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Die Qualen des Ilyos


 
 
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Reiner
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Beiträge: 13
Wohnort: Landau an der Isar


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Beitrag19.06.2021 21:57
Die Qualen des Ilyos
von Reiner
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo,
ich habe mich schon auf dem roten Teppich vorgstellt und da es Interesse daran gab, was man bei mir von "humoristische Fantasy" erwarten darf, stelle ich meinen ersten und bislang einzige Roman hier mal kurz vor. Ich habe den zum Jahreswechsel fertig geschrieben, allerdings bislang keinen Verlag gefunden, was wohl letztlich an der Qualität liegen dürfte (und etwas wohl auch an der Nischigkeit des Themas). Ich hab das Ganze als billiges E-Book bei Amazon reingstellt, um vielleicht etwas mehr Feedback zu bekommen, aber wie das so ist, geht sowas natürlich sofort komplett unter. Daher ist mir jegliches Feedback hier sehr willkommen, daran mangelt es mir immer noch, da mein persönlicher Bekanntenkreis nicht so lesebegeistert ist.
Ich mache dann von eurem Interesse abhängig, ob ich noch mehr Auszüge hier poste, ich will ja auch niemanden nerven. Ich denke, für den Einstieg ist einfach der Prolog ganz gut geeignet.

Als Vorschau gebe ich mal nur den Klappentext, denn mehr hat ja ein normaler Leser auch nicht und ich würde gerne wissen, wie gut man ohne Vorwissen in den Roman hineinfindet.
Natürlich interessiert mich auch immer Feedback zu generellen Themen: Ist der Flow beim Lesen gut? Unterhält es? Sind die Dialoge organisch und ist der "Stil" ok oder eher nicht. Was auch immer euch einfällt. smile

Klappentext:
Als der legendäre Held Ilyos nach tausend Jahren aus der Unterwelt fliehen kann, hat er nur ein Ziel: Er will sich an den Göttern rächen, die ihn verbannt hatten. Doch die entziehen sich seiner Rache durch Abwesenheit. Während der frustrierte Held zum Spielball der Mächtigen wird, die seine Bekanntheit für ihre Belange nutzen wollen, stellt sich eine junge Frau mit Gleichgesinnten gegen das religiöse Regime Kyrias, das seit kurzem große Teile der bekannten Welt beherrscht. Ihr Kampf scheint aussichtslos, bis sie Hilfe von unerwarteter Seite bekommt…


Prolog: Die belagerte Stadt

Ein riesiges hölzernes Pferd stand vor den Toren Kyrias. Die Soldaten der Nachtwache hatten es eben erst bemerkt, als sie von der Morgensonne geweckt worden waren. Einer von ihnen erklärte nun dem Hauptmann unter energischem Nicken seiner Kollegen, dass das Pferd ganz plötzlich und ohne Vorwarnung vor dem Haupttor erschienen sei. Der Soldat faselte etwas von »unmöglich« und »Zauberhand«, doch sein Vorgesetzter winkte ab. Er hätte gewettet, dass der Wächter getrunken oder eine Wette verloren hatte. Oder beides. Dass dort aber tatsächlich ein riesiges Holzpferd vor den Mauern stand…
  »Vielleicht wollen sie, dass wir es hereinholen«, sprudelte es aus einem anderen Wächter hervor. »Und dann, wenn wir alle schlafen, springen hundert Soldaten aus dem Inneren heraus, öffnen die Tore für ihre Kameraden und schlitzen uns allen die Kehle auf!«
  Ungläubige Blicke richteten sich auf den Soldaten.
  »Es ist viel zu groß für das Tor, Mann!«, blaffte der Hauptmann. Er hielt sich im Großen und Ganzen für geduldig und gutmütig, was vermutlich auch der Grund war, warum die Wachen ihn geweckt hatten. Immerhin lag seine Kaserne auf der anderen Seite der Stadt! Wäre er doch nur dort geblieben in seinem Bett, in schlaftrunkener Ahnungslosigkeit. Dann fiele nicht ihm die Aufgabe zu, seinen greisen König um fünf Uhr morgens aus dem Bett zu holen und auf die Außenmauer zu führen…
  
Zwei Stunden später stand der unglückliche Hauptmann neben seinem König auf der Mauer. Dieser ließ sich von einer jungen Frau stützen und spähte über die Brüstung.
  »Sind wohl endgültig durchgeknallt, he?« Er keckerte heiser. »Hab’s immer gewusst, ja, hab’s euch immer gesagt, nicht wahr?«
  Die Frau an seiner Seite rollte mit den Augen. »Ja, Großvater.«
  Der Greis nahm ihre Reaktion nicht wahr oder ignorierte sie. Er hatte sich bereits von den Zinnen abgewandt und schlurfte davon.
  »Aber mein König«, rief der Hauptmann bestürzt und bangte um sein Leben. »Was soll mit dem Pferd geschehen?«
  Der König hielt inne und kniff in Argwohn die Augen zusammen. »Das geb‘ ich nicht her. Ha! Nicht, solange ich lebe. Sollen sie kommen und es holen.« Er keckerte erneut.
  »Nein, Großvater, der tapfere Mann meint das Holzpferd vor den Toren«, mischte sich die junge Frau ein und klang ungeduldig.
  »Was?!« Der König war verwirrt. Die Soldaten spürten seinen Zorn aufkeimen und wichen seinem nach Erklärungen suchenden Blick gekonnt aus, sodass dieser schließlich am einzigen Offiziersrevers hängen blieb. Der Hauptmann schluckte.
  »Schau, Großvater, die Tethener haben ein riesiges Holzpferd für uns gebaut, erinnerst du dich?«
  Dankbar für Ablenkung folgten die Soldaten dem Fingerzeig der Frau in Richtung Pferd. Ihnen klappte der Mund auf.

Ein gewaltiges Heer war aufmarschiert, die Morgensonne im Rücken. Soweit das Auge reichte, warfen kleine, dunkle Gestalten bedrohliche Schatten auf die Ebene vor der Stadt.
  Ohne den Kopf zu drehen, schielte der Hauptman zur Seite, um die Reaktion seines Königs auszumachen. Der grinste über beide Ohren. Obwohl sie seit zehn Jahren belagert wurden, war es nie zu einer ernsthaften Schlacht gekommen, womit die Soldaten auch gut leben konnten. Ihrem ehrgeizigen Herrscher dagegen gefiel die Vorstellung, die größte je ins Feld geführte Armee vor seinen Mauern zerschellen zu sehen. Außerdem war er alt und hing nicht mehr so sehr am Leben.  
  Ein Reiter löste sich aus der Armee und trabte auf die Stadt zu. Der Alarm wurde geschlagen und bald darauf verfolgten tausende Augenpaare hier wie dort die Ankunft des Abgesandten.
  Nahe der Holzkonstruktion stieg der Reiter ab. Ehe er ein Wort sagen konnte, schrie der König in die Stille hinein: »Die Antwort lautet ‚nein‘. Schert Euch davon und greift endlich an!«
  Der Bote wirkte irritiert, machte aber keine Anstalten umzukehren. Er hüstelte.
  »Äh, hallo!«
  »Bogenschützen!«
  »Nein, nein, nein, nein, halt! Wartet!« Der Bote hielt die Hände schützend vors Gesicht. »Es geht nicht um die Kapitulation!«
  »Ha, natürlich!« Der König lachte schnarrend und wurde sofort wieder ernst. »Schießt!«
  Die nächststehenden Bogenschützen, die nicht so tun konnten, als hätten sie ihn nicht gehört, zögerten und sahen die junge Frau an der Seite des Königs fragend an. Sie schüttelte den Kopf.
  »Schiiiießt«, kreischte ihr Herrscher.
Der nun heftig schwitzende Bote nutzte das Zögern der Soldaten: »Wir wollen nicht kämpfen! Da!« Er deutete auf das Pferd. »Warum hätten wir sonst das große Pferd gebaut?«
  Das erinnerte den Greis an das eigentümliche Ding vor seiner Stadt. Er ließ von dem Versuch ab, den Mann in ein Nadelkissen zu verwandeln. Er sah ihn aus kleinen gehässigen Augen an. »Ach ja? Warum, hm?«
  Der Bote nestelte an seinem Gürtel herum und antwortete dann ohne Luft zu holen: »Wir haben Euch, wie es eure Bedingung war, ein größeres und eindrucksvolleres Pferd gebracht als das, das ihr uns gestohlen habt. Gebt unseres heraus und wir gehen nach Hause.«
  Der König gackerte. »Das«, er fuchtelte in Richtung des Holzpferds, »ist Euer schlauer Plan, ja? Seid zu feige, mich anzugreifen und wollt mich überlisten, hm?«
  »Wir hatten gehofft, dass Ihr Euer Wort haltet. So können beide Seiten ihr Gesicht wahren.«
  Zustimmendes Gemurmel folgte auf diese Worte, was jedoch Salz in die Wunde streute.
  »Niemals!«, fauchte der Monarch. Er lief rot an und wankte. Die Frau bedeutete seinen Leibwächtern, ihn zu stützen. Er wehrte sich gegen die Hilfe und richtete sich auf.
  »Kämpft, ihr Feiglinge!«
  Der Hauptmann wusste nicht, ob er seine eigenen Mannen meinte oder den Feind. Dann sackte der König in sich zusammen und wurde von geübten Händen davongetragen.
  »Entschuldigt ihn«, übernahm nun die Frau für ihren Großvater. »Wie war noch Euer Name?«
  »Ilyos von Etrea, Herrin.«
  »Davon habe ich nie gehört.«
  »Oh, es ist sehr klein und...«
  »Dachte ich mir.« Sie musterte den Mann namens Ilyos einen Augenblick. »War das mit dem Pferd Eure Idee?«
  »Also natürlich weiß man bei so einer Ideenfindung nie so genau, aber im Grunde...« Er zögerte. »Warum?«
  »Ich kann mir nicht vorstellen, dass man für die Überbringung einer solchen Nachricht viele Freiwillige finden kann.« Sie verzog den Mund zu einer Grimasse. »Erst recht nicht, nachdem eure letzten Boten atemlos zurückgekehrt sind.«
  »Tatsächlich…«
  »Ich bin einverstanden, Ilyos von Etrea. Wir nehmen euren Tribut an und schicken noch heute euren heiligen Hengst zurück.«
  »Oh, es ist eigentlich kein Trib…«
  »Sagt Eurem Herrn, dass es nicht nötig ist, so viele gute Männer sterben zu lassen.« Sie sah ihn schmunzelnd an. »Gute Heimreise, listenreicher Ilyos.«

Als Ilyos davon galoppierte, wandte sich der Hauptmann mit gesenktem Kopf an die Frau. »Aber Herrin, was ist mit dem König?«
»Lasst den König meine Sorge sein. Schickt einfach den Tethenern ihr verdammtes Pferd zurück.« Im Weggehen fügte sie hinzu: »Und verbrennt diesen Holzhaufen vor meiner Stadt.«

An diesem Tag waren drei Personen äußerst unzufrieden.
  Auf der einen Seite konnte sich der greise König von Kyria zwar schon bald an nichts mehr erinnern, doch seine Stadt wurde zu seinem Leidwesen einmal mehr nicht angegriffen.
  Auf der anderen Seite verfiel der Anführer der belagernden Truppen in missmutiges Schweigen als er vom unerwarteten Erfolg seines Boten hörte. Er hatte nicht das größte Heer aller Zeiten zusammengetrommelt, um ein altes Pferd zurückzubekommen. Er hatte sich nur auf diesen lächerlichen, diplomatischen Versuch eingelassen, um seinen unmotivierten Soldaten und Generälen zu zeigen, dass es einfach keine andere Wahl gab, als den ehrlosen und uneinsichtigen Feind endlich anzugreifen.
   Und weit über ihnen saß Ars, Gott des Krieges, in seinem Himmelspalast und sann auf Rache. So lange hatte er darauf hingearbeitet, die größte und denkwürdigste Schlacht aller Zeiten in die Wege zu leiten. So lange schon hatte er sich auf diesen unvermeidlichen Tag gefreut. Und nun? Jemand hatte seinen Plan durchkreuzt und würde dafür büßen müssen. Dieser jemand hieß Ilyos.

