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Verbrechen wider Willen - Roman


 
 
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pentz
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 262



Beitrag18.01.2022 20:37
Verbrechen wider Willen - Roman
von pentz
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1 . Plötzlich ändert sich alles...

Weiße Blitze wie Supernova fläschten durchs rot-schwarze Nichts, was der erstaunte Betrachter  seinem beginnenden fulminanten Höhepunkt zuschob. Hingebungsvoll ruhte sein Kopf mit geschlossenen Augen auf der Sitzstütze. Kurz vor seines absoluten Kick war zwar das Geräusch des langsamen Öffnen des Capriolet-Verdeck wahrnehmbar, aber er hörte es einfach nicht (nachdem die Beifahrerin versehentlich an den Schalter gekommen ist).
Das Verdeck öffnete sich in Zeitlupe - aber egal, dachte er, mit Gaffern ist kaum zu rechnen am Abend jetzt. Dass er seinen Orgasmus bis zur Neige genießen wollte, war der eine Grund, nicht zu handeln, der andere, es musste ohnehin abgewartet werden, bis das Verdeck richtig offen stand, bevor es wieder zugefahren werden konnte. So rührte er sich nicht, unterbrach nicht die weitere Bearbeitung seines Schniegel, was ihm sowieso schier unmöglich gewesen wäre im verzückten Zuckungen des Höhepunkts.
Weiterzu blitzte es, obwohl er langsam runterkam. Als er die Augen öffnete, schaute er in eine rotblinkende Kamera, welche ein Mann in der Hand hielt, wohingegen ein anderer etwas verdeckt weiter hinten stand.
Jemand hatte mit gezückten Camcorder in das Auto hineingefilmt und als das Verdeck plötzlich aufging, hatte er nur gemurmelt. "Um so besser. Vielleicht können wir den Film als Porno ins Internet stellen! Kohle haben wir bitternötig!"
Menschlein, wie Gott sie schuf, im Adamskostüm, wie sie so blank, unverhüllt und offen nackt waren, trieben es, als befänden sie sich allein im Paradies.
"Nicht schlecht! Nicht aufhören. Kamera läuft!"
Der Mann stößt die Frau abrupt weg und hebt daraufhin schnell den Schoß, um seinen Reißverschluss zuzubekommen. Die Frau reibt sich mit einem Taschentuch hastig den schleimigen Mund ab.
Der Kameramann lacht dreckig. Er ist blond, hat dünne strähnige Haare, die ihm ungekämmt in Stirn und Gesicht hängen. Der andere ist ein bärtiger, schwarzer Typ, dessen borstiger Dreitagebart fast sein ganzes Gesicht verdeckt. Er wirkt weniger amüsiert wie Blondy. Blacky steht mit seinem lauernden, schmalschlitzigen Blick einen Meter hinter diesem, im Grenzbereich zwischen Beleuchtung von Camcorder und Düsternis des Wald.
In Blondys Mundwinkel steckt eine Zigarette.
Vielleicht Drogenabhängige?
Anbei in diesem Bezirkskrankenhaus gab es eine Abteilung für Drogenentzug und Rehabilitation. Hatten die Ausgang? Waren sie aber gerade stiften gegangen, konnte es noch sehr unangenehm werden. Von einer Behörde, Drogenberatungsstelle zum Entzug hierher eingewiesen worden, brachen sie diesen ab und weil sie Repressalien erwarten mussten, griffen sie zu ungesetzlichen, rapiaden Mitteln, nur um fliehen zu können.
Und hier entdeckten sie ein gefundenes Fressen.
Unwillkürlich dachte der Arzt an seine 1000 Euro, die er im Geldbeutel in seiner vorderen Jeanstasche hatte und griff reflexartig danach. Das hätte er nicht tun sollen! Das war unvorsichtig, gedankenlos, leichtsinnig.
Blondy und Blacky, wie ein Hund, der sofort reagiert, wenn sein Gegenüber Angst hat, merkten die Unsicherheitsgeste, der eine schnüffelte mit seiner Koksnase, dem anderen zuckten nervös die Lider. Junkies, Kleinkriminelle oder was immer sie waren, merken nun einmal Unsicherheiten eines Gegenübers sofort, stecken sie oft genug in Situationen, wo es um die Wurst geht. Jede falsche Bewegung ist ein Todesurteil.
Das silberne, kleinen Messerchen am Anhänger um die Brust Blackys pendelten hin und her, als er wie ein Tiger um die erlegte Beute im Wagen mit offenen Verdeck stolzierte.
"Ei, was haben wir denn da?"
Der Arzt hatte zwar die Hände sofort wieder vom neuralgischen Punkt weggetan, aber es war zu spät. Blacky interpretierte diese Geste nicht so, dass die Ertappten wie die begossenen Pudel und die geschorenen Lämmer nun nicht wußten, wohin mit den Händen und sich selbst. Auf die Fahrerseite angekommen, fiel sein Blick ungehindert auf die verdächtig ausgebeulte Hosentasche des Mannes.
Diesem fiel die Klappe herunter vor Angst und steif und starr wartete er auf die Dinge, die da kommen mochten. Er rechnete bei diesen Typen mit allem, was seine Angstperlen auf der Stirn glitzernd verkündeten.
Jetzt rächte sich, daß er das Schwarzgeld vom vermieteten Haus eingesteckt hatte und nicht via Bankverbindung sich überweisen ließ.

