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Freiheit - ich bereue nichts


 
 
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pentz
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 262



Beitrag02.08.2021 19:46
Freiheit - ich bereue nichts
von pentz
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Der Kaffee schwappte in einer kleineren, fragileren Porzellantasse als ich sie gewohnt war - ich kannte nur klobige Humpen- ,und schmeckte anders. Das Törtchen war kleiner als gewohnt, hatte aber einen intensiveren Geschmack. Ich kostete den Kaffee, ich kostete die Torte, ich schlürfte schon das Getränk - so, wie man es nicht machen sollte, hieß es doch, zuerst das Gepäck, dann die Flüssigkeit, was besser für die Verdauung sei.
Mit diesem Regelbruch wurde ein erneuter Vorwurf herbeigeweht: Tu das nicht!
Du hast alle Sicherheit über Bord geworfen, deine erste Ausbildung schon verfehlt und deine zweite gekanzelt, eine Beamtenstelle, auf die deine Mutter so hingefiebert hatte, daß du sie haben solltest, weil sie sich nichts mehr als einen Beamten in den Reihen ihrer Kinder wünschte, du aber hattest sie enttäuscht.
Egal!
Wirklich!
Nicht wußte ich, was ich wollte, was ich werden mochte, welche Rolle in der Gesellschaft ich begleiten und erfüllen sollte. Wenn ich etwas wußte - ich war nicht nur negativ, will hier sagen, wußte stets, wenn ich es haben konnte, was ich nicht haben wollte, meistens gerade dies, wenn auch nicht immer - aber ich wußte, ich wollte einmal die Welt sehen, in diese hinaus, wie derjenige aus dem Märchen, der das Fürchten lernen wollte, weil er sich vor nichts fürchtete.
Gut, ich war im Grunde ein braver Mensch und Bürger, der bemüht war, die an ihn herangetragenen Erwartungen zu erfüllen und dies hatte ich ja in der Tat bewerkstelligt, indem ich eine Ausbildung abgeschlossenahbe. Aber das war offenbar nicht das, was mich letztendlich befriedigte und ich wollte, sonst würde ich jetzt nicht hier stehen.
Es war verrückt, es fühlte sich verrückt an: ich stand ohne Bezug, ohne Freunde und Bekannte 500 Kilometer von meinem Heimatland in einem anderen Land da und tat im Grunde das Gleiche, was ich schon zurückliegend getan hatte: Deutsch unterrichten. Nichts hatte sich grundlegend geändert, als eigentlich nur das, dass ich endlich woanders war, weg, weit weg dem Ort, den jeder einmal zugeordnet bekommt, aber an dem ich mich völlig fremd fühlte.
Das war irr!
Schwindel empfand ich, aber ich wußte: das bist Du. Du hast es so gewollt! Hast Deine Mitlehrer enttäuscht, Deine Familie, hast auch Deine Freundin vorm Kopf gestoßen, alles dazu getan, um irgendwo am Rande eines Abgrundes zu stehen.
"So geh!", sagte zu mir die Stimme. Aber ich konnte nicht - noch nicht. Gedanken schwirrten um mich und hinderten mich daran.
Auf diesem Platz, dachte ich voller Schaudern, hat sich einmal ein Student, ein junger Mensch namens Jan Palach verbrannt, weil er über die Feigheit seiner Mitmenschen Unglück empfunden hat.
Nun, ich mußte mich glücklicherweise nicht verbrennen, ich konnte mich in der Welt verlaufen, vertan, vergehen, was immer. Ich war frei! Und das war doch schon etwas, etwas mehr als Jan Palach hatte!
Wie dumm, deswegen Unbehagen zu empfinden, Angst und Schwindelgefühl.
Am letzten Wochenende hatte mich ein Kollege und meine Freundin hier besucht, wahrscheinlich das letzte Mal. Mein Freund: "Willst Du wirklich noch einmal eine ganz fremde Sprache lernen? Dieser Stress! Denk mal nach! Wir haben doch schon zu viel gelernt in unserem Leben. Jetzt kommt für uns die Zeit, das Leben zu genießen, in materieller Hinsicht, Du weißt, wie ich das meine." Natürlich wußte ich, wie er dies meinte. Ich schwieg. Er schaute mich an, wußte, was mein Schweigen bedeutete, schüttelte den Kopf, während er genau wußte, dass sich hier damit unsere Wege trennen würden.
Und meine Freundin, die am meisten Verachtung über mich ausgegossen hat, weil ich meine berufliche Festanstellung und Sicherheit in den Wind gestoßen hatte, hat dauernd den Kopf geschüttelt, als hätte sie Parkinson, damit ausdrückend, wie kann man sich freiwillig hierherbegeben und zum Abschluß, bevor sie in den Zug gestiegen war, hat sie getönt: „Hier wird mir zu wenig Deutsch gesprochen!“
Ach, sie soll mir den Buckel herunterrutschen!
Neben mir hörte ich einen Älteren zu einem Jüngeren auf Englisch lamentieren. Man habe ihn von hier vertrieben für etwas, wofür er gar nichts könne. Was könne er dafür, daß er einer Volksgruppe angehöre, die sich nicht gut benommen hatte? Er persönlich habe sich nichts zu schulden kommen lassen.
Warum mußte er für die Verfehlungen anderer büßen?
Und wofür mußte dieser junge Tscheche büßen, der sich verbrannt hatte. Sich verbrennen, sagt man, muß sehr, sehr schmerzhaft sein. Dies weiß man, bevor man sich dies antut. Warum hat sich dies dieser Mensch angetan?
Er mußte wissen, wie schmerzhaft es ist, im Gefühl des Eingesperrtsein zu darben, nicht in der Freiheit leben zu können. Er mußte, trotz jungen Lebens, schon viele Qualen diesbezüglich erlitten haben, sonst hätte er sich dies nicht angetan, was er sich angetan und Schmerzen zugefügt hat.
Jedenfalls war ich frei.
Ich konnte überall auf der Welt arbeiten. Und für das Land hier, auf dem ich mir die Füße vertrat, hatte ich Aufenthalts-, Berufsausübungs- und sogar Arbeitspapiere.
So – ich gehörte einer Generation an, die für niemanden anderen mehr bezahlen mußte. Ich würde mir einen Ort auf dieser Welt aussuchen, wo es mir gefiel, nicht wo es anderen beliebte, mich hinzustellen.
Zögerlich setzte ich einen Fuß vor den anderen, als ich mich auf dem Weg machte.
Dann fiel mein Blick auf eine sonderbar schäpse, bizarre Burg, deren Namen diesem surrealen Erscheinungsbild vollkommen entsprach und der mir nur schwer über die Lippen kam: „Hradschin!“
Angst und bange empfang ich ein bißchen, vor solch eigenartigen Hürden nicht zu kapitulieren. Aber egal, in Zukunft würde ich mich mit noch größeren Widrigkeiten herumschlagen müssen, als mit dieser eigenartigen Sprache.
Von dort oben herab warf ich meinen Blick auf die goldene, alte Stadt, in der in den engen Gassen und sternförmig sich ausbreitenden Straßen ein Gewimmel vieler Menschen herrschte, das einem Ameisenhügel entsprach und unwillkürlich Faszination einflößte.
Schau Dir doch diese Stadt an, schau Dir die Menschen an, sagte ich mir. Man kommt zu Tausenden hierher, um ein paar lausige Tage zu genießen, ha, und Du hast Monate, vielleicht Jahre dazu, dieses Geschenk der Menschheit auf Dein Gemüt, Deine Seele und Inspiration wirken zu lassen.
Ich tat es.

