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Wasserfriedhof


 
 
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Sue Rovia
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 30
Beiträge: 586
Wohnort: Metronom
Das bronzene Floß Silbernes Licht


Beitrag31.03.2022 20:00
Wasserfriedhof
von Sue Rovia
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Es war jetzt später Nachmittag und die Piroge erreichte ein Seegebiet, das man im Dorf stets Owamre-woteti genannt hatte, aus Gründen, die ihr beiläufig oder gewichtig anvertraut worden waren, während der Name weiter durch die Straßen gegeistert war, gelegentlich aufgegriffen wurde und mit Bedeutung überladen.
Und sie war das wissbegierige Kind gewesen, das alles aufgesogen hatte und alles mitgenommen. Wenn sie heute ein Reisender nach dem Ursprung des Namens fragte, dann konnte sie erzählen, dass es hier einen Witwenfriedhof gegeben hatte, bevor das Meer gekommen war und alle Kultur fortgespült hatte; dass man hier gelegentlich Wasserteufel sah, die sich in der Abenddämmerung auf einen Totentanz trafen; dass es einen undurchdringlichen Nebel gab, der eine verzauberte Insel vor den Augen allzu neugieriger Seefahrer verbarg; dass nachts Lichter auf der Wasseroberfläche flackerten, die sich bei genauem Hinsehen stets als Grablichter entpuppten; dass ein Dämon auf dem Meeresgrund lebte, der um seine Kinder weinte, die als Beifang verendet waren; dass Nixen die ihnen verfallenen Männer hier bestatteten.
Und sie hätte sagen können, dass manche Dorfbewohner bedeutungsvoll schwiegen, wenn es um diesen Ort ging, und dass andere, insbesondere Malik, sie im fast flehenden Tonfall beschworen hatten, nicht mit diesem verfluchten Boot hierherzukommen.
Warum nicht, das konnte oder wollte er ihr nicht sagen, und trotzdem hatte er ihre Fahrt einen Vertrauensbruch genannt, und außerdem eine riesengroße Dummheit. Das war typisch für Malik, der wütend geworden war, als sie eine Scherbe am Strand aufgehoben hatte und zum nächsten Mülleimer gebracht; eine Wut, die sie bis heute nicht verstand.
»Glaubst du, dass Wassergeister sich an Menschen rächen, die ihnen Strandgut rauben?«, fragte sie Daniel, der ihr gegenüber saß und mit gleichmäßigen Bewegungen eine Hose stopfte.
Sie wartete darauf, dass er bejahte oder sie auslachte. Aber er sah sie nur lange mit seinen nachdenklichen Augen an, bevor er sich wieder der Hose zuwandte.
»Nein«, sagte er schlussendlich leise.
Daniel hatte sich bislang als schweigsamer Mitfahrer erwiesen und sie wusste nicht so recht, was er überhaupt hier wollte. Sie hatte nicht um seine Begleitung gebeten. Er hatte sich zu ihr gesetzt, als sie ihren Kaffee in diesem Touristenloch zwischen Bahnhof und Hafen getrunken hatte, wahrscheinlich war er  auch nur dort gewesen, um sie abzufangen.
»Ich würde dich gern begleiten«, hatte er gesagt, und als Reaktion auf ihren perplexen Blick hatte er den Satz langsam und überdeutlich wiederholt, als wäre sie auch eine Fremde, die sich seine Sprache mit Vokabeltrainern, Wörterbuch und billigen Kursen notdürftig angeeignet hatte.
»Ich verstehe dich«, hatte sie deshalb ein bisschen vorwurfsvoll geantwortet und er genickt.
»Gut.«
In jenem Moment hätte sie ihn explizit ausladen müssen; das war nicht ihre Art.
Sie wusste, dass er seine eigentliche Beweggründe vor dem Dorf verbarg; dass er anderen erzählte, er würde mit ihr hinausfahren, weil sie Hilfe mit dem Boot brauchte und gut bezahlte. Aber sie bezahlte ihn nicht. Sie brauchte keine Hilfe. Die Piroge manövrierte sich selbst durch die Wellen. Es gab nur ein kleines Steuerruder, auf dem ihre sonst so unruhige Hand seit jetzt fast fünf Stunden ganz entspannt lag. Einen Motor gab es nicht und auch kein Segel; nur eine dunkle Lackschicht, die das alte Holz am Arbeiten hinderte, wie Daniel sagte.
Sie hatte die Piroge von ihrer Großmutter bekommen. Wie sie sich bewegte; wieso sie sich bewegte, das wusste sie nicht, es war ihr auch egal.