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pentz
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 262



Beitrag21.01.2022 12:23
2. Auch die Armen wollen ihren Anteil...
von pentz
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In dem Mercedes-Benz-Cabrio hing ein Emblem mit dem Äskulap-Zeichen.
„Mensch, der Medizinmann verbirgt doch was!“
Und schon griff er dem Arzt an die Hose. Dabei umpackte er die Börse.
„Männchen, rück mal mit die Piepen raus! Aber dalli!“
Er ließ los und machte eine flache Hand. Der Arzt reichte ihm seinen Geldbeutel.
„Schau'n ma mal, was Ärzte so verdienen!“
Und zu seinem Erstaunen fischte er einen umbrabraunen Euroschein mit spitzen Fingern heraus,.
Blondy warf die Zigarette weg, kam um die Karosserie gerannt, ergriff sich den Schein und schrie auf: „Was ist denn das für ein Scheinchen, he? Wau.“
Er langte sich mit einer Hand vor Ungläubigkeit an den Kopf, hob die Blüte in die Höhe und rief laut aus: „Schau Dir das mal an!“
Ein Tausend-Euro-Schein wedelte in seinen Händen.
Der andere rang sich kaum ein Lächeln ab, da er längst von etwas anderem angezogen war: Sein Blick fiel auf diese milchig-gelbe Hautfarbe im Beifahrersitz des Cabriolet, die eine Schulterpartie freigab, um die über die Achseln BH-Träger verliefen.
Davon bekam Blondy natürlich nichts mit, denn er war noch immer in Unruhe versetzt wegen seines Fundes. Und zu recht.
„Weißt Du, wie lange ich hierfür Flaschen sammeln muß?“
Dabei fiel ein drohender Blick auf dem unter ihm sitzenden Geldsack. Kurze Stille – zum Nachdenken – zum Nachrechnen. „Jahre, Jahre, kann ich Dir sagen, Jahre!“
Er drehte sich jetzt mit dem 1000 Euroschein um sich selbst, bis er abrupt innehielt und wieder drohend und bohrend auf den Arzt niederblickte und verkündete: „Das kommt mir jetzt gerade Recht. Nachdem ich ins Krankenhaus eingeliefert worden bin und pro Tag 10 Euro zu zahlen habe. Mann, ja, das habe ich! Trotz propagierten Sozialstaat. He, wo bleibt er, wenn man krank ist? Dann zeigt er seine Fratze, he: bezahlen mußt Du fürs Kranksein, he! In ihrem verfickten Krankenhaus pro Tag 10 Euro! He!“
Der Chefarzt fühlte sich beschämt. Aber peinlich war ihm nicht dieser Umstand, daß es wahr war, sondern wegen des geringen Geldbetrages. Was sind schließlich schon 10 Euro, was sind 100 Euro? Bei 10 Tagen Aufenthalt. Und überhaupt!
Verlegen schaute er seine Partnerin an.
So viel Armut war ihm hochnotpeinlich. Diese seine Mitgefangene, die Krankenschwester, blickte nur starr drein: offenen Auges stand ihr das Entsetzen im Gesicht und in den Augen die vage Angst um ihr Leben.
Klar, bei der fand man außer guten, sterilen Sex keine anderen Gefühle.
Er fühlte sich als einziger angeklagt und am Pranger stehen. Zur Angst paarte sich ihm zudem Peinlichkeit und Hilflosigkeit.
„Na, los Daktari, sprich. Wie stehst Du dazu?“
„Tja, ich weiß auch nicht!“
Er fand keine Worte. Geldnot kannte er nur vom Wort her.
„Hört Euch den Daktari da an. Sahnt ab von den Kranken Gelder, was das Zeug hält, und wenn man ihn darauf anspricht, meint er:“ Blondy äfft den Arzt nach: „Ich weiß auch nicht!“
Blondy wurde jetzt richtig wild und schoß unerwartet schnell mit seinem Kopf über den Volant ins Coupé hinein, mit seiner Nase und seiner bedrohlichen Stirn kurz vor des Doktors Kopf verharrend. „He, Doktor, warum?“
„Ich, ich bin auch nur ein kleines Rädchen im Getriebe.“
Dem Arzt rollten inzwischen die Schweißperlen von der Stirn in die Augenwinkeln.
„Pah, das sagen sie alle!“
Blondy zog sich wieder zurück in aufrechte Körperhaltung und sagte zu Blacky: "Ganz schön platt der Arzt hier!"
Er steckte sich wieder eine Zigarette an.
„Und letzthin. Einweisung ins Klinikum. Krankenkasse hat mir die Fahrkosten zugesagt. Ich also ein Taxi genommen, dem Taxifahrer die Erlaubnisschein von der Krankenkasse gegeben und ab in die Klinik. Nun kommt heute ein Schreiben vom Taxiunternehmer, daß ich die volle Kosten der Fahrt von 40 Euro zu zahlen habe. Die Krankenkasse weigert sich, weil sie keine Verordnung zur Fahrt herausgegeben haben will. Da hast Du den Salat!“
Blacky nickt weise, wissend und betroffen mit den Kopf. „Mann, da bist Du nicht allein!“