12Wie es weitergeht »




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Fistandantilus
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Beitrag19.06.2021 23:17

von Fistandantilus
Antworten mit Zitat

Hallo Reiner,

mir gefällt Dein Einstand sehr gut. Dein Text ist sprachlich rund, regt zum Schmunzeln an und liest sich schön locker-flockig. Mir gefällt auch dieses Nischen-Genre, ich selbst schreibe momentan an einem Fantasy-Roman, der zwar bei weitem nicht so parodistisch ist, aber auch einen ordentlichen Schuss Ironie enthält. Gleich zu gleich gesellt sich gern Smile

Beste Grüße
Michi
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WSK
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Beitrag20.06.2021 00:41

von WSK
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Ich fand den greisen König und generell die Sache mit dem Pferd witzig. An sich auch gut geschrieben.


"Während der frustrierte Held zum Spielball der Mächtigen wird, die seine Bekanntheit für ihre Belange nutzen wollen, stellt sich eine junge Frau mit Gleichgesinnten gegen das religiöse Regime Kyrias, das seit kurzem große Teile der bekannten Welt beherrscht."

Der Satz ist viel zu lang. Zwei oder drei daraus machen. Ich musste zu lange überlegen, bis ich alles begriffen hatte. Gerade im Klappentext sollte man das unbedingt vermeiden, da müssen die Infos BÄM direkt rüberkommen ohne Barriere.
Generell könnte der Klappentext konkreter sein. Z.b. statt "seine Bekanntheit für ihre Belange nutzen" lieber konkret sagen, was sie tun. "Sie benutzen seinen Namen, um Werbung für Dosenfisch zu machen" oder so.
Evtl kannst du dafür auch ein paar Fakten weglassen, und dafür die verbleibenden spannender/konkreter beschreiben. Dass das Regime große Teile der bekannten Welt beherrscht z.B. ist vllt nicht die interessanteste Info für den Klappentext.



"Die Soldaten der Nachtwache hatten es eben erst bemerkt, als sie von der Morgensonne geweckt worden waren."

Geweckt wurden. Bei (Mini-)Rückblenden möglichst nur 1x Plusquamperfekt benutzen und den Rest in einfacher Vergangenheit. Solche Verb-Ungetüme wie "geweckt worden waren" möglichst vermeiden, wo es geht.
Man kann das auch aktiv schreiben: "Die Morgensonne weckte sie ..."


"Er hätte gewettet, dass der Wächter getrunken oder eine Wette verloren hatte."

Nicht 2x im selben Satz wetten und Wette.
Und wäre auch gut, das hätte / hatte im selben Satz zu umgehen.


Generell: Von Prologen raten ja die meisten Schreibratgeber ab. Viele Lektoren hassen sie. Bei Fantasy sind sie wohl noch am ehesten toleriert.
Frage dich: Brauchst du diesen Prolog? Kann die Handlung auch direkt im 1. Kapitel beginnen?
Für mich persönlich (lese allerdings eher selten Fantasy) wäre es spannender, direkt mit der Geschichte des Helden zu beginnen. So ist gar nicht richtig klar, wer später der Protagonist sein wird (was übrigens auch ein häufiges Problem von Prologen ist).


Den Titel finde ich übrigens ziemlich geil. "Die Qualen des Ilyros" ... da ist Konflikt drin und gleichzeitig Humor. Und es klingt super. Perfekt für dieses Genre.
(Wobei ich gestehen muss, dass ich von dem Genre Fantasy-Humor noch nicht viel gehört habe. Genre-Mixe sind als Anfänger immer schwieriger zu verkaufen, weil die Zielgruppe kleiner ist.)
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Reiner
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Beitrag20.06.2021 09:00

von Reiner
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Fistandantilus hat Folgendes geschrieben:
Hallo Reiner,

mir gefällt Dein Einstand sehr gut. Dein Text ist sprachlich rund, regt zum Schmunzeln an und liest sich schön locker-flockig. Mir gefällt auch dieses Nischen-Genre, ich selbst schreibe momentan an einem Fantasy-Roman, der zwar bei weitem nicht so parodistisch ist, aber auch einen ordentlichen Schuss Ironie enthält. Gleich zu gleich gesellt sich gern Smile

Beste Grüße
Michi


Hi Michi, danke schon mal, das freut mich smile Hast du hier denn schon Auszüge veröffentlicht? Wenn ja, Link!



Wohlstandskrankheit hat Folgendes geschrieben:
Ich fand den greisen König und generell die Sache mit dem Pferd witzig. An sich auch gut geschrieben.


"Während der frustrierte Held zum Spielball der Mächtigen wird, die seine Bekanntheit für ihre Belange nutzen wollen, stellt sich eine junge Frau mit Gleichgesinnten gegen das religiöse Regime Kyrias, das seit kurzem große Teile der bekannten Welt beherrscht."

Der Satz ist viel zu lang. Zwei oder drei daraus machen. Ich musste zu lange überlegen, bis ich alles begriffen hatte. Gerade im Klappentext sollte man das unbedingt vermeiden, da müssen die Infos BÄM direkt rüberkommen ohne Barriere.
Generell könnte der Klappentext konkreter sein. Z.b. statt "seine Bekanntheit für ihre Belange nutzen" lieber konkret sagen, was sie tun. "Sie benutzen seinen Namen, um Werbung für Dosenfisch zu machen" oder so.
Evtl kannst du dafür auch ein paar Fakten weglassen, und dafür die verbleibenden spannender/konkreter beschreiben. Dass das Regime große Teile der bekannten Welt beherrscht z.B. ist vllt nicht die interessanteste Info für den Klappentext.



"Die Soldaten der Nachtwache hatten es eben erst bemerkt, als sie von der Morgensonne geweckt worden waren."

Geweckt wurden. Bei (Mini-)Rückblenden möglichst nur 1x Plusquamperfekt benutzen und den Rest in einfacher Vergangenheit. Solche Verb-Ungetüme wie "geweckt worden waren" möglichst vermeiden, wo es geht.
Man kann das auch aktiv schreiben: "Die Morgensonne weckte sie ..."


"Er hätte gewettet, dass der Wächter getrunken oder eine Wette verloren hatte."

Nicht 2x im selben Satz wetten und Wette.
Und wäre auch gut, das hätte / hatte im selben Satz zu umgehen.


Generell: Von Prologen raten ja die meisten Schreibratgeber ab. Viele Lektoren hassen sie. Bei Fantasy sind sie wohl noch am ehesten toleriert.
Frage dich: Brauchst du diesen Prolog? Kann die Handlung auch direkt im 1. Kapitel beginnen?
Für mich persönlich (lese allerdings eher selten Fantasy) wäre es spannender, direkt mit der Geschichte des Helden zu beginnen. So ist gar nicht richtig klar, wer später der Protagonist sein wird (was übrigens auch ein häufiges Problem von Prologen ist).


Den Titel finde ich übrigens ziemlich geil. "Die Qualen des Ilyros" ... da ist Konflikt drin und gleichzeitig Humor. Und es klingt super. Perfekt für dieses Genre.
(Wobei ich gestehen muss, dass ich von dem Genre Fantasy-Humor noch nicht viel gehört habe. Genre-Mixe sind als Anfänger immer schwieriger zu verkaufen, weil die Zielgruppe kleiner ist.)


Hey hey, ja stimmt, der Satz im Klappentext könnte kürzer sein, hab da noch gar nicht drüber nachgedacht. Muss mal gucken, wie ich das insgesamt am besten hinbiegen kann.

Zur Morgensonne, ja da habe ich bissl rumjongliert, aber so richtig hat mir keine Konstruktion gefallen. Evtl muss ich das ganz anders lösen, vielleicht ohne Nebensatz.

Stimmt, zweimal wetten nah beieinander. Baue ich um.

Zum Prolog, ja den braucht es hier und er macht auch Sinn. Ich hatte urpsrünglich keinen, aber das machte den Einstieg schwierig. Das war das erste Feedback, das ich damals bekommen hatte. Der Prolog ist quasi die 1000-Jahre-zuvor-Einleitung, die auch dafür da ist, ohne große Beschreibung das Setting aufzubauen. Trojanischer Krieg, griechisch, parodistisch. Was ich allerdings nicht ganz verstehe: Warum ist nicht klar, wer der Protagonist sein wird? Das Buch heißt Die Qualen des Ilyos und dann kommt Ilyos im Prolog vor. Scheint mir recht eindeutig?
(Abgesehen davon gibt es noch zwei andere Protagonisten, aus deren Sicht erzählt wird. A la Game of Thrones. Es wechselt sich also ständig ab. Ich weiß, das Abwechseln ist Geschmackssache, aber mir gefällt es in dieser Geschichte ganz gut.)

Zum Titel: Danke! War nie so ganz sicher, wie der Titel bei anderen ankommt, habe immer etwas die Befürchtung, dass er zu klobig ist. Fun fact: Wenn ich auf Englisch geschrieben wäre, hätte ich den Mann nicht Ilyos, sondern Iron genannt, damit es dann: The Torture of Iron heißt Laughing


Edit: Oh und was ich vergessen habe, da sind auch ein paar Fußnoten dabei. Ich mochte das bei den Scheibenweltromanen schon immer und eignet sich an manchen Stellen einfach super für Humor, wie ich finde. Die hatte es allerdings beim Rüberkopieren nicht mitgenommen. Im Prolog ist eine drin:
(...) Ihrem ehrgeizigen Herrscher dagegen gefiel die Vorstellung, die größte je ins Feld geführte Armee vor seinen Mauern zerschellen zu sehen. Außerdem war er alt und hing nicht mehr so sehr am Leben. 1

=> 1 Gemeint ist das Leben seiner Soldaten.


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Fistandantilus
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Beitrag20.06.2021 09:53

von Fistandantilus
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Zitat:
Hast du hier denn schon Auszüge veröffentlicht? Wenn ja, Link!


https://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=72166 ; Du brauchst allerdings 15 Beiträge, um darauf zugreifen zu können.
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michael01
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Beitrag20.06.2021 10:52
Re: Die Qualen des Ilyos
von michael01
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[quote="Reiner"]  Ars, Gott des Krieges [/quote="Reiner"]

Der Text ist doch recht witzig. Ich wurde sofort daran erinnert, wie ich mich durch die llias mit der Schlacht um Troja gequält hatte.
Wenn du diesen humoristischen Stil durchhalten kannst...gut.

Ich würde allerdings die griechischen Namen der Götter nehmen: z.B. nicht Ars sonder Ares. Ein Schreibfehler?

Weiter!, es macht neugierig auf die Kindle-Variante. Wenn du dann noch Anspielungen auf unsere Gegenwart darin hast - nicht vordergründig, versteht sich - dann kann es sicher erfolgreich werden.


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michael01
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Beitrag20.06.2021 10:58

von michael01
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Hier meine Beschäftigung mit den Griechen: Kassandra und Apollo!

Das Original hat ein größeres Format 8000x3000. Troja habe ich selbst gebaut, es ist nicht geklaut!


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Reiner
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Beitrag20.06.2021 17:12
Re: Die Qualen des Ilyos
von Reiner
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[quote="michael01"]
Reiner hat Folgendes geschrieben:
  Ars, Gott des Krieges [/quote="Reiner"]

Der Text ist doch recht witzig. Ich wurde sofort daran erinnert, wie ich mich durch die llias mit der Schlacht um Troja gequält hatte.
Wenn du diesen humoristischen Stil durchhalten kannst...gut.

