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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Allgemeines rund um die Schriftstellerei -> Diskussionen zu Genre und Zielgruppe
Warum ist erotische/pornografische Literatur oft niveaulos?

 
 
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PaulaSam
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Beitrag08.06.2021 11:03

von PaulaSam
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Rübenach hat Folgendes geschrieben:
Essen ist die Erotik des Alters


Das sagst du! Wenn du nur wüsstest ... wink Oder warum, glaubst du, gibt es so viele alte Männer, die sich blutjunge Frauen suchen? Ach, und natürlich auch umgekehrt, nur gehen Frauen mit diesem Thema vielleicht nicht ganz so "plakativ" um.

LG Sam
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Rübenach
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Beitrag08.06.2021 11:05

von Rübenach
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PaulaSam hat Folgendes geschrieben:
Rübenach hat Folgendes geschrieben:
Essen ist die Erotik des Alters


Das sagst du! Wenn du nur wüsstest ... wink Oder warum, glaubst du, gibt es so viele alte Männer, die sich blutjunge Frauen suchen? Ach, und natürlich auch umgekehrt, nur gehen Frauen mit diesem Thema vielleicht nicht ganz so "plakativ" um.

LG Sam


Zum Essen gehen, was denn sonst? angel


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PaulaSam
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

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Beitrag08.06.2021 17:37

von PaulaSam
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Rübenach hat Folgendes geschrieben:
Zum Essen gehen, was denn sonst? angel


"O, ähm ... Ja, natürlich! rotwerd Mrr mrr, was denn sonst?"

LG Sam
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Zizerl
Gänsefüßchen
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Beitrag07.12.2021 16:36

von Zizerl
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Wie hier schon geschrieben wurde ist es denke ich sinnvoll, die beiden Genres „Erotik“ und „Pornographie“ zu trennen, selbst wenn sie in der Realität oftmals verschmelzen.

Das macht es einfacher, die Funktion der Texte zu sehen.

Einen Porno schaut man nicht an (bzw. ließt man nicht), weil man von einer unerwarteten Wendung umgehauen werden möchte. Man interessiert sich nicht dafür, den menschlichen Geist zu entdecken oder den Protagonisten auf einer nervenaufreibenden Reise durch die eigenen Ängste, Überzeugungen und Wertvorstellungen zu begleiten.

Die Charakterentwicklung beschränkt sich im Wesentlichen auf „Am Beginn der Geschichte ist der Protagonist unbefriedigt“ hin zu „Am Ende der Geschichte ist der Protagonist befriedigt“.

Der Plot hat keine weitere Bedeutung, als diese Endwicklung möglich zu machen. Der Leser stört sich nicht daran, wenn im "Deus ex Machina"-Stil die Ereignisse und Personen genau zum richtigen Moment stattfinden oder ins Bild kommen.

Ein starker Plot oder eine ausgefeilte Charakterentwicklung sind bei einem solchen Porno einfach nicht notwendig und können sogar stören, weil sie zu viel Platz einnehmen und das eigentliche Ziel verwässern.

Man stelle sich vor, man hat Heißhunger und will schnell zu McDonalds essen gehen, muss aber vor den zehn Minuten essen noch eine Stunde in der Schlange stehen. Oder noch schlimmer, man bekommt zuerst den Burger serviert, dann eine halbe Stunde später die Pommes und dann irgendwann das Getränk. Natürlich kann es sehr reizvoll sein, sich in einem Haubenlokal bei klassischer Musik über den Abend verteilt sieben Gänge servieren zu lassen, aber wenn man sich einfach nur mit Pommes und Co. einen stumpfen Actionfilm reinziehen will, dann geht man halt nicht ins Haubenlokal.

Was Sprache und Stil betrifft ist das, was sich in Pornos findet, oft einmal einfach nur zum fremdschämen. Da werden Wortkompositionen und Neologismen benutzt, die im Alltag einfach nur lächerlich scheinen und Metaphern zur Umschreibung bedient, die irgendwo zwischen lustig und seltsam liegen.

