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[Dystopischer Roman] Feuer und Sturm - Kapitel 1 u. 2


 
 
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a2000
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A

Alter: 23
Beiträge: 5



A
Beitrag19.10.2021 18:13
[Dystopischer Roman] Feuer und Sturm - Kapitel 1 u. 2
von a2000
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ein paar Anmerkungen vorab:
- Der Text spielt in einer dystopischen Welt und ist kein Bekenntnis zu irgendeiner aktuellen politischen Strömung!
- Kapitel 1 ist eher Realhandlung - Wer nur an dem Philosophischen Teil interessiert ist, springt am besten zu Kapitel 2. Dort wird auch die Dystopie erklärt.
- Kritik sehr erwünscht ^-^


Kapitel 1

Man fühlt sich erst lebendig, wenn man seinen warmen Atem am Bandana spürt, während die noch viel stärkere Hitze des Molotow-Cocktails die eigene Hand durchdringt.
Ein leichter Windstoß durchquerte den Spielplatz und bewegte die rostige Schaukel quietschend hin und her. Langsam sanken Ventums Füße ein, als er über den verwilderten Sandkasten ging. Der Sand war noch feucht vom Regen und es steckte sogar eine kleine rote Spielzeugschaufel darin, als sei hier gestern noch gespielt worden.

Nachdem er über ein brüchiges und braunes Gestrüpp lief, das früher mal so etwas wie Gras gewesen war, kam er an einer verkalkten Ziegelsteinmauer an, auf die mit Graffiti eine Schlange aufgesprüht worden war. Mit scharfen Zähnen wand sie sich im Kreis und verschlang ihr eigenes Ende. Er blieb einen Moment stehen und strich mit seinen Händen über die raue Maueroberfläche ehe ihm eine Träne die Wange hinunterrollte. "Für dich" sagte er mit einem Blick zum Himmel und schnallte seinen Rucksack wieder auf den Rücken.
Ventum griff die obere Kante der Mauer und einige kleine Steine flogen ihm entgegen, als er sich daran hochzog. Er richtete sich auf und verschaffte sich einen Überblick über die Straße vor ihm.
Links und Rechts bogen sich schale verlassene Gebäude in braun und weiß gen Himmel, sodass dieser nur noch in einer schmalen Schlucht zu erkennen war. Durch sein Grau verschmolz er aber an vielen Stellen sowieso mit ihnen. Die meisten waren früher einmal Wohnblocks gewesen, doch jetzt waren die Fenster mit Brettern vernagelt oder zerbrochen. Das einzige was ein wenig Farbe hinein brachte, waren die unteren Hälften, die mit grellem Graffiti verziert waren. Von brennenden Totenköpfen bis zu nackten Frauen war für jeden Geschmack etwas dabei.
Hier waren viele alte Geschäfte vergittert oder mit heruntergefahrenen Rollläden. Sie wurden hin und wieder unterbrochen von Einfahrten, die unter den Gebäuden in dunkle Höfe führten und früher wahrscheinlich einmal als Parkplätze für die Anwohner genutzt worden waren. Von den jetzigen Einwohnern dieser Bruchbuden konnte sich aber niemand ein Auto leisten. Die Höfe wurden vielmehr von den Drogenabhängigen genutzt, um ungestört zu schlafen oder sich ihr Heroin aufzukochen und ein dementsprechender Geruch kam aus ihnen hervor.

Genau vor ihm standen ungeordnet dutzende junge Menschen, gekennzeichnet durch ihre heruntergekommenen schwarzen Jacken, dunkle Mützen und Masken sowie schmutzige Hosen und Schuhe.
Ihre Gegenüber waren ihnen von den Farben gar nicht so unähnlich. Doch statt Mützen und Bandanas trugen sie Helme mit getönten Visieren, ordentliche Gesichtsmasken aus Stoff, feste schwarze Hosen und dicke Jacken mit bedrohlichen Schlagstöcken in der Hand.

Er sprang von der Mauer und zog zwei Bandanas aus der Tasche. Eines davon band er sich um den Kopf während er das andere als Maske verwendete. Langsam ließ Ventum seine Hand in den Rucksack gleiten und spürte die Stofffetzen, die an den Enden der Flaschen angebracht waren.
Er beobachtete wie ein jung aussehender, mutiger blonder Junge mit Plakat ganz vorne stand. Das war ein Fehler. Ein Polizist entriss ihm sein Schild und trampelte darauf herum. Ventum verzog schmerzverzerrt das Gesicht, als er einen Volltreffer in die Knieregion bekam. Er schrie auf und humpelte davon. Wütend nahm der Junge einen Stein und schleuderte ihn in Richtung der Polizei. Nachdem dieser erst einen Beamten am Kopf traf und danach in der Scheibe eines Polizeiautos stecken blieb, stürmten sofort fünf Beamte in Richtung des Jungen und zerrten ihn unter großem Widerstand aus der Menge.
Was jetzt geschah war kein schöner Anblick. Mit gnadenlosen Schlägen prügelten die Polizisten auf den am Boden liegenden Jungen ein.
"Heute nicht." dachte sich Ventum wütend und klappte sein Feuerzeug nervös auf und zu.
Einige weitere waren mittlerweile in die Offensive gegangen und hatten die Entführer ihres Freundes mit einigen Schlägen versehen. Die Polizei hatte offenbar genug gesehen und im Hintergrund machten sich einige Dutzend bereit die Demonstration aufzulösen.
Jetzt musste jeder Handgriff sitzen. Ventum zog seine Fingerlosen Handschuhe fester und streckte seine Finger. Er platzierte zwei Molotow-Cocktails in seiner Kapuze und versteckte ein weiteres in seiner Pullovertasche.
Die Reihen der Schildpolizisten öffneten sich und die Polizei stürmte nun mit der Hundertschaft auf die Demonstranten zu. Doch Hilfe war bereits auf dem Weg. Genau in die Lücke der hervorstoßenden Polizisten traf diese in Form einer zersplitterten Flasche mit feurigem Inhalt ein. Hoffnungsvoll sah Ventum nach oben, denn genau in der Sekunde trafen zwei weitere Geschosse aus dem benachbarten Gebäude ein. Aquil hatte nicht geschlafen.  Unter dem Grölen der Demonstranten stürzten die Polizisten auseinander, die nun inmitten einer brennenden Hölle standen.
Als ein weiterer Cocktail in die linke Flanke einschlug und von irgendwo ein komplettes Stoppschild in die Reihen der Polizisten segelte, machten diese sich daran, sich zurückzuziehen. Kurz darauf kehrte jedoch Unruhe unter ihnen ein, da sie scheinbar von hinten das Kommando bekommen hatten, nicht zurückzuweichen.
Die Demonstranten waren auf dem Vormarsch und das plötzliche Stehenbleiben der Polizisten führte zu einem direkten Aufprall der Fronten. Auch Ventum wurde überrascht, denn ein Polizist kam bereits auf ihn zu gerannt. 
Ventum wehrte einen Schlag ab, und packte den Polizisten am Handgelenk. Mit der anderen griff er seinen Oberarm und drückte ihn gegen die Gelenkrichtung. Der Polizist schrie auf und ließ seinen Stock fallen. Diesen Moment nutzte Ventum und stieß den Polizisten zu Boden.
Er machte seinen Rucksack zu und rannte los. Auf der Straße hatte sich inzwischen ein ziemliches Getümmel gebildet, durch das Ventum sich navigieren musste.
Ein Polizist versuchte ihn niederzuknüppeln und Ventum tauchte unter dem Schlag weg, doch es kam bereits ein weiterer dazu und Ventum wurde im Gewühl gegen dessen Schild gestoßen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht konnte er sich geduckt gerade noch so aus der Affäre ziehen.
Sollten die anderen Läden zerstören und Schaufenster einwerfen. Das besaß keine Ausdruckskraft.

Stück für Stück war die Polizei gezwungen gewesen die Straße und schließlich die Kreuzung in die sie mündete preiszugeben. Wie Wasser aus einem undichten Rohr strömten ihre Verfolger aus der engen Straße. Jetzt machte sich ihre eigentliche Überzahl erst richtig bemerkbar.
Jeder Meter der sich öffnete wurde sogleich stark in Mitleidenschaft gezogen und viele Schaufenster gingen zu Bruch.
Ventum stand am Anfang der Kreuzung und schüttelte den Kopf, als er die sich ausbreitende Verwüstung sah.

Er war in seinem Kopf schon beim nächsten Teil ihres Plans, als er zu Tode erschrak, denn er erkannte mehrere Wasserwerfer die hinter den Barrikaden angefahren kamen. Noch ehe er den Gedanken zu Ende gedacht hatte, hörte er bereits das Zischen des Strahls.
Blitzschnell warf er sich auf den Bauch und versuchte seinen Rucksack zu schützen. Nur Bruchteile einer Sekunde später spürte er den eisenharten Wasserstrahl auf seinem Rücken und es fühlte ich an als ob tausend Faustschläge auf einmal auf seinen Rücken einprasselten. Doch ebenso schnell wie er gekommen war, zog er auch weiter.
Doch jetzt begann die gefährlichste Phase, denn die Polizei stürmte los und zog einen nach dem anderen der liegenden Demonstranten fort, ehe sie überhaupt begriffen was passiert war. Diese erkannten die Falle und stürzten wieder in den entgegensetzten Weg. Panisch sprang Ventum selbst auf, doch er sah bereits vier Polizisten auf sich zu rennen.

“Vier wird schwer. Ich bin weder Ignis noch das tapfere Schneiderlein.” dachte er sich und wollte gerade umdrehen und das Weite suchen, als er bereits eine Hand an seiner Schulter spürte
Doch glücklicherweise begann es laut neben ihm zu krachen. Die Polizisten waren noch deutlich erschrockener als er selbst und duckten sich instinktiv. Unter lautem Knall explodierte ein weiterer Böller ein paar Meter von Ventum entfernt.
In Gedanken dankte er Aquil. Die drei anderen Polizisten waren Im Rauch des Feuerwerks  verschwunden, aber noch immer hatte der letzte seinen festen Griff an Ventums Arm.
Er schrie auf, als ihn der Schlagstock des Polizisten am Bein traf. Ventum sackte zusammen. Sein Gegenüber machte nun einen Satz auf den am Boden liegenden Neunzehnjährigen zu und griff ihn erneut, um ihm seine Arme auf den Rücken zu drehen.Ventum gelang es jedoch, ihn nach rechts abzuwehren, sodass der Polizist nun quer auf ihm lag. Mit der freien linken Hand umfasste er den Hals des Polizisten und drehte sich ruckartig nach rechts, sodass er nun oberhalb war. Unter dem Visier kamen zwei stechend blaue Augen zum Vorschein. Ventum befreite sich von dessen Griff und machte dass er davonkam.

