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Unheimliche Begegnung der asozialen Art (Beitrag: "Erstkontakt") [rejected]


 
 
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Seth Gecko
Geschlecht:männlichLeseratte


Beiträge: 131
Wohnort: Neu-Bielefeld


Beitrag23.10.2021 12:34
Unheimliche Begegnung der asozialen Art (Beitrag: "Erstkontakt") [rejected]
von Seth Gecko
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hoffentlich stürzt der Aufzug nicht ab.
Auch wenn die Metallplakette das Maximalgewicht mit mehreren Tonnen angibt, das Ego von Generalmajor Laubert wiegt schwerer.
Sein uniformierter Rücken direkt vor meiner Nase erspart mir die Sicht auf Lauberts missgelaunten Gesichtsausdruck. Ich halte die Luft an und warte darauf, dass die digitalen Ziffern aufhören zu fallen.
Die Anspannung in der Kabine steigt, exponentiell zur Anzahl der sinkenden Stockwerke.
Ping.
Endlich gleiten die Türen auseinander. Ich habe Mühe Schritt zu halten, der Aluminiumkoffer ist schwer und unhandlich. Das grelle Weiß der Wände blendet mich, meine Augen verengen sich zu Schlitzen. Am Ende des langen Flurs steht ein einzelner Wachposten vor einer Schleuse.
Noch jünger als ich, wirkt er trotz Flecktarn und G36 ein wenig nervös, was wahrscheinlich an Lauberts Aura liegt. Mit straffen Schritten eilt der große Commander NATO Airborne Early Warning & Control Force Command schnurstracks auf den Soldaten zu.  
Die Wache salutiert, Laubert erwidert den Gruß, ich schließe zu ihnen auf und versuche, die aufsteigende Hitze zwischen meinen Schläfen zu ignorieren. Ein Rinnsal perlt an meinem Rückgrat hinunter, es kitzelt mich unter dem weißen Hemd. Ich sollte wirklich mit dem Rauchen aufhören.
»Ist die Verteidigungsministerin bereits eingetroffen?«, herrscht Laubert den Wachposten an.
»Jawohl, Herr Generalmajor! Soweit ich weiß, warten alle bloß noch auf Sie!« Die Wache starrt zwischen uns hindurch, auf einen Punkt am nicht vorhandenen Horizont.
Lauberts Miene verfinstert sich, er dreht den Kopf in meine Richtung und knurrt: »Ich wurde … aufgehalten.«
Ich gebe zu, es hat ein wenig gedauert, vorm Betreten des Fahrstuhls die Geheimhaltungserklärung durchzulesen. Aber ich leiste nun mal keine Unterschrift, ohne vorher Gewissheit über ihre Gewichtung zu haben. Stichwort: Waschmaschine. Jetzt und hier bin ich so klug und halte den Mund, der Koffer in meinen Händen wird immer schwerer.
»Aufmachen«, befiehlt Laubert dem Soldaten, der Kopf des Generalmajors zuckt dabei in Richtung der Schleuse.
Zehn Sekunden später stehe ich schon wieder mit ihm in einem zu kleinen Raum. Die Kammer ist luftdicht versiegelt und Dampfstrahlen schießen aus Düsen an Wänden und Decke. Meine Brille beschlägt wie in einer Sauna.
»Dekontamination … abgeschlossen«, säuselt eine angenehm weibliche Elektronikstimme.
Die Schleusentore öffnen sich, der Generalmajor lässt mich blindlings stehen. Nachdem ich die Gläser am Hemdzipfel kläre, raubt es mir den Atem.
Vor mir liegt ein unterirdischer Hangar von gigantischen Ausmaßen. Hellgrauer Stahlbeton so weit das Auge reicht, über massiven Luftschutztoren drehen sich orangefarbene Signalwarnleuchten. Es riecht nach Kerosin und schweren Industriemaschinen.
Mit offenem Mund stehe ich da, das Gewicht des Koffers ist für den Moment vergessen.
Arbeiter in Overalls, uniformierte Soldaten und Wissenschaftler in weißen Kitteln laufen umher, Gabelstapler transportieren Güter zu den zahlreichen Kampfjets, Hubschraubern und Panzern, die ungeordnet überall herumstehen. Ein militärischer Ameisenhaufen, direkt unterhalb von Köln.
Fünfzehn Stockwerke über uns befindet sich die ›Kindertagesstätte Hüppekästchen‹, denke ich, gleich neben dem ›Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt‹, meinem Arbeitsplatz, seit fast zehn Jahren. Du kriegst die Tür nicht zu.
Eine Hand packt meinen Arm und zerrt mich und meinen Koffer aus dem Eingangsbereich. »Wenn Sie noch langsamer werden, gehen Sie rückwärts«, zischt Laubert und lotst mich zu einer olivgrünen Stahltür.  
Ein gutes Dutzend Personen schaut auf, als wir in den karg eingerichteten Verwaltungsraum eintreten. Die Verteidigungsministerin kenne ich aus dem Fernsehen, ihre Visage erinnert mich irgendwie an eine Feldmaus. Sie lauscht den Ausführungen zweier Männer in Laborkitteln, der Personenschutz hält sich dezent im Hintergrund. Generalmajor Laubert gesellt sich zu weiteren Alphatieren des Militärs, es sind so viele Sterne vergeben, jede Internetbewertung wäre neidisch.
Ich bin nicht besonders gut im Umgang mit anderen Menschen, doch selbst mir entgehen nicht die merkwürdigen Schwingungen zwischen den Anwesenden. Leuchtende Augen überall, ab und an blitzt ein Lächeln auf. Zuversichtliches Nicken, an mein Ohr dringen Satzfetzen wie ›Chance‹, ›Geschichtsträchtig‹ und ›Meilenstein‹.
So langsam dämmert mir, dass das hier wohl doch keine Übung ist und ich morgen früh entweder befördert oder gefeuert bin. Meine Handflächen schwitzen, beinahe entgleitet mir der Alukoffer.
»Frau Ministerin, meine Herren, wenn Sie mir jetzt bitte alle folgen würden?«, fragt einer der Weißkittel rhetorisch und bringt uns über den Gang in einen anderen Bereich. Soldaten mit Sturmgewehren bewachen den Durchgang.
Vor einem abgetrennten Raum mit einer großen Milchglasscheibe endet die Tour. Der Wissenschaftler stellt sich neben eine Konsole und wartet kurz ab, bis er sicher ist, die Aufmerksamkeit aller zu haben, dann betätigt er einen Knopf.
Das Glas wird klar.
Kollektives Ausatmen, Stöhnen. Meine Gedanken setzen aus, mir wird schwindelig.
Auf der anderen Seite sitzt ein fremdartiges Wesen an einem Tisch. Seine lila Haut ist von dunklen Pusteln übersät, anstelle der Nase trägt es einen kurzen Rüssel. Seine Facettenaugen sind riesig, darüber wächst eine Flut aus dicken Borstensträngen, wie Dreadlocks fallen sie über die Schultern. Zwei feingliedrige Arme liegen locker auf der Tischplatte auf, die fünf wurmartigen Fortsätze an jedem Ende bewegen sich sachte hin und her.
Beeindruckte Stille.
Ich zucke zusammen, als das Wesen plötzlich Geräusche von sich gibt: »Brrrschubluschgrrrbrutsch!«, macht es und klingt dabei wie ein gurgelnder Abfluss.
»Ekelhaft«, flüstert einer der Uniformierten neben mir.
»Schicken Sie den Spezialisten rein«, murmelt die Verteidigungsministerin.
Ein Ellenbogen stößt mich an. Es ist Generalmajor Laubert. »Sie sind dran.«
»Bitte?«, frage ich.
»Ihr Einsatz«, sagt er ernst und schaut auf den Koffer zu meinen Füßen.
In diesem Moment, wird mir bewusst, wird sich endlich zeigen, ob mein Doktorgrad in quantitativer Linguistik und die Überstunden der letzten Jahre die Mühe wert war. Das ist es. Meine Chance.
Vielleicht hätte ich meinen letzten Willen notieren sollen, denke ich, während eine unsichtbare Hand meinen Körper in die angrenzende Luftschleuse bugsiert.
Pneumatisches Zischen, dichte Dampfstrahlen, die Brille beschlägt wieder.
»Dekontamination … abgeschlossen
Meine Füße bewegen sich vorwärts, als bestünde der Fußboden aus Eierschale. Der Außerirdische schaut mich an und neigt seinen Kopf leicht zur Seite wie ein Hund, der auf ein Signal wartet.
Ich kann mich nicht bewegen. Meine Hände zittern und meine Blase drückt.
»Herr Müller, beginnen Sie mit der Justierung des ›OUT-Prototypen‹«, tönt Lauberts Befehl blechern aus einem Lautsprecher. Ich wische über die Brillengläser und drehe langsam den Kopf in Richtung des Fensters. Von dieser Seite aus ist es verspiegelt. Ich habe schon menschlicher ausgesehen, hinter mir sitzt das Alien da wie zuvor.
Es scheint aufmerksam jede meiner Bewegungen zu verfolgen; als ich den Koffer auf den Tisch wuchte, rückt es ein wenig zurück. Die Scharniere schnappen hoch, aufgeklappt liegt der ›OUT‹, der ›OmniUniversalTranslator‹ vor mir. Meine Erfindung. Mein Baby.  
Schweißgebadet kalibriere ich die ersten Parameter, ohne eine wirkliche Ahnung, wo ich ansetzen soll. Der Kopf des Aliens schiebt sich in mein Blickfeld. Sein lila Rüssel zuckt hin und her.
»Bruutschlullubrrruu!«
Der ›OUT‹ findet eine Wellenlänge! Mein Baby erwacht zum Leben und die KI berechnet umgehend die Schwellenbereiche möglicher Potenzialbarrieren.
