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Prolog - Der Sog der Gezeiten (Arbeitstitel)


 
 
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Kekoura
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K
Beitrag21.04.2022 10:01
Prolog - Der Sog der Gezeiten (Arbeitstitel)
von Kekoura
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PROLOG

Enthemmung



Tinna blickte auf den flackernden Bauch Tensias hinab, der sich langsam an die Dämmerung des Abends anpasste und eine stetig wachsende Anzahl an Lichtquellen gebar. Hier und da flackerten ölige Banddochte aus gläsernen Laternen von den Wänden der Häuser, und von Kerzenschein erleuchtete Fenster erwachten allerorts in den Poren des Dorfes.
Tinna lächelte zufrieden, während sie das Treiben in den Gassen des Dorfes beobachtete, das zu dieser Zeit des Tages langsam zu lahmen begann. Der weitreichenden Blick hinunter auf Tensia, das sich an die Südflanke einer Hügelkette schmiegte, zauberte ihr immer ein Lächeln aufs Gesicht.
Sie konnte sich glücklich schätzen, dessen war sie sich bewusst. Auch wenn sie eine äußerst genügsame Person war, genoss sie den Luxus ihres stattlichen Heimes, welches direkt unter dem höchst gelegenen Gebäude Tensias angesiedelt war.
Sie wandte sich vom Fenster ab und blickte in den großzügigen Raum hinein. Hampa saß mit ihrem Sohn vor dem hüfthohen Zimmerofen und versuchte ihm geduldig die Kunst des Anfeuerns beizubringen.
Timpa stellte sich nicht sonderlich geschickt dabei an. Schon wieder hatte er vergessen den Verbrennungsregler des Ofens zu öffnen. Hampa jedoch schien keiner von Timpas kläglichen Versuchen, die Anzündhölzer vor dem Ersticken zu bewahren, aus der Fassung zu bringen. Nein, es schien ihn sogar zu belustigen, und er warf Tinna einen vielsagenden Blick zu. Tinna verdrehte theatralisch die Augen. Beide machten sich stillschweigend über ihren eigenen Sohn lustig. Ihren Sohn, den sie beide abgöttisch liebten.
Weder Timpa, der noch immer verzweifelt versuchte ein glühendes Stück Holz in ein entflammtes zu bekehren, noch Tinna achteten auf Hampa, der sich plötzlich verwirrt umsah. Er blickte auf seine Hände, während er sie ein paar Mal öffnete und wieder schloss, als müsse er die Knochen und Sehnen seiner schlagartig steif gewordenen Finger wieder weich biegen. Wortlos verschwand er im dunklen Nebenraum, während Tinna ihm einen fragenden Blick hinterherwarf.
>>Schatz?<<
Hampa reagierte nicht. Vielleicht hatte er sie nicht gehört. Sie zuckte mit den Schultern und sah noch einmal aus dem Fenster, wo gerade Gonn, der zottelige schwarze Rüde der alten Yanna dem Fischer Marq bellend hinterherjagte. Gonn vergnügte sich prächtig, während Marq panisch durch eine der Gassen eilte, die zum zentralen Marktplatz Tensias führten.
Seit einem Vorfall, dessen Einzelheiten Tinna bisher nicht aus ihm herauskitzeln konnte, hatte er eine Heidenangst vor dem Tier. Seine Rufe mischten sich mit dem Gelächter von Schaulustigen und wanden sich aus der Gasse hinauf zu Tinna. Auch sie konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Sie schloss das Fenster und zog die Vorhänge zu.
 Tinna drehte sich um, um ihrem Sohn bei seinen kläglichen Versuchen zuzusehen, die Flammen am leben zu erhalten, doch ihr Herz machte einen Sprung. Hampa stand plötzlich wieder in der Stube - direkt vor ihr; die Haare unbändig ins Gesicht hängend.
>>Bei (Gottheit), du hast mich fast zu tode erschreckt.<< Unbewusst hatte sie beide Hände auf ihre Brust gelegt und atmete tief durch, während ihr Herz schneller pumpte und den Schrecken zu verarbeiten versuchte. Jetzt drehte sich auch Timpa um, der scheinbar jeder Ablenkung von seinem Scheitern aufgeschlossen gegenüberstand.
Er sah seinen Vater flehend an.
>>Das blöde Holz will einfach nicht brennen, Papa<<, quengelte er Hampa entgegen.
Auch hierauf reagierte sein Vater nicht. Er schritt langsam aus der Mitte des Raumes auf Tinna zu und blieb eine armlänge entfernt vor ihr stehen. Den Vorschlaghammer in seiner Hand nahm Tinna nur nebenbei war. Sie warf ihm eines dieser Lächeln zu, denen er nicht widerstehen konnte, während er den Hammer gegen ihre Schädeldecke schwang.
Ein dunkelroter Schwall Blut ergoss sich über ihr Gesicht. Das Warum, das sich unter dem warmen Rinnsal auf ihrem Gesicht gebildet hatte, sollte für immer unbeantwortet bleiben, denn der folgende Schlag ließ nur noch ewige Schwärze zurück.


