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Meduse


 
 
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag31.03.2022 20:00
Meduse
von Constantine
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

.
Meduse

Sie erbricht sich wieder. Er kniet neben ihr und drückt sie mit seiner linken Hand an sich, während sie über die Reling gebeugt ist. Ihre Würgelaute vermischen sich mit dem Rauschen des Meeres. Er unterdrückt jedes Mal den eintretenden Schmerz in seiner rechten Hand, wenn sie sich erbricht und dabei ihre Fingernägel tief in seine Handfläche gräbt.
»Sollen wir umkehren?«
Ihr Griff lockert sich. Für ihn das Zeichen, dass sich der Magen entspannt. Sie versucht wie ein Ertrinkender Luft zu holen. Es gelingt ihr.
»Sollen wir umkehren?«
Sie schüttelt den Kopf, ächzt und krallt sich erneut an seine Hand, während ihr der Brechreiz den Atem raubt. Nach dem Anfall und einem kurzen Innehalten, lässt sie seine Hand los, dreht sich um und sackt auf dem Deck zusammen. Sammelt sich. Holt tief Luft. Beruhigt sich.
Er reicht ihr eine Wasserflasche, damit sie sich den Mund ausspült.
»Dieser saure, bittere Geschmack im Mund ist eklig.«
»Ich hoffe, dass es bald aufhört, Schatz.«
»Es geht wieder. Schau, die Sonne.«
»Wundervoll.«
Er legt seinen Arm um sie und schweigt mit ihr.
Sie stupst ihn in den Arm.
»Hey, wofür war das denn?«
»Fürs Umkehrenwollen.«
»Hm?«
»Das könnte unser letzter Trip für eine lange Zeit sein. Ich habe mich auf unseren Segeltörn so gefreut. Den lasse ich mir durch ein wenig Übelkeit nicht kaputt machen.«
Er lächelt und drückt sie enger an sich.

Im Schein der aufgehenden Sonne erinnert das Meer an einen geschlossenen roten Vorhang, in dessen Falten sich ein Spalt öffnet und eine kleine Jacht hindurchsegelt. An diesem morgendlichen Schauspiel sehen sich die beiden nie satt. Ein surrendes Geräusch reißt ihn aus dem Moment der Zweisamkeit und Ruhe.
»Was ist das?«
Er richtet sich auf, lauscht und versucht alle Nebengeräusche auszublenden, um diesem einem auf die Spur zu kommen. Beim Cockpit bleibt er erstaunt stehen.
»Die Kompassnadel. Sie spielt verrückt und dreht sich wie ein Propeller.«
»Was heißt das?«
»Dass wir für eine Weile dem Meer und dem Wind ausgeliefert sind.«
»Wie romantisch.«
»Den Kompass schaue ich mir später an.«

Während er in der Pfanne den Fisch anbrät, summt er eine Melodie und bemerkt nicht, wie sie sich ihm nähert.
»Das Stück kommt mir bekannt vor. Was war das doch gleich?«
»Ich musste mich an unseren ersten Urlaub erinnern.«
»Ach, ja, jetzt. Das war in der Straße, als wir aus der Ferne Latin Music hörten und an dem Restaurant vorbeiliefen. Ein Paar tanzte Salsa und ich fragte dich, ob du es auch kannst.«
»Stimmt. Ich antwortete, ja.«
»Und ich fragte dich, ob du es so richtig kannst?«
»Ja.«
»So richtig richtig?«
»Ja. Ich meinte, ich hätte es mal erzählt gehabt.«
»Ja. Aber du sagtest, nur so ein bisschen.«
»Den Grundkurs und einige Fortgeschrittenenkurse, ja. Aber du warst der Knaller mit deinem, da ist nur ein Problem: Ich hasse Salsa.«
»Ja, ich mag es immer noch nicht. Aber weißt du, was ich mag?«
»Hm?«
»Dich zum Lachen zu bringen.«

»Die Kompassnadel scheint irgendeinen Schuss wegzuhaben, Schatz. Ich bekomme sie nicht repariert.«
»Dann müssen wir uns wohl auf die herkömmliche Art und Weise orientieren. Nach der Sonne und den Sternen.«
»Die Sonne ist kein Problem: Aufgang im Osten, im Laufe des Tages wandert sie über Süden nach Westen, wo sie untergeht. Bei den Sternen bin ich etwas eingerostet.«
»Den Polarstern im Kleinen Bären werden wir finden.«
»Du hast recht.«

»Weißt du, wo die Krabbenchips sind?«
»...«
»Ich bin mir sicher, sie draußen in eine der Boxen getan zu haben. Ich finde sie nicht.«
»Ich habe sie weggeworfen.«
»Was? Warum?«
»Ihr Geruch war unausstehlich.«
»Welcher Geruch? Hier draußen auf dem Deck.«
»Ekelhaft. Wie kannst du so was freiwillig essen wollen?«

»Schatz, komm raus. Ich möchte dir was zeigen.«
»Was ist passiert?«
»Schau.«
»Was ist das?«
»Eine Meduse.«
»Igitt. Was willst du mit dem Ding? Hast du sie etwa in unseren Eimer getan?«
»Ja.«
»Wirf das Ding wieder zurück ins Meer! Es ist eklig.«
»Nein!«
»Dann tu ich es.«
»Den Teufel wirst du!«
»Was willst du damit?«