Aber auch das erfüllt einen ganz bestimmten Zweck. Gerade heutzutage ist bekannt, dass Sprache nicht neutral ist. Jeder Begriff und jedes Wort ist aufgeladen, mit bestimmten Vorstellungen, Erinnerungen, verknüpft und verwandt mit anderen Wörtern und beladen mit sozialem Kontext.

Einen Mann (oder teile seiner Anatomie) als „Hengst“ zu bezeichnen macht in gewissen Kontexten sinn. Mit einem männlichen Pferd verknüpft man Stärke, Größe, Kraft, Muskeln. Findet die Szene in einer Stallung statt kommen noch weitere Bedeutungen hinzu.

Mit Begriffen aus dem Alltag, die jeder kennt und verwendet kann so etwas oft nicht so direkt abgerufen werden. Ganz davon zu schweigen, dass es oft gewollt ist, gewisse Tabuthemen anzuwenden.

Ich denke, die Funktion von Sprache und Wörtern solche Assoziationen hervorzurufen tritt bei dieser Literaturgattung überdurchschnittlich stark hervor.

Man kann das eindrucksvoll auch bei gezeichneten Werken desselben Genres erkennen. Hier werden grobe Perspektivenfehler, unmögliche Anatomie (fehlende Ellbogen, Füße, gestauchte Wirbelsäulen etc.), steife Posen, fehlender Hintergrund etc. ohne Wortmeldung zur Kenntnis genommen und die Werke gefeiert, da sie bestimmtes zum Inhalt haben und ausdrücken.

Davon abgesehen bekommen Menschen, wenn sie ein Menü von McDonalds wollen oft einen gewissen Tunnelblick. Das dann weniger auf grammatische Ausgefeiltheit geachtet wird, als auf bestimmte Schlagwörter ist nur eine logische Konsequenz.




Bei erotischer Literatur ist die Sache etwas anders gelagert.

Körperliches Verlangen kann oftmals "auf Knopfdruck" erzeugt werden (man beachte die Anführungszeichen!). Erotik hingegen hat viel mit Emotion, mit Spannung und dem Ungewissen zu tun. Die Funktion des Textes ist es nicht, einem Leser im Tunnelblick ein paar Schlagwörter zu präsentieren, die dann bestimmte Bilder in seinem Kopf hervorrufen.

Der Leser verzeiht es dem Text nicht (so leicht), wenn sich die Figuren plötzlich vollkommen out of charakter verhalten, nur weil es die Situation verlangt. Der Plot gewinnt an Gewicht, eine unerwartete Gefangennahme, eine Verfolgungsjagt oder ein zu lösender Kriminalfall können die Spannung der Geschichte erhöhen und das Lesevergnügen steigern. In der pornographischen Literatur hätte so etwas gestört oder wäre Kulisse gewesen.

Hier verfällt die Eisenwahrenverkäuferin immer mehr dem geheimnisvollen Millionär, kämpft mit sich selbst, ob es richtig oder falsch ist und zieht dabei die Schlinge enger um sich.

Auf der Suche nach der Diebin begibt sich der Detektiv auf Spurensuche und je mehr er über sie lernt, desto mehr weckt jedes einzelne Puzzlestück, das er hinterlässt seine Begierde.

Das Spektrum erotischer Literatur reicht von einer Romanze ohne einschlägige Szenen, hin zu einem Buch, bei dem in jedem Kapitel eine solche Szene geschrieben steht. Wichtig ist in diesem Kontext nur, dass ein sexuelles Verlangen ein Grundmotiv der Geschichte und des Interesses des Lesers sind (würden sie hinausgestrichen, würde das Buch noch von derselben Leserschaft konsumiert werden?).

Es geht um Gegensatz zum Porno nicht rein um einen Akt, sondern um eine ausgefeiltere Handlung bzw. ein Innenleben. Meist ist jedoch eine halbwegs eigenständige Handlung vorhanden.




Warum ist erotische Literatur jetzt oftmals so schlecht?

Warum pornographische Literatur oft technisch und sprachlich so nieder ist, liegt in dar Funktion. Um zu funktionieren muss ein Porno einfach keine Weltliteratur sein.