Ventum seufzte, als er sah das die Demonstration binnen Sekunden so gut wie zu Staub zerfallen war denn erst jetzt erkannte er wie kritisch die Situation wirklich war.
Die panische Fluchtreaktion der Gruppe hatte nämlich zur Folge, dass alle wieder genau in die enge Straße getrieben wurden, aus der sie gekommen waren. An deren Ende wartete bereits eine weitere Gruppe an Polizisten. In wenigen Minuten würden sie eingekesselt sein.
So weit durfte er es unter keinen Umständen kommen lassen. Ventum wusste, dass er reagieren musste. Er griff in seinen Rucksack und stöhnte auf, als er eine warme Pampe spürte. Alle Flaschen die er noch hatte, waren zerbrochen. Die einzige die er noch hatte, war die in seiner Kapuzentasche. Wo zur Hölle war Aquil?
Fluchend lief er weiter zurück.. Er verzog das Gesicht als er bemerkte, dass mittlerweile sogar die Seitenstraßen durch Polizisten abgeriegelt waren. “Verdammt, Polizei von hinten, vorne und von den Seiten, wir müssen hier raus” dachte er sich.
Rapide zog er sein Messer und schnitt knapp oberhalb der Spirituslinie ein Loch in den Rucksack. Danach steckte er seine letzte Flasche hinein. Beinahe wäre ihm alles aus der Hand gefallen, als ein weiterer Demonstrant gegen ihn stieß.
Auf der Straße wurde es immer enger. Die Polizei schob von vorne immer noch nach und hinten war kein Platz mehr. Sie saßen in der Falle. Ventum brauchte mehr Raum, wenn er nicht alle bei lebendigem Leibe grillen wollte. Zu seiner Erleichterung erkannte er Rudís ein paar Meter neben ihm. Verzweifelt bahnte er sich den Weg zu ihm hinüber. Inzwischen war ein Ohrenbetäubender Lärm in der Straße. Die Polizei hatte ihre Sirenen eingeschaltet und von irgendwo ertönte ein Megafon.
“Ventum! Läuft nicht nach Plan wie?” Ventum konnte ihn kaum verstehen.  “Ja” rief er während er sich ein Ohr zu hielt. “Wir müssen hier raus, sonst wars das.” Der 1 Meter 92’ große Jugendliche nickte. Ventum war selbst etwas über Ein Meter Achtzig groß, aber er musste sich dennoch auf die Zehenspitzen und ihm ins Ohr brüllen, damit Rudís ihn verstand.
“Die Seitenstraße dahinten ist unsere beste Chance.” meinte er und deutete auf seinen Rucksack. Rudís nickte. Obgleich seiner muskulösen Gestalt, war er dennoch froh das er nun einen Rammbock vor sich hatte denn auf dem Platz wurde es immer unruhiger.
“Ich brauche Raum verdammt nochmal” brüllte Ventum verzweifelt, als er einen Ellbogen in seinem Rücken spürte.
Er sendete ein Stoßgebet und zündete die Flasche die im Loch steckte, an. Danach schleuderte er seinen selbst konstruierten Molotow-Rucksack-Cocktail in Richtung der Barrikade. Das Feuer erhitzte das flüssige Spiritus das im Rucksack war und entzündete sich in einem großen Feuerball.  Ventum war erleichtert als er endlich einen möglichen Fluchtweg sah. Doch bevor sich der Block der Demonstranten in Richtung der Straße setzen konnte, hörte Ventum ein Pfeifen um ihn herum, gefolgt von einem schnellen Zischen.
Bevor ihn seine Augen durch ihre Sicht aufklären konnten, taten es bereits seine Schmerzrezeptoren. Ventum schloss instinktiv die Augen doch das Tränengas hatte ihn schon erreicht. Halb blind taumelte er umher, während er in einem Inferno aus Schreien unterging. Er merkte nur noch wie er gegen irgendetwas stieß und zu Boden geworfen wurde.



Kapitel 2





Illunìa öffnete die Augen. War sie tot? War sie lebendig? Einige Minuten betrachtete sie ihre Decke, und versuchte eine Antwort auf diese Frage zu finden, bevor sie den Kopf senkte und sich mit den Händen die Augen rieb.
Geträumt hatte sie wie immer… nichts? Das war nicht richtig, aber das was sie geträumt hatte, als etwas zu bezeichnen traf noch weniger zu. Ihre Träume waren lediglich eine Aneinanderreihung wirrer Zustände, die sich immer wiederholten. Es waren nicht einmal mehr klare Bilder sondern nur Gefühle, die sie in Realität verspürt hatte, jedoch in verklärter Form.
Stöhnend versuchte sie sich aufzurichten und massierte sich den Nacken. Ihre Kopfschmerzen nahmen weiter zu und sie fühlte sich Elend. Das beschrieb ihre aktuelle Gefühlslage wohl am besten.  
“Wieder mal zu spät ins Bett gegangen?” begrüßte sie ihre Mutter im Flur. Illunía rollte mit den Augen  und ging an ihr vorbei. Am Esstisch saß ihr Vater im neuen Anzug und aß Pfannenkuchen. Nach nur einem Bissen musste sie wieder absetzen. Seufzend ging sie ins Badezimmer und putzte sich die Zähne.
Als sie fertig war, spülte sie sich kaltes Wasser ins Gesicht. Ausgelaugt betrachtete sie ihr Spiegelbild. Ihre Haare waren lagen wild hin und her und Illunía fuhr durch sie hindurch. “Können die sich mal entscheiden, ob sie braun oder rot sein wollen? Dieses Orange an den Enden sieht ja schrecklich aus.”
Auch in ihren Augen spiegelte sich ihre Ausgezehrtheit wieder. Sie waren matt und kraftlos. Als Kind hatte Illunía sich immer gewünscht blaue anstatt braune zu haben.
Nachdem sie geduscht hatte verließ sie eine dreiviertel Stunde später unter strömendem Regen das Haus.  "Wenigstens passt es zu meiner Stimmung." dachte sie und betrachtete die dunklen Wolken.

Sie schrak auf, als ihr Kopf zur Seite kippte und sie beinahe eingeschlafen wäre. Sie saß in einem großen Hörsaal mit etwa dreihundert anderen Studenten und hörte der Vorlesung zu.
“Die großen Errungenschaften der Neuzeit, die uns das Paradies beschert haben, indem wir heute Leben, waren stets ein Produkt von der Besinnung des Menschen auf seine urtiefsten Fähigkeiten. Über rationale Gedanken erreichten wir Wohlstand und durch die Besinnung auf materiellen Nutzen gelangten wir zur Erleuchtung.”
Illunía atmete schwer aus. Sie hätte nie gedacht, dass sie einen solchen Studiengang einmal zu ihrem Lebensmittelpunkt machen würde. Liebend gern hätte sie Kunst studiert, aber daran war nicht zu denken.
Kunst gab es nicht mehr. Sie war nichts als eine kindische Spielerei. Jede Universität die etwas auf sich hielt, verschwieg regelrecht, dass es mal eine Epoche in der Menschheitsgeschichte gegeben hatte, in der man sich intensiv damit beschäftigt hatte und seit dem Traktat Omega wurden jegliche Subventionen für Universitäten, die etwas dergleichen untersuchten, schonungslos gestrichen, was gleichbedeutend mit dem Ruin war.
Jedes Individuum hat die Pflicht zum Wohle der Gesellschaft beizutragen, daher war die einzige Möglichkeit ein Studium im Wissenschaftlichen Bereich. Der Professor räusperte sich und fuhr mit seiner Vorlesung fort.
“Es ist kein Wunder das, während wir tausende von Jahren verschwendet haben Spiritualität zu jagen, Krankheit und Armut über uns kamen. Die Abwendung von allem Menschenfremdem hin zu seinem natürlichen Nutzen als Teil der Gesellschaft, war damit die Heilung dieser schrecklichen Wunde, die den Zeitgeist Jahrtausendelang quälte. Ein mahnendes Beispiel dafür liegt direkt vor unserer Haustür.”

Der Osten. Die allgemeine Meinung war, dass dies der Grund war warum es den Menschen dort schlecht ging. Weil sie keinen Nutzen brachten. Dennoch hatte sie eine seltsame Sehnsucht nach den Menschen in den Armenvierteln. Dort gab es noch Kunst und Musik. Das war fast schon ein befremdlicher Gedanke, dafür dass die Viertel mitten in Trannyia lagen, der Hauptstadt von CentraTerra, der größten Industrienation, die die Menschheit je hervorgebracht hat. Etwas anderes als barer Nutzen und materieller Wohlstand, war für die Menschen hier wie alte Schreckensgeschichten von einem anderen Planeten.  
“All dies hat die Menschheit stets nur verwirrt. Jeder Wolf der seinen individuellen Nutzen nicht nachkommt, wird aus dem Rudel verbannt. Daher kommt auch Individualität. Aus dem einzigartigen Nutzen, den jedes Lebewesen dem höheren Gut, der Gesellschaft bringt.”

So zog sich die Vorlesung weiter und Illunía wünschte sich nichts sehnlicher als ihren Zeichenblock. Gegen Ende bekam sie eine Nachricht von Max. Illunía seufzte. Sie schrieb eine Nachricht bevor sie wieder löschte und ihr Handy einsteckte.
Kopfschüttelnd fragte sie sich, warum sie sich immer noch mit ihm abgab. Er war nicht mehr das, was er früher einmal gewesen war und sie hielt an ihm nur noch wie an einer leeren Hülle fest, die sie an glücklichere Zeiten erinnerte.  
“Kommst du noch mit ins Theoriezentrum?” fragte ihre Sitznachbarin, während sie ihre Sachen zusammenpackte. Illunía schüttelte den Kopf. Theoriezentren oder früher auch einmal Bibliotheken genannt, waren der Mittelpunkt des Wissens in Centraterra.
Es gab kein konkretes Datum an dem sie umbenannt wurden. Im Laufe der Jahrzehnte waren nur die meisten Schriften, die sich mit etwas anderem als rationalen Theoremen beschäftigten, aus ihrem Sortiment verschwunden. Nachdem große Firmen wie Nile die meisten von ihnen übernommen hatten, war der Privatbesitz von Wissen sowieso nicht mehr möglich. Man kaufte vielmehr das Recht Literatur zu verwenden, allerdings nur welche die im vorgeschrieben Sortiment war. Das konnte sich ohne Vorwarnung verändern und die Bücher die herausgenommen wurden, waren für immer in den Tiefen verloren.

