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Autor |
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davidmuc Klammeraffe
Alter: 57 Beiträge: 711 Wohnort: München
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08.06.2021 00:30
von davidmuc
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Also nochmal:
Aufgehend erst im Licht der reinen Weihe,
dann kalt in Starre, Finsternis und Leere
blick ich auf die Akropolis und nähre
mich von lokalen Prämienweinen, reihe
mich ein, mit der Touristenschar zu bummeln
wo sie die Tickets von der Stange lösen,
und die Chinesen in der Schlange dösen,
versuche, mich in eine Bar zu schummeln.
Um trunken nur an die Essenz zu denken:
Wo ich die Erde in den Gläsern rieche,
da wartet mir ein weiches Wartekissen,
samt Maske, um die Inzidenz zu senken.
Bloß wird hier nur der Koch die Karte wissen:
Ist einer unter meinen Lesern Grieche?
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Michel Bücherwurm
Alter: 52 Beiträge: 3379 Wohnort: bei Freiburg
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08.06.2021 12:52
von Michel
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Wo die Chinesen in der Schlange dösen,
versuche ich mich in die Bar zu schummeln.
Im Allerwertesten ein Dutzend Hummeln
und nur ein Plan voll Haken und voll Ösen,
blick ich auf die Akropolis und nähre
mich von lokalen Weinen, reihe fleißig
ein Jahr ans andre, nä'hre mich der Dreißig
zum zweiten Mal. Schon trocken wird der Ähre
verblich'ner Schopf. Der letzte Schnitt rückt näher,
mit dem die Sense meinesgleichen hinmäht.
Ich weiß nicht recht, ob Ihr darin noch Sinn seht:
Der Tod fährt längst schon Akku-Rasenmäher.
Wir sind viel kleiner als die alten Säulen,
die schon Jahrtausende dort überdauern.
Ich blicke stumm auf ehrwürdige Mauern
und trage weiter nutzlos meine Eulen.
_________________ Seit 27. April im Handel: "Rond", der dritte Band der Flüchtlings-Chroniken |
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Fridolin Eselsohr
Alter: 85 Beiträge: 304 Wohnort: Fellbach
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08.06.2021 21:00
von Fridolin
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Als Dankgedicht für die guten Wünsche:
Zum Kiffen junge Leute Döschen haschen,
es ist ja keine Zeit, als Schar zu bummeln,
womöglich sich in eine Bar zu schummeln,
da schneidern lieber Girls in Höschen Taschen.
Es tummeln sich am Weiher fleißig Reiher,
ein Bio-Bauer pflügt mit Ackergäulen,
und eine laute Schar von Gackereulen
entdecken scharrend unterm Reisig Flyer.
In Kirchen sind die Eulen Dauermieter.
Im nahen Wald die Uhus kühner heulen.
Sie riechen wohl schon leckre Hühnerkeulen,
die grillt dort an der Kirchturmmauer Dieter.
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Tula Klammeraffe
Beiträge: 904 Wohnort: die alte Stadt
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08.06.2021 21:02
von Tula
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_________________ aller Anfang sind zwei ...
(Dichter und Leser) |
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Michel Bücherwurm
Alter: 52 Beiträge: 3379 Wohnort: bei Freiburg
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08.06.2021 21:03
von Michel
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Was für ein schönes Abschiedswinken!
_________________ Seit 27. April im Handel: "Rond", der dritte Band der Flüchtlings-Chroniken |
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Reimeschreiberin Eselsohr
Beiträge: 220
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08.06.2021 22:14
von Reimeschreiberin
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Ein wunderbares Abschiedsgedicht, lieber Fridolin. Auch von mir die besten Wünsche und werde bald wieder gesund.
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Reimeschreiberin Eselsohr
Beiträge: 220
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08.06.2021 22:39
von Reimeschreiberin
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Das Abendlicht umspült den See in Wogen.
Ein Reiher fliegt in Kreisen übers Wasser.
Die Sonne sinkt, das Licht wird immer blasser.
Da ist der Reiher schnell davon geflogen.
Ein dumpfes Brummen schneidet diese Stille.
