Am Herzen

[Kurzerede]

Die, die uns am Herzen liegen,
machen uns das Leben so fein.

Die, die uns am Herzen liegen,
machen uns das Leben zur Pein.

Wie kann sowas sein?

Weil
die, die
uns am Herzen liegen
uns am Herzen liegen.

[Nina]

lieber kurzerede,

wie ich sehe, hast du die fett-und großschrift des gedichtes geändert, das finde ich super.  das gedicht ist sehr schlicht, mit einfachen worten, so passt auch eine schlichte äußere form besser dazu.
grundsätzlich finde ich es gut, einfache worte zu verwenden, sowohl in prosa, als auch in der lyrik. du hast hier gereimt, und mir scheint, dass das gedicht dadurch verloren hat. was meine  ich damit? die reime verhindern m.e. hier eine vertiefung des themas. es wirkt wie fertig, das gedicht, aber für mich ist es das noch nicht.

worum es geht, ist klar. jemand, der bedeutung hat für einen  menschen, kann zur bereicherung und verschönerung des lebens beitragen, und genauso, (bisweilen) passiert oder ist es auch das gegenteil. das ist eine allgemeine wahrheit, die, wenn du mich fragst, jeder weiß. für mein empfinden ist es zu schlicht, zu wenig. und fein und pein sind keine bilder, es sind worte, die so m.e. zu wenig/nichts hier sagen, was berühren könnte.

interessanter ist doch, wenn etwas neues, unerwartetes, ungewöhnliches erzählt wird und hinein kommt. das kann über eine neue perspektive, wortwahl, setzungen/formen, ungewöhnliche formulierungen oder erfahrungen und/oder  schlüsse zum beispiel erfolgen, oder über das thema usw.

in deinem gedicht ist also die allgemeine oben erwähnte wahrheit enthalten. das kann man durchaus als basis und ausgangspunkt verwenden. aber dort nicht stehen bleiben und sich im kreis drehen, sondern etwas neues entdecken. das macht es beim schreiben für dich  interessanter, und auch für die leser:innen ist das interessanter (behaupte ich einfach mal so).
verzichte dazu besser (zumindest vorerst) auf reime. reime sehen vielleicht einfach aus, sind sie aber nicht. einmal deshalb, weil es schon sehr viele auch typische reime gibt, die eher gemieden werden, weil es sie schon millionenfach gab in gedichten, zum beispiel der reim herz auf schmerz oder umgekehrt. es gibt viele weitere beispiele.

so wie dein gedicht jetzt hier ist, ist es für mich, wie ich schon schrieb, eine erste version, eine erste annäherung an ein thema. von dort aus, kannst du weiter gehen, es vertiefen. du hast das ja geschrieben, dieses thema behandelt, weil dich etwas daran berührt oder anrührt oder interessiert oder weil es bedeutung für dich hat. erzähle etwas mehr, vertiefe, und trau dich etwas mehr.

ich hoffe, das war hilfreich und inspirierend für dich.

liebe grüße
nina

[Ralphie]

Endlich mal ein Reim mit Sinn!

[Kurzerede]

Hallo Nina,
ich freue mich, dass Du Dich so intensiv mit meinen wenigen Zeilen auseinander gesetzt hast!
Der Sinn, der mich zum Schreiben dieses kleinen Gedichtchens bewegt hat, geht noch ein wenig tiefer. Nämlich auch dahin, dass im Grunde nur die, die uns am Herzen liegen unser Leben mit seinen höchsten Höhen und tiefsten Tiefen ausmachen. Alle anderen Höhen- und Tiefen-Verursacher sind im Vergleich nur Statisten. Aber gerade weil sie uns so sehr am Herzen liegen, sind die höchsten Höhen und tiefsten Tiefen die Bereicherung unseres Lebens, die wir auch gar nicht missen möchten.
Wer mag schon einen Film sehen, in dem nur Statisten vorkommen ...
Grundsätzlich hast Du aber auch Recht damit, dass dem Gedicht ohne Reim von vornherein mehr erkennbare Tiefe hätte verliehen werden können.
Die große Mehrheit meiner anderen Gedichte ist tatsächlich auch ungereimt.

Hallo Ralphie,
ich freue mich sehr, dass Dir das Gedicht gefällt und danke für's Lesen.