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Die letzte Kreuzfahrt


 
 
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weltverbesserer
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 63
Beiträge: 215
Wohnort: Dänemark


Beitrag09.04.2022 01:35

von weltverbesserer
Antworten mit Zitat

Sehr interessante Idee und spannend geschrieben. Leider habe ich keine Punkte mehr übrig, sonst hättest du auch welche bekommen. Das Ende fand ich etwas verwirrend. Aber soll wohl den Übergang in den Tod darstellen? Oder Verwandlung? Jedenfalls mag ich deinen Schreibstil.
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nicolailevin
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 259
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag09.04.2022 17:24

von nicolailevin
Antworten mit Zitat

Eine düstere Zukunft. Die Erzählerin hat mit anderen Flüchtlingen Zuflucht auf einem alten Kreuzfahrtschiff gefunden. Statt der erhofften Händler kommen Piraten an Bord, die Heldin liefert sich ein Katz- und-Maus-Spiel mit ihnen, verletzt einen der Angreifer mit dem Messer und wird doch außer Gefecht gesetzt. Sie findet sich gefesselt auf dem Piratenboot wieder, kann aber ihre Fesseln lösen, flieht mit einem Rettungsfloß weg aufs freie Meer; doch das Floß sinkt, und die Heldin taucht ab und hat eine letzte Vision, ehe sie stirbt.

Was auffällt, sind die vielen Fehler aller Art. Da hatte jemand, der unübersehbar Probleme mit korrekt geschriebenem Deutsch hat (vielleicht sogar Deutsch nicht als Muttersprache spricht), keine Zeit und keine Gelegenheit, Testleser über den Text schauen zu lassen.

Wenn man das ignoriert, findet man eine rasante, actionreiche Story; fast wie in einem Computerspiel geht es zur Sache, die Handlung hetzt mit der Heldin von Ort zu Ort. Der Schauplatz ist durchaus eindrucksvoll: so ein altes heruntergekommenes Kreuzfahrtschiff, einstiger Luxus, von dem nur noch Rost und Reste übriggeblieben sind. Da hätte ich mir mehr Dekor und Authentizität gewünscht, wäre lieber bildhaft auf dem Schiff mitgegangen, als im Tunnelblick die Verfolgungsjagden zu erleben. Auch die Piraten bleiben blass und zweidimensional, sie sind halt irgendwie die Bösen, denen es zu entkommen gilt.

Richtig doof wird es dann, wenn man bei so einer schlicht gestrickten Actiongeschichte als Leser mit dem Plot nicht einverstanden ist:

Warum flieht sie auf dieses Rettungsfloß? Allein auf dem Meer hat sie doch überhaupt keine Chance! Kommt sie nicht auf den Gedanken, zurück an Bord des Kreuzfahrtschiffes zu gehen? In dem riesigen Kahn, den sie in- und auswendig kennt, wird sie doch ein Versteck finden, wo sie abwarten kann, bis die Piraten nach erfolgtem Beutezug weg sind.

Dann das Floß: Kaum kommt die erste Welle, verliert es Luft und sinkt. Erklärt wird das nicht. So eine Rettungsinsel ist doch dafür gebaut, robust ein paar Tage auf See zu überstehen …

Hab‘ ich gar nichts Positives gefunden? Doch, habe ich. Den Satz „Aber sie lebte, zumindest ein bisschen“ – fand ich schön. Und auch am Ende diese Vision vom idyllischen Hafen, die sie unter Wasser erlebt, hat mir sehr gut gefallen.

Keine Punkte von mir – dabei habe ich die formalen Fehler komplett ausgeblendet. Hier wird nach meinem Geschmack eine schöne Idee und eine großartige Kulisse sträflich vernachlässigt, um eine unoriginelle und schwach erzählte Actionstory zu platzieren. Der fein gemachte Schluss reißt es dann auch nicht mehr heraus.
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anderswolf
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1069



Beitrag09.04.2022 17:26

von anderswolf
Antworten mit Zitat

Neulich habe ich ein interessantes Buch angefangen, wo sich in einer Postapokalypse Menschen in einem überdimensionierten und dementsprechend labyrinthischen Wohn- und Kaufhauskomplex seit gefühlt ein paar Jahrzehnten durchgeschlagen haben und es am Ende auch nur noch auf ein Hauen und Stechen mehr oder weniger gut organisierter Gruppen herausläuft. Also ähnlich wie hier: Verteilungskämpfe in den Ruinen des Wohlstands nach dem abzusehenden Ende der Wachstumsillusion. Das Buch habe ich bis zur Hälfte geschafft, dann kam mir ein Urlaub dazwischen und danach hatte ich einen Großteil der Handlung wieder vergessen, wollte dann aber nicht mehr zurückblättern. Für alle, die es interessiert: "Der Weg nach unten" von Norbert Stöbe.

