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Katastrophe


 
 
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Pheedor
Geschlecht:männlichErklärbär
P


Beiträge: 4



P
Beitrag30.11.2021 16:46
Katastrophe
von Pheedor
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Da hat sich im Haus der Familie Wohlstand ein unangenehmer Dauergast eingeschlichen, der sich nicht abweisen läßt. Er widersteht allen gegen ihn gerichteten Maßnahmen indem er sie als Fetisch offenlegt und sich ihnen anpaßt, mithin er auf eine ihm gefällige lange Anwesenheit besteht. Familie Wohlstand erfährt, daß der Eindringling hier ist, um Rache zu üben für alles, was der Wohlstand der Natur angetan, und so lange bleiben wird, bis sich dergleichen geändert hat. Und das wird sehr lange dauern, weil Familie Wohlstand das nicht einsieht, also richtet sie sich auf eine Dauerbesetzung ein, der sie zum Opfer fallen wird.

Doch erschien der Gast nicht als der Gevatter in schwarzem Umhang mit Sense, sondern als kleiner Junge dunkler Hautfarbe, der mit Gesten zu verstehen gab, daß er zu essen und zu trinken bedurfte. Da erschrak die Familie, daß es so was gab...

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Selanna
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1146
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag30.11.2021 18:05

von Selanna
Antworten mit Zitat

Hallo Pheedor,
ein sehr metaphorischer Text, bei dem ich mir gar nicht so sicher bin, ob er genug Informationen enthält, dass ich ihn interpretieren kann. Die „Familie Wohlstand“ sind wohl wir, die reiche westliche Welt. Der unangenehme „Dauergast“, der sich eingeschlichen hat, könnte Covid19 sein. Gegen das Virus werden ja „Maßnahmen“ getroffen, die die Krankheit noch nicht eindämmen konnten. Masken zu tragen, könnte man im weitesten Sinne auch als „Fetisch“ bezeichnen. Nur ist das Virus kein „Eindringling“, der „Rache“ übt, erst recht nicht für das, was der „Wohlstand“ der „Natur“ antat. Also ist das Bild entweder schief oder ich liege mit Covid19 falsch.
Vllt ist das Bild eher auf die Flüchtlingskatastrophe bezogen? Man könnte die Geflüchteten, je nach dem welchem politischen Lager man angehört, auch als „Dauergast“ oder als „Eindringling“ auffassen. Was haben aber die Maßnahmen, die Flüchtlingsströme zu unterbinden, mit einem Fetisch zu tun? Ist Frontex ein Fetisch? Dass tausende Menschen im Mittelmeer ertrinken oder an der polnisch-belarusischen Grenze verzweifeln? Da bekomme ich den Bezug nicht hin. Die Fluchtursachen sind in der Tat häufig Naturkatastrophen, und wenn man viele gedankliche Hürden nimmt und Haken schlägt, könnte man das auf verquere Art auch als „Rache üben“ bezeichnen - auch wenn ich persönlich das unlogisch finde. Dass das „so lange bleiben wird“, bis sich die Natur (?) wieder erholt, finde ich rein geowissenschaftlich betrachtet unsinnig, denn das Rad der Zeit kann man nicht mehr zurückdrehen, aber dass wir unseren westlichen Wohlstand nicht zugleich mit unseren Werten behalten können, wenn die Flüchtlingsströme erst richtig einsetzen, stimmt wahrscheinlich, also wird der Wohlstand dem „zum Opfer fallen“.
Der „Gevatter in schwarzem Umhang“ ist der Gevatter Tod, das würde auch wieder zu Covid19 passen, aber dann schreibst Du klar „kleiner Junge dunkler Hautfarbe“, also interpretiere ich den Text wieder in Richtung Flüchtlingskatastrophe. Aber was hat der kleine Junge mit dem Sensenmann zu tun? Er wird ja wohl kaum die Familie Wohlstand töten, oder? Ich begreife es nicht.
Der Junge hat grundlegende Bedürfnisse, die er an die westliche Welt stellt. Warum erschrickt die Familie? Über die grundlegenden Bedürfnisse? Wohl kaum, die hat jeder Mensch. Wohl eher, dass noch jemand außer ihnen auf der Welt ist, der auch Bedürfnisse hat, also erschrecken sie allein über seine Existenz an sich.
Die Grundaussage des Textes ist in meiner Lesart also, dass Menschen aus ärmeren Regionen zu Menschen in reiche Regionen kommen und dort bleiben und die privilegierten Menschen allein über die Existenz ärmerer Menschen staunen.
Was ich allerdings unsinnig finde, ist die Sequenz über Rache und die Rückänderung der Natur. Mit der misslungenen (?) Analogie zwischen Gevatter Tod und einem Flüchtlingsjungen kann ich auch nichts anfangen. Habe ich da etwas nicht verstanden?

