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Baselifter Gänsefüßchen
Alter: 41 Beiträge: 42 Wohnort: Oberglatt (ZH) Schweiz
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21.07.2008 23:09 Auszug aus meiner Biografie... von Baselifter
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Hallo allerseits!
Ich hab mir da vor Monaten mal die Mühe gemacht, die schlimmste Episode aus meinem Leben niederzuschreiben.
Seid so gut, und achtet nicht auf die Gross/Kleinschreibe... in meinem Blog schreibe ich grundsätzlich immer klein.
Desweiteren möchte ich darauf hinweisen, das diese Geschichte der Wahrheit entspricht.
Ich bezwecke mit dieser Geschichte nicht Mitleid oder Symphatie zu erregen, sondern einfach mal zu erzählen wer ich bin und was ich erlebt habe.
Antworten also, wie: "du armer, was Du alles mitmachen musstest..." oder "Was für eine Tragödie, warum bist Du..." sind daher also überflüssig.
Lieber wäre mir wenn Ihr den Text durchlest, und Kritik am Satzbau und dem Erzählungsfluss bringen würdet.
hier also der Text:
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DIE SCHLIMMSTE ZEIT IN MEINEM LEBEN
ich möchte euch die geschichte der schlimmsten zeit in meinem leben erzählen.
es hat mich lange zeit und arbeit gekostet,
um diese schlimmen erlebnisse hinter mir lassen zu können.
es begann genau am 5. juni 2002.
da hab ich mein zimmer in kloten und damit auch meine unterkunft verloren.
ich war noch nicht mal 20 jährig.
meine sachen... material von der armee (sturmgewehr, kleidung und sonstige ausrüstung),
meine e-gitarre ein koffer voll kleider, rasierzeug und eine handvoll bücher hab ich mitgenommen.
ansonsten besass ich nichts mehr.
ich kam in zürich altstetten in eine notunterkunft, wo ich ein eigenes zimmer hatte.
die fenster waren undicht, in der matratze auf der ich schlief war ein nest von filzläusen.
und ich glaube wenn ich mal einen tiefen atemzug an der matratze genommen hätte,
wäre ich an einer überdosis kokain draufgegangen, denn im ganzen gebäude wohnten sonst dealer,
nutten, schwerverbrecher.
ich hatte unsägliche angst, traute mich 4 volle tage nicht aus dem zimmer, hatte in diesen tagen
mein sturmgewehr geladen neben mir auf dem bett liegen.
ich war allein...
niemand da mit dem ich über meine sorgen reden konnte, niemanden an dem ich mich anlehnen konnte
um zu weinen.
niemand war da, der mir sicherheit gab.
ich fing an über mein leben nachzugrübeln.
es war sinnlos geworden... ich sitze in diesem mit filzläusen verseuchten zimmer, fürchtete
mich vor meinen mitmenschen und hab das gefühl ich sei ein ehrloser mann, ein penner,
ein tagedieb, ein nichts.
nach vier tagen verschanzung traute ich mich dann doch mal raus, bewaffnet mit einer spraydose
cs- gas und meinem discman ging ich raus auf die strasse.
ich marschierte bis zum bahnhof altstetten, wo ich dann in eine bar einkehrte.
in dieser bar verweilte ich für stunden, ich hab mich betrunken, wollte mir meinen kummer
runterspülen.
doch keine chance... ich wurde wütend, wütend über mein schicksal, mein leben und meine
momentane situation.
ich hatte meine ehre verloren.
mir wurde klar, das es so nicht weitergehen konnte, ich bin auf der strasse zur hölle
(zum zeitpunkt meiner erkenntniss lief der titel "the road to hell" von chris rea im radio...
was für ein volltreffer) und habe auf diesem planeten nichts mehr zu suchen.
ich wurde traurig.
ich sitze noch immer in der bar, dem totalzusammenbruch nahe, jede menge leute sitzen in meiner
nähe... doch keinen interessieren meine tränen welche mir aus den augen fluten.
niemand hört mein gequältes wimmern.