»Du kannst das Boot nicht benutzen«, hatte Malik zu ihr gesagt. »Es hat seinen eigenen Willen.« Das hatte sie nicht überzeugt. Wer ganz im Allgemeinen nicht an einen freien Willen glaubt, der gesteht auch einer Piroge so etwas nicht zu. Sie glaubte an Prozesse auf einer Mikroebene, an Millionen von Mikroprozessen, die sie ebenso ausmachten wie ihre Piroge und die sich erleben ließen. Sie war eben eine Frau des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Was sie nicht wusste: Wieso sie in einem Dorf aufgewachsen war, das sich der Gegenwart verweigerte und ob es jemanden gab, dem es damit ähnlich ging.
Malik sicher nicht. Wenn überhaupt, dann vermutlich Daniel, auch wenn er mit seinen abgetragenen Kleidern, den buschigen Koteletten und dem Nähzeug in seinen schwieligen Händen wie eine lebende Antiquität aussah.
»Daniel?«, fragte sie.
Er sah auf.
»Warum heißt dieser Ort Owamre-woteti?«
Er lächelte unwillkürlich und sie fühlte sich durchschaut.
»Die Menschen gehen davon aus, dass ein Schiff, wenn es Owamre-woteti passieren kann, unbeschadet den Ozean überquert. Hier gibt es äußerst gefährliche Untiefen – und früher gab hier auch Piraten.«
»Du meinst, dass dieser Ort ein Friedhof für verunglückte Schiffe und ihre Besatzung ist.«
Daniel gab zunächst keine Antwort und sie wertete sein Schweigen als Zustimmung. Als sie die Augen schon wieder auf die Wellen gerichtet hatte und über etwas ganz anderes nachdachte, setzte er zu reden an.
»Also, du hast diese riesigen Schiffe, alte Segelschiffe – ich weiß nicht, ob du dir die Holzfassade in der Kirche einmal genauer angeschaut hast.« Sie verneinte. »Das sind Balken, die von so einem Schiff kommen. Und die Schiffe waren gefüllt mit Menschen, die zusammengepfercht wurden für eine Reise ans Ende der Welt. Man sagte ihnen, sie sollten eine Kolonie aufbauen, ein Königreich gründen, irgendwie so etwas. Und jetzt läuft so ein Schiff auf. Das sind keine zwanzig Tote, sondern zweihundert.
Das passiert einmal. Und dann noch einmal. Und dann wieder und wieder und keiner kann sagen, ob je so ein Schiff mit seiner menschlichen Fracht irgendwo angekommen ist. Und die Menschen, die zurückgeblieben waren, fingen an zu spinnen«
»Du meinst, Owamre-woteti ist der Friedhof der Verschleppten«, folgerte sie.
Daniel nickte.
»Die Geschichte erzählt aber niemand im Dorf.«
Er verzog sein Gesicht und für einen Moment dachte sie, er hätte sich mit der Nadel ins eigene Bein gestochen.
»Die, die da im Dorf geblieben sind«, erwiderte er schließlich, »Die sind mit dem glücklich geworden, was zurückblieb. Mit Häusern, Wertgegenständen, Geld. Ja, heute erzählen sie lieber von Nixen und Wassergeistern und von Dämonen. Von solchen Geschichten wird das Bier nicht schal, die Suppe nicht trüb. Frag die Menschen nach ihrem Eigentum und du wirst sehen, dass sie sich schämen.«
Beide waren für eine lange Zeit ruhig. Daniel arbeitete weiter an seiner Hose. Sie erinnerte sich an Alltagsgegenstände: An Schalen und Gürtelschnallen, an kleine Holzfiguren, von denen ihre Mutter gesagt hatte, sie seien zu wertvoll, um damit zu spielen.
»So viele Tote«, murmelte sie nachdenklich.
Sie sah ihn zusammenzucken. Für einen Moment dachte sie etwas Schreckliches; dass er mitgekommen war, um sie zu töten, aber der Gedanke ging in den gleichförmigen Linien des Wassers verloren. Daniel hustete ein bisschen. Dann packte er seine Hose zurück in den Rucksack.
»Sie sind nicht gestorben, zumindest nicht alle. Einige der Menschen, die auf den gestrandeten Schiffen waren, haben tatsächlich eine Kolonie gegründet, die bis heute auf keiner Karte zu entdecken ist, weil sie sich auf dem Meeresgrund befindet.«
Sie schwieg, weil sie nur langsam verstand, dass jetzt die eigentliche Geschichte über Owamre-woteti kam, die Daniel zu erzählen hatte. Und obwohl sie nicht mehr nachfragte, weil es sie schlicht nicht interessierte, redete Daniel weiter:
»Du fragst dich, woher ich das weiß. Während die Verschleppungen stattfanden, wurde meine Familie entzweit. Die einen waren an Land geblieben, die anderen verschwanden in den Wellen. Aber sie blieben nicht stumm. Sie schrieben uns Briefe auf Tonscherben – hier.« Er fischte den abgebrochenen Henkel eines Krugs aus seiner Hosentasche und reichte ihn ihr. Sie musterte ihn gründlich und von allen Seiten, aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass die aufgedruckten Muster in irgendeiner Sprache einer Briefform gerecht wurden.
