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Teil 43 Die Brandnacht


 
 
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teccla
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 66
Beiträge: 160
Wohnort: Costa Blanca


Was suchst Du in Madagaskar?
Beitrag15.08.2008 10:56
Teil 43 Die Brandnacht
von teccla
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Als nach einem Regenguss wieder einmal die Grillkohle nass war, konnte ich Jan überzeugen, einen Gaskocher zu kaufen. Ich kochte nun lieber und dies in der Küche und nicht mehr auf dem Hof.

Sebastians Heimkehr kündigte sich an. Er wollte sein Ticket verlängern, was aber nicht möglich war. So sollte ihn Torsten an einem Mittwochabend in Tana vom Flieger abholen. Ich fieberte der Ankunft entgegen. Immer wieder schaute ich auf die Uhr und wartete auf die Nachricht, dass er angekommen sei. Doch stattdessen kam die SMS, dass Sebastian nicht im Flieger war und auch nicht auf der Passagierliste stehen würde.
Was nun? An meinen Exmann Bernd die SMS, ob Sebastian nach Paris abgeflogen war. Von Sebastians Freund kam die Email, dass sein Abflug in Berlin zwei Stunden verspätet erfolgte.
Wo ist er? Noch in Berlin? In Paris? Ist er zurück nach Berlin geflogen, weil er den Flieger nach Tana verpasst hat? Oder hockte er noch in Paris auf dem Flugplatz? Dann hatte er schlechte Karten, denn am nächsten Tag ging kein Flieger von Paris nach Tana.
Ungewissheit. SMS von meiner Freundin Cindy und von Sven, ob er schon eingetroffen sei. Alle Freunde in Deutschland bemühten die Servicetelefone von Air France und Lufthansa. Sie versuchten herauszufinden, wo er abgeblieben war. Ich war die Nachrichtenzentrale. Bekam ich einen Hinweis per Mail oder SMS, gab ich die Info an alle anderen sofort weiter.
Endlich eine Mail von Sebastian, er war in einem Hotel in Paris und wird am nächsten Tag weiter fliegen nach Reunion und von dort aus weiter nach Tana. Beruhigung trat ein.

Am nächsten Tag schrieb er von einem Internetcafe in Reunion aus, dass er den Flieger durch die Verspätung von Lufthansa verpasst hatte. Er ging zum Schalter von Lufthansa und verlangte von ihnen, sich um ihn zu kümmern, da sie an seinem Problem schuld seien. Die Dame am Schalter wollte ihn abwimmeln. Er verlangte den Chef zu sprechen und warf ihm dann vor, Lufthansa habe ihren Vertrag nicht erfüllt, deshalb haben sie sich zu kümmern.
Nach langem Hin und Her stellte man ihm ein Hotelzimmer zur Verfügung und veranlasste den Flug über Reunion am folgenden Tag. Ich war stolz auf ihn. 19 Jahre und er wußte sich zu helfen, konnte sich durchsetzen und künftig würde ich ruhiger reagieren. Ich war mir sicher, ohne seine Erfahrungen und Erlebnisse in Madagaskar hätte er dieses Selbstbewusstsein nicht an den Tag gelegt.

Am Donnerstagabend dann kam endlich die erlösende SMS von Torsten, „Sebastian ist in Tana gut angekommen.“ Am Freitagabend rief Sebastian an, er hatte keinen Flug nach Majunga bekommen, er wird erst am Samstagvormittag kommen. Ich versprach, ihn abzuholen.

