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Weißer Tiger
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 19
Wohnort: Im Land der Gedanken


Beitrag16.01.2022 14:53

von Weißer Tiger
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Diese Geschichte soll nicht nur erzählerisch, sondern auch visuell vorm geistigen Auge des Lesers eine gewiße Gestalt annehmen. Der Leser findet also gewiße Filmtechniken erwähnt die der Bildgestaltung dienlich sind; doch keine Angst, Leser: du brauchst kein Experte zu sein. Wichtig ist nur daß du dir verinnerlichst daß das Folgende im Breitbildformat mit verschiedenen Bildgestaltungen versehen sein soll. So also folgt zugleich der Auftakt der in Sepia gehalten ist.
   Wir befinden uns auf einem Friedhof; es ist Tags, trübes Wetter, doch Regen ist nicht zu befürchten. Die Szenerie ist die einer normalen Urnenbeisetzung. Es haben sich die Trauernden, bestehend aus der Familie, Freunden und Bekannten, eingefunden. Das Alter der Anwesenden variiert von circa Sechzehn bis Fünfundsiebzig. Wir stehen mit ihnen am Grab. Im Vordergrund, neben dem Pfarrer von fünfundsechzig, befindet sich ein Mann, circa dreißig Jahre alt, der sich nicht von den anderen unterscheidet, mit einer Ausnahme: er ist der Tote.
   Der Pfarrer hält seine Rede, von der wir jedoch nur Bruchstücke mitbekommen werden. Wir entfernen uns mit unserer geistigen Kamera vom Pfarrer und dem Toten und geistern unter den Anwesenden herum. Diese “Fahrt” wird bis auf Weiters fortgesetzt.
   Toter:‹‹Ich hätte nicht gedacht das so viele meiner Beisetzung beiwohnen würden.››
   Pfarrer:‹‹Er war ein Mann, der schnell viele Freunde gewann...››
   Toter:‹‹Warum haben sie meine Asche nicht verstreut wie ich es wollte? Warum bin ich auf einem Friedhof? Warum nicht wenigstens auf einem Kaminsims oder ähnlichem? Warum hier?››
   Pfarrer:‹‹Er war ein sehr verständnisvoller Mensch, der auch den ein oder anderen Streit schlichtete, sogar Beziehungen rettete.››
   Der Tote geht zu seiner ungefähr fünfundfünfzigjährigen Mutter. Wir folgen ihm.
   Toter:‹‹Warum beerdigt ihr mich hier? Bedeute ich euch so wenig das ihr mich in Gegenwart einer Kirche verscharrt wie ein Hund einen Knochen?››
   Natürlich folgt keine Antwort.
   Toter:‹‹Was habe ich euch denn jemals getan das ich diese Schandtat verdiene?››
   Pfarrer:‹‹Möge er nun auf ewig ruhen; im Schose der Erde und im Reiche Christi.››
   Unser geistiges Auge pausiert auf Bodenhöhe. Die silberfarbene Urne mit Wellenmuster wird in ihr Loch abgelassen. Die Trauergemeinschaft reiht sich auf um Blumenblätter und Erde in das Loch zu werfen. Der Tote steht still daneben. Nachdem auch dies Ritual vollendet ward und man der Mutter zum wiederholten Male sein Beileid aussprach, verläßt die Trauergemeinschaft allmählich den Friedhof. Wir, zusammen mit dem Toten, gehen mit ihnen. Er läuft zu seiner weinenden Mutter die das Schlußlicht der Gemeinde bildet.
   Toter:‹‹Laß es nicht zu, das sie mich hier begraben. Ich bitte dich. Hol' mich aus diesem Loch da raus!››
   Mutter:(Schluchzend)‹‹Ich hoffe nur er wird hier seinen Frieden finden.››
   Toter:‹‹Ich werde hier keinen Frieden finden können. Nehmt mich mit.››
   Die anderen Trauernden, aus dieser Perspektive im Hintergrund dieser Szenerie befindlich, murmeln etwas das wir nicht hören. Allmählich gehen alle durch das Friedhofstor und, wie von Zauberhand, erscheinen alle außerhalb des Friedhofstores in Farbe und nicht im trüben Sepia. Der Tote kann jedoch nicht durch das Friedhofstor gehen: nicht nur Urne und sein Grab, sondern offensichtlich auch das Friedhofstor schließen ihn wortwörtlich ein. Wir bleiben mit ihm am Tor stehen. Das Bild, im Profil dieser zwei Welten betrachtet, färbt sich auf Seiten des Toten mehr und mehr zum kontrastreichen Schwarz/Weiß.