»Wir haben nicht alle gefunden, aber die meisten von ihnen. Im Dorf erzählten wir Geschichten darüber, dass der Strand den Geistern gehört. Und die Leute wagten es nicht mehr, etwas mitzunehmen. Abend für Abend gingen wir an den Strand und hoben auf, was das Meer uns gebracht hatte. Bedruckte Tonscherben, Glasbilder, kleine Geschenke. Wir waren die Geister, es war unser Strand.« Er gluckste leise. »Deshalb weiß ich, dass unsere Familie am Meeresgrund lebt, hier in Owamre-woteti. Während viele um ihnen herum starben, lernten sie das Atmen im Wasser. Sie haben sich ein großes Haus gebaut. Und die gute Nachricht ist, dass auch ich auf dem Meeresgrund leben kann. Sie haben uns wieder und wieder eingeladen, zu ihnen zu kommen und mit ihnen zu leben, weit weg von diesem Dorf mit seinen gierigen, kleinstirnigen Menschen, aber meine Eltern wollten ihr Haus nicht zurücklassen. Jetzt sind sie tot und ich habe keinen Grund mehr, im Dorf zu bleiben.«
Das Boot war stehen geblieben und bewegte sich langsam hin und her, dem Wellengang zum Trotz und obwohl ihre Hand unverändert auf dem Ruder lag. Daniel war aufgestanden, schulterte seinen Rucksack und lächelte sie dabei an. »Dir geht jetzt wahrscheinlich viel durch den Kopf. Aber du kannst gern nachkommen, wenn du willst. Ich bin mir sicher, dass auch du unter Wasser leben könntest. Du bist nicht wie die anderen.«
»Du kannst nicht schwimmen, Daniel«, erwiderte sie und das war auch alles, was ihr durch den Kopf ging. Dann schwang er sich über die Holzplanke und versank im Wasser.
Sie sah ihn untertauchen und dann nie wieder.
Eine große Traurigkeit machte sich in ihr breit. Und auch die Piroge begann, im Kreis zu fahren, als könnte Daniel jeden Augenblick wieder auftauchen und sie müssten hier auf ihn warten.
»Er kommt nicht wieder«, sagte sie und das Holz unter ihr knirschte fassungslos.
Sie streichelte das Steuerruder wie andere Menschen ein liebgewonnenes Tier und sah in den Abendhimmel, der sich über ihr verdunkelte  
Sie dachte an ihre Familie, die ihr eine Piroge überlassen hatte, aber keine Geschichte über Owamre-woteti. So war sie ein aufgeklärter Mensch geworden, aber alleine in einer Welt, die doch nur durch den Glauben an krude Geschichten in ihrem Kern zusammengehalten wurde. Sie wusste, dass sie wütend war, dass sie immer schon wütend gewesen war; und dass es keinen Weg für sie gab, der zurück ins Dorf führte. Denn sie war der Mensch mit einer Piroge, von der andere sagten, ein Fluch läge darauf, aber sie selbst sagte es nicht. Und sie war der Mensch, der sich mit großer Selbstverständlichkeit bückte, um eine Glasscherbe aufzuheben und sie zum nächsten Mülleimer zu bringen. Sie war jetzt seit Stunden hier und sah immer noch nichts, keine Insel im Nebel und keine Grablichter auf dem Wasser. Deshalb konnte sie keine Bezüge herstellen zwischen dem eigenen Erleben und dem, was andere erzählten.
Sie stellte sich vor, wie sie bei einer Rückkehr Bericht erstattete: Dass der so vernünftige Daniel wegen ein paar Tonscherben ins Wasser gesprungen war und das mit der Absicht, auf den Meeresgrund weiterzuleben.
In den Gesichtern ihrer Zuhörer würde Unglaube stehen und außerdem eine schlecht verhohlene Vermutung: Dass sie nur deshalb keine mystischen Erfahrungen vorzuweisen hatte, weil sie selbst ein mystisches Wesen war: Ein Dämon oder ein Wassergeist, im schlimmsten Fall eine Nixe.
Die Piroge drehte mit immer gleicher Geschwindigkeit ihre Runde auf dem Wasser. Sie legte sich, so gut das ging, zwischen die Planken auf den Boden und sah in den weiß gepunkteten Himmel, bis ihr die Augen zufielen; sie träumte.
Sie war ein Fisch geworden; eine Forelle, die in einem Boot lag und sie lag dort im Sterben. Unter ihr war Owamre-woteti, der Wasserfriedhof, den die Menschen im Dorf so fürchteten. Sie, die Forelle, hätte hier leben können, und Daniel, der mit ihr gekommen war, hätte sie retten können. Er hätte sie mit nur zwei Fingern an ihrem Schwanz festhalten müssen, um sie direkt ins Meer zu werfen, das für sie ein Lebensraum gewesen wäre. Aber Daniel, der Mensch, war in seinen Tod gesprungen und ihr eigener Tod war das Boot.