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Grim
Eselsohr


Beiträge: 280



Beitrag11.08.2021 22:31

von Grim
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Meine persönliche (!) Meinung:
Langweilig. Sorry. Das liegt einfach daran, dass innerer Monolog und Rückblenden schon an sich sehr passiv sind, das Plusquamperfekt rückt das ganze noch weiter vom Geschehen weg. Interessant ist (für mich als Leser), was jetzt passiert. Natürlich haben Rückblenden auch ihren Platz, aber ich würde immer den Zweck im Hinterkopf behalten. Meistens ist das, schnell die nötigen Infos zu geben, oder Fragen des Lesers in Bezug auf das aktuelle Geschehen aufzulösen. Ohne aktuelles Geschehen fehlt aber der Bezug, und so wird es zu einer Aneinanderreihung von Fakten. Philosophische Selbstgespräche gehen erfahrungsgemäß nach hinten los, bzw. werden höchstens interessant, wenn etwas auf dem Spiel steht. Also wieder Bezug zum Geschehen.

Das zweite ist, es passiert nichts. Weder handelt der Prota aktiv, noch führen seine Gedanken irgendwohin.  Ich hätte es verstanden, wenn der Mann erst zweifelt, sich dann die Geschichte von den Verbrannten in Erinnerung ruft und darauf beschließt, seine Freiheit zu leben. Oder etwas in der Art. Aber er hat sich ja schon für Freiheit entschieden, als er dorthin gezogen ist. Was passiert also in dem Text?

Das dritte: manchmal ist weniger mehr. Lieber starke Nomen als Adjektivketten. Schachtelsätze kann man benutzen, man muss sich halt klar sein, welchen Effekt sie erzielen. Vielleicht bin ich da auch vorbelastet, ich schreibe selber nach dem Motto: So wenig wie möglich, so viel wie nötig. Muss man nicht machen, aber ich glaube, es würde den Text lesbarer machen.

Ich hoffe, du kannst mit den Anmerkungen etwas anfangen. Es geht mir nicht darum den Text zunichtezumachen, und ich habe da schon Aufwand reingesteckt (wie du bestimmt auch), deswegen würde ich mich über ein Statement/ deine Sicht dazu freuen.
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pentz
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 262



Beitrag12.08.2021 19:25
langweilig
von pentz
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lieber bär,

der punkt ist nicht, daß er sich schon für die freiheit entschieden hat, sondern, daß er die freiheit nicht fassen kann. er ist ohne fesseln und jetzt überkommt ihn panik darüber. "panik" ist ein sehr starkes gefühl, auch wenn nichts geschieht, so ist die panik eine emotion, die sehr, sehr stark sein kann und ist.  
und dann selbstmord?! das ist höchst emotional, stärker als, wenn jemand einen anderen mordet, finde ich - aber scheinbar ist auch das langweilig.
vielleicht hast Du nie besonders stark unter freiheitseinschränkung gelitten, von daher die langeweile?
überall, ob strukturiert oder weniger, steht immer das thema, ob es einem anspricht oder nicht, offenbar tut Dich dieses freiheitsgefühl nicht.
im grunde ist es egal, ob etwas in der vergangenheit, jetztzeit oder zukunft spielt, entscheidend ist letztlich die innere betroffenheit des lesers. daran rüttelt auch nicht, ob man ein paar mehr nomen statt adjektive verwendet,und ich finde adjektive sind mehr malerisch und beschreibend als nomen.
formale kritik wie struktur, wortwahl und stil bringt einem nicht weiter als autor. höchstens vielleicht noch die konstruktive kritik am handlungsaufbau.
aber ich danke Dir für Deine meinungsäußerung und ich schaue mal auf Deine Beitrage, vielleicht kann ich etwas konstruktives beitragen, wenn es Dir recht ist.
gruß

p.s.: anschließend die neufassung dieser geschichte
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pentz
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 262



