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Fantasyroman aus der Sicht eines Antagonisten, worauf muss ich da achten?

 
 
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Elbenkönigin1980
Reißwolf
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Beiträge: 1106



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Beitrag19.09.2021 22:25
Fantasyroman aus der Sicht eines Antagonisten, worauf muss ich da achten?
von Elbenkönigin1980
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Ich schreibe im Moment an einem Fantasyroman, in dem die Tochter des bösen Antagonisten die Hauptfigur ist.
Worauf muss ich dabei achten?
In vielen Fantasyromanen fällt mir auf, dass die Bösen dort eher Nebenfiguren sind und man nicht wirklich viel über sie erfährt, und es meistens nur um die Guten geht.
In meinem Roman soll der Leser auch mal mehr darüber erfahren, wie das Leben im dunklen Reich des Bösen so aussieht.
Kann ich da den bösen Herrscher über ein dunkles Reich in meinem Roman auch als liebevollen Vater darstellen, oder wäre das für einen Bösen absolut unpassend und könnte den Leser ärgern?
Und wie kann ich es erreichen, dass die Leser meine Protagonistin ins Herz schließen, sich mit ihr identifizieren können und mehr über sie lesen wollen, obwohl sie auf der Seite des Bösen steht?
Oder kann so etwas nicht funktionieren, weil Leser lieber Hauptfiguren möchten die auf der guten Seite stehen?
Ich persönlich habe einfach das Gefühl, es wäre interessant, in einem Fantasyroman auch mal aus Sicht der Bösen zu schreiben, und dabei auch schrittweise offenzulegen wie sie so böse wurden


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F.J.G.
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Beitrag19.09.2021 22:49

von F.J.G.
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Hallo Elbenkönigin,

was du ansprichst nennt sich „dreidimensionale Charaktere“.

Es ist nicht nur erlaubt, sondern sogar empfehlenswert, nicht einfach nur in grimmscher Schwarzweiß-Malerei Gut und Böse darzustellen.

Beschreibe beim Helden ein paar schwache Seiten und lass den Bösewicht auch mal den weichen Kern auspacken. Das macht die Charaktere lebensnäher, menschlicher und interessanter.  

LG
Der Kojote


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Elbenkönigin1980
Reißwolf
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Beiträge: 1106



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Beitrag19.09.2021 22:52

von Elbenkönigin1980
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Kojote hat Folgendes geschrieben:
Hallo Elbenkönigin,

was du ansprichst nennt sich „dreidimensionale Charaktere“.

Es ist nicht nur erlaubt, sondern sogar empfehlenswert, nicht einfach nur in grimmscher Schwarzweiß-Malerei Gut und Böse darzustellen.

Beschreibe beim Helden ein paar schwache Seiten und lass den Bösewicht auch mal den weichen Kern auspacken. Das macht die Charaktere lebensnäher, menschlicher und interessanter.  

LG
Der Kojote



Danke für deine Tipp, ich werde da wirklich bei der Protagonistin ein paar Schwächen dazuerfinden, das macht sie authentischer. Und der Bösewicht liebt seine Tochter, das macht ihn dann auch realistischer, als einen Bösewicht der nur aus reiner Bosheit besteht.
Ich möchte das in dem Roman auch so machen, dass die Vergangenheit des Bösewichts erst Stück für Stück enthüllt wird.
Also so in etwa wie Darth Vader, also jemand, der früher mal auf der guten Seite stand, dann aber, in diesem Falle aus enttäuschter Liebe, zur dunklen Seite überwechselte.
Natürlich wird mein Charakter keine große Ähnlichkeit mit Darth Vader aufweisen, sondern seine eigene Geschichte haben.
Und seine Tochter wird im Roman einen Gewissenskonflikt durchleben müssen, zwischen der Loyalität zu ihrem Vater und der Liebe zu dem Mann in den sie sich verliebt hat stehen.


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Mogmeier
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Moderator
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Beitrag19.09.2021 23:54

von Mogmeier
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Hallo Elbenkönigin,

dabei gibt es nicht viel zu beachten, außer vielleicht das, was Kojote hier schon im Wesentlichen benannt hat.