Ich würde allerdings die griechischen Namen der Götter nehmen: z.B. nicht Ars sonder Ares. Ein Schreibfehler?

Weiter!, es macht neugierig auf die Kindle-Variante. Wenn du dann noch Anspielungen auf unsere Gegenwart darin hast - nicht vordergründig, versteht sich - dann kann es sicher erfolgreich werden.


Schön zu hören!
Der Götername ist eigentlich eher zufällig so nah, der Gedanke dahinter war eigentlich das lateinische Wort. Fast alle meinen Namen haben auch eine nähere oder entferntere Bedeutung, die meist aus dem lateinischen kommt. Ist eine kleine persönliche Spielerei, die imo tendenziell auch dazu führt, dass die Namen etwas natürlicher klingen. Solltest du gleich alles lesen wollen, kannst du dir natürlich gern das E-Book holen:)

Zu deinem Bild: Cool, was hat es damit auf sich, also hast du das zu einem bestimmten Zweck erstellt? Oder einfach aus purer Freude an der Sache?


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Calvin Hobbs
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Beitrag20.06.2021 18:22

von Calvin Hobbs
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Hallo smile
Ja, auch ich würde weiterlesen wollen.
Du bist auf einem guten Weg, Leser zu unterhalten. Allerdings fürchte ich, ist der Humor noch nicht ganz so weit, dass bereits Fußnoten (wie bei Pratchett) nötig wären. Der Grat zwischen Entertainment und Geschwätzigkeit ist da mMn. sehr schmal. Aber auch das übt sich mit der Zeit.
MfG


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michael01
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Beiträge: 14



Beitrag20.06.2021 22:23
Re: Die Qualen des Ilyos
von michael01
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Reiner hat Folgendes geschrieben:
Oder einfach aus purer Freude an der Sache?


Ich habe mich längere Zeit mit den griechischen Mythen beschäftigt und aus Spaß an der Freude dann ein paar Bilder dazu gemacht. Apollo Mythen und weiter bin ich noch nicht.


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Reiner
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Beitrag21.06.2021 08:44

von Reiner
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Calvin Hobbs hat Folgendes geschrieben:
Hallo smile
Ja, auch ich würde weiterlesen wollen.
Du bist auf einem guten Weg, Leser zu unterhalten. Allerdings fürchte ich, ist der Humor noch nicht ganz so weit, dass bereits Fußnoten (wie bei Pratchett) nötig wären. Der Grat zwischen Entertainment und Geschwätzigkeit ist da mMn. sehr schmal. Aber auch das übt sich mit der Zeit.
MfG


Hm, ja, das mag sein, aber warte mal die anderen ab, manche sind besser gelungen als andere. Ich mag dieses Stilmittel vor allem, weil es ein paar Gags erlaubt, die nicht in den Fließtext passen. Aber ich verstehe, wenn man das als übertrieben betrachtet.

michael01 hat Folgendes geschrieben:


Ich habe mich längere Zeit mit den griechischen Mythen beschäftigt und aus Spaß an der Freude dann ein paar Bilder dazu gemacht. Apollo Mythen und weiter bin ich noch nicht.


Ah, verstehe, na dann, viel Spaß damit weiterhin.


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Fistandantilus
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Beitrag21.06.2021 10:20

von Fistandantilus
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Zitat:
Ich mag dieses Stilmittel vor allem, weil es ein paar Gags erlaubt, die nicht in den Fließtext passen.


Ich bin zwiegespalten, was die Fußnoten anbelangt. Zum einen verleihen sie dem Text etwas "Besonderes", das kann gefallen. Zum anderen sind sie vielleicht "zu" besonders. Ich habe jetzt nur dieses eine Beispiel von Dir, das man meines Erachtens aber genauso in den Fließtext einauen kann: Außerdem war er alt und hing nicht mehr so sehr am Leben. Und zwar am Leben seiner Soldaten. Oder: Er meinte natürlich das Leben seiner Soldaten.
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jGsnow
Eselsohr

Alter: 29
Beiträge: 324



Beitrag21.06.2021 23:33
Re: Die Qualen des Ilyos
von jGsnow
Antworten mit Zitat

Reiner hat Folgendes geschrieben:
Hallo,
ich habe mich schon auf dem roten Teppich vorgstellt und da es Interesse daran gab, was man bei mir von "humoristische Fantasy" erwarten darf, stelle ich meinen ersten und bislang einzige Roman hier mal kurz vor. Ich habe den zum Jahreswechsel fertig geschrieben, allerdings bislang keinen Verlag gefunden, was wohl letztlich an der Qualität liegen dürfte (und etwas wohl auch an der Nischigkeit des Themas). Ich hab das Ganze als billiges E-Book bei Amazon reingstellt, um vielleicht etwas mehr Feedback zu bekommen, aber wie das so ist, geht sowas natürlich sofort komplett unter. Daher ist mir jegliches Feedback hier sehr willkommen, daran mangelt es mir immer noch, da mein persönlicher Bekanntenkreis nicht so lesebegeistert ist.
Ich mache dann von eurem Interesse abhängig, ob ich noch mehr Auszüge hier poste, ich will ja auch niemanden nerven. Ich denke, für den Einstieg ist einfach der Prolog ganz gut geeignet.

Herzlichen Willkommen im Forum, Reiner smile
Meine Anmerkungen zu deinem Text in Farbe.


Als Vorschau gebe ich mal nur den Klappentext, denn mehr hat ja ein normaler Leser auch nicht und ich würde gerne wissen, wie gut man ohne Vorwissen in den Roman hineinfindet.
Natürlich interessiert mich auch immer Feedback zu generellen Themen: Ist der Flow beim Lesen gut? Unterhält es? Sind die Dialoge organisch und ist der "Stil" ok oder eher nicht. Was auch immer euch einfällt. smile

Klappentext:
Als der legendäre Held Ilyos nach tausend Jahren aus der Unterwelt fliehen kann, hat er nur ein Ziel: Er will sich an den Göttern rächen, die ihn verbannt hatten. Doch die entziehen sich seiner Rache durch Abwesenheit. Während der frustrierte Held zum Spielball der Mächtigen wird, die seine Bekanntheit für ihre Belange nutzen wollen, stellt sich eine junge Frau mit Gleichgesinnten gegen das religiöse Regime Kyrias, das seit kurzem große Teile der bekannten Welt beherrscht. Ihr Kampf scheint aussichtslos, bis sie Hilfe von unerwarteter Seite bekommt…

Juhuu, Götter love


Prolog: Die belagerte Stadt

Ein riesiges hölzernes Pferd stand vor den Toren Kyrias. Die Soldaten der Nachtwache hatten es eben erst bemerkt, als sie von der Morgensonne geweckt worden waren. Einer von ihnen erklärte nun dem Hauptmann unter energischem Nicken seiner Kollegen, dass das Pferd ganz plötzlich und ohne Vorwarnung vor dem Haupttor erschienen sei. Der Soldat faselte etwas von »unmöglich« und »Zauberhand«, doch sein Vorgesetzter winkte ab. Er hätte gewettet, dass der Wächter getrunken oder eine Wette verloren hatte. Oder beides. Dass dort aber tatsächlich ein riesiges Holzpferd vor den Mauern stand…
  »Vielleicht wollen sie, dass wir es hereinholen«, sprudelte es aus einem anderen Wächter hervor. »Und dann, wenn wir alle schlafen, springen hundert Soldaten aus dem Inneren heraus, öffnen die Tore für ihre Kameraden und schlitzen uns allen die Kehle auf!« Sehr viel Weitsicht für einen Wächter. Bei dem trojanischen Pferd ist ja nicht einmal dem König Trojas dieser Gedanke gekommen lol2 Die Eröffnungsszene schmeißt mich gedanklich sofort in dieses Setting.
  Ungläubige Blicke richteten sich auf den Soldaten.
  »Es ist viel zu groß für das Tor, Mann!«, blaffte der Hauptmann. Er hielt sich im Großen und Ganzen für geduldig und gutmütig, was vermutlich auch der Grund war, warum die Wachen ihn geweckt hatten. Wen? Immerhin lag seine Kaserne auf der anderen Seite der Stadt! Wäre er doch nur dort geblieben in seinem Bett, in schlaftrunkener Ahnungslosigkeit. Dann fiele nicht ihm die Aufgabe zu, seinen greisen König um fünf Uhr morgens aus dem Bett zu holen und auf die Außenmauer zu führen… Ist der Prota, in dessen Gedanken wir sind, der Hauptmann? Ich musste diese Stelle mehrmals lesen. Stell am besten zu Beginn klar, in wessen Kopf wir sind.
  
Zwei Stunden später stand der unglückliche Hauptmann neben seinem König auf der Mauer. Dieser ließ sich von einer jungen Frau stützen und spähte über die Brüstung.
  »Sind wohl endgültig durchgeknallt, Umgangssprache he?« Er keckerte heiser. »Hab’s immer gewusst, ja, hab’s euch immer gesagt, nicht wahr?«
  Die Frau an seiner Seite rollte mit den Augen. »Ja, Großvater.«
  Der Greis nahm ihre Reaktion nicht wahr oder ignorierte sie. Er hatte sich bereits von den Zinnen abgewandt und schlurfte davon.
  »Aber mein König«, rief der Hauptmann bestürzt und bangte um sein Leben. »Was soll mit dem Pferd geschehen?«
  Der König hielt inne und kniff in Argwohn die Augen zusammen. »Das geb‘ ich nicht her. Ha! Nicht, solange ich lebe. Sollen sie kommen und es holen.« Er keckerte erneut. Wieso redet der König wie ein Stallbursche?
  »Nein, Großvater, der tapfere Mann er meint das Holzpferd vor den Toren«, mischte sich die junge Frau ein und klang ungeduldig.
  »Was?!« Der König war verwirrt. Die Soldaten spürten seinen Zorn aufkeimen und wichen seinem nach Erklärungen suchenden Blick gekonnt aus, sodass dieser schließlich am einzigen Offiziersrevers hängen blieb. Der Hauptmann schluckte.
  »Schau, Großvater, die Tethener haben ein riesiges Holzpferd für uns gebaut, erinnerst du dich?«
  Dankbar für Ablenkung folgten die Soldaten dem Fingerzeig der Frau in Richtung Pferd. Ihnen klappte der Mund auf.