   Toter:‹‹Geht nicht. Bitte geht nicht. Laßt mich nicht allein zurück. Kommt zurück. Holt mich hier raus, nehmt mich mit. (Schluchzend) Ich bitte euch!››
   Er versucht durch die Gitter des geschlossenen Tores zu greifen, doch es mißlingt ihm. Niemand hört ihn, sieht ihn, bemerkt ihn und niemand kommt zurück. Er bleibt allein auf dem Freidhof, abgesehen von all den anderen Toten.
   Das Bild wird noch stärker Schwarz/Weiß, und wir betrachten den Toten im Profil der nun beinahe den gesamten Bildausschnitt einnimmt; im Hintergrund ist die Kirche sichtbar.
   Toter:(resigniert)‹‹Ihr seid eure Wirklichkeit. Ich bin nur eine Erinnerung. Und Erinnerungen verblassen mehr oder minder schnell und werden vergessen. So ist es halt. Doch, ich bitte euch: Erinnert euch meiner in euren Träumen! Aber: bin ich denn der Erinnerung wert? Ein jeder denkt für sich „ja“, insofern er überhaupt auf die Idee kommt sich diese Frage zu stellen, doch das Leben der Anderen geht weiter und man kann vergessen werden; doch sind auch Extreme möglich, wie jemandem über das Grab hinaus zu hassen und andere zu lieben. Eine einzige Person kann diese beiden Extreme bezüglich zweier verstorbener Parteien in sich verkörpern. Werde ich eines davon in eurem Gedankengut einnehmen, oder werde ich doch verstorben, verblichen und als solches einst gar vergessen sein? O, welch Unsicherheit überkommt mich ansichtlich dieses Gedankens; da will ich doch lieber verhasst aber in Erinnerung bleibend sein. In der Tat: Vergiß mein nicht! Doch was, bitte, soll ich dagegen tun wenn ihr es doch tut - selbst wenn mich wer hassen sollte und sich gerade deshalb entschließt keinen weiteren Gedanken an mich zu verschwenden und mich somit zu vergessen?››
   Resigniert aber langsam geht der Tote, und wir zusammen mit ihm, die wir als einzige ihm noch Gesellschaft leisten, von der er aber nichts weiß, vom Tor weg und hin zu seinem Grab. Er schaut gen Kirche und kniet sich verzweifelt zu Boden. Wir als „Publikum“, oder filmisch betrachtet, als Kamera, befinden uns circa vier Meter hinter ihm. Er nimmt, mitsamt seines Grabes, die untere Bildhälfte ein, die Kirche die obere. Unser nach wie vor, wenn auch nur noch marginal sepiahaltiges Bild, verändert sich endgültig zu Schwarz/Weiß und wird schließlich zum Negativ.
   Allmählich, frei wie ein Vogel aufsteigend und von dannen fliegend, verlassen auch wir den Toten in dieser seiner verzweifelten Haltung, in seiner neuen und finalen Einöde, und drehen uns gen Himmel, haben den Toten aber immer noch, als immer kleiner werdenen Flecken in unserem Blickfeld. Am Horizont erscheint und ertönt ein Gewitter, mitsamt Blitzen. Ist dies die Manifestation des Zornes Gottes, dem der Tote gegenüber nicht gut gesinnt ist? Ist es der Zorn des Toten höchstselbst, auf das, wenn er schon den Friedhof nicht verlassen kann, es wenigstens seine Emotionen und Gedanken vermögen? Oder ist es einfach nur ein Schauspiel der Natur welche da alles schuf und da auch alles vernichtet?
   Von hier aus, mit dem kleinen Toten und dem großen Gewitter im negativen Bilde, blenden wir ab; der gesamte Bildausschnitt wird dunkel bis er schließlich nur noch die Schwärze zeigt die uns alle eines Tages umhüllen wird, und so ganz allmählich hören wir auch keinen Donner mehr. Woran auch immer man glauben mag, so glaube, Leser, in diesem Falle an genau diese omnipräsente Schwärze mitsamt ihrer Finalität mit der diese kurze Geschichte nun beendet sei.