Nachdem sie sich etwas zu Essen besorgt hatten, saß sie zusammen mit ihren Kommilitonen auf dem Campus.
Illunía aß leise ihr Essen während die anderen über eine neue Modemarke diskutierten, mit der man sich seinen eigenen Schuh gestalten konnte. Richtig hitzig wurde es, als sie sich gegenseitig ihre Modelle zeigten und feststellten, dass sie mehr oder weniger alle zum selben Design gekommen waren.
Es dämmerte bereits als sie in Richtung Bahnhof lief. Sie kam durch eine leuchtende Einkaufsstraße, in der sie auf den Fernsehern frohe Menschen aus einer perfekten Welt anstrahlten und golden verpackte Produkte mit überzogener Mimik genossen. Illunía blickte nach oben und suchte vergeblich nach Sternen, die hinter dem Licht der Stadt jedoch nicht zu erkennen waren.  
Dabei wäre sie fast in eine Werbebande hineingelaufen, in der ein Mann mittleren Alters mit dem Finger auf sie zeigte. “Du sollst es bequem haben.” Danach riss er eine Verpackung auf und schob sich einen Schokoriegel in den Mund, während er das Gesicht leidenschaftlich verzog.
Als sie das Lichterspiel der Schaufenster hinter sich gelassen hatte, lief sie in Richtung Bahnhof. Auch hier nahm die Beleuchtung nicht ab, sie wurde nur weniger bunt. Neben ihr an der Wand war die typische Inschrift “Jeder der nicht seine Pflicht tut, ist ein Feind des freien Menschen und Bürgers" die mit blauem Licht hell beleuchtet war. Nur der Hintergrund war unterschiedlich. Mal war sie hinterlegt mit fröhlichen, spielenden Kindern, mal waren es zwei Bauarbeitern mit Helm, die lächelnd auf einer Baustelle vor einem Tisch standen und einen Plan betrachteten, oder manchmal war es auch einfach nur ein Politiker der vor irgendeiner schönen Landschaft in CentraTerra posierte.
Sie kniff die Augen zusammen als sie vom grellen Licht im inneren des Zuges begrüßt wurde. Schlapp lehnte sie ihren Kopf gegen das Fenster und sah nach draußen. Das letzte Dämmerungsleuchten flackerte die Felder und Wiesen westlich von Centraterra an. Das machte sie noch melancholischer, denn es erinnerte sie an die Tage an denen sie sich noch nicht so leer gefühlt hatte.
War das nicht dass wofür ihre Vorfahren Jahrhundertelang gekämpft hatten? Das es ihnen heute so ging. Dennoch bezweifelte sie, dass ihre Vorfahren sich jemals so geistlos gefühlt hatten, wie sie es tat.
Der Zug machte eine Wendung, sodass sie nun im Osten das Leuchten des Ozeans sehen konnte. Ein paar Schiffe blitzten als Lichtpunkte wild darauf herum, während im Norden die Promenaden wie ein kümmerlicher Vorsprung in die mächtige, ruhige Dunkelheit des Meers wirkten.
Wenigstens mal wieder ein Gefühl, dachte sie. Freiheit. Das war wonach sie sich sehnte, wenn sie das Meer ansah.  Aber ist das nicht genau, was die Gesellschaft brachte? Vielleicht hatten sie ja Recht und ihr Unwohlsein kam nur aus ihrer Orientierungslosigkeit und sie würde Freiheit finden, sobald sie ihren Nutzen gefunden hatte.
Eine halbe Stunde später war sie an ihrer Station und stieg aus. Sie wohnte bei weitem nicht im Westen der Stadt in den Gegenden der Villen, doch von den Slums im Osten bekam sie dennoch wenig mit. Die Viertel hier bestanden meist aus Schrebergärten, die sich aneinanderreihten, gefolgt von ihren jeweiligen Einfamilienhäusern. Den Menschen hier war es eher wichtig, wer alles zur nächsten Gartenparty kam oder welche Statue der Nachbar auf dem Rasen stehen hatte. Bevor die Menschen sich hier nach Freiheit sehnten, musste erstmal das Hoftor neu gestrichen werden oder ein neuer Briefkasten aufgehängt werden.
Was war es schon wichtig was man selbst von sich dachte, wenn man genauso gut auf die Meinung des Gegenübers vertrauen konnte. Der musste es doch viel besser wissen. Und der dachte nun mal gut von einem, wenn der Rasen gemäht und man pünktlich um sieben Uhr morgens aus dem Haus zur Arbeit ging.

Auch das Haus ihrer Eltern war nicht großartig anders aufgebaut. Rechts erstreckte sich ein kleines Gärtchen mit frisch gemähten Gras an dessen Ende eine halbhohe Hecke war, die hinter einem kleinen Schuppen entlanglief. Links war die Garage in der das Mittelklasse Auto ihrer Eltern stand, sowie der ganze Stolz ihres Vaters. Ein roter 8 PS Rasenmäher, den er für ihren 80 Quadratmeter Garten verwendete.
Ihre Mutter war bereits am Kochen, als sie das Haus betrat. “Schwarze Pasta mit Flusskrebsen, Shrimps und Johannisbeeren.” Illunía ging an den Herd, schloss kurz die Augen und nickte dann. Sie ging in ihr Zimmer und warf sich müde aufs Bett.
Nachdem sie einige Minuten so dagelegen hatte, stand sie ächzend auf. Langsam ging sie von ihrem Bett in Richtung ihres kleinen Schreibtisches. Mit einem kleinen Schlüssel schloss sie die unterste Schublade auf und holte einen Zeichenblock hervor. Er war zerfleddert und einige lose Blätter fielen auf den Boden, als sie ihn hochhob.
Immer wieder setzte sie an und versuchte an der Sommerlandschaft weiter zu zeichnen, die sie vor Jahren begonnen hatte, aber vielmehr als ein paar Grashalme gelangen ihr nicht. Max hatte so schöne Landschaften zeichnen können, dachte sie sehnsüchtig und seufzte.
Illunía schüttelte den Kopf und blätterte einige Seiten weiter.
Da war sie wieder, die Figur die sie seit Wochen in ihren Träumen verfolgte. Nachdem es zu einem sich wiederholenden Muster geworden war, hatte Illunía begonnen sie zu zeichnen. Die Person war alt, aber ein Alter konnte sie nicht schätzen. Vielleicht dreißig, vielleicht siebzig.
Sie hatte teure Kleider an und ihre Hände waren sanft mit feinem Schmuck an den Händen. Die weit aufgerissenen Augen blickten Illunía stier an. Das eigentlich verstörende daran war, wie die Person sich selbst eine Gummiartige Haut vom Gesicht pulte, als hätten sich einige Schichten über ihre eigentliche Haut gelegt.
Doch selbst dafür fühlte sie sich zu ausgelaugt und stattdessen schaltete sie den Fernseher ein.
Gerade schrie einer der Prominenten, als das Reiskorn, dass er mit einer Pinzette in einen Trichter befördern sollte, daneben viel und er einen Elektroschock bekam. Laut und fröhlich grölte das Publikum, während der Moderator sich vor Lachen bog.
Schließlich hörte sie die Rufe ihrer Mutter von unten hörte und ging nach unten.

“Schmeckt vorzüglich, mein Herz.” sagte ihr Vater beim Abendessen.
Illunía nahm einen Bissen und bekam ihn gerade so herunter. Auf der einen Seite war sie ihren Eltern vielleicht dankbar, dass sie ihr zuliebe die Ehe aufrecht erhielten, aber jedem war klar dass da nicht mehr viel Liebe im Spiel war. Sie wusste, dass sie sich beide mehrfach betrogen hatten. Vielleicht wollten sie es nicht wahrhaben, vielleicht war es auch einfach nur die leichteste und bequemste Option.
“Wie läuft die Universität, Luni?” riss sie ihre Mutter aus ihren Gedanken “Etwas langweilig, aber in Ordnung” antwortete sie kurz. “Langweilig. Es geht doch nicht darum ob etwas langweilig ist oder nicht, sondern was es dir nutzt.” sagte ihre Vater irritiert. Illunía stöhnte innerlich.
“Und was nutzt es mir?” fragte sie und stützte den Kopf auf die Hand.
“Na, damit du deine Pflicht als guter Bürger machen kannst. Nur so bekommst du ein schönes Leben.” antwortete ihr Vater verblüfft.
Sie nickte wenig überzeugt und sah ihren Vater an. Er war ein schmächtiger Mann mit Brille. Meistens trug er ein weißes Hemd, dass er auch auf der Arbeit anhatte. Seine kurzen Haare waren an vielen Stellen bereits grau und auf seiner Stirn traten stets einige Sorgenfalten auf. Er hat kleine Knopfaugen, die tief eingebuchtet waren und von einigen Augenringen umgeben waren. Diese begannen nun wild zu funkeln als er wütend wurde.
“Was willst du eigentlich? Schau doch wo du lebst. Der Staat tut alles für uns, wir haben alles im Wohlstand. Deine Pflicht ist es das zu erhalten!”
“Ich frage mich nur manchmal ob diese Unnatürlichkeit alles sein kann. Das ist die Pflicht des Menschen?” widersprach Illunía nun.  “Unnatürlich? Was meinst du denn mit Unnatürlich?” stieß ihr Vater aus und verzog das Gesicht. “Seine Pflicht zu tun. Essen, Sterben. Das soll der Sinn sein.” sagte Illunía müde. - “Du weißt ja nicht mal wovon du sprichst. DAS ist der Sinn des Menschen. Was soll es denn sonst noch geben?”
“Vergiss es einfach.” sagte Illunía schlug sich die Hand vors Gesicht und stand auf. “Illunía!” rief ihr ihr Vater noch hinterher.
Sie ging in ihr Zimmer und legte sich auf ins Bett. Als sie aus dem Fenster sah, erkannte sie den Mond, wie er blass schimmerte. Sterne waren wieder mal keine zu sehen. Es war nicht bewölkt aber im Osten fraß sich das Licht von Trannyia in den Himmel. An den Wurzeln noch weißlich stieg es hoch in die Luft zu einem leicht grünlichen Türkis, das sich wie ein Gespenst sich um die Sterne hüllte und diese verschluckte.