Ein gewaltiges Heer war aufmarschiert, die Morgensonne im Rücken. Soweit das Auge reichte, warfen kleine, dunkle Gestalten bedrohliche Schatten auf die Ebene vor der Stadt.
  Ohne den Kopf zu drehen, schielte der Hauptman zur Seite, um die Reaktion seines Königs auszumachen. Der grinste über beide Ohren. Obwohl sie seit zehn Jahren belagert wurden, war es nie zu einer ernsthaften Schlacht gekommen, womit die Soldaten auch gut leben konnten. Ihrem ehrgeizigen Herrscher dagegen gefiel die Vorstellung, die größte je ins Feld geführte Armee vor seinen Mauern zerschellen zu sehen. Außerdem war er alt und hing nicht mehr so sehr am Leben.  
Also hier muss ich mal kurz einhaken. Ich habe einerseits Verständnisprobleme, weil: Die Wächter finden das Pferd, der Hauptmann informiert der König darüber und dann wundert sich der König über das Pferd und die Soldaten auf und die Frau zeigt dann über die Mauern (zu dem Pferd?!) und da steht dann (plötzlich?!) eine feindliche Armee? Als ob sie die nicht hätten anrücken gehört oder gesehen, wenn es die größte Armee ever ist? Außerdem hat das ja doch sehr, sehr viele Parallelen zu Agamemnons Aufmarsch gegen Troja.
  Ein Reiter löste sich aus der Armee und trabte auf die Stadt zu. Der Alarm wurde geschlagen und bald darauf verfolgten tausende Augenpaare hier wie dort die Ankunft des Abgesandten.
  Nahe der Holzkonstruktion stieg der Reiter ab. Ehe er ein Wort sagen konnte, schrie der König in die Stille hinein: »Die Antwort lautet ‚nein‘. Schert Euch davon und greift endlich an!«
  Der Bote wirkte irritiert, machte aber keine Anstalten umzukehren. Er hüstelte.
  »Äh, hallo!« ??????
  »Bogenschützen!«
  »Nein, nein, nein, nein, halt! Wartet!« Der Bote hielt die Hände schützend vors Gesicht. »Es geht nicht um die Kapitulation!«
  »Ha, natürlich!« Der König lachte schnarrend und wurde sofort wieder ernst. »Schießt!«
  Die nächststehenden Bogenschützen, die nicht so tun konnten, als hätten sie ihn nicht gehört, zögerten und sahen die junge Frau an der Seite des Königs fragend an. Sie schüttelte den Kopf.
  »Schiiiießt«, kreischte ihr Herrscher.
Der nun heftig schwitzende Bote nutzte das Zögern der Soldaten: »Wir wollen nicht kämpfen! Da!« Er deutete auf das Pferd. »Warum hätten wir sonst das große Pferd gebaut?«
  Das erinnerte den Greis an das eigentümliche Ding vor seiner Stadt. Er ließ von dem Versuch ab, den Mann in ein Nadelkissen zu verwandeln. Er sah ihn aus kleinen gehässigen Augen an. »Ach ja? Warum, hm?«
  Der Bote nestelte an seinem Gürtel herum und antwortete dann ohne Luft zu holen: »Wir haben Euch, wie es eure Bedingung war, ein größeres und eindrucksvolleres Pferd gebracht als das, das ihr uns gestohlen habt. Gebt unseres heraus und wir gehen nach Hause.«
  Der König gackerte. »Das«, er fuchtelte in Richtung des Holzpferds, »ist Euer schlauer Plan, ja? Seid zu feige, mich anzugreifen und wollt mich überlisten, hm?« Es widerstrebt mir, dass diese großartige, legendäre List des Ilias hier so offenkundig für alle ist.
  »Wir hatten gehofft, dass Ihr Euer Wort haltet. So können beide Seiten ihr Gesicht wahren.«
  Zustimmendes Gemurmel folgte auf diese Worte, was jedoch Salz in die Wunde streute.
  »Niemals!«, fauchte der Monarch. Er lief rot an und wankte. Die Frau bedeutete seinen Leibwächtern, ihn zu stützen. Er wehrte sich gegen die Hilfe und richtete sich auf.
  »Kämpft, ihr Feiglinge!«
  Der Hauptmann wusste nicht, ob er seine eigenen Mannen meinte oder den Feind. Dann sackte der König in sich zusammen und wurde von geübten Händen davongetragen.
  »Entschuldigt ihn«, übernahm nun die Frau für ihren Großvater. »Wie war noch Euer Name?«
  »Ilyos von Etrea, Herrin.«
  »Davon habe ich nie gehört.«
  »Oh, es ist sehr klein und...«
  »Dachte ich mir.« Sie musterte den Mann namens Ilyos einen Augenblick. »War das mit dem Pferd Eure Idee?«
  »Also natürlich weiß man bei so einer Ideenfindung nie so genau, aber im Grunde...« Er zögerte. »Warum?«
  »Ich kann mir nicht vorstellen, dass man für die Überbringung einer solchen Nachricht viele Freiwillige finden kann.« Sie verzog den Mund zu einer Grimasse. »Erst recht nicht, nachdem eure letzten Boten atemlos zurückgekehrt sind.«
  »Tatsächlich…«
  »Ich bin einverstanden, Ilyos von Etrea. Wir nehmen euren Tribut an und schicken noch heute euren heiligen Hengst zurück.«
  »Oh, es ist eigentlich kein Trib…«
  »Sagt Eurem Herrn, dass es nicht nötig ist, so viele gute Männer sterben zu lassen.« Sie sah ihn schmunzelnd an. »Gute Heimreise, listenreicher Ilyos.« Hier fragt man sich: Weiß sie es, oder weiß sie es nicht? Gut.

Als Ilyos davon galoppierte, wandte sich der Hauptmann mit gesenktem Kopf an die Frau. »Aber Herrin, was ist mit dem König?«
»Lasst den König meine Sorge sein. Schickt einfach den Tethenern ihr verdammtes Pferd zurück.« Im Weggehen fügte sie hinzu: »Und verbrennt diesen Holzhaufen vor meiner Stadt.« Gut!

An diesem Tag waren drei Personen äußerst unzufrieden.
  Auf der einen Seite konnte sich der greise König von Kyria zwar schon bald an nichts mehr erinnern, doch seine Stadt wurde zu seinem Leidwesen einmal mehr nicht angegriffen.
  Auf der anderen Seite verfiel der Anführer der belagernden Truppen in missmutiges Schweigen als er vom unerwarteten Erfolg seines Boten hörte. Er hatte nicht das größte Heer aller Zeiten zusammengetrommelt, um ein altes Pferd zurückzubekommen. Er hatte sich nur auf diesen lächerlichen, diplomatischen Versuch eingelassen, um seinen unmotivierten Soldaten und Generälen zu zeigen, dass es einfach keine andere Wahl gab, als den ehrlosen und uneinsichtigen Feind endlich anzugreifen.
   Und weit über ihnen saß Ars, Gott des Krieges, in seinem Himmelspalast und sann auf Rache. So lange hatte er darauf hingearbeitet, die größte und denkwürdigste Schlacht aller Zeiten in die Wege zu leiten. So lange schon hatte er sich auf diesen unvermeidlichen Tag gefreut. Und nun? Jemand hatte seinen Plan durchkreuzt und würde dafür büßen müssen. Dieser jemand hieß Ilyos. Wieso hat Ilyos den Plan durchkreuzt? Doch wohl eher das Mädel.


Hmm, ich bin hin- und hergerissen. Du sagtest, es ist humorvolle Fantasy. Du hast auf jeden Fall einen lockeren Schreibstil, der allerdings - wie ich finde - nicht zu diesem Thema passt. Vielleicht bin ich da auch extra kritisch, weil ich mich in meiner Jugend sehr viel mit der griechischen Mythologie und insbesondere mit den Geschehnissen um Troja befasst habe. Es ist wahrscheinlich Absicht, dass du aus "Ilias" "Ilyos" und aus "Ares" "Ars" gemacht hast. Allerdings sehe ich den Humor da nicht - vielleicht ist es nicht mein Humor, vielleicht ist mir das Thema zu lieb und teuer oder vielleicht bin ich einfach humorlos lol2 Der Text ist für mich weder Fantasy noch humoristisch und doch würde ich sagen, dass deine Schreibe durchaus Potenzial für humorvolle Romane hat - vielleicht in einem anderen Genre oder einer Welt, die nichts mit unserer wahren Geschichte zu tun hat (zumindest nicht derart offensichtlich). Als Liebhaberin aller Geschichten des Ilias fühle ich mich mit diesem Text mehr vor den Kopf gestoßen als gut unterhalten, sorry! Ich hoffe, das Feedback hilft dir irgendwie weiter, soll dich aber keineswegs entmutigen, denn es ist ja alles nur subjektiv und letztlich Geschmackssache.

LG!
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Reiner
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Beitrag22.06.2021 10:35
Re: Die Qualen des Ilyos
von Reiner
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jGsnow hat Folgendes geschrieben:


Hmm, ich bin hin- und hergerissen. Du sagtest, es ist humorvolle Fantasy. Du hast auf jeden Fall einen lockeren Schreibstil, der allerdings - wie ich finde - nicht zu diesem Thema passt. Vielleicht bin ich da auch extra kritisch, weil ich mich in meiner Jugend sehr viel mit der griechischen Mythologie und insbesondere mit den Geschehnissen um Troja befasst habe. Es ist wahrscheinlich Absicht, dass du aus "Ilias" "Ilyos" und aus "Ares" "Ars" gemacht hast. Allerdings sehe ich den Humor da nicht - vielleicht ist es nicht mein Humor, vielleicht ist mir das Thema zu lieb und teuer oder vielleicht bin ich einfach humorlos lol2 Der Text ist für mich weder Fantasy noch humoristisch und doch würde ich sagen, dass deine Schreibe durchaus Potenzial für humorvolle Romane hat - vielleicht in einem anderen Genre oder einer Welt, die nichts mit unserer wahren Geschichte zu tun hat (zumindest nicht derart offensichtlich). Als Liebhaberin aller Geschichten des Ilias fühle ich mich mit diesem Text mehr vor den Kopf gestoßen als gut unterhalten, sorry! Ich hoffe, das Feedback hilft dir irgendwie weiter, soll dich aber keineswegs entmutigen, denn es ist ja alles nur subjektiv und letztlich Geschmackssache.

LG!


Hey hallo, danke für das ausführliche Feedback und die Mühe!
Also du hast meine Intention teilweise missverstanden, was aber auch interessant ist, da es zeigt, dass es nicht so klar ist, wie gehofft. Ich wills mal erklären, vielleicht kann man dann herausarbeiten, wo es hakt.

Der Prolog ist absichtlich etwas näher an der Ilias, um das Setting gleich im Kopf zu verankern. Aber ich sehe, dass das offenbar für einige zu nah ist. Der Rest des Buchs geht deutlich stärker weg, spielt auch in einer ganz eigenen Welt 1000 Jahre später, bezieht sich also nicht mehr auf konkrete Ereignsise der Historie oder Mythologie.
Beim Humor, klar, das ist Geschmackssache, wenn man sagt, ok, das passt für mcih nicht zum Setting, fair enough. Allerdings hast du den Prolog ernster genommen, als er intendiert war. Ja, Ilyos leitet sich absichtlich in der Namensfindung von Ilias ab, Ars eigentlich nicht, das kam eben von Ars = Kunst, was wie cih finde ein toller Name für einen Kriegsgott ist. Die Ähnlichkeit zu Ares habe ich gern mitgenommen. Aber ich sehe jetzt, dass bei den meisten nur der Eindruck "Name-kopiert" hägen bleibt, also sollte ich den Namen einfach ändern, um dem vorzubeugen.

Was die Handlung im Prolog angeht: Ich fand einen alten, senilen und stark vergesslichen König, dem es nur darum geht, Ruhm zu sammeln und dem seine Leute egal sind, für die Szene als Konstrast zu den freundlichen und leicht schrulligen Soldaten ganz nett. Ich habe vielleicht zu sehr meine literarischen Vorbilder im Kopf und kann das noch nciht 100% transportieren, aber diese Figuren da sind alle nicht zu 100% ernstzunehmen. Die Welt ist eine leicht parodistische, in der alles ein wenig lockerer und schrulliger zugeht.
Dementsprechend verhält sich auch die Handlung: Zu dem Anmarsch der feindlichen Armee: Die Szene war so gedacht: Ein Haufen leicht idiotischer Soldaten diskutiert rum, was zu tun ist, dann kommt ein seniler König dazu und merken noch gar nicht, was in ihrem Rücken passiert, weil einfach keiner mehr groß aufpasst (die Diskussion ist interessanter). Es geht also hier nicht um Logik per se, sondern darum, die Tonalität zu setzen: Das hier ist keine nitty-gritty Geschichte mit Blut, schweiß und Tränen, sondern eine locker-lustige Unterhaltung, ein wenig wie auch etwa im britischen Humor oft gesehen bei Monthy Python, Blackadder, Terry Pratchett und co. Das ist genau meine Art von Humor, der aber natürlich nciht jedermanns Sache ist.