In meinem gegenwärtigen Projekt geht es andersherum. Da kommt ein unscheinbarer Mann zur Geltung, den ich der Leserschaft so ziemlich als den Antagonisten verkaufe, weil dessen Schöpfung (sein Geschenk an die Menschheit) erstmal die absolute Vernichtung darstellt. – Aber dann kommt es noch besser. smile

Viele Grüße
Mog


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Laotse
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Stefan_Burban
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Beiträge: 571



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Beitrag20.09.2021 09:28
Re: Fantasyroman aus der Sicht eines Antagonisten, worauf muss ich da achten?
von Stefan_Burban
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Elbenkönigin1980 hat Folgendes geschrieben:
Oder kann so etwas nicht funktionieren, weil Leser lieber Hauptfiguren möchten die auf der guten Seite stehen?


Im Gegenteil. Viele Leser finden gerade die "Bösen" interessant. Ich erlebe immer wieder, dass gerade meine Bösewichter eine Menge Fans finden, die diese sogar interessanter finden, als die Guten. Smile

Du könntest auch hin und wieder mal den Blickwinkel ändern und die eine oder andere Textstelle aus Sicht des Vaters (also des Bösen) schreiben und dabei auch dem Leser näherbringen, was sich in seinem Kopf so für Gedanken abspielen. Die Beweggründe für sein Handeln etc.


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anderswolf
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Beitrag20.09.2021 09:50

von anderswolf
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Um Dr. Horrible's Sing-Along Blog zu zitieren: "Everyone’s a hero in their own way."
Antagonistys sind nicht nur böse, um böse zu sein, auch sie haben Motive und Absichten, Hoffnungen und Träume und sind davon überzeugt, das Richtige zu tun. Sie sind in der Wahl ihrer Mittel nicht zimperlich, glauben letztlich aber, dass alle Opfer, die auf dem Weg zum Ziel gebracht wurden (und manchmal sind das eben Menschenopfer), letztlich dem Erreichen dieses höheren Ziels dienten und damit nicht falsch waren. Kurz: Antagonistys sehen sich selbst als Protagonistys, und die guten Leute, die ihnen das Handwerk legen wollen, sind in ihren Augen nichts anderes als Terroristen, die es auszumerzen gilt. Oder so.

Alexander Lohmann hat mit Gefährten des Zwielichts vor Jahren schon mal etwas Ähnliches geschrieben: eine Geschichte analog zum Herrn der Ringe, nur aus der Sicht der Finstervölker, die den Menschen, Elfen, Zwergen und Wichteln das allmächtige Herz des Dunklen Herrschers wieder abjagen wollen.

Elbenkönigin1980 hat Folgendes geschrieben:
Oder kann so etwas nicht funktionieren, weil Leser lieber Hauptfiguren möchten die auf der guten Seite stehen?

Ich glaube ja immer, dass die Menschen nicht unbedingt nur Geschichten über gute Menschen* lesen wollen, sondern vor allem gute Geschichten über Menschen*.

* Menschen hier äußerst inklusiv gebraucht: auch nichtmenschliche Protagonistys soll es ja schon gegeben haben.
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Michel
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Beitrag20.09.2021 09:58

von Michel
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Tad Williams hat in seiner "Bobby Dollar"-Reihe (Engel vs. Teufel - oder so ähnlich) relativ zwielichtige Charaktere geschaffen und schreibt in der Form eines Hard Boiled Krimis über Dämonen, Engel höherer Ordnung und Ähnliches.  Das liest sich z.T. ausgesprochen spannend - und ja, einige Bösewichte (und v.a. Bösewichtinnen) sind ganz schön dreidimensional gestaltet.

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Willebroer
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Beitrag20.09.2021 11:51

von Willebroer
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Michel hat Folgendes geschrieben:
Tad Williams hat in seiner "Bobby Dollar"-Reihe (Engel vs. Teufel - oder so ähnlich) relativ zwielichtige Charaktere geschaffen und schreibt in der Form eines Hard Boiled Krimis über Dämonen, Engel höherer Ordnung und Ähnliches.  Das liest sich z.T. ausgesprochen spannend - und ja, einige Bösewichte (und v.a. Bösewichtinnen) sind ganz schön dreidimensional gestaltet.