Ist das etwa ein fernes Donnergrollen?
Nein, nur mein Bauch, ich habe Hunger, dollen.
Es riecht zum Glück, als ob da jemand grille.
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davidmuc Klammeraffe
Alter: 57 Beiträge: 711 Wohnort: München
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08.06.2021 23:06
von davidmuc
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ich muss unbedingt sofort Friedhelms...
also Deinen irrsinnig guten und vor allem saukomischen : Text, Friedhelm,
über jeden Grünen Klee loben! Schade, dass Du ausgerechnet jetzt verschwindest, aber ich hoffe mal, dich juckts irgendwann wieder in den Fingern. Du weißt ja, wie ich lange Zeit ich an Deinen studieren musste, bis ich meine ersten Limericks hinbekommen habe. Die dazu notwendigen Doppelkonsonantenreihen habe ich analysiert, Tabellen erstellt und sie so lange benutzt, bis ich selbst ein sicheres Gefühl bekam, sie sofort zu finden, wenn es sie in zeitgenössischer Normalsprache gibt. So lernt man als Schüttelreimer.
Deins, liebe Reimeschreiberin, werde ich selbstredend gleich lesen, verzeih.
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davidmuc Klammeraffe
Alter: 57 Beiträge: 711 Wohnort: München
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09.06.2021 01:17
von davidmuc
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Kaum ist die Email an VW gesendet,
seh ich dich auch schon durch die Blätter winken:
am grauen Himmel droht ein Wetterblinken,
Ein Silberreiher hat am See gewendet.
Er spiegelt sich auf Deiner stummen Brille,
umringt von Freunden und von zarten Kiffern:
Hier braucht man keine Daten, Karten, Ziffern,
hier ist, bis auf Insektenbrummen, Stille.
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menetekel Exposéadler
Alter: 104 Beiträge: 2452 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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09.06.2021 06:34
von menetekel
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Lieber Frido,
da ich dich schon öfter mal auf Abschiedstourneen erlebt habe - ganz wie es sich für einen Star gehört - bin ich mir sicher, dass es sich auch diesmal nicht um die letzte handelt.
Eigentlich ist alles ganz einfach: Wir können nicht ohne dich und du nicht ohne uns. So ist das in der Liebe!
Also: Auf bald. Und schüttle jedwedes Gebrechen durch, bis es von dir ablässt!
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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Fridolin Eselsohr
Alter: 85 Beiträge: 304 Wohnort: Fellbach
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09.06.2021 16:59
von Fridolin
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Seid alle herzlich bedankt noch mal für die gute Wünsche. Versprechen will ich jetzt nichts, aber zumindest werde ich hier immer wieder mal vorbeischauen und auch, wenn's passt, etwas dalassen.
Liebe Grüße
Friedhelm
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poetnick Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 834 Wohnort: nach wie vor
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09.06.2021 22:12
von poetnick
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Danke Fridolin.
Beziehe mich auf Davids in-der-Brille-gespiegeltes-Idyll
Die Gläser meiner neuen Brille stellen
den Leib des Käfers wohl leicht übertrieben
dar. Sollte er jetzt das Gestell verbiegen
entfern ich ihn doch von der Nase. Quellen
bezeichnen diese Juniart schon lange
als Gärtners Geißel. Könnte ihn zerreiben
mit meinen Schwielen. Okay, lässt ers bleiben,
dann reden wir noch mal wegen der Zange.
_________________ Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus |
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Michel Bücherwurm
Alter: 52 Beiträge: 3379 Wohnort: bei Freiburg
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10.06.2021 08:43
von Michel
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Entfernt er Schleim aus meiner Nase Quelle
und stößt er vor in schleimbedeckte Räume,
dann hat der Tester Dollarzeichen-Träume
zulasten der verbogenen Gestelle.
Coronagärtners Geißel bohrt mit Watte,
bis neue Schwielen in der Nase wachsen
und ich mit Nasenbluten, weichen Haxen
ein falsches Testergebnis hatte.