Erotische Literatur hat jetzt die Schwierigkeit, dass sie oftmals pornographische Elemente enthält, aber gleichzeitig sehr anspruchsvolle zwischenmenschliche Beziehungen überzeugend wiedergeben muss. Der Leser muss gefesselt sein, muss mitfiebern und nachvollziehen können, wie es dem Protagonisten geht.

Es darf kein Blick von Außen sein, den der Leser einnimmt, nicht bloß eine Handlungsabfolge, die vielleicht mal überrascht und mal nicht, sondern muss es ein echtes emotionales Investment geben.

Diese beiden Komponenten zu verbinden ist sehr schwierig stelle ich mir vor. Besonders, wenn man, zumindest manchmal, einen Tunnelblick hat und einfach nur seine persönlichen Wünsche niederschreibt, ohne auf die Qualität der Geschichte zu achten und ob das jetzt da eigentlich reinpasst, oder ob es nur mir besonders gut gafallen würde.
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PaulaSam
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Beitrag10.12.2021 11:58

von PaulaSam
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Zizerl hat Folgendes geschrieben:
Wie hier schon geschrieben wurde ist es denke ich sinnvoll, die beiden Genres „Erotik“ und „Pornographie“ zu trennen, selbst wenn sie in der Realität oftmals verschmelzen.


Das muss man sogar, denn es sind zwei völlig konträre Genres, wie du selbst schon erklärt hast. Eine Verschmelzung ist deshalb meiner Vorstellung nach, gar nicht möglich. Entweder ich lege bei der Darstellung von Sex Wert auf Entwicklung, Hintergrund, Handlung und qualitative Sprache oder ich konzentriere mich ausschließlich auf sexuelle Erregung. Beides gleichzeitig, scheint mir nicht zu gehen.

LG Sam
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Zizerl
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Beitrag11.12.2021 19:03

von Zizerl
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@PaulaSam

Aber sind nicht Genres wie Horror und Komödie auch zwei ziemlich konträre Genres, die trotzdem in der Horrorkomödie zusammengeführt werden?

Oder nimmt der Porno da deiner Meinung nach eine Sonderrolle ein?
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V.K.B.
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Beitrag11.12.2021 20:48

von V.K.B.
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Zitat:
Oder nimmt der Porno da deiner Meinung nach eine Sonderrolle ein?
Ich denke, das tut er definitiv, auch wenn ich das in meinen Büchern manchmal ignoriere.
Aber hat einfach viel mit Gewohnheiten zu tun. Wenn ich in einem französischen Arthouse-Film eine Hardcore Sexszene sehe (ist da nicht unbedingt ungewöhnlich), erzeugt das auch bei mir immer noch eine kognitive Dissonanz. Weil ich irgendwie denke, das gehört einfach nicht in einen Spielfilm. Aber warum ist das so? Prüde bin ich bestimmt nicht.
Okay, man könnte argumentieren, dass man Folterszenen ins Spielfilmen ja auch nicht "hardcore" (also echt und ungespielt) macht, oder niemanden wirklich für einen Tatort-Mord erschießt. Da besteht allerdings noch der Unterschied, dass (einvernehmlicher) Sex niemandem schadet (STD-Risiken und ungewollte Schwangerschaften mal ausgeklammert). Trotzdem hat man (oder zumindest ich) bei einem normalen Spielfilm das Gefühl. das sei irgendwie "falsch", weil Porno Porno ist und nicht in "normale" Filme gehört. Scheint man Frankreich aber anders zu sehen.

Oder gehen wir nach Japan und schauen uns das Hentai/Eroge-Genre an, egal ob es Spiele, Anime, Spielfilme, Manga, Visual Novel, Light Novel oder "richtige" Literatur sind. Sicherlich gibt es da auch jede Menge stumpfes Zeug, aber es gibt tatsächlich Eroge-Medien mit interessanten, wendungsreichen Stories und tiefgehenden Charakteren (womit ich jetzt nicht irgendwas in Bezug auf Körperöffnungen meine (SCNR)). Es ist wahrscheinlich ein kulturelles Ding, wie weit man Porno mit "vernünftigen" Medien mischen kann/darf. Wir scheinen da immer noch ein bisschen puritanisch zu sein.

