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Autor |
Nachricht |
Hera Klit Eselsohr
Alter: 61 Beiträge: 443
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27.12.2021 12:09 Weder Nachtigall, noch Lerche von Hera Klit
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Gefangen im Jahrkreis
christlicher Feste.
Kind rechtmäßig getauft.
Wechselspiel von Urlaub
im Toskanischen
oder Provence mit
sauren Wochen im
verhassten Büro.
Erduldet des Kindes Zahnwechsel.
Erduldet die Nervenschwäche der Frau.
Manch‘ lustige
Fernsehshow gemeinsam
ertragen.
Die Rechte der Schwiegermutter,
soweit möglich geachtet.
Mit dem Schwiegervater
auf Brüderschaft getrunken.
Pflichten auferlegt,
inneres Kind gebändigt.
Bausparverträge abgeschlossen.
Haus, Garten, muss sein,
das darf erwartet werden.
Sieben Gitarren angeschafft,
ohne Muse sie zu spielen.
Der Hund zerrt an der Leine,
will ohne Frauchen nicht
spazieren gehen.
Alkohol ist nie eine Lösung,
nur nicht zu Vaters
Karikatur verkommen.
Nachts allein mit dem
TV ohne Ton,
die Warumfrage gestellt.
Die Frau enttäuscht
in unruhigem Schlaf,
im Ehebett allein.
Man ist nicht der, den
man ihr versprach.
Die Mauern wachsen.
Auf ihren Fall darf
kaum noch gehofft werden.
Irgendwann geschieht
aus Verzweiflung
ein kettensprengender,
unverzeihlicher
Fehler.
Man küsst eine andere,
die man auch nicht meint
und lässt sich erwischen.
Einem Kniefall
wird stattgegeben.
Es geht weiter.
Es ist, was es ist,
weder Nachtigall noch Lerche.
Sphinxnatur,
Rätsel ungelöst.
Doch schließlich kommt
es unerwartet zum Rauswurf,
man zeigte sich zu deutlich.
Nun, in der erträumten
Existenz in einer kleinen
Stadtwohnung mit Blick
aufs Theater.
Auch irgendwie eine beschissene
Situation, aber mit Aussichten.
Für den Fall wurde
es versäumt, sich einen Plan
zu machen.
Zunächst muss die
Vergangenheit aus dem
Herzen gerissen werden
für einen Neuanfang.
Ein paar fitte Jahre sollten
noch bleiben,
ums besser zu machen.
Sieben Gitarren
wandern durch die Hand.
Ein Schreibblock, aufgeschlagen
für den Musenkuss.
Und die Liebe ist frei,
nicht verboten.
Yes, entfährt dem Mund.
Hera Klit, Dezember 2021
Weitere Werke von Hera Klit:
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Gast
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27.12.2021 21:30
von Gast
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Hallo Hera,
als Prosaschreiber habe ich keinen richtigen Bezug zur Lyrik, insbesondere, wenn es zu hymnisch zugeht. Aber diese Zeilen fand ich gut!
Spontan fiel mir dann eine sehr prosaische Fortsetzung ein:
Freiheit mit
Bindungslosigkeit
verwechselt.
Liebe: eine Chimäre der Jugend,
eine Sache der Hormone,
die nicht mehr recht stauen.
Und die Muse?
Hat sich bald wieder verzogen,
ohne Kuss.
Shit!
LG
DLurie
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Hera Klit Eselsohr
Alter: 61 Beiträge: 443
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27.12.2021 21:44
von Hera Klit
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Vielen Dank DLurie, für deinen Kommentar und deine Weiterdichtung.
Es geht in meinem Gedicht auch um Selbstfindung in der geschlechtlichen Orientierung.
Außerdem stimmst du mir doch sicher zu, dass Liebe in jedem Alter möglich ist und nicht ausschließlich der Jugend vorbehalten bleibt.
LG Hera
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Gast
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28.12.2021 12:03
von Gast
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Moin Hera,
Hera Klit hat Folgendes geschrieben: |
Es geht in meinem Gedicht auch um Selbstfindung in der geschlechtlichen Orientierung. |
Ach so - diesen Aspekt hatte ich jetzt nicht auf dem Schirm . Für mich las sich das wie der gut auf den Punkt gebrachte Klassiker des Zusammenbruchs einer traditionellen Ehe.
Hera Klit hat Folgendes geschrieben: |
Außerdem stimmst du mir doch sicher zu, dass Liebe in jedem Alter möglich ist und nicht ausschließlich der Jugend vorbehalten bleibt. |
Ja schon, aber in deinem Kontext geht es ja um die Befreiung der verbotenen Liebe nach dem Über-Bord-Schmeißen der Spießbürger-Existenz. Damit betonst du in meinem Verständnis doch den sexuellen Aspekt. Und da gibt es in meiner Erfahrung einige altersbedingte Verschiebungen des Konzepts der Liebe.
LG
DLurie
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Krempoli Schneckenpost
K
Beiträge: 5
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K 31.12.2021 01:37
von Krempoli
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Geiles Gedicht
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Pickman Plottdrossel
Beiträge: 2267 Wohnort: Zwischen Prodesse und Delectare
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31.12.2021 12:28
von Pickman
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Hi Hera Klit,
gefällt mir, auch dieses Gedicht.
Lyrik ist nicht so ganz mein Ding, deshalb nur eine Anmerkung: Kann es sein, dass Du "Muse" schriebst, während Du "Muße" dachtest?
Cheers
Pickman
_________________ Tempus fugit. |
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Hera Klit Eselsohr
Alter: 61 Beiträge: 443
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31.12.2021 12:47
von Hera Klit
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Lieber Pickman,
ich meinte schon:
Mu·se
/ˈmuːzə,Múse/
Substantiv, feminin [die]GRIECHISCHE MYTHOLOGIE
eine der neun griechischen Göttinnen der Künste
LG Hera
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Pickman Plottdrossel
Beiträge: 2267 Wohnort: Zwischen Prodesse und Delectare
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03.01.2022 10:38
von Pickman
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Liebe Hera,
danke. Das macht es für mich schwierig, die Stelle zu interpretieren, aber Lyrik ist eh nicht mein Spezialität.
Liebe Grüße
Pickman
_________________ Tempus fugit. |
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