Der Arzt weiß auch nichts dazu zu sagen, denkt, daß der Patient gutgetan hätte, eine Kopie von der Verordnung anzufertigen, aber solche Leute haben a) keinen Kopierer und b) stehen sie derartig unter Druck und leiden meist derartig unter Geldnot, daß ihnen die Kopiererei unerträgliche Umstände bereitet, so daß sie's sein lassen. Wenngleich sie ohnehin meist so vertrauensselig sind, daß sie nicht daran denken, sich durch eine Blaupause abzusichern. Sie rechnen nicht mit der Kleinlichkeit, den Neid und der Engstirnigkeit der Bürokraten. Viele von letzteren zieren sich, als ginge es bei den Zuwendungen, Unterstützungen und "Leistungen" um ihr eigen Hab und Gut. Als ob dies nicht schon längst Allgemeingut geworden wäre.
Er schüttelt ratlos-verhalten den Kopf. Beißt sich auf die Lippen. Wagt keine Antwort zu geben.
„Und woher hast Du eigentlich die 1000 Euro, Mann!“
Der Arzt weiß, reden hat keinen Sinn.
Blondie merkt das und schleudert ihm die Antwort ins Gesicht: „Bakschisch, Mann, gib's schon zu! Du hast eine Sonderbehandlung eingelegt, beim einem Geldsack, he! Hast ihm vielleicht ein seltenes Herz, Niere oder Leber verpasst und der hat Dich für diese Extrabehandlung diese Schmiere zugesteckt, ist's nicht so?“
Der Arzt rührt keine Wimper, keine Lippe und kein Glied.
„Mir brauchst Du nichts vorzumachen, mir ist klar, was mittlerweile falsch läuft im Staate Dänemark!“
Blacky: „Dänemark?“
„Das sagt man halt so!“
„Hä?“
„Statt Deutschland sagt man Dänemark. Irgendetwas ist faul im Staate Dänemark, so sagt man!“
„Wieso sagt man das, wenn wir hier im korrupten Deutschland leben, he! Willst Du mich verarschen!“ Er macht die Bewegung des Zu-allem-Bereit-Sein, nämlich selbst zu einer Handgreiflichkeit.
„Ist ja egal!“
„Mir aber nicht! Ich laß mich nicht verarschen. Also, warum?“
„Mann, weiß ich auch nicht. Hab's halt irgendwo gehört.“
„Achso, und Du weißt nichts besseres, als solch einen Blödsinn nachzuplappern!“
„Du hast's erfaßt!“
„Für so dumm hätt ich Dich aber nicht gehalten!“
„Ja, ich mich auch nicht!“
„Hä!“
„Ist gut, Mann. Von mir aus: es ist etwas faul im Staate Deutschland! Gut so?“
„Ja, das brauchst aber nicht extra zu betonen. Das weiß ja wohl mittlerweile ein jeder, Mann!“
„Da hast Du verdammt recht, Mann!“
„Na also, sag ich doch!“ Und Blacky begibt sich wieder in Entspannungs-Modus und macht einen tiefen Schluck aus der Dose.
Blondy wendet sich indes erneut dem Arzt zu, versucht Gedanken zu lesen, merkt aber nur, daß die Mauer wacklig und brüchig geworden ist, gegen die er geprescht ist. Befriedigend, aber nicht genug. Er zutzelt an seinem Glimmstengel wie an einer Lusche, dann schnellt er mit seinem Kopf wieder vor - nah bis wenige Zentimeter vorm Arztkopf.
„Seitdem wir mit 16 in der Scheißmaloche stecken, hat man uns gesagt: Sozialbeiträge fürs Alter entrichten. Hä! Wofür? Für den Sozialstaat. Wo ist er denn jetzt? Wo, wenn man ihn schließlich braucht? Dann, wenn man in der Scheiße sitzt? Ans Alter dürfen wir gar nicht denken. Werden es sowieso nicht! Steckst Du aber in der Scheiße, dann hilft Dir keine Sau. Bezahlen heißt es jetzt wieder. Bezahlen, daß man krank sein darf, daß man ärztliche Versorgung erhält, daß einem ein Krankenhaus behandelt und operiert. Aber wehe, Du bist krank, dann überlegst Du Dir es zweimal: lass ich mich einweisen oder nicht, oder besser, kann ich es mir noch leisten oder nicht? So sieht's aus!“
Wieder nuckelt er an seiner Zigarette, fischt sich aus seiner Tasche eine Schachtel mit Pillen und wirft sie sich ein.
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pentz
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Beitrag24.01.2022 13:33
3. Nichts ist zu hoch, wenn man unten liegt...
von pentz
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Blacky flüstert Blondie etwas ins Ohr.
„Bei dem ist mehr zu holen! Denk nur mal an die Fotos und Aufnahmen, die wir haben.“
Blondy macht sich tatsächlich die Mühe, einige Sekunden angestrengt nachzudenken, bevor er bedächtig grinsend nicken kann.
„Kapiert!“
Aber klar, diese Bilder sind Gold wert. Und klar, es ist kaum anzunehmen, daß diese geile Schwanzlutscherin seine Ehefrau ist. Wo gibt's das, daß Ehepaare in ihren piekfeinen Autos Sex miteinander haben? Dazu haben sie ihre großflächigen Schlafzimmer- oder lila-blaß-blauen Himmelbetten.
Beide handeln jetzt schnell.
