Warum Trilogien?

[BrianG]

Zum Thema Trilogien, die erst später dazu wurden, fallen mir ehrlich gesagt mehr Film-Beispiele als solche aus der Buch-Welt ein.

"Matrix", zum Beispiel. Brillanter Einzelfilm. Über die Teile 2+3 sprechen wir nicht.

"Fluch der Karibik" ebenfalls: Film 1 funktioniert für sich genommen, die Teile 2 und 3 hängen eng zusammen. Über die weiteren Machwerke sprechen wir nicht.

Oder "Zurück in die Zukunft". Der erste Teil kann für sich alleine stehen. Zemeckis/Gale zufolge war das "To be continued" am Ende sogar nur ein Gag. Sie behaupten, hätten sie tatsächlich an Fortsetzungen geglaubt, hätten sie Martys Freundin Jennifer nicht mit in den DeLorean steigen lassen. (Wenn man sich ansieht, was sie in Teil zwei zu tun hat - zwischen nix und gar nix - wirkt das sogar plausibel).

Über Star wars brauch ich nicht reden. Das, was heute als "Eine neue Hoffnung" bekannt ist, funktioniert auch alleine. Und auch wenn George Lucas im Lauf der Jahrzehnte widersprüchliche Behauptungen aufgestellt hat ("Nur ein Film" - "Nein, neun Teile" - "Ach was, sogar zwölf" - "Nö, nur die Prequels, sonst nichts. Aber das war alles von Anfang an geplant"), hat erst der Cliffhanger von "Das Imperium schlägt zurück" die (ursprüngliche) Trilogie erzwungen.

Aber das ist dann schon arg off-topic.

[Maunzilla]

Bei Filmen ist das leicht zu erklären: diese werden ausschließlich wegen des Geldes produziert und dahinter stecken viele Leute/Firmen, die mitentscheiden. Fortsetzungen sind billiger, weil man die ganzen Sets und Kostüme größtenteils wiederverwenden kann, und das Produktionsteam gut eingespielt ist.

(Was die Leute alle an "Matrix" finden, werde ich nie verstehen. Die Story ist so unlogisch und hirnrissig. Fast so bescheuert wie die von "Blade Runner".)

Aus meiner eigenen Arbeit kann ich sagen, daß ich nie eine Trilogie von Anfang an geplant habe, aber in zwei Fällen hat es sich ergeben: einmal, weil die Geschichte zu lang geworden wäre und sie sich leicht in drei große Handlungsbögen teilen ließ; ein andermal, weil ich in einer Geschichte zwei Nebenfiguren hatte, die mir so gut gefallen haben, daß ich ihnen unbedingt eine eigene Geschichte widmen wollte, die fünfztig Jahre früher spielt, und als Gegenstück dazu eine weitere, die fünfzig Jahre später spielt, weil ich es interessant fand, mir auszumalen, wie die gesellschaftlichen Umwälzgen aus dem mittleren Band sich in der Zukunft auswirken würden.

[Raphael_Lang]

Einmal beschrieb eine Rezensentin meinen Fantasy-Roman als ersten Teil der Trilogie. Obwohl es - außer vielleicht der "1" auf dem Buchrücken - nicht einen Hinweis darauf gab, dass es eine Trilogie werden solle. Das ist von mir auch nie geplant oder erwähnt worden. Ich fand es lustig, im Nachhinein habe mir aber nicht viel dabei gedacht, bis auf diesen Thread hier gestoßen bin. Das Konzept von Trilogien scheint wohl in vielen verankert zu sein.

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OT: Ich finde Matrix 2 übrigens klasse Nur mit dem 3. Teil konnte ich mich nie recht anfreunden. Jetzt soll es ja bald den 4. Teil geben, bin schon sehr gespannt!

[DerAndreas]

Matrix hat schon spaß gemacht, auch wenn ich den Hype darum ebenfalls nicht richtig nachvollziehen kann. Ich glaube, der Film wird deshalb so hoch gelobt, weil er eines Dieser Werke ist, in das man Quasi alles reininterpretieren kann was man will. Dadurch konnte jeder in dem Film mehr sehen, als eigentlich da war.
Die Nachfolger haben diese freie Interpretierbarkeit dann teilweise demontiert indem sie Fakten lieferten, wo vorher nur Thesen waren. Vielen haben diese neuen Fakten dann nicht gefallen, also waren die Filme schlecht.