Der Meduse berührt mit ihren Tentakeln die Umrandung ihrer neuen Umgebung und scheint im Wasser zu schweben.
»Ist sie nicht wunderschön und so fremd? Als wäre sie nicht von dieser Welt.«
»...«
»Ich musste höllisch aufpassen, beim Einfangen nicht an ihre langen Tentakel dranzukommen.«
»Aha.«
»Kann echt schmerzhaft, manchmal sogar tödlich werden, wenn einen ihre Nesseln erwischen.«
»Hättest sie im Meer belassen können.«
»Der periodischen Kontraktion und Expansion des Schirmes zuzusehen, hat etwas Beruhigendes. Magst du nicht auch schauen?«
»Nein! Ich will das Ding nicht hier haben.«
»Faszinierend. Sie hat angefangen zu leuchten.«

Er stürzt in die Kajüte.
»Hey, wach auf! Wo ist sie? Was hast du mit ihr getan?«
»...«
»Du musst mir jede kleine Freude vermiesen. Was war es? Der Ekel allein kann es nicht gewesen sein.«
»...«
»Die Meduse war im Eimer, draußen auf dem Deck. Hörst du nicht?«
»...«
»Wach endlich auf!«
»...«
»Du sollst aufwachen, verdammt! Hey, was ist los mit dir?«
»...«
»Antworte mir! Was hast du mit ihr gemacht? Hey.«
»...«
»Zwecklos. Dann, schlaf halt weiter.«

»Wie lange habe ich geschlafen?«
»Über fünfzehn Stunden.«
»Ich fühle mich so gerädert. Könnte mich glatt wieder hinlegen und weiterschlafen.«
»Verständlich.«
»Was?«
»Ach, nichts. Leg dich wieder hin.«

Als er aus der Kajüte heraustritt, kniet sie mit dem Eimer am Hinterdeck.
»Was hast du vor?«
»Ich habe Durst.«
»Hier, trink das.«
An der ihr gereichten Wasserflasche nippt sie und spuckt das Wasser angewidert aus. »Das kann ich nicht trinken.«
»Was? Warum nicht?«
Sie erwidert mit einem Schulterzucken und füllt den Eimer mit Meerwasser. Anschließend stemmt sie ihn hoch und schüttet sich dessen Inhalt über den geöffneten Mund – wie eine Verdurstende schluckt sie hastig, das Zuviel läuft ihr übers Gesicht und den Körper. Den geleerten Eimer füllt sie nach und wiederholt ihr Trinken.
»Du veralberst mich.«
Nach einigen Durchgängen entgleitet ihr der Eimer und knallt mit einem Scheppern aufs Deck. Sie setzt sich zufrieden hin und kichert.

Sie nimmt Anlauf und springt über Bord. Als sie auftaucht, lächelt sie ihn an.
»Hey, komm da raus!«
»Es ist herrlich. Warum kommst du nicht rein zu mir?«
»Es ist zu gefährlich.«
»Hier ist nichts und niemand. Komm.«
»Und die Jacht?«
»Vergiss die Jacht.«
»Du hattest deinen Spaß. Komm.«
»Nein.«
»Komm da endlich raus, verdammt!«
Sie taucht plötzlich mit einem erstickten Schrei ab.
»Scheiße!«
Er hastet zum Rettungsring und wirft ihn zu ihrer letzten Position. Dann springt er hinterher, taucht ab, wieder auf, nimmt tief Luft und sucht weiter. Kurz darauf erreicht er mit ihr die Wasseroberfläche. Sie ist bewusstlos. Er dreht sie auf den Rücken, hält dabei ihren Kopf über Wasser, eine Hand um ihr Kinn, mit kräftigen Stößen des anderen Armes versucht er den Rettungsring zu erreichen, krallt sich daran fest. Mit ihr im sicheren Griff schwimmt er auf die Jacht zu. Erreicht sie endlich. Zieht zuerst sich und hievt anschließend sie mit übermenschlicher Kraft an Bord. Sie spuckt Wasser und blickt auf.
»So ein Unsinn! Was sollte das?«
»Ich muss mehr essen.«

»Polarstern. Das ich nicht lache. Wo ist der?«
»...«
»Sieh dir den Mist an. Man müsste ihn schon längst sehen.«
»Du hast recht. Das ist seltsam.«
»Weißt du, was noch seltsamer ist?«
»Hm?«
»Sieh genau hin, Schatz. Was fällt dir auf?«
»Der Kleine B... Wo ist der Kleine Bär? Und der Große Bär. Ich finde sie nicht.«
»Nicht nur das. Es sind sehr viel mehr Sterne.«
»Jetzt, wo du es sagst.«
»Als hätten sich die Sterne oder Sternbilder verzehnfacht, dann verschoben und überlagert.«