Also dasselbe wie schon bei den alten Griechen.
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Michel
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Beitrag20.09.2021 13:21

von Michel
Antworten mit Zitat

Möglich. Aber zackiger erzählt. Und ohne Hexameter. smile

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PaulaSam
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Beitrag21.09.2021 09:37

von PaulaSam
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Die Idee ist toll! Die Vielschichtigkeit muss aber auch wirklich sichtbar sein. Kein denkendes Wesen ist nur gut oder nur böse. Aber nur Gute können noch akzeptiert werden. Nur Böse jedoch keinesfalls. Aber das hast du ja schon berücksichtigt.
Besonders interessant finde ich, dass der/die Böse nicht einfach nur böse auf die Welt gekommen ist, sondern für seine Boshaftigkeit ein logischer Grund besteht. Das ist absolut authentisch. Aber pass auf, dass es nicht wie Verherrlichung des Bösen rüber kommt. Lass auch deine Bösewichte gute Seiten haben, vielleicht sogar etwas, was an ihnen ganz besonders gut war/ist, aufgrund von Umständen aber ins Gegenteil umgeschlagen ist.
Es erinnert mich ein wenig an die letzten Star Wars Filme. Auch dort wurden besonders gütige Helden durch schreckliche Umstände zum Bösen bekehrt.

LG Sam
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AliceC
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Beitrag25.09.2021 10:38

von AliceC
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Klingt super interessant! Halt uns auf dem Laufenden, würde das Ergebnis sehr gerne lesen!
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V.K.B.
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Beitrag25.09.2021 13:54

von V.K.B.
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Vorsicht nochmal mit den Begrifflichkeiten. Der Protagonist ist der Hauptcharakter, der im Mittelpunkt einer Erzählung steht. Der Antagonist ist sein Gegenspieler, oder Hauptgegenspieler, wenn es mehrere gibt. Das ist wertungsfrei und hat nichts mit Gut oder Böse zu tun. Der Protagonist kann ein diabolischer Serienkiller sein und der Antagonist eine dem Leser sympathische Kommissarin,  die ihn jagt. Es geht nur darum, wer im Mittelpunkt der Erzählung steht, sonst nichts.

Was "gut" und "böse" angeht, wer ist schon gut oder böse? Charaktere haben Ziele, Ansichten (mehr oder weniger ethisch) und Grenzen bzw Skrupel, was sie zum Erreichen ihrer Ziele zu tun bereit sind. Von gut und böse sollte man sich auch in der Fantasy verabschieden, das passt höchstens in Märchen. Auch ein "Bösewicht" sollte von seinen Zielen und Ansichten her glaubhaft sein, und nicht nur böse um seiner selbst willen, oder weil das Buch ihn so nennt.

Einer meiner extremsten "Bösewichte" müsste eigentlich zu den Guten gezählt werden, von seinen Absichten her zumindest. Er will eine friedliche Welt, in der alle Menschen sicher leben können und vor Bedrohungen und Ungerechtigkeit geschützt sind. Was ihn trotzdem "böse" macht: Er ist bereit, für seine Ziele jeglichen Kollateralschaden in Kauf zu nehmen, zum Beispiel absichtlich harmlose Kinder auf eine Abschussliste für Drohnenangriffe zu setzen, um die öffentliche Meinung zu manipulieren, Drohnenkrieg zu ächten und für keine gute Idee mehr zu halten. Es geht ihm eben nur um das gute Gesamtziel, egal über wie viele Leichen er dafür gehen muss. Er meint eben, wo gehobelt wird fallen Späne und wer wirklich was erreichen will, die Welt besser zu machen, könne sich auf dem Weg dorthin kein Gewissen leisten.


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Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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PaulaSam
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Alter: 53
Beiträge: 561
Wohnort: Regensburg


Beitrag26.09.2021 10:43

von PaulaSam
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Da stimme ich dir in allem 100%ig zu V.K.B.  Variationen einen negativ wirkenden Helden als Haupthandlungsträger darzustellen, gibt es viele. Und alle leben von Vielschichtigkeit und logischer Entwicklung.