Beitrag12.08.2021 19:25
Freiheit, ich bereue nichts!
von pentz
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Der Kaffee schwappte in einer kleineren, fragileren Porzellantasse als ich sie gewohnt war - ich kannte nur klobige Humpen- ,und schmeckte anders. Das Törtchen war kleiner als gewohnt, hatte aber einen intensiveren Geschmack. Ich kostete den Kaffee, ich kostete die Torte, ich schlürfte schon das Getränk - so, wie man es nicht machen sollte, hieß es doch, zuerst das Gepäck, dann die Flüssigkeit, was besser für die Verdauung sei.
Mit diesem Regelbruch wurde ein erneuter Vorwurf herbeigeweht: Tu das nicht!
Du hast alle Sicherheit über Bord geworfen, deine erste Ausbildung schon verfehlt und deine zweite gekanzelt, eine Beamtenstelle, auf die deine Mutter so hingefiebert hatte, daß du sie haben solltest, weil sie sich nichts mehr als einen Beamten in den Reihen ihrer Kinder wünschte, du aber hattest sie enttäuscht.
Egal!
Wirklich!
Nicht wußte ich, was ich wollte, was ich werden mochte, welche Rolle in der Gesellschaft ich begleiten und erfüllen sollte. Wenn ich etwas wußte - ich war nicht nur negativ, will hier sagen, wußte stets, wenn ich es haben konnte, was ich nicht haben wollte, meistens gerade dies, wenn auch nicht immer - aber ich wußte, ich wollte einmal die Welt sehen, in diese hinaus, wie derjenige aus dem Märchen, der das Fürchten lernen wollte, weil er sich vor nichts fürchtete.
Gut, ich war im Grunde ein braver Mensch und Bürger, der bemüht war, die an ihn herangetragenen Erwartungen zu erfüllen und dies hatte ich ja in der Tat bewerkstelligt, indem ich eine Ausbildung abgeschlossenahbe. Aber das war offenbar nicht das, was mich letztendlich befriedigte und ich wollte, sonst würde ich jetzt nicht hier stehen.
Es war verrückt, es fühlte sich verrückt an: ich stand ohne Bezug, ohne Freunde und Bekannte 500 Kilometer von meinem Heimatland in einem anderen Land da und tat im Grunde das Gleiche, was ich schon zurückliegend getan hatte: Deutsch unterrichten. Nichts hatte sich grundlegend geändert, als eigentlich nur das, dass ich endlich woanders war, weg, weit weg dem Ort, den jeder einmal zugeordnet bekommt, aber an dem ich mich völlig fremd fühlte.
Das war irr!
Schwindel empfand ich, aber ich wußte: das bist Du. Du hast es so gewollt! Hast Deine Mitlehrer enttäuscht, Deine Familie, hast auch Deine Freundin vorm Kopf gestoßen, alles dazu getan, um irgendwo am Rande eines Abgrundes zu stehen.
"So geh!", sagte zu mir die Stimme. Aber ich konnte nicht - noch nicht. Gedanken schwirrten um mich und hinderten mich daran.
Auf diesem Platz, dachte ich voller Schaudern, hat sich einmal ein Student, ein junger Mensch namens Jan Palach verbrannt, weil er über die Feigheit seiner Mitmenschen Unglück empfunden hat.
Nun, ich mußte mich glücklicherweise nicht verbrennen, ich konnte mich in der Welt verlaufen, vertan, vergehen, was immer. Ich war frei! Und das war doch schon etwas, etwas mehr als Jan Palach hatte!
Wie dumm, deswegen Unbehagen zu empfinden, Angst und Schwindelgefühl.
Am letzten Wochenende hatte mich ein Kollege und meine Freundin hier besucht, wahrscheinlich das letzte Mal. Mein Freund: "Willst Du wirklich noch einmal eine ganz fremde Sprache lernen? Dieser Stress! Denk mal nach! Wir haben doch schon zu viel gelernt in unserem Leben. Jetzt kommt für uns die Zeit, das Leben zu genießen, in materieller Hinsicht, Du weißt, wie ich das meine." Natürlich wußte ich, wie er dies meinte. Ich schwieg. Er schaute mich an, wußte, was mein Schweigen bedeutete, schüttelte den Kopf, während er genau wußte, dass sich hier damit unsere Wege trennen würden.
Und meine Freundin, die am meisten Verachtung über mich ausgegossen hat, weil ich meine berufliche Festanstellung und Sicherheit in den Wind gestoßen hatte, hat dauernd den Kopf geschüttelt, als hätte sie Parkinson, damit ausdrückend, wie kann man sich freiwillig hierherbegeben und zum Abschluß, bevor sie in den Zug gestiegen war, hat sie getönt: „Hier wird mir zu wenig Deutsch gesprochen!“
Ach, sie soll mir den Buckel herunterrutschen!
Neben mir hörte ich einen Älteren zu einem Jüngeren auf Englisch lamentieren. Man habe ihn von hier vertrieben für etwas, wofür er gar nichts könne. Was könne er dafür, daß er einer Volksgruppe angehöre, die sich nicht gut benommen hatte? Er persönlich habe sich nichts zu schulden kommen lassen.
Warum mußte er für die Verfehlungen anderer büßen?
Und wofür mußte dieser junge Tscheche büßen, der sich verbrannt hatte. Sich verbrennen, sagt man, muß sehr, sehr schmerzhaft sein. Dies weiß man, bevor man sich dies antut. Warum hat sich dies dieser Mensch angetan?
Er mußte wissen, wie schmerzhaft es ist, im Gefühl des Eingesperrtsein zu darben, nicht in der Freiheit leben zu können. Er mußte, trotz jungen Lebens, schon viele Qualen diesbezüglich erlitten haben, sonst hätte er sich dies nicht angetan, was er sich angetan und Schmerzen zugefügt hat.
Jedenfalls war ich frei.
Ich konnte überall auf der Welt arbeiten. Und für das Land hier, auf dem ich mir die Füße vertrat, hatte ich Aufenthalts-, Berufsausübungs- und sogar Arbeitspapiere.
So – ich gehörte einer Generation an, die für niemanden anderen mehr bezahlen mußte. Ich würde mir einen Ort auf dieser Welt aussuchen, wo es mir gefiel, nicht wo es anderen beliebte, mich hinzustellen.
Zögerlich setzte ich einen Fuß vor den anderen, als ich mich auf dem Weg machte.
Dann fiel mein Blick auf eine sonderbar schäpse, bizarre Burg, deren Namen diesem surrealen Erscheinungsbild vollkommen entsprach und der mir nur schwer über die Lippen kam: „Hradschin!“
Auf dem Weg dorthin überquerte ich eine sehr alte Brücke, an deren Balustraden grau-kalkige Heiligenplastiken standen. Andächtig schaute ich zu einem empor, der mir zuzuraunen schien: "Freund, Dein Weg kostet Dir nicht den Tod!", und ich mußte darüber unwillkürlich lachen und schritt munter weiter.
Durch die engen Gässchen begegnete ich einem langen, dürren, aufgeschossenen Kerl, der lächelnd an mir vorbeiging, die Hände am Rücken verschränkt. Ha, auch keine Schuldgefühle wegen nichts und wieder nichts brauchte ich mehr zu haben.
Sagte ich mir.
Überall drängen Stimmen zu mir, deren Sprache ich nicht verstand.
Angst und bange empfang ich doch ein bißchen, vor solch eigenartigen Hürden nicht zu kapitulieren. Aber egal, wahrscheinlich würde ich mich mit noch größeren Widrigkeiten herumschlagen müssen als bloß mit dieser eigenartigen Sprache.
Von der fremdartigen Burg herab warf ich meinen Blick auf die goldene, alte Stadt, in der in den engen Gassen und sternförmig sich ausbreitenden Straßen ein Gewimmel vieler Menschen herrschte, das einem Ameisenhügel entsprach und unwillkürlich Faszination einflößte.
Schau Dir doch diese Stadt an, schau Dir die Menschen an, sagte ich mir. Man kommt zu Tausenden hierher, um ein paar lausige Tage zu genießen, ha, und Du hast Monate, vielleicht Jahre dazu, dieses Geschenk der Menschheit auf Dein Gemüt, Deine Seele und Inspiration wirken zu lassen.
Ich tat es.
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Calvin Hobbs
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Alter: 55
Beiträge: 563
Wohnort: Deutschland