Dementsprechend ist auch die eigentliche Auflösung eine andere. In dem Pferd sind kein versteckten Soldaten. Es wurde keien schöne Helena urpsürnglich entführt, sondern nur ein besonders hübsches, tolles Pferd, um das es an sich auch gar nicht geht. Die Anführer beider Seiten woltlen einfach nru Krieg. Die Leute wollen ihn aber nicht. Urpsürnglich hatte der König gesagt, er gäbe das Pferd nur für ein noch tolleres her (aka er gibt es nciht her, weil er ja Krieg will). Aber nach 10 Jahren Blagerung wollen alle nach Hause, also kommt Ilyos mit der Idee um die Ecke, ok, wir bauen ihm ein beeindruckendes riesiges Pferd aus Holz als Tausch. Und dann nehmen eben Leute wie die junge Frau das Szepter in die Hand und gehen auf diesen Handel ein, damit das endlich ein Ende hat.

Der Trojanische Krieg ist also nur ein Aufhänger, umd as Setting darzustellen und wird (zumindest in meiner Intention) ironisch gebrochen, indem es zuerst sehr ähnlich wirkt, dann aber alles völlig anders ausgeht. Außerdem setzt es die Voraussetzung für die weitere Entwicklung, weil Ilyos auf diese Weise Blutvergießen verhindert hat, worauf sich der Kriegsgott mächtig gefreut hat und ihn deshalb letztlendlich in die Unterwelt verbannt. Die Willkür dieser Handlung wiederum ist Basis für die weitere Handlung, nachdem sich Ilyos im Laufe des Buchs befreien kann.

Das Ganze ist also durchaus durchdacht. Nur, wie man sieht, kommt das nicht bei jedem/jeder so an, was natürlich heißt, dass ich mein Ziel als Autor nicht ganz erreicht habe...

Aber ich kann ja mal einen Teil des nächsten Kapitels posten, vielleicht hilft das noch besser bei der Einschätzung, wie das alles gedacht ist. smile


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Reiner
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Beitrag22.06.2021 10:54

von Reiner
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Ok, hier ein Teil des ersten Kapitels (das Ganze ist zu lang). Ich hoffe, das ist ok, es hier zu posten? Wenn es woanders besser wäre, gebt bitte Bescheid. Meiner Meinung nach ist der Mittelteil des ersten Kapitels nicht der allerbeste. Den habe ich immer wieder umgebaut und war nie 100% zufrieden, viel davon ist aber wichtig für das Worldbuilding. Mal gucken, was ihr sagt.

Ilyos
Es gehört zum Wesen von Göttern, dass sie kaum je brauchbare Erklärungen zu den Dingen geben, die die Menschen nicht verstehen. So bleibt es stets den Sterblichen überlassen, über solche Fragen zu spekulieren. Früher oder später kommen sie dabei immer zu dem Schluss, sich über derartige Probleme besser nicht den Kopf zu zerbrechen. Die Götter würden schon wissen, was sie tun. Alles andere wäre ein wenig dumm.
  Im Stadtstaat Tethena verhielt es sich ähnlich. Das Tun und Wirken der Götter wurde selten hinterfragt. Immerhin kannten die Tethener bereits die eine Antwort, die alles erklärte: Die Götter hatten den Menschen nach dem einzigen Vorbild geschaffen, das ihnen zur Verfügung gestanden hatte: Ihrem eigenen. 2
  Als der bekannte Denker Apodiktes einwandte, dass auch die Götter anderer Völker die Schöpfung des Menschen für sich beanspruchten, einigte man sich darauf, dass das ein Problem der anderen Völker war.
  Diese Denkweise ermöglichte einen raschen Aufstieg Tethenas zur größten Macht der ihnen bekannten und damit relevanten Welt. Die Tethener sahen sich als Wiege der Zivilisation, als Mittelpunkt der Schöpfung.
  Zu ihrem Leidwesen wuchs jedoch mit der eigenen Anmaßung auch die ihrer Götter. Zwar wurde irdische Demut mit segensreicher Gleichgültigkeit belohnt, doch dafür begegneten die Gottheiten jenen mit umso größerer Missgunst, die es wagten, sich ihnen ebenbürtig zu fühlen oder ihre Macht in Fragen zu stellen.
  Bei Zurechtweisungen nutzten sie ungern banale Grausamkeit, sondern förderten lieber die Schwächen der Menschen, damit sich diese selbst zu Fall brachten. In den seltenen Fällen, da diese Methode nicht zum erhofften Sinneswandel führte, wurden die Missetäter kurzerhand in die Unterwelt verbannt. Dort hatten die Götter eigens für diesen Zweck eine Insel inmitten des Flusses Pyron geschaffen, der die Welt der Lebenden von der der Toten trennte. Aufgrund ihrer Lage gehörte die Insel weder in die eine noch in die andere Welt. An diesem Ort brauchten die Verdammten weder Nahrung noch Schlaf. Sie konnten nicht altern und nicht sterben. Doch sie konnten denken und fühlen…
  Selbstverständlich ging es den Göttern nicht nur um Bestrafung, sondern auch um Abschreckung. Den Menschen Tethenas galten die Verdammten als anschauliche Warnung – was sie nicht daran hinderte, die Elenden für ihren Heldenmut zu rühmen und zu verehren. 3  Es war wie mit einem Gefangenen, der Tag für Tag die Wahrheit erzählte und dennoch ein Körperteil nach dem anderen verlor. Die Standhaftigkeit nötigte Respekt ab, wenngleich der Ausgang vorhersehbar blieb.

Ebenso vorhersehbar verlief die Bestrafung des Ilyos von Etrea. Seit tausend Jahren musste er in der Unterwelt einen Felsbrocken einen Berg hinaufrollen, bis dieser dort liegen bliebe. Doch seit tausend Jahren rollte der Stein von allein wieder hinab. Als eines Tages die Bergspitze derart abgenutzt war, dass der Fels in der entstandenen Kuhle Halt fand, missfiel den Göttern diese Wendung und so kamen fortan Wächter, um den Brocken hinabzustoßen. Da das im Wesentlichen nicht gegen seinen Schuldspruch verstieß, störte sich niemand an dieser Praxis.

Freilich sah Ilyos die Dinge anders. Doch er hatte die Dinge schon immer anders gesehen als die meisten und die meisten hielten ihn deswegen für ein wenig sonderbar. Als ihm der massive Stein zum ersten Mal entglitten war und zurück ins Tal hinuntergedonnert war, hatte er laut lachen müssen, so lange bis ihm die Tränen kamen. In diesem Moment war ihm dann auch seine geistige Gesundheit entglitten. Ihren Platz nahm ein grimmiges Rachegelüst ein, das sofort das Kommando übernahm.

Ebenjener Ilyos lachte gerade voll bösartigem Vergnügen in sich hinein, als ihm Tau entgegenschlenderte. Der gedrungene Wächter des Totengottes Chm hatte seinen bronzenen Helm mit Federbuschen, Nasenschutz und Wangenflügeln unter den Arm geklemmt, das bemalte hölzerne Schild auf den Rücken gebunden und seinen Speer irgendwo vergessen.
  »Ich habe mit Theta gesprochen, Herr«, erklärte er mit breitem Lächeln. »Weißt du, welcher Tag heute ist?«
  Ilyos keuchte vor Anstrengung. »Der Tag, an dem ihr meinen Stein in Ruhe lasst?«
  Der Wächter gluckste. »Nein, Herr. Wir glauben, dass du nun seit tausend Jahren hier bist!«
  Ilyos blickte ausdruckslos in das gutmütige Gesicht seines Peinigers.
  »Oh, na, wir dachten uns, dass du negativ an diese Sache herangehen würdest, Herr. Es ist aber doch eine großartige Leistung!«
  Ilyos verdrehte die Augen.
  »Du hast nur schlechte Laune, weil es bergauf geht, Herr. Später wirst du das Ganze anders beurteilen.«
  »Tau?«
  »Ja, Herr?«
  »Halt die Klappe.«

Tau zuckte mit den Achseln und ging davon, was Ilyos seine Worte bereuen ließ. Immerhin waren Tau und Theta sein einziger Kontakt zur Außenwelt. 4
  Und dann war da plötzlich ein Kribbeln. Es breitete sich von seinen Fingerspitzen über den ganzen Körper aus. Noch ehe er wusste, wie ihm geschah, fuhr er zusammen und stöhnte. Es fühlte sich an, als hätte ihn jemand mit einem Eimer eiskalten Wassers aus dem Schlaf geschreckt und ihm dann einen Fußtritt in seine Weichteile verpasst.
  Doch als er die Augen wieder öffnete, fühlte er sich wundersam befreit. Ja, da war dieser fürchterliche, hohle Schmerz. Aber ihm war auch, als wäre er tatsächlich aus einem langen Schlaf erwacht. Alle Last fiel mit einem Mal von seinem Geist ab. Er löste die Hände vom Felsbrocken. Es war vorbei.

Ilyos betrachtete seine Hände mit einer Mischung aus Staunen und paranoider Zweifel, als die aufgeschreckten Tau und Theta ankamen. Sie blickten verblüfft von dem Stein zu ihm und wieder zurück, als hofften sie, von einem von beiden eine Erklärung zu bekommen. Schließlich ergriff der größere der beiden Soldaten das Wort.
  »Alles … in Ordnung, Herr?« fragte Theta.
  Ilyos zuckte zusammen und sah verstört auf.
  »Was ist passiert?«
  Ilyos machte eine hilflose Geste.
  »Warum bewegst du den Stein nicht weiter, Herr?«
  Ilyos fing an, wie irre zu grinsen.
  »Deine Aufgabe ist nicht vollbracht.«
  »Oh ja, da hast du Recht.«

Ilyos berührte den Stein noch einmal und ließ ihn dann so plötzlich los wie ein unnützes Erinnerungsstück, das man nun endlich loswerden wollte, wohl wissend, dass man sich umentscheiden würde, wenn man nur ein wenig länger darüber nachdachte.
  Einen Moment geschah nichts. Dann bröckelte Kies unter dem Felsen weg, woraufhin sich der auf den Weg ins Tal machte. Gemeinsam sahen sie ihm nach, bis er holpernd hinter einer kleinen Böschung außer Sicht geriet.
  »Wie kann das sein?«, frage Tau.
  Ilyos zuckte mit den Schultern. Dann begann er mit dem Abstieg. Seine Bewacher blickten ihm nach.
  »Sollten wir ihn nicht aufhalten?« fragte Theta.
  »Ich glaube nicht.«
  »Aber…«
  »Das ist nicht unsere Aufgabe.«
  »Und was tun wir dann?«
  »Ich weiß es nicht.« Tau starrte ratlos in die Leere. »Was haben wir früher getan?«
  Ilyos rollte mit den Augen.
  »Jetzt kommt schon!«
Die beiden sahen sich an, dann zuckten auch sie mit den Schultern und trotteten ihm nach, wie sie es gewohnt waren.

Ilyos befielen Zweifel. War es ein Trick? Eine weitere Art der Folter? Ja, das sähe ihnen ähnlich. Hätten ihm die Götter tatsächlich seine Freiheit geschenkt, dann bestimmt nicht so. Sie hätten es bestimmt auf irgendeine aufdringlich arrogante Weise inszeniert. Und eigentlich konnte er sich so und so nicht vorstellen, dass sie ihn jemals gehen ließen.
  Nur was, wenn es keine Falle war? Und wo waren die anderen Verbannten? Die Insel war menschenleer. Konnten die anderen entkommen sein? Aber wie? Durch den Pyron konnte man nicht einfach schwimmen.
  Vielleicht fand er Antworten bei der Anlegestelle des Fährmanns, der Verdammte auf das Eiland und Verstorbenen ins Reich der Toten übersetzte.
  Murmelnd ging er weiter und beachtete die gut gelaunten Tau und Theta nicht, die das Ganze für eine Art Abenteuer zu halten schienen. Götter, es war ungerecht. Er war nie sicher gewesen, ob er jemals erlöst werden würden. Falls doch, so hatte er erwartet, würde es irgendwie…besonders sein. Aber das bemerkenswerteste Ereignis in tausend Jahren verstrich ohne jede Reaktion. Er wusste nicht, was schlimmer war. Der Mangel an Respekt oder die Tatsache, dass er noch immer irgendwie gefangen war.
  Er verfluchte sein Unglück und die Situation im Allgemeinen. So sollte es nicht sein, so verhielten sich die Dinge nicht. Man folterte einen Mann nicht tausend Jahre lang, um dann einfach ohne ein Wort die Kerkertür offen zu lassen.