Weitere Werke von Weißer Tiger:


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"Alles vergeht, nur die Wahrheit allein bleibt bestehen!"

Fjódor Michailówitsch Dostojewski – Die Brüder Karamasoff

"Weil die Leute, statt des Besten aller Zeiten, immer nur das Neueste lesen, verschlammt das Zeitalter immer tiefer in seinem eigenen Dreck. Das Neue ist selten das Gute: weil das Gute nur kurze Zeit das Neue ist."

Arthur Schopenhauer
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HansGlogger
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Alter: 65
Beiträge: 606
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H
Beitrag16.01.2022 19:21

von HansGlogger
Antworten mit Zitat

Ein Text mit Potential. Auch zum Verbessern.

1. Schreibfehler. Bitte Gerold rechts über dem Editor benützen.
Falls Du die alte Rechtschreibung bevorzugst, dann halt open office (oder libre office) runterladen und dort diese einstellen.
2. Kommafehler
Beispiele:

Zitat:

Diese Geschichte soll nicht nur erzählerisch, sondern auch visuell vorm geistigen Auge des Lesers eine gewiße gewisse Gestalt annehmen. Der Leser findet also gewiße Filmtechniken erwähnt die der Bildgestaltung dienlich sind; doch keine Angst, Leser: du brauchst kein Experte zu sein. Wichtig ist nurKOMMA   daß du dir verinnerlichst KOMMA  daß das Folgende im Breitbildformat mit verschiedenen Bildgestaltungen versehen sein soll.


Recherche
Die liturgischen Texte für Beerdigungen sind im Netz zu finden, da kommt das unten Stehende eher nicht vor. Die "Rede" des Pfarrers heißt Ansprache.

Zitat:

   Pfarrer:‹‹Möge er nun auf ewig ruhen; im Schose Schosse der Erde und im Reiche Christi.››
 


Erzählperspektive:
Das direkte Ansprechen des Lesers würde ich weglassen
Zitat:

   Unser geistiges Auge pausiert auf Bodenhöhe.
 


Sprache: Die einzelnen, veraltet klingenden Wort-Sprengsel sind IMHO unpassend. Wenn, dann muss diese Sprache konsequent durchgehalten werden.
Zitat:

höchstselbst
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Fistandantilus
Geschlecht:männlichWeltenwanderer

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Beitrag16.01.2022 20:28

von Fistandantilus
Antworten mit Zitat

Ich stimme Hans zu, ein Text mit so vielen Rechtschreib- und Kommafehlern liest sich insgesamt nicht gut. Ich ergänze seine Ausführung in blau:
HansGlogger hat Folgendes geschrieben:

Zitat:

Diese Geschichte soll nicht nur erzählerisch, sondern auch visuell vorm geistigen Auge des Lesers eine gewiße gewisse Gestalt annehmen. Der Leser findet also gewiße gewisse [zudem Doppelung "gewisse"] Filmtechniken erwähnt Komma die der Bildgestaltung dienlich sind; doch keine Angst, Leser: dDu brauchst kein Experte zu sein. Wichtig ist nurKOMMA   daß dass du dir verinnerlichst KOMMA  daß dass das Folgende im Breitbildformat mit verschiedenen Bildgestaltungen versehen sein soll.


Zitat:

   Pfarrer:‹‹Möge er nun auf ewig ruhen; im Schose Schosse Schoße der Erde und im Reiche Christi.››
 


Bei der direkten Rede benutzt du die falschen Guillemets, die Spitzen gehören nach innen, also »«.
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Weißer Tiger
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 19
Wohnort: Im Land der Gedanken


Beitrag17.01.2022 13:08

von Weißer Tiger
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Die Interpunktion ist ganz genau so gestaltet vorgenommen wie ich sie haben will; daß gilt auch für die Wortwahl im allgemeinen. Selbiges gilt für die Rechtschreibung, da ich die neue Rechtschreibung per sé nicht nutze und an sich auch unnütz finde. Das mit den Guillemets kann ich ja ändern.