LG Sam
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Mumienfreund
Eselsohr


Beiträge: 327



Beitrag26.09.2021 13:41
Re: Fantasyroman aus der Sicht eines Antagonisten, worauf muss ich da achten?
von Mumienfreund
Antworten mit Zitat

Elbenkönigin1980 hat Folgendes geschrieben:
Ich schreibe im Moment an einem Fantasyroman, in dem die Tochter des bösen Antagonisten die Hauptfigur ist.
Worauf muss ich dabei achten?


Zuerst, dass du die Begrifflichkeiten sauber trennst, wie V.K.B schon angemerkt hat.
Wenn die Tochter eines bösen Herrschers deine Hauptfigur ist, ist sie deine Protagonistin, ganz gleich, wie finster es in ihrem Herz aussehen mag.

Mit dieser Wahl kannst du aber die Weichen stellen, inwieweit sich LeserInnen mit ihr identifizieren können. Nur weil sie einen "bösen" Vater hat, heißt noch nicht, dass sie die gleiche Charakterzüge besitzt.
Es kommt darauf an, wie du sie anlegen möchtest.

Nimm die Lucius und Draco Malfoy aus Harry Potter. Vater und Sohn. Hier haben wir in weiten Teilen Draco als Spiegel seines Vaters, ein fieser Charakter eben. Allerdings ist er nur eine Nebenfigur. Ganz anders sieht es bei Tom Ripley von Patricia Highsmith aus, Hier haben wir einen "bösen" Protagonisten, der es dennoch schafft, dass man mit ihm leidet.

Eine Vater - Tochter Konstellation bietet dir mehr Möglichkeiten zur Charakterentwicklung, wobei es sich von "böse", (Sie findet alles gut und richtig, was ihr Vater macht), zu "gut" entwickeln kann (je älter sie wird, desto fragwürdiger findet sie seine Methoden).
Das kannst du bis zum Exzess treiben (Sie entwickelt eine so starken Hass auf den Vater, dass sie beschließt, ihn umzubringen oder ermöglicht es seinen Feinden, dies zu tun. Sie wendet sich von ihm ab und wechselt in das Lager der "Guten", sie zerbricht daran. etc.

Es kann aber auch den umgekehrten Weg gehen. Sie lässt sich mehr und mehr von ihm überzeugen, dass "sein Weg" der richtige ist. Wichtig ist dann, dass den LeserInnen glaubhaft vermittelt wird, dass ihr die Gründe dafür einleuchten. Sprich: LeserInnen würden sie für fehlgeleitet halten, werden ihr aber weiterhin die Stange halten. Am besten gelingt so etwas, wenn sie getäuscht wird.

Du sieht, es gibt endlose Variations- und Kombinationsmöglichkeiten.

Im anderen Fall (Vater böse, Tochter böse) stellt sich irgendwann die Frage, wozu es gleich zwei "böse" Charaktere gibt. Auch hier bietet sich ein gepflegter Vatermord an.
 

Elbenkönigin1980 hat Folgendes geschrieben:

Kann ich da den bösen Herrscher über ein dunkles Reich in meinem Roman auch als liebevollen Vater darstellen, oder wäre das für einen Bösen absolut unpassend und könnte den Leser ärgern?


Es muss plausibel sein. Besonders Anfänger neigen (genreunabhängig) dazu, ihre "bösen" Charaktere, durch jede Menge Gewalt, Folter und Geschnetzel einzuführen. Diese haben überhaupt keine "guten" Seiten. So einfach sind Menschen aber nicht gestrickt. Es braucht Gründe und die müssen benannt werden.

 
Elbenkönigin1980 hat Folgendes geschrieben:

Und wie kann ich es erreichen, dass die Leser meine Protagonistin ins Herz schließen, sich mit ihr identifizieren können und mehr über sie lesen wollen, obwohl sie auf der Seite des Bösen steht?


Das ist eine Gratwanderung. Wenn sie die Methoden ihres Vaters aus tiefster Überzeugung verinnerlicht hat und ihn tatkräftig unterstützt, muss etwas für sie auf dem Spiel stehen, dass LeserInnen, selbst wenn sie mit ihren Motiven und Methoden nicht einverstanden sind, bei der Stange hält. (Das Erreichen eines Zieles z.B., dass nicht so einfach zu erreichen ist. Einfacher, wenn die Gegenspieler selbst zu "fragwürdigen" Methoden greifen.