Es funktioniert. Es funktioniert wirklich! Meine Angst vor diesem Wesen wird von einem unfassbaren Glücksgefühl verdrängt, ich grinse bis über beide Ohren. Es muss noch etwas sagen! Ich fuchtle mit dem Finger vor seinem Gesicht herum, während meine Augen die Anzeigen im Blick behalten, etwas Besseres fällt mir nicht ein.
»Ruullurrubrrsch«, macht der Außerirdische. Ich drücke einen Knopf.
»Buradeki herkes senin gibi aptal mi?«, übersetzt der ›OUT‹.
Der Lautsprecher knistert. »War das gerade Türkisch?«, fragt Laubert.
»Die Türken, ich wusste es«, höre ich die Verteidigungsministerin flüstern.
Ich drücke auf einen Knopf.
»Sind alle hier solche Idioten wie du?«, wiederholt der ›OUT‹ den letzten Satz auf Deutsch.
Ich starre das Alien an.
Es spricht: »Hast du gerade einen Schlaganfall?«, fragt es aus dem ›OUT‹.
Mit zittrigen Fingern initiiere ich das Programm ›Alpha-Omega-Schleife‹.
»K-kannst du mich … verstehen?«, krächze ich.
»Na klaro, ich bin ja nicht behindert.«
Ich sacke auf meinem Stuhl zusammen. Geschafft. Ich habe es tatsächlich geschafft.
»Wie heißt du, Schwachmat?«, fragt das Alien.
»W-Was?«
Es seufzt. »Die ganze Nummer hier wird erheblich einfacher, wenn wir uns mit Namen ansprechen können. Also, noch mal für die billigen Plätze: Wie … ist … dein … Name?« Es spricht langsam, als hätte es mit einem Kind zu tun.
Gerade setze ich zu einer Antwort an, da kommt mir Laubert zuvor: »Das reicht. Herr Müller, kommen sie wieder raus!«
Das Alien schaut zu der schwarzen Box an der Decke. »Wer ist denn der Vollpfosten?«
»Mein … ähm … Boss. Also … irgendwie.«
»Aha. Er klingt wie ein echtes Arschloch.«
»Äh ...«
»Herr Müller! Verlassen Sie umgehend den Raum!«, schnauzt Laubert.
Das Alien führt eine der handartigen Tentakelfortsätze an seinen Kopf. »Halt’s Maul.«
»Herr Müller...«, Funken sprühen aus dem Lautsprecher, Lauberts Stimme verstummt.
»Schon besser«, murmelt das Alien.
»Was zum ...«, entfährt es mir.
»Hast du nicht auch den Wunsch nach ein wenig Privatsphäre?«, fragt es.
Ich weiß nicht, was ich sagen soll.
»Du bist nicht gerade die hellste Kerze auf der Torte, was? Moment.« Wieder führt es seine Hand zum Kopf. Eine Sekunde später fahren metallene Barrieren über den Spiegel und die äußere Tür.
»Sicherheitsprotokoll … aktiviert«, höre ich die Elektronikstimme in der Luftschleuse leise säuseln.
»So. Das sollte fürs Erste reichen. Also, nochmal von vorne. Wie heißt du?«
Zum ersten Mal schaue ich mir das Alien in Ruhe an. Die Facettenaugen und das Fehlen jeglicher Mimik sorgen für ein hundertprozentiges Pokerface. Es ist mir unmöglich, einen Gemütszustand abzulesen. Seiner Körperhaltung nach zu urteilen, wie es da so auf dem Stuhl lümmelt, ist es extrem entspannt. »Kevin. Kevin Müller«, sage ich.
»Scheiße, Kevin! Konnten deine Eltern dich nicht leiden, oder was war da los?«
Seine freche Art versetzt mir einen Stich. Schon seit der Schulzeit hatte ich unter meinem Namen zu leiden. »Es ist ja nicht so, dass ich eine Wahl hatte«, erwidere ich trotzig. »Wie heißt du denn?«
»Tja, da seid ihr ›DAS‹ echt in den Arsch gekniffen, was? Momentan heiße ich ›Bruuhl, der einzig wahre Obermacker‹, aber du kannst mich ›Bru‹ nennen.«
Ich runzle die Stirn. »Dein Name ist ›Bruuhl, der einzig wahre Obermacker‹?«
»Bruuhl. Das ›l‹ ist stumm. Zurzeit. Das kann sich aber jederzeit ändern. Ich bin schließlich Bukanier. Sind das da Zichten?«
»Wie bitte?«
Bru zeigt mit einer Tentakelhand auf die Brusttasche meines Hemdes. »Zichten. Fluppen. Kippen? Kann ich eine haben? Ich hab dermaßen Schmacht, das glaubst du nicht, Kevin.«
In meinem Kopf dreht sich alles. Ich rede als erster Mensch auf der Erde mit einem Außerirdischen und er schnorrt mich um eine Zigarette an. Irgendetwas sagt mir, dass dieses Gespräch so nicht in die Geschichtsbücher eingehen wird.
»Klar«, antworte ich resigniert, hole eine Kippe aus der Schachtel und reiche sie rüber. Bru steckt sie sich in den Rüssel.
Ich warte ab.
Er schaut mich an. Dieses Bild werde ich so schnell nicht vergessen. Es entsteht eine unangenehme Stille. »Man braucht auch Feuer, weißt du?«, sagt er.
»Ich dachte, vielleicht kannst du das irgendwie … anders«, murmle ich und fische das Feuerzeug aus meiner Tasche.
»Ja, klar, sehe ich etwa aus, als komme ich von Igni-Zwo? Man, Kevin … du bedienst echt jedes Klischee. Ihr ›DAS‹ müsst euch mal schleunigst weiterentwickeln«, sagt er und beugt sich vor. Ich gebe ihm Feuer.
»Das hast du eben schon mal gesagt«, sage ich.
»Was?«, fragt er. Die Zigarettenspitze glüht auf, kurz darauf entweicht der Qualm aus den Pusteln an seinem Oberkörper. Ich korrigiere meinen ersten Eindruck, es scheinen in Wahrheit Drüsen zu sein. »›DAS‹. Du hast mich ›DAS‹ genannt«, sage ich.
»Ach so. Ja, nichts für ungut. So nennen wir euch.« Er nimmt einen weiteren Zug.
»Wir. Also, ihr ›Bukanier‹?«
»Nö. Wir alle. Also … alle auf der Milchstraße.«
Ich setze mich kerzengerade auf. »Es gibt noch mehr Lebewesen außer euch da draußen?«
Mit einem Mal zittert Brus Kopf, der Rüssel schlenkert herum, die Dreadlocks wackeln. Er gibt grunzende Geräusche von sich, er klingt wie ein Schwein. Ich brauche einen Moment, bis ich verstehe. Er lacht.
»Was ist so komisch?«, frage ich.
»Lebewesen …«, grunzt er und kriegt sich nur langsam wieder ein. Ein weiterer, langer Zug von der Kippe. »Ja, Kevin. Es gibt noch mehr ›Lebewesen‹ da draußen.«
»Und wir sind die ›DAS‹?«
»Yep«, sagt er, zieht ein letztes Mal an der Zigarette und saugt den Stummel anschließend mitsamt dem Filter durch den Rüssel. »Geiler Stoff« kommentiert er und Qualm steigt auf.
Mich beschleicht ein ungutes Gefühl. »Wofür steht ›DAS‹?«, frage ich argwöhnisch.
»Dümmste anzunehmende Spezies.«
Unangenehme Stille.
Bru scheint sich auf einmal sehr für die fünf Tentakel am Ende seines rechten Arms zu interessieren.
»So seht ihr uns?«, frage ich leise. Mit einem Mal überkommt mich ein Gefühl großer Traurigkeit.
»Hey, Kevin … es ist ja nicht so, dass wir euch absichtlich mobben, oder so. Aber ihr tut einfach alles dafür, bei jeder Gelegenheit wie die letzten Dorftrottel rüber zu kommen.«
»Das verstehe ich nicht.«
Bru scheint zu seufzen. »Ihr erwählt oft die letzten Idioten zu euren Anführern, vernichtet euch gegenseitig, schlagt euch wegen Nichtigkeiten die Schädel ein. Ihr zerstört eure Heimat, ohne Rücksicht auf Verluste und unterdrückt die Vielzahl an Minderheiten, für das Wohl einiger Weniger.«
Ich schweige ihn an, denn ich habe das Gefühl, da kommt noch mehr. Ich muss nicht lange warten.
»Anstatt aus euren Fehlern zu lernen und miteinander zu kommunizieren, begeht ihr sie in unregelmäßigen Abständen jedes Mal aufs Neue, technologische Fortschritte nutzt ihr zur Verdummung der Massen, anstatt sie ausreichend in Bildung und Forschung zu investieren.«
Und da ist noch mehr.
»Die ganze Galaxis weiß von euch und will aufgrund eures minderbemittelten Verhaltens keinen Kontakt aufnehmen. Ihr seid so dermaßen peinlich, die Lachnummer des Universums; und alle, wirklich alle sind der Meinung, dass es nicht mehr lange dauert, bis ihr euch und euren Planeten selbst zerstört habt.«
Ich starre ihn an, sage nichts.
»Hast du verstanden, was ich gesagt habe, oder war das zu hoch für d...«
»Ja, danke Bru.«
Er hebt abwehrend beide Arme, so als wolle er andeuten: ›Okay, nichts für ungut‹.
Ich habe eine Idee. Es ist wohl eher ein Wunsch. »Zeig’s mir«, sage ich.
»Häh?«
»Kannst du mich mitnehmen? Wenn du später von hier verschwindest?« Ich gehe einfach davon aus, das wir es nicht schaffen werden, dieses Wesen gegen seinen Willen, hier in einem Bunker unter Köln, gefangenzuhalten.
»Klar, kein Problem. Wobei, eines gibt’s da vielleicht doch.«
»Nämlich?«
»Ich komme nicht wieder zurück. Euer Planet liegt am Arsch der Galaxie, hier will man echt nicht tot überm Zaun hängen. Du buchst also ein Ticket ohne Rückfahrkarte und siehst deine Leute wahrscheinlich nie mehr wieder.«
Ich drehe den Kopf, schaue über die Schulter in den Spiegel. »Das ist kein Problem, die meisten, die ich kenne sind ohnehin ziemliche Vollpfosten.«
Bru grunzt. »Du gefällst mir, Kevin. Aber sag mal Alter, … hast du zufällig noch ’ne Fluppe?«