Blondy fordert den Arzt auf, auszusteigen und als geschehen, dreht er ihn um und biegt ihm die Hände nach hinten. Blacky nimmt sich die Frau vor. Bevor sie gehen, fragt Blacky noch, wo man drücken muss, damit das Verdeck zugeht. Dann wird der Wagen verschlossen. Die Schlüssel behalten die neuen Besitzer.
Daraufhin marschieren sie zu viert los. Es geht quer durch den Wald, einen Weg entlang, der nach unten führt, kurz vor einen kleinen Tunnel, der unter den Bahngleisen hindurchführt.
„Jetzt müssen wir uns die Hände geben, sonst könnte einer verlorengehen! Haha!“
Blondys ekliger Lacher fährt durch Mark und Bein.
„Und nun wie die Gänse hintereinander aufgestellt! - Schön! - Im Gänsemarsch, los! - Macht Euch jetzt ein bißchen kleiner!“, ist die letzte Verkündigung, bevor sie das schwarze Loch verschluckt. Händereichen, Gänsemarsch und Kleinmachen sind hilfreich, ist es doch dortdrinnen eng, niedrig und stockdunkel.
„Passt auf, daß ihr nicht auf der Kacke ausrutscht!“
Ist das ernst gemeint oder ein derber Scherz?
Nein, denn schon befinden sie sich inmitten eines bestialischen Urin- und Fäkaliengestanks, der beißend in die Nase greift. Richtig gefährlich sind aber die schwarzen, kohle- und granitartigen feuchten Gesteinsbrocken, die außerhalb die Bahndämme und hierdrinnen den Boden belegen und da zudem die Wände tropffeucht sind, kann man leicht ausrutschen, weil nicht festhalten und sich ernsthaft verletzen.
Die Abenddämmerung schützt vor unliebsamen Fragen von Fußgängern, sollten sie welchen begegnen. Nicht der Fall, ist doch Freitagabend, die Leute sitzen jetzt am Abendtisch, vor den Abendnachrichten und versuchen sich von der Arbeitswoche zu entspannen. Folglich treffen sie auf niemanden. Hinzu kommt, daß es schnell geht, liegt doch das Zielobjekt, ein Familienhaus aus den 40ern, fast direkt am Bahndamm und keine 50 Meter entfernt vom kleinem Tunnel. Eine ungepflegte, kaum geschnittene Hecke umgibt einen nicht minder vernachlässigten Garten, so daß das Haus vom Gehweg aus kaum einsehbar von der Außenwelt abgeschottet ist. Im Eingang, einer Tür, worauf ein paar Treppen führen, verschwinden die vier im kleinen Familienhaus. Idyllisch anzusehen ist dieses Refugium schon, sieht man zum Beispiel im Garten eine alte, schäpse Hundehütte, einen windschiefen, alten Geräteschuppen, ein verfallenes Treibhäuschen aus Plastik und verunkrautete, vernachlässigte, ungepflegte Beete. Ein wahres Biotop. Allerlei nicht entsorgtes Gerümpel, ausrangierte Möbel und undefinierbare Gegenstände liegen verstreut herum. Anders gesehen: Eine bleierne Stagnation hat über diesen Privatbesitz sein eisernes Mäntelchen gebreitet und im festen Griff.
Man geht nicht fehl, vom Außen aufs Innere zu schließen. Es ist zwar gemütlich, nachgerade durch das Durcheinander von verschiedensten, nicht zusammenpassenden Möbelstücken, die zwar schäbig und auf ein geschmackvolles Auge beleidigend wirken, aber gewiß nicht steif, eckig und kahl. Wäre vielleicht nur nicht das verkrustete ungewaschene Geschirr, und die verbogenen, gebrauchten und muffelnden Pizzaschachteln und die bis über den Rand herausquellenden Eimer für Papier, Bioabfall und Sondermüll, hätte man es noch als idyllisch, gemütlich und romantisch betrachten können, so aber...
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pentz
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Beitrag26.01.2022 16:32
3. Nichts ist zu hoch, wenn man unten liegt...
von pentz
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Blacky flüstert Blondie etwas ins Ohr.
„Bei dem ist mehr zu holen! Denk nur mal an die Fotos, äh, die Aufnahmen, die wir haben.“
Blondy denkt einige Sekunden angestrengt nach, bevor er bedächtig grinsend nicken kann.
„Kapiert!“
Aber klar, diese Bilder sind Gold wert. Und klar, es ist kaum anzunehmen, daß diese geile Schwanzlutscherin seine Ehefrau ist. Wo gibt's das, daß Ehepaare in ihren piekfeinen Autos Sex miteinander haben? Dazu haben sie ihre großflächigen Schlafzimmer- oder lila-blaß-blauen Himmelbetten.
Beide handeln jetzt schnell.
Blondy fordert den Arzt auf, auszusteigen und als geschehen, dreht er ihn um und biegt ihm die Hände nach hinten. Dieser schreit schmerzhaft auf. „Damit Du spürst, was auf Dich zukommen kann, wennDu Mucksen machst!“ „Ja, ja, keine Gefahr!“, stammelt der Leidtragende. „Dann ist gut, Doktorchen!“