Ein ähnliches Phänomen gab es auch bei dem RPG "Final Fantasy 7". Irgend so ein Vogel hat da damals eine ellenlange Interpretation zu geschrieben, in der er selbst in den Hotpants eines weiblichen Charakters eine symbolische Bedeutung zu sehen glaubte.
Und bum, gab es einen Hype um das Spiel der mir bis heute unverständlich ist. Der Story des Spiels wurde eine Tiefe und Komplexität attestiert, die sie so einfach nicht hatte.
Und als der Hersteller dann irgendwann mit einem Nachfolger um die Ecke kam, der eine Bestimmte Interpretation zum Fakt erklärte, waren alle angepisst.

[Raphael_Lang]

[Maunzilla]

Ist das nicht eine weit verbreitete Erfahrung unter Autoren, daß ihre Leser mitunter Subtext zu erkennen glauben, an den die Verfasser nicht im Traum gedacht hätten?
Da stellt sich die Frage, ist der Subtext nun nicht vorhanden, oder hat er sich aus dem Unterbewußtsein des Autors eingeschlichen?

[Levo]

Ich finde klasse, wenn man in eine Geschichte, sei es Roman oder Film, alles Mögliche hineininterpretieren kann - deswegen fand ich die Matrix-Sequelae auch eher blöd. Das Beispiel von den Hot Pants find ich dagegen klasse. Wenn die Story eine logisch nachvollziehbare Interpretationsmöglichkeit dafür hergibt - super.
Wobei ich mir einen erzählerischen Spannungsbogen für eine Hot Pants-Trilogie eher mäßig gelungen vorstelle.

[BrianG]

Eine Hot Pants-Trilogie ... Hmmmmmm ...

Hot Pants
Return of the Hot Pants
Revenge of the Hot Pants

Oder vielleicht für die Intellektuellen:

Hot Pants: Blau
Hot Pants: Weiß
Hot Pants: Rot

[Ribanna]

[Willebroer]

Oder Winnetou I, II, III

[Ribanna]

[Ralphie]

[Ribanna]

[Maunzilla]

Winnetou ist streng genommen weder eine Trilogie noch eine Tetralogie, da die Texte als Fortsetzungsromane veröffentlicht und erst später zu Sammelbänden zusammengefügt wurden. Der vierte Band ist heute übrigens nicht mehr in den Gesammelten Werke enthalten, sondern dessen Inhalt wurde in andere Bände verlegt, wo die Erzählungen thematisch besser hineinpassen.
[Wen es interessiert: Es gibt einen Sonderband, wo die komplexe Editionsgeschichte aller Karl-May-Bände ausfühlich erläutert wird. ISBN: 978-3780201607]

[Willebroer]

Schien sich aber als Trilogie am besten zu verkaufen. Die magische Drei.

[jGsnow]

Warum ich Trilogien gerne lese: Wenn ich endlich mal wieder ein Buch gefunden haben, in dem alles stimmt: Der Plot, die Figuren und die Welt, will ich in dieser so lange wie möglich verweilen und ich liebe es, wenn ich die liebgewonnenen Charaktere weiter begleiten und die Welt weiter entdecken darf. Das ist für mich die beste Art von Lesen.

Warum ich selbst eine Trilogie schreibe: Weil die Handlung nicht in einen Teil passt. Weil Buch 1 einen Schwerpunkt hat, Buch 2 einen anderen und Buch 3 ist das Finale, wo alles zusammenkommt und endet. Aber um das alles so zu erzählen, wie ich es für nötig halte, und der Welt und den Figuren den Raum zu geben, den sie verdienen, brauche ich eben 3 Teile. Klar, ich könnte auch alles etwas raffen und eine Dilogie draus machen. Aber warum sollte ich? Ich will Spaß beim Schreiben haben und die Leser beim lesen und entdecken.
Natürlich spielt eine Rolle, dass Trilogien sich einfach etabliert haben. Ich habe auch schon oft erlebt, dass Reihen, die mehr als 3 Bände haben (die nicht geplant waren, aber wegen der hohen Verkäuflichkeit ausgedehnt wurden) dann wirklich abbauen, weil alles etwas "ausgelutscht" ist.
Das Lied von Eis und Feuer andererseits ist so komplex, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass der liebe George alles in Band 7 zu Ende führen kann.

[Wildpflanzenliebe]

Ich denke auch, dass es oft am Umfang der Geschichte liegt, dass diese in drei Teile aufgeteilt wird. Bei manchen, namhaften Autoren, kann natürlich auch der besser Profit im Vordergrund stehen - wird aber nicht zwangsläufig immer der Fall sein.

Liebe Grüße

[BlackmoresNight]

Ich lese Trilogien sehr gerne, aber nur, wenn bereits alle drei Teile erschienen sind. Wenn ich Teil 1 einer Trilogie lese, und Teil 2 noch ein oder zwei Jahre auf sich warten lässt und ich dann nicht weiß wie es weitergeht, macht mich das ganz kirre. Dann denke ich immer darüber nach, wie es wohl weitergehen wird.