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Fjódor Michailówitsch Dostojewski – Die Brüder Karamasoff

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anderswolf
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1069



Beitrag18.01.2022 15:36

von anderswolf
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Interessante Technik, nicht eine Geschichte zu erzählen, sondern gewissermaßen die verfilmte Version davon. Als Leser frage ich mich, ob diese bestimmte Perspektive einen Hintergrund, eine Absicht besitzt, die sich mir akut nicht erschließt. Vielleicht soll es die Distanz zum Dargestellten beeinflussen: als Leser einer Beschreibung einer filmartigen Szene habe ich natürlich eine andere Wahrnehmung vom Erzählten, als wenn ich der Perspektive des Toten oder eines Trauergastes folge. Gleichzeitig kann nur durch die Filmversion der Farbwechsel bruchlos erzählt werden, und ich glaube, darauf kam es der Geschichte überhaupt an.

Denn die Geschichte selbst ist ja so außergewöhnlich nicht. Normale Urnenbeisetzung halt (darin fast langweilig stereotyp) und der Tote findet seinen Frieden auf dem Friedhof nicht.

Sprachlich überwiegend in überhöhtem Ton, teilweise bemüht alt, an ein, zwei Stellen etwas salopp und dadurch irritativ ausbrechend. Der große Monolog später findet keinen Bogen zum Rest der Geschichte: der Tote will anfangs nur nicht auf dem Friedhof landen, später geht es ihm vor allem darum, nicht vergessen zu werden. Ein ungebrochener Übergang vom einen zum anderen Wollen ist nicht erkennbar.

Was Interpunktion und Rechtschreibung angeht: kann man machen, wird so mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht veröffentlicht werden. Als Leser hat es mich nur begrenzt gestört, dazu hat die Geschichte selbst zu viele Baustellen, als dass ich mich an der Rechtschreibung aufhängen würde. Es senkt aber sicherlich die Bereitschaft potentieller Lesys, sich überhaupt mit der Geschichte zu beschäftigen, wenn Rechtschreibung und Orthografie ohne Not von der Konvention abweichen, weil sich das Publikum dann vielleicht wirklich mehr mit der Verpackung als mit dem Inhalt beschäftigt.
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Nachtvogel
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 32
Beiträge: 117
Wohnort: Münster


Beitrag20.01.2022 00:18

von Nachtvogel
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Weißer Tiger hat Folgendes geschrieben:
Die Interpunktion ist ganz genau so gestaltet vorgenommen wie ich sie haben will; daß gilt auch für die Wortwahl im allgemeinen. Selbiges gilt für die Rechtschreibung, da ich die neue Rechtschreibung per sé nicht nutze und an sich auch unnütz finde. Das mit den Guillemets kann ich ja ändern.

Du setzt also ganz bewusst zwischen Haupt- und Nebensatz, bei Relativsätzen und bei erweiterten Infinitiven kein Komma? Okay, das kannst du natürlich so für dich entscheiden, aber ich verstehe den Sinn dahinter nicht.  Und ich glaube auch, dass du dir selbst damit keinen Gefallen tust, denn im Endeffekt vergraulst du dir potenzielle Leserschaft, die durch die fehlerhafte Interpunktion immer wieder in ihrem Lesefluss gestört wird.

Den Ansatz der Geschichte finde ich interessant. Die Verzweiflung des Toten  kann ich gut nachfühlen. Ich überlege noch, ob die Erzählperspektive (also die Kamera/das Filmische) wirklich ideal für diese Geschichte ist. Aber das Bild, dass der Friedhof in Sepia und zum Schluss ganz in schwarzweiß gehalten ist, während außerhalb des Friedhofs alles farbig ist, finde ich gut.
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Fistandantilus
Geschlecht:männlichWeltenwanderer

Alter: 43
Beiträge: 817
Wohnort: Augsburg
DSFo-Sponsor


Beitrag20.01.2022 13:56

von Fistandantilus
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Weißer Tiger hat Folgendes geschrieben:
Die Interpunktion ist ganz genau so gestaltet vorgenommen wie ich sie haben will; daß gilt auch für die Wortwahl im allgemeinen. Selbiges gilt für die Rechtschreibung, da ich die neue Rechtschreibung per sé nicht nutze und an sich auch unnütz finde.

Ich verstehe diese Haltung ebenso wenig wie meine Vorposter.
Sätze wie, um nur ein paar Stellen herauszupflücken,
Zitat:
Ich hätte nicht gedacht das so viele meiner Beisetzung beiwohnen würden.

