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die Haupt-POV umnieten

 
 
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Grim
Eselsohr


Beiträge: 280



Beitrag26.05.2022 19:53
die Haupt-POV umnieten
von Grim
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Der Titel sagt es eigentlich schon. Habt ihr schon Geschichten geschrieben, in dem (eine der) Haupt-POVs irgendwann in der Mitte stirbt und eine andere übernimmt?
Ich hatte das ursprünglich vor, wollte einen der drei POVs im ersten Drittel opfern, um die Spielregeln (everybody can die) klarzumachen. Der Effekt war aber eher das Gegenteil, nämlich: Jetzt sind nur noch zwei übrig, das Buch hat noch 400 Seiten, also stirbt erstmal keiner mehr. Das, und man verliert einen entwickelten Charakter, wodurch manche Leser das Buch weglegen oder nicht mehr in die anderen Charaktere investieren möchten. Klappt das nur bei hinreichend großen Casts? Mich würden insbesondere konkrete Umsetzungen interessieren, aber natürlich auch Meinungen.


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bonk
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Ralphie
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Beitrag26.05.2022 19:56

von Ralphie
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Ich habe meine Hauptfigur zum Schluss an Altersschwäche sterben lassen.

 Smile
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Willebroer
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Beitrag26.05.2022 23:33

von Willebroer
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Es gibt klassische Beispiele, je nach Interpretation: Gandalf, Siegfried ...
Und wovon handelt eigentlich das Neue Testament ???

Meistens sind es allerdings am Anfang mehr als drei, je nach Definition, was ein (Haupt-)Prota ist.

Den Witz mit Johannes dem Täufer spare ich mir mal

Manchmal ist es sogar nötig, einen rauszunehmen (auch ohne zu sterben), wenn er zu dominant wird.
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Selanna
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Beitrag26.05.2022 23:44

von Selanna
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Bernhard Hennen: Die Könige der ersten Nacht

Es ist schon lange her, dass ich es las. Aber soweit ich mich erinnere, stirbt die Figur, die ich als Hauptfigur sah, nach ungefähr einem Drittel des Buchs. Dann gibt es drei Hauptfiguren, zumindest habe ich es so interpretiert, erst ganz am Schluss erkennt man, wer die eigentliche Hauptfigur war. Fand ich, als ich es vor zwei Jahrzehnten las, umwerfend von der Dramaturgie. Wie ich es heute fände, weiß ich aber nicht

Vllt hilft Dir das ja trotzdem ein bisschen 😉🙂


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Grim
Eselsohr


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Beitrag27.05.2022 00:17

von Grim
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Zitat:
Es gibt klassische Beispiele, je nach Interpretation: Gandalf, Siegfried ...


Uff, ich habe keines von beiden gelesen. Zumindest im Film hatte Gandalfs Tod aber nicht die Wirkung, die ich erzielen will. Ich war mir nämlich den ganzen Film über sicher, dass Frodo nicht stirbt und am Ende den Ring zerstört. Gerade diese Sicherheit möchte ich aber bei mir loswerden (damit Lebensgefahr auch wirklich Lebensgefahr bedeutet).


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Grim
Eselsohr


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Beitrag27.05.2022 00:24

von Grim
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Selanna hat Folgendes geschrieben:
Bernhard Hennen: Die Könige der ersten Nacht

Es ist schon lange her, dass ich es las. Aber soweit ich mich erinnere, stirbt die Figur, die ich als Hauptfigur sah, nach ungefähr einem Drittel des Buchs. Dann gibt es drei Hauptfiguren, zumindest habe ich es so interpretiert, erst ganz am Schluss erkennt man, wer die eigentliche Hauptfigur war. Fand ich, als ich es vor zwei Jahrzehnten las, umwerfend von der Dramaturgie. Wie ich es heute fände, weiß ich aber nicht

Vllt hilft Dir das ja trotzdem ein bisschen 😉🙂


Das könnte sein, was ich suche. Mir geht es insbesondere darum, wie man den Switch von Anscheinend-Prota (oder zumindest Haupt-POV eines Strangs) zu einem scheinbaren Nebencharakter wechselt, der den Strang weiterführt. Denn dafür muss ich erstens das Opferlamm entwickeln, damit der Tod auch knallt, aber gleichzeitig den Ersatz, damit die Lücke gefüllt werden kann.