Zur Metaphorik: Mir ist die Metaphorik etwas zu verklausuliert bzw. zu wenig eindeutig. Der Text bricht ein globales Problem auf die Familienebene herunter, ein guter Ansatz, aber die Fluchtursache bleibt global (Naturkatastrophen weltweit). Da sprengt ein Element den gesetzten Rahmen. Müsste bei dieser Art des Herunterbrechens die Fluchtursache nicht die Natur, sondern irgendetwas im Nachbargarten sein? Vllt ist das Nachbarhaus abgebrannt? Dann wäre es auf derselben Ebene.
Dann: Einerseits ist die Familie tatsächlich eine Familie mit Namen Wohlstand, die eine Person aufnimmt. Es geht also um Menschen, die für einen abstrakten Begriff stehen. Auf der anderen Seite gibt es in dem Text keine tatsächliche Familie, sondern nur den Begriff „Wohlstand“ an sich, denn nur der Wohlstand wird den Naturveränderungen und den Folgen zum Opfer fallen, nicht aber die Familie als Vater, Mutter, Kind, die einen Jungen als Dauergast haben. Es sei denn, der kleine Junge ist wirklich der personifizierte Tod und schlachtet die Familie ab? Diese Analogie bzw. diese Metapher, wenn sie so gemeint sein sollte, das wäre einfach nur geschmacklos.

Insgesamt ein Kürzesttext, eine Metapher, die aber nicht exakt trifft, sondern ein wenig herumschlingert. Ein bisschen Schleifen täte ihr sicher noch gut, insbesondere die Rache-Idee könnte man streichen/verändern. Auch wie der kleine Junge agiert und mit was Du ihn gleichsetzt, das finde ich ziemlich schwierig. Je länger ich darüber nachdenke, desto schwieriger finde ich es. Also ... ich weiß nicht ... mir sagt die Bildwahl des Textes leider nicht zu.
Liebe Grüße
Selanna


_________________
Nur ein mittelmäßiger Mensch ist immer in Hochform. - William Somerset Maugham
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Irony-of-Destiny
Gänsefüßchen
I


Beiträge: 26



I
Beitrag08.01.2022 14:54

von Irony-of-Destiny
Antworten mit Zitat

Hallo Pheedor,

ich kann Selanna da nur zustimmen.

Ich denke, dass du hier entweder die Sachen etwas klarer hättest umschreiben müssen oder generell mehr und ausführlicher Schreiben müssen, sodass dem Leser keine Fragen mehr aufkommen. Es wirkt daher ein wenig kryptisch. Ich denke eine etwas längere Prosa wäre hier hilfreicher gewesen, da wir als Leser auch nur einen Ausschnitt sehen.

Es hilft auch seine eigene Welt zu öffnen und sich versuchen in den Leser hineinzuversetzen. Sowas fällt mir ehrlich gesagt auch nicht leicht.

Ich finde aber gut, dass du einen sehr eigenen Schreibstil hast, es macht dich unverwechselbar. Von daher finde ich es auch nicht schlimm unübliche Bilder zu verwenden, sofern sie für den Leser verständlich sind.


Liebe Grüße

I of D


_________________
“Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, daß er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.”

― Friedrich Nietzsche, Beyond Good and Evil
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WaboSG
Geschlecht:männlichSchneckenpost
W

Alter: 37
Beiträge: 14
Wohnort: Konstanz


W
Beitrag25.01.2022 15:30
Eine andere Interpretation
von WaboSG
Antworten mit Zitat

Hallo Pheedor,

für mich hört sich der Dauergast des Wohlstands nach Konsum und Verschwendung an. Fahrradfetisch bei Privathaushalten obwohl 2/3 der Energie durch Wirtschaftsunternehmen verbraucht werden, das gleiche bei Plastikverpackungen und Antibiotika.
Die Verschwendung wird aber Rache üben, indem die Felder verdorren, da Monokulturen die Natur zerstören und Keime entstehen, die antibiotikaresistent sind. Solange der Exzess fortbesteht wird die Bedrohung größer werden, doch der Exzess wird nicht kleiner, weil Firmen die „green“ sind ebenso Wirtschaftsunternehmen sind, wie alle anderen auch. Irgendwer muss die Schuhe ja zusammennähen, oder so ähnlich.
Eine Recyclingindustrie setzt ja weiterhin Müllberge voraus, die es zu recyceln gilt…
Der Tod wäre die Massenvernichtung, doch die tritt nicht so ein. Die Verschwendung tötet nicht den Westen, sondern andere. Wir erhalten die Quittung, indem in Afrika Kinder verhungern und verdursten, während Nestle weiterhin das Grundrecht auf Trinkwasser zu verhindern sucht. Und während wir Turnschuhe für 10,-EUR kaufen sind wir verwundert, dass so etwas wie Armut existiert...

Trifft diese Interpretation einigermaßen zu?
Wenn ja, habe ich deinen Text verstanden, doch auch ich musste dreimal nachlesen. Wenn es eine Lektion geben soll, könnte sie offensichtlicher sein. Vor allem der Tod und der kleine Junge tauchen aus dem Nichts aus, dabei sind sie doch Teil der Rache, oder?
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