Sie kamen an der Anlegestelle an, einem kleinen Stück befestigten Hafens im gedachten Schatten einer riesigen Statue, die mit gespreizten Beinen und erhobener Fackel über der Öffnung der Bucht wachte. Der sogenannte Iokloss hielt das Ewige Feuer hoch empor und wies den Toten die Richtung. Nicht dass der Fährmann eine solche Hilfe brauchte oder man das jämmerlich schwach lodernde Feuer überhaupt bemerkte, wenn man nicht wusste, wo es war. 5
  Inmitten des Uferplatzes standen kreisrund angeordnet ein Dutzend marmorner und lebensgroßer Skulpturen. Sie zeigten die verbannten Missetäter in der Bewältigung ihrer ikonischen Strafen.
  Die Darstellung seiner selbst mit dem riesigen Stein hatte hier schon gestanden, als er vor tausend Jahren angekommen war. Damals war sie jedoch nur eine von vieren gewesen. Und diese vier waren auch die einzigen, die er erkannte. Neben seinem Abbild, war da der blinde Ioklos, der auf ewig umherwandern musste und niemals innenhalten durfte. Der legendäre Pherses, der mit Ilyos in die Unterwelt gekommen war und seither gegen seinen eigenen Schatten kämpfen musste sowie der unglückliche Lanthanos, der am längsten hier war und warum auch immer versuchen musste, Äpfel von einem Baum zu pflücken, die immer gerade so außerhalb seiner Reichweite blieben.
  Wie Ilyos wusste, war in jede Figur auf raffinierte Weise eine Goldmünze eingearbeitet. Der fehlende Drache für den Fährmann. 6 Es brauchte zwei Münzen für die Überfahrt über den Fluss Pyron. Eine Münze reichte bis zur Insel der Verdammten, eine zweite bis ans andere Ufer ins Reich der Toten. Man verbrannte die Toten daher stets mit zwei Goldstücken, um ihnen die letzte Überfahrt zu ermöglichen. Und obwohl die Verbannten nicht gestorben waren, mussten die Götter dem Fährmann auch für deren Passage zur Insel den erforderlichen Tribut zahlen. Für den Tag, an dem sie schließlich erlöst und zu den Toten geschickt wurden, verwahrten sie vor Ort die Bezahlung für den übrigen Teil der Überfahrt.
  Ilyos bemerkte, dass bei dreien der Figuren das Goldstück fehlte. Bei der Statue einer Frau und eines Mannes, die er nicht kannte, sowie bei der von Pherses, seinem alten Kampfgefährten. Was mochte das bedeuten? Waren diese drei in den Tod geschickt worden? Und was war mit den anderen acht? Sie mussten noch hier sein.
  
Zur Anlegestelle hin wurde der Figurenkreis von einer die anderen Statuen überragenden Abbildung des Göttervaters Deo Megas abgeschlossen. Sie hieß Neuankömmlinge mit süffisantem Lächeln, einer angedeuteten Verbeugung und einladender Geste im Kreis der gequälten Helden willkommen.
  »Hast du deinen Stein verloren, Ilyos?«
  Ilyos wirbelte herum. Ein ölterer Mann kam auf sie zugeschritten. Er hielt einen angebissenen Apfel in der Hand und grinste schief.
  »Lanthanos?«
  »Ha! Ja!«, rief der Angesprochene. »Jemand erkennt mich, wie wunderbar. Möchtest du einen Apfel?« Er hielt Ilyos ein tiefrotes, nicht angebissenes Exemplar vor die Nase.
  »Das sind die besten, die es je gegeben hat.«
  Ilyos zögerte.
  »Nein? Schade.« Er wirkte enttäuscht.  
  »Ich nehme einen, Herr.«
  »Ah, guter Mann.« Strahlend übergab er den Apfel und zauberte auch für Theta einen aus seinen Taschen hervor.
  »Es ist zu schade, dass wir uns auflösen werden, bevor wir sie alle essen können.«
  »WAS?«
  »Wie was? Ich meine, da habe ich so lange versucht, sie zu pflücken und jetzt habe ich nicht mehr genügend Zeit.«
  Lanthanos hielt inne, weil ihn Ilyos entgeistert anstarrte.
  »Alles in Ordnung?«
  »Ähm…AUFLÖSEN?«
  »Oh, ich dachte, du wüsstest davon. Wo glaubst du, sind die anderen alle hin?«
  Ilyos stand der Mund offen.
»Es stimmt, Herr«, mischte sich Tau ein. »Viele der hier von der Gesellschaft vorrübergehend ausgegliederten Personen sind im Laufe der Jahrhunderte ohne erkennbare Einwirkung verschwunden.«
  »Das heißt, die Verbannten waren von einem Moment auf den anderen weg«, erklärte Theta.
  Ilyos war bestürzt. »Aber…warum habt ihr nie etwas gesagt?«
  »Du hast nie gefragt, Herr.«

Ilyos wurde nun darüber aufgeklärt, dass von den elf Verbannten der Unterwelt nur noch Lanthanos und er auf der Insel verblieben waren. Fünf der Verdammten hatten sich aufgelöst, während sein Freund Pherses und eine Königin namens Dida vor wenigen Wochen von Wächtern weggebracht worden waren.
  »Und Ioklos? Ist er auch einfach verschwunden?«
  »Nein, Herr«, antwortete Tau. Vor vielen Jahren fragte er uns, ob wir im Reinen mit uns seien und unsere Sünden bereuen würde. Er sagte, dass er von nun an nicht mehr Ioklos, sondern der Heilige Jokel heißen würde. Dann hat er seinen Stab in die Erde gerammt, das Wasser des Pyron teilte sich, was sehr beeindruckend war, und dann ging er auf die andere Seite zurück in die Oberwelt.«
  »Und das fandet ihr nicht erwähnenswert, nein?«
  »Wir dachten, es würde dich noch weiter bedrücken, wenn jemand anders davonkäme, du aber nicht.«

Ilyos versuchte sich zu beruhigen und seine Gedanken zu sammeln. Kein Problem freilich, er war ja nur in der Unterwelt gefangen und drohte sich jederzeit aufzulösen. Er setzte sich auf den Rand des Sockels der Deo Megas Statue und dachte nach. Wie passte das alles zusammen? Und was konnte er tun? Er hatte nicht vor, zu sterben und erst recht nicht, sich aufzulösen.
  Ziellos schweifte sein Blick durch die Gegend und blieb schließlich an dem kleinen Feuer des Iokloss hoch über dem Hafen hängen…und dann ging ihm ein Licht auf.
  »Wir müssen hier weg!«, rief er und sprang auf. Er wartete die Reaktion der andere nicht ab und hastete zu dem Figurenkreis. Dort sammelte er die Goldmünzen ein, die seiner Statue und der von Lanthanos beilagen, nahm noch zwei der anderen und kehrte zu seinen Gefährten zurück.
  »Die Götter sterben«, sagte er. »Haltet den Mund und kommt mit.«
  »Kann das sein?«, fragte Tau neugierig.
  »Das wäre schon möglich«, antwortete Theta. »Schließlich…«
  »Kommt!« Er zerrte sie in Richtung des Piers, doch noch immer war keiner seiner Begleiter besonders bestürzt. »Seht euch das Ewige Feuer an!« Er fuchtelte in Richtung der Fackel des riesigen Kolosses. »Es brennt kaum noch!«
  »Und?«
  »Das Ewige Feuer«, intonierte Lanthanos plötzlich, »das einstmals dem Blinden Ioklos gegeben und wieder genommen war, kündet von der Macht der Götter. Solange es brennt, heißt es, solange währt ihr Reich.« Er grinste. »Wenn es ausgeht, wären wir am Ende.«
  »Die Welt geht also gleich unter?«, fragte Tau.
  Ilyos stöhnt.
  »Das glaube ich nicht«, fuhr Lanthanos fort und beachtete Ilyos nicht. »Die Götter hätten es gerne, dass ihr Ende mit dem der Welt zusammenfällt. Aber das muss nicht sein. Es gibt andere Götter in anderen Ländern, die haben bestimmt etwas dagegen.«
  »Ist das eine gute oder schlechte Nachricht?«
  »Gut, hört zu«, antwortete Ilyos. »Die Götter sind der Grund, warum wir hier existieren können. Götter tot, wir tot. Verstanden?«
  »Hm«, überlegte Tau langsam, »das klingt schlecht.«
  »Danke.«
  »Ich weiß nicht«, mischte sich Theta. »Wir sind untot.«
  »Und Untote können sich nicht auflösen?«
  Theta sah Tau fragesuchend an.
Ilyos hatte genug, drehte sich um und ging zum Rand der Hafenbefestigung, wo er mit seiner Goldmünze durch die Luft wedelte.
  Kaum hatte er die Hand gesenkt, da tauchte wie von Geisterhand geschoben der Kahn des Fährmanns zwischen den Nebelschwaden auf. 7
  »Kommt.«
  »Aber…«
  »Mit den Goldmünzen können wir ihn bezahlen«, sagte Ilyos und drückte jedem eine Münze in die Hand.
  Der Kahn querte den Iokloss und fuhr mit Knarren und Ächzen in den Hafen ein. Es war kaum zu glauben, dass dieses Ding schwimmen konnte. 8
  Der Fährmann war in einen zerlumpten Mantel gekleidet, die Kapuze tief in das abgehärmte Gesicht gezogen. Ein dickes Tuch bedeckte Nase, Mund und Hals, wie bei einem Todkranken. Er stakte den Kahn bis zum Kai und macht ihn mit geübten Handgriffen fest, wobei sich Ilyos recht sicher war, dass das Schiff der Toten nicht einfach weggespült werden konnte.
  Eine ausgefahrene Planke hieß die Wartenden einzusteigen.
  »Na dann.« Ilyos ging voran. Der Fährmann hielt ihm fordernd eine Handfläche entgegen. Er legte sein Goldstück hinein und bat darum, ans Ufer der Lebenden zurückgebracht zu werden. Der Fährmann zuckte, als die Münze sein Fleisch berührte. Er starrte stumm darauf hinab. Dann hob er den Kopf und röchelte leise. Ihre Blicke streiften sich einen Moment und Ilyos sah in lebhafte, blaue Augen, die nicht im Mindesten zu der düsteren Gestalt passten. Ilyos winkte die anderen herbei, doch die beachteten ihn nicht. Die beiden Wächter stritten leise miteinander, während Lanthanos seine Goldmünze betrachtete und plötzlich in den Fluss schnippte.
  »Ich komme nicht mit«, verkündete er. »Ich habe hier alles, was ich brauche.« Er wandte sich ab und ging davon, in seinen Taschen nach einem weiteren Apfel suchend.
  Ilyos war sprachlos. Immerhin hatten Tau und Theta in der Zwischenzeit ihren Streit beigelegt und den Kahn betreten. Der Fährmann besah sich ihre Münzen und schüttelte den Kopf. Er gab sie zurück und winkte sie zurück an Land.
  »Warum?«, fragte Ilyos bestürzt.
  Der Fährmann machte den Kahn los.
  »Bitte. Sie haben Münzen!«
  Der Fährmann schüttelte abermals den Kopf.
  »Nein. Wir fahren nicht ohne sie!«
  Der Fährmann zog eine Augenbraue hoch.
  Tau hob beschwichtigend die Hände. »Herr, geh nur. Mach dir keine Sorgen um uns.«
  »Ja«, stimmte Theta feierlich zu.
  »Aber…«
  »Geh, Herr. Nur Gefangene brauchen Wächter.«