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Willebroer
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Wohnort: OWL


Beitrag27.05.2022 01:09

von Willebroer
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Da mußt du aufpassen, daß es nicht zu konstruiert wirkt.

Aber ein Rollenwechsel kann sehr viel Dynamik reinbringen. Beispiel: GoT - da ist es fast schon zu exzessiv. Auch weil Nebenfiguren zu Sympathieträgern aufsteigen. Aber man lernt echt zu bangen - oder zu hoffen, es würde den doch endlich auch erwischen. Mad
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Murnockerl
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Beitrag27.05.2022 06:40

von Murnockerl
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Mir würde als Beispiel noch Wicked von Gregory Maguire einfallen. Da wird in großen Teilen aus der Sicht anderer Figuren als der Protagonistin erzählt, die dann auch teilweise von der Bildfläche verschwinden (nicht unbedingt sterben, aber z.B. heiraten und sich aus dem gesellschaftlichen Leben zurückziehen), ohne in der Geschichte wirklich eine Rolle gespielt zu haben.
Generell arbeitet der Autor viel mit unkonventionellen Methoden, z.B. wird der Love Interest der Hauptfigur in der Mitte des Buches verschleppt und verschwindet auf nimmer Wiedersehen irgendwo im Getriebe des Überwachungsstaates. Der Prota gelingt es bis zum Ende des Buches weder ihn zu retten, noch bekommt sie seinen Tod bestätigt. Als sie am Ende den Bösewicht nach ihm fragt, kann der sich auch nicht erinnern.

Für mich hat das in dem Buch super funktioniert und das Gefühl "echten Lebens" erzeugt, in dem man sich ja auch nicht darauf verlassen kann, dass die Geschehnisse nach vorgegebenen Regeln ablaufen.
Ich glaube, man muss mit solchen eher unkonventionellen Erzählmethoden aufpassen, damit sich die Leser*innen nicht vor den Kopf gestoßen fühlen, aber wenn man es gut macht, kann man damit auf großartige Weise Spannung und das Gefühl von Lebensnähe erzeugen.
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Selanna
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Beitrag27.05.2022 08:39

von Selanna
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Grim hat Folgendes geschrieben:
Mir geht es insbesondere darum, wie man den Switch von Anscheinend-Prota (oder zumindest Haupt-POV eines Strangs) zu einem scheinbaren Nebencharakter wechselt, der den Strang weiterführt.
Wie gesagt, ich kann mich nicht mehr so exakt an das Buch erinnern, ist also wsl nicht so ganz richtig (kompletter Spoiler folgt)
Man begleitet einen Knappen oder sehr jungen Ritter, der zu einer Gruppe von drei erfahrenen Rittern gehört. Sie gehören zum Zug Barbarossas nach Oberitalien. Für den Jungen ist alles ein großes Abenteuer, ich las die Geschichte durch seine Augen. - Dann kommt er plötzlich um, schon nach ungefähr einem Drittel. Der Fokus liegt dann auf seinen drei Ritterfreunden, die um ihn trauern, sich an ihn erinnern und über ihn reden, während sie weiter dem Zug Barbarossas angehören. Lange dachte ich, der Junge ist nicht tot und taucht wieder auf, aber irgendwann hatte ich mich dann an das Triumvirat als neue Hauptfiguren gewöhnt. Ich folgte ihren Abenteuern. Ich glaube, am Ende kehrt nur einer heim, schwer entstellt, zur Frau eines seiner Kameraden. Und irgendwie war dann klar, dass er das Buch rückwirkend aus seiner Sicht erzählt hat (glaub ich). Ich glaube auch, dass es der ruhigste, am wenigsten heldenhafte war, darum überraschte es mich, dass er am Schluss im Mittelpunkt stand.