Elbenkönigin1980 hat Folgendes geschrieben:

Oder kann so etwas nicht funktionieren, weil Leser lieber Hauptfiguren möchten die auf der guten Seite stehen?

Die meisten LeserInnen erwarten schon, dass die Identifkationsfiguren "gut" sind. (Das gilt gerade für Trivialliteratur und weite Teil der Belletristik). Mit einer Wandlung (böse --> gut), ist man meistens auf der sicheren Seite. Ist das Böse einfach böse und bleibt es auch, ist das m.E. wesentlich schwieriger zu schreiben. Da muss der Plot schon sehr spannend sein.[/quote]
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Fansoits
Gänsefüßchen
F


Beiträge: 23



F
Beitrag06.11.2021 12:17

von Fansoits
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Ich find den Ansatz super! Bisher habe ich mich nicht an das Konzept des moralisch verwerflichen Protagonisten getraut. Würde gern mal mit "grey characters" arbeiten.
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lia88
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 35
Beiträge: 325
Wohnort: Bayern


Beitrag12.11.2021 13:02

von lia88
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Ich find die Idee gut, aber glaube, das wäre eher nur als Parodie möglich, wenn es wirklich ein Klischee-Böser sein soll (der sein Schloss inmitten von Lava gebaut hat, damit es auch besonders bedrohlich wirkt ^^ )

Sobald man versucht, es tiefgründiger zu machen, wird das Böse nicht mehr so herrlich klischeehaft rüberkommen wie eben in einem Helden-Roman wo das Böse bekämpft wird.
Ich denke, du musst dir da überlegen, ob du es lieber tiefgründig (und dafür weniger klischeehaft) hättest - damit man verstehen lernt, warum die Bösen böse wurden --- oder einen Einblick geben möchtest, wie es sich so im klischeehaften finsteren Reich lebt (das würd ich dann denk ich eher überspitzt und lustig versuchen, ohne viel zu hinterfragen).
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Derufin Denthor Heller
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Beitrag14.11.2021 17:59
Ist das nicht auch eine Frage der Perspektive?
von Derufin Denthor Heller
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Hallo, liebe Buchbegeisterten.
Die Frage nach den Beweggründen von Protagonist und Antagonist hat mich beim Schreiben meines Erstlingswerk auch sehr stark beschäftigt.
Wie schon erwähnt, handelt niemand rein "Gut" und "Böse". Bereits die Handlungsweisen der Figuren sind stark abhängig von ihrer jeweiligen Perspektive, ihrer Stärke, ihrer Symbolik, etc.

Ich habe genau den geschilderten Weg beschritten. Ich bin dabei jedoch auf ein ganz anderes Problem gestoßen.
Protagonist und Antagonist gleichzeitg mehr Leben einzuhauchen und Screentime zu geben, ist nur möglich, wenn der Roman aus verschiedenen Perspektiven der Figuren geschrieben ist.
Ich habe jedoch festgestellt, dass gerade Anfängern genau davon abgeraten wird. Moderne Literatur wird, mir unverständlicherweise, oft aus der Ich-Perspektive verfasst. Es ist also gar nicht so einfach, wie hier im Forum geschildert sondern eine ganz schöne Herausforderung.

Ich hoffe persönlich jedoch sehr, dass jeder Autor/Schriftsteller diesem Ansatz wieder mehr Aufmerksamkeit widmet.
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PaulaSam
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 53
Beiträge: 561
Wohnort: Regensburg


Beitrag15.11.2021 11:20

von PaulaSam
Antworten mit Zitat

Derufin Denthor Heller,
Zitat:
Protagonist und Antagonist gleichzeitg mehr Leben einzuhauchen und Screentime zu geben, ist nur möglich, wenn der Roman aus verschiedenen Perspektiven der Figuren geschrieben ist.