"ich muss raus hier" ist mein erster einigermassen normaler gedanken den ich fassen kann.
flüchten... nur flüchten... alles andere ist egal... nach hause in die eigenen vier wände.
in sicherheit.
mit atemberaubender geschwindigkeit renne ich die zwei kilometer bis zur notunterkunft.
im zimmer angekommen dämmert es mir... ich bin ein feigling, ich renne vor meinem eigenen schatten
davon.
"da liegt doch noch das geladene sturmgewehr auf meinem bett... ich könnte doch...
nein lieber nicht... aber scheisse ich muss... ich hab hier nichts mehr zu suchen" rasen
mir die gedanken durch den kopf.
und dann passierts, ich nehme das gewehr in beide hände, lade es durch wie es mir in der
rekrutenschule 4 monate vorher beigebracht wurde, entsichere es und stecke mir den lauf
in den mund.
den zeigefinger lege ich ganz behutsam auf den abzug.
langsam spanne ich den zeigefinger bis zum druckpunkt... auf diesem verharre ich eine geschlagene
viertelstunde.
ich wage es nicht abzudrücken, aber ich kann das gewehr auch nicht einfach wieder hinlegen.
ein grosses dilemma.
okay, nach einer viertelstunde bekomme ich krämpfe im rechten oberarm, zeit das gewehr hinzulegen
und mich für meine ausdauer zu belohnen.
ich gehe wieder raus, sehe wohl aus wie ein von den toten auferstandener, gehe in den letzimarkt
und decke mich dort mit starken spirituosen ein.
eine buddel vodka gorbatschoff trinke ich auf dem nachhauseweg bis auf die nagelprobe leer.
tut das gut, es brennt wie die hölle in meiner kehle, frisst sich durch die adern und explodiert
in meinem gehirn.
ich weis nicht mehr wieviel ich gesoffen habe, jedenfalls scheine ich es gerade noch geschafft zu
haben die ambulanz zu alarmieren...
ich wachte wieder auf im spital.
neben meinem bett ein weihnachtsbaum mit verschiedensten medikamenten die mir in die adern
tropfen.
scheisse!!!
warum hab ich diese alkoholvergiftung überlebt??
ich will sterben... ich sage es der hübschen krankenschwester, das ich nicht mehr leben will,
warum sie mich gerettet haben verlange ich zu wissen.
"weil es die pflich der ärzte ist" antwortet sie...
es ist die pflicht der ärzte mich weiterhin leiden zu lassen.
selbst die kurpfuscher haben sich gegen mich verschworen!!!
zwei tage später darf ich wieder raus... mein erster gedanke, als ich draussen vor dem
spital stehe: "jetzt bring ich mich um".
wieder zuhause, die gleiche geschichte mit dem sturmgewehr.
ich kriegs einfach nicht fertig abzudrücken.
was bin ich doch für ein feiges aas, ich bekomme es nichtmal hin, mich selbst zu richten.
bin ich wirklich so schwach?
super!! ich werde depressiv, total apathisch.
und immer noch niemand da, der mir hilft.
4 monate lang wechsle ich ab zwischen apathie, selbsmordversuchen und monatlichen reisen
nach kloten auf das sozialamt, wo ich meine kohle für alkohol und drogen beziehen kann.
der sozialbeamte hat wohl bemerkt das es mir scheisse geht, fragt mich auch wie es mir geht.
ich denke mir: "du blödes arschloch!!! seit wann interessierst du dich für meinen gefühlszustand??"
ich mache ihm vor das es mir bestens gehe.
ja soll ich dem etwa erzählen, das ich die schnauze voll von meinem leben habe und es beenden will??