_________________ Seit 27. April im Handel: "Rond", der dritte Band der Flüchtlings-Chroniken |
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Reimeschreiberin Eselsohr
Beiträge: 220
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10.06.2021 21:32
von Reimeschreiberin
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Wie gerne streife ich durch grüne Gärten,
will dort die laue Sommerfrische spüren,
ich lasse mich von krummen Pfaden führen
und wandle auf der Tiere blassen Fährten.
Umhüllt vom Duft der Rosen und Lavendel,
dem leisen Schwirren blütentrunkner Hummeln,
am Boden allerlei Insektentummeln,
fern tönt ein Oratorium von Händel.
Der Wind trägt einen Hauch vom Bäcker Schwerdtner,
es riecht nach Bienenstich und süßen Teilchen,
ich folge dem Geruch nur für ein Weilchen,
am Ausgang winkt mir der verschwitzte Gärtner.
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davidmuc Klammeraffe
Alter: 57 Beiträge: 711 Wohnort: München
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10.06.2021 23:29
von davidmuc
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So, nun habe ich schon wieder gleichzeitig auf Michels gereimt.
Tjanu. Was soll man machen?
Der Fritz ist jetzt bei den ergrauten Testern.
Weil der ja niemals einen Tausi schmäht,
und auf ihn sonst auch nicht sein Mausi steht:
Der Fritz, dem wir noch blind vertrauten, gestern.
Doch Heute morgen prahlte Fritz: “Ich teste!
Das gestern klar, war ein perfekter Dreier,
und sorry, siehst ja noch den Dreck der Feier;
komm lass das liegen, du, das tritt sich feste.”
Und Mausi dann: Wie kleine Kinder tänzeln,
ganz ohne Haare sind die Haxen weißer,
und sicherlich auch nach dem Wachsen heißer:
Wer würde da sein Date auf Tinder canceln?
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davidmuc Klammeraffe
Alter: 57 Beiträge: 711 Wohnort: München
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11.06.2021 23:54
von davidmuc
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Das wundeschöne Gedicht der Reimeschreiberin verdient selbstredend auch eine Hommage. Jawoll!
Ballad of Boris
Umhüllt vom Duft der Rosen und Lavendel:
die Welt erstrahlte angemessen prächtig.
Der Pfad war schmal und die Zypressen mächtig,
besiegt war Michael Chang, besiegt war Lendel.
Bum Bumm! rief die Nation, sie rief nach blonden
und starken Deutschen, stolzer Meute Helden
doch wie die Newsportale heute melden,
zwang ihn gelegentlich einen Brief nach London.
Oft denkt an den Zypressenwald der Becker,
sieht den Lavendel, das Getreide, Bohnen,
sich selbst und Steffi, wie sie beide thronen;
Hier schließe ich, sonst klingelt bald der Wecker
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menetekel Exposéadler
Alter: 104 Beiträge: 2452 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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12.06.2021 08:09 Pädagogisch wertvoll von menetekel
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Sie schlagen über die gespannten Netze
und taumeln manchmal, ganz als ob sie fielen
direkt ins Aus des Spielfelds, des skurrillen,
das hier bestimmt die Jugendschutzgesetze.
Die Väter lauern feist auf Viptribühnen
erstreben gnadenlos mehr Satz und Siege,
damit das Konto wieder Zuwachs kriege
und Ruhm und Ehr auf Eitelkeiten grünen;
der Rang ist übervoll mit tausend Köpfen,
die rechts und links aus ihren Hälsen stieren,
und nach Belieben jeden Break zensieren,
und Häme aus der Kinderarbeit schöpfen!
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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Reimeschreiberin Eselsohr
Beiträge: 220
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12.06.2021 20:51
von Reimeschreiberin
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Man reimt an der Antwort auf das letzte Gedicht und schwups...kommt ein neuer Beitrag dazwischen Lieber David, es tut mir leid, dass ich Dir nun schon zweimal zuvor gekommen bin Ich freue mich, dass Du trotzdem Dein schönes Gedicht auf Michels Verse mit uns allen geteilt hast. Und natürlich auch über die Antwort auf mein Gedicht.
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Reimeschreiberin Eselsohr
Beiträge: 220
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12.06.2021 21:46
von Reimeschreiberin
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Sport
Es sind nun endlich alle hier versammelt.