»Es reicht. Wir sollten umkehren. Irgendwas stimmt nicht mit dir.«
»Mit mir ist alles ok. Sind nur die Hormone.«
»Das sind nicht nur die Hormone. Hier stimmt irgendwas ganz und gar nicht.«
»Was meinst du?«
»Zum Beispiel die Kompassnadel. Sie dreht und dreht und dreht sich. Zum Verrücktwerden. Aus dem Funkgerät kommt nur Rauschen. Niemand antwortet. Hab alle Frequenzen durchprobiert.«
»Vergiss die blöde Nadel und das Funkgerät. Die Orientierung mit der Sonne klappt doch wunderbar, oder?«
»Ja, schon, aber, ist es nicht seltsam? Und seit Tagen kein Schiff, Boot oder Flugzeug gesichtet.«
»Absolut nicht. Das Meer ist riesig und wir selbst sind wie eine Nadel im Heu.«
»Das ist nicht witzig.«
»Ach, komm schon. Ein wenig Abenteuer schadet nicht. Erinnerst du dich an unsere ewig lange Wanderung im Schwarzwald, obwohl wir nur mal eine Runde drehen wollten?«
»Ja. Das war toll. Anstrengend, aber toll. Aber hier ist nur das Meer.«
»Eben. Ist das nicht krass?«
»Krass? Das letzte Mal habe ich dich vor zwanzig Jahren so sprechen gehört.«

Ein Geräusch. Im Halbschlaf blinzelt er neben sich und bemerkt, dass er allein im Bett liegt. Er lauscht. Ein anderes Geräusch, das er aber auch nicht zuordnen kann.
»Schatz?«
Erneut das erste, seltsame Geräusch. Besorgt steht er auf und tritt ins Freie. Sie sitzt, den nackten Rücken ihm zugewandt, am Rand des hinteren Decks. Aus ihrer Richtung sind schlürfende und anschließend blubbernde Laute zu hören.
»Schatz, alles gut mit dir? Was machst du mitten in der Nacht hier draußen?«
Das Schlürfen und das Blubbern wiederholen sich.
»Schatz?«
Vorsichtig nähert er sich ihr.
Im Schneidersitz, den Eimer zwischen den Beinen geklemmt, schöpft sie mit einer Kelle daraus und schürft deren Inhalt, als sei es eine Suppe. Den Eimer muss sie fest an ihren Bauch gepresst haben: Ein runder Abdruck zeichnet sich darauf ab. Ihr Blick ist starr auf das Meer gerichtet. Sie scheint seine Anwesenheit nicht bemerkt zu haben.
Er kniet sich neben ihr hin. »Was ist bloß los mit dir?«
An ihren Mundwinkeln bilden sich unzählige Bläschen, die zerplatzen, während sie die Kelle wieder in den Eimer taucht.

Trotz schwachem Seegang hielt er sich krampfhaft ans Steuerrad fest, um zumindest eine Art von Halt zu spüren.
»Ich habe den Eindruck, als kämen wir nicht vom Fleck.«
»...«
»Interessiert dich nicht. Ich weiß.«
Vor ihm rotiert unaufhörlich die verdammte Kompassnadel, deren Surren sich regelrecht durch das Gehör ins Hirn bohrt.
»Ich habe keine Ahnung, was ich machen soll.«
»...«
»Ich könnte genauso gut das Steuer loslassen. Ja, ich lasse es los. Mal sehen, was passiert.«

An diesen Anblick hat er sich fast gewöhnt: Sie. Nackt. Auf dem Deck. Sitzend. Neben ihr steht der Eimer, aus dem sie mit der Kelle einen Mundvoll Meerwasser nimmt, dass sie mit zugebissenem Kiefer und geschlossenen Lippen wieder hinauspresst. Mit fast schon mechanischen Bewegungen wiederholt sie diese Tätigkeit und scheint Zufriedenheit auszustrahlen. Wenn er es nicht besser wüsste, und dessen ist er sich mittlerweile mit mehr sicher, macht sie auf ihn einen glücklichen Eindruck. Ganz im Gegensatz zu ihm.
»Ich hatte mir von diesem Segeltörn einiges erhofft. Dich z. B. zu fragen, ob du meine Frau werden möchtest? Mich freuen und unsere Freude teilen über das Leben, das in dir wächst.«
Sie hält inne, wie eingefroren starrt sie ihn an. Um ihre Mundwinkel versiegt der Fluss an Meerwasser.
Er zögert und wartet auf eine Reaktion von ihr. Nichts. »Wir werden Eltern.«
Sie blinzelt und ein Schwall an Wasser bricht zwischen ihren Lippen heraus und läuft ihre Unterlippe hinab.
»Ich möchte mit dir unsere Zukunft erträumen, wie wir gemeinsam alt und faltig werden. Doch jetzt treiben wir hier ins Nirgendwo. Der Kompass spielt verrückt, kein Wind weit und breit, das rauschende Funkgerät, die seltsamen Sternformationen, nicht ein Schiff, das unseren Weg kreuzt. Und jetzt du. Ich schaffe es nicht alleine. Tu es mir bitte nicht an.«
Sie schlürft die verdammte Flüssigkeit und gurgelt. Kleine Bläschen bilden sich um ihre Mundwinkel und zerplatzen wie ein Flüstern.
»Bitte bleib bei mir, Schatz. Könntest du mit mir reden, verdammt?«
Sie sieht in weiterhin nur an, während ihr das Meerwasser an den Mundwinkeln hinabläuft, über ihren Hals und ihre Brüste zu der größer werdenden Pfütze, in der sie sitzt.
»Bitte. Irgendwas!«
Sie zögert und reicht ihm eine volle Kelle.