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Elisa
Eselsohr
E


Beiträge: 276



E
Beitrag01.04.2022 15:44
Wasserfriedhof
von Elisa
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Eine traurig-schöne Geschichte, sehr gut geschrieben.
Manchmal verlor ich beim Lesen den Faden, musste den ein oder anderen Satz ein zweites Mal überfliegen. Und auch das Ende mit dem Traum verstehe ich nicht ganz. Hatte sie auf ein Leben mit Daniel gehofft?
Ich werde deine Geschichte zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal lesen. Vielleicht erhöht sich die Punktzahl dann noch.

Ein paar Tage später:
Ich gebe dir 3 Punkte.
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Stefanie
Reißwolf


Beiträge: 1741



Beitrag01.04.2022 21:54

von Stefanie
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Mir gefällt das Bild der aus gestrandeten Schiffen gebauten Kirche.
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V.K.B.
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Beiträge: 6151
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Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag01.04.2022 23:23

von V.K.B.
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Mein lieber unbekannter Autor,

Kraft meines Amtes als Literaturgegenpapst aus dem Paralleluniversum jenseits des Schwarzen Lochs muss ich Ihnen mitteilen, dass ich Ihre Geschichte mit großem Interesse gelesen habe. Sie mutet sehr mystisch an und hat irgendwie was, auch wenn ich den Finger nicht wirklich drauflegen kann. Wermutstropfen: Sie ist bisweilen etwas holperig geschrieben. Punkte wegen dem Fehlen eindeutig fantastischer Elemente ziehe ich nicht ab, da ich Phantastik wie Todorov sehe, in der Schwebe zwischen dem Unheimlichen und dem Wunderbaren. Diese Schwebe gelingt der Geschichte sehr gut. Alles nur Gerede, und Daniel ein suizidaler Bekloppter? Oder das Meer tatsächlich als Erlösung von der Welt, zu der man nicht zu gehören scheint? Einen Weg, den die Prota sich durch ihre weltlichen Bindungen (hier symbolisiert durch das Boot, das für die Forelle den Tod bedeutet) verbaut? Oder nur ein irrer Glaube wie viele andere, dem sie sich gerade noch in letzter Konsequenz entziehen kann? Schön, dass es alles offen bleibt und die Geschichte keine Antworten bietet. So stelle ich mir eine gute phantastische Geschichte vor. Ob es für Punkte reicht, kann ich noch nicht sagen, ein Kandidat dafür ist sie auf jeden Fall.

Noch sind die Punkte allerdings in Superposition und werden erst verteilt worden sein, wenn ein Beobachter in diesen Spoiler schaut:
12 Punkte! Wurde dann doch noch mein Favorit, Glückwunsch!

Mit verdammenden Blicken,
Ihr unfreundlicher Literaturgegenpapst aus dem Paralleluniversum

Auch, wenn ich nur ein Osterei bin. Zu früh? Beschwert euch bei denen, die mit dem Schwarzen Loch gespielt haben!

Hallo Leute, Veith hier. Ich weiß nicht genau, was da passiert ist, anscheinend wurde mein Konto gekapert, dabei war mein Passwort so sicher! Tut mir leid, wird nicht wieder passieren, ich habe es jetzt durch ein noch sichereres ersetzt. In der Zwischenzeit hat irgendeine seltsame Entität die Kommentare und Bewertungen für mich übernommen. Kommt wohl dabei raus, wenn hier so viele im Vorfeld mit Schwarzen Löchern rumgespielt haben. Weil ich zu faul war, selbst noch was zu schreiben, habe ich die gehackten Kommentare und Bepunktungen so stehenlassen – ich bin sicher, dieses Wesen hat bestimmt nichts böse gemeint und wollte nur spielen.


_________________
Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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Minerva
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Beitrag01.04.2022 23:39

von Minerva
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Hallo,
nach meinem Zufallsprinzip mit Lottolosen, bist du der letzte Text, den ich gerade lese, schwankend zwischen bleierner Lesemüdigkeit (sehr bleiern) und nahender Erleichterung.

Und dann ärgert es mich auch schon, denn der Text fängt so gut und verheißungsvoll an, dass ich jetzt schon weiß, dass er Punkte bekommen muss!!! Aber ich habe doch schon alle verteilt, ha ha. cry

So, ich habe weitergelesen und merke, es wird sogar richtig schwer, da ich hohe Punkte vergeben werden muss, was erlauben Text?!
Das passt mir grad so gar nicht.

Ich weiß nicht, die Geschichte, die Art wie sie erzählt wird, die Details... sie fasziniert mich einfach, sie funktioniert.
Und irgendwie so traurig. Hach ...
Ich kann auch nix meckern.

Wer hat das geschrieben? Twisted Evil

10 Punkte!


_________________
... will alles ganz genau wissen ...
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Phenolphthalein
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Beiträge: 838

DSFo-Sponsor


Beitrag02.04.2022 10:25

von Phenolphthalein
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Hallo Inkognito,

ein paar Dinge hätte ich finden können und das hätte mich wahrscheinlich bei andere texte mehr beeinflusst. Doch mir gefällt die vermittelte Stimmung und die holt mich so weit ab, dass ich über den Zugang zur Geschichte, andere Dinge nur latent wahrnehme. Normalerweise, ja, da würde ich die Geschichte mit einem kritischeren Blick lesen. Da ich hier jedoch sofort ‚drin‘ steckte, und ich das erst realisieren musste, habe ich mich darauf eingelassen, denn das zu schaffen (ich gebe keine Auskunft über den Schwirigkeitsgrad wink) ist auch eine Leistung, die ich gerne würdige.
Aber: Das Ende/die Auflösung holt mich dann nicht mehr ab. Es passt auch nicht zur Stimmung, also zum »magisch, mystischen« Flair der Geschichte.

Liebe Grüße,
Pheno


_________________
Nichts ist leichter, als so zu schreiben, dass kein Mensch es versteht; wie hingegen nichts schwerer, als bedeutende Gedanken so auszudrücken, dass jeder sie verstehen muss.

-Arthur Schopenhauer
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d.frank
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D

Alter: 44
Beiträge: 1122
Wohnort: berlin


D
Beitrag02.04.2022 10:37

von d.frank
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Das wirkt mir insgesamt zu konstruiert. Ein Beispiel:


Zitat:
Das war typisch für Malik, der wütend geworden war, als sie eine Scherbe am Strand aufgehoben hatte und zum nächsten Mülleimer gebracht; eine Wut, die sie bis heute nicht verstand.
»Glaubst du, dass Wassergeister sich an Menschen rächen, die ihnen Strandgut rauben?«, fragte sie Daniel, der ihr gegenüber saß und mit gleichmäßigen Bewegungen eine Hose stopfte.


