die brücke

[Chaosprinzessin]

die brücke

gar nicht weit von münchens westen
steht noch einiges an resten
eines bahndamms, doch mit lücke
einst gefüllt von einer brücke
stählern war sie, und sie trug
jeden schweren güterzug

aber nach so manchen jahren
ging die bahn dran einzusparen
nämlich heimlich, still und leise
abzubauen diese gleise
und dazu – da sind sie flott –
kam die brücke gleich zum schrott

seit der zeit hat überdauert
nur das was aus stein gemauert
wurde jedoch unterdessen
von den meisten längst vergessen
bis ein liedermacher dann
fing ein lied zu schreiben an

dazu er ein filmchen wollte
was marodes zeigen sollte
demnach war seine prämisse
sie zu nehmen als kulisse
spät zu ehren kam sie so
in des prinzen video

[Soleatus]

Hallo Chaosprinzessin!

Dein Text liest sich angenehm und flüssig, finde ich. Inhaltlich scheint er ein ganz bestimmtes (wirkliches?!) Ereignis zu verhandeln, von dem ich aber nichts weiß, und da der Text auch viel andeutet und damit voraussetzt –"Liedermacher", "Film", "Prinz" –, lässt er mich leider vollständig im Dunkeln; was schade ist.

Formal verlässt du gelegentlich ("Demnach war seine Prämisse") das alternierende Metrum, was vielleicht nicht deine Absicht war (?!); und hier und da stellt sich bei mir als Leser der Eindruck ein, du hättest um des Reims wegen Zeilen aufgefüllt ("da sind sie flott").

Gruß,

Soleatus

[Ralphie]

Ausgezeichnet! Bravo!

 

[Chaosprinzessin]

Dankeschön euch beiden

Ja, so ein paar Dinge bleiben wohl im Verborgenen, wenn frau (oder mann   ) die "Hintergründe" nicht kennt. Ich bin da noch etwas am Nachdenken, ob ich das jetzt eher weniger gut oder doch in Ordnung so finde. Dazu gehört übrigens auch die angesprochene Stelle "da sind sie flott", das ist keineswegs nur eine Art "Reimfüller". Hmm ... soll ich zu dem allem was verraten? Vielleicht sogar des Prinzen Video verlinken, so das denn überhaupt gestattet ist?

Und wegen des Metrums: Ja, bei "normalem" Lesen holpert es an der Stelle, da hast du schon recht. Ich lese die aber so: "demnach war seine prämisse". Die Betonung soll also auf den fett gesetzten Silben liegen, und dann passt das Metrum auch wieder. Meine Freundin hat das übrigens ganz spontan auch so gelesen, ohne dass sie irgendwas Genaueres dazu wusste

LG, Mirjam

[Gast]

Ich seh das wie Soleatus: dein Text liest sich flüssig und er gefällt mir.

Ob ich die Hintergründe wissen will, weiß ich nicht, denn ich kenne ja die Hintergründe nicht.
Ich mag Gedichte, bei denen ich nicht weiß, worum es geht.




Das Wort seine kann man aber nicht beliebig betonen, die natürliche Betonung ist seine.

[Chaosprinzessin]

[Gast]

Du hast ein gesundes Selbstbewußtsein und das muß auch so sein.

Du kannst alles betonen wie du willst, auch gegen den Strich oder whatever - es ist sogar ein Stilmittel, Fehler im Takt einzubauen, um den Inhalt zu konterkarieren und ihn damit deutlich zu machen.

Hier ist dir das nur unterlaufen, 95% der Leser bemerken das nicht, aber es ist wie einen falsche Note, wenn du Klavier spielst.

Du kannst das mit etwas Basteln leicht korrgieren.



btw: ein Film ist kein Filmchen, Filmchen klingt grausam: das ist so, als würde ich sagen, du hast ein Gedichtchen geschrieben.

