Sie haben uns gewarnt

[nicolailevin]

Jason fällt mitten im Meer von seinem Boot ins Wasser. Er fürchtet zu ertrinken, als ihn ein Wassergeist aufgreift. Der führt ihn in eine Wasserstadt, wo das Wasser in Form von geisterhaften Gestalten ihm deutlich macht, was die Menschen dem Wasser mit ihrer zerstörerischen Lebensweise antun. Jason verspricht, sich bei den Menschen für Umweltschutz und speziell die Belange des Wassers einzusetzen und wird gerettet.

Es fällt mir schwer, diese Geschichte einzuordnen. Für mich wirkt sie so, als habe ein sehr junger Mensch sie geschrieben, und ich scheue mich davor, den ehrlichen Enthusiasmus, den ich aus den Zeilen herauszulesen glaube, mit meinem ach so welterfahrenen, altersharten Zynismus wegzubügeln und mit großväterlicher Haltung als naiv, kindlich-bemüht und schlicht abzukanzeln. Ich ziehe mich einfach mit dem Argument zurück, dass ich alter Sack hier nicht die Zielgruppe bin und überlasse es der Jugend, sich von Gleich zu Gleich damit auseinanderzusetzen.

Von mir in respektvollem Altersabstand keine Punkte.

[cheeky_rakoon]

Neutraler Kommentar, um bewerten zu können.

[weltverbesserer]

Vielen Dank für die vielen Kommentare und die teilweise ausführliche Kritik. So viel habe ich gar nicht erwartet und habe mich ehrlich darüber gefreut. Dies war der allererste Wettbewerb, an dem ich je teilgenommen habe und ich hatte furchtbares Muffensausen vor zerfleischenden Kommentaren.

Dafür, dass ich die Geschichte erst am letzten Tag, teils noch im Zug, geschrieben habe, bin ich ganz zufrieden.
Der moralische Zeigefinger war gar nicht beabsichtigt. Ich hatte die Argumente eines personifizierten Meeres und die eines Ertrinkenden, der alles tun würde, um zu überleben.

Also danke euch allen für die Mühe und die konstruktive Kritik.

[weltverbesserer]

Nachdem ich nun genug über eure Reaktionen reflektiert habe, ist es an Zeit auch euch mit meiner Rückmeldung zu entlohnen. Ich habe gesehen, wie Autoren anderer Geschichten das handhaben und will mich davor auch nicht drücken.
Erst einmal vielen Dank an euch, denen meine Geschichte vorbehaltlos gefallen hat. Es tut natürlich jedem gut, gelobt zu werden.
Oft setzen Autoren eine Kritik an ihrem Text mit der Kritik an ihrer Idee gleich, das war bei mir früher auch so, inzwischen sehe ich das aber ganz anders. Ich muss nicht mehr wissen, ob ich schreiben kann. Jetzt geht es mir darum, wie ich mich dahingehend verbessern kann, dass ich mit dem, was ich sagen will, auch beim Leser ankomme. Offensichtlich liegt noch ein gutes Stück Arbeit vor mir, aber das schreckt mich nicht. Immerhin bin ich so weit gekommen, habe mich ins Meer gestürzt - ganz bestimmt nicht fern der Ufer - und lerne jetzt richtig schwimmen, anstatt wild herum paddelnd nur Wasser aufzuwühlen. Mit Jason aus meiner Geschichte habe ich nichts zu tun, bin glücklicherweise auch nicht mit ihm verwandt.

Mein besonderer Dank geht an die Kritiker unter euch. Dank euch hatte ich zwar einen Albtraum, in dem ich meine Geschichte in einem absurd-invertierten Szenario gesehen habe, aber ihr habt mir meine (derzeitigen) Hauptschwächen aufgezeigt, sogar in geballter Form. Mit diesen farblich markierten “Schädlinge” habe ich jetzt eine schwarze Liste gemacht. Ich werde sie alle ausrotten, einen nach dem anderen. Speziell für diesen Zweck habe ich ein Schädlingsbekämpfungsmittel namens “Text Fix®” erfunden, das ich durch die Firma “Feedback” vertreiben werde. Inhaltsstoffe: Text und Kritik.

Nebenwirkungen von Text Fix®:
häufig: Gesteigerte Ungeduld, Erwartungshaltungen, Selbstzweifel, Prokrastination
normal: Kopfzerbrechen, Schluckbeschwerden, Wutausbrüche
selten: Kontrollverlust, Größenwahn, Selbstüberschätzung, Autoaggression, Demotivation
nicht nachgewiesen: Verschlechterung, Burnout, Koma, Hirntod

Spaß beiseite. Ich habe noch eine Siegerehrung vorbereitet. Für die hilfreichsten konstruktiven Kritiken habe ich ein Siegertreppchen ersonnen.
 
Platz 1: Globo85

Zitat:

Ein paar sehr schöne Ideen werden von der Moralkeule niedergeknüppelt.

Platz 2: Minerva

Zitat:

Was während des Lesens geschah:

Platz 3: d.frank

Zitat:

- Es ist sicher schwierig, das Wort Wasser sparsam zu verwenden, wenn man eben über Wasser schreibt, aber sieh dir das selbst an:

Ihr drei habt mich direkt angesprochen und ich konnte eure anschaulich aufgezeigte Kritik sofort annehmen. Ihr seid meine Auserwählten. Falls ich während meiner Wartezeit auf eine eigene AG nicht das Zeitliche segne, würde ich gern auf euch zurückkommen.