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Maunzilla
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Beitrag27.05.2022 10:40

von Maunzilla
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Man kann alles schreiben. Die Frage ist nur, ob die Leser das auch goutieren. Ich goutiere es gar nicht.
Mag sein, daß ein meisterhafter Autor es fertig bringt, mich an eine neue Hauptfigur zu gewöhnen, aber ich hätte dennoch das Gefühl, betrogen worden zu sein. Die meisten Autoren sind jedoch keine Meister, und schaffen es daher oft nicht einmal, die einzige Hauptfigur einigermaßen sympathisch und interessant wirken zu lassen. Insofern sollte man sich derlei Kunstgriffe sehr wohl überlegen, da sie oft nicht die gewünschte Wirkung erzielen. Manch eine "originelle" Idee das Autors löst beim Leser nur Unmut oder bestenfalls Schulterzucken aus.


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Thomas74
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Beitrag27.05.2022 11:41

von Thomas74
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Konkrete Negativbeispiele:
 Jack McDevitt "Die ewigen Straßen", Solide eingeführter Hauptprota stirbt aus eher effekthascherischen Gründen und wird durch mehrere blasse Charaktere ohne Identifikationspotential ersetzt.
Stephan R Bellem "Welt aus Staub" Anfängliche Hauptprota mit interessanter Herkunftsgeschichte und Charakter wird zugunsten einer nicht halb so interessanten Hauptprota geopfert.

Ich grübele gerade nach positiven Beispielen, mir fallen aber nur welche ein, wo einer oder mehrere Identifikationsprota eher am Ende gemeuchelt werden und jemand anderes für den Abspann übernimmt...


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WSK
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Beitrag27.05.2022 12:02

von WSK
Antworten mit Zitat

Kommt drauf an, was dein Ziel ist. Wenn das dein Erstlingswerk ist und du damit einen Verlag finden willst, LASS ES BLEIBEN. Viel zu experimentell und zu speziell. GRRM ist da einfach ein Ausnahmetalent.
Wenn du einfach mal was nices und cooles Alternatives schreiben willst, oder wenn du ein Risiko eingehen willst, dann raus damit.

Ich persönlich kann damit gar nichts anfangen, und fand das selbst bei ASoIaF scheiße, wie da reihenweise Hauptcharaktere abgemetzelt wurden. Schon bei Ned Stark fand ich es zum kotzen. Aber ich bin auch ne Pussy und lese kaum Fantasy und eigentlich nur Liebesromane.
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Willebroer
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Beitrag27.05.2022 12:15

von Willebroer
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Wohlstandskrankheit hat Folgendes geschrieben:
GRRM ist da einfach ein Ausnahmetalent.


Von Anfang an? Auch bei seinem Erstlingswerk?
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WSK
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Beitrag27.05.2022 12:26

von WSK
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Willebroer hat Folgendes geschrieben:
Von Anfang an? Auch bei seinem Erstlingswerk?

Die Chance, einen Verlag zu finden, ist einfach größer, wenn man sich an den "Standard" der Buchbranche hält. Ist doch kein Geheimnis.

Natürlich kann man auch mit abgefahrenem Zeug Erfolg haben, das vom Mainstream abweicht. Das passiert immer wieder. Ich würde aber nicht direkt Wetten drauf abschließen. Razz
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lia88
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Beitrag27.05.2022 15:01

von lia88
Antworten mit Zitat

Ich seh das auch ein bisschen kritisch. Muss es unbedingt die Haupt-POV sein? Okay, die Perspektive, die am häufigsten vorkommt - aber ich denke, dass es wichtig ist, dass die Leser in dem Moment, wo die Perspektive wegfällt, noch ausreichend motiviert sind, weiterzulesen. Denn wenn sie alle Sympathien für die eine Person aufbauen und diese dann stirbt... dann ist es ein wenig so, als wäre das Buch schon zu Ende.
Also es müssen genügend Fragen noch offen sein, dass man weiterlesen mag.
Und die anderen beiden Perspektiven müssen sympathisch genug sein, um die Geschichte weitertragen zu können. Evtl könnte schon vor dem Tod eine der anderen Perspektiven etwas stärker in den Fokus rücken.