~


>>Gonn!<<, rief Yanna nach ihrem Hund. >>Hier her!<<
Diesem Befehl konnte sie aber nicht den gewünschten Nachdruck verleihen, da ihre Belustigung die Strenge aus ihrer Stimme vertrieb.
Marq war mittlerweile auf einen hölzernen Tisch geklettert, der zu Geschäftszeiten als Auslage für Verkaufsgüter diente. Er tänzelte unsicher von einer Ecke in die andere; stets darauf bedacht, so weit wie möglich von dem Höllenwesen entfernt zu sein.
>>Nimm dieses Mistvieh gefälligst an die Leine<<, schrie er an Yanna gerichtet, ohne den Blick für den Hauch einer Sekunde von Gonn zu nehmen.
>>Nun stell dich mal nicht so an<<, sagte Yanna, während sie gelassen in seine Richtung humpelte. >>Bonn wird sich nur ein oder zwei Finger von deinen knochigen Händen gönnen, und dann wird er bemerken, dass du nur nach Fisch müffelst und nicht auch danach schmeckst.<<
Das Schauspiel hatte sich bereits ein kleines Publikum erarbeitet, dass dem Treiben mit lautem Gelächter beiwohnte.
Gonn bellte weiter in Marqs Richtung und seine Rute wedelte in freudiger Extase. Erst als Yenna in ihre Schürze griff, ein dunkles Stück Wurst daraus hervorzog und es in der Luft herumwedelte, war Gonn dazu bereit von Marq abzulassen. Er hüpfte auf sein Frauchen zu und setzte sich erwartungsvoll vor ihren altersfleckigen Händen nieder, während Marq sich noch immer so fest gegen die Wand hinter ihm drückte, dass man glauben mochte, er wolle darin verschwinden. Nun … irgendwie wollte er das auch.
Yenna hielt Gonn das Stück Wurst an die Schnauze und der Hund nahm es vorsichtig entgegen, woraufhin sein Frauchen ihm den Kopf tätschelte. Sie war zwar nicht begeistert darüber, dass Gonn nicht immerzu auf sie hörte, doch sie konnte dem Hund einfach nicht böse sein. Der dümmliche Blick, der ab und zu unter seinen langen Zotteln zum Vorschein kam, gab ihrer Wut keinerlei Nährboden.
Sie leinte den Hund an ein Seil, welches sie durch eine extra dafür vorgesehene Öse an seinem ledernen Halsband befestigte und sah wieder zu Marq auf.
Eine hochgewachsene Frau reichte Marq die Hand und half ihm von seiner erhöhten Position. Normalerweise war Marq niemals um einen schmierigen Annäherungsversuch verlegen, wenn es um schöne Frauen ging, doch diesmal blieb er wortlos.
Er ergriff die Hand der Frau und sprang von dem Verkaufstisch. Weder bedankte er sich bei der Frau noch sagte er irgendetwas zu ihr, als sie sich aus seinem Griff löste.
>>Gute Frau, passen sie auf, dass Sie sich nichts einfangen, wenn Sie diesem Schwachkopf zu nahe kommen!<<, riet Yenna. Doch die Frau war schon wieder ihrer Wege gezogen.
Marq stand einen Moment reglos in der Gasse. Er atmete schwer. Noch bevor Yenna eine weitere verbale Spitze gegen ihn schießen konnte, hatte Marq die Distanz zu ihr überwunden und kam schlitternd vor ihr und Gonn zum stehen. Unwillkürlich wich sie einen Schritt zurück während sie vor Schreck lautstark die Luft einsog. Sie sah das Messer in seiner Hand; sah den Blick auf Marqs Gesicht, der sie jedoch nicht darauf vorbereitete was als nächstes geschehen würde.
Gonn brachte noch ein kurzes Bellen hervor, bevor Marq ihm das Messer in den Hals rammte. Yenna begriff nicht, was gerade geschah. Sie konnte nur dabei zusehen, wie sich das Blut ihres Hundes auf Marqs Hände ergoss, während der Hund zuckend und röchelnd zu Boden ging. Der Mann richtete sich ruhig wieder auf und sah Yenna in die Augen. Er lächelte. Ein Lächeln, dass Yenna ein Leben lang verfolgen sollte.
Yenna hob die Hände schützend vor ihr Gesicht, als Marq das Messer erneut hob. Sie konnte nicht sehen, wie Marq das Messer an seinen eigenen Hals setzte und sich die Kehle durchschnitt. Erst als Marq zusammengesackt war, brüllte Yenna ihren Schrecken in den Himmel.

