Mein Einstand (Für J.)

[jonaoswald]

Ja, nach deinen Augen sehnt ich mich,
der Frühlingsglanz in ihnen schwebt
und unversiegbar allen Dunkelfrost durchbricht,
das ists, wonach mein Herzenstrieb sich regt

Denn was ihr engelherzig Glanz verspricht
lässt sie vom Monscheinsblass entheben
als seien sie deinem Angesicht,
in blütenschöner Zierlichkeit verwebt.

Ein jeder Blick der meine Wangen streift
und meine Sehnsuchtsangst begreift,
berührt mich sanft in meiner Stille   

Versink tief in ihrem Seelenquell,
ein Born unter dem Himmelszelt,
funkengleich ist ihr Herzdurchglühen.

[Kullervo]

Ui ui ui, da hast du ja ganz schön ausgepackt. Ich hoffe, J. hat es gefallen.

Die herzenstiefste Schatzesfülle dieser süßblütenhonigschweren Sprachgestalten erstmal unkommentiert (das kann gefallen, wem möchte. Ich selbst sehe es mitunter auch ganz gern), hast die hier doch etwas ganz Schönes geschrieben. Aber ausgereift ist es meiner Meinung nach nicht.

Einen Rhythmus sehe ich nicht, was an sich nicht schlimm ist. Doch einerseits habe ich das Gefühl, dass du versucht hast, Form zu bilden (und dafür manchmal die Zeilen arg zurechtgebogen hast) aber gleichzeitig doch mit den Reimen machst, was du willst. Mal Reim, mal unrein, mal gar nicht.

Punkte sind nach der zweiten und vierten Strophe zu finden, was mich auch nicht schlau macht. Und das "sehnt" in der ersten Zeile, stört mich ebenso. Der Rest ist im Präsens, hier Präteritum. Tippfehler und du meintest " sehn' "?

Die Komposita sind schön. Dunkelfrost, Mondscheinsblass, Herzdurchglühen,... Aber ich habe das Gefühl, dass du zu sehr versucht hast, einem Klischee von einem schwülstigen Liebesgedicht zu entsprechen.

Trotz allem kommt etwas an. Du hast eine klare Aussage, die du auch kommunizierst. Das ist das Wichtigste.

[jonaoswald]

Vielen Dank für deine Kritik,

hast du den Tipps für mich, wie man beim Schreiben einen einheitlichen Rhythmus in den Text bekommt?

[Kullervo]

Einheitlichkeit ist gar nicht so wichtig, finde ich. Wohl aber, dass es rollt.

Ein erster gut Schritt ist es natürlich, sich es laut vorzulesen. Hat es da Rhythmus? Wie eine musikalische Komponente?

Systematischer herangegangen könntest du sicher auch Silben zählen.