Als wäre er im freien Fall, schreckt er auf und krallt sich seitlich ans Bett. Nachdem er sich gefasst hat, schaut er sich um. Er. Allein. In. Der. Kajüte. Er schreckt ein weiteres Mal auf und hetzt hinaus in die Nacht.
Ihn schockiert nicht, dass sie nackt und durchnässt über das Hinterdeck lehnt und ihre Hände im Wasser treiben lässt. Ihn schockiert, dass sie leuchtet.
Als sie ihn bemerkt, lächelt sie ihn an. »Schau, sie bringen das Meer zum Leuchten und grüßen uns. Ist das nicht schön?«
»Ja.«
»Komm zu mir.«
Er legt sich zu ihr.
»Schau. Sie sind ganz zutraulich.«
In ihren zu einer Schale gewölbten Händen befindet sich eine fluoreszierende Meduse, deren Schirm sich periodisch kontrahiert und wieder öffnet. Einige der langen Fangtentakel haben sich um die Hände gewickelt.
»Schatz?«
»Sie ist ein Geschenk für dich.«
Sie überführt die Meduse vorsichtig in den gefüllten Eimer. Diese löst sich von ihren Händen und setzt ihr Öffnen und Schließen des Schirmes fort. Sie zieht ihre Hände aus dem Gefäß und bleibt vor ihm mit einem Lächeln stehen. Er erschrickt, als er ihren Bauch betrachtet: Eine ringförmige Furche hat sich darauf ausgebildet.
»Was ist das?«
»Wir werden Eltern.«

Das Meer ist ruhig, der Seegang schwach. Das Schaukeln der Jacht nimmt er kaum wahr. Als hätte er die Nacht durchgemacht, möchte er im Bett bleiben, doch er richtet sich auf. Sie liegt nicht neben ihm. Nicht in der Kajüte. Nicht an Deck. Er betrachtet den Sonnenaufgang und fühlt die Geborgenheit in der endlosen Weite des rot schimmernden Meeres. Kein Fremdkörper stört diesen Moment der Klarheit. Die rotierende und ein Surren erzeugende Kompassnadel interessiert ihn nicht mehr. Der Verlust jeglicher Orientierung ist bedeutungslos, wie auch sein damaliges Dasein. Sein Blick wandert zum Eimer: leer.

.

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d.frank
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D

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D
Beitrag01.04.2022 17:26

von d.frank
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Gruselig, eklig - fällt mir als erstes ein. Ich weiß nicht, ob das reicht.

_________________
Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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hobbes
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Beitrag01.04.2022 21:32

von hobbes
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Hm. Das sind leider keine Dialog, bei denen man problemlos erkennt, wer gerade spricht. Ja sicher, es sind ja nur zwei Leute, immer abwechselnd also. Trotzdem.
Auch das Geschehen selbst bleibt unklar. Unklar ist ja nicht schlecht, gerade beim Ende hat das gut geklappt, dieses offen lassen von: "Ist sie jetzt freiwillig gesprungen? Oder hat er ...? Oder ganz anders?" Aber ich meine jetzt eher die Frage, was da mit ihr und den Medusen passiert. Wird sie selbst eine, gebärt sie eine, ist sie nur fasziniert? Das kommt nicht bei mir an.
Und weil mir das fehlt, bzw. weil ich es mir erst mühsam aus dem Text herausholen müsste (falls es denn drin ist), geht halt auch viel von der Geschichte verloren. Ich kann den Zauber, den sie anscheinend spürt, nicht nachvollziehen. Sowieso spüre ich eher wenig, auch von seiner Seite. Das wird alles eher berichtend erzählt und nicht so, dass es fühlbar ist.


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Don't play what's there, play what's not there.
Miles Davis
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Minerva
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Beitrag01.04.2022 22:31

von Minerva
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Der Segeltörn, der die Beziehung darstellt, eine Meduse, die sich der Frau ermächtigt. Interessanter Stoff.

Was mir hier nicht so gefiel:

Die Dialoge sind mir nicht natürlich genug:
Zitat:

»Dass wir für eine Weile dem Meer und dem Wind ausgeliefert sind.«
»Wie romantisch.«
»Den Kompass schaue ich mir später an.«


Zitat:
»Stimmt. Ich antwortete, ja.«
»Und ich fragte dich, ob du es so richtig kannst?«
»Ja.«
»So richtig richtig?«
»Ja. Ich meinte, ich hätte es mal erzählt gehabt.«
»Ja. Aber du sagtest, nur so ein bisschen.«
»Den Grundkurs und einige Fortgeschrittenenkurse, ja. Aber du warst der Knaller mit deinem, da ist nur ein Problem: Ich hasse Salsa.«


Ehrlich gesagt, weiß ich auch leider nicht immer, wer gerade spricht. Das macht das Lesen anstrengend.

Die Kompassnadel. Die wird zu oft erwähnt. Vielleicht hat das eine Absicht, aber ich erkenne sie nicht. Vielleicht verstehe ich auch den Text nicht.

Offenbar unternimmt er nichts, um sie zur Besinnung zu bringen, kommt mir komisch vor, aber als Allegorie für ihre Beziehung oder als Beschreibung von Beziehungen an sich, muss ich das nicht als "falsch" ansehen.

Dass die Meduse sie irgendwie "besetzt" hat, war vorhersehbar.