~


Es war ein harter Aufschlag, den er kaum noch gespürt hatte. Ohnehin war schon einige Zeit vergangen, seitdem man ihn aus der Schenke im schmuddeligsten Teil Tensias geworfen hatte. Er war einfach liegen geblieben, nachdem etliche Versuche, sich vom matschigen Boden zu erheben gescheitert waren. Man kümmerte sich nicht um ihn. Die abfälligen Bemerkungen der Vorbeikommenden schrammten nur über den hintersten Teil seiner Auffassungsgabe und die meisten Vorbeischlendernden stiegen einfach über ihn hinweg. Auch seine gebrochene Nase war nur ein dumpfes Pochen, dass vom Alkoholrausch in den Hintergrund verbannt wurde. Die Erinnerung an die Auseinandersetzung, die dazu führte, dass seine Nase in eine neue Richtung wies, lag mit dem Inhalt von unzähligen Weinkrügen in seinem Inneren begraben; Teilweise mit anderem Mageninhalt auf der Straße erbrochen. Und wo sollte er auch hin? Ein Obdach hatte er seit unzähligen Monden nicht mehr. Er hätte also genauso gut im feuchten Dreck liegen bleiben können, um seinen Rausch auszuschlafen. Doch die Tritte in seine Flanke, konnte er gerade noch so werten, dass man wohl etwas dagegen hatte, dass er an Ort und Stelle seine Nachtruhe antrat.
>>Mach dass du wegkommst, Basao!<<
Die Stimme des Schankwirts tönte aus einem verschwommenen Bild, dass ihm bei dem Versuche es zu Fixieren immer wieder zu entgleiten versuchte. Der Einspruch, den er zu Formulieren versuchte, kam nur als verwässertes Buchstabengewirr aus ihm heraus gesprudelt. Was er auch sagen wollte, es war nicht weiter von Bedeutung, denn er spürte zwei kräftige Hände, die sich unter seine Achseln schoben und seinen Körper auf die Beine hievten.
>>Schlaf dich aus. Von mir aus kannst du morgen wieder kommen, aber heute vergraulst du mir die Kundschaft.<<
>>Jaja<<, brachte Basao zustande, befreite sich aus dem Griff des Wirts und eroberte mit einem Ausfallschritt seine Balance zurück. Zumindest so weit, dass er sich unter gefährlichem Schwanken auf den Beinen halten konnte. Das Gleichgewicht pendelte er gleichzeitig mit erhobenen Armen aus, die er leicht auf und ab und hin und her wippte, als würde er durch die unsichtbaren Fäden eines Puppenspielers geführt werden. Daraufhin stolperte er davon, während er unverständliche Beschwerden in sich hinein brummte.
An einer nahegelegenen Mauer, die ihn eine Hand breit überragte, suchte er Halt und stützte sich mit einem Arm dagegen, denn die sich drehende Umgebung wollte ihm die (Zielführung) um jeden Preis erschweren. Er blickte in die sich dynamisch bewegende Gasse zu seiner Linken, die aus verschwimmenden Schemen zu bestehen schien. Das Drehen seines Kopfes war aber etwas zu motiviert und ein weiterer Schwall Erinnerungen ergoss sich auf seine Stiefel, die so durchgelaufen waren, dass seine Zehen zwischen den Vorderkappen und den Sohlen hervorlugten.
Als der Brechreiz abgeebbt war, wischte er sich mit einem Ärmel den Mund ab, doch das Meiste seines Mageninhalts war bereits in seinen krausen Bart gesickert und mündete am unteren Ende in ein fadenziehendes Rinnsal aus Speichel, dass langsam sein Hemd tränkte und einen wachsenden Fleck hinterließ. Ferago war zu Basaos Glück bereits in seiner Schänke verschwunden, also zuckte der Säufer mit den Schultern und öffnete seinen Hosenbund. Wenn er sich schon auf die eine Art erleichtert hatte, war der Zeitpunkt günstig sich dem Blasendruck ebenso zu entledigen. Währenddessen rutsche ihm die Hose bis zu den Knöcheln hinab und entblößte ein bleiches Hinterteil. Er benötigte ein paar Anläufe, bis er das Kleidungsstück so zu fassen bekam, dass er sich wieder bekleiden konnte.
Irgendwo bellte ein Hund. Wahrscheinlich der Köter der alten Yenna, dachte er sich. Hätte sie das Tier nur halb so gut unter Kontrolle, wie sie ihre Mitmenschen herumzuscheuchen imstande war, dann würde der Hund auf Kommando für sie fliegen. Über diesen Gedanken musste er unwillkürlich lachen, doch der Alkoholmangel holte ihn zurück in seine Misere.
Das nächste Gasthaus war nur ein paar Gassen entfernt und wenn er auch dort kein gern gesehener Gast war, war es den Versuch allemal wert. Also torkelte er los, einen Arm immer in Richtung Mauer gestreckt um sich bei Gelegenheit abzufangen. Doch auch das half ihm nicht und er fiel erneut zu Boden. Das Klirren, das dabei erklang erinnerte ihn an die Flasche Wein, die er in seiner Manteltasche hatte verschwinden lassen, bevor er aus der Schenke verbannt worden war. Langsam tastete er nach der Flasche und stellte erleichtert fest, dass sie unbeschädigt geblieben war. Er hatte Schwierigkeiten dabei sich aufzusetzen, doch nach ein paar Versuchen gelang es ihm, sich in leichter Schräglage an eine Häuserwand zu lehnen.
Basao saß einfach nur da, die Flasche in seinem Schoß gebettet, als wäre sie das beschützenswerteste Ding auf der Welt und er Blickte starr in einen dunklen Durchgang, der ihm gegenüber lag. Gerade als er die schmuddelige Flasche an seine Lippen setzen wollte, sah er etwas im Schatten zwischen den Häusern. Ein kleines Mädchen stand im  Durchgang zweier Gebäude, die ihm gegenüber standen. Basao musste die Augen zusammenzwicken, um durch seinen wankenden Blick die kleine Dassa erkennen zu können. Er kannte das Mädchen bereits seit sie ein Säugling gewesen war. Sie war ein freches kleines Ding, doch er mochte sie sehr. Sie war noch nicht so sehr von der Gesellschaft geprägt, dass sie Basao nur als den Säufer wahrnahm, zu dem er für alle anderen geworden war. Sie erkannte noch immer den Mensch hinter der Alkoholfahne; den Mensch, der einmal Wünsche und Träume und Ziele gehabt hatte.
>>Wasss machsn du noch so späd hier draussn?<<, fragte er das pummelige Mädchen. Doch er bekam keine Antwort von Dassa. Das Mädchen sah ihn nur an und schritt auf ihn zu, während sie eine Laterne und einen weiteren Gegenstand in den Händen hielt. Der Nebel des Alkohols ließ ihre Silhouette, und das was sie bei sich trug in ein schemenhaftes Wesen verschwimmen.
Das Mädchen blieb vor ihm stehen, während er sich ein zahnloses Lächeln abrang. Das was sie in ihren Händen hielt hielt sie nun über seinen Kopf und drehte es um, sodass sich eine lauwarme Flüssigkeit über ihn ergoss.
>>Was solln das wern…<<, brachte er gerade noch heraus, bevor das Mädchen ihre Laterne öffnete, ein trockenes Stück Holz hineinhielt, bis es Feuer fing, um es dann auf Basao fallen zu lassen. Es war seltsam wie langsam die Zeit zu vergehen schien, als sein Körper Feuer fing. Es schmerzte ihn nicht sofort. Die Hitze überströmte seinen Körper und ging auf ein Rinnsal über, dass sich auf Feragos Schenke zubewegte. Noch während er zusah, wie auch die Schänke in Flammen aufging, kam der Schmerz. Dassa war verschwunden, doch das war ohnehin irrelevant; denn er war nur noch fliehender Schmerz, dessen flammender Mantel ihn in tödlicher Umarmung verfolgte.

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Kekoura
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K

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K
Beitrag21.04.2022 10:29

von Kekoura
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Ich hoffe ihr geht nicht zu hart mit mir ins Gericht, aber Kritik ist sehr erwünscht.
Trotzdem hoffe ich, dem ein oder anderen gefällts!
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Lila X
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L
Beitrag21.04.2022 15:18
Re: Prolog - Der Sog der Gezeiten (Arbeitstitel)
von Lila X
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Hallo Kekoura,

ich fand deinen Schreibstil gut zu lesen. Ich fand es auch interessant. Die Namen ähneln sich ein bisschen und insbesondere wenn Gonn, Yenna und der Fischer dazukommmenl, sind es ganz schön viele, so dass man sich nicht sofort merken kann, wer wer ist. Und dass Tensia das Dorf ist, habe ich auch nicht gleich begriffen. Ich dachte, es ist ein Geschöpf, in dessen Bauch Lichter entstehen, die es zur Welt bringt. Rolling Eyes Deshalb würde ich den ersten Absatz vielleicht nicht ganz so poetisch formulieren - zugunsten des Verständnisses.