Die vorliegende Geschichte vermag nicht bis zu ihrer Mitte zu fesseln, eigentlich denke ich schon bei der Frage, ob die Protagonistin das Fenster putzen sollte, darüber nach, ob das wohl für die Handlung noch relevant sein dürfte. Dann fällt mir auf, dass ich durch ein fast blindes Fenster vielleicht auch weder Wolken noch Möwen sehen würde und dann kommt der schlimme Satz, der irgendwie symptomatisch für die ganze Geschichte ist: "Wir haben es ausgemergelt und misshandelt, Jahrhundert um Jahrhundert."
Denn erstens ist nicht ganz klar, wer das sagt, ich nehme an, es ist die Protagonistin, gleichzeitig könnte das auch ihr Begleiter gewesen sein, denn die Protagonistin ist ja noch voll in Gedanken. Warum die Protagonistin ihren Begleiter nicht mit einem Namen anspricht, ist unklar, er wird später auch keinen mehr bekommen, und dann ist er ja auch schon tot. Tote brauchen keine Namen, scheint es, aber vielleicht kannten sie sich auch noch nicht so lange, denn sie trauert ihrem Begleiter ja auch nicht lange nach. Oder überhaupt.
Der Satz jedenfalls ist zweitens gleichermaßen grauenvoll wie lächerlich. Das Pathos von "Jahrhundert um Jahrhundert" passt so ganz und gar nicht in eine postapokalyptische Welt, es erzeugt eine erheiternde Dissonanz zu der schon durch die blinden Fenster vorgegebene Schwermut des Textes. Manchmal passiert das, da verheddern sich Sätze so in ihrer desperaten Weltbeschreibung, dass dann eine Bemerkung darüber, wie schlimm alles ist, eben dieses alles komplett über den Haufen wirft und ins Lächerliche zieht, als würde sich da nichts mehr ernst nehmen.
Und da hilft auch leider der erste Teil des Satzes nicht: ausgemergelt und misshandelt lässt sich auf Menschen oder Tiere anwenden, nicht aber auf unbelebte Objekte oder Entitäten wie die Erde oder das Meer. Unfreiwillig komisch wird die Verwendung von ausgemergelt im Zusammenhang mit Meer, wenn man bedenkt, dass es ein Sedimentgestein namens Mergel gibt, aber das dann zu verfolgen, führt doch arg weit vom Text weg.

Jedenfalls sind wir noch nicht über den ersten Absatz raus, und ich beschäftige mich mehr mit der Sprache als mit der Geschichte, und das ist ein Problem.

Vor allem, weil es hier nicht aufhört. Der Gefährte fängt das Ei, bevor es fallen kann. Wie?
Dann fehlt da ein Wort im Satz mit dem Prospekt, und ich finde es interessanter darüber nachzudenken, wer das Prospekt gefunden hat oder warum der plötzliche Lärm direkt in die Betrachtung des Prospekts überleitet bzw. in die Erinnerung daran. Klar, damit die Lesys ein gefühl für das Setting bekommen. Aber hätte das nicht irgendwie anders bewerkstelligt werden können?

Später sind die Protagonistin und ihr namenloser Begleitung in ihrer Kajüte eingesperrt, sie haben die Tür verriegelt und die Sachen versteckt, trotzdem kauern die beiden in einer Ecke, um nicht gesehen zu werden. Von wem? Und dann kehren wir zurück zu dem blöden Ei, was mir erst klar wird, nachdem ich länger drüber nachgedacht habe, als mir lieb war. Und der Satz selbst hat auch noch einen Schreibfehler drin. und dann sagt der Begleiter: "Wir hätten es essen sollen, als noch Zeit war."
Und ich denke mir: ja hättet ihr mal, denn keine Ahnung, woher ihr das Ei überhaupt habt, ganz frisch wird es ja nicht mehr gewesen sein, immerhin habt ihr kaum noch was zu essen, dachte ich, und vielleicht hätte die Lebensmittelvergiftung, die ihr ganz sicher bekommen hättet, mir erspart, diese Geschichte zu lesen, in der die Protagonistin dann erst als Schlampe bezeichnet, dann wird sie als Diebesgut behandelt, dann schleicht sie sich aus der unlogischerweise unverschlossenen Kammer mit einerm Rettungsboot, dann trinkt sie Salzwasser und dann ertrinkt sie merkwürdig egal.