Beitrag12.08.2021 20:26
Re: Freiheit, ich bereue nichts!
von Calvin Hobbs
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Hallo smile
pentz hat Folgendes geschrieben:
Der Kaffee schwappte in einer kleineren, fragileren Porzellantasse als ich sie gewohnt war - ich kannte nur klobige Humpen- ,und schmeckte anders. Das Törtchen war kleiner als gewohnt, hatte aber einen intensiveren Geschmack. Ich kostete den Kaffee, ich kostete die Torte, ich schlürfte schon das Getränk - so, wie man es nicht machen sollte, hieß es doch, zuerst das Gepäck, dann die Flüssigkeit, was besser für die Verdauung sei.
Mit diesem Regelbruch wurde ein erneuter Vorwurf herbeigeweht: Tu das nicht!
Du hast alle Sicherheit über Bord geworfen, deine erste Ausbildung schon verfehlt und deine zweite gekanzelt, eine Beamtenstelle, auf die deine Mutter so hingefiebert hatte, daß du sie haben solltest, weil sie sich nichts mehr als einen Beamten in den Reihen ihrer Kinder wünschte, du aber hattest sie enttäuscht.
Egal!  
Jedenfalls war ich frei.
Ich konnte überall auf der Welt arbeiten. Und für das Land hier, auf dem ich mir die Füße vertrat, hatte ich Aufenthalts-, Berufsausübungs- und sogar Arbeitspapiere.
So – ich gehörte einer Generation an, die für niemanden anderen mehr bezahlen mußte. Ich würde mir einen Ort auf dieser Welt aussuchen, wo es mir gefiel, nicht wo es anderen beliebte, mich hinzustellen.
Zögerlich setzte ich einen Fuß vor den anderen, als ich mich auf dem Weg machte.
Dann fiel mein Blick auf eine sonderbar schäpse, bizarre Burg, deren Namen diesem surrealen Erscheinungsbild vollkommen entsprach und der mir nur schwer über die Lippen kam: „Hradschin!“
Auf dem Weg dorthin überquerte ich eine sehr alte Brücke, an deren Balustraden grau-kalkige Heiligenplastiken standen. Andächtig schaute ich zu einem empor, der mir zuzuraunen schien: "Freund, Dein Weg kostet Dir nicht den Tod!", und ich mußte darüber unwillkürlich lachen und schritt munter weiter.
Durch die engen Gässchen begegnete ich einem langen, dürren, aufgeschossenen Kerl, der lächelnd an mir vorbeiging, die Hände am Rücken verschränkt. Ha, auch keine Schuldgefühle wegen nichts und wieder nichts brauchte ich mehr zu haben.
Sagte ich mir.
Überall drängen Stimmen zu mir, deren Sprache ich nicht verstand.
Angst und bange empfang ich doch ein bißchen, vor solch eigenartigen Hürden nicht zu kapitulieren. Aber egal, wahrscheinlich würde ich mich mit noch größeren Widrigkeiten herumschlagen müssen als bloß mit dieser eigenartigen Sprache.
Von der fremdartigen Burg herab warf ich meinen Blick auf die goldene, alte Stadt, in der in den engen Gassen und sternförmig sich ausbreitenden Straßen ein Gewimmel vieler Menschen herrschte, das einem Ameisenhügel entsprach und unwillkürlich Faszination einflößte.
Schau Dir doch diese Stadt an, schau Dir die Menschen an, sagte ich mir. Man kommt zu Tausenden hierher, um ein paar lausige Tage zu genießen, ha, und Du hast Monate, vielleicht Jahre dazu, dieses Geschenk der Menschheit auf Dein Gemüt, Deine Seele und Inspiration wirken zu lassen.
Ich tat es.