Andererseits muss Pornographisches in nicht-rein-pornographischen Medien auch immer genau die Zielgruppe treffen, und sexuelle Präferenzen variieren wohl mehr als Genregeschmack, gerade wenn es in den Fetish-Bereich geht. Da fängt man nämlich schnell an, die Leser zu nerven, wenn sie die Begeisterung dafür nicht teilen, und dann sind pornographische Szenen schnell eher ein Störfaktor. Will man für die breite Masse schreiben und möglichst viele Bücher verkaufen, verzichtet man also lieber auf solche Experimente. Ich denke, das ist der Hauptgrund, warum Pornographisches in der Literatur größtenteils ein Nischendasein in schlecht geschriebenen Pornos führt. Trifft man nicht genau die sexuelle Fantasie des Lesers, langweilt es nur.


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PaulaSam
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Beitrag12.12.2021 13:14

von PaulaSam
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Zizerl hat Folgendes geschrieben:
Aber sind nicht Genres wie Horror und Komödie auch zwei ziemlich konträre Genres, die trotzdem in der Horrorkomödie zusammengeführt werden?
Oder nimmt der Porno da deiner Meinung nach eine Sonderrolle ein?

V.K.B`s Argumentation ist, denke ich, nicht ganz von der Hand zu weisen. Dennoch gingen meine Gedanken noch weiter. Porno schließt Hintergrund aus, weil es nur auf den Akt konzentriert ist. Das ist seine Definition, soweit ich weiß. Alles andere wäre Erotik. Ohne Hintergrund von Figuren und Ereignissen gibt es aber keine zusammenhängende Geschichte. Selbst wenn man in eine zusammenhängende Geschichte Porno "einstreut", würde diese damit zerrissen werden. Daher denke ich auch, dass sowohl V.K.B. als auch du bei euren Darlegung eher an Erotik und nicht an Porno gedacht habt.

Ob Erotik nun in jedes Genre passt, ist m. M. n. tatsächlich Geschmacksache. Für mich kommt es darauf an, wie sehr die Erotik mit dem Rest der Handlung verknüpft ist. Könnte sie auch weggelassen werden ohne der Geschichte zu schaden, sollte man sie auch weglassen. Nur als Kirsche auf dem Kuchen ist für mich Erotik überflüssig. Das fühlt sich immer so an, als müsse der Autor auf niedere Sensationslust bauen, weil die Geschichte selbst sonst nicht viel hergibt.

Tatsächlich ist es aber wirklich so, dass Deutschland gegenüber anderen Ländern literarisch noch recht "prüde" reagiert. Sind in England und den USA Genres in Verbindung mit Erotik sehr beliebt bei den Lesern, scheut man in Deutschland derartig intime Vermischungen eher, sowohl auf Seiten der Leser als auch entsprechend auf Seiten der Verlage. Komischerweise feiern Net-Serien wie True Blood und Bridgerton trotzdem  auch in Deutschland Megaerfolge. Aber es gibt tatsächlich nur eine einzige deutsche Bestsellerautorin im Mischgenre Erotik-Thriller. Sie wurde sogar mehrfach ausgezeichnet. Das könnte daran liegen, dass Verlage sich schwer tun, Neuautoren in diesem Genre zu unterstützen. Oder daran, dass es wirklich keine guten Autoren auf diesem Gebiet in Deutschland gibt. Fakt ist aber, dass es in Deutschland viele veröffentlichte reine Erotik-Autoren gibt. Und dass in Schreibschulen immer noch gelehrt und in Verlagen die Meinung vertreten wird, dass Mix-Genres gar nicht gehen.