Blacky nimmt sich die Frau vor.
Er öffnet den Verschlag, hilft der Dame jedoch nicht beim Aussteigen, sondern tritt einen Schritt zurück, um diese in ihrer ganzen blühenden Erscheinungsform besser beobachten zu können, als sie mit den Beinen zuerst aus den Auto steigt und er noch befiehlt: "Hure, steig aus!" Erschrocken tut diese wieder die Beine zurück, eine Geste, die besagt, dass sie das Gegenteil dessen, was ihr befohlen worden ist, machen will. Dabei geschieht dies aus einen Schreckmoment heraus. Für Blacky aber Grund genug, Gewalt anzuwenden, regelrecht vorzustechen, sie an den Armen zu packen und aus dem Auto zu zerren.
"Dir werd' ich's zeigen!"
Aus dem Fahrzeug heraussen, stößt er sie so stark, dass sie in den parkplatzbegrenzenden Sträuchern landet, ein Glück, denn damit schürft sie sich nur leicht auf und entgeht dem hartem Asphaltboden.
Blacky kümmert sich inzwischen um das offene Verdeck: "Wo muss man hier drücken?", und er fuchtelt an der Konsole erfolgreich herum. Mit den Autoschlüsseln schließt er das gute Stück und behält diesen an sich.
Daraufhin marschieren sie im Gänsemarsch los. Es geht quer durch den Wald, einen Weg entlang, der nach unten führt, kurz vor einen kleinen Tunnel, der unter den Bahngleisen hindurchführt.
„Jetzt müssen wir uns die Hände geben, sonst könnte einer verlorengehen in den dunklen, schwarzen Schacht. Haha!“
Blondys ekliger Lacher fährt durch Mark und Bein.
„Und nun wie die Gänse hintereinander aufgestellt! - Schön! - Im Gänsemarsch, los! - Macht Euch jetzt ein bißchen kleiner!“, ist die letzte Verkündigung, bevor sie das schwarze Loch verschluckt. Händereichen, Gänsemarsch und Kleinermachen sind hilfreich, ist es doch dortdrinnen eng, niedrig und stockdunkel.
„Passt auf, daß ihr nicht auf der Kacke ausrutscht!“
Ist das ernst gemeint oder ein derber Scherz?
Nein, denn schon befinden sie sich inmitten eines bestialischen Urin- und Fäkaliengestanks, der beißend in die Nase greift. Richtig gefährlich sind aber die schwarzen, kohle- und granitartigen feuchten Gesteinsbrocken, die außerhalb die Bahndämme und hierdrinnen den Boden belegen und da zudem die Wände tropffeucht sind, kann man leicht ausrutschen, weil nicht festhalten und sich ernsthaft verletzen.
Die Abenddämmerung schützt vor unliebsamen Fragen von Fußgängern, sollten sie welchen begegnen. Nicht der Fall, ist doch Freitagabend, die Leute sitzen jetzt am Abendtisch, vor den Abendnachrichten und versuchen sich von der Arbeitswoche zu entspannen. Folglich treffen sie auf niemanden. Hinzu kommt, daß es schnell geht, liegt doch das Zielobjekt, ein Familienhaus aus den 40ern, fast direkt am Bahndamm und keine 50 Meter entfernt vom kleinem Tunnel. Eine ungepflegte, kaum geschnittene Hecke umgibt einen nicht minder vernachlässigten Garten, so daß das Haus vom Gehweg aus kaum einsehbar von der Außenwelt abgeschottet ist. Im Eingang, einer Tür, worauf ein paar Treppen führen, verschwinden die vier im kleinen Familienhaus. Idyllisch anzusehen ist dieses Refugium schon, sieht man zum Beispiel im Garten eine alte, schäpse Hundehütte, einen windschiefen, alten Geräteschuppen, ein verfallenes Treibhäuschen aus Plastik und verunkrautete, vernachlässigte, ungepflegte Beete. Ein wahres Biotop. Allerlei nicht entsorgtes Gerümpel, ausrangierte Möbel und undefinierbare Gegenstände liegen verstreut herum. Anders gesehen: Eine bleierne Stagnation hat über diesen Privatbesitz sein eisernes Mäntelchen gebreitet und im festen Griff.
Man geht nicht fehl, vom Außen aufs Innere zu schließen. Es ist zwar gemütlich, nachgerade durch das Durcheinander von verschiedensten, nicht zusammenpassenden Möbelstücken, die zwar schäbig und auf ein geschmackvolles Auge beleidigend wirken, aber gewiß nicht steif, eckig und kahl. Wäre vielleicht nur nicht das verkrustete ungewaschene Geschirr, und die verbogenen, gebrauchten und muffelnden Pizzaschachteln und die bis über den Rand herausquellenden Eimer für Papier, Bioabfall und Sondermüll, hätte man es noch als idyllisch, gemütlich und romantisch betrachten können, so aber...
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WaboSG
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Beitrag26.01.2022 18:00