Du hast deine handelnden Personen so gut beschrieben, dass ich ein klares Bild von ihnen bekommen habe. Das fand ich wirklich gut. Das Blöde ist nur - sie sind am Ende des Prologs fast alle tot! Very Happy

Mir ist aufgefallen, dass sich im zweiten und dritten Teil häufiger Rechtschreibfehler eingeschlichen haben. Aber alles in allem fand ich auch die Rechtschreibung gut.


_________________
Lila X
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Kekoura
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K
Beitrag21.04.2022 15:59

von Kekoura
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Hey Lila,

vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast! Mit deinen Tipps kann ich sehr viel anfangen. Eine Überarbeitung hätte dem Ganzen sicherlich gut getan. Ich hatte nur in dem Moment genug Mut gefasst, den Text zu veröffentlichen und wollte nicht wieder einen Rückzieher machen. 😊

Vielen Dank!
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Hakatajin
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H
Beitrag21.04.2022 18:46

von Hakatajin
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Hallo Kekoura,

mir hat der Text und die Art, wie du schreibst, sehr gut gefallen. Es ist spannend und man will unbedingt wissen, was da passiert und wie es weitergeht. Obwohl man die Figuren nur von den wenigen Zeilen her kennt, trifft einen deren Tod. Das hast du wirklich gut hinbekommen.

Darüber hinaus noch ein paar Anmerkungen von mir:
Mir ging es so wie Lila X und ich dachte am Anfang, das Tensia ein Wesen mit Lichtern im Bauch war. Ich finde den Einstieg mit den ganzen Beschreibungen generell gut und auch von der Länge perfekt, aber er ist etwas verwirrend.

Kekoura hat Folgendes geschrieben:
Sie wandte sich vom Fenster ab und blickte in den großzügigen Raum hinein. Hampa saß mit ihrem Sohn vor dem hüfthohen Zimmerofen und versuchte ihm geduldig die Kunst des Anfeuerns beizubringen.

Hier bin ich zuerst auch davon ausgegangen, dass Hampa eine Frau ist, die mit ihrem Sohn vor dem Kamin sitzt. Bei dem "ihn" später war ich dann irritiert und hab mir das nochmal alles anschauen müssen, bis ich verstanden habe, das Hampa ein Mann ist und mit dem "ihrem Sohn" gemeint war, dass Hampa mit Tinna's Sohn da saß. Wüsste ich, dass Hampa ein Männername ist, wäre das kein Problem gewesen, aber ich hab keine Ahnung ob das ein Frauen oder Männername ist, daher bin ich der falschen Spur gefolgt. lol2

Kekoura hat Folgendes geschrieben:
>>Nun stell dich mal nicht so an<<, sagte Yanna, während sie gelassen in seine Richtung humpelte. >>Bonn Gonn wird sich nur ein oder zwei Finger von deinen knochigen Händen gönnen, und dann wird er bemerken, dass du nur nach Fisch müffelst und nicht auch danach schmeckst.<<

Der Name ist hier falsch. Ansonsten hab ich die Rechtschreibfehler nicht korrigiert, da gibt es geskilltere Menschen als mich für. Embarassed
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Kekoura
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K
Beitrag21.04.2022 19:07

von Kekoura
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Liebe/r Hakatajiin,

danke auch dir für die konstruktiven Worte. Es ist seltsam, was einem selbst entgeht, wenn man natürlich weiß wovon man schreibt. Ich freue mich, dass dir der Auzug im Grunde gefallen hat und werde deine Anmerkungen auf jeden Fall in meine Überarbeitung einfließen lassen! 😁

Liebe Grüße!
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Miné
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Beitrag22.04.2022 10:14

von Miné
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Ich habe direkt zu Beginn Probleme mit den sich ähnelnden Namen gehabt.
Tinna, Timpa, Hampa ...

Vielleicht wäre es besser, wenn die sich mehr unterscheiden.

Liebe Grüße
Minè Kommt noch was?
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Kekoura
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Beitrag25.04.2022 08:32

von Kekoura
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Liebe Miné,

danke für die Antwort

LG
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Kekoura
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Beitrag27.04.2022 12:26
Verbessrung und Kurzzusammenfassung
von Kekoura
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Hier eine verbesserte Version des Prologs und eine kurze Zusammenfassung der Geschichte:

Inmitten einer Welt, die zu einem unberechenbaren Lebensraum verkommen ist, hat Chey nur eine Motivation: Ihr Geheimnis zu bewahren, denn davon hängt ihr Überleben ab. Seit eine alles mit sich reißende Welle die Ländereien überspült, scheint eine Epidemie des Wahnsinns die Menschen heimzusuchen. Das zunehmend irrationale Verhalten der Menschen bedroht die Gesellschaft. Auch Eyo ist auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit und findet sich bald in einer Zwangslage wieder, die sie alles in Frage stellen lässt, wofür sie steht.