Oder du schreibst das Buch erst mal nur zu dem Punkt, wo er stirbt. Und das andere, aus Sicht der anderen wird dann eben die Fortsetzung. Aber keine Ahnung, ob du dann genug Seiten zusammen bekommst und es sich nach Ende anfühlt (wenn die Geschichte noch offen ist)?

Das was ich schreibe ist nur, was ich denke. Ich hab noch nie ein Buch gelesen, wo das so umgesetzt wurde, daher kann ich nicht beurteilen, wie das wirkt.
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Grim
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Beitrag27.05.2022 15:01

von Grim
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Zitat:
Man kann alles schreiben. Die Frage ist nur, ob die Leser das auch goutieren. Ich goutiere es gar nicht.
Mag sein, daß ein meisterhafter Autor es fertig bringt, mich an eine neue Hauptfigur zu gewöhnen, aber ich hätte dennoch das Gefühl, betrogen worden zu sein.


Interessant, ich habe ganz im Gegenteil bei Actionszenen das Gefühl, betrogen worden zu sein, wenn sich der Held sich zum x-ten mal in letzter Sekunde rettet. Ich glaube, wenn man früh die Spielregeln klarmacht, kommt so ein Tod auch nicht out-of-nowhere.
Allerdings hast du wohl recht damit, dass man sich insofern betrogen vorkommt, als dass die Charakterentwicklung eben für die Katz war (und man folglich nicht bereit ist, emotional in Charaktere zu investieren). Das habe ich schon von mehreren Leuten gehört, und dass du das auch so siehst bestätigt das. Das ist auf jeden ein Fall ein negativer Aspekt, der damit einhergeht, und den man gegen die Vorteile abwägen muss, den so eine Aktion bringt.

Zitat:
Die meisten Autoren sind jedoch keine Meister, und schaffen es daher oft nicht einmal, die einzige Hauptfigur einigermaßen sympathisch und interessant wirken zu lassen.

Naja das ist dann eben die Challenge. Ein Ding der Unmöglichkeit ist es aber nicht. Ich sehe das Problem eher darin, dass man eine POV mehr entwickeln muss als sowieso schon. Das hat mir auch das Genick gebrochen bzw. war der Grund, warum ich es nicht gemacht habe: Erster Teil einer Fantasy Reihe, neue Welt, neue Magie, 3 POVs ist schon genug, an dem man als Leser zu kauen hat (finde ich).

Zitat:
Insofern sollte man sich derlei Kunstgriffe sehr wohl überlegen, da sie oft nicht die gewünschte Wirkung erzielen. Manch eine "originelle" Idee das Autors löst beim Leser nur Unmut oder bestenfalls Schulterzucken aus.

Naja, dann muss man sie halt besser umsetzen bzw. auch den richtigen Rahmen für so eine Aktion finden. Darum ging es mir in dem Thread ja auch: Was sind Vor- und Nachteile, wann lohnt sich so eine Aktion überhaupt und wie bringt man sie gut über die Bühne.


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Grim
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Beitrag27.05.2022 15:20

von Grim
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lia88 hat Folgendes geschrieben:
Ich seh das auch ein bisschen kritisch. Muss es unbedingt die Haupt-POV sein? Okay, die Perspektive, die am häufigsten vorkommt - aber ich denke, dass es wichtig ist, dass die Leser in dem Moment, wo die Perspektive wegfällt, noch ausreichend motiviert sind, weiterzulesen. Denn wenn sie alle Sympathien für die eine Person aufbauen und diese dann stirbt... dann ist es ein wenig so, als wäre das Buch schon zu Ende.
Also es müssen genügend Fragen noch offen sein, dass man weiterlesen mag.
Und die anderen beiden Perspektiven müssen sympathisch genug sein, um die Geschichte weitertragen zu können. Evtl könnte schon vor dem Tod eine der anderen Perspektiven etwas stärker in den Fokus rücken.