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Gast







Beitrag23.10.2021 15:17

von Gast
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Hallo Seth,

von ein paar Zeichensetzungsfehlern abgesehen würde ich das handwerklich als soweit ok einstufen.

Von der Handlung her - Hm, da fehlt mir irgendwie der "Holusion effect," also das Erlebnis, noch ein Bild hinter dem Bild zu sehen, wenn man nur intensiv genug drauf sieht. Die einzige Funktion vom Alien scheint darin zu bestehen, den Menschen unter die Nase zu reiben, wie strunzdumm sie sind. Das liesse sich offen gestanden auch als Summe unter meine Geschichte schreiben. Was hier aber auffällt, ist dass sich dein Alien eigentlich genau so proletig und blöd verhält wie die Menschen (ein rauchender Alien, der den Menschen ihre Irrationalität vorwirft? Bitte?).

Auch die technischen Ideen erscheinen mir irgendwie wiedergekäut. Die Übersetzungs KI, die sich nach kurzen Anfangsschwierigkeiten so schnell auf die Aliensprache einschiesst, dass Mensch und Alien sogar im Jargon und Coolsprech kommunizieren können - eine sehr bequeme Art, das Kommunikationsproblem schnell aus dem Weg zu schaffen und seit "Mars Attacks" nur gefühlt Tausend Mal gelesen/gesehen. Dabei könnte ich mir vorstellen, dass mit einem Seitenhieb auf die Fehleranfälligkeit von Software jede Menge Situationskomik mit eingebaut werden könnte (wie bei Veiths Geschichte angedeutet).

Insgesamt ist mit bei Dir da zu wenig von der Feierlichkeit und Tragweite des Ereignisses mit dabei; immerhin hat Erstkontakt ja etwas von der Erfüllung eines Jahrhundertealtern Menschheitstraumes. Man kann das antiklimaktisch gestalten, aber irgendwie ist mir das Ganze weder Fisch noch Fleisch. Es muß ja nicht immer "Childhood's End" sein, aber dass hier zwei intergalaktische Prols aufeinandertreffen und miteinander die Biege machen - vielleicht irgendwo dazwischen?...

Ich empfinde deinen Text so ein bisschen wie "mieses Karma" in SF: Eine Prise lockerer und unverfänglicher Humor, keine all zu große Tiefe - aber nach dem Ende fragt man sich als erstes "hoffentlich macht der Nachtisch wenigstens satt."

Wie immer ist das mein persönlicher Eindruck und die Schilderung meines Leseeindrucks ohne jeden Anspruch auf Allgemeingültigkeit.

Danke fürs Reinstellen und natürlich fürs Schreiben!
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Ralphie
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Beitrag23.10.2021 15:30

von Ralphie
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Super!
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Mumienfreund
Eselsohr


Beiträge: 327



Beitrag23.10.2021 15:52

von Mumienfreund
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Auch hier wieder ein humoristischer Ansatz, in den sich ein Alien als Prolet entpuppt, den man vermutlich in jeder Pommesbude oder Trinkhalle antreffen kann. Ist leider auch nicht neu und der Dialog erschöpft sich dann leider im allgemeinen: Die-Menschen-sind-doof-und-machen-die Erde-kaputt.
Dabei wirkt das Alien nun auch nicht wie ein leuchtendes Vorbild in Hinsicht auf Intelligenz. Ist natürlich auch nicht beabsichtigt, aber man merkt den erhobenen Zeigefinger.
Der Schluss (nimm mich mit Kapitän, auf die Reise), ist leider vorhersehbar und reißt es auch nicht mehr raus. Es ist zwar gut zu lesen, aber zu wenig originell.
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Seth Gecko
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Beitrag26.10.2021 01:39

von Seth Gecko
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Zitat:

Ich empfinde deinen Text so ein bisschen wie "mieses Karma" in SF: Eine Prise lockerer und unverfänglicher Humor, keine all zu große Tiefe - aber nach dem Ende fragt man sich als erstes "hoffentlich macht der Nachtisch wenigstens satt."


Moin RAc,

danke für Deinen Kommentar.

Allmählich bekomme ich den Eindruck von meiner eigenen Art zu schreiben, dass die „große Tiefe“ nicht so schnell mein Aushängeschild wird.
Was für mich vollkommen in Ordnung ist. Vielleicht erreiche ich dieses Level noch irgendwann einmal. Ich habe gerade erst mit diesem Hobby begonnen, da ist es schon ein Lob, wenn die Texte mittlerweile handwerklich ok bis gut sind.

Vielen Dank für Deine Zeit und die Anregungen.
Beste Grüße
Seth


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Seth Gecko
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Beitrag26.10.2021 01:41

von Seth Gecko
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Mumienfreund hat Folgendes geschrieben:
Es ist zwar gut zu lesen, aber zu wenig originell.


Moin Mumienfreund,

danke für Deinen Kommentar.
Gut zu lesen reicht mir. An der Originalität arbeite ich.

Beste Grüße
Seth


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Seth Gecko
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Beitrag26.10.2021 01:41

von Seth Gecko
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Ralphie hat Folgendes geschrieben:
Super!


Moin Ralphie,

Danke Dir!
 smile

Beste Grüße
Seth


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Smokowski
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Beitrag24.01.2022 14:45

von Smokowski
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Die Geschichte ist ähnlich dem, was ich so schreibe. Es sind Aliens, die sich über die Menschen lustig machen und es trifft durchaus meinen Humor.

Ich verstehe gar nicht, warum der "erhobene Zeigefinger" so schlecht sein soll. Es ist leider so, dass in der Politik lauter Vollpfosten sind, die alles "verspanen" - jetzt auch mit der Impfpflicht, obwohl Omikron wesentlich milder ist als Beta.


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wohe
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Beitrag24.01.2022 15:38

von wohe
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Zitat:
Dümmste anzunehmende Spezies
Klasse! lol
Ich hätte die Geschichte ganz bestimmt nicht abgelehnt.

MfG Wohe
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WaboSG
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Beitrag27.01.2022 17:43

von WaboSG
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Hallo Seth Gecko,

Ich finde die Geschichte witzig, und für mich ist die Thematik Alienproll noch nicht ausgelutscht. Die Dialoge find ich auch gelungen.

Was ich aber verbessern würde ist die Art, wie du die Bilder die du entwirfst präsentierst. Ich habe das Gefühl, dass du im Kopf die Kameraperspektive hast. Dann erzähl auch das ganze Bild!
Vor allem am Anfang:
Die Gegenüberstellung "Gewichtsbegrenzung – Schweres Ego" ist ein super Bild. In deinem Satz wirkt es aber nicht als metaphorische Gegenüberstellung, sondern als tatsächliche Maßeinheit. Wie wäre es so:
In diesem Aufzug habe ich bereits Waffensysteme von mehreren Tonnen fahren sehen. Doch heute machte ich mir zum ersten Mal Sorgen über die Gewichtsbegrenzung, als neben mir und Generalmajor Laubert auch noch sein Übergroßes Ego Platz finden musste.

Danach wieder ein gutes Bild nicht optimal dargestellt:
Der Rücken erspart nicht die Sicht auf das Gesicht. Von hinten ist es ja gar nicht zu sehen. Wie wäre es so:
Sein uniformierter Rücken direkt vor meiner Nase war alles was ich sehen konnte. Immerhin blieb mir so sein missgelaunter Gesichtsausdruck erspart.

Die nächsten zwei Sätze erzählen das gleiche:
Ich halte die Luft an = Die Anspannung steigt.
Da würde ich einen Satz streichen.

Dann wieder ein gutes Bild, das aber nicht so richtig zusammenkommt: Schwerer Koffer, langer Gang helles Licht, einzelne Wache.
Vielleicht so: …auseinander. Bereits ohne den schweren und unhandlichen Alluminiumkoffer hätte ich Probleme mit Lauberts Stechschritt mitzuhalten. So haste ich ungelenk nach vorne und werde vom grellen Licht des Gangs geblendet. Meine Augen verengen sich zu Schlitzen und ich erkenne den einsamen Wachposten erst, als ich beinahe in ihn hineinstolpere.

Ich hoffe, du verstehst, was ich sagen möchte. Wenn du geschickt kombinierst, was statisch ist (Räume etc.), was passiert (Bewegung) und was der Prota empfindet (auch passiv wie zittern oder schwitzen), dann wird alles ein bisschen lebendiger.

LG
Wabo
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Seth Gecko
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Wohnort: Neu-Bielefeld


Beitrag27.01.2022 22:09

von Seth Gecko
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Smokowski hat Folgendes geschrieben:
Die Geschichte ist ähnlich dem, was ich so schreibe. Es sind Aliens, die sich über die Menschen lustig machen und es trifft durchaus meinen Humor.

Moin Smokowski,
das freut mich. Da werd ich mir doch zeitnah auch mal Deine Werke anschauen.
  
Smokowski hat Folgendes geschrieben:

Ich verstehe gar nicht, warum der "erhobene Zeigefinger" so schlecht sein soll.


Tja, wie bereits zuvor geschrieben: Die "schwere Tiefe" liegt mir (noch) nicht, daher übe ich mich weiterhin an seichter Unterhaltung.
Danke für Deine Zeit.

wohe hat Folgendes geschrieben:
Ich hätte die Geschichte ganz bestimmt nicht abgelehnt.
Dank Dir, wohe. Das zu lesen tut gut. smile

WaboSG hat Folgendes geschrieben:
Was ich aber verbessern würde ist die Art, wie du die Bilder die du entwirfst präsentierst. Ich habe das Gefühl, dass du im Kopf die Kameraperspektive hast. Dann erzähl auch das ganze Bild! Ich hoffe, du verstehst, was ich sagen möchte. Wenn du geschickt kombinierst, was statisch ist (Räume etc.), was passiert (Bewegung) und was der Prota empfindet (auch passiv wie zittern oder schwitzen), dann wird alles ein bisschen lebendiger.


Moin WaboSG und vielen Dank für Deine Zeit und die Vorschläge.
Aus meiner Sicht rauben diese dem Text viel von seinem Drive, da ist in meinen Augen weniger meist mehr. Aber Deinen Hinweis, die Kombination bzw. das Wechselspiel zwischen Raum, Bewegung und persönlicher Empfindung zukünftig stärker zu beachten, werde ich beherzigen.

