling eher verlacht oder verachtet worden.
Es fällt mir schwer, mich in die Situation einzufinden.


Ich weiß, was Du meinst. Die Authentizität der Figur geht zugunsten des Stils der Geschichte verloren. Aber so wollte ich es erzählen. Wenn niemand mit dem Prota reden würde, bzw. alle ihn auslachen, wäre es eine andere Geschichte. Ich könnte allerdings noch mehr herausarbeiten, dass sein selbstbewusstes Auftreten diese Hinterwäldler verunsichert, das kam anscheinend nicht ausreichend rüber.

Eulenfeder8 hat Folgendes geschrieben:

- letzter Absatz: wie schafft das klapprige, schwache, alte Pferd, beide Reiter samt schwerer Schreibmaschine zu tragen? Und warum setzt er überhaupt auf ein so altes Pferd, wenn er eine (für ihn) wichtige Mission hat? Er hat scheinbar keine persönliche Verbindung zu dem Pferd, also hätte er sich doch ein besseres kaufen oder klauen können. (Junior schein ja keinen großen Sinn für Gesetze zu haben)


 Very Happy Ja, das olle Pferd. Auch das haben andere bereits kritisiert. Zu Recht. Als ich die Geschichte schrieb, dachte ich mir, es wäre doch cool, wenn Juniors Pferd irgendeine Besonderheit hätte und es jederzeit tot umfallen könnte. Den gesamten "Pferd"-Inhalt könnte ich bedenkenlos streichen.

Eulenfeder8 hat Folgendes geschrieben:

- was ist das Ziel der Geschichte? Nur, das Kind von Billy the Kid vorzustellen? Es schient keinen richtigen Plot zu geben, weshalb man keinen Wunsch hat, die Geschichte weiter zu verfolgen.


Dass Du die Geschichte nicht weiter verfolgen möchtest, ist natürlich schade. Das Ziel der Geschichte ist Folgendes:
Der Sohn des legendären Billy the Kid, ein weltgewandter junger Mann, der Schriftsteller geworden ist, erscheint in einem texanischen Kuhkaff. Er ist dort, um einen Gefangenen vor dem Galgen zu retten, da dieser früher mit seinem Vater geritten ist, den unser Prota nie kennengelernt hat. Er will von ihm persönlich Geschichten aus dem Leben des Vaters hören, persönliche Dinge, um ihm - wenn auch verspätet und über den Tod hinaus - näher zu sein. Letzteres hätte ich besser herausarbeiten sollen.

Eulenfeder8 hat Folgendes geschrieben:

Ich denke, die Geschichte hat Potenzial. Das Kind von Billy the Kid zu verfolgen, dass eher unbewusst in die Fußstapfen seines Vaters tritt - da kann viel Action und Spannung aufgebaut werden.
In deinem Abschnitt fehlt mir das leider, lässt sich aber noch machen!

Viele Grüße
Eulenfeder8


Danke für Deinen kritischen Blick und Deine Aufmerksamkeit. Ob ich die Geschichte noch einmal bearbeiten werde, weiß ich allerdings nicht.

Beste Grüße
Seth


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Seth Gecko
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Beitrag21.06.2023 22:10

von Seth Gecko
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Aska Centauri hat Folgendes geschrieben:
Sprachlich finde ich die Geschichte sehr gut! Man merkt, mit wie viel Sorgfalt sie geschrieben wurde und über was für einen großen Wortschatz du verfügst.

Ein paar Kritikpunkte wurden ja schon angesprochen. Mir fehlt ebenfalls die Aussage des Textes. Die könntest du noch besser herausarbeiten.

Ansonsten eine interessante Geschichte!


Moin Aska Centauri,

dass Du mit meiner kleinen Western-Story eine gude Zeit hattest, freut mich sehr.
Bzgl. der fehlenden Aussage, siehe vorheriger Kommi.

Vielen Dank für Deine Aufmerksamkeit und Deine Zeit,

beste Grüße
Seth


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Seth Gecko
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Beitrag21.06.2023 22:21

von Seth Gecko
pdf-Datei Antworten mit Zitat

wohe hat Folgendes geschrieben:
Hi Seth Gecko,

zum Inhaltlichen:
soweit ich es verstehen, kommt der Sohn von Billy the Kid in den Ort, um Jose Montoya zu befreien.
Bitte erläutere mir:
Warum? Weil der ein Freund seines Vaters war und weil er von dem etwas erfahren will? Wenn ja, was?


Moin wohe,
danke für Deinen Kommentar, Deine Fragen, Deine Zeit.
Gerne versuche ich, Dir Antworten zu liefern:

Er will Montoya vor dem Galgen retten, da dieser früher mit seinem Vater geritten ist. Junior schreibt ein Buch über den Sr. und erhofft sich, persönliche Geschichten und Anekdoten von Montoya zu erfahren, schließlich hat er (Junior) seinen Vater nie kennengelernt.

wohe hat Folgendes geschrieben:

Woher weiß er, dass der dort im Gefängnis sitzt?