LG Sam
PS: Ich rede hier nur von Erotik in Thrillern, weil ich nur darin Erfahrung habe. Das lässt sich aber sicher auch auf andere mit Erotik vermischte Genres übertragen.
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V.K.B.
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Beitrag12.12.2021 18:53

von V.K.B.
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Zitat:
Daher denke ich auch, dass sowohl V.K.B. als auch du bei euren Darlegung eher an Erotik und nicht an Porno gedacht habt.
Ich denke, wir sind mit unterschiedlichen Definitionen da rangegangen. Als Porno bezeichne ich, was man juristisch in Filmen so nennen würde. Also hardcore, ein echter sexueller Akt, der nicht gespielt ist, und der mit allen Details zu sehen ist, mit der Intention, auch beim Zuschauer sexuelle Gefühle (und, machen wir uns nichts vor, oft auch gewisse Handbewegungen) zu triggern.
Aufs Schreiben übertragen wäre das eine Sexszene, die nicht nur angedeutet ist, sondern explizit und mit Details geschildert wird. Tell-mäßig ergibt das meist wenig Sinn, schließlich wissen die meisten Leser ja, wie ein sexueller Akt geht. Ist also eine Form von show, der Leser soll es mitfühlen, nicht nur auf emotionaler, sondern auch auf sexueller Ebene. Man kann das tief in Geschichten integrieren, so dass es auch Sinn macht, reinpasst und nicht den Flow der Handlung unterbricht. Im Idealfall kann das einer Geschichte noch mehr Tiefe verleihen und den Leser noch mehr in diese reinziehen (was dann konträr zu deiner Porno-Definition wäre). Das kann aber nur klappen, wenn der beschriebene sexuelle Akt zur sexuellen Fantasie des Lesers kompatibel ist. Nur mal ein (dämliches) Beispiel (soll ja jugendfrei bleiben), nehmen wir an, die Liebenden kommen sich beim Kochen näher und aus der geplanten Nahrungszubereitung soll sich stattdessen eine heiße Sexszene ergeben. Denkt der Leser dann aber: "Ich stehe aber überhaupt nicht auf Spanking mit Spagetti, warum leckt er ihr nicht lieber die Tomatensoße von den Füßen, das würde ich viel lieber lesen", funktioniert der Flow nicht mehr, die Szene wirft raus und langweilt den Leser. Das meinte ich mit der Gefahr, dass man schneller an einem Fetish als an einem Genre vorbeischreiben kann, ganz egal wie gut etwas in eine Geschichte integriert ist.


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PaulaSam
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Beitrag14.12.2021 14:44

von PaulaSam
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Die Gefahr besteht wohl immer, V.K.B., dass man den Geschmack einiger Leser nicht trifft, nicht nur bei Erotik. Aber natürlich spielt bei Erotik nochmal eine intimere und verletzlichere Seite eine Rolle. "Schlechter Geschmack" wird hier weitaus schwerer verziehen. Dennoch gibt es Werke, die durchaus fragwürdigen Geschmack beweisen, was für mich aber die Aussage meiner ehemaligen Agentin, "Beim Sex gibt es kein Richtig oder Falsch." Ob nun Neigungen, Fetische, Hardcore- oder Blümchensex, alles gibt es im echten Leben wirklich. Und Authentizität und Glaubwürdigkeit sind nicht nur generell beim Schreiben zwei der obersten Ziele, sondern stehen auch außerhalb jeder Kritik. Über Geschmack kann man nicht streiten, weil der sich jedem logischen Argument entzieht, erst recht, wenn es um so starke Gefühle wie sexuelle Gelüste geht.

Mir gefallen Sexszenen ebenfalls besser, wenn sie nicht nur erregen (was sie natürlich wenigstens tun sollten), sondern auch die Geschichte stützen oder sogar voranbringen. Doch selbst das ist Geschmacksache. Laughing Hirnloses Rein - Raus ist nicht jedermanns Ding, genauso wenig wie tagelanges Vorspiel bis es endlich mal zur Sache geht. Trotzdem gibt es natürlich für jedes auch "Liebhaber".

LG Sam
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Jan Hinnerk Feddersen
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Beitrag01.02.2022 16:52

von Jan Hinnerk Feddersen
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Zizerl hat Folgendes geschrieben:
Wie hier schon geschrieben wurde ist es denke ich sinnvoll, die beiden Genres „Erotik“ und „Pornographie“ zu trennen, selbst wenn sie in der Realität oftmals verschmelzen.


"Alle Versuche, 'gute Erotika' und 'schlechte Pornographie' von einander zu unterscheiden, enden zwangsläufig bei einem
'Was mich anmacht, ist erotisch - was Dich anmacht, ist pornographisch'."