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PROLOG

Enthemmung


Tinna blickte auf den flackernden Bauch ihres Heimatdorfes hinab, der sich langsam an die Dämmerung des Abends anpasste und eine stetig wachsende Anzahl an Lichtquellen gebar. Hier und da flackerten ölige Banddochte aus gläsernen Laternen von den Wänden der Häuser, und von Kerzenschein erleuchtete Fenster erwachten allerorts in den Poren des Dorfes.
Tinna lächelte zufrieden, während sie das Treiben in den Gassen Tensias beobachtete, das zu dieser Zeit des Tages langsam zu lahmen begann. Der weitreichenden Blick hinunter auf das Dorf, das sich an die Südflanke einer Hügelkette schmiegte, zauberte ihr immer ein Lächeln aufs Gesicht.
Sie konnte sich glücklich schätzen, dessen war sie sich bewusst. Auch wenn sie eine äußerst genügsame Person war, genoss sie den Luxus ihres stattlichen Heimes, welches direkt unter dem höchst gelegenen Gebäude Tensias angesiedelt war.
Sie wandte sich vom Fenster ab und blickte in den großzügigen Raum hinein. Hampa zwirbelte seinen Schnurrbart, während er mit ihrem Sohn vor dem hüfthohen Zimmerofen saß und ihm geduldig die Kunst des Anfeuerns beizubringen versuchte.
Timh stellte sich nicht sonderlich geschickt dabei an. Schon wieder hatte er vergessen den Verbrennungsregler des Ofens zu öffnen. Hampa jedoch schien keiner von Timhs kläglichen Versuchen, die Anzündhölzer vor dem Ersticken zu bewahren, aus der Fassung zu bringen. Nein, es schien ihn sogar zu belustigen, und er warf Tinna einen vielsagenden Blick zu. Tinna verdrehte theatralisch die Augen. Beide machten sich stillschweigend über ihren eigenen Sohn lustig. Ihren Sohn, den sie beide abgöttisch liebten.
Weder Timh, der noch immer verzweifelt versuchte ein glühendes Stück Holz in ein entflammtes zu bekehren, noch Tinna achteten auf Hampa, der sich plötzlich verwirrt umsah. Er blickte auf seine Hände, während er sie ein paar Mal öffnete und wieder schloss, als müsse er die Knochen und Sehnen seiner schlagartig steif gewordenen Finger wieder weich biegen. Wortlos verschwand er im dunklen Nebenraum, während Tinna ihm einen fragenden Blick hinterherwarf.
>>Schatz?<<
Hampa reagierte nicht. Vielleicht hatte er sie nicht gehört. Sie zuckte mit den Schultern und sah noch einmal aus dem Fenster, wo gerade Gonn, der zottelige schwarze Rüde der alten Yanna dem Fischer Marq bellend hinterherjagte. Gonn vergnügte sich prächtig, während Marq panisch durch eine der Gassen eilte, die zum zentralen Marktplatz Tensias führten.
Seit einem Vorfall, dessen Einzelheiten Tinna bisher nicht aus ihm herauskitzeln konnte, hatte er eine Heidenangst vor dem Tier. Seine Rufe mischten sich mit dem Gelächter von Schaulustigen und wanden sich aus der Gasse hinauf zu Tinna. Auch sie konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Sie schloss das Fenster und zog die Vorhänge zu.
 Tinna drehte sich um, um ihrem Sohn bei seinen kläglichen Versuchen zuzusehen, die Flammen am leben zu erhalten, doch ihr Herz machte einen Sprung. Hampa stand plötzlich wieder in der Stube - direkt vor ihr; die Haare unbändig ins Gesicht hängend.
>>Bei (Gottheit), du hast mich fast zu tode erschreckt.<< Unbewusst hatte sie beide Hände auf ihre Brust gelegt und atmete tief durch, während ihr Herz schneller pumpte und den Schrecken zu verarbeiten versuchte. Jetzt drehte sich auch Timh um, der scheinbar jeder Ablenkung von seinem Scheitern aufgeschlossen gegenüberstand.
Er sah seinen Vater flehend an.
>>Das blöde Holz will einfach nicht brennen, Papa<<, quengelte er Hampa entgegen.
Auch hierauf reagierte sein Vater nicht. Er schritt langsam aus der Mitte des Raumes auf Tinna zu und blieb eine armlänge entfernt vor ihr stehen. Den Vorschlaghammer in seiner Hand nahm Tinna nur nebenbei war. Sie warf ihm eines dieser Lächeln zu, denen er nicht widerstehen konnte, während er den Hammer gegen ihre Schädeldecke schwang.
Ein dunkelroter Schwall Blut ergoss sich über ihr Gesicht. Das Warum, das sich unter dem warmen Rinnsal auf ihrem Gesicht gebildet hatte, sollte für immer unbeantwortet bleiben, denn der folgende Schlag ließ nur noch ewige Schwärze zurück.


~


>>Gonn!<<, rief Yanna nach ihrem Hund. >>Hierher!<<
Diesem Befehl konnte sie aber nicht den gewünschten Nachdruck verleihen, da ihre Belustigung die Strenge aus ihrer Stimme vertrieb.
Marq war mittlerweile auf einen hölzernen Tisch geklettert, der zu Geschäftszeiten als Auslage für die unterschiedlichsten Verkaufsgüter diente. Er tänzelte unsicher von einer Ecke in die andere; stets darauf bedacht, so weit wie möglich von dem Höllenwesen entfernt zu sein.
>>Nimm dieses Mistvieh gefälligst an die Leine<<, schrie er an Yanna gerichtet, ohne den Blick für den Hauch einer Sekunde von Gonn zu nehmen.
>>Nun stell dich mal nicht so an<<, sagte Yanna, während sie gelassen in seine Richtung humpelte. >>Gonn wird sich nur ein oder zwei Finger von deinen knochigen Händen gönnen, und dann wird er bemerken, dass du nur nach Fisch müffelst und nicht auch danach schmeckst.<<
Das Schauspiel hatte sich bereits ein kleines Publikum erarbeitet, dass dem Treiben mit lautem Gelächter beiwohnte.
Gonn bellte weiter in Marqs Richtung und seine Rute wedelte in freudiger Extase. Erst als Yenna in ihre Schürze griff, ein dunkles Stück Wurst daraus hervorzog und es in der Luft herumwedelte, war Gonn dazu bereit von Marq abzulassen. Er hüpfte auf sein Frauchen zu und setzte sich erwartungsvoll vor ihren altersfleckigen Händen nieder, während Marq sich noch immer so fest gegen die Wand hinter ihm drückte, dass man glauben mochte, er wolle darin verschwinden. Nun … irgendwie wollte er das auch.
Yenna hielt Gonn das Stück Wurst an die Schnauze und der Hund nahm es vorsichtig entgegen, woraufhin sein Frauchen ihm den Kopf tätschelte. Sie war zwar nicht begeistert darüber, dass Gonn nicht immerzu auf sie hörte, doch sie konnte dem Hund einfach nicht böse sein. Der dümmliche Blick, der ab und zu unter seinen langen Zotteln zum Vorschein kam, gab ihrer Wut keinerlei Nährboden.
Sie leinte den Hund an ein Seil, welches sie durch eine extra dafür vorgesehene Öse an seinem ledernen Halsband befestigte und sah wieder zu Marq auf.
Eine hochgewachsene Frau reichte Marq die Hand und half ihm von seiner erhöhten Position. Normalerweise war Marq niemals um einen schmierigen Annäherungsversuch verlegen, wenn es um schöne Frauen ging, doch diesmal blieb er wortlos.
Er ergriff die Hand der Frau und sprang von dem Verkaufstisch. Weder bedankte er sich bei der Frau, noch sagte er irgendetwas zu ihr, als sie sich aus seinem Griff löste.
>>Gute Frau, passen sie auf, dass Sie sich nichts einfangen, wenn Sie diesem Schwachkopf zu nahe kommen!<<, riet Yenna. Doch die Frau war schon wieder ihrer Wege gezogen.
Marq stand einen Moment reglos in der Gasse. Er atmete schwer. Noch bevor Yenna eine weitere verbale Spitze gegen ihn schießen konnte, hatte Marq die Distanz zu ihr überwunden und kam schlitternd vor ihr und Gonn zum Stehen. Unwillkürlich wich sie einen Schritt zurück während sie vor Schreck lautstark die Luft einsog. Sie sah das Messer in seiner Hand; sah den Blick auf Marqs Gesicht, der sie jedoch nicht darauf vorbereitete was als Nächstes geschehen würde.
Gonn brachte noch ein kurzes Bellen hervor, bevor Marq ihm das Messer in den Hals rammte. Yenna begriff nicht, was gerade geschah. Sie konnte nur dabei zusehen, wie sich das Blut ihres Hundes auf Marqs Hände ergoss, während der Hund zuckend und röchelnd zu Boden ging. Der Mann richtete sich ruhig wieder auf und sah Yenna in die Augen. Er lächelte. Ein Lächeln, dass Yenna ein Leben lang verfolgen sollte.
Yenna hob die Hände schützend vor ihr Gesicht, als Marq das Messer erneut hob. Sie konnte nicht sehen, wie Marq das Messer an seinen eigenen Hals setzte und sich die Kehle durchschnitt. Erst als Marq zusammengesackt war, brüllte Yenna ihren Schrecken in den Himmel.