Der Fernseher lief weiterhin und mittlerweile wurde ein Landschaftspanorama und Tierfilm gezeigt. Illunía betrachtete die Geschöpfe auf dem Bildschirm. “Jedes der Tiere nimmt eine wichtige Rolle im Ökosystem der Herde ein. Ihre Individuelles Leben ist jedoch nicht von belang. Es zählt nur der Wille der Herde.” sagte der Sprecher gerade. Kurz darauf klopfte es und ihre Mutter kam ins Zimmer.  
“Hey, Luni” lächelte sie sie an. “Du weißt dein Vater ist immer temperamentvoll.” fuhr sie fort. “Das solltest du ihm nicht Übel nehmen er will nur das Beste für dich. Er hat auch ein bisschen Recht. Es geht nicht darum …”  Sie stockte.
“Illunía was ist das?” sagte sie mit ernstem Blick und hob ein Buch auf. “Man nennt ihn auch Nietzsche.” antwortete Illunía und atmete schwer aus. Ihre Mutter schüttelte den Kopf. “Leg das zurück.” sagte Illunía genervt. “Illunía, wo hast du das her?” Sie stand auf und riss ihrer Mutter die Bücher aus der Hand. Diese sah sie mit traurigem Gesicht an und legte den Kopf in die Hände und begann zu weinen.
“Warum bist du nur so selbstsüchtig Luni?  Du streitest dich nur mit deinem Vater und du weißt in welche Schwierigkeiten uns sowas bringen kann. Warum? Ist dir das hier dir denn gar nichts wert? Für diesen Dreck?” schluchzte sie.
Illunía atmete schwer aus und lief aus dem Zimmer. “Lass meine Bücher in Ruhe.” zischte sie noch.
Nachdem sie aus dem Haus gegangen war, lief sie durch die dunkle Allee. In genau geregelten Abständen zogen sich die Bäume an den Seiten der Straßen entlang, bis sie am Stadtrand ankam. Die Straßen waren leer. Es war zwar nicht verboten, aber es gehörte sich nicht für einen guten Bürger, um diese Uhrzeit an einem Werktag noch draußen unterwegs zu sein. Schnell wurde geflüstert in der Nachbarschaft. Ob man denn die Erfüllung seiner Pflicht, mit zu wenig Schlaf überhaupt ausfüllen konnte.
Oh, wie Illunía die Nachbarschaft verachtete. Jeder von ihnen hätte nichts lieber getan, als seinen Gegenüber, mit dem man gestern noch auf einer Nachbarschaftsfeier angestoßen hatte, bei den anderen zu denunzieren, als jemand der seine Pflicht nicht erledigte.
Ihre Mutter war zwar Paranoid, aber sie hatte durchaus ihre Gründe. Illunía musste immer wieder an einen älteren Herrn denken, der einst ein hoch angesehenes Mitglied der Gemeinde gewesen war, Herr Brühl. Eines Tages hatte ein Nachbar einen Text von Platon, einem Philosophen aus der alten Zeit bei ihm gefunden. Danach wurde jede seiner Äußerungen, die er tätigte auf die Goldwaage gelegt. Es war die allgemeine Meinung, dass der Konsum solcher Schriften, keinen Mehrwert erzeugte und damit dem Dogma der Pflicht widersprach. Und jeder der seine Pflicht nicht erfüllt, ist ein Feind des freien Menschen. Für den Mann folgte eine gesellschaftliche Ächtung, die noch viel schlimmer war, als jede staatliche Verfolgung. Die Nachbarn mieden ihn immer mehr und warfen ihm böse Blicke zu. Die Müllabfuhr passierten häufiger mal Missgeschicke, sodass sein kompletter Müll auf seiner Wiese landete, statt im Container und schließlich wurde er gekündigt, nachdem Gerüchte entstanden waren, dass er seinen Chef hinter seinem Rücken beleidigt und die anderen Mitarbeiter zu einer Revolution gegen ihn angestachelt haben soll. Wie groß der Wahrheitsgehalt davon war, blieb jedem selbst überlassen zu entscheiden.
Seine Frau ließ sich scheiden und seine Enkel brachen den Kontakt zu ihm ab. Schließlich musste er umziehen. Illunía erinnerte sich, wie sie einmal ihren Vater reden gehört hatte, dass er sich im Altenheim das Leben genommen hatte.
Dieser Hass der Menschen überzog sich auf alle Lebensbereiche. Niemand würde je einen Kunststudenten einstellen und Illunía erinnerte sich noch daran, wie ihre Mutter ihr eines Tages ihren Zeichenblock weggenommen hatte, als sie älter wurde.
Künsterlische Kreativität und Lesen von etwas anderem als Wissenschaftlichen Büchern wurde immer mehr aus der Erziehung verbannt. Viel wichtiger war es ihre akademischen Begabungen zu fördern. All das, wofür? Die allgemeine Rechtfertigung war der Wohlstand. Er war das große Resultat für eine Gesellschaft in der jeder seine Pflicht erfüllte und in der Tat schienen die Menschen durch ihren täglichen Konsum glücklich. Nur Illunía war es nicht. Nachdem sie am Stadtrand angekommen war, ging sie weiter bergauf, bis sie an einer kleinen Weide mit verlassenem Stall angekommen war.
Sie setzte sich auf einen alten Hänger der mit Stroh beladen war. Vor ihr befanden sich die Vororte Trannyias während die eigentliche Stadt rechts davon war. Die tausenden Lichter der Vororte, die sich über einen kleinen Hügel hinwegzogen, sahen aus wie eine riesige eingefrorene Welle aus Leuchtpartikeln, die auf sie zurollte und sie jeden Augenblick zu verschlingen drohte. An einigen Stellen die dichter besiedelt waren, zerbrach sie bereits zu starker Gicht, während sie weiter links noch ungebrochen in dunkler Bedrohlichkeit dalag, bereit jeden Moment aus einem Tornado von Lichtern loszustürzen und sie zu begraben.
Illunía lehnte ihren Kopf gegen die Eisenstange des Wagens und zog ein kleines Holzstück aus ihrer Tasche. Sie betrachtete es lächelnd und strich mit der Hand darüber. Schon stark verwischt, konnte man noch schwach einige hineingeritzte Buchstaben darin erkennen.
“Für immer Jung - P. M. P. I.”
Ihr Herz wurde schwer und sie steckte es wieder ein. Warum war all das nur passiert.
Als sie nach Osten blickte erkannte sie, wie Rauch aufstieg. Schnell wurde ihr klar, dass wieder einmal das passiert war, was die Regierung stets abstritt. Das es Menschen gab, die sich gegen die Doktrin der Pflicht auflehnten.
Oder so romantisierte es Illunía zumindest. Wahrscheinlich kämpften sie auch einfach für ihren eigenen Nutzen, weil sie am absoluten Existenzminium lebten und allgemeinen Wohlstand ausgeschlossen waren.

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Thomas74
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Beitrag19.10.2021 18:47

von Thomas74
Antworten mit Zitat

Hallo!
Die erste Kritik gleich vorneweg-der eingestellte Text ist vieeel zu lang zum Bearbeiten. Das dürfte einige abschrecken.

Ich nehme mir erstmal einen Abschnitt davon vor und sage, was mir auffällt.


Zitat:
Man fühlt sich erst lebendig, wenn man seinen warmen Atem am Bandana spürt, während die noch viel stärkere Hitze des Molotow-Cocktails die eigene Hand durchdringt.

Warum ist dieser Teil im Präsens geschrieben? Sollte er ein Zitat oder Sinnspruch sein, müsstest du das markieren.
Zitat:
Ein leichter Windstoß durchquerte den Spielplatz und bewegte die rostige Schaukel quietschend hin und her. Langsam sanken Ventums Füße ein, als er über den verwilderten Sandkasten ging
 Der Sand war noch feucht vom Regen und es steckte sogar eine kleine rote Spielzeugschaufel darin, als sei hier gestern noch gespielt worden.

Moment...wenn der Sandkasten verwildert ist, sieht er dann noch Sand? Und Sandkästen wachsen zu, Blumenbeete (kultiviert) verwildern.
Zitat:
Nachdem er über ein brüchiges und braunes Gestrüpp lief, das früher mal so etwas wie Gras gewesen war

Gras ist kein Gestrüpp. Er kann über Gestrüpp laufen, wo früher einmal Rasen gewesen war. Gras wird eher gelb als braun, aber nicht brüchig.
Zitat:
, kam er an einer verkalkten Ziegelsteinmauer an

Bei einer verkalkten (oder meinst du, verputzten) Mauer erkenne ich nicht, aus welcher Steinart sie besteht.
,
Zitat:
auf die mit Graffiti eine Schlange aufgesprüht
doppelt. Graffiti sind meistens gesprayt.
Zitat:
worden war. Mit scharfen Zähnen wand sie sich im Kreis und verschlang ihr eigenes Ende.
Drehe den Satz, das Ende verschlingen ist wichtiger als die Zähne.
Zitat:
Er blieb einen Moment stehen und strich mit seinen Händen über die raue Maueroberfläche ehe ihm eine Träne die Wange hinunterrollte. "Für dich" sagte er mit einem Blick zum Himmel und schnallte seinen Rucksack wieder auf den Rücken.

Wann hat er den Rucksack abgenommen?
Zitat:
Ventum griff die obere Kante der Mauer und einige kleine Steine flogen ihm entgegen, als er sich daran hochzog. Er richtete sich auf und verschaffte sich einen Überblick über die Straße vor ihm.

Lass ihm Putz entgegenfallen. Ziegelsteine wiegen 3,5 kg, das tut weh.
Zitat:
Links und Rechts bogen sich schale verlassene Gebäude in braun und weiß gen Himmel, sodass dieser nur noch in einer schmalen Schlucht zu erkennen war.