Ellen Willis, US-amerikanische Feministin, auf der 1.Grünen Bundes-Frauenkonferenz 1990 in Bonn


Warum pornographische/erotische Literatur of so niveaulos ist?

Vermutung Nº1: das ist sie gar nicht, es empfindet der jeweilige Leser nur so.

Vermutung Nº2: die starke gesetzliche Reglementierung führt dazu, weil es dadurch keinen offenen, unzensierten Umgang mit Pornos und Erotika gibt.

Vermutung Nº3: pornographische/erotische Literatur ist im Durchschnitt genauso niveauvoll oder niveaulos wie die gesamte andere Literatur auch. In jedem Genre gibt es Schund und Perlen. Was man als Schund empfindet und was als Perle, liegt ausschließlich im Urteil des Lesers.

Ich persönlich halte alle drei Vermutungen für Tatsachen, und weiß aus Erfahrung noch um eine vierte Tatsache:

Es ist sauschwer, einen guten schlichten Porno zu schreiben.

Das ist das vielleicht schwierigste Genre überhaupt...


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Die Antwort auf die Frage "Darf man...?" lautet im Zusammenhang mit Literatur immer und ohne Ausnahme: Man darf alles, wenn denn das Ergebnis gut ist. (www.strandkorb-krimi.de)
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Ralphie
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Beitrag01.02.2022 17:29

von Ralphie
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Vor allem muss der Autor oder die Autorin Biologie und Anatomie beherrschen.
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PaulaSam
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Beitrag01.02.2022 19:30

von PaulaSam
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Ach, du meinst, für Sex braucht man ein Medizinstudium? Okay, da muss ich wohl noch ein bisschen studieren, bevor ich hier die Klappe aufreiße. Cool

LG Sam
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PaulaSam
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Beitrag01.02.2022 19:43

von PaulaSam
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Jan Hinnerk Feddersen hat Folgendes geschrieben:

Warum pornographische/erotische Literatur of so niveaulos ist?

Vermutung Nº1: das ist sie gar nicht, es empfindet der jeweilige Leser nur so.

Vermutung Nº2: die starke gesetzliche Reglementierung führt dazu, weil es dadurch keinen offenen, unzensierten Umgang mit Pornos und Erotika gibt.

Vermutung Nº3: pornographische/erotische Literatur ist im Durchschnitt genauso niveauvoll oder niveaulos wie die gesamte andere Literatur auch. In jedem Genre gibt es Schund und Perlen. Was man als Schund empfindet und was als Perle, liegt ausschließlich im Urteil des Lesers.

Ich persönlich halte alle drei Vermutungen für Tatsachen, und weiß aus Erfahrung noch um eine vierte Tatsache:

Es ist sauschwer, einen guten schlichten Porno zu schreiben.

Das ist das vielleicht schwierigste Genre überhaupt...


Das könnte so ungefähr hinkommen. Erotischer Schund pikiert doch um einiges mehr, als anderer, weil er eben als intim schmutzig empfunden wird. Und Geschmäcker sind, auch in Sachen Sex, äußerst verschieden. So ist es kein Wunder, das es unheimlich schwer ist, einen Porno zu schreiben, den zumindest eine Mehrheit nicht als Schund verurteilt.

Dennoch denke ich, gibt es schon einen Unterschied zwischen Erotik (auch mit Darstellungen von Sex) und reiner Pornographie. Ganz einfach ausgedrückt: Bei Pornos geht es nur um Befriedigung, bei Erotik aber auch ums Herz. Sobald die Befriedigung also auch durchs Herz und nicht nur durch die Lenden geht, wird demnach jeder noch so verruchte Porno automatisch zu Erotik. So würde ich es zumindest verstehen.