Zitat:
Bedeute ich euch so wenig das ihr mich in Gegenwart einer Kirche verscharrt

Zitat:
im Schose der Erde

sind auch nach der alten Rechtschreibung falsch (von der Kommasetzung einmal ganz abgesehen). Also warum darauf beharren? Falsch bleibt falsch. Klar, es klingelt jetzt keine Sprachpolizei bei dir mit dem Verweis auf Richtigstellung, aber in einem Schriftstellerforum finde ich diese Einstellung unangebracht.
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Weißer Tiger
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 19
Wohnort: Im Land der Gedanken


Beitrag20.01.2022 15:39

von Weißer Tiger
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Ich werde die Kommas hier und da nochmal korrigieren. Bloß das ich dies nicht im Quelltext verbessere. Sämtliche eventuellen weiteren Posts diesbezüglich, mögen dies bitte zur Kenntnis nehmen, oder bleiben besser noch, ganz aus.

@ Nachtvogel & @ anderswolf: Die visuelle Gestaltung ist meinerseits gezielt gewählt worden. Zunächst sei angemerkt, daß dies Geschichtchen ursprünglich ein Kurzfilmdrehbuch war, welches ich kurzerhand umschrieb.
Ich bin ein großer Filmfreund, und eine große Inspiration hierzu lieferte unter anderem Stan Brakhages Film The Dead. Natürlich muß er ausgerechnet so heißen.
Damit wollte ich aber außerdem ein Spielchen wagen, namentlich die Fantasie des Lesers dahingehend zu lenken und regelrecht einzusperren wie es der Tote auf dem Friedhof, ja auch in seiner Urne, ist. Er sollte mit des Toten Augen sehen, wobei die visuelle Gestaltung dem Ganzen etwas Farbe gibt, die im Laufe der Geschichte mehr und mehr schwindet und sich, via Negativ, gar in ihr Gegenteil verwandelt. Dies ist freilich via Einbeziehung filmischer Techniken leichter zu vermitteln.

@ anderswolf, bzgl. überhöhtem Ton:

(Für die, die nicht einen Großteil dieses Werkes Sinnes buchstabiert bekommen, sondern sich eigene Gedanken dazu machen wollen, markiere ich Folgendes bewußt als Spoiler.

Auch dies war kein Zufall, sondern Planung und Sinn dessen. Denn so wie der Tote eingesperrt ist, die Trauernden aber nicht, so folgt der überhöhte Ton dem Konzept der Gegenteilsdarstellung im Sinne einer "Tiefendimension", dem räumlichen Konzept des Friedhofes an und für sich, soll heißen: er ist und bleibt auf Erden gefangen, dies wird gar übersteigert indem ich darauf hinweise, daß der Tote: mitsamt seines Grabes, die untere Bildhälfte einnimmt, die Kirche die obere.. Eine weitere Ebene dessen ist das Aufzeigen seiner Gefangeschaft im Vergleich zu Oben / Unten: Er, der stetig unten bleiben muß (Oder gar noch tiefer, bezieht man die Urne mit ein), steht im Gegensatz zur Kamera die am Schluß als einzige aus diesem Rahmen ausbrechen kann, denn:

Allmählich, frei wie ein Vogel aufsteigend und von dannen fliegend, verlassen auch wir den Toten in dieser seiner verzweifelten Haltung, in seiner neuen und finalen Einöde, und drehen uns gen Himmel, haben den Toten aber immer noch, als immer kleiner werdenen Flecken in unserem Blickfeld.
Im diesem Satz werden die entsprechenden Proportionen unmißverständlich benannt, und durch die Bewegung der Kamera wird weiterhin ihre räumliche Perspektivität aufgezeigt, indem der Tote ein immer kleiner werdender Fleck wird.

Desweiteren: Der große Monolog später findet keinen Bogen zum Rest der Geschichte: der Tote will anfangs nur nicht auf dem Friedhof landen, später geht es ihm vor allem darum, nicht vergessen zu werden. Ein ungebrochener Übergang vom einen zum anderen Wollen ist nicht erkennbar.