Bogen? Nicht eher, reckten? schale oder schmale? Gibt es beides, aber schal wäre, hhhm, unpassend.
Zitat:
Durch sein Grau verschmolz er aber an vielen Stellen sowieso mit ihnen.

Mit dem Weiß oder mit dem Braun? Ja, wenn sie auch grau wären...
Zitat:
Die meisten waren früher einmal Wohnblocks gewesen, doch jetzt waren die Fenster mit Brettern vernagelt oder zerbrochen. Das einzige was ein wenig Farbe hinein brachte, waren die unteren Hälften, die mit grellem Graffiti verziert waren. Von brennenden Totenköpfen bis zu nackten Frauen war für jeden Geschmack etwas dabei.

Untere Hälfte sind 50% der Höhe. Nimm lieber, Erdgeschosse, Sockel ect.
Zitat:
Hier waren viele alte Geschäfte vergittert oder mit heruntergefahrenen Rollläden. Sie wurden hin und wieder unterbrochen von Einfahrten, die unter den Gebäuden in dunkle Höfe führten und früher wahrscheinlich einmal als Parkplätze für die Anwohner genutzt worden waren. Von den jetzigen Einwohnern dieser Bruchbuden konnte sich aber niemand ein Auto leisten.

ehemalige Geschäfte, Einfahrten, die durch die Gebäude, BEwohner der Bruchbuden (eben sagtest du noch, verlassen?)
Zitat:
Die Höfe wurden vielmehr von den Drogenabhängigen genutzt, um ungestört zu schlafen oder sich ihr Heroin aufzukochen und ein dementsprechender Geruch kam aus ihnen hervor.

Im Hof? Nicht zufällig in leeren Wohnungen oder Läden?
Zitat:
Genau vor ihm standen ungeordnet dutzende junge Menschen, gekennzeichnet durch ihre heruntergekommenen schwarzen Jacken, dunkle Mützen und Masken sowie schmutzige Hosen und Schuhe.

Schlechter Übergang. Wo kommen die her? gekennzeichnet ist auch eine schlechte Formulierung.
Zitat:
Ihre Gegenüber

Wo ist gegenüber? Nach deiner Schilderung (vor ihm) neben/um Ventum. Wenn ja, wo waren die vorher?
Zitat:
waren ihnen von den Farben gar nicht so unähnlich. Doch statt Mützen und Bandanas trugen sie Helme mit getönten Visieren,

Gefechtshelme? Motorradhelme? Altdeutsche Stahlhelme? Details!!
Zitat:
ordentliche Gesichtsmasken aus Stoff,

Was ist eine ordentliche Maske? Nach aktueller Definiton FFP2, aber ich denke, das meinst du nicht. Erkläre es.
Zitat:
feste schwarze Hosen und dicke Jacken mit bedrohlichen Schlagstöcken in der Hand.

Warum dicke Jacken? Ist es kalt, als Schlagschutz?


Die Szenerie ist interessant, aber du verschenkst viele Effekte durch unglückliche Wortwahl.


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wohe
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Beitrag19.10.2021 21:23

von wohe
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@a2000,

ich finde auch, dass das Ganze ein bisschen zu lang ist und nehme mir dann mal die 1. beiden Absätze des 2. Kapitels vor (für mehr bin ich schon zu müde).
Zitat:
Einige Minuten betrachtete sie ihre Decke, und
Welche? Ihre Zudecke oder die Zimmerdecke. Idee: weglassen und Komma weg.
Zitat:
bevor sie den Kopf senkte
Wenn sie liegt, wie soll sie da den Kopf senken? Idee: weglassen.
Zitat:
Aneinanderreihung wirrer Zustände, die sich immer wiederholten. Es waren nicht einmal mehr klare Bilder sondern nur Gefühle, die sie in Realität verspürt hatte, jedoch in verklärter Form.
Zustände erklärst Du mit aus dem Wachen in den Traum projizierten "mehr Gefühlen als klaren Bildern". Die verklärte Form soll sicher bedeuten, dass diese irgendwie angepasst sind. Bloß: an was? Idee: Ihre Träume waren lediglich eine Aneinanderreihung von Erinnerungen.

Sie fühlte sich elend (Kleinschreibung).
Zitat:
Am Esstisch saß ihr Vater im neuen Anzug und aß Pfannenkuchen. Nach nur einem Bissen musste sie wieder absetzen.
Das klingt, als ob sie nach einem Bissen des Vaters - ja was denn? - absetzen muss. Idee: Lass den neuen Anzug weg und schreib, dass auch sie sich ene Pfannkuchen nimmt, nach einem Bissen aber nicht mehr weiter essen kann, weil sie noch müde ist oder ihr schlecht ist oder sie noch von ihren Träumen verfolgt wird ...
Zitat:
Illunía fuhr durch sie hindurch
Idee: sie (statt Illuna) fuhr mit ihren Händen (oder ihrem Kamm) hindurch.

in dem = 2 Wörter.
Zitat:
urtiefsten Fähigkeiten
Das klingt nicht gut. Idee: ursprünglichen oder größten
Zitat:
dergleichen untersuchten, schonungslos gestrichen, was gleichbedeutend mit dem Ruin war
Idee: ... derartiges untersuchten. Dies war gleichbedeutend mit deren Ruin.
Zitat:
Jedes Individuum hat die Pflicht zum Wohle der Gesellschaft beizutragen, daher war die einzige Möglichkeit ein Studium im Wissenschaftlichen Bereich.
Idee: ... beizutragen und hierzu war ein Studium im wissenschaftlichen (Kleinschreibung) Bereich die einzige Möglichkeit.

von allem Menschenfremdem -> von allem Menschenfremden

jahrtausendelang oder jahrtausende lang (keine Ahnung, aber Kleinschreibung - außerdem = Wiederholung von tausende von Jahren) Idee: "schon immer" oder "ewig" "schon viel zu lange"

Ich hoffe, Du hältst mich nicht für pingelig und es ist auch nur meine Meinung --> ev. finden andere Deine Version ja viel besser.

MfG Wohe
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Gast







Beitrag20.10.2021 12:01

von Gast
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Hallo a2000,

zu den handwerklichen Schwächen, die hier bereits recht detailliert ausgeführt wurden, würde ich nach erstem oberflächlichen Lesen noch hinzufügen, dass Du zuweilen im Kontext unpassende Worte benutzt (z.B. "Die Höfe wurden vielmehr..." oder "Die panische Fluchtreaktion der Gruppe hatte nämlich...").

Die Zeichensetzung ist etwas, woran Du sehr intensiv arbeiten solltest.

Zum Inhaltlichen: naja. Liest sich erstmal wie als hätte Jemand Online beim Dystopiegernerierungsalgorithmus ein paar Inputs geklickt und die Ausgabe hier hereingepastet. Das Ganze Spektrum von "die Feindesarmee des bösen Regimes" über "die arm gehaltene Masse" bis "das arme, seiner Freiheit beraubte Individuum auf der Suche nach sich selbst" wird hier in ziemlich ausgetretenen Pfaden abgelaufen. Gefühlt Nur ungefähr 200x gelesen oder gesehen (in den letzten zwei Jahren, heisst das).

Dazu kommt, dass die Erzählweise zuweilen recht antiqurisch und holzhammermässig rüberkommt, z.B. hier:

"Seine Frau ließ sich scheiden und seine Enkel brachen den Kontakt zu ihm ab. Schließlich musste er umziehen. Illunía erinnerte sich, wie sie einmal ihren Vater reden gehört hatte, dass er sich im Altenheim das Leben genommen hatte.
Dieser Hass der Menschen überzog sich auf alle Lebensbereiche. Niemand würde je einen Kunststudenten einstellen und Illunía erinnerte sich noch daran, wie ihre Mutter ihr eines Tages ihren Zeichenblock weggenommen hatte, als sie älter wurde.
Künsterlische Kreativität und Lesen von etwas anderem als Wissenschaftlichen Büchern wurde immer mehr aus der Erziehung verbannt. Blablabla."

Der allwissende Erzähler (das ist zwar offiziell Illunias Erinnerung, aber woher soll sie dieses umfassende gesellschaftiche Wissen haben?), der sich überall dort, wo AutorIn es für nötig hält, in den Vordergrund schiebt, um die Hintergründe wie Schokoriegel nachzufüttern, ist zumindestens für mich ziemlich out und kantig. "Normalerweise" ergeben sich heutzutage die Lebensbedingungen in der geschilderten Welt aus der Erzählung heraus.  

Ich werde auch das Gefühl nicht los, dass hier i.W. eine Revoluzzerromantik kultiviert wird, so nach dem Motto "der unbrechbare Held, der sich trotz des hoffnungslosen Kampfes gegen das Böse auflehnt." David/Goliath, 1984, Fahrenheit451, Star Wars etc pp in irgendeiner Modefarbe eben. Nun gut, vielleicht gibt es wirklich Leute, denen es nichts ausmacht, die 200.000 Neuauflage des Stereotyps in sich reinzufuttern wie Kartoffelchips. Ich persönlich würde aber mal sehr gerne eine Dystopie lesen, in der nicht nur einfach "neue" Feinde und "neue" Helden gegen die Bestehenden ausgetauscht werden.

Ich muss aber auch zugeben, dass mich der Titel ziemlich abgetörnt hat. "Feuer und Sturm" klingt so ziemlich wie die Lagerfeuerromantik, mit denen die Nazis eine ganze Generation von Kindern in den Krieg gehirngewaschen haben (und wie es gewisse auf Krawall gebügelte Regimes immer noch gerne machen). WEN man mit diesen eindimensionalen Heldenmythen aufhetzt, ist mir relativ egal, toll finde ich es nicht. Die ausführlichen Schilderungen von Straßenkämpfen mit Molotovcocktails klingen für mich wie eine umgekehrte Verherrlichung der Gewalt. Aber es kann ja sein, dass Du mit dem Titel später noch Bezug nimmst auf einen vom "Regime" kolportierten "solidarischen Kampfspruch." Vermutlich würde ich aber ehrlich gesagt gar nicht so weit kommen beim Lesen des Textes, dazu erscheint er mir bislang viel zu stereotyp und eindimensional.
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a2000
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Beitrag20.10.2021 17:48

von a2000
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@RAc

Zunächst einmal danke für die Kritik. Bei den sprachlichen Punkten stimme ich dir in jedem Fall zu. Gerade solche Wörter wie "Nämlich", "deswegen" oder ähnliches verwende ich noch zu oft, um in meinem Kopf die Geschichte zu erzählen. Auf dem Papier hat das allerdings nichts mehr verloren, da hast du Recht. Auch meine Kommasetzung ist nicht optimal, das stimmt.