An diesem Freitagabend, Jan war schon im Bett, roch es plötzlich brenzlig. Ich vermutete, dass der Geruch aus dem Aschenbecher kam, wollte ihn ausschütten gehen und sah schockiert das am Hof angrenzende Haus in Flammen stehen. Ich lief zu Jan, wollte ihn wecken.
„Es brennt, es brennt!“ Er fragte, wo. Ich sagte es ihm. Er meinte „Ach so“ drehte sich um und schlief weiter. Inzwischen schlugen die Flammen aus dem Dach. Die Nachbarn schrien und Panik war zu hören Kinder weinten. Im brennenden Haus wurde wohl noch etwas ausgeräumt. Im Erdgeschoss hatte ein Franzose ein Reifengeschäft.
Die Nachbarn über uns kippten von oben Wasser so weit sie konnten. Denn beide Häuser verband eine kleine Dachterrasse.
Brennende Teile flogen auf unseren Hof. Ich malte mir aus, was passieren würde, wenn das Feuer übergreift. Der Strom fiel aus. Ich stand plötzlich im Dunkeln.
Jan war nun doch aufgestanden und beruhigte mich. „So schnell greift das Feuer nicht über. Es bleibt immer noch Zeit, die Technik abzubauen und raus zu schaffen.“ Wir überlegten, wohin damit, wenn es so kommt. Wir einigten uns auf den VW-Transporter, der draußen vor der Tür stand.
Es klopfte wild am Eingang. Die Nachbarn! Mein Gott; warum verstehe ich die Sprache nicht!
Plötzlich stürmten zwei Kunden rein, Moslems, die in der Nachbarschaft wohnten und gestikulierten aufgeregt. Ich zeigte Ihnen den Hof. Willi saß erschrocken auf einem Sessel. Der Baum, von dem er einmal gefallen war, stand zum Teil in Flammen.
Einer der Männer blieb bei mir. Wir nahmen einen Schlauch von der Klimaanlage aus einem der Zimmer und er hielt den Baum nass. Dann ging er mit mir in die Küche, trug die Gasflasche raus in Sicherheit und Jan stellte die Sicherung für den Strom ab.
Unser Helfer hielt mit dem kleinen dünnen Schlauch den Baum nass. Ich füllte den Wassereimer. Jedes brennende Teil, das auf unseren Hof stürzte, übergoss ich sofort mit Wasser. Es war ziemlich gefährlich. Große Teile kamen geflogen und wir warnten uns gegenseitig.
Dann endlich die Sirene einer Feuerwehr. Noch eine. „Gott sei Dank, es gibt Feuerwehren in Majunga!“

Willi holte ich vom Hof, brachte ihn in ein Zimmer. Er verhielt sich ruhig und blieb auf dem Sessel sitzen, auf den ich ihn setzte.
Die Feuerwehr spritzte von oben, dem Stockwerk über uns und von der Straßenseite aus. Durch den Druck fielen immer wieder brennende Teile vom Dach, den Fenstern usw.

Wir hatten voll zu tun. Mittlerweile kam das Löschwasser durch die Küchendecke und auch im Hof regnete es von der Decke.
Die Feuerwehrleute hangelten von der Dachterrasse auf den Baum, um besser ran zu kommen, kletterten dann zu uns herunter, nahmen sich eine Zigarette und liefen durch das Internetcafe wieder nach oben. Wir hatten zu tun und das Feuer kam ewig nicht unter Kontrolle. Der Wind ließ es immer wieder aufflammen. Ab und zu gab es kleine Explosionen. Brennende Teile flogen durch die Luft.
Es züngelte aus den Fenstern, vom Dachstuhl und die Flammen schlugen hinauf in den nachtschwarzen Himmel.
Draußen auf der Straße standen zwar viele Schaulustige, aber ebenso viele Leute liefen mit Wassereimern und halfen, wo sie konnten.
Endlich morgens gegen 4.00 Uhr war der Brand gelöscht. Die Feuerwehr ließ ein paar Leute da und eine Feuerwehr, um sicher zu gehen, dass es nicht noch einmal aufflammt.
Wir luden unseren Helfer ein auf ein Glas Bier beim Franzosen gegenüber. Das hatten wir uns verdient. Todmüde fiel ich ins Bett.

Am Samstagvormittag holte ich Sebastian vom Flughafen ab. Überglücklich nahm ich meinen Sohn in die Arme. Endlich war er wieder da.

Ein aufregender Monat ging zu Ende. Nach dem stürmischen Januar nun dieser Februar. Es schien so, als wäre dieses 2004 für jede Überraschung gut...



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Gabi
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Wohnort: Köln


Beitrag15.08.2008 20:41

von Gabi
Antworten mit Zitat

Hallo Teccla!
Es ist so spannend, was euch alles passiert ist.
Hier hat sich ein Fehlerchen eingeschlichen. Ist aber auch das erste, das ich entdecke.

Zitat:
Die Feuerwehr ließ ein paar Leute da und eine Feuerwehr, um sicher zu gehen, dass es nicht noch einmal aufflammt.


Ansonsten freu ich mich wie immer auf mehr.

L.G.
Gabi


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