Der Gedankengang ist praktisch identisch mit dem einer Testleserin ^^ Die Schwarmintelligenz hat gesprochen.  Ich habe mich bei meinem jetzigen Buch dagegen entschieden, würde das aber gerne in Zukunft umsetzten. Ich hatte genau das vor, was du sagst, sprich das Opferlamm + eine Nebencharakter entwickeln (aus POV des Opferlamms, der Nebencharakter wird "heimlich" mitentwickelt, bis er stark genug ist, zu übernehmen), dann das Opferlamm killen und den Switch durchführen. Ich habe mich dagegen entschieden, weil einfach kein Platz für die zusätzliche POV war.

Zitat:
Oder du schreibst das Buch erst mal nur zu dem Punkt, wo er stirbt. Und das andere, aus Sicht der anderen wird dann eben die Fortsetzung. Aber keine Ahnung, ob du dann genug Seiten zusammen bekommst und es sich nach Ende anfühlt (wenn die Geschichte noch offen ist)?

Das ist keine Lösung, weil es komplett den Effekt verfehlt, den ich haben möchte. Ich investiere mit der Aktion (die das Buch erstmal eher schlechter als besser macht) in den Rest des Buches, nämlich dadurch, dass explizit gezeigt wurde, dass es keine Plotarmor gibt. Dadurch erhoffe ich mir, dass spannende Szenen auch wirklich spannend sind, da Hauptcharaktere genauso sterben können wie jeder andere auch.


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Thomas74
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Beitrag27.05.2022 15:22

von Thomas74
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lia88 hat Folgendes geschrieben:
Ich seh das auch ein bisschen kritisch. Muss es unbedingt die Haupt-POV sein? ... Denn wenn sie alle Sympathien für die eine Person aufbauen und diese dann stirbt... dann ist es ein wenig so, als wäre das Buch schon zu Ende.
Also es müssen genügend Fragen noch offen sein, dass man weiterlesen mag.
Und die anderen beiden Perspektiven müssen sympathisch genug sein, um die Geschichte weitertragen zu können.


Genau das wäre nein, ist auch meine Sorge. Dass der Leser zuklappt und das restliche Buch mit Verachtung straft.
Ich hab auch noch eine (halbfertige) Geschichte in der Schublade, wo der Haupt-Prota (allem Anschein nach) stirbt, zumindest in der Überzeugung der überlebenden B-Protas. (der Tote taucht zwar ca. 50 Seiten später wieder auf, aber ich habe die Befürchtung, dass sich die Leser so auf ihn eingeschossen haben, dass sie nach seinem vermeintlichen Ableben gefrustet das Buch zuklappen...Und spoilern will ich nicht.


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Grim
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Beitrag27.05.2022 15:37

von Grim
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Thomas74 hat Folgendes geschrieben:
lia88 hat Folgendes geschrieben:
Ich seh das auch ein bisschen kritisch. Muss es unbedingt die Haupt-POV sein? ... Denn wenn sie alle Sympathien für die eine Person aufbauen und diese dann stirbt... dann ist es ein wenig so, als wäre das Buch schon zu Ende.
Also es müssen genügend Fragen noch offen sein, dass man weiterlesen mag.
Und die anderen beiden Perspektiven müssen sympathisch genug sein, um die Geschichte weitertragen zu können.


Genau das wäre nein, ist auch meine Sorge. Dass der Leser zuklappt und das restliche Buch mit Verachtung straft.
Ich hab auch noch eine (halbfertige) Geschichte in der Schublade, wo der Haupt-Prota (allem Anschein nach) stirbt, zumindest in der Überzeugung der überlebenden B-Protas. (der Tote taucht zwar ca. 50 Seiten später wieder auf, aber ich habe die Befürchtung, dass sich die Leser so auf ihn eingeschossen haben, dass sie nach seinem vermeintlichen Ableben gefrustet das Buch zuklappen...Und spoilern will ich nicht.


Hast du denn mehrere POVs? Und sind diese nicht stark genug, die Geschichte weiterzuführen? Vom Wiederbeleben bin ich persönlich gar kein Fan.


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Willebroer
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Beitrag27.05.2022 15:38

von Willebroer
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Wohlstandskrankheit hat Folgendes geschrieben:
Willebroer hat Folgendes geschrieben:
Von Anfang an? Auch bei seinem Erstlingswerk?