Beste Grüße
Seth


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Phenolphthalein
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Beitrag28.01.2022 23:43

von Phenolphthalein
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Hallo Seth Gecko,

ich nehme jetzt mal bewusst die Opposition ein, nur für den Fall, dass du mögliche Gründe wissen willst, warum man die Geschichte womöglich abgelehnt hat. Das ist nur meine Einschätzung ohne Anspruch auf Richtigkeit.
Zitat:

Hoffentlich stürzt der Aufzug nicht ab. (Gedanke Prota)
Auch wenn die Metallplakette das Maximalgewicht mit mehreren Tonnen angibt, das Ego von Generalmajor Laubert wiegt schwerer. (Wo ist der Bezug zum drohenden Absturz? Außerdem muss ich dem Erzähler wohl glauben, dass Lauberts ein rießen Ego hat, steht halt da.)
Sein uniformierter Rücken direkt vor meiner Nase erspart mir die Sicht auf Lauberts missgelaunten Gesichtsausdruck. (Auktorial? Ich meine, da dein Prota den Ausdruck nicht sieht, weiß er trotzdem, wie er aussehen wird? Auktoriale Erzähler sind kein Problem, aber welchen Nutzen soll das hier haben? Die Info ist zunächst irrelevant und kann geschickter eingebaut werden, wenn sie relevant wird; einen andere Nutzen hat der auktoriale Touch nicht) ich halte die Luft an und warte darauf, dass die digitalen Ziffern aufhören zu fallen. (Zurück zur Angst; sollte man nicht machen dieses Hin und Her wechseln)
Die Anspannung in der Kabine steigt, exponentiell zur Anzahl der sinkenden Stockwerke.(auktorial oder Einschätzung des Prota => unklar)
Ping. (Kein Abbremsen?)
Endlich gleiten die Türen auseinander. (Dafür, dass dein Prota Angst spürte oder wenigstens Unbehagen, ist das dann, hm, nüchtern? Zwar kann eine KG mit weniger Charakterisierung auskommen, aber eine Identifikation (oder das Gefühl von Sympathie oder Antipathie, schaffst du so auch nicht. Der Charakter bleibt blass) ich habe Mühe Schritt zu halten, der Aluminiumkoffer ist schwer und unhandlich. (Sätze lesen sich wie eigenständig, also ohne Bezug zum vorherigen = hölzern und mit wenig Atmo. Zwar wird der Grund für das »nicht schritthalten« angedeutet, aber nicht, wieso das wichtig sein könnte. Im Übrigen wäre das von der Kausalität her sinniger, den Satz umzustellen. Weil etwas so oder so ist, hat das die oder die Auswirkung => Ursache-Wirkungsprinzip) das grelle Weiß der Wände blendet mich, meine Augen verengen sich zu Schlitzen. (Das machen sie unbewusst? Ja = wieder auktorial ohne großen Nutzen, nein = Passiv Beschreibung. Die Augen, nicht der Prota handeln) BTW: Der Ich Erzähler ist nur auktorial für sich selbst, nicht für alle. Damit ist das so oder so (wenn akutorial gechrieben) ein Fehler Am Ende des langen Flurs steht ein einzelner Wachposten vor einer Schleuse. (Der lange Flur ist eine statische Aussage = reine Information/ rationale Beschreibung/funktionale Beschreibung/ professionelle Beschreibung; geringe Atmo, geringe Charakterisierung (persönliche Bewertung/Einfärbung)
Noch jünger als ich, wirkt er trotz Flecktarn und G36 ein wenig nervös, was wahrscheinlich an Lauberts Aura liegt. (Auch so ein Satz, den ich halt glauben muss. Doch was macht denn diese Aura aus? Das folgt erst danach. Kann man machen, aber dann verletzt du wieder das Ursache-Wirkungsprinzip. Wegen seines Auftretens (seiner Aura) wirkt er einschüchternd) mit straffen Schritten eilt der große Commander NATO Airborne Early Warning & Control Force Command schnurstracks auf den Soldaten zu.
So bis hierhin. Es tut mir leid, wenn ich dir womöglich spitzfindig erscheinen mag, aber meines Erachtens sind das potenzielle Gründe, warum es diese Geschichte nicht geschafft haben könne. Dabei spielt es dann keine Rolle, ob sie hinterher, witzig, spannend, kreativ wird. Lektoren im Verlagswesen haben häufig extrem wenig Zeit. Viele sind in der Lage, einen Roman anhand von 3 Normseiten zu beurteilen, denn den Stil kann man dann schon herauslesen. Passt der nicht, ist dann bereits Schluss. Das kann dann schon dazu frühen (muss aber nicht), dass tatsächlich der Rest nicht mehr gelesen wird.
 


Die Geschichte erscheint mir leider auch nicht von der Gestaltung her vollkommen ausgereift.

1) Logik/Plausibilität
War dein Prota bisher ein »Stubenhocker«?
Wenn er seit 10 Jahren bei dem Zentrum für Luft- und Raumfahrt arbeitet, dann wirkt er noch recht unbeholfen bei dieser Geschichte.
Aber: Selbst wenn er bisher nur ein Bürohengst gewesen sein sollte, dann hat er in 10 Jahren garantiert schon eine Verschwiegenheitserklärung unterschrieben und sei es nur als Datenschutzerklärung. Im Übrigen wird man die nicht unter die Nase gehalten bekommen und dann sagen »Unterschreib! Jetzt! Los! Beeilung! Das ist ja fast so, als käme der behandelnde Arzt zu dir und sage »Die Behandlung wird Ihr Leben retten, aber es besteht eine erhöhte Gefahr, dass sie auf dem Tisch bleiben. Hier die Einverständiserklären. Unterscheiben Sie jetzt, der OP ist bereits gebucht.«

Sollte der Auftrag zudem extrem geheim sein, dann wähle ich die dafür beste Person aus und bestimmt nicht den, der über keinerlei (militärische) Erfahrung verfügt. Ist das Team so ausgedünnt? Oder aber: Was qualifiziert ausgerechnet ihn?
Sein Linguistiktalent? Er selbst versteht nur Brrrschubluschgrrrbrutsch! Daraus kann er dann eine Sprache ableiten? Sprachwandel, Spracherwerb scheiden jedenfalls aus, denn er hat keine Vergleichpunkte. Was es interessant macht, wie der OUT funktioniert? Denn auch dieses Gerät kann Sprache höchstens auf allgemeingültige Faktoren beziehen. Hier wäre das eventuell die Mathematik. (Nur das das Alien nicht mit Zahlen zu kommunizieren versucht). Bleibt dann die Struktur. Aber was kann er ableiten? Die Sprache ist komplex und kommt mit ein-Wort-Sätzen aus? Du machst es dir da etwas einfach, denn theoretisch braucht man nur das Gerät. Ich weiß nicht, ob du dich mit »Star Trek« auskennst, aber in einer der zahlreichen Serien ist Hoshi Sato als Übersetzerin tätig, was in ihrem Fall an ihrem besonderen Gehör liegt. Sie besitzt also etwas, das andere nicht haben. Sie besitzt etwas, das sie unersetzbar macht. Egal, das führt zu weit, denn es geht dir wohl eher um den humoristischen Aspekt. Schnelle Lösung. Der Fokus liegt wo anders. Okay verstanden.
BTW: Weil das sicher kaum einer prüft und findet.
Buradeki herkes senin gibi aptal mi. Müsste es nicht Buradaki herkes senin gibi aptal mi heißen?
BTW2: Das Alien ist recht tough. Allerdings verhält es sich im Grunde wie ein Mensch und verwendet auch einen menschlichen Sprachgebrauch als habe es die Menschheit bereits studiert. Ich weiß zudem nicht, ob es so lässig sein kann, wenn es, eingesperrt in einer militärischen Einrichtung, alleine unter einer fremden Spezies ist. Ist es so überlegen, dass es sich das leisten kann? Ich weiß, es geht um den Humor, nicht um Logik.
Dennoch: Keinen scheint das zu interessieren. Also dass das Alien entweder so intelligent ist, dass es menschliche Verhaltensweise sofort adaptieren oder nur kopieren kann oder dass es sie schon länger studiert haben muss.

2) Beschreibungen Zugegeben, in Kurzgeschichte können/dürfen die auch mal ausgedünnter sein.
Aber es gibt mehr als eine Stelle, die nicht ausgedünnt sondern sogar dürftig umgesetzt ist.
Beispielsweise der karge Verwaltungsraum. Karg ist dabei einfach zu wenig, wenn immerhin ein Dutzend Person anwesend sind. Direkt danach die Verteidigungsministerin mit der Mausvisage. Ja, irgendwie erinnert sie daran, irgendwie. Vielleicht liegt es ja an den Schneidezähnen (wobei das dann wohl eher in Richtung Hase geht), vielleicht ist sie extrem hibbelig oder sie nagt gerne an Cracker, was weiß ich. Aber es reicht in jedem Fall ein kleiner Halbsatz, den verkraftet jede Kurzgeschichte.
3) (völlig vernachlässigbar, möglicherweise sogar Geschmackssache und änderbar, falls gewünscht= kein Ausschlusskriterium). Manche Wörter treffen nicht unbedingt. z.B wenn das Alien einen Rüssel trägt. Den Rüssel trägt es nicht nur montags bis mittwochs, danach wechselt es ihn wie die Kleidung. Der Rüssel ist immer da. Vielleicht ragt der Rüssel anstelle der Nase aus dem Gesicht oder der Rüssel sticht direkt hervor, da woman sonst eine Nase vermutet.
Kommen solche deplatzierten Wörter jedoch häufiger, dann stören sie. Die meisten Lektoren (jedenfalls, die mit denen ich zu tun habe/hatte) ändern das oder machen Vorschläge zur Änderung.



Meiner Einschätzung nach ist die Geschichte jedenfalls recht speziell.
Du beschreibst recht wenig, der Hauptaspekt liegt auf dem Humor, wobei der in der Respektlosigkeit des Aliens gipfelt. Das ist sicherlich unerwartet und hat auch seinen Charme. Vielleicht auch deswegen weil das Alien noch (nicht böse gemeint) assiger als ALF ist, sich jedoch Parallelen zu ihm ziehen lassen.
Nur meine Meinung:
ALF hatte jedoch eine größeren Charme, da er nicht bewusst nur stänkern will, und zwar cool ist, aber auch erkennbare Schwächen hat. Vor allem aber, ist er eben KEIN Mensch im Verhalten. Er hat diese Züge und man spielt auch damit. Doch schon alleine, dass er Katzen essen will, ist für Menschen im ersten Moment (vergessen wir China, Vietnam und Peru, denn da wurde ALF nie ausgestrahlt, noch gab es Intentionen dazu), herrlich absurd.