Keine Ahnung. Interessante Frage. Ist das wichtig für die Geschichte? Confused

wohe hat Folgendes geschrieben:

Verweisen die Namen der Handelnden auf Zusammenhänge? Wenn ja, welche?

Nö, die Namen bedeuten und verweisen auf nix.

wohe hat Folgendes geschrieben:

Warum das mit der Schreibmaschine? Zwecks Ablenkung der Opfer?

Ich hatte Bock, eine Western-Story zu schreiben, die ein frisches Element erhält. Bin dann eher zufällig über die ersten Schreibmaschinen gestolpert, habe ein wenig recherchiert und so kam eins zum andern. Junior benutzt sie für seinen Beruf und ... ja, hier dazu um die ungebildeteren Landeier abzulenken.

wohe hat Folgendes geschrieben:

Ansonsten:
Spannend!


Das freut mich. Danke Dir für die Aufmerksamkeit.
Beste Grüße
Seth


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Arminius
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Beitrag22.06.2023 10:19
Re: Das Greenhorn
von Arminius
Antworten mit Zitat

Seth Gecko hat Folgendes geschrieben:
Der gepanzerte Körper lag im Staub abseits der Hauptstraße, bedeckt von den vier Schatten seiner jungen Mörder.


Wenn Du mir das plausibel erklären kannst, lese ich weiter Wink


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A mind is like a parachute. It doesn´t work if it is not open (Frank Zappa)
There is more stupidity than hydrogen in the universe, and it has a longer shelf life (Frank Zappa)
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Seth Gecko
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Beitrag22.06.2023 17:35
Re: Das Greenhorn
von Seth Gecko
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Arminius hat Folgendes geschrieben:
Seth Gecko hat Folgendes geschrieben:
Der gepanzerte Körper lag im Staub abseits der Hauptstraße, bedeckt von den vier Schatten seiner jungen Mörder.


Wenn Du mir das plausibel erklären kannst, lese ich weiter Wink


Moin Arminius,
Danke für Deinen Kommentar. Ich werd’s versuchen. Very Happy
Ein Gürteltier liegt tot auf dem Boden. Die Sonne scheint. Vier Jungen stehen nah beieinander, begutachten ihr Werk: die Tierleiche. Ihre Schatten fallen auf den Kadaver und „bedecken“ ihn. That’s it.

Viel Spaß beim Weiterlesen. Oder auch nicht, falls mein Erklärungsversuch Dir zu wenig Plausibilität enthalten hat.  

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und mit besten Grüßen
Seth


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Arminius
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Beitrag22.06.2023 20:38
Re: Das Greenhorn
von Arminius
Antworten mit Zitat

Seth Gecko hat Folgendes geschrieben:
Ein Gürteltier liegt tot auf dem Boden. Die Sonne scheint. Vier Jungen stehen nah beieinander, begutachten ihr Werk: die Tierleiche. Ihre Schatten fallen auf den Kadaver und „bedecken“ ihn. That’s it.


Tja, Seth Gecko, leider kann ich mir das immer noch nicht bildlich vorstellen. Die Größenverhältnisse bereiten mir Probleme.

Die einzige Gürteltierart, die in N-Amerika beheimatet ist (Dasypus novemcinctus), bringt es auf eine Kopf-Rumpflänge von maximal 55 cm. Wenn die vier Typen, wie ich mal annehme, nebeneinanderstehen, nimmt jeder für sich eine Standbreite von 70 cm in Anspruch. Das sind, selbst wenn sie so dicht stehen, dass sich ihre Arme berühren insgesamt 2,8 m, eher 3 m. Wenn die Sonne von hinten scheint, können höchstens zwei der vier Schatten auf das tote Tier fallen, bei schrägem Lichteinfall noch weniger.
Vorschlag: schreib doch einfach "im Schatten seiner Mörder".

Da ich natürlich doch weitergelesen habe, gleich der nächste Punkt:
Glucksen,schnarren und blöken sind keine Synonyme für sprechen (es gibt im Forum mehrere Kommentare, die das bei ähnlichen Formulierungen monieren). Daran halten musst Du Dich nicht.
"Aus Reflex" ist eine unübliche Formulierung; reflexartig würde auch nicht gut passen, da Gleiten eine eher langsame Bewegung ist. Wie wäre es mit "aus (alter) Gewohnheit"?

Damit bin ich mit meiner Kritik schon am Ende. Die Story liest sich spannend, vor allem wegen der überraschenden Wendungen. Die Dialoge sind trotz einiger genretypischer  Klisches originell.
Fazit: ich würde weiterlesen.


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