von WaboSG
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Hallo Pentz,

leider enthält der Text eine Unmenge an Schreib-, vor allem aber an Grammatikfehlern, so dass mir die Lektüre schwer wurde. Nimm nur mal den ersten Absatz:
Zitat:
Weiße Blitze wie Supernova fläschten durchs rot-schwarze Nichts, was der erstaunte Betrachter seinem beginnenden KOMMAfulminanten Höhepunkt zuschob. Hingebungsvoll ruhte sein Kopf mit geschlossenen Augen auf der Sitzstütze. Kurz vor seinesseinem absoluten Kick war zwar das Geräusch des langsamen Öffnen des CaprioletCabriolet-Verdecks wahrnehmbar, aber er hörte es einfach nicht (nachdem die Beifahrerin versehentlich an den Schalter gekommen ist).
Das Verdeck öffnete sich in Zeitlupe - aber egal, dachte er, mit Gaffern ist kaum zu rechnenKOMMA am Abend jetzt. Dass er seinen Orgasmus bis zur Neige genießenvollständig auskosten wollte, war der eine Grund, nicht zu handeln, der andere, es musste ohnehin abgewartet werden, bis das Verdeck richtig offen stand, bevor es wieder zugefahren werden konnte. So rührte er sich nicht, unterbrach nicht die weitere Bearbeitung seines Schniegel, was ihm sowieso schier unmöglich gewesen wäre im in den verzückten Zuckungen des Höhepunkts.


Wenn du schreibst, "zwar war das Geräusch", dann bezieht sich das "zwar" auf etwas. Zwar war er nicht hungrig, doch er setzte sich dennoch ins Restaurant. Zwar sind wir im Trash, aber ein Text muss dennoch lesbar sein (bitte verzeih mir dieses Beispiel).
Bei dir wäre der eigentlich Satz dieser: Zwar war das Geräusch hörbar, aber er war kurz vor seinem absoluten Kick. Das ist aber nicht was du sagen möchtest.

Ich würde dir in Summe zu viel kürzeren Sätzen raten und darauf achten, dass die Ereignisse in der richtigen Reihenfolge stattfinden z.B.:
Er stand kurz vor dem Höhepunkt. Ihre Hände tasteten blind umher und suchten irgendeinen Halt. Dabei berührte sie den Schalter zum Öffnen des Verdecks. Er hörte es erst, als sich die Mechanik bereits unaufhaltsam in Gang gesetzt hatte. Zu sehr war er mit seinen Sinnen gefangen gewesen. Der Höhepunkt überrollte ihn und ließ alles andere egal werden.

Und dann noch etwas viel wichtigeres: Zeitfehler!
Erster Satz Vergangenheit:
Zitat:
Weiße Blitze wie Supernova fläschten durchs rot-schwarze Nichts, was der erstaunte Betrachter seinem beginnenden fulminanten Höhepunkt zuschob.

Dritter Absatz Präsens:
Zitat:
Der Mann stößt die Frau abrupt weg und hebt daraufhin schnell den Schoß, um seinen Reißverschluss zuzubekommen. Die Frau reibt sich mit einem Taschentuch hastig den schleimigen Mund ab.


Und dieser Satz fällt völlig raus:
Zitat:
Menschlein, wie Gott sie schuf, im Adamskostüm, wie sie so blank, unverhüllt und offen nackt waren, trieben es, als befänden sie sich allein im Paradies.

Das denkt ja nicht der Mann, aber es sagt auch niemand? Der Leser weiß ja auch, was gerade gefilmt wurde...

Ich glaube, dass du die Szene gut vor deinem geistigen Auge hast. Sie ist ja auch spannend, aber da muss noch ein bisschen Arbeit ran, bevor es gut lesbar wird.

LG
Wabo
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pentz
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Beitrag26.01.2022 18:51
zwar
von pentz
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hallo freundlicher Leser,

vielen Dank für Deine konstruktive Kritik. Ich konnte in der Tat etliche übernehmen.

Was ich nicht verstehe ist aber:
kann es nicht heißen:
kurz vor seines absoluten Kick(s) - meist wird ja Genitiv vor Dativ gewählt, vor allem bei den Norddeutschen, und ich als Süddeutscher vermeide demnach Dativkonstruktionen wie Du eine vorgeschlagen hast.
kurz vor seines absoluten Kick  - kann nicht stehen? müsste demnach zwingend ein Genitiv-s kommen?
 Man kann nämlich genauso eine Genitivkonstruktion wie eine Dativkonstruktion nehmen, nicht wahr?

Deine anderen Vorschläge, vor allem die Handlungsabläufe logisch und ausführlicher zu beschreiben - ich muß nachdenken hier in diesem Fall, ich finde es hier nicht so schlimm, wie es gemacht worden ist. Aber ich weiß, ich muß mich beim Schreiben auf diesen Grundsatz immer wieder zurückbesinnen. Wie gesagt, hier nun? Nicht ganz klar.

Mit "zwar"-Einwand bin ich nicht klargekommen. "Zwar" ist wie eine fakultative Ergänzung mit einem anderen Satz, der doch da ist. Was verstehe ich also nicht?

Die Zeitsprünge - das ist eine gesonderte Problematik. Wahrscheinlich müsste ich den ganzen Text im Präsens umschreiben, dazu natürlich Partizip-Konstruktionen verwenden,  aber Präteritum ganz rauslassen. So ist es eine Form, wenn man von Präteritum plötzlich zu Präsens springt, daß man dadurch Spannung erzeugt, weil letztere Form eben unmittelbarer wahrgenommen, weil zeitlich näher, wird.