Hier ein paar Worte, die ich als Autor zur inhaltlichen Verteidigung meines Werkes habe.

Wie du nach den ersten beiden Kapiteln, die Dimension meiner Dystopie erfasst haben willst, ist mir unverständlich. Das Ganze ist nichts mehr als eine Einleitung. Den Anspruch, dass der Leser hier bereits die Fülle der Geschichte verstehen soll, mache ich auch überhaupt nicht.
Der Beginn soll lediglich Spannung erzeugen und die Charaktere vorstellen, das wars. Hier bereits irgendeine Konklusion zu ziehen, dass die Dystopie "nicht überzeugend wirkt" ist meiner Meinung nach etwas dilettantisch.

Alles in allem wirkt deine Kritik sehr voreingenommen. Kann sein, dass dir das Genre nicht passt, aber du ziehst viele Schlüsse die man aus den ersten Seiten eines Buches schlicht nicht ziehen kann. Erlaube doch einem Buch sich erstmal zu entwickeln. Willst du direkt alle Entwicklungen und Wendungen die sich ergeben werden auf dem Silbertablett bekommen? Wie gesagt, der Beginn soll nichts anderes als eine erste Einleitung geben. Die Dystopie wird in den Seiten danach noch zur Genüge erläutert und ist kein "Dystopiegernerierungsalgorithmus" was auch immer das sein soll.


Zu deinem abstrusen Nazi-Vergleich kann ich nichts sagen, das ist mir wirklich zu dumm. Keine Ahnung wie du darauf kommst.

Einen Charakter nach dem Lesen von etwa 5 Seiten als eindimensional zu bezeichnen, ist auch etwas das ich nicht verstehe, denn in diesen fünf Seiten hat der Erzähler noch überhaupt keine Möglichkeit den Charakter irgendeine Entwicklung durchlaufen zu lassen.

Ich glaube einfach, das dieses Genre dir nicht gefällt. Grundsätzlich leben wir auch in einem Zeitalter in dem alles schon einmal irgendwo geschrieben wurde. Nur weil eine Person sich in einer Szene gegen eine Übermacht auflehnt, ist das nicht "stereotypisch", es ist einfach eine Art der Geschichte. Geschichten haben sich im Laufe der Menschheitsgeschichte immer in Symboliken und Themen geähnelt, einfach weil es eine begrenzte Anzahl derartiger gibt, oder würdest du jetzt sagen, jede Liebesgeschichte ist von Romeo und Julia stereotypisch geklaut?

Wenn du  "aber mal sehr gerne eine Dystopie lesen, in der nicht nur einfach "neue" Feinde und "neue" Helden gegen die Bestehenden ausgetauscht werden."

Dann muss ich dich leider enttäuschen, denn wenn du jede Dystopie nach den ersten fünf Seiten beurteilst, dann wirst du keine derartige finden.

Selbst in 1984 und Schöne Neue Welt, arguably die Urväter dystopischer Literatur, wirst du die Gesellschaft nach den ersten fünf Seiten nicht verstehen und sie wird dir stereotypisch erscheinen.


Grüße a2000
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Gast







Beitrag20.10.2021 18:17

von Gast
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a2000 hat Folgendes geschrieben:


 Hier bereits irgendeine Konklusion zu ziehen, dass die Dystopie "nicht überzeugend wirkt" ist meiner Meinung nach etwas dilettantisch.

Alles in allem wirkt deine Kritik sehr voreingenommen.



Nicht unmöglich. Vielleicht hilft Dir zum Verständnis meiner Vorbehalte, mal die eingereichten Texte zu den jüngeren DSFO Wettbewerben (speziell SF) durchzulesen. Das Thema "böses anonymes und grausames Regime, das sich an xyz stößt und von einem oder einer Gruppe Unbeugsamer angegangen wird, den das System versucht zu brechen" wird dort in fast allen möglichen Farben und Schattierungen durchgespielt.

Mag sein, dass ich voreingenommen bin, aber ich bin der Überzeugung, dass dieses Thema nicht nur völlig durchgekaut, sondern auch anachronistisch ist, denn die wirklichen großen Probleme sind global, und wenn es "einen Gegner" gibt, den es zu bekämpfen gilt, dann ist das die menschliche Natur, nicht ein Regime. Das Thema "Gute Menschen gegen Böse Menschen" ist für mich irgendwie tot.

Klar kann es sein, dass dein Buch im Weiteren Verlauf eine Wendung nimmt und in eine völlig andere Richtung geht. Allerdings steht mir der weitere Verlauf nicht zur Verfügung, also muss ich versuchen, vom Stil her zu extrapolieren. Ich denke, es wäre "zwischen den Zeilen erkennbar," wenn sich hier eine Erweiterung der traditionellen Dystopie in eine neue oder unerwartete Ebene  entfalten würde.

Setzen wir nicht alle eine Erwartungshaltung an eine Erzählung, nachdem wir nur einen Teil davon gelesen haben? Haben wir nicht alle schon Mal ein Buch weggelegt, nachdem wir meinen, entschieden zu haben, dass es uns nicht zusagt?

a2000 hat Folgendes geschrieben:


Selbst in 1984 und Schöne Neue Welt, arguably die Urväter dystopischer Literatur, wirst du die Gesellschaft nach den ersten fünf Seiten nicht verstehen und sie wird dir stereotypisch erscheinen.


Grüße a2000


Richtig, aber man kann argumentieren, dass diese Bücher das Genre so weit ausgelotet haben, dass Dystopien danach i.W. nur noch Variationen zum Thema waren - folgende wegweisende "Neuentwicklungen" des genres waren danach z.B. Vonneguts Cats Cradle oder Galapagos, die sich vom "bösen Regime" Motiv komplett abwenden.

Es ist sicherlich nicht einfach, eine Dystopie zu schreiben, die nicht als Abklatsch einer bestehenden Dystopie ist. Ob nun dieses böse diktatorische Regime Bücher, das Internet, das Wissen generell, Kunst oder was auch immer disst - hm, eigentlich braucht man nur nach China zu gucken; eine unterdrückende Welt braucht man nun nicht nochmal zu erfinden.

Wie geschrieben, vielleicht entwickelt sich das Buch in eine komplett andere Richtung. Wenn ich im Laden stehen würde, würde ich den Richard Bach Test anwenden (das Buch an füng zufälligen Stellen aufschlagen, dort jeweils einen oder zwei Paragraphen lesen, und das Buch kaufen, wenn es mich an allen Stellen anspricht). Die Option habe ich hier aber nicht, also schildere ich, was ich denke.
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Grim
Eselsohr


Beiträge: 280



Beitrag22.10.2021 12:05

von Grim
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Ich habe die ersten 5 Absätze gelesen. An sich ein guter Anfang, zuerst die (interessante) verlassene/ heruntergekommene Wohnsiedlung und dieses Zeichen, scheinbar ein Versprechen an jemanden. Man möchte mehr erfahren, wem da etwas versprochen wurde, und was der Prota hier zu suchen hat, scheinbar hat es mit dem Molotov-Cocktail zu tun. Dann die Konfrontation mot der Polizei, also spannungstechnisch finde ich es soweit gelungen.

Die Anmerkungen zur Originalität + Nazivergleichen teile ich nicht.

Trotzdem würde ich kürzen, vor allem bei unnötigen (und teilweise schwachen) Adjektiven. Insbesondere wenn Aktion im Spiel ist, sind Details idR nicht so wichtig wie der Lesefluss, den sie stören.

Bist du sicher, dass du dieses Kapitel auktorial schreiben möchtest? Ich sehe eigentlich keinem Grund dafür, mMn wäre das personal besser.

Einige Formulierungen klingen noch hölzern.
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Gast







Beitrag22.10.2021 12:44

von Gast
Antworten mit Zitat

Grim hat Folgendes geschrieben:


Die Anmerkungen zur [...] Nazivergleichen teile ich nicht.



Nur um das nochmal hervorzuheben: Ich unterstelle weder dem Autor noch dem Text in irgendeiner Form Nähe zu faschistischem Gedankengut. Ich habe lediglich angemerkt, dass für mich (und mglw. eine nicht unbeträchtliche Anzahl von LeserInnen meiner und älterer Generationen) ein Titel wie "Feuer und Sturm" assoziativ stark besetzt ist. Ich denke da sofort unwillkürlich an die schwarz-weissen Pimpfheftchen, in denen schon die Kleinen ins "Wir ziehen in den gerechten Krieg gegen den Untermenschenfeind" Denken geschoben wurden. Die hatten fast Alle Titel, in denen Wörter wie "Feuer," "Sturm," "Fackeln," "Stolz," "Ehre" etc. vorkamen.

Die heutige Jugend hat das "Glück der späten Geburt," dass viele solcher Assoziationen über die Zeit verblasst sind. Freut mich für euch, und es ist auch ok so, dass eine historische Schuld irgendwann mal abgegolten ist. Mir selber laufen aber nach wie vor bei bestimmten Wortkombinationen sehr kalte und unangenehme Schauer über den Rücken. Ob Du, a2000, oder Anderen aus deiner Generation daraus etwas machen, ist deine Entscheidung. Ich fordere es nicht ein (könnte ich auch gar nicht), ich kann nur versuchen zu erklären.

Edit: Der Fairness gegenüber a2000s gutem Recht halber, hier seinen Text in der Gesamtheit betrachten zu lassen, würde ich anregen, weitere Diskussionen über den Titel in einen anderen thread zu legen, falls weiterer Diskussionsbedarf besteht. Danke!
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Daniel de Iguazu
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Beitrag22.10.2021 14:48

von Daniel de Iguazu
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Jeder hat da andere Assoziationen. Also ich denke bei dem Titel eher an "Fackeln im Sturm", dieser Serie aus den 80ern mit Patrick Swayze und David Carradine, Nord- gegen Südstaaten.