Falsch. Ersteres ist etwas das der Familie bekannt war, und ein Befolgen dessen blieb aus. Letzteres ist ein allzumenschliches Wollen und dessen Erfüllung liegt in Niemandes eigener Macht, denn es sind die anderen, die Hinterbliebenen, die sich erinnern, oder den Verstorbenen dem Vergessen anheimgeben. Das heißt, "beide Wollen" liegen in des Toten (in jedermanns!) Ermessen, doch die Erfüllung beider, eben nicht, denn diese obliegt den Hinterbliebenen! Darum auch meine Klassifizierung der Geschichte als Horror: nicht nur der Horror des vergessen-werdens, sondern auch der Horror daß die entsprechenden Wünsche, wie zum Beispiel die entsprechende Beisetzungsart (Verstreuung der Asche oder artverwandtes) nicht berücksichtigt wird.
Man bedenke auch, daß der Tote sich mit seiner Lage abfinden muß, also auch mit der Tatsache das er, wider Willens, auf einem Friedhof begraben ist, es ihm aber am meisten wurmt das er vergessen werden könne.
Fühlt sich dabei irgendwer an ein Zitat aus Freddy vs Jason erinnert?  Being dead wasn't a problem, but being forgotten, now that's a BITCH. Dieser Verweis ist allerdings Zufall und war so, beim Schreiben, nicht bedacht worden.


PS: Wieso kann ich eigentlich in einem Spoilerabschnitt keine quote/unquote einfügen, so daß ich alles rezitierte kursiv schreiben muß?


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Seth Gecko
Geschlecht:männlichLeseratte


Beiträge: 131
Wohnort: Neu-Bielefeld


Beitrag20.01.2022 19:12

von Seth Gecko
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Moin, Weißer Tiger,
und danke für Deine Geschichte.

Beim Tag "Horror" wurde ich aufmerksam, da ich mich selbst gerade an diesem Genre ausprobiere.
Fernab jeder vorangestellten Grammatik- oder Interpunktionsfrage funktioniert Dein Text für mich leider nicht so, wie er es könnte. Denn das Thema finde ich durchaus interessant.
MMn zwingst Du der Leserschaft durch die Vorgabe der "Kameraperspektive" zu viel auf und reißt sie gleichzeitig jedes Mal beim Erwähnen derselbigen aus dem Geschehen. Zumindest ging es mir so.
Es liest sich wie ein Hybrid aus Drehbuch und KG, bloß unfertig auf beiden Seiten. Das sorgt bei mir leider dafür, dass keine richtige Spannung aufkommen will.
Dann hat mich noch folgende Frage beschäftigt: Zu welcher Zeit soll die Geschichte spielen? Das wurde für mich nicht klar herausgearbeitet und machte es noch schwerer, mir das Ganze bildlich vorzustellen. Während des Monologs sagt dein Prota etwas wie: O, welch Unsicherheit überkommt mich ansichtlich dieses Gedankens; da will ich doch lieber verhasst aber in Erinnerung bleibend sein.
Das klingt dann doch eher wie klassisches Drama auf der Theaterbühne, so redet niemand mehr in der heutigen Zeit, nicht wahr?

Alles in allem glaube ich, dass wenn Du den filmischen Aspekt weglassen und die Geschichte in eine reine KG umschreiben würdest, die Projektoren des "Kopfkinos" Deiner Leser von ganz allein anspringen würden. Und auf jeder einzelnen Leinwand findet sich Dein "Film" in Farbe, Sepia und Schwarz-Weiss. Wink

Wenn Du etwas von meinem Kommentar hilfreich fandest, freue ich mich.

Beste Grüße,
Seth


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Seth Gecko
Geschlecht:männlichLeseratte


Beiträge: 131
Wohnort: Neu-Bielefeld


Beitrag20.01.2022 19:16

von Seth Gecko
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Den Titel Deiner Geschichte verstehe ich übrigens nicht. Vielleicht bin ich zu blöd? Embarassed Kannst Du mir den bitte erklären?

Vielen Dank und beste Grüße
Seth


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Friedrich Dürrenmatt
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Irony-of-Destiny
Gänsefüßchen
I


Beiträge: 26



I
Beitrag24.01.2022 18:12

von Irony-of-Destiny
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Hallo Weißer Tiger,

ich verstehe die Kritik der anderen.
Muss aber hier aber auch mitteilen, was ich sehr positiv fand.