Außerdem finde ich den General ziemlich schablonenhaft.

Und ich halte es von daher schon für fraglich, ob sie zu den anderen Geschichten gepasst hat (Vielleicht findest du das sogar gut).
Das wäre nur dann nicht so wichtig (gewesen), wenn jede Geschichte grundlegend anders (gewesen) wäre, denn dann müssen sie nicht harmonisieren.

Viele Grüße,
Pheno


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Nichts ist leichter, als so zu schreiben, dass kein Mensch es versteht; wie hingegen nichts schwerer, als bedeutende Gedanken so auszudrücken, dass jeder sie verstehen muss.

-Arthur Schopenhauer
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Seth Gecko
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Beitrag29.01.2022 02:25

von Seth Gecko
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Phenolphthalein hat Folgendes geschrieben:
Hallo Seth Gecko,

ich nehme jetzt mal bewusst die Opposition ein, nur für den Fall, dass du mögliche Gründe wissen willst, warum man die Geschichte womöglich abgelehnt hat. Das ist nur meine Einschätzung ohne Anspruch auf Richtigkeit. Moin Pheno. Vielen Dank, dass du die Opposition einnimmst. Auch wenn ich die Gründe für die Ablehnung meiner ersten, jemals bei einem Wettbewerb eingereichten Geschichte wahrscheinlich niemals erfahren werde (was für mich völlig i.O. ist, schreiben ist für mich ein Hobby, da hängt nicht mein Leben dran), freue ich mich über Deine Meinung sowie dass Du mit mir Deine Erfahrungen teilst. Smile
Zitat:

Hoffentlich stürzt der Aufzug nicht ab. (Gedanke Prota)
Auch wenn die Metallplakette das Maximalgewicht mit mehreren Tonnen angibt, das Ego von Generalmajor Laubert wiegt schwerer. (Wo ist der Bezug zum drohenden Absturz? Soll ein Wortspiel sein. Das Ego des Generalmajors, ist so groß, es wiegt mehr als maximal zugelassen. Wenn man es erklären muss, funktioniert der Gag nicht. hmm Außerdem muss ich dem Erzähler wohl glauben, dass Lauberts ein rießen Ego hat, steht halt da.) Joa, muss man wohl.
Sein uniformierter Rücken direkt vor meiner Nase erspart mir die Sicht auf Lauberts missgelaunten Gesichtsausdruck. (Auktorial? Ich meine, da dein Prota den Ausdruck nicht sieht, weiß er trotzdem, wie er aussehen wird? Laubert war schon die ganze Zeit missgelaunt, da ist davon auszugehen, dass er nicht fröhlich grinsen wird, sobald er Kevin den Rücken zudreht. Auktoriale Erzähler sind kein Problem, aber welchen Nutzen soll das hier haben? Erste, zaghafte Pinselstriche auf dem Weg zum fertigen Bild der Charaktere. Die Info ist zunächst irrelevant und kann geschickter eingebaut werden, wenn sie relevant wird; einen andere Nutzen hat der auktoriale Touch nicht) ich halte die Luft an und warte darauf, dass die digitalen Ziffern aufhören zu fallen. (Zurück zur Angst; sollte man nicht machen dieses Hin und Her wechseln) Der Prota hat keine Angst. Wenn überhaupt, ist er angespannt. Wieso sollte man das nicht machen?  
Die Anspannung in der Kabine steigt, exponentiell zur Anzahl der sinkenden Stockwerke.(auktorial oder Einschätzung des Prota => unklar) Für mich nicht unklar. Ganz klar Einschätzung des Prota.
Ping. (Kein Abbremsen?) Unwichtig.
Endlich gleiten die Türen auseinander. (Dafür, dass dein Prota Angst spürte oder wenigstens Unbehagen, ist das dann, hm, nüchtern? Zwar kann eine KG mit weniger Charakterisierung auskommen, aber eine Identifikation (oder das Gefühl von Sympathie oder Antipathie, schaffst du so auch nicht. Der Charakter bleibt blass) Ich hatte nicht vor, durch den Satz, dass die Türen des Fahrstuhls aufgehen, dem Charakter mehr Tiefe zu verleihen. Dafür stehen wir noch ganz am Anfang der Geschichte. ich habe Mühe Schritt zu halten, der Aluminiumkoffer ist schwer und unhandlich. (Sätze lesen sich wie eigenständig, also ohne Bezug zum vorherigen = hölzern und mit wenig Atmo. Zwar wird der Grund für das »nicht schritthalten« angedeutet, aber nicht, wieso das wichtig sein könnte. Im Übrigen wäre das von der Kausalität her sinniger, den Satz umzustellen. Weil etwas so oder so ist, hat das die oder die Auswirkung => Ursache-Wirkungsprinzip) Guter Punkt, dass mit dem Umstellen. Das werde ich zukünftig versuchen zu beherzigen. Das das grelle Weiß der Wände blendet mich, meine Augen verengen sich zu Schlitzen. (Das machen sie unbewusst? Ja = wieder auktorial ohne großen Nutzen, nein = Passiv Beschreibung. Die Augen, nicht der Prota handeln) BTW: Der Ich Erzähler ist nur auktorial für sich selbst, nicht für alle. Damit ist das so oder so (wenn akutorial gechrieben) ein Fehler Ja, das wurde bereits an anderer Stelle kritisiert. Da hätte ich besser noch ein Wort eingefügt, um klarzustellen, dass nicht die Augen selber handeln, sondern dass dies Kevins Reaktion auf die Helligkeit des Ganges ist. Am Ende des langen Flurs steht ein einzelner Wachposten vor einer Schleuse. (Der lange Flur ist eine statische Aussage = reine Information/ rationale Beschreibung/funktionale Beschreibung/ professionelle Beschreibung; geringe Atmo, geringe Charakterisierung (persönliche Bewertung/Einfärbung) Der lange Flur soll nichts aussagen. Nur, dass er lang ist Wink
Noch jünger als ich, wirkt er trotz Flecktarn und G36 ein wenig nervös, was wahrscheinlich an Lauberts Aura liegt. (Auch so ein Satz, den ich halt glauben muss. Doch was macht denn diese Aura aus? Das folgt erst danach. Kann man machen, aber dann verletzt du wieder das Ursache-Wirkungsprinzip. Wegen seines Auftretens (seiner Aura) wirkt er einschüchternd) Ich finde, man muss den Lesern nicht jedes Wort und jedes Gefühl, jede Einschätzung der handelnden Personen erklären oder auseinanderpuzzeln. Sollen sie sich doch selbst ein Bild machen, ob der Prota mit seiner Einschätzung recht behält. Indem sie in die Geschichte eintauchen. mit straffen Schritten eilt der große Commander NATO Airborne Early Warning & Control Force Command schnurstracks auf den Soldaten zu.
So bis hierhin. Es tut mir leid, wenn ich dir womöglich spitzfindig erscheinen mag, aber meines Erachtens sind das potenzielle Gründe, warum es diese Geschichte nicht geschafft haben könne. Ich halte deine Kommentare in keinster Weise für spitzfindig. Trotzdem glaube ich, dass Du und Ich Texte unterschiedlich wahrnehmen. Was, denke ich, normal ist. Ob dies die Gründe waren, warum die KG am Ende abgelehnt wurde? Möglich. Spielt aber für mich keine Rolle. Dabei spielt es dann keine Rolle, ob sie hinterher, witzig, spannend, kreativ wird. Lektoren im Verlagswesen haben häufig extrem wenig Zeit. Viele sind in der Lage, einen Roman anhand von 3 Normseiten zu beurteilen, denn den Stil kann man dann schon herauslesen. Passt der nicht, ist dann bereits Schluss. Das kann dann schon dazu frühen (muss aber nicht), dass tatsächlich der Rest nicht mehr gelesen wird.
 


Die Geschichte erscheint mir leider auch nicht von der Gestaltung her vollkommen ausgereift.

1) Logik/Plausibilität
War dein Prota bisher ein »Stubenhocker«? Genau so ist es.
Wenn er seit 10 Jahren bei dem Zentrum für Luft- und Raumfahrt arbeitet, dann wirkt er noch recht unbeholfen bei dieser Geschichte. Es ist in den zehn Jahren das erste Mal, dass er vom Schreibtisch weg, und von einem Sternegeneral in einen geheimen, unterirdischen Militärbunker geschleppt wird. Ganz zu schweigen vom Erstkontakt mit einem Alien.
Aber: Selbst wenn er bisher nur ein Bürohengst gewesen sein sollte, dann hat er in 10 Jahren garantiert schon eine Verschwiegenheitserklärung unterschrieben und sei es nur als Datenschutzerklärung. Im Übrigen wird man die nicht unter die Nase gehalten bekommen und dann sagen »Unterschreib! Jetzt! Los! Beeilung! Das ist ja fast so, als käme der behandelnde Arzt zu dir und sage »Die Behandlung wird Ihr Leben retten, aber es besteht eine erhöhte Gefahr, dass sie auf dem Tisch bleiben. Hier die Einverständiserklären. Unterscheiben Sie jetzt, der OP ist bereits gebucht.« Vielleicht habe ich mich da für Dein Verständnis unklar ausgedrückt. Wie beschrieben, hat Generalmajor Laubert es sehr eilig und ist genervt von Kevins Gelassenheit, sich erst in Ruhe das Dokument durchzulesen.