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Es war ein harter Aufschlag, den er kaum noch gespürt hatte. Ohnehin war schon einige Zeit vergangen, seitdem man ihn aus der Schenke im schmuddeligsten Teil Tensias geworfen hatte. Er war einfach liegen geblieben, nachdem etliche Versuche, sich vom matschigen Boden zu erheben, gescheitert waren. Man kümmerte sich nicht um ihn. Die abfälligen Bemerkungen der Vorbeikommenden schrammten nur über den hintersten Teil seiner Auffassungsgabe und die meisten Vorbeischlendernden stiegen einfach über ihn hinweg. Auch seine gebrochene Nase war nur ein dumpfes Pochen, das vom Alkoholrausch in den Hintergrund verbannt wurde. Die Erinnerung an die Auseinandersetzung, die dazu führte, dass seine Nase in eine neue Richtung wies, lag mit dem Inhalt von unzähligen Weinkrügen in seinem Inneren begraben; Teilweise mit anderem Mageninhalt auf der Straße erbrochen. Und wo sollte er auch hin? Ein Obdach hatte er seit unzähligen Monden nicht mehr. Er hätte also genauso gut im feuchten Dreck liegen bleiben können, um seinen Rausch auszuschlafen. Doch die Tritte in seine Flanke konnte er gerade noch so werten, dass man wohl etwas dagegen hatte, dass er an Ort und Stelle seine Nachtruhe antrat.
>>Mach dass du wegkommst, Basao!<<
Die Stimme des Schankwirts tönte aus einem verschwommenen Bild, das ihm bei dem Versuch es zu Fixieren immer wieder zu entgleiten versuchte. Der Einspruch, den er zu Formulieren versuchte, kam nur als verwässertes Buchstabengewirr aus ihm heraus gesprudelt. Was er auch sagen wollte, es war nicht weiter von Bedeutung, denn er spürte zwei kräftige Hände, die sich unter seine Achseln schoben und seinen Körper auf die Beine hievten.
>>Schlaf dich aus. Von mir aus kannst du morgen wieder kommen, aber heute vergraulst du mir die Kundschaft.<<
>>Jaja<<, brachte Basao zustande, befreite sich aus dem Griff des Wirts und eroberte mit einem Ausfallschritt seine Balance zurück. Zumindest so weit, dass er sich unter gefährlichem Schwanken auf den Beinen halten konnte. Das Gleichgewicht pendelte er gleichzeitig mit erhobenen Armen aus, die er leicht auf und ab und hin und her wippte, als würde er durch die unsichtbaren Fäden eines Puppenspielers geführt werden. Daraufhin stolperte er davon, während er unverständliche Beschwerden in sich hinein brummte.
An einer nahe gelegenen Mauer, die ihn eine Hand breit überragte, suchte er Halt und stützte sich mit einem Arm dagegen, denn die sich drehende Umgebung wollte ihm die (Zielführung) um jeden Preis erschweren. Er blickte in die sich dynamisch bewegende Gasse zu seiner Linken, die aus verschwimmenden Schemen zu bestehen schien. Das Drehen seines Kopfes war aber etwas zu motiviert und ein weiterer Schwall Erinnerungen ergoss sich auf seine Stiefel, die so durchgelaufen waren, dass seine Zehen zwischen den Vorderkappen und den Sohlen hervorlugten.
Als der Brechreiz abgeebbt war, wischte er sich mit einem Ärmel den Mund ab, doch das meiste seines Mageninhalts war bereits in seinen krausen Bart gesickert und mündete am unteren Ende in ein fadenziehendes Rinnsal aus Speichel, dass langsam sein Hemd tränkte und einen wachsenden Fleck hinterließ. Ferago war zu Basaos Glück bereits in seiner Schenke verschwunden, also zuckte der Säufer mit den Schultern und öffnete seinen Hosenbund. Wenn er sich schon auf die eine Art erleichtert hatte, war der Zeitpunkt günstig, sich dem Blasendruck ebenso zu entledigen. Währenddessen rutsche ihm die Hose bis zu den Knöcheln hinab und entblößte ein bleiches Hinterteil. Er benötigte ein paar Anläufe, bis er das Kleidungsstück so zu fassen bekam, dass er sich wieder bekleiden konnte.
Irgendwo bellte ein Hund. Wahrscheinlich der Köter der alten Yenna, dachte er sich. Hätte sie das Tier nur halb so gut unter Kontrolle, wie sie ihre Mitmenschen herumzuscheuchen imstande war, dann würde der Hund auf Kommando für sie fliegen. Über diesen Gedanken musste er unwillkürlich lachen, doch der Alkoholmangel holte ihn zurück in seine Misere.
Das nächste Gasthaus war nur ein paar Gassen entfernt und wenn er auch dort kein gern gesehener Gast war, war es den Versuch allemal wert. Also torkelte er los, einen Arm immer in Richtung Mauer gestreckt, um sich bei Gelegenheit abzufangen. Doch auch das half ihm nicht und er fiel erneut zu Boden. Das Klirren, das dabei erklang, erinnerte ihn an die Flasche Wein, die er in seiner Manteltasche hatte verschwinden lassen, bevor er aus der Schenke verbannt worden war. Langsam tastete er nach der Flasche und stellte erleichtert fest, dass sie unbeschädigt geblieben war. Er hatte Schwierigkeiten dabei, sich aufzusetzen, doch nach ein paar Versuchen gelang es ihm, sich in leichter Schräglage an eine Häuserwand zu lehnen.
Basao saß einfach nur da, die Flasche in seinem Schoß gebettet, als wäre sie das beschützenswerteste Ding auf der Welt und er blickte starr in einen dunklen Durchgang, der ihm gegenüber lag. Gerade als er die schmuddelige Flasche an seine Lippen setzen wollte, sah er etwas im Schatten zwischen den Häusern. Ein kleines Mädchen stand im  Durchgang zweier Gebäude, die ihm gegenüber standen. Basao musste die Augen zusammenzwicken, um durch seinen wankenden Blick die kleine Dassa erkennen zu können. Er kannte das Mädchen bereits, seit sie ein Säugling gewesen war. Sie war ein freches kleines Ding, doch er mochte sie sehr. Sie war noch nicht so sehr von der Gesellschaft geprägt, dass sie Basao nur als den Säufer wahrnahm, zu dem er für alle anderen geworden war. Sie erkannte noch immer den Menschen hinter der Alkoholfahne; den Menschen, der einmal Wünsche und Träume und Ziele gehabt hatte.
>>Wasss machsn du noch so späd hier draussn?<<, fragte er das pummelige Mädchen. Doch er bekam keine Antwort von Dassa. Das Mädchen sah ihn nur an und schritt auf ihn zu, während sie eine Laterne und einen weiteren Gegenstand in den Händen hielt. Der Nebel des Alkohols ließ ihre Silhouette, und das was sie bei sich trug in ein schemenhaftes Wesen verschwimmen.
Das Mädchen blieb vor ihm stehen, während er sich ein zahnloses Lächeln abrang. Das was sie in ihren Händen hielt, hielt sie nun über seinen Kopf und drehte es um, sodass sich eine lauwarme Flüssigkeit über ihn ergoss.
>>Was solln das wern…<<, brachte er gerade noch heraus, bevor das Mädchen ihre Laterne öffnete, ein trockenes Stück Holz hineinhielt, bis es Feuer fing, um es dann auf Basao fallen zu lassen. Es war seltsam, wie langsam die Zeit zu vergehen schien, als sein Körper Feuer fing. Es schmerzte ihn nicht sofort. Die Hitze überströmte seinen Körper und ging auf ein Rinnsal über, dass sich auf Feragos Schenke zubewegte. Noch während er zusah, wie auch die Schenke in Flammen aufging, kam der Schmerz. Dassa war verschwunden, doch das war ohnehin irrelevant; denn er war nur noch fliehender Schmerz, dessen flammender Mantel ihn in tödlicher Umarmung verfolgte.
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Miné
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 38
Beiträge: 241
Wohnort: Köln