Deine visuelle Darstellungsweise, finde ich gut gelungen, da der Leser sich ein ein hervorangendes Bild/ eine "schöne" Vorstellung von der Situation machen kann. Auch die Farben finde ich zum Thema sehr passend gehalten und die Veränderung der Farbgebung hat mir auch gefallen.

Ich verstehe, dass der "Horror" darin liegt tot zu sein, sich nicht mitteilen zu können, Menschen etwas mit dem "Körper" machen, was man sich eigentlich nie wollte und natürlich die Angst davor vergessen zu werden.
Vll. hätte man hier den Fokus noch mehr darauf legen können, sich noch etwas zu überlegen, um hier mehr Spannung aufzubauen, gerade mit der Sache die den "Körper" angeht.

Bei der Angst vergessen zu werden, stellt sich mir die Frage: Warum hat der Geist Angst vergessen zu werden? Hat er z.B. Angst davor nichts "wertvolles" in diese Welt gebracht zu haben, obwohl er es sich immer gewünscht hat?
Da es, so wie du sagst, den Geist am meisten "wurmt", wäre es in deiner Geschichte gut gewesen noch mehr darauf einzugehen, damit der Leser mehr erkennt. Nicht nur visuell, sondern auch noch ausdrücklich die Gedanken/Gefühle des Geistes.


_________________
“Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, daß er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.”

― Friedrich Nietzsche, Beyond Good and Evil
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Weißer Tiger
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 19
Wohnort: Im Land der Gedanken


Beitrag25.01.2022 14:27

von Weißer Tiger
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@ Seth Gecko: Das Aufzwingen, wie du es zurecht nennst, ist meinerseits ja beabsichtigt gewesen, wie ich in dem Post vom 20.01. sagte. Die Zeit in der die Geschichte spielt ist omnipräsent; sie kann zu jeder Zeit spielen, da die behandelte Thematik zeitlos ist. So sehe ich das zumindest. Auch des Toten Ausdrucksweise ist gezielt so formuliert.

Bzgl. Horror: Ich bin formvollendet unfähig eine Gruselgeschichte zu schreiben. (das was man sich generell darunter vorstellt). Da ich mich selbst, in diesem Sinne, nicht erschrecken kann. Bei mir fruchtet Horror am effektivsten wenn er sich auf der mentalen, psychologischen Ebene abspielt, und ins philosophische geht; auf das man darüber nachdenkt. Ist es da ein Wunder das ich Silent Hill 1 & 2 (Videospiel) so liebe? Verwundert da meine Verehrung von John Carpenters Das Ding aus einer anderen Welt, der filmischen Darstellung des perfekten Killers? Auch liebe ich The Return of the living Dead in welchem ebenfalls vom Schmerz der Toten gesprochen wird, allerdings auf andere Weise, welche, ebenso wie meine Herangehensweise an diese Thematik, für mich der pure Horror ist. Gerade drum ja steht benannter Film auf der Liste der meistgesehenen Filme meines Lebens.

Der Titel wird sogar im Monolog des Toten erklärt. Lies ihn mal genauer. Wenn du nicht magst, hier die Antwort Verstorben, verblichen, vergessen

@ Destiny: Die Angst vergessen zu werden ist allzu menschlich und zumeist, so heißt es, erinnern sich die Menschen an das letzte was einer tat/sagte. (Obwohl das nicht unbedingt stimmen muß, und wohl ganz auf das Verhältnis des Toten/Erinnerers ankommen wird, wie ich meine). Ich ließ seine Vergangenheit und Taten ganz bewußt im Dunkeln, denn so weiß niemand was er tat, oder was nicht, und ob man sich deshalb an ihn erinnern wird, beziehungsweise sollte, oder dies eben nicht tut. Der Tote ist ganz gezielt sehr eindimensional gehalten, auf das der Leser sich diese Frage, "Wird man sich meiner erinnern?" selbst stellen soll, doch dieser Frage greift noch eine andere Frage vor: "Bin ich des Erinnerns wert?", die sich der Tote auch selbst stellt. Nun mag, wie er auch sagt, jeder für sich sagen "Ja!", aber ist dem auch wirklich so? Das kann er nicht wissen, und er wird es auch nie. Und die Entscheidung trifft nicht er. Und gerade hierin liegt für mich der Horror.


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