Sollte der Auftrag zudem extrem geheim sein, dann wähle ich die dafür beste Person aus und bestimmt nicht den, der über keinerlei (militärische) Erfahrung verfügt. Ist das Team so ausgedünnt? Oder aber: Was qualifiziert ausgerechnet ihn? Er ist der Erfinder des OUT. Sein Patent. Seine Erfindung. Sein Baby. Er kennt die Kalibrierung und weiss, wie man evtl. Troubleshooting bei dieser Technik betreiben muss. Ich bin davon ausgegangen, dass das klar geworden ist.
Sein Linguistiktalent? Er selbst versteht nur Brrrschubluschgrrrbrutsch! Daraus kann er dann eine Sprache ableiten? Sprachwandel, Spracherwerb scheiden jedenfalls aus, denn er hat keine Vergleichpunkte. Was es interessant macht, wie der OUT funktioniert? Denn auch dieses Gerät kann Sprache höchstens auf allgemeingültige Faktoren beziehen. Hier wäre das eventuell die Mathematik. (Nur das das Alien nicht mit Zahlen zu kommunizieren versucht). Bleibt dann die Struktur. Aber was kann er ableiten? Die Sprache ist komplex und kommt mit ein-Wort-Sätzen aus? Du machst es dir da etwas einfach, denn theoretisch braucht man nur das Gerät. Very Happy Und den Spezialisten, der es bedient. Die Story dreht sich um den Erstkontakt, nicht um die simultan übersetzende Maschine. Ja, ich mahce es mir hier sehr einfach, aber das ist gewollt. Ich weiß nicht, ob du dich mit »Star Trek« auskennst, aber in einer der zahlreichen Serien ist Hoshi Sato als Übersetzerin tätig, was in ihrem Fall an ihrem besonderen Gehör liegt. Sie besitzt also etwas, das andere nicht haben. Sie besitzt etwas, das sie unersetzbar macht. Ich kann Star Trek generell nicht wirklich viel abgewinnen. Egal, das führt zu weit, denn es geht dir wohl eher um den humoristischen Aspekt. Schnelle Lösung. Der Fokus liegt wo anders. Okay verstanden. Daumen hoch
BTW: Weil das sicher kaum einer prüft und findet.
Buradeki herkes senin gibi aptal mi. Müsste es nicht Buradaki herkes senin gibi aptal mi heißen? Hab den Google Translator benutzt. Und meine Frau (die Türkin ist) hat sich beim vorlesen schlappgelacht, das hat mir gereicht. Very Happy
BTW2: Das Alien ist recht tough. Allerdings verhält es sich im Grunde wie ein Mensch und verwendet auch einen menschlichen Sprachgebrauch als habe es die Menschheit bereits studiert. Hat es. Ich weiß zudem nicht, ob es so lässig sein kann, wenn es, eingesperrt in einer militärischen Einrichtung, alleine unter einer fremden Spezies ist. Ist es so überlegen, dass es sich das leisten kann? Ist es. Ich weiß, es geht um den Humor, nicht um Logik.
Dennoch: Keinen scheint das zu interessieren. Also dass das Alien entweder so intelligent ist, dass es menschliche Verhaltensweise sofort adaptieren oder nur kopieren kann oder dass es sie schon länger studiert haben muss. Da ist nur Kevin, in dem Raum. Die anderen Menschen können nicht interagieren, da Bru ja dafür gesorgt hat, dass sie unter sich sind. Und unser guter Kevin ist ein spezieller Typ, der hat ganz andere Sorgen.  

2) Beschreibungen Zugegeben, in Kurzgeschichte können/dürfen die auch mal ausgedünnter sein.
Aber es gibt mehr als eine Stelle, die nicht ausgedünnt sondern sogar dürftig umgesetzt ist.
Beispielsweise der karge Verwaltungsraum. Karg ist dabei einfach zu wenig, wenn immerhin ein Dutzend Person anwesend sind. Was hat die Anzahl an Personen mit einem schmucklosen, ohne Aufwand möblierten oder gestaltenen Raum zu tun? Der Raum tut nichts zur Sache, jedes weitere beschreibende Wort wäre Fokus auf die falsche Stelle. Direkt danach die Verteidigungsministerin mit der Mausvisage. Ja, irgendwie erinnert sie daran, irgendwie. Vielleicht liegt es ja an den Schneidezähnen (wobei das dann wohl eher in Richtung Hase geht), vielleicht ist sie extrem hibbelig oder sie nagt gerne an Cracker, was weiß ich. Aber es reicht in jedem Fall ein kleiner Halbsatz, den verkraftet jede Kurzgeschichte. Guter Punkt. Das mit dem "Irgendwie" hab ich versemmelt.
3) (völlig vernachlässigbar, möglicherweise sogar Geschmackssache und änderbar, falls gewünscht= kein Ausschlusskriterium). Manche Wörter treffen nicht unbedingt. z.B wenn das Alien einen Rüssel trägt. Den Rüssel trägt es nicht nur montags bis mittwochs, danach wechselt es ihn wie die Kleidung. Der Rüssel ist immer da. Vielleicht ragt der Rüssel anstelle der Nase aus dem Gesicht oder der Rüssel sticht direkt hervor, da woman sonst eine Nase vermutet. Da hast Du recht.
Kommen solche deplatzierten Wörter jedoch häufiger, dann stören sie. Die meisten Lektoren (jedenfalls, die mit denen ich zu tun habe/hatte) ändern das oder machen Vorschläge zur Änderung. Würde mich nicht stören.



Meiner Einschätzung nach ist die Geschichte jedenfalls recht speziell. Das nehme ich als Kompliment. Vielen Dank.
Du beschreibst recht wenig, der Hauptaspekt liegt auf dem Humor, wobei der in der Respektlosigkeit des Aliens gipfelt. Das ist sicherlich unerwartet und hat auch seinen Charme. Vielleicht auch deswegen weil das Alien noch (nicht böse gemeint) assiger als ALF ist, sich jedoch Parallelen zu ihm ziehen lassen.
Nur meine Meinung:
ALF hatte jedoch eine größeren Charme, da er nicht bewusst nur stänkern will, und zwar cool ist, aber auch erkennbare Schwächen hat. Vor allem aber, ist er eben KEIN Mensch im Verhalten. Er hat diese Züge und man spielt auch damit. Doch schon alleine, dass er Katzen essen will, ist für Menschen im ersten Moment (vergessen wir China, Vietnam und Peru, denn da wurde ALF nie ausgestrahlt, noch gab es Intentionen dazu), herrlich absurd. Ich hatte beim Schreiben zu keinem Zeitpunkt "Alf" als Charakter im Kopf.


Außerdem finde ich den General ziemlich schablonenhaft. Joa, ist der auch. Ein wandelndes Klischee. Der ist ja aber auch nur Randfigur.

Und ich halte es von daher schon für fraglich, ob sie zu den anderen Geschichten gepasst hat (Vielleicht findest du das sogar gut).
Das wäre nur dann nicht so wichtig (gewesen), wenn jede Geschichte grundlegend anders (gewesen) wäre, denn dann müssen sie nicht harmonisieren. Diese Überlegung finde ich mühselig, denn ich kenne die anderen Geschichten ja nicht alle.

Viele Grüße,
Pheno


Danke Dir für Deine Mühe und vor allem für Deine Zeit.
Beste Grüße
Seth


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Beitrag29.01.2022 12:37

von Phenolphthalein
Antworten mit Zitat

Hey Seth Gecko,

deine Argumentation zeigt, dass du alles aus „gutem Grund“ so geschrieben hast, da will ich dir auch nichts anderes aufschwatzen. Ich mache nur ein paar Anmerkungen, die du gerne verwerfen kannst.
Wenn es für dich in Ordnung ist, du es sogar beabsichtigst, dann ist es für mich auch kein Problem, wenn deine Leserschaft sich z.B von der Geschichte (Handlung/Beschreibung/Charakteren) ein eigenes Bild machen soll (und dann auch muss).
Dennoch hast du ein paar Fragen gestellt auf die ich eingehe.

Zitat:
Soll ein Wortspiel sein. Das Ego des Generalmajors, ist so groß, es wiegt mehr als maximal zugelassen. Wenn man es erklären muss, funktioniert der Gag nicht.


Das ist mir schon klar gewesen (also das Wortspiel) es ging mehr um das
Zitat:
Wieso sollte man das nicht machen?  

Denn du springst zwischen der Einschätzung und der Handlung hin und her.
Ich übertreibe jetzt mal:

Ich freue mich auf den Film heute Abend. Die Nase des Mannes vor mit ist aber knall rot. Hat er einen Schnupfen? Hoffentlich gibt es auch Popcorn. Hm, vielleicht hat er auch Corona.

Das liest sich schnell unübersichtlich und kann verwirren, zumindest aber unterbricht es die Handlung und mindert den Lesefluss.

1) Hoffentlich stürzt der Aufzug nicht ab.
2) Auch wenn die Metallplakette das Maximalgewicht mit mehreren Tonnen angibt, das Ego von Generalmajor Laubert wiegt schwerer.
2) Sein uniformierter Rücken direkt vor meiner Nase erspart mir die Sicht auf Lauberts missgelaunten Gesichtsausdruck.
1)Ich halte die Luft an und warte darauf, dass die digitalen Ziffern aufhören zu fallen.
1) Die Anspannung in der Kabine steigt, exponentiell zur Anzahl der sinkenden Stockwerke.

Besser:
1) Hoffentlich stürzt der Aufzug nicht ab.
1)Ich halte die Luft an und warte darauf, dass die digitalen Ziffern aufhören zu fallen.
1) Die Anspannung in der Kabine steigt, exponentiell zur Anzahl der sinkenden Stockwerke.
2) Auch wenn die Metallplakette das Maximalgewicht mit mehreren Tonnen angibt, das Ego von Generalmajor Laubert wiegt schwerer.
2) Sein uniformierter Rücken direkt vor meiner Nase erspart mir die Sicht auf Lauberts missgelaunten Gesichtsausdruck.

Zitat:
Laubert war schon die ganze Zeit missgelaunt, da ist davon auszugehen, dass er nicht fröhlich grinsen wird, sobald er Kevin den Rücken zudreht.


Ja, aber die Info „die ganze Zeit“ fehlt in der Geschichte.  
Übrigens auch die Info, warum Kevin angespannt ist. So wie du die Geschichte einführst, liest es sich zunächst wie „Angst vor engen Räumen.“ Vielleicht meinst du aber auch, dass er angespannt ist, weil er nicht weiß was passiert. Vielleicht aber auch, dass er einen riesigen Respekt vor dem General hat. Aber das gehört sicher zu den Dingen, die ich als Leserschaft selbst herauslesen soll. Also ist es Absicht.


Zitat:
Das Alien ist recht tough. Allerdings verhält es sich im Grunde wie ein Mensch und verwendet auch einen menschlichen Sprachgebrauch als habe es die Menschheit bereits studiert. Hat es. Ich weiß zudem nicht, ob es so lässig sein kann, wenn es, eingesperrt in einer militärischen Einrichtung, alleine unter einer fremden Spezies ist. Ist es so überlegen, dass es sich das leisten kann? Ist es.