LG Sam
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Ralphie
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Beitrag02.02.2022 08:58

von Ralphie
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PaulaSam hat Folgendes geschrieben:
Ach, du meinst, für Sex braucht man ein Medizinstudium? Okay, da muss ich wohl noch ein bisschen studieren, bevor ich hier die Klappe aufreiße. Cool

LG Sam


Man braucht kein Medizinstudium, aber man muss schon wissen, was eine Michaelisraute ist.
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PaulaSam
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Beitrag02.02.2022 10:42

von PaulaSam
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Ich glaube nicht, dass auch nur 5% meines Umfeldes weiß, was eine Michaelisraute ist. Und da gibt es sogar einige, die haben ausgesprochenen Spaß am Sex. Aber, und das meine ich keinesfalls abwertend, die meisten Männer wissen wohl um den erotisch reizvollen Bereich am unteren Rücken einer schönen Frau, könnten ihm aber sicher keinen Namen geben. Vielleicht auch, weil Arschgeweihe aus der Mode gekommen sind? Laughing

LG Sam
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Ralphie
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Beitrag02.02.2022 11:04

von Ralphie
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Das ist übrigens eine Michaelisraute.


Aus Wikipedia, die freie Enzyklopädie
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PaulaSam
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Beitrag03.02.2022 08:23

von PaulaSam
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Ähm, geht das noch als jugendfrei durch? Und dann auch noch so groß. Wink

LG Sam
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Rübenach
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Beitrag03.02.2022 08:28

von Rübenach
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Ein schöner Rücken kann auch entzücken

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Ralphie
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Beitrag03.02.2022 10:08

von Ralphie
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Das Bild dient nur zur Aufklärung. Vor 50 Jahren hätte es Anstoß erregt.
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PaulaSam
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Beitrag04.02.2022 10:57

von PaulaSam
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Das weiß ich doch, Ralphi. Heute würde nicht einmal ein nackter weiblicher Oberkörper jemanden erregen ... zumindest moralisch nicht, solange er "künstlerisch" präsentiert wird. Laughing

LG Sam
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schollek
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Beitrag18.03.2023 22:51

von schollek
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Irgendwie bin ich jetzt nach Lektüre des Treads etwas verunsichert. Gerade habe ich mein korrigiertes Manuskript zurück an den Verlag geschickt. ICH halte mein Geschreibsel für Erotik, weil es das "Was" in das "Warum" eingebettet ist. Sieht der Verlag das genauso? Bei dem was ich bisher an Veröffentlichungen gelesen habe, scheint das "Was" viel stärker gewichtet zu sein. Jetzt beschleicht mich die Sorge, dass mein Machwerk doch abgelehnt wird.
Andererseits:
Wenn man eben nur "Was" will, soll man sich einen anderen suchen.
Ein zweiter Gedanke:
Unsere einzige wirkliche Daseinsfunktion ist die Weitergabe der Gene. Das männliche Wesen muss sie soweit wie möglich verbreiten, das weiblich die beste Genqualität erhalten.
Dazu kommt beim Menschen das Problem der Aufzucht der Nachkommen. Damit dies gelingt, musste die Frau seit 100 000 Jahren den Mann an sich binden durch ständige se-uelle Verfügbarkeit. Dazu bedurfte /bedarf es einer engen Bindung. "Bleib mir treu, dann bringe ich Dir Fleisch".
Dies aber steht im Widerspruch zur naturgewollten Funktion des Mannes, der versuchen wird, aus dieser Bindung, falls möglich, auszubrechen. Ich behaupte einmal, dass kein gesunder Mann sich den Reizen einer nur halbwegs attraktiven Frau entziehen kann. Beispiele: Clinton/Lewinsky, oder JF Kennedy, der jede Nacht eine andere im Bett hatte.
Bei Frauen entsteht die Versuchung dann, wenn besonders erstrebenswerte Gene in Aussicht stehen (Bei einem Tom Jones-Konzert flogen Dutzende von BHs und Slips auf die Bühne, als er Delaila sang).
Kommt dazu bei beiden Geschlechtern noch Langeweile, Routine, Unzufriedenheit in der Beziehung auf, die aber als solche bestehen bleiben soll, werden unerfüllte Wünsche eben außerhalb befriedigt und sein es durch Erotik/Pornografiekonsum.
Muss ich mich jetzt als Erotikschreiber abgewertet fühlen, weil ich den Bedarf auf Erfüllung des stärksten menschlichen Triebes stille?
Ich deenke das ist legitim. Ich für meinen Teil glaube sagen zu können, dass ich mir damit alle Mühe gegeben habe.
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