Wie auch immer: Ich würde mal über den Titel nachdenken. Feuer und Sturm könnte auf alles Mögliche zutreffen und es gibt schon viele Werke, die ähnlich klingende Titel haben.

Etwas Konkreteres zum eigentlichen Text:
Zitat:
Er war in seinem Kopf schon beim nächsten Teil ihres Plans, als er zu Tode erschrak, denn er erkannte mehrere Wasserwerfer die hinter den Barrikaden angefahren kamen. Noch ehe er den Gedanken zu Ende gedacht hatte, hörte er bereits das Zischen des Strahls.

Auf der Straße geht es ordentlich ab und du schreibst hier etwas hölzern. Mit Formulierungen wie "denn er erkannte" oder "Noch ehe er den Gedanken zu Ende gedacht hatte" saugst du bloß Energie aus der Erzählung.

Dann hast du so etwas:
Zitat:
Er beobachtete wie ein jung aussehender, mutiger blonder Junge mit Plakat ganz vorne stand.

"Er beobachte" ist überflüssig. Es ist klar, dass er das sieht. Ein Junge sieht meistens jung aus. Es ist auch klar, dass der Junge mutig ist. Das ergibt sich aus seinem Verhalten.

Der Aufbau deiner Szene ist ganz in Ordnung und der Beginn hat mir gut gefallen, doch dann hast du einfach überall zu viel Textballast, die das Lesen langweilig machen, siehe die beiden Beispiele, die ich herausgepickt habe.


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zinemin
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Beitrag22.10.2021 16:44
Re: [Dystopischer Roman] Feuer und Sturm - Kapitel 1 u. 2
von zinemin
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Ich bin auch mal so frech und gebe Feedback zu den ersten Sätzen. Smile

a2000 hat Folgendes geschrieben:

Man fühlt sich erst lebendig, wenn man seinen warmen Atem am Bandana spürt, während die noch viel stärkere Hitze des Molotow-Cocktails die eigene Hand durchdringt.


Musste ich zweimal lesen, weil ich das Wort "Bandana" nicht kannte. Aber die 2 Sätze gefallen mir ansonsten als Einstieg.

a2000 hat Folgendes geschrieben:
Ein leichter Windstoß durchquerte den Spielplatz und bewegte die rostige Schaukel quietschend hin und her.


Das ist mir als Bild viel zu klischiert. Da sehe ich hundert unheimliche Tatortszenen an mir vorbeiziehen, quietschende Schaukel auf verlassendem Spielplatz... ne.

a2000 hat Folgendes geschrieben:
Langsam sanken Ventums Füße ein, als er über den verwilderten Sandkasten ging. Der Sand war noch feucht vom Regen und es steckte sogar eine kleine rote Spielzeugschaufel darin, als sei hier gestern noch gespielt worden.


Der 2. Satz hat ein paar Macken; man müsste "sogar" weglassen und das Passiv kommt nie gut. Besser "als hätten hier gestern noch Kinder gespielt".

a2000 hat Folgendes geschrieben:
Nachdem er über ein brüchiges und braunes Gestrüpp lief, das früher mal so etwas wie Gras gewesen war, kam er an einer verkalkten Ziegelsteinmauer an, auf die mit Graffiti eine Schlange aufgesprüht worden war. Mit scharfen Zähnen wand sie sich im Kreis und verschlang ihr eigenes Ende.


Wie schon einmal kommentiert wird Gras nicht zu Gestrüpp. Das Graffiti hat mich interessiert, fand ich ganz nett.

a2000 hat Folgendes geschrieben:
Er blieb einen Moment stehen und strich mit seinen Händen über die raue Maueroberfläche ehe ihm eine Träne die Wange hinunterrollte. "Für dich" sagte er mit einem Blick zum Himmel und schnallte seinen Rucksack wieder auf den Rücken.


Hier ist der Punkt, wo ich mit Lesen aussteige. Warum? Die Träne ist an dem Punkt für mich EXTREM kitschig, löst keine Empathie aus. Eben noch sah ich den Protagonisten als Angreifer und jemanden, der sich auf einen Angriff / ein Attentat freut, aber sich auch Zeit nimmt, den Weg zum Ort des Attentats sorgfältig wahrzunehmen, was mir an sich gefiel. Durch die Träne fühe ich mich sofort manipuliert dazu, emotional mehr einzusteigen, was ich aber einfach hier nicht kann, da ich den Protagonisten noch viel zu wenig kenne, es ist noch keine Sympathie für ihn da.

Lass Dir mehr Zeit, bis du zu seinen (hoffentlich ein bisschen verschütteten) Emotionen kommst!

Ich hoffe, meine Rückmeldungen bringen Dir etwas!
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zinemin
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Beitrag22.10.2021 16:46

von zinemin
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P.s. Kennst Du den Leitfaden zum Überarbeiten von Texten von Andreas Eschbach? Auf seiner Webseite zu finden. Ich würd den mal anwenden, das bringt extrem viel.
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Calvin Hobbs
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Beitrag22.10.2021 17:22

von Calvin Hobbs
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zinemin hat Folgendes geschrieben:
P.s. Kennst Du den Leitfaden zum Überarbeiten von Texten von Andreas Eschbach? Auf seiner Webseite zu finden. Ich würd den mal anwenden, das bringt extrem viel.


Danke für den Tipp. Hab mir gleich ein Bookmark gesetzt Daumen hoch²


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a2000
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Beitrag26.10.2021 01:05
Auszug - "Feuer und Sturm" (Arbeitstitel) [Dystopischer Roman]
von a2000
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Das Folgende ist ein Auszug aus meinem Roman "Feuer und Sturm" (Arbeitstitel)


[...]

“Ob das hier wohl jemals fertig wird?” - Ventum lehnte sich lächelnd gegen eine rote Tonne, die auf der Baustelle stand.
 “Ich hoffe nicht, wo sollen wir denn sonst hin?” lachte Aquil der auf einem Geländer saß, das zu einer Treppe an einem kahlen Betonbau gehörte.
Nach dem regnerischen Morgen war mittlerweile die Sonne herausgekommen und Ventum hatte den Kopf in den Nacken gelegt.
Die verlassene Baustelle neben der Universität war seit Jahren ein Treffpunkt für die Studenten. Jeder Mensch, der von wo anders kam, hätte dies wahrscheinlich für befremdlich gehalten, aber für die Jugendlichen von Nequa war das Heimat. Die ‘Lounge’ wurde sie liebevoll genannt.
Unzähliges Gerümpel an Schubkarren, Kisten, alten Gabelstaplern und allerhand weiterem Baustellengerät bot genügend Sitzplätze. Die Abtrennplanen sorgten für genügend Ruhe vor Verkehr oder urteilenden Blicken und im Sommer war es hier immer herrlich warm. Doch auch im Herbst war noch genügend Sonne da und alle genossen die  Strahlen.
Sie waren zu fünft auf dem Platz. Quentin, ein Musikstudent, reichte Ventum gerade einen Joint. Er lag gemütlich in einer Schubkarre und hatte die Füße ausgestreckt.
Neben Aquil auf dem Geländer saß Fiona, ein zierliches Mädchen mit blonden Locken, die genauso wie ihre Freundin Serena eine Kunststudentin war. Aquil hatte seinen Arm um sie gelegt und trank mit ihr Wein aus der Packung. Ventum gab den Joint an Serena weiter, die neben ihm auf einem der Wasserfässer saß.
“Stellt euch mal vor was wir alles verändern könnten, wenn wir dort drüben im Monument of Freedom säßen.” sagte Quentin.
“Vergiss es. Wir sind der Abschaum der Gesellschaft. Vergessen? Wie kann etwas, dass keinen Nutzen hat, etwas zum positiven verändern." feixte Ventum.
“Vor diesen gemeingefährlichen Jugendlichen in Nequa muss sich ganz CentraTerra in Acht nehmen.” machte Serena gerade mit verstellter Stimme die Pressesprecherin des Monuments of Freedom nach und wackelte dabei mit dem Kopf.
“Ja, die machen ganze gemeine Sachen. Zum Beispiel sitzen sie einfach an einem Donnerstag Nachmittag mitten im Müll und nehmen Drogen.” lachte Aquil.
“Wer auch immer da drauf geklettert ist. Ich bewundere euch.” bemerkte Quentin und breitete die Arme aus. Ventum und Aquil schoben sich verschmitzte Blicke zu. Sie wussten zwar, dass Ignis es wahrscheinlich schon mittlerweile jedem Waschbär in ganz Trannyia erzählt hatte, aber dennoch hatten sie abgemacht, nicht mehr als nötig davon zu reden.
Als Ventum Fionas vielsagende Blicke bemerkte, wusste er jedoch das Aquil geredet hatte, der alte Angeber. Ventum lachte innerlich.
“Was würdet ihr jetzt mit hundert Dollar machen.” fragte Ventum und legte sich auf den Rücken. Kurz darauf verzog er das Gesicht als ihn eine Schraube in den Rücken drückte.
“Mir mal wieder neue Schuhe kaufen.” antwortete Aquil mit einem Blick auf seine zerfledderten roten Turnschuhe.
“Na, die Antwort hätte ich eher von Fiona erwartet. Aber wundert mich nicht. Vergiss den Lockenwickler nicht.” prustete Quentin los. Auch Ventum lachte und schlug bei Quentin ein. Aquil wurde rot. “Ihr solltet euch lieber mal ein Beispiel nehmen.” sagte Fiona mit einem Blick auf Ventums zerfledderte Kleider und lehnte sich gegen Aquil.
Ventum und Quentin waren immer noch am lachen. “Wobei du auch nicht groß reden brauchst mit deinem Zopf.” feixte Ventum zu Quentin.
“Na wenigstens trag ich einen Zopf und kein Bandana.” gab dieser lachend und verschluckte sich dabei am Rauch.
Ventum schloss die Augen und streckte sich. Vielleicht waren sie sorglos, vielleicht auch einfach leichtsinnig. Einer aus fünf Studenten die einen Abschluss an den Hochschulen in Nequa machte, ist danach obdachlos. Wer von ihnen würde es sein? Quentin? Fiona? Oder Ventum selbst?