Das wäre mein Vorschlag zum Text.
MfG


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pentz
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Beitrag12.08.2021 20:55

von pentz
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schluck,
interessant.
sehr gekürzt.
muß wirklich alles andere weggelassen werden?
nachdenk.
ist das ein witz?
ist das ernst.
nachdenk.
schluck.

gruß
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Calvin Hobbs
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Beiträge: 563
Wohnort: Deutschland


Beitrag13.08.2021 17:37

von Calvin Hobbs
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Hallo smile
Was ist die Kernaussage Deines Textes in einem Satz?
Welchen Gedanken willst Du dem Leser unbedingt vermittelt haben?
MfG


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pentz
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Beitrag13.08.2021 21:19
wie in der schule hier
von pentz
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mit verlaub, sind wir hier in der schule?
 Embarassed
scheinbar bin ich der einzige, dem "freiheit" etwas bedeutet, andere finden sie langweilig oder möchten gerne erfahren, was dahinter steckt.
 Rolling Eyes
na gut, vielleicht funzt ja die nächste story mit dem nächsten thema.
grüßchen an die leser Razz Laughing Twisted Evil Idea
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F.J.G.
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Wohnort: Wurde erfragt


Beitrag13.08.2021 21:33

von F.J.G.
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Mit Verlaub, ich bin mittelmäßig entsetzt über diese Reaktion.

_________________
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pentz
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Beitrag13.08.2021 21:47
entsetzt - warum?
von pentz
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ich wollte jetzt keine horrorstory hier schreiben,
aber mit verlaub, nicht so - kernsatz - weil ich da den horror pur bekomme,
der als lehrer dazu geimpft worden ist, genau diese frage nach dem lesen einer geschichte zu stellen, und, was wunder, dies geschah in der berufsschule - und ich lasse mich nicht in einem freien medium wie das internet zum schüler degradieren - wenn die story nicht anspricht, wem immer, na dann habe ich pech gehabt, aber meine story zu erklären, dies ist vergebliche liebesmühe und ist nicht sinn des schreibens - ich sehe mich in dieser story gescheitert und der vorschlag des kritikers hier war eine radikale kürzung, was natürlich möglich wäre, also hat er so viel verstanden, was er gekürzt hat und das ist gut. daß in dieser geschichte noch mehr drinnsteckt, ist eine andere sache und das muß ich nicht erklären. ich bin autor und nicht kritiker und es gibt verschiedene menschen auf dieser welt, die sich halt oftmals nicht untereinander verstehen, und einen impetus hier aufzubauen, daß der autor jedem leser die geschichten verständlich machen muß, ist totalitär, despotisch und schockierend. dies spricht aus den zeilen des kritikers hobbes, der sich dadurch entlarvt, daß er suggeriert, ich wollte jemanden "unbedingt" irgendwelche gedanken herüberbringen.
so sehe ich das.
gruß
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Kiara
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Beitrag13.08.2021 21:57
Re: entsetzt - warum?
von Kiara
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pentz hat Folgendes geschrieben:
daß in dieser geschichte noch mehr drinnsteckt, ist eine andere sache und das muß ich nicht erklären.


Nein, dass musst du nicht. Dein Text sollte das von ganz alleine tun. Steckt mehr in deinem Text und ein Leser sieht das nicht, steht es dir frei, deinen eigenen Text in diesem Aspekt zu hinterfragen.


_________________
Zum Schweigen fehlen mir die Worte.

- Düstere Lande: Das Mahnmal (2018)
- Düstere Lande: Schatten des Zorns (2020)
- Düstere Lande: Die dritte Klinge (2023)
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F.J.G.
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Beitrag13.08.2021 22:02

von F.J.G.
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Werter Pentz;

dann lass mich kurz etwas erklären.

Das Internet sollte frei sein, bzw. wird oft so bezeichnet. Das ändert aber nichts daran, dass dieses Forum einen Zweck hat. Und diesem Zweck hat sich alles unterzuordnen.

Wir sind hier alle da, um den Austausch zwischen Schriftstellern zu fördern; um Ratschläge einzuholen, die "Schreibe" zu verbessern, bessere Texte gelingen zu lassen und später vielleicht (in engen Grenzen) auch ein wenig die Werbetrommel für eigene Werke zu rühren, oder ganz einfach Dritttexte zu empfehlen.