Beitrag28.04.2022 08:15
Re: Verbessrung und Kurzzusammenfassung
von Miné
Antworten mit Zitat

[quote="Kekoura"]Hier eine verbesserte Version des Prologs und eine kurze Zusammenfassung der Geschichte:
Zitat:
Inmitten einer Welt, die zu einem unberechenbaren Lebensraum verkommen ist, hat Chey nur eine Motivation: Ihr Geheimnis zu bewahren, denn davon hängt ihr Überleben ab. Seit eine alles mit sich reißende Welle die Ländereien überspült, scheint eine Epidemie des Wahnsinns die Menschen heimzusuchen. Das zunehmend irrationale Verhalten der Menschen bedroht die Gesellschaft. Auch Eyo ist auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit und findet sich bald in einer Zwangslage wieder, die sie alles in Frage stellen lässt, wofür sie steht.

Zu umständlich ausgedrückt. Du spielst auf Cheys Geheimnis an und schweifst dann direkt ab. Worum geht es denn nun wirklich in deinem Roman?
Wenn man das radikal kürzen würde, sähe das so aus:
Chey hat ein Geheimnis. Eine Welle überspült alle Ländereien und eine Epidemie des Wahnsinns beginnt. Die Menschheit ist bedroht. Auch Eyo ist auf der Flucht und stellt bald alles in Frage, wofür sie steht.
Der Text wäre so kürzer und präziser. Trotzdem mies. Es wird nicht deutlich genug, um was es wirklich geht.

---------------------
PROLOG
Enthemmung
Tinna blickte auf den flackernden Bauch ihres Heimatdorfes hinab, der sich langsam an die Dämmerung des Abends anpasste und eine stetig wachsende Anzahl an Lichtquellen gebar (Satz zu lang, zu viele Adjektive). Hier und da (Die Formulierung geht gar nicht) flackerten ölige Banddochte aus gläsernen Laternen von den Wänden der Häuser, und von Kerzenschein erleuchtete Fenster erwachten allerorts in den Poren des Dorfes. (Satz zu lang, besser zwei draußen machen.)
Zitat:
Tinna lächelte zufrieden, während sie das Treiben in den Gassen Tensias beobachtete, das zu dieser Zeit des Tages langsam zu lahmen begann.

Besser wäre: Tina lächelte zufrieden. Das Treiben in den Gassen begann langsam zu lahmen. Klingt allerdings seltsam. Deine Ausdrucksweise ist sehr speziell.
Zitat:
Der weitreichende Blick hinunter auf das Dorf, das sich an die Südflanke einer Hügelkette schmiegte, zauberte ihr immer ein Lächeln aufs Gesicht.