Die Chance, einen Verlag zu finden, ist einfach größer, wenn man sich an den "Standard" der Buchbranche hält. Ist doch kein Geheimnis.

Natürlich kann man auch mit abgefahrenem Zeug Erfolg haben, das vom Mainstream abweicht. Das passiert immer wieder. Ich würde aber nicht direkt Wetten drauf abschließen. Razz


Ja, wenn man alles so macht, wie alle anderen es auch machen, dann fällt man den Verlagen sofort ins Auge. Rolling Eyes Wink
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Grim
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Beitrag27.05.2022 15:55

von Grim
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Wohlstandskrankheit hat Folgendes geschrieben:
Kommt drauf an, was dein Ziel ist. Wenn das dein Erstlingswerk ist und du damit einen Verlag finden willst, LASS ES BLEIBEN. Viel zu experimentell und zu speziell. GRRM ist da einfach ein Ausnahmetalent.
Wenn du einfach mal was nices und cooles Alternatives schreiben willst, oder wenn du ein Risiko eingehen willst, dann raus damit.

Ich persönlich kann damit gar nichts anfangen, und fand das selbst bei ASoIaF scheiße, wie da reihenweise Hauptcharaktere abgemetzelt wurden. Schon bei Ned Stark fand ich es zum kotzen. Aber ich bin auch ne Pussy und lese kaum Fantasy und eigentlich nur Liebesromane.


Danke für den Tipp, man sollte ja die Realität auch nicht aus den Augen verlieren, wenn man eine Verlag finden will, der das auch veröffentlicht. Ich habe mich bei meinem Erstling aus mehreren Gründen dagegen entschieden. Vor allem weil der Anfang (Fantasy, 3 POVs, neue Welt, neue Flora, neue Fauna etc.) schon viel zu kauen ist als Leser, da hatte das dann keinen Platz mehr. Mich reizt es aber schon, sowas mal umzusetzen.
Zitat:
GRRM ist da einfach ein Ausnahmetalent.


Ich finde nicht, dass das ein gutes Argument ist. Dass es eine Ausnahme war, dass sein Buch veröffentlicht wurde und so gut ankam, ja. Und er schreibt sicherlich auch nicht schlecht. Aber ich finde nicht, dass Charaktere sinnvoll umzulegen etwas ist, das nur ein Ausnahmetalent hinbekommt.


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Selanna
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Beitrag27.05.2022 16:23

von Selanna
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Ich denke, es kommt auch auf das "Thema", den Kern der Geschichte an. Wenn Du eine Heldenreise schreibst, ist es dumm, wenn der Held mittendrin stirbt. In meinem Buchbeispiel oben ging es darum, dass die Deutschen die Reliquien der Heiligen Drei Könige aus Oberitalien stahlen (oder wie immer man das nennen will), um sie nach Köln zu bringen. Das war das große Thema, der Kern der Geschichte, die Aufgabe, und die hat erst Protagonist Nr. 1 versucht zu bewältigen (bis er umkam) und danach hat das Ritterdreierteam die Aufgabe weiterverfolgt. Und ja, auch hier war der Aufbau, glaube ich, wie Du ihn schilderst: Die drei waren schon sehr präsent (als väterliche Freunde), während der junge Ritter noch lebte. Es war trotzdem ein Schock und ziemlicher Einschnitt, aber durch die Trauer der drei blieb der Junge noch eine Weile Thema (und ich glaubte ja: Der kann nicht tot sein, der taucht schon irgendwie wieder auf), und aus Neugier, wie es denn jetzt weitergehen soll, habe ich weitergelesen. Ich fand, der Autor hatte die Herausforderung gut gelöst.
Darum: Was ist der Kern Deines Buchs? Eine Aufgabe oder die Heldenreise eines Protagonisten. Wink

Übrigens: Gerade seit dem Hype um GoT ist es zumindest fraglich, wie kritisch Verlage und Agenturen einem Fantasyroman gegenüberstehen, wenn darin ein Hauptprotagonist vor dem Romanende stirbt. Wie prägend ist Martin inzwischen für das Genre? (Das sind aber nur Fragen, auf die ich keine Antwort habe, also nicht falsch verstehen).


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