Nein, finde ich nicht. Es ist nur schwieriger, wenn man sich für die Er- oder Ich-Perspektive entscheidet. Besonders in der Ich-Perspektive aber auch in der Er-Perspektive, wenn diese nicht zwischen verschiedenen Figuren wechselt, können andere Figuren allein über die Hauptfigur reflektiert werden. Sie werden also einzig durch ihr Handeln und durch Dialoge dargestellt, wodurch sie nur durch die subjektive Brille der Hauptfigur sichtbar sind.

Die Kunst besteht darin, allein durch die Wahrnehmung der Hauptfigur Details zu anderen Figurenallein mittels Show wie Dialoge und Action zu vermitteln. Das allein ist schon schwierig genug. Dabei sollte zudem vermieden werden, dem Leser trotz der Subjektivität keine Meinung aufzuzwingen, sondern sich eigenständig eine bilden zu können. Das macht das Ganze noch schwieriger.

Trotzdem haben Ich- und Er-Perspektive einen entscheidenden Vorteil. Man ist gezwungen, in Show zu schreiben und hat kaum Möglichkeiten ins Tell zu verfallen. Außerdem bleibt der Aktionsradius übersichtlich, da ja nur eine Figur "begleitet" wird.

Der überschaubare Aktionsradius scheint mir der Grund dafür zu sein, dass gerade Anfänger häufig das Gefühl haben, die Ich-Perspektive wäre am einfachsten, was sich in der Folge aber dann als Irrtum herausstellt.
Davon abgesehen, funktionieren viele Geschichten nur in der Ich-Perspektive, weil nur so die notwendige Nähe zur Figur hergestellt werden kann.

LG Sam
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Derufin Denthor Heller
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 46
Beiträge: 21
Wohnort: Regensburg


Beitrag15.11.2021 18:13
Szenen für Protagonist und Antagonist
von Derufin Denthor Heller
Antworten mit Zitat

Ich denke, dass es bei diesem Thema eben genau darum geht, die Perspektiven zwischen dem Protagonist und dem Antagonist zu wechseln.

Die Unterscheidung zwischen "Gut" und "Böse" kann von einer einzelnen Figur auch gar nicht "richtig" eingeordnet werden, da diese immer nur in ihrem eigenen Kontext handelt.

Ich denke auch, dass die Nähe zu einer Romanfigur nicht ausschließlich durch die Ich-Perspektive erzielt werden kann. Die personelle Perspektive eignet sich dafür ganz genau so gut, nur kann ich dabei nahe an verschiedene Figuren heranrücken.
Ob dies gelingt ist abhängig von der Erzählzeit, der Romanlänge und davon, ob der Roman figurengetrieben oder handlungsgetrieben ist.

Ich möchte "gut" und "böse" nicht klassisch darstellen.
Die Ich-Perspektive schränkt mich dabei zu sehr ein, da in jeder einzelnen Szene, der Protagonist anwesend sein muss.
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PaulaSam
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 53
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Wohnort: Regensburg


Beitrag17.11.2021 12:23

von PaulaSam
Antworten mit Zitat

Wie ich schon schrieb, es kommt darauf an, welche Geschichte ich schreiben will. Wenn es eine Geschichte ist, in der Held und Antiheld gleichermaßen die Handlung tragen, ist eine Ich-Perspektive natürlich nicht möglich. Das wären zwei Handlungsstränge mit unterschiedlichen Erzählperspektiven (jeweils einer anderen Ich-Perspektive), die von Kapitel zu Kapitel wechseln. Das heißt, der Leser müsste innerhalb von Sekunden von einer Figur IN eine andere schlüpfen. Das würde eine größere Herausforderung darstellen als das Verfolgen und Verstehen der Handlung, weil der Leser sich immer wieder emotional neu orientieren müsste. Schlussendlich würde das die mit der Ich-Perspektive angestrebte Nähe zur Figur zerstören.

Wichtig ist aber auch die Frage, ob die Darstellung aus Sicht des Helden UND Antihelden wirklich nötig ist. Wenn ja, kann m.M.n. das Innenleben einer Figur nicht das tragende Element sein. Ohne dem gibt es aber keinen Grund mittels Ich-Perspektive IN eine oder sogar gleich zwei Figuren schlüpfen zu wollen.

LG Sam
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