[Chaosprinzessin]

Hallo Kurt,

mal sehen, vielleicht feile ich ja noch ein bisschen an ein paar Versen. Aber das Filmchen bleibt, ich mag das nämlich   Und außerdem ist für mich ein Film definitiv länger als nur ein paar Minuten

LG, Mirjam

[Butenlänner]

hi, vlt. magst du nun verraten, welchen Prinzen du meinst. AnnenMayKantereit, Rex Gildo?? Ich dachte an einen späten Song aus der DDR, mir ist der Name der Band allerdings entfallen. Bevor ich also weitere peinliche Vorschläge unterbreite, bitte ich dich dein Geheimnis zu verraten... . Mag sein, irgendwann sagt es ckick bei mir. Lg fietje

[Chaosprinzessin]

Also gut, dann will ich mal nicht so sein ... Der Prinz ist Prinz Chaos II. -- nein, ich bin mit ihm weder verwandt noch verschwägert, er war nicht einmal Inspiration für meinen Benutzerinnenname gewesen. Chaos kann ich selber genug veranstalten   Ich habe ihn vor gut zwei Jahren zufällig hier in meiner kleinen Kleinstadt kennengelernt. Manchmal ist es eben gut Leute einfach mal anzuquatschen

Wenn ihr die im Gedicht beschriebene Brücke sehen wollt: Der Titel des Liedes ist "Giftzeit der Resignation". Die Suchmaschine eures Vertrauens wird euch da hinbringen

LG, Mirjam

[Gast]

https://www.youtube.com/watch?v=Yuj8ZXIOKzI

Der Hintergrund war nicht so schlimm, wie ich befürchtet habe: das ist ein guter Song.

Mit Neunzehn Jahren habe ich solche Gedichte nicht geschrieben, also mach weiter so.



Aber das ein Film kürzer ist als ein paar Minuten, macht ihn definitiv nicht zwangsläufig zu einen Filmchen.
Qualität ist nicht abhängig von der Länge, von deiner Verniedlichung ist Prinz Chaos bestimmt nicht begeistert: war das deine Absicht?

[Taras]

Hallo,

auch mir gefällt, wie gut du das Übergreifen des Satzes in den nächsten Vers beherrscht, wodurch sich ein angenehmes und flüssiges Lesen ergibt.
Allerdings stolpere ich leicht über diese Zeile, die sich, wenn man auf ein korrektes Metrum Wert legt, nur so betonen lässt, wie ich es fett dargestellt habe.

"demnach war seine prämisse"

Was hältst du von diesem Vorschlag?

"ergo blieb ihm als Prämisse"

Ich glaube nicht, dass man es sich beim Dichten zu einfach machen und eine falsche Betonung akzeptieren sollte. Eine Ausnahme wäre, den Umbruch im Metrum als Stilmittel einzusetzen, doch an dieser Stelle kann ich mir das nicht vorstellen. Meistens gibt es, wenn man nur lange genug nachdenkt, passende Alternativen.

Bis auf diesen kleinen Stolperer gefällt mir dein Gedicht richtig gut.

LG Taras

[Gast]

"demnach war seine prämisse"
paßt überhaupt nicht,

denn alle Zeilen beginnen mit einem betonten Auftakt, und du hast zwei unbetonte Silben zwischendrin

[Gast]

kann doch nicht so schwer sein,


Und demnach war die Prämisse

[Chaosprinzessin]

Sorry, dass ich mich erst jetzt wieder melde, ich war ein paar Tage nicht mehr im Forum. Zu viel Chaos eben ...

Ich werde mich auf jeden Fall nochmal ans "sprachliche Feilen" machen, vielleicht sogar die ganze letzte Strophe neu schreiben? Mit der war ich irgendwie immer schon nur halb zufrieden.

Der Prinz hat sich übrigens noch nicht bei mir über das "Filmchen" beschwert, und er hat das Gedicht schon seit irgendwann vorletztes Jahr, als ich es fertig hatte. Aber so wie ich ihn einschätze sieht er das ganz locker

Und danke für das Kompliment Kurt, auch wenn die Zahl meiner Beiträge nichts mit meinem Alter zu tun hat   Jetzt wäre es ja noch schön, irgendwann dann allerdings nicht mehr

LG, Mirjam

[Peter0185]

Hallo Chaosprinzessin,

Dein Gedicht gefällt mir gut, weil du das Reimen konsequent beibehalten hast und sich die Reime auch nicht wiederholen. Bei den letzten beiden Versen käme mir noch der Reim:

„um die brücke spät zu ehren mit nem video heimzukehren“ in den Sinn. Aber das ist Geschmackssache und inhaltlich finde ich Dein Ende passender.

LG

[Chaosprinzessin]

Hallo Peter,

dankeschön   Und sorry, dass ich erst jetzt antworte, ich war seit über einem Jahr nicht mehr hier im Forum.

[Peter0185]

Hey,

ja, da hast Du Recht. Hab das mit der Betonung der letzten Silbe nicht beachtet.

Dir ne schöne Zeit,

LG