Beide Informationen fehlen in der Geschichte. Wenn ich die mir auch selbst ableiten soll, vertraust du aber darauf, dass  ich /deine Leserschaft den gleichen Horizont mitbringen.

Zitat:
Ping. (Kein Abbremsen?) Unwichtig.
Gut, aber dann bedenke: Eine Geschichte beinhaltet
Handlung
Hintergrund
Beschreibung

Und hier ist das Ping lediglich der Schluss dieser Szene. Ein ziemlich harter sogar.

Zitat:
Ich hatte nicht vor, durch den Satz, dass die Türen des Fahrstuhls aufgehen, dem Charakter mehr Tiefe zu verleihen. Dafür stehen wir noch ganz am Anfang der Geschichte.
smile
Es geht um etwas anderes.
Kevin ist im Aufzug angespannt.
Er denkt über den General nach. Möglicherweise ist er leicht klaustrophobisch.
Dann gehen die Türen auf und er ist „frei“.
Gibt das kein Minimum an Erleichterung?
Die fehlt.
Wenn es (dir) nicht um die Tiefe des Charakters geht, dann vielleicht um Plausibilität?
Nein? Okay.  Es geht dir also nur um den humoristischen Aspekt. Okay. Also nur der Humor.

Zitat:
Der lange Flur soll nichts aussagen. Nur, dass er lang ist Wink
Okay, auch wenn das im Grunde schade ist.
Wie geschrieben ist Kevin angespannt. Er spürt keinerlei Erleichterung als er aus dem Aufzug kommt. Er spürt auch keine [erneut aufkeimende oder sich wieder verstärkende] Anspannung, wenn er hinter dem General herdackelt. Er fühlt sich nicht wie der Gefangene auf der „Green Mile“  z.B.
Du könntest damit spielen, also mit der Ungewissheit, was gleich passieren wird.

Zitat:
Trotzdem glaube ich, dass Du und Ich Texte unterschiedlich wahrnehmen. Was, denke ich, normal ist.

Das macht dann aber auch jede Buchbesprechung obsolet. Worum geht es in „The Catcher in the Rye“? Worum in Hamlet? Leben die nicht letzten Endes davon, dass man (mehrheitlich) herauslesen kann, was beabsichtigt ist?
Gerade dann, wenn man den "mainstream" hinter sich lassen will?

Zitat:
Vielleicht habe ich mich da für Dein Verständnis unklar ausgedrückt. Wie beschrieben, hat Generalmajor Laubert es sehr eilig und ist genervt von Kevins Gelassenheit, sich erst in Ruhe das Dokument durchzulesen.

Moment. Kevin war gelassen? Was hat sich denn geändert, dass er jetzt angespannt ist?
Bevor du mir die rhetorische Frage  erklärst: Kevin ist die gesamte Geschichte über angespannt und es gibt keinerlei Anzeichen, dass es vor der Geschichte anders gewesen sein könnte.

Zitat:
Was hat die Anzahl an Personen mit einem schmucklosen, ohne Aufwand möblierten oder gestaltenen Raum zu tun? Der Raum tut nichts zur Sache, jedes weitere beschreibende Wort wäre Fokus auf die falsche Stelle.

Okay, das ist unklar. Gemeint ist, dass dieser schmucklose Raum immerhin Platz für 12 Personen bietet und dass die wohl kaum alle mit einem Kaffee in der Hand an der Wand stehen. Der Raum ist schmucklos, was auch immer das letztlich bedeutet. Kann ja auch sein, dass lediglich keine Bilder an der Wand hängen, er aber ansonsten mit Terminals vollgestopft ist. Zur Atmo würde es dann auch gehören, ob jemand raucht (wohl kaum) und die Luft verpestet, ob es ein abbrechendes Gemurmel gab, bevor sie eingetreten sind, ob die Luft abgestanden riecht oder irgendwo im Hintergrund eine Ventilation summt. Ob ...


Zitat:
Meiner Einschätzung nach ist die Geschichte jedenfalls recht speziell. Das nehme ich als Kompliment. Vielen Dank.

Das dachte ich mir bereits. Smile

Zitat:
Joa, ist der auch. Ein wandelndes Klischee. Der ist ja aber auch nur Randfigur.
Ich finde, dass er keine einfache Randfigur ist, sondern eine Bedeutung hat. Er ist Grund für die Anspannung. Er ist Gegenstand des Spottes.  Aber es war auch nur eine Feststellung, dass er ein wandelndes Klischee ist.


Zitat:
Diese Überlegung finde ich mühselig, denn ich kenne die anderen Geschichten ja nicht alle.
Korrekt. Aber letztlich gibt es nur die beiden Möglichkeiten.
1) Wir wellen so unterschiedliche Geschichten wie möglich, damit für alle etwas dabei ist.
2) Wir verlegen für eine ganz bestimmte Gruppe, also müssen alle Geschichten dieser Gruppe gerecht werden.

Unterschwellig sage ich damit, dass deine Geschichte auch nur deswegen abgelehnt worden sein kann, weil letzteres zutraf. Das ist nämlich wahrscheinlicher. Als Verlag will ich verkaufen und nicht alle ansprechen (idealerweise schon, aber das führt jetzt zu weit).
Das ist ja das, was hier gerne kritisiert wird. Verlage wollen Mainstream. Es ist aber die Kunst, Mainstream zu schreiben, der anders ist als der übliche. Oder eben genau das nicht zu tun und sich andere Absatzwege zu suchen.

Viele Grüße,
Pheno


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Miné
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Beitrag29.01.2022 22:39
Re: Unheimliche Begegnung der asozialen Art (Beitrag: "Erstkontakt") [rejected]
von Miné
Antworten mit Zitat

Also, ich muss zugeben nicht bis zum Schluss durchgehalten zu haben. Beim Lesen sind nicht wirklich Bilder entstanden, sondern eher Fragezeichen. Ich habe weder, für die Person, Geschichte und Umgebung ein Gefühl bekommen, leider.

Dein Text:


Hoffentlich stürzt der Aufzug nicht ab. Weckt erstmal Dramatik, die du aber nicht weiter verfolgst. Ich dachte bei dem ersten Satz, an ein halb eingestürztes Gebäude ...
Auch wenn die Metallplakette das Maximalgewicht mit mehreren Tonnen angibt, das Ego von Generalmajor Laubert wiegt schwerer. Hier schweifst du von dem dramatischen Einstieg vollkommen ab und erklärst das Ego von dem General.

Sein uniformierter Rücken direkt vor meiner Nase erspart mir die Sicht auf Lauberts missgelaunten Gesichtsausdruck. Schnitzer. Du erzählst aus der ich Perspektive, damit ist die Aussage falsch. Er sieht das Gesicht nicht und mutmaßt.

Ich halte die Luft an und warte darauf, dass die digitalen Ziffern aufhören zu fallen. Jetzt sind wir wieder zurück beim hoffentlich nicht abstürzenden Aufzug. Du springst da sehr hin und her.
Die Anspannung in der Kabine steigt, exponentiell zur Anzahl der sinkenden Stockwerke. Wieso Anspannung? Ich habe nicht das Gefühl, dass der Aufzug wirklich abstürzt.

Ping.
Endlich gleiten die Türen auseinander. Wieso endlich? Ich verstehe die Spannung nicht, die du versuchst krampfhaft aufzubauen.

Ich habe Mühe Schritt zu halten, der Aluminiumkoffer ist schwer und unhandlich. Du erklärst wieder, dass der Koffer schwer und unhandlich ist. Das ist langweilig und passiver Erzählstil.

Das grelle Weiß der Wände blendet mich, meine Augen verengen sich zu Schlitzen. Also, Licht kann blenden und Schnee, wenn die Sonne darauf scheint, aber ich bin 35 Jahre alt und bin noch nie von weißen Wänden geblendet worden. Schlitzaugen verbinde ich persönlich  mit Japanern.

Am Ende des langen Flurs steht ein einzelner Wachposten vor einer Schleuse. Was für eine Schleuse? Ich kann mir zu dem Setting kein Bild machen.

Noch jünger als ich, wirkt er trotz Flecktarn und G36 ein wenig nervös,  was wahrscheinlich an Lauberts Aura liegt. Ich-Erzähler mutmaßt zwecks der Aura wieder, was für den Leser wie ein Schlag vor den Kopf ist. Flecktarn sagt mir nichts und G 36 wird wohl eine Waffe sein. Das ist alles keine präzise Personenbeschreibung, mit der man irgendwas anfangen könnte. Besonders nichts, bei einer Vermisstenanzeige.


Mit straffen Schritten eilt der große Commander NATO Airborne Early Warning & Control Force Command schnurstracks auf den Soldaten zu.
Also groß sind die meisten Männer, diese Information reicht nicht, um sich wirklich jemanden vorzustellen.
  

Die Wache salutiert, Laubert erwidert den Gruß, ich schließe zu ihnen auf und versuche, die aufsteigende Hitze zwischen meinen Schläfen zu ignorieren. In dem Satz passiert so viel, dass man den eigentlich dreimal lesen muss. Die Wache salutiert, Laubert erwidert den Gruß, der ich Erzähler tritt zu ihnen und versucht die aufsteigende Hitze zwischen den Schläfen zu ignorieren. Ich empfinde deinen Schreibstil eher wie ein Protokoll. Frau Müller ist heute Morgen Punkt 8:00 Uhr im Büro eingetroffen, hat ihren Mantel auf die Stuhllehne gehängt, ihre Tasche auf den Boden gestellt und anschließend schnurstracks den Knopf am PC gedrückt, der auf dem Boden stand. Das ist langweilig und sehr ermüdend zu lesen.

Sorry angel
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Seth Gecko
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Beiträge: 131
Wohnort: Neu-Bielefeld


Beitrag30.01.2022 04:26
Re: Unheimliche Begegnung der asozialen Art (Beitrag: "Erstkontakt") [rejected]
von Seth Gecko
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Miné hat Folgendes geschrieben:
Also, ich muss zugeben nicht bis zum Schluss durchgehalten zu haben. Beim Lesen sind nicht wirklich Bilder entstanden, sondern eher Fragezeichen. Ich habe weder, für die Person, Geschichte und Umgebung ein Gefühl bekommen, leider.