Als Erstes rennt ihr eine große Runde.
Zack, zack, ihr habt dafür nicht eine Stunde.
Und nein, Matiz, es wird auch nicht gegammelt.
Nun balanciert ihr hier über die Planke
und dabei, bitte, schön die Köpfe heben.
Dann große Sprünge, weit, als wollt ihr schweben.
Ach nein, Matiz, doch nicht so ein Gewanke.
Ein kleines Suchspiel können wir noch machen.
Jaja, ihr dürft natürlich dabei springen
und was ihr findet wieder zu mir bringen.
Matiz, du bringst mir ja ganz viele Sachen.
Ihr Lieben, nun ist schon die Zeit vergangen.
Wir gehen an den Rand, dort auf die Steine.
Die Herrchen legen bitte an die Leine.
Ich werd euch morgen wieder gern empfangen.
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Michel Bücherwurm
Alter: 52 Beiträge: 3379 Wohnort: bei Freiburg
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12.06.2021 22:46
von Michel
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Großartige Pointe.
Heut macht Matiz besonders große Sätze
und rennt vor allen in der großen Runde.
Nach deutlich weniger als einer Stunde
hat er sie eingekreist, die kleinen Frätze.
Er treibt die Herde angstflennender Blagen
zusammen und lässt niemand näher kommen.
Noch nie hat wer die Herde ihm genommen!
Ein Hüter wie sonst keiner, muss man sagen.
Dort drüben schnauzen angsterfüllte Väter
die Ehefrauen an, nicht so zu heulen.
Die rufen nach den Kindern und sie teilen
die Taschentücher. Warten. Es wird später.
Erst Hein kommt, beinah nächtens, der Gedanke,
dass nun auch ein Erfolg geschehen solle.
Er kratzt sich lange oben in der Wolle,
dann schwingt er todesmutig seine Planke.
Matiz hat sich, ich schwör's, noch nie verbogen!
Als treuer Hirtenhund verbeißt der Stolze
sich unnachgiebig in dem langen Holze.
So wird er knurrend nun davongezogen.
_________________ Seit 27. April im Handel: "Rond", der dritte Band der Flüchtlings-Chroniken |
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davidmuc Klammeraffe
Alter: 57 Beiträge: 711 Wohnort: München
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13.06.2021 02:55
von davidmuc
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Nun wiederum muss ich Michel enttäuschen:
Wer sich schüttelt, braucht oft etwas länger.
Und eine Doppelhommage kommt heut niccht mehr in Frage...
Im Sterben wird mein Hund bei mir noch wachen,
Nach meinem Tod, an meines Grabes Steine,
Verzeih, wenn ich beim Wurf des den Stabes greine:
Ein kleines Suchspiel können wir noch machen:
Und zerren scharfe Doggen an den Leinen,
so ignoriere Zähne, Fell und Haare,
und nimm den Highway, go to Hell und fahre:
Bald kleben meine Locken an den Deinen.
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menetekel Exposéadler
Alter: 104 Beiträge: 2452 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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13.06.2021 07:29
von menetekel
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Sehr schöne Hirten- und Jagdhundepisoden.
Auch Frank scharrt bereits wieder mit den Pfoten, um uns diesmal eine paargereimte Sechsheberstrophe zu apportieren: a a b b, deren Verse alle männlich schließen.
Die trochäische Form erscheint im 14. Jahrhundert auf der Bühne und wird häufig in Kirchenliedern verwendet, Im weltlichen Bereich bleibt sie bis ins 19. Jahrhundert weitgehend vergessen. Danach nehmen sich mehrere Herren ihrer an (C. F. Meyer, Rückert u. a.).
Als Beispiel bringe ich mal einen verballhornten Heym: Der Krieg (1911) - die Lyrikgötter mögen mir verzeihen.
Kein guter Hirte
"Aufgestanden ist er, welcher lange schlief",
weil sein Herr ihn laut und mehrfach mahnend rief.
Nah der Wiese steht er, droht dem Lockenschaf -
zehn Minuten später liegt er: satt, doch brav!
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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