Und der letzte Einwand, daß dieser Satz nicht einer Person zuzuordnen ist - warum nicht? Es ist wie eine philosophische Ausführung des  Erzählers? Hemmt dies etwa den Fluss der Erzählung?

Freundlichst kollegiale Grüße (kommt aber hier kein Komma, oder? - lach)

der Autor
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WaboSG
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Beitrag26.01.2022 23:30

von WaboSG
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Du kannst natürlich alles machen wie du es magst. Das ist das schöne an der künstlerischen Freiheit. Mich haben nur die Zeitwechsel und dieser eine Satz völlig aus dem Erzählfluss herausgeholt.

Aber klar, kurz vor seines abolutes Kicks geht natürlich, aber dann mit S am Kick Cool

Mit "zwar" und anderen ist es so eine Sache. Ich gehöre nicht zu den reinen Schuldeutschfanatikern, aber vieles davon hat so seine Richtigkeit. In deinem Text sind an der Stelle zwei Satzkonstruktionen vermischt - auf nicht ganz glückliche Weise wie ich meine:
Zwar - Aber verbindet normalerweise zwei gleichwertige Hauptsätze. Dabei wird im "Zwarsatz" eine Richtung/Erwartung vorgegeben, die dann im "Abersatz" verändert wird. Das passiert hier im Grunde schon, aber ich stolpere drüber. Irgendetwas verbindet sich da nicht so. Vielleicht liegt es an mir als Leser?
Dazu kommt, dass der Satz durch eine temporale Nebensatzkonstruktion eingeleitet wird. Da passieren also drei Dinge und es sollte klar sein in welcher Reihenfolge:
1) Er kommt
2) das Verdeck öffnet sich
3) er bekommt 2) nicht mit
Ich bekomme da nicht den Durchblick. Vor allem, weil das Geräusch des VErdecks ja von dem Murmeln von Blondy begleitet wird. Da passiert also NOCH etwas gleichzeitig.

Ach, es ist alles nicht so einfach. Ich bleibe aber auch bei meinem Gesamteindruck, dass du weißt, was du erzählen möchtest, aber neue Gedanken nicht völlig mit den bisherigen abgleichst.

LG
Wabo
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Levo
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L
Beitrag27.01.2022 09:58