Wenn du also meinst, hier pejorativ als "Schüler" bezeichnet zu werden, so sind die Reaktionen auf dich, denen du dies entnimmst, genau das, wozu das Forum da ist. Text einstellen – Kritiken akzeptieren und sich drüber freuen, auch wenn sie negativ rüberkommen.

Wenn ich hingegen hier sowas sehe:

pentz hat Folgendes geschrieben:
grüßchen an die leser Razz Laughing Twisted Evil Idea


Die User hier stecken Arbeit in ihre Kritiken von Texten wie deinem.
Arbeit, die von ihrer Freizeit abgeht. Von der sie nichts haben, im Gegenteil: dir weiterhelfen wollen.

Wie würdest du dich dann fühlen, wenn man das "grüßchen" aufhübscht mit einer rausgestreckten Zunge, einem Auslacher, einem wütenden Teufelchen und einem Ausrufezeichen?

Im Übrigen: Ich empfehle dir Kapitel D im Regelverzeichnis des Duden. Ich gehe mal davon aus, dass deine Tastatur über eine Umschalttaste verfügt. Bitte mach von dieser auch Gebrauch, wenn du als ernsthafter Schriftsteller akzeptiert werden möchtest.

Gute Nacht,
der Kojote


_________________
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Fistandantilus
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Beitrag13.08.2021 22:07
Re: wie in der schule hier
von Fistandantilus
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pentz hat Folgendes geschrieben:
mit verlaub, sind wir hier in der schule? Embarassed
Nein. Wir sind hier unter Autoren, die Gleichgesinnten mit konstruktiver Kritik (was auch eine subjektive Meinung sein kann) helfen möchten. Dein voheriger Satz "formale Kritik wie Struktur, Wortwahl und Stil bringt einem (sic) nicht weiter als Autor" trifft den Kern Deines "Problems": Du bist kritikresistent, empfindest vielleicht jedes Wort Deines Texts als grandios. Nur so funktioniert der Literaturbetrieb nicht. Du solltest Dich Kritik stellen, und an Deinem Werk schleifen, schleifen, schleifen.
scheinbar bin ich der einzige, dem "freiheit" etwas bedeutet, andere finden sie langweilig oder möchten gerne erfahren, was dahinter steckt. Rolling Eyes
Schau mal nach, was das Wort "scheinbar" bedeutet. Bestimmt wolltest Du "anscheinend" schreiben - aber wir sind ja nicht in der Schule ...
na gut, vielleicht funzt ja die nächste story mit dem nächsten thema.
grüßchen an die leser Razz Laughing Twisted Evil Idea
Ich kann mich nur wiederholen: Anstatt Dich kritisch mit Deinem Text auseinanderzusetzen, hakst Du ihn und das Feedback ab, und wirfst wohl bald einen neuen in die Manege. Nach dem Motto: Friss und stirb. Deine Emoji-Eskapade macht die Sache nicht besser, aber das ist nur meine subjektive Meinung.
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pentz
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Beitrag13.08.2021 22:07
kojote jagt mich
von pentz
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Dein Name spricht Bände.

Was soll das? Wenn ich erkläre, was ich sagen wollte, dann heißt das doch, ich habe als Schriftsteller versagt, nämlich nicht das sagen zu können, was ich denke.
Sage ich, was ich vermitteln wollte, würde der nächste Schritt sein: ahso ist das gemeint - das mußt Du aber so und so formulieren. Und das hat keinen Zweck. Entweder ich bekomme es rüber, oder nicht. Fertig. Wenn nicht, gut, dann bin ich als Schriftsteller eine Niete, und keiner kann mir helfen, keiner. Dazu schreibe ich schon zu lange. Und als Epigone will ich nicht in die Annalen der Literatur eingehen.
Ich halte mich an die Weisung bzw. Meinung von "Zorn", der, die, das "kiara"
Grüßla
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pentz
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Beiträge: 262



Beitrag13.08.2021 22:19
kritikresistent?
von pentz
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ich kann damit nichts anfangen, wenn das gängige Dogma in der Literaturkritik  zum Beispiel immer noch gepredigt wird, daß mehr als drei Adjektive hintereinander nicht "gut" seien. Dann zu sagen "Nomen" täten's eher treffen, ist noch eine Spur mehr daneben.
Ich gehe das Risiko ein, nicht von einigen verstanden zu werden.
Dafür muß ich bezahlen, wenn man mich links liegen lässt, also von einigen übergangen werden - und ich bezahle dafür, denn es bedeutet meine Freiheit als Schriftsteller. Und wenn "gute" Kritik kommt, dann spüre ich dies und ich sage dies ohne Arroganz - was mich nicht trifft, betrifft mich nicht.
gruß

P.S.: das mit diesen Smileys, verstehe ich nicht ganz, warum das anstößig empfunden worden ist.
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Fistandantilus
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Beiträge: 817
Wohnort: Augsburg
DSFo-Sponsor


Beitrag13.08.2021 22:33
Re: kojote jagt mich
von Fistandantilus
Antworten mit Zitat

pentz hat Folgendes geschrieben:
Und als Epigone will ich nicht in die Annalen der Literatur eingehen.


Ich kannte den Begriff "Epigone" nicht. Also habe ich die Bedeutung nachgeschlagen: "Nachahmender Künstler ohne eigene Ideen. Unbedeutender Nachfolger bedeutender Vorgänger. Synonyme: Nutznießer, Opportunist."