Daniel beantwortet für den Leser die Frage. Ach nein, halt, das ist nur seltsam formuliert.
Aber das ist trotzdem ein gutes Beispiel. Weil irgendwie liest sich das, als hätte der Autor die Personen in das Setting gesetzt und alles drumherum wäre vor allem Vehikel, dazu gedacht, die Moral an den Leser zu schicken.
Weiß nicht, wie ich es anders formulieren soll: eigentlich gut geschrieben und ausgedacht, aber irgendwie steif und  zusammengesteckt.


_________________
Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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silke-k-weiler
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 49
Beiträge: 748

Das goldene Schiff Der goldene Eisbecher mit Sahne


Beitrag02.04.2022 15:14

von silke-k-weiler
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Ui! Lieblingstext Nummer 2. Kreuzchen dran, ab in die nächste Runde, komme bei der Punktevergabe nochmal auf Dich zurück.

***

So, kommen wir zur Nachbetrachtung in Runde 2. Punkte gab es, wie Du feststellen wirst.

Warum?

Mir ist es noch nie so schwergefallen, meine Entscheidung für einen Text zu begründen, wie in diesem Fall, und ich hoffe, das wird mir bis morgen gelingen, denn sonst steht hier nur dieser nichtssagende Müll. Es lag jedenfalls schon mal nicht an "Rettet das Semikolon". Laughing

Menschen werden auf Seelenverkäufern auf Fahrten ins Ungewisse geschickt und kommen nie an. Frag die Menschen nach ihrem Eigentum und du wirst sehen, dass sie sich schämen. -> Von dem, was die Verunglückten hinterlassen hatten, profitierten andere, sponnen, um sich selbst zu täuschen, falsche/alternative Legenden.

Wir waren die Geister, es war unser Strand. -> Da hatte ich Gänsehaut, denn für mich bedeutet dieser Satz, dass der Verlust aus den Hinterbliebenen Geister macht, und da steckt für mich durchaus etwas hochgradig Aktuelles drin.

Auch hier ein ruhiger Ton, etwas Ungewisses, Raum für eigene Interpretation, der sich in der Geschichte findet. Irgendwie musste ich auch an Atlantis denken, nicht im Sinne eines sagenhaften, versunkenen Inselreiches, sondern versunkene Menschen schaffen sich am Meeresgrund ihr eigenes Atlantis, ihr Refugium, "weit weg von diesem Dorf mit seinen gierigen, kleinstirnigen Menschen . Ach verdammt, ich liebe diesen Text und kann mit meinen Punkten machen, was ich will. So!
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Heidi
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 42
Beiträge: 1424
Wohnort: Hamburg
Der goldene Durchblick


Beitrag02.04.2022 19:47

von Heidi
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Sie besitzt eine Piroge, die ohne Antrieb fahen kann und sie kennt die Geschichten, die man sich über Owamre-woteti erzählt - ein Seegebiet in der Nähe des Dorfes. Es soll dort Wasserteufel, Nixen und Dämonen etc. geben - sie laden zum Totentanz.
Während die tragende Figur gegenwärtig mit ihrer Piroge ins Unbekannte fährt, wird sie von Daniel begleitet. Von dem erfährt sie, dass Owamre-woteti ein Friedhof der Verschleppten ist. Gestrandete Schiffe haben dort hunderte Menschenleben gefordert. Aber - davon ist Daniel überzeugt - einige davon konnten eine Kolonie unter Wasser aufbauen, sie lernten dort zu atmen und zu leben; auch ein Teil seiner Familie soll dort untergekommen sein. Kaum zu Ende erzählt, begibt er sich ins Meer und sie bleibt allein zurück auf ihrer mystischen Piroge. Sie denkt, er sei in den Tod gesprungen und ihr Tod sei ihr Boot.

Die Geschichte ist durchzogen von Mystik, die auch als solche spürbar wird. Insgesamt ist das solide geschrieben. Die Sie-Figur wirkt präsent, wenn auch nicht unbedingt facettenreich. Daniels Entscheidung spontan die Welt, der er vorher angehörte, zu verlassen, nachdem er ihr von seinen Verwandten unter Wasser erzählt hat, kommt etwas aufgesetzt. Auch das Bild mit den Forellen zum Schluss - da es sich um Süßwasserfische handelt und die Story sich ja auf dem Ozean abspielt.

Das Ende wirkt, als sollte es eine Metapher sein, aber irgendwie werde ich nicht richtig warm damit. Das mag auch an meinen Lesegewohnheiten liegen, da zählt Mystisches zwar dazu, dann aber extrem abgefahrene Mystik, die mir abstrakte wie auch gegenständliche Bilder aufzeigt und etwas in mir auslöst (sprich: Kunst). Mir fehlt insgesamt die Tiefe, auch ein Zusammenhang, ein Inhalt.
Es ist übergreifend vom Tod die Rede. Mir wird aber nicht klar, welche Bedeutung der Tod für sie hat und auch für alle anderen Betroffenen im Text. Es sind spannende auch philosophische Themen als Begriffe vorhanden - beispielsweise der freie Wille oder das Schweigen der Dorfbewohner über die Wahrheit -, die oberflächlich aufgegriffen, aber nicht weiterverfolgt werden. Das finde ich wirklich schade, weil ich Stil, Stimmung und die Sie-Figur gerne mag.

Zitat:
Wer ganz im Allgemeinen nicht an einen freien Willen glaubt, der gesteht auch einer Piroge so etwas nicht zu.


Diesen Satz finde ich sehr gelungen. Wenn sich das, was da drinsteckt, den ganzen Text durchziehen würde, dann wäre das wundervoll.