Also, alles in allem war es eine Geschichte, die die Neugier gehalten hat. Die oben erwähnten Dinge verleideten mir das Lesen aber.

Und ich muss sagen: Ich kann die beiden einfach nicht leiden, sorry. Wie die sprechen und handeln, ätzt mich an Laughing Er immer mit seinem Kompass ...
(Es ist sicher blöd, wenn die "natürliche Art" der Leute bzw. die Absicht, wie sie sind, dazu führt, dass ich den Text ablehne, aber so ist es nun mal.)

Punkte habe ich deswegen leider nicht (vielleicht zu unrecht!). Trotzdem war das mal etwas anderes, wie es aufgemacht war usw. Der spezielle Stil hat mir schon gefallen. Der Text berührte mich angenehm unangenehm ... seltsam Blink


_________________
... will alles ganz genau wissen ...
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silke-k-weiler
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Alter: 49
Beiträge: 748

Das goldene Schiff Der goldene Eisbecher mit Sahne


Beitrag02.04.2022 14:20

von silke-k-weiler
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Lieber Text,

auch wenn mich die extreme Dialoglastigkeit und vor allem Stellen wie diese hier:

»Hey, wach auf! Wo ist sie? Was hast du mit ihr getan?«
»...« Rolling Eyes
»Du musst mir jede kleine Freude vermiesen. Was war es? Der Ekel allein kann es nicht gewesen sein.«
»...« Rolling Eyes
»Die Meduse war im Eimer, draußen auf dem Deck. Hörst du nicht?«
»...« ...
»Wach endlich auf!«
»...« ...
»Du sollst aufwachen, verdammt! Hey, was ist los mit dir?«
»...« Mad
»Antworte mir! Was hast du mit ihr gemacht? Hey.«
»...« Evil or Very Mad
»Zwecklos. Dann, schlaf halt weiter.«

ein wenig an die Toleranzgrenzen meines Lesegefühls gebracht haben, kommst Du in meine Kategorie 2, in der Texte landen, die mit einem Fragezeichen versehen in die Riege möglicher Punktekandidaten wandern. Vor allem die Atmosphäre im letzten Drittel hat mir gefallen!

VG
Silke

Edit: Die Dialoge am Anfang ziehen sich ein bisschen, dafür kommt die Wirkung, wenn die weibliche Prota sich zu verändern beginnt, umso nachhaltiger. Da wird der Text für mich stark und surreal. Dieser Teil blieb mir auch im Gedächtnis, weswegen es zu Punkten gereicht hat.
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cheeky_rakoon
Gänsefüßchen
C

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Beiträge: 27
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C
Beitrag02.04.2022 16:13

von cheeky_rakoon
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Ich fand die Geschichte sehr spannend geschrieben, und zum Schluss hab ich echt Angst bekommen Shocked

Nur seltsam fand ich, dass obwohl zu Beginn die Zwei als Liebende dargestellt werden, der Mann dann irgendwie gar nicht richtig besorgt um seine Frau ist. Obwohl er sie anschreit und sie nicht aufwacht ist es ihm egal. Auch als sie Meerwasser löffelt kommt nicht wirklich eine Regung von ihm.

Ich denke wenn schon am Anfang eine gewisse Spannung zwischen ihnen gewesen wäre, hätte ich ihm die Gleichgültigkeit abgekauft.
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Phenolphthalein
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Beiträge: 838

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Beitrag02.04.2022 18:08

von Phenolphthalein
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Hallo Inkognito,

es ist bemerkenswert, wie du es schaffst nur durch Dialog, also durch reinen Dialog, eine solide Stimmung zu erzeugen. Wie du es schaffst, das Zwischenmenschliche dazustellen, den Werdegang, letztlich auch die Spannung.

Das Ende war für mich aber vorhersehbar, bzw. ich habe mit zwei Möglichkeiten gerechnet:
- Sie verwandelt sich stärker und ich erfahren, was genau aus ihr wird.
- Er verwandelt sich auch noch.

Um das darzustellen, hättest du dann auch nicht die volle Distanz gebraucht. Ich empfand hinterer eine Länge.
Auch diese Passivität [das Zuwarten] stört mich, wenngleich es für die Handlung notwendig ist und es drückt sicher [s]eine Unmacht aus. Nur passt die nicht, solange er noch Optionen ungenutzt lässt, wie z.B der Versuch zu wenden.

Insgesamt aber eine starke Leitung. Danke für die Geschichte.

Liebe Grüße,
Pheno


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Nichts ist leichter, als so zu schreiben, dass kein Mensch es versteht; wie hingegen nichts schwerer, als bedeutende Gedanken so auszudrücken, dass jeder sie verstehen muss.

-Arthur Schopenhauer
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Heidi
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Der goldene Durchblick


Beitrag02.04.2022 19:45

von Heidi
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Sie trägt also eine Meduse im Bauch. Mich würde ja der Befruchtungsvorgang interessieren. Wie ist es dazu gekommen, das frage ich mich spätestens ab dem Zeitpunkt, wenn klar ist, dass mit der guten Frau etwas nicht stimmt. Und das tue ich, sobald sie Meerwasser trinkt.
Sie ist fasziniert von der Meduse, die sie eingefangen hat (es kommt im Text nicht ganz raus, ob wirklich sie es war, aber ich gehe mal ganz stark davon aus, weil sie sich ja auch von ihr hat schwängern lassen).