Wiederholung. Tinna lächelt schon wieder. Du hast ein riesengroßes Talent dafür, dich mega umständlich auszudrücken.
Ich würde den Satz so schreiben:
Tinna blickte auf das Dorf hinab. Es schmiegte sich an die Südflanke einer Hügelkette an.
Zitat:
Sie konnte sich glücklich schätzen, dessen war sie sich bewusst.

Oder: Sie war glücklich.
Zitat:
Auch wenn sie eine äußerst genügsame Person war, genoss sie den Luxus ihres stattlichen Heimes, welches direkt unter dem höchst gelegenen Gebäude Tensias angesiedelt war.

Oder:
Sie war glücklich und genoss den Luxus ihres stattlichen Heimes. Es siedelte an dem höchst gelegenen Gebäuden Tensias.
Zitat:
Sie wandte sich vom Fenster ab und blickte in den großzügigen Raum hinein.

Unter großzügig kann ich mir nicht wirklich was vorstellen. Hier wäre es gut, wenn du ein paar Worte zum Raum sagen würdest.
Zitat:
Hampa zwirbelte seinen Schnurrbart, während er mit ihrem Sohn vor dem hüfthohen Zimmerofen saß und ihm geduldig die Kunst des Anfeuerns beizubringen versuchte
Satz zu lang. Kannst du zwei draus machen:
Hampa zwirbelte seinen Schnurrbart. Er saß zusammen mit Tinnas Sohn vor dem Ofen und versuchte ihm die Kunst des Anfeuern beizubringen.
Timh stellte sich nicht sonderlich geschickt dabei an. (Timh, Tinna, Tensias... Ziemlich viel T, Adjektive und lange Sätze.

Liebe Grüße
Miné
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Kekoura
Geschlecht:männlichSchneckenpost
K

Alter: 36
Beiträge: 9
Wohnort: München


K
Beitrag28.04.2022 10:30

von Kekoura
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Liebe Miné,

vielen Dank auch für deine Anregungen. Glücklicherweise sind Geschmäcker unterschiedlich. Was für dich "gar nicht geht", geht für andere schon wink

Die besten Grüße!
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Hakatajin
Geschlecht:weiblichWortedrechsler
H


Beiträge: 91



H
Beitrag28.04.2022 19:48
Re: Verbessrung und Kurzzusammenfassung
von Hakatajin
Antworten mit Zitat

Liebe Miné,

manchmal frage ich mich, was du (gerne) für Bücher liest. Was du bei deinen Antworten immer alles radikal raus kürzen möchtest und als unwichtig findest, empfinde ich als den Charme und die Stimmung der eingestellten Texte. Es muss ja nicht nur Tatsache nach Tatsache rausgehauen werden, sondern darf ruhig auch ein bisschen atmosphärischer Firlefanz existieren. smile Bei dem, was du stehen lässt, liest sich das oft nur noch wie eine kurze sachliche Tatsachenbeschreibung und mir persönlich gehen dadurch die Emotionen des Textes flöten.

Wie z.B. hier:
Miné hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Tinna lächelte zufrieden, während sie das Treiben in den Gassen Tensias beobachtete, das zu dieser Zeit des Tages langsam zu lahmen begann.

Besser wäre: Tina lächelte zufrieden. Das Treiben in den Gassen begann langsam zu lahmen. Klingt allerdings seltsam. Deine Ausdrucksweise ist sehr speziell.

Es macht für mich keinen Sinn, das in zwei Sätze aufzuteilen. Zumindest nicht an der Stelle, die du gewählt hast. Bei Kekouras Satz würde ich denken, dass sie zufrieden wegen dem Treiben auf den Gassen lächelt. Bei deinen Sätzen ist es mir nicht mehr ersichtlich, warum sie zufrieden lächelt, nur dass sie zufrieden lächelt.

Das soll jetzt auch keinen Angriff darstellen, wie Kekoura bereits geschrieben hat sind Geschmäcker unterschiedlich und jeder bevorzugt was anderes. smile

In diesem Sinne, einen schönen Abend allerseits!
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Hakatajin
Geschlecht:weiblichWortedrechsler
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Beiträge: 91



H
Beitrag28.04.2022 20:04
Re: Verbessrung und Kurzzusammenfassung
von Hakatajin
Antworten mit Zitat

Für mich hatte der Ursprungstext ja schon ziemlich gut gepasst, von daher habe ich auch jetzt nicht wirklich viele Anmerkungen. Ich hab jetzt zugegebenermaßen auch nur die Verbesserung des ersten Teils der Geschichte gelesen. Das andere hol ich noch nach. smile

Ein bisschen schade finde ich, dass Tinpa zu Timh wurde. Aber nur, weil der Name vorher eine Mischung zwischen den beiden Elternnamen war und ich das "witzig" fand. Timh ist aber auch ein sehr schöner Name und passt gut in die Runde.

Kekoura hat Folgendes geschrieben:
Tinna blickte auf den flackernden Bauch ihres Heimatdorfes hinab, der sich langsam an die Dämmerung des Abends anpasste und eine stetig wachsende Anzahl an Lichtquellen gebar. Hier und da flackerten ölige Banddochte aus gläsernen Laternen von den Wänden der Häuser, und von Kerzenschein erleuchtete Fenster erwachten allerorts in den Poren des Dorfes.
Tinna lächelte zufrieden, während sie das Treiben in den Gassen Tensias beobachtete, das zu dieser Zeit des Tages langsam zu lahmen begann. Der weitreichenden Blick hinunter auf das Dorf, das sich an die Südflanke einer Hügelkette schmiegte, zauberte ihr immer ein Lächeln aufs Gesicht.

Nur bei diesen Anfangssätzen bin ich auch noch ein bisschen hin und her gerissen. Ich persönlich finde die Beschreibungen des Dorfes ein bisschen eigenartig. "Bauch" oder "Poren" wären zumindest keine Worte, die ich gewählt hätte. Ich kann mir zwar was drunter vorstellen, stolpere aber trotzdem jedes mal drüber.
Beim Absatz mit Tinnas Lächeln hat Miné recht, die Wiederholung von "lächelte" und "Lächeln aufs Gesicht" ist ein bisschen ungünstig. Man könnte das Lächeln am Ende des Satzes z.B. durch ein "erfreute jedes Mal aufs neue ihr Herz"/"ließ ihr Herz jedes Mal höher hüpfen" austauschen. Oder sowas in die Richtung.
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