Wie letztlich auch die Geschichte. Einfach abgesoffen.
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Gast







Beitrag10.04.2022 08:42

von Gast
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Liebe/r Inko,

Verzeihung, leider schaffe ich es nicht mehr, dir einen Kommentar dazulassen Embarassed. Mich hat's erwischt und ich schwächel etwas.

Liebe Grüße,
Katinka
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fabian
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 606



Beitrag10.04.2022 16:05
Re: Die letzte Kreuzfahrt
von fabian
Antworten mit Zitat

Zum dystopischen Schluss bleibt dann nur die Hoffnung auf ein gnädiges Ende, und immerhin, diese Hoffnung wird beschworen, auch wenn die Realität wohl nicht mal das bereit halten wird.
2 Punkte


_________________
Wer an einem aufgeräumten Schreibtisch sitzt, wer das schafft, kennt keine Gnade.
Terézia Mora im Interview mit Klaus Siblewski (in: TEXT+KRITIK 221)
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kioto
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 71
Beiträge: 442
Wohnort: Rendsburg


Beitrag11.04.2022 10:26

von kioto
Antworten mit Zitat

Hallo,
Vielen Dank an Alle fürs Lesen und Bewerten. So viele interessante Rückmeldungen bekommt man selten auf eine Geschichte, das mitmachen hat sich gelohnt. Die vielen Hinweise werden mir helfen, besser zu werden.


@ John McCrea, Jenni, Abari, Heidi, Elisa

Danke für die Trostpflästerchen Smile

@ Stefanie, weltverbesserer

Freut mich, dass Euch die Geschichte gefallen hat.

@nicolailevin

Deine Kritik ist hart aber berechtigt. Danke. Ich werde die genannten Punkte beherzigen.

@anderswolf

„dann kommt der schlimme Satz, der irgendwie symptomatisch für die ganze Geschichte ist: "Wir haben es ausgemergelt und misshandelt, Jahrhundert um Jahrhundert."“

Freut mich, dass einige Leser diesen Einschub bemängelten. Ich hatte in den letzten Jahren das Gefühl bekommen, dass Hinweise auf die Klimakatastrophe und verwandte Themen schon fast Pflicht in entsprechenden Romanen und Filmen / Dokumentationen sind. Ich werde in Zukunft vermeiden, vermuteten Trends hinterher zu laufen.


Ich wünsche allen ein schönes Osterfest


_________________
Stanislav Lem: Literatur versucht, gewöhnliche Dinge ungewöhnlich zu beschreiben, man erfährt fast alles über fast nichts.
Phantastik beschreibt ungewöhnliche Dinge (leider m.M.) meist gewöhnlich, man erfährt fast nicht über fast alles.

Gruß, Werner am NO-Kanal
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anderswolf
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1069



Beitrag25.04.2022 10:34

von anderswolf
Antworten mit Zitat

kioto hat Folgendes geschrieben:
@anderswolf

„dann kommt der schlimme Satz, der irgendwie symptomatisch für die ganze Geschichte ist: "Wir haben es ausgemergelt und misshandelt, Jahrhundert um Jahrhundert."“

Freut mich, dass einige Leser diesen Einschub bemängelten. Ich hatte in den letzten Jahren das Gefühl bekommen, dass Hinweise auf die Klimakatastrophe und verwandte Themen schon fast Pflicht in entsprechenden Romanen und Filmen / Dokumentationen sind. Ich werde in Zukunft vermeiden, vermuteten Trends hinterher zu laufen.

Ich kann da nicht für andere sprechen, sondern nur für mich, aber ich fand den Satz eine sprachliche, nicht eine thematische Zumutung. Grundsätzlich spricht nichts gegen die Dystopie einer schwer misshandelten Welt (und damit verbunden natürlich das als Müllkippe missbrauchte und nahezu leergefischte Meer). Es ist ja auch nicht mal mehr so sehr eine Dystopie als eine nahzukünftliche Extrapolation aktueller Zustände; und dementsprechend ist ein solcher Hinweis natürlich auch keine "Pflicht" oder gar ein "Trend", sondern als Abbilden der Realität einfach nur naheliegend. Das wiederum lässt sich bemängeln: dass einfach nur das Naheliegende in einer phantastischen Erzählung eingeräumt wird.
Oder, um Heidi fehlzuzitieren: Es wäre besser gewesen, das tatsächlich im Text zu zeigen, als einfach nur in einem weggeworfenen Satz die übelste Fehlentwicklung des gesamten Anthropozäns zu referenzieren.
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