Alles in allem ist der Text gut geschrieben. Ich mag vor allem den Dialog, der ist gut gelöst und sehr lebendig. Auch erzeugt die Geschichte leichten Grusel, was mir gefällt. Davon hätte ich gerne noch ein wenig mehr gehabt (nur einen Tick davon). Es ist eher sanfter Grusel, der sich ebenso sanft steigert.

Das Ende ist offen und auf eine gewisse Art depriemierend. Was hat er für eine Wahl? Es ist klar, dass ihn weder die verrückte Kompassnadel interessiert, noch sein damaliges Dasein. Was bringt ihm die Orientierung, wenn er doch seine Geliebte verloren hat? Denn das hat er doch, vermute ich mal.

Ich lese den Text so, dass sie verloren ist, denn wie soll ein Mensch als Mensch leben, wenn er ein Tier in sich trägt? Wäre das möglich, als Mensch ein Tier zu gebären? Bei dieser Frage kommt mir sofort der Gedanke, dass diese besondere Schwangerschaft auch eine Metapher sein könnte.

Die Meduse hat sozusagen Besitz von dieser ergriffen; ihr Goldschatz ist neben ihr, will ihr bestehen auf dem offenen Meer, aber er ist plötzlich orientierungslos, der Kompass ist kaputt, selbst die Sterne verweigern ihm, einen Ausweg zu finden.
Tief betrachtet, könnte es also genausogut die Geschichte eines Mannes sein, der seine Frau ein Stückweit verliert, weil sie psychisch erkrankt. Sie ist nicht mehr Herrin über sich selbst und er verliert darüber die Orientierung, weil er nicht weiß, wie er mit der Situation umgehen soll.
Aus diesem Blickwinkel handelt es sich um eine sehr traurige Geschichte, gerade das Ende ergibt Sinn und lässt mich mit Mitgefühl gegenüber dieser sich verlorenen Liebe zurück.

Ich finde ja den ersten Satz dieser Geschichte ganz wunderbar. Das dachte ich schon beim Reinlesen: Was für ein geiler erster Satz! Beim folgenden Lesen erging es mir nicht anders. Das ist der beste erste Satz des Wettbewerbs.

Dieser hier hat es mir ebenfalls angetan:

Zitat:
Der periodischen Kontraktion und Expansion des Schirmes zuzusehen, hat etwas Beruhigendes.


Damit wird sofort klar, wie diese Figur tickt.

Und es gibt zehn Punkte für deinen Text.
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V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

Alter: 51
Beiträge: 6153
Wohnort: Nullraum
Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag02.04.2022 22:32

von V.K.B.
Antworten mit Zitat

Mein lieber unbekannter (?) Autor,

Kraft meines Amtes als Literaturgegenpapst aus dem Paralleluniversum jenseits des Schwarzen Lochs muss ich Ihnen mitteilen, dass das Fehlen der Inquits Ihre Geschichte schwer zu lesen macht. Ich habe zum Beispiel beim ersten Lesen nicht zuordnen können, wer der beiden die Meduse im Eimer gefangen hat. Davon ab, ich mag die Geschichte. Sie hat eine sehr strange Atmosphäre, treibt sich fast nur durch Dialogfragmente voran, sehr minimalistisch und doch (oder gerade dadurch) sehr effektiv, kommt mir wie Tretbootliteratur meets Body-Horror vor. Die Situation lasst sich gut nachvollziehen, so seltsam das auch alles ist und das Bild der Frau, die nackt mit ihrem Eimer an Deck sitzt und Salzwasser schlürft ist richtig creepy. Der Schluss war dann aber doch recht vorhersehbar, fand ich. Ob es für Punkte reicht, kann ich noch nicht sagen, ein Kandidat dafür ist die Geschichte allemal.

Noch sind die Punkte allerdings in Superposition und werden erst verteilt worden sein, wenn ein Beobachter in diesen Spoiler schaut:
10 Punkte. Sollte erst Platz 1 werden, aber die unstrukturierten Dialoge (obwohl Stilmittel) haben die Geschichte dann vom Thron gestoßen. Denn das haut einem Lesen doch immer wieder raus, zurückgehen zu müssen, um nachzuvollziehen, wer genau was sagt.

Mit verdammenden Blicken,
Ihr unfreundlicher Literaturgegenpapst aus dem Paralleluniversum

Am Ende steht – das Totengericht? Damit habe ich nicht gerechnet, aber ich kann es von hier aus schon sehen. Denkt ihr, ich wäre bereit, dieses Opfer zu bringen? Oder eine der Schachteln zu wählen? Trotzdem werde ich mich ihm stellen müssen, ich wurde hier ja schließlich ermordet.

Hallo Leute, Veith hier. Ich weiß nicht genau, was da passiert ist, anscheinend wurde mein Konto gekapert, dabei war mein Passwort so sicher! Tut mir leid, wird nicht wieder passieren, ich habe es jetzt durch ein noch sichereres ersetzt. In der Zwischenzeit hat irgendeine seltsame Entität die Kommentare und Bewertungen für mich übernommen. Kommt wohl dabei raus, wenn hier so viele im Vorfeld mit Schwarzen Löchern rumgespielt haben. Weil ich zu faul war, selbst noch was zu schreiben, habe ich die gehackten Kommentare und Bepunktungen so stehenlassen – ich bin sicher, dieses Wesen hat bestimmt nichts böse gemeint und wollte nur spielen.