Wenn Du Dich selbst so bezeichnest, dann brauchst Du wahrhaft auf keinerlei Kritik einzugehen.
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MoL
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Das bronzene Stundenglas


Beitrag13.08.2021 23:03

von MoL
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Hallo pentz!

Hm. Schwierig.

Eine Bekannte aus der Branche hat mal - ein wenig kaltschnäuzig, wie ich meinte, aber angesichts ihrer Leistungen kann sie sich das durchaus erlauben, wie ich befand - zu mir folgenden Satz gesagt: "Das erste Buch von jemandem ist eigentlich immer Mist, das kannst du gleich wegschmeißen. Denn mit dem ersten Buch wollen sich die meisten etwas von der Seele schreiben. Für die ist das dann ganz toll, aber für alle anderen ist es einfach nur Mist!"

Daran musste ich denken, als ich den Thread hier las. Ob der Schuh dir passt, kann ich nicht beurteilen.

Es gibt einen ganz elementaren Unterschied zwischen der Art, wie ein Autor seinen Text wahrnimmt und wie er "da draußen" wahrgenommen wird. Es gibt immer Ausnahmen, die die Regeln bestätigen. Oder aufbrechen. Oder revolutionieren. Du kannst schreiben, wie du möchtest. Auch sch**ße, natürlich, das ist allein deine Sache. Nur: Wen möchtest du erreichen? Die meisten Menschen oder die 5 Leute auf der Welt, die auf exakt diese Art Text anspringen?

Niemand hier wollt dir was Böses. Im Gegenteil: Das hat die Leute viel (Lebens-)Zeit und Mühe gekostet! Erkenne das bitte an, auch wenn es dir inhaltlich nicht gefällt!

Sei dankbar! Weißt du, wie es in der Branche läuft? Wenn du etwas weniger Pech hast, bekommst du immerhin so lange 08/15-Absagen, bis du frustriert aufgibst. Weil du mit den Standart-Absagen nichts anfangen kannst. Weil die dich nicht weiterbringen.
Wenn du Glück hast, jagt ein Lektor/Azubi/Trainee deinen Text durch eine gängige Software und schreibt dann so etwas wie: "Langweilig. Zu wenig Bezug zum Geschehen. Es passiert nichts, zu viel Passivität. Zu viele Rückblenden. Zu wenig starke Nomen, zu viele Adjektivketten und Schachtelsätze. Allgemein: Kürzen!"
Aber das wird höchstwahrscheinlich nie passieren, weil die dafür weder Zeit noch Nerv haben. Ist so, auch wenn es doof ist.

Insgeheim wünschen wir uns wohl alle, hier nur gelobt zu werden, aber ich fürchte, das passiert auf Anhieb so gut wie nie. Zumindest nicht 100%ig. Ich hätte unter normalen Umständen durchaus das Ein oder Andere hier lobend hervorgehoben, aber deine Reaktion den Anderen gegenüber hat mir die Lust daran genommen.

Sei bockig und fühl dich als Künstler missverstanden, ungerecht behandelt und verkannt, schmoll die nächsten 100 Jahre vor dich hin und veröffentliche Texte, die nur deine Familie und deine Freunde lesen (und ja, natürlich werden die dir sagen, dass du toll schreiben kannst, *seufz*), selbst wenn du auf einen DKZV reinfällst, der deine Werke in den Himmel lobt, ODER hör zu, lerne und mach was draus! Du hast die Wahl. Smile


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gemeinsam mit Leveret Pale:
"Menschen und andere seltsame Wesen"
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Hexenherz-Trilogie: "Eisiger Zorn", "Glühender Hass" & "Goldener Tod", Acabus Verlag 2017, 2019, 2020.
"Die Tote in der Tränenburg", Alea Libris 2019.
"Der Zorn des Schattenkönigs", Legionarion Verlag 2021.
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Calvin Hobbs
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Beitrag14.08.2021 07:31
Re: entsetzt - warum?
von Calvin Hobbs
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pentz hat Folgendes geschrieben:
iich bin autor und nicht kritiker und es gibt verschiedene menschen auf dieser welt, die sich halt oftmals nicht untereinander verstehen, und einen impetus hier aufzubauen, daß der autor jedem leser die geschichten verständlich machen muß, ist totalitär, despotisch und schockierend. dies spricht aus den zeilen des kritikers hobbes, der sich dadurch entlarvt, daß er suggeriert, ich wollte jemanden "unbedingt" irgendwelche gedanken herüberbringen.
so sehe ich das.
gruß


1. Ich habe nur eine ganz normale Frage zu Deiner Intention des Textes gestellt.
2. Du "musst" hier gar nichts.
3. Wer (hier) veröffentlicht, weiß, dass er mit einem Text die Hosen runterlässt und sich nach vorn beugt.
4. Du übersiehst oder ignorierst, dass "Freiheit" ein individuell interpretierbarer Begriff ist. Der eine ist frei, wenn er durch Neuseeland wandert, der andere, wenn er seine Medikamente absetzen kann.
5. Dein Text offenbart, dass Du Deine Interpretation über die aller anderen stellst. Und Du hörst Dich gern reden.
Jetzt darfst Du gern schockiert sein.


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Pickman
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Beitrag14.08.2021 08:42

von Pickman
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Hi Pentz,

hier darf sich jeder mal als Schüler fühlen. Und wie in der Schule, kannst Du Dich dem Lernen verweigern (und sogar so weit gehen, das Ganze als Terrororganisation zur Ausmerzung jeglicher Individualität, Kreativität etc. zu betrachten) oder aber versuchen, das Maximum für Dich herauszuholen. Und - immer noch - wie in der Schule gibt es auch hier Lehrer, die echt was drauf haben, und Typen, die sich wie Oberlehrer aufführen und das wars dann auch schon. Schlussendlich musst Du selbst entscheiden, von wem zu lernen sich für Dich lohnt und von wem nicht.