Zitat:
»Er kommt nicht wieder«, sagte sie und das Holz unter ihr knirschte fassungslos.


Auch dieses fassungslose Knirschen des Holzes zeigt viel über die Figur, so was will ich lesen.

Dennoch bekommt der Text aufgrund der oben genannten Aspekte keine Punkte von mir.
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hobbes
Geschlecht:weiblichTretbootliteratin & Verkaufsgenie

Moderatorin

Beiträge: 4290

Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
Der silberne Scheinwerfer Ei 4
Podcast-Sonderpreis


Beitrag03.04.2022 20:26

von hobbes
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Ooooooooooooooohhhh! Gefühle! Figuren mit Leib und Seele! Ein trauriges Ende!
 love
Hach.

***

Ich habe die Geschichte als letzte gelesen und sie ist diejenige, auf die ich mich beim Wiederlesen am meisten gefreut habe. Manchmal passiert es dann ja, dass man dann denkt: Hä? Warum fand ich die so toll? Dieses Mal ist das nicht passiert.
Herzlichen Glückwunsch, Siegertext. Zwölf Punkte für dich.


_________________
Don't play what's there, play what's not there.
Miles Davis
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Taranisa
Geschlecht:weiblichBücherwurm

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Beiträge: 3206
Wohnort: Frankenberg/Eder


Beitrag04.04.2022 10:42

von Taranisa
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Etwas stören mich persönlich Formulierungen wie z.B. "dachte sie", "folgerte sie" (nach direkter Rede), ich las die Geschichte dennoch sehr gerne.

_________________
Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22
Der Stab der Seherin, Burgenwelt Verlag, Herbst 2024
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Abari
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Alter: 43
Beiträge: 1838
Wohnort: ich-jetzt-hier
Der bronzene Durchblick


Beitrag04.04.2022 13:05

von Abari
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Der Einfachheit und Übersichtlichkeit halber schreibe ich zu Anfang eine Kürzestzusammenfassung, damit ich mich dann beim Bewerten besser orientieren kann:

Die Prota fährt mit ihrem Kumpel [?] Daniel hinaus aufs Meer und tauscht sich mit ihm über die Vergangebheit des Dorfes aus. Schließlich springt Daniel, der meint, dass seine Familie unter Wasser fortbesteht, hinein. Die Prota bleibt zurück.

Interessant. Ich habe einen Verdacht, wer hinter dieser hübschen, relativ ruhigen Erzählung stecken könnte. Technisch und inhaltlich in Ordnung.


_________________
Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.

LG
Abari
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Gast







Beitrag04.04.2022 15:06

von Gast
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Eine Frau im Zwiespalt zwischen ihrer Herkunft aus einer traditionellen Dorfgemeinschaft und einer streng operational-naturwissenschaftlichen Ausbildung macht sich in einem von ihrer Großmutter geerbten Boot auf, die sagen- und mythenumwobene Meeresregion Owamre-woteti zu erkunden. Begleitet wird sie dabei von Daniel, der sie - wie sich im Laufe der Fahrt herausstellt - als Wassertaxifahrerin zu ebendiesem Owamre-woteti nutzt. Die wahre Geschichte hinter den Mythen ist nämlich laut Daniel, dass dort unter der Wasseroberfläche eine Siedlung von an das Leben im Wasser angepassten Verwandten von ihm lebt, der er sich anzuschließen gedenkt. Nachdem er ihr die Geschichte erzählt hat, taucht Daniel ins Wasser ab und ward nicht mehr gesehen - aber nicht ohne der Prota vorher anzudeuten, dass sie dort unten auch hinpassen würde.

Vorgabentreue: Strenggenommen sind die Vorgaben nicht erfüllt, da sich die Erzählung ausschließlich auf/oder/unter dem Wasser abspielen darf; in der Rückblende, die Teil der Erzählung ist, treffen sich Daniel und die Prota allerdings auf Land.

Ausgestaltung:

Eine der Hauptherausforderungen der Ausschreibung besteht darin, dass ein Meer etwas sehr großes, tiefes, unheimliches und mächtiges ist. Folglich sollte eine Geschichte, die ausschließlich auf dem Meer spielt, ebenso groß, tief etc. sein - wie die großen Geschichten, die darauf spielen - Moby Dick, der alte Mann und das Meer und so weiter. Das ist aber gar nicht so einfach und darüber hinaus recht ausgelutscht.

AutorIn fällt hier genau in diese Falle. Es soll um Identität, Herkunft, Heimkommen, Selbstfindung und diese großen Themen  gehen. Am Ende ist die Prota sich nicht sicher, wo sie hingehört und in welche Richtung sie den Zwiespalt in ihr auflösen soll.

Das klingt schon nach Potential für eine interessante Story, scheitert in der Ausführung an einer Vielzahl logischer Brüche und Schwächen. Wer ist Malik? Ihr Mann? Oder "nur" noch ein engstirniger Vergangenheitsverdränger? Warum wird er wütend, wenn sie eine Glasscherbe entsorgt, wo doch das Kommunikationsmittel des Wasservolkes Tonscherben sind? Wieso kann sie seine Wut "bis heute" nicht verstehen, versteht aber auf ihrer Reise, dass sie schon immer selber wütend war? Aber worauf? Warum hat sie Daniel mitgenommen? Die Erklärung, dass es "nicht ihre Art" war, ihn "auszuladen," klingt doch sehr an den Haaren herbeigezogen.  Das größte Problem liegt für mich aber im zentralen Satz der Erzählung:

"Sie schwieg, weil sie nur langsam verstand, dass jetzt die eigentliche Geschichte über Owamre-woteti kam, die Daniel zu erzählen hatte. Und obwohl sie nicht mehr nachfragte, weil es sie schlicht nicht interessierte, redete Daniel weiter:"

Es hat sie "nicht interessiert," obwohl sie erstmal die Reise nach Owamre-woteti überhaupt erst nur WEGEN des Mythos angetreten hat und der sich nun offenbart?