Die Kritikpunkte aller anderen Kommentatoren sind deshalb nicht weniger nützlich, wie ihr an den Markierungen erkennen könnt. Ich habe sehr viel Nützliches mitnehmen können. Danke.

hobbes hat Folgendes geschrieben:

-Rückblende mit Infodumping ... es geht schon in die Richtung. - der Text ist voller erhobener Zeigefinger - so extrem "alles in ein bisschen zu einfache Worte gefasst"

Minerva hat Folgendes geschrieben:

Was während des Lesens geschah: -Zeitformfehler, Kommafehler, Wortwiederholungen und Erklärbär: -ein bisschen mehr hätte ich mir gewünscht. verheißungsvolles Setting... Das hätte ich sehr gern gelesen. - es kommt zu offensichtlich daher -Die Moral nicht so pointiert formulieren und seine Erklärungen reflektierter machen - differenziert und subtiler, kleinteiliger, spezieller rangehen.

d.frank hat Folgendes geschrieben:

- Es ist sicher schwierig, das Wort Wasser sparsam zu verwenden, wenn man eben über Wasser schreibt, aber sieh dir das selbst an: - wirkt alles andere als authentisch. Vielleicht mehr Augenmerk auf den Anfang und dafür das Treffen mit den Wesen abkürzen.

Heidi hat Folgendes geschrieben:

- Alles in allem passiert nicht viel im Text.   - das abrupte Ende, die Botschaft (ich mags lieber ohne) und die Figur, die mir keine wirklichen Facetten zeigt.

Phenolphthalein hat Folgendes geschrieben:

- es gelingt dir nicht, das Kollektiv konsequent als Einheit darzustellen. - der Erzähler vermittelt mir Dinge, die der Prota nicht bemerkt .... Das erzeugt bei mir sehr viel Distanz und ich bin nicht im Geschehen.

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:

- Die Zeilenumbrüche sind voll irritierend. Da denkt man, der Sprecher würde wechseln.

Reimeschreiberin hat Folgendes geschrieben:

- auch wenn der erhobene Zeigefinger (oder in dem Fall Wasserfinger) nicht zu übersehen

Taranisa hat Folgendes geschrieben:

-Wirkt für mich zu aufgesetzt.

Abari hat Folgendes geschrieben:

- zu wenig dramatisch und ein bisschen zu "didaktisch" - Aus der im Wesen guten Idee hätte mehr werden können.

Globo85 hat Folgendes geschrieben:

-Ein paar sehr schöne Ideen werden von der Moralkeule  niedergeknüppelt. -Aber das Bild wäre (für mich) stärker, wenn es nicht vorher schon aufgetaucht wäre - die Idee erschlagen wird. - wird von der Botschaft des Textes ohnehin nicht erreicht) die Symbolik der Eisbärscholle. Aber man darf eben am Ende nicht selber zu diesem Schluss kommen, - alles zu übererklärt. - die phantastische Ebene hätte für mich noch enormes Potential geboten.

Zitat:

- viel zu platt und eindimensional - der Charakter Jason ist bereits so primitiv und eindimensional geschildert, dass man ihm den Schriftsteller sowieso nicht abnimmt. - Handwerklich auch nicht überzeugend. - Der Erklärbär und moralisierende Zeige(wasser)finger  lugt an allen Ecken und Enden hervor. - Mehrere Stolpersteine machen das Lesen ziemlich dickflüssig. Z.B. das mit der Eisscholle - Lieblos und wenig durchdacht.

Jenni hat Folgendes geschrieben:

- Eine neue Erkenntnis oder eine neue Betrachtungsweise birgt die Begegnung mit dem Wasser nicht

tronde hat Folgendes geschrieben:

- der erhobene Zeigefinger zu deutlich und die Geschichte dann zu wenig packend.

Murnockerl hat Folgendes geschrieben:

- die Geschichte ein wenig zu belehrend. - bis zum Ende nicht verstanden, was das "wahre Gesicht des Meeres" denn nun eigentlich ist. - kommen mir die Wasserwesen wie ein leerer Spiegel für Jasons Reflexionen über die Welt vor. - Ich hätte es interessanter gefunden, wenn die Wasserwesen weniger menschlich und ihre Art zu denken "alienhafter" dargestellt worden wäre. - Den ersten Absatz mit der Erklärung, ..., kannst du meiner Meinung nach übrigens getrost weglassen. Für die Handlung ist nur wichtig zu wissen, dass er unglücklich vom Schiff gefallen ist und nun in Lebensgefahr schwebt.

nebenfluss hat Folgendes geschrieben:

- erhobenen moralischen Zeigefinger  hin, der alsbald die Erzählung dominieren wird. - Gedanken wie Was? Das ist unmöglich finde ich jedoch eher kontraproduktiv, um mich in das Geschehen hinein- bzw. hinabziehen zu lassen.- Die Unter-auf-dem-Wasserstadt würde ich trotzdem sehr gerne erkunden, wäre sie nicht von den gleichgeschalteten Sprößlingen des Wassergottes(?) bevölkert, die mir zum x-ten Mal erklären, ... Im Grunde nichts anderes als "Show don't tell". - eine Insel aus Plastiktüten sein können, die dann mit in den Strudel gezogen wird. Dann wäre das Thema schon angezeigt und erfahrbar gewesen, und das Gespräch mit den Wasserwesen hätte mehr bieten können - diese tellige, als Dialog getarnte Anklage an die Menschheit,...

anderswolf hat Folgendes geschrieben:

- Ist das Wasser, das Jason trinkt, anders als das Wasser, mit dem er sich unterhält? - die Beschreibungen fließend und nicht immer nachvollziehbar.

Michel hat Folgendes geschrieben:

- Einen Twist gibt es nichts, die Geschichte versucht nicht, ihre Intention zu verbergen.

[Globo85]

Hallo Manu,

[weltverbesserer]

[Minerva]

[weltverbesserer]