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Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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Murnockerl
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Beitrag03.04.2022 08:39

von Murnockerl
Antworten mit Zitat

Hat mir richtig gut gefallen - der schnelle, dialoglastige Erzählstil, das Geheimnisvolle und die Idee, die zwar vielleicht nicht ganz neu ist, für mich in diesem Wettbewerb aber sehr frisch und interessant daherkommt. Für mich ein Favorit.

Zitat:
Trotz schwachem Seegang hielt er sich krampfhaft ans Steuerrad fest, um zumindest eine Art von Halt zu spüren.


Hier bist du in die Vergangenheitsform gerutscht. Soweit ich nicht etwas übersehen habe, aber das einzige Mal.

Edit: 12 Punkte, da mir die Geschichte einfach dem Bauchgefühl nach gefällt, das Thema komplett erfüllt ist und die Idee ungewöhnlich genug ist (wenn auch nicht völlig neu), um aus ähnlichen Texten herauszustechen.
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John McCrea
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Beitrag03.04.2022 11:19

von John McCrea
Antworten mit Zitat

Das Thema und das Umgebungsszenario empfinde ich als gut ausgedacht und war motiviert dran zu bleiben als Leser.
Ein wenig mehr Beschreibung des Paares hätte ich gerne gehabt und empfinde die Dialoge oftmals zu sehr nach Füllstoff.
Erstaunlich gut konnte ich das phantastische Szenario erleben, außerhalb von gewohnter zeitlicher und räumlicher Orientierung, im Nichts zu sein.
Gerne gelesen. 3 Punkte von mir.


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weltverbesserer
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Beitrag03.04.2022 17:14

von weltverbesserer
Antworten mit Zitat

Es war die erste Geschichte, die ich gelesen habe und sie blieb eine meiner liebsten. Die Idee ist wirklich schön und spannend umgesetzt. Die Dialoge wirklich gut gemacht und trotzdem natürlich. Hat mich gefesselt und ich fand es schade, dass es schon zu Ende war.
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Beitrag03.04.2022 17:15

von Reimeschreiberin
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Man landet mitten im Geschehen und begleitet das Paar auf der Jacht. Es plätschert dahin wie die Wellen des Meeres. Doch zunehmend unterbrechen Splitter einer bösen Vorahnung die Dialoge. Und so steigert es sich bis zum unausweichlichen Ende. Interessante Geschichte
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Abari
Geschlecht:männlichAlla breve

Alter: 43
Beiträge: 1838
Wohnort: ich-jetzt-hier
Der bronzene Durchblick


Beitrag03.04.2022 20:56

von Abari
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Der Einfachheit und Übersichtlichkeit halber schreibe ich zu Anfang eine Kürzestzusammenfassung, damit ich mich dann beim Bewerten besser orientieren kann:

Ein Pärchen auf einer Segelyacht gerät an einen gefährlichen Punkt und zerbricht schließlich.

Wow! Was so plätscherig-naiv begann hat sich zu einem ausgewachsenen Minithriller entwickelt. Und wie!
Allerdings waren mir die Dialoge manchmal zu lang, um sie sprechermäßig auseinander zu halten.


_________________
Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.

LG
Abari
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Taranisa
Geschlecht:weiblichBücherwurm

Alter: 54
Beiträge: 3207
Wohnort: Frankenberg/Eder


Beitrag04.04.2022 14:09

von Taranisa
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Ja. Inquits können eingespart werden, aber hier wäre es gut gewesen, wenn ich zumindest bei der jeweils ersten direkten Rede pro Absatz gewusst hätte, wer von beiden mit dem Sprechen anfängt. Sie nennen sich auch gegenseitig "Schatz" was die Zuordnung auch nicht erleichtert. So können beide z.B. die Meduse an Bord gebracht haben.

_________________
Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
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Der Stab der Seherin, Burgenwelt Verlag, Herbst 2024
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Globo85
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Das silberne Eis in der Waffel DSFo-Sponsor


Beitrag04.04.2022 15:40

von Globo85
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Wir sind die Borg Quallen. Widerstand ist zwecklos.

Vorgaben:
Dreimal Check.

Eindrücke:
Pärchen auf Segeltörn, während Frau sich in Qualle verwandelt. Eine wirklich faszinierende Geschichte, wahnsinnig gut geschrieben dazu. Was mir gut gefällt ist, wie sie sich Zeit lässt. Also die Geschichte. Wie sie mich mitnimmt auf diesen Törn, mich die Verzweiflung des Erzählers spüren lässt, nein eher seinen Frust. Wie sie unbeeindruckt auf das einzig mögliche Ende zusteuert. Super!

Lieblingsstelle:
Zitat:
Im Schein der aufgehenden Sonne erinnert das Meer an einen geschlossenen roten Vorhang, in dessen Falten sich ein Spalt öffnet und eine kleine Jacht hindurchsegelt.