Das hätte "a whale of a book" werden können, endet aber als "trout of a story." NB: Ihre "Transformationsgestalt" als Forelle ist unglücklich gewählt, auch weil es Forellen zwar als Salzwasserfische gibt, aber im alltäglichen Sprachgebrauch eher als Bachforelle (Süßwasser) zählt und damit zu einem weiteren Stolperstein beim Lesen wird.

Letztendlich ist die Implikation, dass naturwissenschaftlich denkende "moderne" Menschen so ein Weltbild haben wie die Prota ("Sie glaubte an Prozesse auf einer Mikroebene, an Millionen von Mikroprozessen, die sie ebenso ausmachten wie ihre Piroge und die sich erleben ließen. Sie war eben eine Frau des einundzwanzigsten Jahrhunderts"), ziemlich antiquiert.
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Globo85
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 38
Beiträge: 738
Wohnort: Saarland
Das silberne Eis in der Waffel DSFo-Sponsor


Beitrag04.04.2022 15:32

von Globo85
Antworten mit Zitat

Der Friedhof der Verschleppten.

Vorgaben:
Das ist Phantastik im besten Sinne und natürlich auch "Fern der letzten Ufer".

Eindrücke:
Eine geradezu mystische Erzählung, schwanger von afrikanischen Bildern und afrikanischem Leid. Berührend und aufwühlend, zeitlos wirkt sie, als wäre das eine alte Sage aus vorkolonialistischer Zeit. Dazu einfach super geschrieben. Am Ende dann doch "nur" Platz 7 und ich frage mich "Warum"? Dann überlege ich noch mal alles durcheinander zu werfen, diese Geschichte höher zu platzieren, wo sie es verdient hätte, aber dann rutschen wieder andere nach unten und ich frage mich "Warum"? So bleibt es dann eben doch beim siebten Platz, nicht weil die anderen Geschichten "besser" waren (Was immer das heißen mag), sondern weil. Punkt. Ich hab den Text aber wirklich gerne gelesen. Mehrfach. Und werde es wieder tun.

Lieblingsstelle:
Zitat:
Wenn überhaupt, dann vermutlich Daniel, auch wenn er mit seinen abgetragenen Kleidern, den buschigen Koteletten und dem Nähzeug in seinen schwieligen Händen wie eine lebende Antiquität aussah.


Fazit:
Mein siebter Platz. 4 Punkte.
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Gast







Beitrag04.04.2022 18:59

von Gast
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Liebe/r Inko,

das ist eine bezaubernde Geschichte, die du da geschrieben hast. Sie liest sich wie ein todtrauriges Märchen und dennoch gefällt sie mir, was eigentlich merkwürdig ist. Ich nehme an, du hast dich von dem Film "Die Piroge" (2012) inspirieren lassen, einem Drama über afrikanische Flüchtlinge, die sich nach einem besseren Leben sehnen und in eben diesen Pirogen versuchen, die Kanarischen Inseln zu erreichen. Viele lassen dabei ihr Leben und dein Titel passt sehr gut und ist logisch. Ich muss zugeben, dass ich das Ende, ihren Traum, nicht ganz verstehe. Natürlich kann ich nun viel hinein interpretieren, aber eine Forelle symbolisiert Glück und Lebensfreude?

Ich habe dich gerne gelesen und denke, du bist ein heißer Kandidat für Punkte!
Edit: Ich gebe dir acht Punkte Smile!

Liebe Grüße,
Katinka
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag04.04.2022 20:03

von Jenni
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Ja! Wundervolle Geschichte, ein Ton, der mich vom ersten Satz an mitnimmt, in eine eigene Welt mit einer eigenen Kultur und Geschichte, und mit Figuren, die eine Stimme haben, eine Motivation, einen Hintergrund, die mich interessieren.

Das gefällt mir von Beginn an, durch die authentischen und interessanten Dialoge hindurch bis hin zum melancholischen Schluss, der die Existenz eines phantastischen Elements zumindest in Form von Sehnsucht zulässt. Was soll man da noch mehr sagen als: Du kannst es einfach! So sollen die Geschichten erzählt sein, die ich lesen möchte.

12 Punkte für dich, du schöner Text!
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tronde
Klammeraffe
T


Beiträge: 522

Das goldene Aufbruchstück Das silberne Niemandsland


T
Beitrag04.04.2022 23:27

von tronde
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Hallo!

Es waren durchweg gute Texte und aufgrund ihrer Verschiedenheit ist es mir sehr schwergefallen, sie gegeneinander abzustufen. Verschiedene Genres, verschiedene Ansätze von „Phantastik“, je nachdem, wo ich den Schwerpunkt hingelegt habe, war die Reihenfolge dann wieder eine andere.