Moin Miné!
Danke, dass Du Dir Zeit für meinen Text genommen hast. Schade, dass er Dir nicht zugesagt hat und Du ihm bis zum Ende eine Chance gegeben hast. Gerne gehe ich kurz auf Deine Anmerkungen ein:


Dein Text:

Hoffentlich stürzt der Aufzug nicht ab. Weckt erstmal Dramatik, die du aber nicht weiter verfolgst. Ich dachte bei dem ersten Satz, an ein halb eingestürztes Gebäude ... Ach was? Daran sieht man mal, wie unterschiedlich die verschiedenen Wahrnehmungen sein können. Mir haben aus zwei verschiedenen Foren bestimmt ein Dutzend Leser etwas zu dem Text geschrieben, und eine Auffassung wie Deine war bislang nicht dabei. Interessant.
Auch wenn die Metallplakette das Maximalgewicht mit mehreren Tonnen angibt, das Ego von Generalmajor Laubert wiegt schwerer. Hier schweifst du von dem dramatischen Einstieg vollkommen ab und erklärst das Ego von dem General. So dramatisch war der Einstieg gar nicht gedacht. Und "erklären" würde ich das jetzt auch nicht nennen.
Sein uniformierter Rücken direkt vor meiner Nase erspart mir die Sicht auf Lauberts missgelaunten Gesichtsausdruck. Schnitzer. Du erzählst aus der ich Perspektive, damit ist die Aussage falsch. Er sieht das Gesicht nicht und mutmaßt. Genau, er mutmaßt. Das hast Du richtig erkannt.

Ich halte die Luft an und warte darauf, dass die digitalen Ziffern aufhören zu fallen. Jetzt sind wir wieder zurück beim hoffentlich nicht abstürzenden Aufzug. Du springst da sehr hin und her. Es geht nicht um den (nicht) abstürzenden Aufzug. Die Anspannung herrscht wegen der Disharmonie zwischen Kevin und Laubert. Vielleicht habe ich hier zu viel von den Lesern erwartet.
Die Anspannung in der Kabine steigt, exponentiell zur Anzahl der sinkenden Stockwerke. Wieso Anspannung? Ich habe nicht das Gefühl, dass der Aufzug wirklich abstürzt. Siehe oben.


Ping.
Endlich gleiten die Türen auseinander. Wieso endlich? Ich verstehe die Spannung nicht, die du versuchst krampfhaft aufzubauen. Hmm. Ich merke schon, dass Du die Szene grundsätzlich ganz anders als nahezu alle weiteren Leser wahrgenommen hast. Ist nicht schlimm. Aber den Stil als "krampfhaft" zu bezeichnen? Ich weiß nicht.

Ich habe Mühe Schritt zu halten, der Aluminiumkoffer ist schwer und unhandlich. Du erklärst wieder, dass der Koffer schwer und unhandlich ist. Das ist langweilig und passiver Erzählstil. Offensichtlich konnte der Beginn der KG Dich nicht packen. Das ist schade.
Das grelle Weiß der Wände blendet mich, meine Augen verengen sich zu Schlitzen. Also, Licht kann blenden und Schnee, wenn die Sonne darauf scheint, aber ich bin 35 Jahre alt und bin noch nie von weißen Wänden geblendet worden. Schlitzaugen verbinde ich persönlich  mit Japanern. Ich bin 42 Jahre alt und zuletzt von weißen Wänden geblendet worden, als ich aus einem dunkeln Kinosaal in ein weiß getünchtes Foyer gelangt bin. Ist noch nicht so lange her. Und mit Deiner Wortwahl bzgl. der Augenform von Asiaten wäre ich in heutigen Zeiten vorsichtig.

Am Ende des langen Flurs steht ein einzelner Wachposten vor einer Schleuse. Was für eine Schleuse? Ich kann mir zu dem Setting kein Bild machen. Eine einfache Schleuse, die keinen weiteren Platz in der Geschichte einnehmen muss. Dass Du Dir kein Bild machen kannst, ist erneut schade.

Noch jünger als ich, wirkt er trotz Flecktarn und G36 ein wenig nervös,  was wahrscheinlich an Lauberts Aura liegt. Ich-Erzähler mutmaßt zwecks der Aura wieder, was für den Leser wie ein Schlag vor den Kopf ist. Flecktarn sagt mir nichts und G 36 wird wohl eine Waffe sein. Das ist alles keine präzise Personenbeschreibung, mit der man irgendwas anfangen könnte. Besonders nichts, bei einer Vermisstenanzeige. Wieso "Vermisstenanzeige"? Wer wird denn vermisst? Und hälst Du dem Autor jetzt vor, dass er Begriffe verwendet, die Du nicht kennst? Eine "präzise Personenbeschreibung" ist mMn in diesem Fall nicht notwendig, weil die Wache vor der Schleuse nur kurz auftritt, einen Satz sagt und sogleich wieder verschwunden ist. Nicht nötig, weiteren Platz innerhalb der Story auf sie zu verwenden.


Mit straffen Schritten eilt der große Commander NATO Airborne Early Warning & Control Force Command schnurstracks auf den Soldaten zu.
Also groß sind die meisten Männer, diese Information reicht nicht, um sich wirklich jemanden vorzustellen. Ich präzisiere: Diese Information reicht nicht, damit Du Dir jemanden vorstellen kannst. Wink
  [/color]
Die Wache salutiert, Laubert erwidert den Gruß, ich schließe zu ihnen auf und versuche, die aufsteigende Hitze zwischen meinen Schläfen zu ignorieren. In dem Satz passiert so viel, dass man den eigentlich dreimal lesen muss. Die Wache salutiert, Laubert erwidert den Gruß, der ich Erzähler tritt zu ihnen und versucht die aufsteigende Hitze zwischen den Schläfen zu ignorieren. Ich empfinde deinen Schreibstil eher wie ein Protokoll. Frau Müller ist heute Morgen Punkt 8:00 Uhr im Büro eingetroffen, hat ihren Mantel auf die Stuhllehne gehängt, ihre Tasche auf den Boden gestellt und anschließend schnurstracks den Knopf am PC gedrückt, der auf dem Boden stand. Das ist langweilig und sehr ermüdend zu lesen. Ja, die "aufsteigende Hitze zwischen den Schläfen" war keine sehr gelungene Formulierung, da bin ich bei Dir. Beim Rest nicht. "Langweilig und ermüdend" finde ich andere Sätze, in denen viel rumgeschwafelt, aber nichts gezeigt wird.
Sorry angel Kein Grund sich zu entschuldigen. Ich bin sehr auf einen Deiner Texte hier im Forum gespannt, die werde ich mir zeitnah mal anschauen. Vielen Dank für Deine Zeit und Mühe.


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Miné
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Wohnort: Köln


Beitrag30.01.2022 09:49

von Miné
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Hmmm, du scheinst sehr beratungsresistent zu sein Kopf an die Wand und den Unterschied zwischen passiv und aktiv nicht zu kennen.
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Phenolphthalein
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 838

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Beitrag30.01.2022 10:25

von Phenolphthalein
Antworten mit Zitat

Miné hat Folgendes geschrieben:
Hmmm, du scheinst sehr beratungsresistent zu sein Kopf an die Wand und den Unterschied zwischen passiv und aktiv nicht zu kennen.


Hey Miné,

das ist doch ein Nachtreten. Du kritisierst teilweise Dinge, die ich in ähnlicher Form bereits angesprochen habe, aber es ist doch seine Sache, was er damit macht. Wir (Kritiker generell) haben keinen Anspruch darauf, dass Vorschläge übernommen werden.
Der Text hat ja auch bei einigen funktioniert.
Bisher halt nur nicht bei dir, mir und dem Verlag.
Deine Textarbeit ist eine Meinung, mehr nicht. Es liegt jetzt an dir, welche Rückschlüsse du ais der Gegenreaktion ziehst und wie viel Zeit du zukünftig investieren willst.
Aber den Weg den du jetzt gehst (hier gegangen bist) wird dich letztlich nur frustrieren.
Die wenigsten übernehmen eine Meinung einfach so und das wäre auch (wie in genauso gut)  schädlich. Das schließt auch ein „nicht wollen“ mit ein.
Dann ist das so.

Notfalls war dein Beitrag nur ein Teil der Gesamtheit.

Die Masse könnt Ihr nur durch Masse zwingen,
ein jeder sucht sich endlich selbst was aus.
Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen,
und jeder geht zufrieden aus dem Haus.

Johann Wolfgang von Goethe

In dem Sinne

Viele Grüße,

Pheno


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-Arthur Schopenhauer
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Phenolphthalein
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 838

DSFo-Sponsor


Beitrag30.01.2022 10:48

von Phenolphthalein
Antworten mit Zitat

Doppelt

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Seth Gecko
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Beiträge: 131
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Beitrag30.01.2022 13:03

von Seth Gecko
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Miné hat Folgendes geschrieben:
Hmmm, du scheinst sehr beratungsresistent zu sein Kopf an die Wand und den Unterschied zwischen passiv und aktiv nicht zu kennen.


Moin Miné und danke, dass Du weiterhin Zeit und Energie aufbringst, Dich mit meinem Text zu beschäftigen. Mir den obigen Satz sogar noch einmal als PN zu schicken, wäre mMn nicht nötig gewesen.
Gerne gehe ich auf Deinen Kommentar ein:

Ich selbst halte mich nicht für beratungsresistent. Im Gegenteil, ich habe in diesem Forum schon viele Ratschläge, Meinungen und Anmerkungen von anderen Mitgliedern dankend angenommen. Ich möchte meine Schreibe doch verbessern.
Deine Textkritik bestand zum größten Teil aus dem Aufzeigen von Passagen, die Du nicht verstanden hast oder die bei Dir nicht so gewirkt haben, wie sie sollten. Der Text hat Dir nicht zugesagt, So what?

Und den Unterschied zwischen aktiv und passiv kenne ich tatsächlich nicht. Ich schreibe erst seit kurzem, bin quasi noch blutiger Anfänger und tue dies im kleinsten Fall nur für mich selbst und ohne monetären Hintergedanken. Die Teilnahme an einer Ausschreibung war etwas komplett Neues und der Weg das Ziel. Ich probiere mich in verschiedenen Genres aus und versuche stets das nächste Level anzustreben. Durch den respektvollen Austausch untereinander hilft dieses Forum (meistens) dabei.

In diesem Sinne, ich wünsche Dir noch einen entspannten Sonntag,
beste Grüße
Seth


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