Fazit:
Mein sechster Platz. 5 Punkte.
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nebenfluss
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant


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Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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Beitrag04.04.2022 18:16

von nebenfluss
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Tut mir leid, aber als Segler konnte ich diese Geschichte einfach nicht ernst nehmen, nicht einmal in einem Phantastik-Wettbewerb. Ein bisschen Grundwissen über das Segeln (und das Verhalten von/auf Segelyachten) fände ich in diesem Fall schon essentiell, oder sollen die beiden wie Vollidioten rüberkommen? Okay, bei ihr scheint die Transformation in eine Meduse (bzw. ein Medusen/Mensch-Zwitterwesen) mit Anfällen von Geisteskrankheit einherzugehen, aber deshalb kann man trotzdem von einer Yacht nicht mit Anlauf ins Wasser springen, nur als eher harmloses Beispiel.
Wenn die wenigstens auf einem futuristischen ZEBRA wären, so wenig, wie die selbst segeln müssen, aber ach, nein, irgendwas mit einem Steuerrad.
Dieses Nicht-Ernst-Nehmen-Können fand ich dann zunehmend schade, weil der Horror aus dieser Distanz nicht wirken kann. Mir scheint das aber auch generell etwas zu kleinteilig erzählt, mit seinen Schlaglichtern auf kurze Szenen (zu viele Zeitsprünge für einen so kurzen Text).
Fühlte mich an das Ende aus dem "Schwarm" von Schätzing erinnert, könnte die Inspiration gewesen sein, Lektüre ist aber zu lange her.

Nu, wurde nichts mehr mit mir und dem Text. Passiert.


_________________
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag04.04.2022 20:12

von Jenni
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Ein Paar fährt zum Segeln raus aufs Meer, sie schwanger, alles ist sehr romantisch, und dann verlieren sie sich im Ozean. Sie verwandelt sich mit der Zeit in eine Meduse, er verliert sein Realitätsgefühl. So die Idee, oder?
Das ist eine schöne Idee mit viel Potential. Leider wird das hier in mehrerlei Hinsicht verschenkt, wie ich finde. Die zu ausformulierte Romantik am Anfang verzeihe ich im Verlauf der Geschichte sogar, wo sie einen fast schon zynischen Beigeschmack bekommt und die Fallhöhe definiert.
Was ich schade finde ist, dass du den größten Teil der Geschichte in diesen recht ausufernden und zugleich nichtssagenden Dialogen erzählst. Die Figuren erlangen keine Persönlichkeit, in jedem Absatz neu muss ich erstmal erraten, wer jetzt was spricht, weil sie sich nicht unterscheiden.
Die Entwicklung der Verwandlung ist dabei sehr spannend, ich bleibe auch trotzdem dabei und möchte wissen, wo das hinführt - doch was könntest du herausholen, wenn die Figuren dreidimensionaler würden und ihre Verstörung dem Leser spürbar(er).

Das Thema ist definitiv erfüllt. Punkte mal sehen. - Am Ende waren leider keine mehr über.
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Gast







Beitrag04.04.2022 22:22

von Gast
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Liebe/r Inko,

das ist eine sehr traurige Geschichte. Da gehen die beiden auf eine so schöne Reise und dann entwickelt sich alles zu einem Horrortrip.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Bilder alle richtig interpretiere, die Handlung richtig verstehe, was vermutlich in der Perspektive begründet ist. Zum Beispiel das:
Zitat:
Könntest du mit mir reden, verdammt?

Bei all der geballten Metaphorik verstehe ich nicht, weshalb sie ihm nicht auf seine Fragen antwortet?

Ansonsten finde ich es eine Quälerei, was die mit den armen Quallen machen, sie einfach ihrem natürlichen Lebensraum entreißen und in einen Eimer zu pferchen!

Liebe Grüße,
Katinka
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Gast







Beitrag05.04.2022 11:18

von Gast
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Ein schwangeres Pärchen verbringt den letzten gemeinsamen Urlaub zu Zweit auf einem Segeltörn, der sich dann aber zumindest für ihn zum Albtraum entwickelt: Zuerst verlieren sie die Navigation, dann mutiert seine Liebste rasant zu einer Qualle. Sogar das heranwachsende Baby scheint eine Qualle zu werden. Pfui Bäh.

Vorgabentreue: Ja.

Ausgestaltung: "Alien" triff gothic horror auf dem Meer. Nicht mein Beuteschema. Handwerklich auch nicht gerade liebevoll gemacht, außer für Leute, die auf sehr detaillierte Ausführungen von ekelerregenden Dingen stehen.
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tronde
Klammeraffe
T


Beiträge: 522

Das goldene Aufbruchstück Das silberne Niemandsland


T
Beitrag05.04.2022 22:20

von tronde
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Hallo!

Es waren durchweg gute Texte und aufgrund ihrer Verschiedenheit ist es mir sehr schwergefallen, sie gegeneinander abzustufen. Verschiedene Genres, verschiedene Ansätze von „Phantastik“, je nachdem, wo ich den Schwerpunkt hingelegt habe, war die Reihenfolge dann wieder eine andere.

4 Punkte.

Gut geschrieben, gute Idee. Nicht ganz so packend auf mich wirkend wie die höher bepunkteten.

Danke für den Text!
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag07.04.2022 13:08

von Constantine
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Bonjour Inko

Es tut mir leid. Die Zeit hat nicht gereicht, um ein ausführliches Feedback zu verfassen.


Constantine
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