Wenn Du jetzt noch Lust auf Kritik an Deinem Text hast, lass es mich wissen. Dann schreibe ich Dir auch was.

Cheers

Pickman


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pentz
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Beiträge: 262



Beitrag14.08.2021 11:35
pick up the text and critisise!
von pentz
pdf-Datei Antworten mit Zitat

pickman:ja, gerne darfst Du mir eine Kritik schreiben, aber bitte nicht beleidigt sein, wenn ich sich nicht aufpicke und mich korrigiere.
danke insoweit

zu einem Verlag finden: habe ich aufgegeben, ich habe einfach meine texte selbst veröffentlicht, mein erstes Buch ist tausendmal verkauft worden, das zweite war ein Flopp, dann habe ich es aufgegeben.
für Kritik bin ich immer offen, aber manchmal ist es wirklich nicht anders als das man für nur fünf Personen auf dieser Welt schreibt

zum Epigonen: hast mich mißverstanden. es ist eben die Gefahr da, wenn man zu sehr sich verwirren läßt durch Kritik, daß man selbst keinen roten Faden mehr findet und von anderen zu viel übernimmt: pars prot toto - heißt es und ein Autor muß stets selbst den Überblick haben, die Teile sind zwar wichtig, aber sekundär.

schönen sommer noch
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F.J.G.
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Wohnort: Wurde erfragt


Beitrag14.08.2021 12:32

von F.J.G.
Antworten mit Zitat

Dein „wichtig, aber sekundär“ hat meinen Tag gerettet … Laughing

Ehrlich, meintest du das ernst?

Ich wage mich mal soweit aus dem Fenster zu lehnen, zu behaupten, dass du Schachtelsätze bewusst als Stilmittel einzusetzen versuchst.
Das Problem: Bevor man in die Trickkiste der Rhetorik des 19. Jahrhunderts greift, sollte man doch zumindest sattelfest in der heutigen Sprache sein.

Leser interessieren Texte, die einen bewegen, mitnehmen und in fremde Welten entführen. Keine Sau interessiert, ob du ostentativ mit deinen rhetorischen Ausschmückungen und mit schwurbelndem Beiwerk Eindruck zu schinden versuchst.


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Pickman
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Beiträge: 2283
Wohnort: Zwischen Prodesse und Delectare


Beitrag14.08.2021 12:51
Re: pick up the text and critisise!
von Pickman
Antworten mit Zitat

pentz hat Folgendes geschrieben:
pickman:ja, gerne darfst Du mir eine Kritik schreiben, aber bitte nicht beleidigt sein, wenn ich sich nicht aufpicke und mich korrigiere.
danke insoweit


Dann wollen wir mal (kostenlos und unverbindlich).

"Der Kaffee schwappte in einer kleineren, fragileren Porzellantasse als ich sie gewohnt war" - Schwappen impliziert nach meinem Dafürhalten eine gewisse Mindestoberflächengröße und eine Bewegung. Ich bin mir nicht sicher, ob das hier passt. Du willst ja auf eine vergleichsweise kleine Tasse hinaus. Und: wird oder wurde sie gerade bewegt?

"Das Törtchen war kleiner als gewohnt, hatte aber einen intensiveren Geschmack." - Stil. Ich würde "schmeckte intensiver" schreiben oder etwas ganz Anderes. "Schmecken" ist einfach eleganter und weniger substantivisch als "Geschmack haben". Noch besser wäre natürlich, eine Lösung, die ganz ohne Wortwiederholung auskommt.

"Ich kostete den Kaffee, ich kostete die Torte, ich schlürfte schon das Getränk - so, wie man es nicht machen sollte, hieß es doch, zuerst das Gepäck, dann die Flüssigkeit, was besser für die Verdauung sei." - Wozu die Anapher? Die wirkt hier eher unbeholfen. Den Bruch der Anapher durch "ich schlürfte" würde ich unter anderen Umständen witzig finden. Hier wirkt er nicht so recht. Das liegt vermutlich auch daran, dass "ich kostete ..., ich kostete, ... ich schlürfte ..." der Form nach die Aneinanderreihung von drei verschiedenen Tätigkeiten suggeriert, dem Inhalt nach scheinen es aber nur zwei zu sein (essen und trinken). Um welches Essen geht es hier eigentlich? Etwa handtellergroße Törtchen, die für jeweils eine Person bestimmt sind, oder Torten, von denen ganze Familien satt werden?

"... ein erneuter Vorwurf herbeigeweht: Tu das nicht!" - Wieso "erneuterter"? Gab es den Vorwurf vorher schon? Wieso "Vorwurf"? Vorher war von nichts dergleichen die Rede. Wieso "herbeigeweht"? Der Begriff würde nur dann funktionieren, wenn er irgendwo einen Bezugspunkt im Zusammenhang mit Luft oder Wind hätte. Hier passt er nicht.

"Du hast" - Das wars für mich. Zum einen ist mir unklar, an wen der Erzähler sich hier wendet, zum anderen erinnert Zweite-Person-Singular-Präteritum mich immer an den unsägliche larmoyanten, aber am Markt unglaublich erfolgreichen Pascal-Mercier-Kitsch, durch den ich mich nur gequält habe, weil er mal quasi mein Chef war.

Wenn ich Dir einen Rat geben darf: Versuche nicht originell, sondern treffend zu schreiben.

Weitermachen!


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Tempus fugit.
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