von Levo
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Ich schließe mich meinem Vorposter an.
Es passiert sehr, sehr viel gleichzeitig, aber die Reihenfolge bzw Gleichzeitigkeit gerät Dir etwas durcheinander.
Zudem habe ich ein "Problem" mit Deinem POV. Ich bin mir nicht sicher, ob Du auktorial erzählen willst oder aus der personalen Sicht des Arztes. In letzterem Falle wird er nie von sich "der Arzt" oder "der Chefarzt" sagen, denken, fühlen.
Nebenbei angemerkt, die Präposition "vor" verlangt entweder Dativ oder Akkusativ, aber nicht den Genitiv. Bei temporalen Angaben ist es der Dativ.
Ansonsten wäre ich gespannt, wie es weitergeht.
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pentz
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Beitrag27.01.2022 18:34
3. Nichts ist zu hoch, wenn man unten liegt...
von pentz
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Blacky flüstert Blondie etwas ins Ohr.
„Bei dem ist mehr zu holen! Denk nur mal an die Fotos, äh, die Aufnahmen, die wir haben.“
Blondy denkt einige Sekunden angestrengt nach, bevor er bedächtig grinsend nicken kann.
„Kapiert!“
Aber klar, diese Bilder sind Gold wert. Und klar, es ist kaum anzunehmen, daß diese geile Schwanzlutscherin seine Ehefrau ist. Wo gibt's das, daß Ehepaare in ihren piekfeinen Autos Sex miteinander haben? Dazu haben sie ihre großflächigen Schlafzimmer- oder lila-blaß-blauen Himmelbetten.
Die beiden werden jetzt eilgst dazu aufgefordert, das Auto zu verlassen und die Geiselnehmer präsentieren sich damit deutlich.
Blondy hat dünne, strähnige Haare, die ihm ungekämmt in Stirn und Gesicht hängen, während er eine richtige große Tonsur hat, fast eine Platte - ungewöhnlich für so einen jungen Kerl. Sein wildes Erscheinungsbild ängstigt unversehens, könnte ein derartig ungewöhnlicher Haarausfall dort, wo das dafür zuständige Organ ruht, doch Zeichen eines Psychopathen sein.
Aufgrund des anderen borstigen Dreitagebarts in einem kugelrunden, großen Schädel ist von diesem zunächst nur Augen und Stirn zu sehen, dann aber fällt die platte Nase mit zu großen Nasenlöchern auf und dessen Stiernackigkeit, da der Kopf übergangslos in die Schultern hineingeht, sprich kaum einen Nacken sehen lässt. Sein Anblick ist aggressiv, wütig und verhalten explosiv und Zuckungen an Händen und Armen offenbaren seine unterdrückte Nervosität und Angespanntheit.
Blondy fordert den Arzt auf, auszusteigen und als geschehen, dreht er ihn um und biegt ihm die Hände nach hinten. Dieser schreit schmerzhaft auf. „Damit Du spürst, was auf Dich zukommen kann, wenn Du Muckser machst!“ „Ja, ja, keine Gefahr!“, stammelt der Leidtragende. „Dann ist gut, Doktorchen!“
Blacky nimmt sich die Frau vor.
Er öffnet den Verschlag, hilft der Dame jedoch nicht beim Aussteigen, sondern tritt einen Schritt zurück, um diese in ihrer ganzen blühenden Erscheinungsform besser beobachten zu können, als sie mit den Beinen zuerst aus den Auto steigt und er noch befiehlt: "Hure, steig aus!" Erschrocken tut diese wieder die Beine zurück, eine Geste, die besagt, dass sie das Gegenteil dessen, was ihr befohlen worden ist, machen will. Dabei geschieht dies aus einen Schreckmoment heraus. Für Blacky aber Grund genug, regelrecht vorzustechen, sie an den Händen zu packen und aus dem Auto zu zerren.
"Dir werd' ich's zeigen!"
Aus dem Fahrzeug heraussen schleudert er sie so stark weg, dass sie in den parkplatzbegrenzenden Sträuchern landet, ein Glück, denn damit fügt sie sich nur Schürfwunden zu und nicht härtere Belessuren vom kruden Asphaltboden.
Blacky kümmert sich inzwischen um das offene Verdeck: "Wo muss man hier drücken?", und er fuchtelt an der Konsole erfolgreich herum. Mit den Autoschlüsseln schließt er das gute Stück ab und behält diesen bei sich.
Daraufhin marschieren sie im Gänsemarsch los. Es geht quer durch den Wald, einen Weg entlang, der nach unten führt, kurz vor einen kleinen Tunnel, der unter den Bahngleisen hindurchführt.
„Jetzt müssen wir uns die Hände geben, sonst könnte einer verlorengehen in den dunklen, schwarzen Schacht. Haha!“
Blondys ekliger Lacher fährt durch Mark und Bein.
„Und nun wie die Gänse hintereinander aufgestellt! - Schön! - Im Gänsemarsch, los! - Macht Euch jetzt ein bißchen kleiner!“, ist die letzte Verkündigung, bevor sie das schwarze Loch verschluckt. Händereichen, Gänsemarsch und Kleinermachen sind hilfreich, ist es doch dortdrinnen eng, niedrig und stockdunkel.
„Passt auf, daß ihr nicht auf der Kacke ausrutscht!“
Ist das ernst gemeint oder ein derber Scherz?
Nein, denn schon befinden sie sich inmitten eines bestialischen Urin- und Fäkaliengestanks, der beißend in die Nase greift. Richtig gefährlich sind aber die schwarzen, kohle- und granitartigen feuchten Gesteinsbrocken, die außerhalb die Bahndämme und hierdrinnen den Boden belegen und da zudem die Wände tropffeucht sind, kann man leicht ausrutschen, weil nicht festhalten und sich ernsthaft verletzen.
Die Abenddämmerung schützt vor unliebsamen Fragen von Fußgängern, sollten sie welchen begegnen. Nicht der Fall, ist doch Freitagabend, die Leute sitzen jetzt am Abendtisch, vor den Abendnachrichten und versuchen sich von der Arbeitswoche zu entspannen. Folglich treffen sie auf niemanden. Hinzu kommt, daß es schnell geht, liegt doch das Zielobjekt, ein Familienhaus aus den 40ern, fast direkt am Bahndamm und keine 50 Meter entfernt vom kleinem Tunnel. Eine ungepflegte, kaum geschnittene Hecke umgibt einen nicht minder vernachlässigten Garten, so daß das Haus vom Gehweg aus kaum einsehbar von der Außenwelt abgeschottet ist. Im Eingang, einer Tür, worauf ein paar Treppen führen, verschwinden die vier im kleinen Familienhaus. Idyllisch anzusehen ist dieses Refugium schon, sieht man zum Beispiel im Garten eine alte, schäpse Hundehütte, einen windschiefen, alten Geräteschuppen, ein verfallenes Treibhäuschen aus Plastik und verunkrautete, vernachlässigte, ungepflegte Beete. Ein wahres Biotop. Allerlei nicht entsorgtes Gerümpel, ausrangierte Möbel und undefinierbare Gegenstände liegen verstreut herum. Anders gesehen: Eine bleierne Stagnation hat über diesen Privatbesitz sein eisernes Mäntelchen gebreitet und im festen Griff.
Man geht nicht fehl, vom Außen aufs Innere zu schließen. Es ist zwar gemütlich, nachgerade durch das Durcheinander von verschiedensten, nicht zusammenpassenden Möbelstücken, die zwar schäbig und auf ein geschmackvolles Auge beleidigend wirken, aber gewiß nicht steif, eckig und kahl. Wäre vielleicht nur nicht das verkrustete ungewaschene Geschirr, und die verbogenen, gebrauchten und muffelnden Pizzaschachteln und die bis über den Rand herausquellenden Eimer für Papier, Bioabfall und Sondermüll, hätte man es noch als idyllisch, gemütlich und romantisch betrachten können, so aber...
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pentz
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Beiträge: 262



Beitrag30.01.2022 20:15
auf anderer seite weiter
von pentz
pdf-Datei Antworten mit Zitat

https://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=74121

ich habe versehentlich einen neuen Faden eröffnet, dort mache ich, korrigiert, weiter, danke fürs verständnis
viel spaß bei der spannung
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