Fußnoten (teils für Humor, teils für weiteres Worldbuilding)

2 Götter sind weit weniger kreativ, als allgemein angenommen wird. Die meiste Arbeit überlassen sie dem Zufall.
3 Auch wenn die meisten zu diesen Bedingungen lieber auf den Ruhm und die Verehrung verzichten.
4 Die Welt außerhalb seines Kopfes
5 Eine weitere Eigenheit der Unterwelt war, dass sich viele Einzelheiten in Bezug auf Zeit und Raum jeglicher Beobachtung entzogen. Wie in einem Traum hinterließ die Umgebung nur einen flüchtigen Eindruck im Gehirn und bei dem Versuch zu rekonstruieren, wie man von A nach B gekommen war, lösten sich die Erinnerungen daran vor dem inneren Auge in Echtzeit auf. Man mutmaßte, dass die Götter damit beabsichtigten, die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf ihre Qualen zu lenken. Vielleicht konzentrierte sich der Geist aber auch nur auf das, was er verstehen konnte.
6 Goldmünzen wurden in Tethena Golddrachen genannt. Niemand wusste warum. Auf der einen Seite war der Kopf des aktuellen Kaisers, auf der anderen eine Schildkröte.
7 Der Tod neigt dazu, schneller zu kommen als erwartet. Ebenso verhielt es sich mit dem Fährmann.
8 In solchen Zusammenhängen funktionieren die Dinge, auch wenn sie kaputt sind. In ähnlicher Weise beweisen Lehrer auf der ganzen Welt, dass die gewünschte Schlussfolgerung auch aus einem missglückten Unterrichtsversuch erfolgen kann.

« Was vorher geschah12



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Fistandantilus
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Beitrag22.06.2021 11:02

von Fistandantilus
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Zitat:
was natürlich heißt, dass ich mein Ziel als Autor nicht ganz erreicht habe


Man kann als Autor nie alle Leser unter einem Hut deckeln. Du hast eine spezifische Zielgruppe, und für die passt es wunderbar. Ich jedenfalls habe Deine Intention in jeder Szene erfasst, die Du im Nachhinein erklärt hast. Aber ich bin auch ein großer Fan von Monthy Python und Pratchett, würde also genau in Deine Zielgruppe fallen.
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jGsnow
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Beitrag22.06.2021 14:51
Re: Die Qualen des Ilyos
von jGsnow
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Reiner hat Folgendes geschrieben:
jGsnow hat Folgendes geschrieben:


Hmm, ich bin hin- und hergerissen. Du sagtest, es ist humorvolle Fantasy. Du hast auf jeden Fall einen lockeren Schreibstil, der allerdings - wie ich finde - nicht zu diesem Thema passt. Vielleicht bin ich da auch extra kritisch, weil ich mich in meiner Jugend sehr viel mit der griechischen Mythologie und insbesondere mit den Geschehnissen um Troja befasst habe. Es ist wahrscheinlich Absicht, dass du aus "Ilias" "Ilyos" und aus "Ares" "Ars" gemacht hast. Allerdings sehe ich den Humor da nicht - vielleicht ist es nicht mein Humor, vielleicht ist mir das Thema zu lieb und teuer oder vielleicht bin ich einfach humorlos lol2 Der Text ist für mich weder Fantasy noch humoristisch und doch würde ich sagen, dass deine Schreibe durchaus Potenzial für humorvolle Romane hat - vielleicht in einem anderen Genre oder einer Welt, die nichts mit unserer wahren Geschichte zu tun hat (zumindest nicht derart offensichtlich). Als Liebhaberin aller Geschichten des Ilias fühle ich mich mit diesem Text mehr vor den Kopf gestoßen als gut unterhalten, sorry! Ich hoffe, das Feedback hilft dir irgendwie weiter, soll dich aber keineswegs entmutigen, denn es ist ja alles nur subjektiv und letztlich Geschmackssache.

LG!


Hey hallo, danke für das ausführliche Feedback und die Mühe!
Also du hast meine Intention teilweise missverstanden, was aber auch interessant ist, da es zeigt, dass es nicht so klar ist, wie gehofft. Ich wills mal erklären, vielleicht kann man dann herausarbeiten, wo es hakt.

Der Prolog ist absichtlich etwas näher an der Ilias, um das Setting gleich im Kopf zu verankern. Aber ich sehe, dass das offenbar für einige zu nah ist. Der Rest des Buchs geht deutlich stärker weg, spielt auch in einer ganz eigenen Welt 1000 Jahre später, bezieht sich also nicht mehr auf konkrete Ereignsise der Historie oder Mythologie.
Beim Humor, klar, das ist Geschmackssache, wenn man sagt, ok, das passt für mcih nicht zum Setting, fair enough. Allerdings hast du den Prolog ernster genommen, als er intendiert war. Ja, Ilyos leitet sich absichtlich in der Namensfindung von Ilias ab, Ars eigentlich nicht, das kam eben von Ars = Kunst, was wie cih finde ein toller Name für einen Kriegsgott ist. Die Ähnlichkeit zu Ares habe ich gern mitgenommen. Aber ich sehe jetzt, dass bei den meisten nur der Eindruck "Name-kopiert" hägen bleibt, also sollte ich den Namen einfach ändern, um dem vorzubeugen.

Was die Handlung im Prolog angeht: Ich fand einen alten, senilen und stark vergesslichen König, dem es nur darum geht, Ruhm zu sammeln und dem seine Leute egal sind, für die Szene als Konstrast zu den freundlichen und leicht schrulligen Soldaten ganz nett. Ich habe vielleicht zu sehr meine literarischen Vorbilder im Kopf und kann das noch nciht 100% transportieren, aber diese Figuren da sind alle nicht zu 100% ernstzunehmen. Die Welt ist eine leicht parodistische, in der alles ein wenig lockerer und schrulliger zugeht.
Dementsprechend verhält sich auch die Handlung: Zu dem Anmarsch der feindlichen Armee: Die Szene war so gedacht: Ein Haufen leicht idiotischer Soldaten diskutiert rum, was zu tun ist, dann kommt ein seniler König dazu und merken noch gar nicht, was in ihrem Rücken passiert, weil einfach keiner mehr groß aufpasst (die Diskussion ist interessanter). Es geht also hier nicht um Logik per se, sondern darum, die Tonalität zu setzen: Das hier ist keine nitty-gritty Geschichte mit Blut, schweiß und Tränen, sondern eine locker-lustige Unterhaltung, ein wenig wie auch etwa im britischen Humor oft gesehen bei Monthy Python, Blackadder, Terry Pratchett und co. Das ist genau meine Art von Humor, der aber natürlich nciht jedermanns Sache ist.

Dementsprechend ist auch die eigentliche Auflösung eine andere. In dem Pferd sind kein versteckten Soldaten. Es wurde keien schöne Helena urpsürnglich entführt, sondern nur ein besonders hübsches, tolles Pferd, um das es an sich auch gar nicht geht. Die Anführer beider Seiten woltlen einfach nru Krieg. Die Leute wollen ihn aber nicht. Urpsürnglich hatte der König gesagt, er gäbe das Pferd nur für ein noch tolleres her (aka er gibt es nciht her, weil er ja Krieg will). Aber nach 10 Jahren Blagerung wollen alle nach Hause, also kommt Ilyos mit der Idee um die Ecke, ok, wir bauen ihm ein beeindruckendes riesiges Pferd aus Holz als Tausch. Und dann nehmen eben Leute wie die junge Frau das Szepter in die Hand und gehen auf diesen Handel ein, damit das endlich ein Ende hat.

Der Trojanische Krieg ist also nur ein Aufhänger, umd as Setting darzustellen und wird (zumindest in meiner Intention) ironisch gebrochen, indem es zuerst sehr ähnlich wirkt, dann aber alles völlig anders ausgeht. Außerdem setzt es die Voraussetzung für die weitere Entwicklung, weil Ilyos auf diese Weise Blutvergießen verhindert hat, worauf sich der Kriegsgott mächtig gefreut hat und ihn deshalb letztlendlich in die Unterwelt verbannt. Die Willkür dieser Handlung wiederum ist Basis für die weitere Handlung, nachdem sich Ilyos im Laufe des Buchs befreien kann.

Das Ganze ist also durchaus durchdacht. Nur, wie man sieht, kommt das nicht bei jedem/jeder so an, was natürlich heißt, dass ich mein Ziel als Autor nicht ganz erreicht habe...

Aber ich kann ja mal einen Teil des nächsten Kapitels posten, vielleicht hilft das noch besser bei der Einschätzung, wie das alles gedacht ist. smile


Lieber Reiner, ich denke, ich bin da einfach die falsche Zielgruppe, deswegen musst du wahrscheinlich nicht so viel auf meine Meinung geben smile Zunächst einmal hat dein Klappentext mir nicht verraten, dass ich es hier mit einer Parodie zu tun habe, deswegen bin ich wahrscheinlich ernster in den Text eingestiegen und habe das "humoristische Fantasy" dabei erstmal vergessen. Demnach kam die ganze Szenerie für mich fast schon "billig" rüber, ungefähr so wie ein historischer Film, bei dem man ganz klar sieht, dass die Schwerter aus Plastik sind, die Menschen reden, als hätten wir 2012, die Frauen Kleider tragen, die nicht zum damaligen Kleidungsstil passen und so weiter - das soll absolut nicht böse gemeint sein, ich will nur erklären, wie es auf mich wirkte. Hinzu kommt, dass ich gerade die ganze Geschichte um Troja immer extrem faszinierend fand und zwischen 15 und 17 jegliche Informationen, die ich dazu finden konnte, verschlungen habe. Dieser Text hat das Ganze für mich einfach ein wenig ins Lächerliche gezogen, was mir mit diesem Hintergrund nicht gefallen hat. Ich bin aber sowieso kein Fan davon, historische Ereignisse abzuändern oder gar humoristisch darzustellen, daher bin ich wohl wirklich die falsche Zielgruppe und du musst nicht allzu viel darauf geben smile
Der liebe Fistandantilus kennt dieses "Problem" mit mir - es ist einfach eine ganze andere Art zu schreiben und ja auch vollkommen okay! Da wo ihr lacht und schmunzelt, runzle ich die Stirn und suche nach der Logik, die aber für diese Art von Text gar nicht gegeben sein muss, wie du sagtest. Mensch, ich komme mir gerade wie eine richtig ernsthaft Miesmacherin vor lol2 Aber Humor will ich nur in Prisen in einem ernsthaften Setting, was History/ Fantasy für mich eigentlich immer ist: Mehr Ernst als Humor. Wenn ich Humor will, greife ich zu Tommy Jaud oder Sophie Kinsella smile Von daher denke ich, funktioniert der Text für mich einfach nicht, was aber ja keinesfalls ein Abbild der Masse ist!
Ich würde aber den Klappentext auf jeden Fall abändern, denn wenn ich den gelesen und dann das Buch aufgeschlagen hätte, hätte ich es wahrscheinlich enttäuscht in die Ecke geschmissen lol2
Ganz liebe Grüße!
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Beitrag22.06.2021 17:51
Re: Die Qualen des Ilyos
von Reiner
pdf-Datei Antworten mit Zitat

jGsnow hat Folgendes geschrieben:


Lieber Reiner, ich denke, ich bin da einfach die falsche Zielgruppe, deswegen musst du wahrscheinlich nicht so viel auf meine Meinung geben smile Zunächst einmal hat dein Klappentext mir nicht verraten, dass ich es hier mit einer Parodie zu tun habe, deswegen bin ich wahrscheinlich ernster in den Text eingestiegen und habe das "humoristische Fantasy" dabei erstmal vergessen. Demnach kam die ganze Szenerie für mich fast schon "billig" rüber, ungefähr so wie ein historischer Film, bei dem man ganz klar sieht, dass die Schwerter aus Plastik sind, die Menschen reden, als hätten wir 2012, die Frauen Kleider tragen, die nicht zum damaligen Kleidungsstil passen und so weiter - das soll absolut nicht böse gemeint sein, ich will nur erklären, wie es auf mich wirkte. Hinzu kommt, dass ich gerade die ganze Geschichte um Troja immer extrem faszinierend fand und zwischen 15 und 17 jegliche Informationen, die ich dazu finden konnte, verschlungen habe. Dieser Text hat das Ganze für mich einfach ein wenig ins Lächerliche gezogen, was mir mit diesem Hintergrund nicht gefallen hat. Ich bin aber sowieso kein Fan davon, historische Ereignisse abzuändern oder gar humoristisch darzustellen, daher bin ich wohl wirklich die falsche Zielgruppe und du musst nicht allzu viel darauf geben smile
Der liebe Fistandantilus kennt dieses "Problem" mit mir - es ist einfach eine ganze andere Art zu schreiben und ja auch vollkommen okay! Da wo ihr lacht und schmunzelt, runzle ich die Stirn und suche nach der Logik, die aber für diese Art von Text gar nicht gegeben sein muss, wie du sagtest. Mensch, ich komme mir gerade wie eine richtig ernsthaft Miesmacherin vor lol2 Aber Humor will ich nur in Prisen in einem ernsthaften Setting, was History/ Fantasy für mich eigentlich immer ist: Mehr Ernst als Humor. Wenn ich Humor will, greife ich zu Tommy Jaud oder Sophie Kinsella smile Von daher denke ich, funktioniert der Text für mich einfach nicht, was aber ja keinesfalls ein Abbild der Masse ist!
Ich würde aber den Klappentext auf jeden Fall abändern, denn wenn ich den gelesen und dann das Buch aufgeschlagen hätte, hätte ich es wahrscheinlich enttäuscht in die Ecke geschmissen lol2
Ganz liebe Grüße!


Hey, das ist kein Problem, genau dafür bin ich ja hier. Meinungen von verschiedenen Leuten. Und jetzt weiß ich zum Biepsiel, dass der Klappentext noch Luft nach oben hat. Ich bin da sehr dankbar dafür smile


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Beitrag25.06.2021 16:41

von FaithinClouds
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Hey, Reiner 😃

ich habe den Text wirklich gerne gelesen. Er hat mich auch ein bisschen an die Bücher von Terry Pratchett erinnert, die ich in der Schulzeit ganz gerne gelesen habe.
Ich sag nur etwas zu dem Kapitel "Ilyos"

Reiner hat Folgendes geschrieben:

Es gehört zum Wesen von Göttern, dass sie kaum je brauchbare Erklärungen zu den Dingen geben, die die Menschen nicht verstehen. So bleibt es stets den Sterblichen überlassen, über solche Fragen zu spekulieren. Früher oder später kommen sie dabei immer zu dem Schluss, sich über derartige Probleme besser nicht den Kopf zu zerbrechen. Die Götter würden schon wissen, was sie tun. Alles andere wäre ein wenig dumm.


Zuallererst finde ich die Einleitung gelungen. Die Ironie, die den ganzen Text durchzieht, lässt sich schon in diesem ersten Satz ablesen. Der letzte Satz gefällt mir aber nicht ganz. Ich kann aber nicht wirklich benennen warum, ehrlich gesagt. Das "ein wenig" passt irgendwie nicht so gut.
Die Idee mit den Fußnoten mag ich auch. Am besten hat mir die siebte gefallen.

Reiner hat Folgendes geschrieben:
Und eigentlich konnte er sich so und so nicht vorstellen, dass sie ihn jemals gehen ließen.


Ich kenne nur "so oder so". Soundso benutzt man - glaub ich - nur als Adverb für Adjektive.

Ansonsten fand ich den Text, wie gesagt, gelungen. Die Figuren von Tau und Theta haben mir besonders zugesagt XD Die waren irgendwie goldig mit ihrer führsorglichen Bösartigkeit.
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Beitrag26.06.2021 08:47

von FaithinClouds
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Hey 😄

ich schreibe noch etwas zum ersten von dir eingesandten Text :p.
Auch der hat mir gefallen. Ich mag den Twist, dass das Pferd einfach nur ein Pferd ist.


Reiner hat Folgendes geschrieben:


 stellt sich eine junge Frau mit Gleichgesinnten gegen das religiöse Regime Kyrias, das seit kurzem große Teile der bekannten Welt beherrscht. Ihr Kampf scheint aussichtslos, bis sie Hilfe von unerwarteter Seite bekommt


Der Klappentext ist soweit gut. Man bekommt durch die "Cliffhanger" definitv Lust auf mehr. Streich vielleicht das "mit Gleichgesinnten" raus. Das ist - für mich zumindest - redundant und auch tmi für einen Klappentext.

Reiner hat Folgendes geschrieben:

Ein riesiges hölzernes Pferd stand vor den Toren Kyrias. Die Soldaten der Nachtwache hatten es eben erst bemerkt, als sie von der Morgensonne geweckt worden waren.


Zweimal Plusquamperfekt gleich im zweiten Satz ist für mich ein bisschen zu viel. Die Leute wollen sofort "in der Handlung sein". Also nicht gleich was nacherzählt bekommen. Vielleicht kannst du das stattdessen irgendwie "nacheinander" erzählen, anstatt erst "Gegenwart" und dann den Einschub dessen, was vorher geschah.


Reiner hat Folgendes geschrieben:
Ungläubige Blicke richteten sich auf den Soldaten.


Die Szene fand ich witzig. Ich verstehe, was du vorhast XD. Gleich ein Slapstick-Momentum. Weil man die Geschichte ja grob kennt und erwartet, die würden blauäugig an die Sache rangehen. Vielleicht würde ich es aber noch ein bisschen übertreiben, damit die Wirkung noch deutlicher wird. So was wie: Plötzlich war es so still, dass [...]

Reiner hat Folgendes geschrieben:

  Der Greis nahm ihre Reaktion nicht wahr oder ignorierte sie.


Du machst das oft. Oben schon: "Oder beides". Hier ist es ein bisschen off-putting. Ich würde einfach schreiben: Der Greis achtete nicht auf sie.


Reiner hat Folgendes geschrieben:
Die Soldaten spürten seinen Zorn aufkeimen und wichen seinem nach Erklärungen suchenden Blick gekonnt aus


Der nach Erklärungen suchende Blick ist ein umständliches Bild. Schreib das vielleicht um. XD Ich glaube, du hattest mal Latein in der Schule. Ich auch. Da schreibt man manchmal so Schachtelsätze.

Reiner hat Folgendes geschrieben:
Ihnen klappte der Mund auf.

Das klang auch irgendwie komisch. Eigentlich sind es ja Münder. Und das "ihnen klappte auf" ist eine seltsame Formulierung. Ich verstehe, was du sagen willst: Dass es eine unwillkürliche Bewegung ist, weil sie so erstaunt sind.

Reiner hat Folgendes geschrieben:
Außerdem war er alt und hing nicht mehr so sehr am Leben.

Den Satz mochte ich XD



 
Reiner hat Folgendes geschrieben:
»Niemals!«, fauchte der Monarch.


 Schreib vielleicht lieber "der Alte" oder so. Monarch ist was, was man eigentlich nie sagt.


Reiner hat Folgendes geschrieben:
Dieser jemand hieß Ilyos.


Das ist ein unnötiger Satz - meiner Meinung nach. Niemand liest gerne das Offensichtliche.

Fazit: Ich fand den Prolog in seiner Handlung auch gut gelungen. Auch hier ist die Tonalität die richtige für eine komische Fantasiegeschichte. Was ich beanstandet habe, muss nicht für jeden ein stilistisches Manko sein. Es ist nur meine Meinung.

Danke, dass du die Geschichte hier reingesetzt hast. Ich würde keine Sachen kritisieren, die ich nicht mag. Halt uns doch auf dem Laufenden über die weitere Handlung 😄
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Reiner
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Beitrag26.06.2021 10:43

von Reiner
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FaithinClouds hat Folgendes geschrieben:
Hey, Reiner 😃

ich habe den Text wirklich gerne gelesen. Er hat mich auch ein bisschen an die Bücher von Terry Pratchett erinnert, die ich in der Schulzeit ganz gerne gelesen habe.
Ich sag nur etwas zu dem Kapitel "Ilyos"

Reiner hat Folgendes geschrieben:

Es gehört zum Wesen von Göttern, dass sie kaum je brauchbare Erklärungen zu den Dingen geben, die die Menschen nicht verstehen. So bleibt es stets den Sterblichen überlassen, über solche Fragen zu spekulieren. Früher oder später kommen sie dabei immer zu dem Schluss, sich über derartige Probleme besser nicht den Kopf zu zerbrechen. Die Götter würden schon wissen, was sie tun. Alles andere wäre ein wenig dumm.


Zuallererst finde ich die Einleitung gelungen. Die Ironie, die den ganzen Text durchzieht, lässt sich schon in diesem ersten Satz ablesen. Der letzte Satz gefällt mir aber nicht ganz. Ich kann aber nicht wirklich benennen warum, ehrlich gesagt. Das "ein wenig" passt irgendwie nicht so gut.
Die Idee mit den Fußnoten mag ich auch. Am besten hat mir die siebte gefallen.

Reiner hat Folgendes geschrieben:
Und eigentlich konnte er sich so und so nicht vorstellen, dass sie ihn jemals gehen ließen.


Ich kenne nur "so oder so". Soundso benutzt man - glaub ich - nur als Adverb für Adjektive.

Ansonsten fand ich den Text, wie gesagt, gelungen. Die Figuren von Tau und Theta haben mir besonders zugesagt XD Die waren irgendwie goldig mit ihrer führsorglichen Bösartigkeit.


Hey hallo FaithinClouds,

es freut mich, dass es dir gefällt und ich bin super dankbar für die detaillierten Anmerkerungen. Manchmal ist freilich die Frage, ob mir was Besseres stattdessen einfällt, aber deine Kritikpunkte haben alle Hand und Fuß, also werd ich versuchen, den Text noch weiter zu polishen.
Über ein paar so Sachen wie so und so / so oder so hab ich mir tatsächlich noch nie Gedanken gemacht..^^
Und ja, haha, ich hatte Latein;)

"Ein riesiges hölzernes Pferd stand vor den Toren Kyrias. Die Soldaten der Nachtwache hatten es eben erst bemerkt, als sie von der Morgensonne geweckt worden waren."
Den Satz, ja, den haben andere auch shcon bemängelt...bisher ist mir ncoh kein Dreh eingefallen, vielleicht verzichte ich einfach darauf oder mache sowas wie: Die Soldaten der Nachtwache hatten es erst nach Sonnenaufgang bemerkt. Oder so. Hm.

Und nur damit das klar ist, wenn jemand gerne mehr lesen will, gebt Bescheid, ich kann euch das PDF schicken:)
(Wenn jemand lieber das E-Book hat, ich hab das gerade nochmal umsonst bei Amazon drin (selber Titel). Ich darf es da für insgesamt fünf Tage umsonst anbieten, was ich gerade nutzt, weil es ja drum geht, mehr Feedback zu bekommen)


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