Deiner hat es nicht in die Punkte geschafft.
Auch einer der Texte mit nach der minimalistischen Phantastikdefinition, wo letztendlich unklar bleibt, ob die Geschichte in der Realität spielt oder in der Welt des Wunderbaren.
Die Geschichte ist berührend.
Die Sprache kommt mir teils langatmig vor, schon der erste Satz ist so verschachtelt, dass ich ihn nicht verstehe. Da hast du mich schon verloren.
Die Gefühle werden gut rübergebracht.

Danke für den Text!
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Murnockerl
Geschlecht:weiblichEselsohr
M


Beiträge: 340



M
Beitrag05.04.2022 21:48

von Murnockerl
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Hat mir gut gefallen. Ich mag das Geheimnisvolle und Seltsame. Ein wenig den Zugang erschwert hat mir, dass nicht wirklich herauskommt, was die Protagonistin eigentlich will oder welchen Bezug sie zu dem Ganzen hat (Sie kommt aus dem Dorf aber weiß - offenbar im Gegensatz zu den anderen - nichts von der Bedeutung der Scherben am Strand? Sie sitzt in einem selbst fahrenden Boot ihrer Großmutter und meint aber gleichzeitig, keine mystischen Erfahrungen gemacht zu haben? Sie glaubt, dass Daniel ertrinken wird, macht aber auch keine Anstalten, ihn rechtzeitig wieder aus dem Wasser zu ziehen?). Nichtsdestotrotz ein guter Text.

Edit: 4 Punkte für das geheimnisvolle Setting und das komplett erfüllte Thema. Dass ich nicht mit der Protagonistin warm wurde, verhindert einen Platz weiter vorne.
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John McCrea
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 50
Beiträge: 152
Wohnort: OWL


Beitrag06.04.2022 08:29

von John McCrea
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Für mich eine etwas bedrückende Geschichte mit einer phantastischen Thematik, welche mich nicht so stark anspricht. Gut, empfinde ich eingefangen, dass hier eine Art unheimlicher Traum aufgeschrieben wurde.
Eher negativ empfinde ich die Möglichkeit der Identifikation.
Inhaltlich empfinde ich manche mögliche Metaphern nicht optimal gelöst, so das "Aufheben der Glasscherbe" und besonders die Kombination "Forelle und Meer".
Sprachlich wirkt die Geschichte mir zu schwermütig und schwelgerisch.


_________________
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holg
Geschlecht:männlichExposéadler

Moderator

Beiträge: 2395
Wohnort: knapp rechts von links
Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag06.04.2022 21:57

von holg
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Eine Frau bricht mit einer Piroge auf, ein mystisches Seegebiet  zu erkunden. Ihr Begleiter erzählt eine andere Geschichte als alle anderen und verschwindet im Wasser. Sie verliert sich in vagen Gedanken.
So einfach. So lakonisch erzählt. Feine Mystery Geschichte.


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Why so testerical?
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anderswolf
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1069



Beitrag07.04.2022 12:44

von anderswolf
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Forelle und Daniel fahren mit der selbstfahrenden Piroge zu einem Wasserfriedhof. Und ich denke, und da kann der Text natürlich nichts dazu, die ganze Zeit an Pirogge und bekomme Hunger. Nicht nach Forelle, sondern nach gefüllten Teigtaschen in gebräunter Butter, vielleicht noch mit ein bisschen Saurer Sahne und Schnittlauch.
Da hilft auch nicht das Rätsel von Owamre-woteti. Angeblich kennt Forelle den Ursprung des Namens, sie hat auch dutzendfache Erklärungen bekommen, aber trotzdem muss sie Daniel nochmal danach fragen: »Warum heißt dieser Ort Owamre-woteti?«

Und ich denke: aber sie hat doch ganz am Anfang ... Naja, Inkongruenzen. Was ja eh viel schlimmer ist, ist Owamre-woteti selbst, weil mich die Frage, was es tatsächlich heißen könnte, komplett vom Text ablenkt. Der Anagrammator sagt: Wow, Oma eitert. Und: Tearoom Witwe. Eiertomat. Meteorit.

Klar, Namen müssen nichts heißen, sind Schall und Rauch, das Schlagen von Wellen an die Felsen am Strand. Aber dann kommt da eine Geschichte von Verschleppten, und da ist natürlich klar, woran ich denken muss, nämlich an Sklavenhandel und an die Unzähligen, die dabei verstorben sind, und ich denke: das muss doch was heißen, das Owamre-woteti. Aber das Internet gibt mir nichts her. Da versuche ich, unter die Oberfläche zu tauchen, aber da ist nichts.

Ach ja, Daniel springt dann ins Wasser, obwohl er nicht schwimmen kann, und Forelle legt sich einfach zwischen die Spanten (nicht die Planken). Vielleicht ist sie aber auch ein echter Fisch, dann weiß ich erst recht nichts hiermit anzufangen.
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag07.04.2022 13:10

von Constantine
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Bonjour Wasser-Inko,

Ein Dorf, ein überschwmmtes Gebiet, viele Legenden, Geschichten, Mythen über Dämonen, Nixen, usw., eine Protagonistin, die raus aus dem Dorf möchte und sich auf eine Art Selbstfindungstrip begibt.

Ich finde, der Text ist in sich rund erzählt und hält seine Erzählstimme bis zum Schluss. Sehr gut.

Den gewebten Mystery- und Phantastik-Faden erfüllt Daniel mit seiner Hintergrundgeschichte und seinem Sprung ins Wasser ganz gut. Gefällt mir.

der Text hat mich soweit überzeugt und ist in meiner Top Ten.
Gratulation.

Merci beaucoup
Constantine
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