Als die Zeit voranschritt, wurde es langsam voller auf der Baustelle. Gegen acht Uhr trafen einige Freunde von Quentin ein.
Jeder von ihnen hatte das wertvollste dabei, was er besaß. Instrumente waren in Nequa und noch viel mehr in Trannyia eine Rarität. Außerhalb der Armenviertel, ließ man sich besser nicht mit ihnen blicken, wenn man sie nicht verlieren wollte.
Gemütlich machte sich Quentin auf einem Autoreifen breit und stimmte seine Gitarre, während seine Freunde es sich um ihn herum bequem machten.
Dieser hatte inzwischen eine melancholische Melodie angestimmt, die langsam über die Baustelle schwang. In ihrem Saum scherzten die Leute fröhlich oder sie unterhielten sich über ihre Ideen, Träume, sowie über ihre Studien in Philosophie und Kunst.
Der Abend war mild und Ventum legte sich auf den kühlen Boden und genoss die Abendluft gepaart mit den Stimmen der Menschen und der Musik.
Ventum dachte einen Moment nach und holte dann einige zerknitterte Zettel hervor und seinen Bleistift, den er immer in seiner Jacke trug und begann zu zeichnen.
“Was zeichnest du?” wurde er nach einigen Minuten von Aquil gefragt.
Ventum lächelte. “Der Grund für den wir kämpfen.”
Aquil sah ihn fragend an und ging zu ihm hinüber. Auf Ventums Zeichnung erkannte er ein Abbild der Lounge und all dem Geschehen, das darin stattfand
Gegen elf Uhr Abends wurden sie allerdings von einigen Taschenlampen gestört. Ein halbes Dutzend Polizisten tauchte plötzlich in der Lounge auf, und die Jugendlichen machten dass sie wegkamen.

[...]

« Was vorher geschah12

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Stefanie
Reißwolf


Beiträge: 1741



Beitrag26.10.2021 09:43

von Stefanie
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Das liest sich ganz gut, nur kann man Worte nicht lachen oder feixen. Das machen deine Figuren recht oft.
Von der Situation her weiß ich nicht so ganz, wo ich mich befinde. Die Ortsnamen sagen mir nichts, aber die Währung Dollar deutet darauf hin, dass es in den USA spielt.
Und mal sind sie Studenten, mal Abschaum. Ich vermute mal, das ist eine Dystopie, oder?
Du schwankst ein bisschen zwischen Infodump und einer entspannten Situation unter Freunden.
Wahrscheinlich wäre vieles klarer, wenn man die Geschichte vom Anfang an lesen würde.
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Elisa
Eselsohr
E


Beiträge: 276



E
Beitrag26.10.2021 14:49
Re: Auszug - "Feuer und Sturm" (Arbeitstitel) [Dystopischer Roman]
von Elisa
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Hallo,

deinen anderen Einstandstext (Kapitel 1 + 2) habe ich nicht gelesen, weil mich die Länge abgeschreckt hat.
Dieser Auszug aus deinem Roman hat genau die richtige Länge, deshalb möchte ich dir ein kurzes Feedback dalassen.

Ich habe deinen Text gern gelesen, und du hast es geschafft, mich neugierig auf das weitere Geschehen
zu machen (Wie werden sich die Studenten wehren usw.).
Weiter unten habe ich ein paar Stellen im Text markiert, die mir aufgefallen sind.
Es sind nur Vorschläge, nimm dir davon, was du brauchen kannst.

Ich denke, du bist auf einem guten Weg.
Schön, dass du in dieses Forum gefunden hast.
LG Elisa

a2000 hat Folgendes geschrieben:
“Ob das hier wohl jemals fertig wird?” - Ventum lehnte sich lächelnd gegen eine rote Tonne, die auf der Baustelle stand.
 “Ich hoffe nicht, wo sollen wir denn sonst hin?” lachte Aquil der auf einem Geländer saß, das zu einer Treppe an einem kahlen Betonbau gehörte.
Aquil lachte. Er saß auf einem Geländer, das zu einer Treppen ....
Nach dem regnerischen Morgen war mittlerweile die Sonne herausgekommen und Ventum hatte den Kopf in den Nacken gelegt.
Die verlassene Baustelle neben der Universität war seit Jahren ein Treffpunkt für die Studenten. Jeder Mensch, der von wo anders kam, hätte dies wahrscheinlich für befremdlich gehalten, aber für die Jugendlichen von Nequa war das Heimat. Die ‘Lounge’ wurde sie liebevoll genannt.
Unzähliges Gerümpel an Schubkarren, Kisten, alten Gabelstaplern und allerhand weiterem Baustellengerät bot genügend (Wiederholung ein paar Sätze weiter unten) Sitzplätze.
An dieser Stelle bin ich gestolpert. Auf einer stillgelegten Baustelle liegen eigentlich keine Baustellengeräte herum. Ich weiß, du meinst kaputte, rostige Hinterlassenschaften, vielleicht solltest du das klarer formulieren oder wegen der Sitzplätze mehr in Richtung Holzpaletten, alte Reifen, Bretter ... gehen. Ist nur ein Vorschlag!
Die Abtrennplanen sorgten für genügend (Wiederholung) Ruhe vor Verkehr oder urteilenden Blicken und im Sommer war es hier immer herrlich warm. (Durch eine Plane wird es nicht viel ruhiger, oder? Das mit dem Sommer klingt unlogisch, hinter einer Plane wird es eher unangenehm heiß.)
Vielleicht: Die Abtrennplanen sorgten für Schutz vor verurteilenden Blicken, und bei Wind blieb es dahinter immer noch warm.
Oder: ... vor kritischen Blicken ...


Doch auch im Herbst war noch genügend Sonne da und alle genossen die  Strahlen. (die Wärme?)
Sie waren zu fünft auf dem Platz. Quentin, ein Musikstudent, reichte Ventum gerade einen Joint. Er (Dieser?) lag gemütlich in einer (rostigen?) Schubkarre und hatte die Füße ausgestreckt.
Neben Aquil auf dem Geländer saß Fiona, ein zierliches Mädchen mit blonden Locken, die genauso wie ihre Freundin Serena eine Kunststudentin war. Aquil hatte seinen Arm um sie gelegt und trank mit ihr Wein direkt aus der Packung. (Meinst du einen Getränkekarton?) Ventum gab den Joint an Serena weiter, die neben ihm auf einem der Wasserfässer saß. (Wasserfaß auf einer Baustelle? Vielleicht eher ein vergessener Mörteleimer?)
“Stellt euch mal vor Komma was wir alles verändern könnten, wenn wir dort drüben im Monument of Freedom säßen.” sagte Quentin. Im Dialog so: "........", sagte X. (ohne Punkt, dafür Komma)


“Vergiss es. Wir sind der Abschaum der Gesellschaft. Vergessen? Wie kann etwas, dass keinen Nutzen hat, etwas zum positiven verändern." feixte Ventum.
“Vor diesen gemeingefährlichen Jugendlichen in Nequa muss sich ganz CentraTerra in Acht nehmen.” Punkt weg dafür Komma machte Serena gerade mit verstellter Stimme die Pressesprecherin des Monuments of Freedom nach und wackelte dabei mit dem Kopf.
Vorschlag: ...  in Acht nehmen.” Serena äffte die Stimme der Pressesprecherin des Monuments of Freedom nach und wackelte dabei mit dem Kopf.
“Ja, die machen ganze gemeine Sachen. Zum Beispiel sitzen sie einfach an einem Donnerstag Nachmittag mitten im Müll und nehmen Drogen.” lachte Aquil. Aquil lachte. (Du könntest noch erwähnen, wie er sich dabei fühlt. Er lacht hämisch, bitter, verächtlich was auch immer)

“Wer auch immer da drauf geklettert ist. Ich bewundere euch.” (Das verstehe ich nicht. Auf das Monument geklettert? Also "hochgeklettert?")  bemerkte Quentin und breitete die Arme aus.

[...]
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a2000
Geschlecht:männlichSchneckenpost
A

Alter: 23
Beiträge: 5



A
Beitrag27.10.2021 00:23
Ein paar Informationen.
von a2000
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Vielen Dank für die Antworten. Ich werde mir die Verbesserungsvorschläge mal ansehen.  

Ich weiß, dass einige Dinge vielleicht nicht so verständlich sind, da es sich um einen Auszug handelt. Wie bereits gesagt, die Geschichte ist schon sehr weit vorangeschritten und die aktuelle Szene relativ mittig zu finden, deshalb ist es klar, das Verständnisprobleme auftreten, die ein Leser der die ganze Geschichte kennt, wahrscheinlich nicht hat.

Hier ein paar Hintergrundinformationen, die es leichter machen einige Dinge zu verstehen.

Der Handlungsort ist "CentraTerra, die größte Industrienation, die die Menschheit jemals hervorgebracht hat."

In der fiktiven Welt folgen die Menschen der Dogma der Monats-Traktate, nach denen die Existenz von Geisteswissenschaften bestritten und geächtet ist. Dinge wie Kunst, Musik u.ä. existieren daher in der allgemeinen Welt nicht mehr.

Die Hauptcharaktere sind Ventum, der in den Armenvierteln von Trannyia (der Hauptstadt von CentraTerra) lebt, welches die letzten Orte sind, in denen besagtes noch eine Rolle spielt.  

sowie
Illunía, die in den bürgerlichen Regionen lebt und im Laufe der Geschichte, vor allem durch Ventum wieder zurück zu den Dingen findet sie liebt und die sie lebendig machen.
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Bananenfischin
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Beitrag27.10.2021 09:29

von Bananenfischin
Antworten mit Zitat

Hallo a2000, bitte poste Auszüge aus einem Werk alle nur in einem Thread. Ich habe die Threads zusammengeführt und den neuen Auszug als Fortsetzung markiert. Dass es offenbar keine direkte Fortsetzung ist, hast du ja kenntlich gemacht. smile

_________________
Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge

Aktuelles Buch: Geliebte Orlando. Virginia Woolf und Vita Sackville-West: Eine Leidenschaft

I assure you, all my novels were first rate before they were written. (Virginia Woolf)
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Elisa
Eselsohr
E


Beiträge: 276



E
Beitrag27.10.2021 09:56

von Elisa
Antworten mit Zitat

Wenn du bei einem Feedback zu deinem Text oben rechts auf "zitat" gehst, kannst du direkt unter die Kommentare  schreiben und antworten.
(Nur, falls du das noch nicht kennst. )
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