der steckt mich doch in die klapse, fürsorgerischer freiheitsentzug wo ich meinen
selbstmordplan nicht durchziehen kann. nee, mir gehts gut... blendend geradezu... wieso ich
so weiss bin im gesicht... naja, ich hatte vor drei tagen die magen darm grippe... ist mir
noch etwas flau im magen... alles klar... ja in einem monat wieder... klar... danke für die kohle.
perfekt, ich kann weiterhin meine suizid schiene fahren, zumindest für einen monat.
dann wird mich der alte vom amt wieder fragen.
egal, bis dann bin ich sicher schon 2 meter unter der grasnarbe.
denkste, ich finde den mut noch immer nicht, mir die kugel durch die birne zu blasen.
ich stehe kurz vor dem wahnsinn, wenn er mich nicht schon lange geholt hat.
egal!!
morgen wieder termin auf dem amt...
ich geh vorbei...
was?? wohngemeinschaft in kloten??
ja, gut... ich melde mich da mal... ach so...anmeldung haben sie schon rausgelassen??
nun, mal wieder in einem sauberen bett schlafen hat ja was für sich, und meine suizidpläne
kann ich ja locker mal etwas auf eis legen, krieg es zur zeit sowieso nicht auf die reihe.
1 monat später ziehe ich also um in die wohngemeinschaft in kloten.
meine suizidideen hab ich vorerst mal zur seite gestellt, bis zum nächsten mal.
dies waren meine schlimmsten 4 monate.
und wenn ich heute den song "the road to hell" von chris rea höre, bekomme ich so einen anflug
von... ich weis nicht recht... so ein gefühl von angst, ganz tief aus meinem unterbewusstsein.
grüsse
Baselifter
Weitere Werke von Baselifter:
_________________ Ich mag verdammen was Du sagst, aber ich setze mein Leben dafür ein, das Du es sagen darfst.
(Voltaire)
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Longo Klammeraffe
L Alter: 34 Beiträge: 890
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L 21.07.2008 23:27
von Longo
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Die Frage, die sich aufstellt: Warum wirst du am Anfang aus deinem Zimmer rausgeworfen, was war der Grund? Warst du selber daran schuld oder nicht (oder andere Fakten aus der Vergangenheit)? Das würde dem Leser helfen das Verhalten des Protagonisten besser zu verstehen.
Zum Schreibstil: Für eine Biografie mit einem solch' ernsten Thema schwingt ein bisschen ein humorvoller Unterton an ein paar Stellen mit. Das stört mich ein wenig. Aber ansonsten eine recht "unterhaltende" Geschichte.
MFG Longo
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Baselifter Gänsefüßchen
Alter: 41 Beiträge: 42 Wohnort: Oberglatt (ZH) Schweiz
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21.07.2008 23:53
von Baselifter
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Nun, wenn ich den Grund angeben würde warum ich aus der Hütte geflogen bin, müsste ich auch die Gründe angeben warum es soweit gekommen ist, und wenn ich diese Gründe angeben würde müsste ich ein ganzes Buch verfassen, dann könnte ich so zimlich gleich bei meiner Geburt anfangen
und das wäre echt zuviel auf einmal.
Daher nur dieser Ausschnitt.
Natürlich könnte ich mir mal Zeit nehmen und eine richtige Biografie auf die Beine stellen.
Aber das hat in meiner derzeitigen Situation noch Zeit.
Stimmt auf jeden Fall das ich etwas Humor mitschwingen hab lassen.
War aber mit Absicht so, denn zum einen Teil mag das Ganze ja wirklich ziemlich traurig wirken, aber zum anderen will ich mit dem humorvollen Teil aufzeigen, wie scheissegal mir das Leben damals war und das System mich mal kreuzweise konnte.
_________________ Ich mag verdammen was Du sagst, aber ich setze mein Leben dafür ein, das Du es sagen darfst.
(Voltaire)
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Marion Schneckenpost
M Alter: 70 Beiträge: 9 Wohnort: NRW
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