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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Zehntausend 05/2021
Der Block

 
 
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Christof Lais Sperl
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 942
Wohnort: Hangover
Der silberne Roboter


Beitrag29.04.2021 19:00
Der Block
von Christof Lais Sperl
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ein Gefühl wie von Schnitten gewetzter Klingen dringt frostig scharf wie Stahl von oben mitten durch den Körper. Er ist auf dem Weg zum Heraufziehenden, all dem noch Ungelösten, Unbekannten. Schnell vorbeikommen, hatte es geheißen. Unverzüglich. Und alles stehen und liegen lassen. Die metallische Kälte schwächt ihm den Atem. Zieht er Luft ein, schiebt sich der Schmerz nach oben in die Brust. Beim Ausatmen aber wendet er sich jäh der Magengegend zu. Langsames Luftholen ist am schlimmsten. Denn beschleunigt er den Atem über das notwendige Maß hinaus, hat der Schmerz kaum Zeit, sich in der einen oder anderen Richtung festzubeißen.

Daher werden schnelle Schritte flüsternd flink gezählt. Bloß ablenken, denkt er bei sich. Zählen ist gut. Zählen geht immerzu voran, und lässt alles hinter sich liegen. Im stetigen Aufsagen der Ziffern liegt Beruhigendes. Schließlich ist noch ungewiss was los, was kommt, was geht. Am Ende könnte sich noch alles als ein grotesker Irrtum erweisen, bei dessen Auflösung sich nicht er, sondern sonst wer offenbaren müsste. Er selbst  ist sich keiner Schuld bewusst.

Ein Fehler, das wäre dann alles, und alles würde gut. Eins, zwei, drei, immer vorwärts gehen, niemals stehen. Sie würden die Schnelligkeit seines Kommens zu seinen Gunsten anrechnen.  Ob sich das alles nun anfühlt wie Freude oder stechende Anspannung, wirklich selbst bestimmen kann er’s nicht. Denn man kann tun, aber oft nicht wollen, was man fühlt. Er hat jetzt das Zählen vergessen, und ist schon wieder dem unregelmäßigen Schlingern der inneren Welt ausgeliefert. Schlingern bedeutet: Mal so, mal so. Freudige Erwartung kann sich wie scharfer Schmerz, und die Pein wie aufgeregte Lust anfühlen. Doch der Anteil an nervöser Spannung ist verlässlich stärker da ihr Grund Befürchtung ist. Das Erhoffte aber bleibt immer noch die Freude, die bisweilen von unten herauf all das Eingeschnürte zum Zersplittern bringen kann.

Dann einmal so richtig Durchatmen. Im gelösten Blickwinkel ist er nämlich ziemlich gut. Selbst wenn es gefährlich wird. Da kennt er sich. Nur eine kleine Melodie. Alles Schlimme damit weggezwitschert und einen Schwung fragiler Glücksgefühle fix davorgeschoben. Das wäre ja was mit der Angst! Dass ich nicht lache, denkt er sich. Euch zeig ich’s allen schon noch. Alles Üble fix mal sauber weggetüncht. Erstickt. In die Tonne getreten all den Dreck. In den Block kommen soll er. Unverzüglich. Was die nun mal wieder wollen. War doch alles längst und hundertmal bei ihm daheim geklärt. Seine Mimik springt wild zwischen Gegensätzen hin und her. Leute kommen ihm entgegen.

Schmerzlich bohrend kommt es nun von innen wieder hoch. Dreht sich in der Speisröhre fleischig nach oben. Er unterbricht seinen Gang. Das Gesicht in der Mitte links und rechts der Nase packen, den Oberkörper in zwei Hälften aufreißen, links, rechts, und raus mit der glitschigen Schmerzspirale, das wär’s. Und dann schnell die Wunde wieder zugemacht. Wie mit einem Reißverschluss, den man unten zusammenhakt, und mit einem jaulenden Ton nach oben zieht. Ohne Narbe würde das abheilen. Dann soll mal einer von denen kommen. Werden schon was erleben, und einmal ganz schnell sehen, dass an allem gar nichts dran ist.

Jetzt kommt schon die Gegend mit den Gärten. Und hinten dann der Tunnel. Es werden schon mehr, die ihm entgegenkommen. Wo die nur alle hin wollen. Was zuerst noch in Musik und Geschwätz vertieft gefährlich nah entgegenlief, blickt nun schon auch einmal auf, doch selbst dann muss er bisweilen ausweichen, um Zusammenstöße zu vermeiden. Junge, rücksichtslose, kräftige Kerle mit ihren kichernden Freundinnen. Musik, die in immergleichem Pegel aus Handylautsprechern krächzt. Immer nur er selbst weicht aus, niemand sonst, die Entgegenkommenden, mal zu zweit, mal zu dritt, scheinen ihn selbst nunmehr zu erkennen, mit seinem Gesicht etwas anfangen zu können, als ob man sich schon ewig kennte. Was zuvor noch ein höhnisches Grinsen zu sein schien, bei dem er nicht ausmachen konnte, ob es mit der Gedankenwelt der Spaziergänger oder ihm selbst zu tun hatte, ist nun in ein feindseliges Lachen umgeschlagen. Sicher, er könnte umkehren, die Richtung all der Jugendlichen einschlagen, die nach irgendwohin  unterwegs sind, doch sollte er ja schnell herbeikommen, Dinge klären, unverzüglich. Sollte er die  Marschrichtung ändern, und den Weg all der Leute gehen, die in der Gegend unterwegs sind, wäre Selbstaufgabe. Schon im Umdrehen würde er die Entscheidung unmittelbar bereut haben. Sie wäre ein kläglicher Winkelzug, der ihm umgehend zur schneidenden Klingenkälte auch noch quälende Grübeleien bereiten würde. Wie gesagt, denkt er in sich, ich kenne mich doch ziemlich gut.

Nun kommt der hässliche Tunnel mit den schmutzigen und feuchten Wänden, an dessen Deckenmitte sich in Jahrzehnten graumelierte Stalaktiten aus einer undefinierbaren, abscheulichen Masse gebildet haben, und deren ekelerregenden Anblick er beim Durchschreiten des Tunnels immer zu meiden versucht. Nun wird es eng. Die Massen drängen weiter entgegen seiner Richtung. Gegrölte Rufe, die wie Ea-O, Ea-O klingen, peitschen durch den Tunnel. Alles ist durchschnitten vom schrillen Kreischen der Mädchen. Ea-Om, Ea-Om, so blökt es nun, und schnell wird ihm bewusst, dass das Blöken der Herde Alarmgebrüll ist: „Er kommt, er kommt“, so ruft es jetzt, und alle, die ihn bisher noch ignoriert haben, weichen mit ihren Mädchen an der Hand zwar zur Seite, lassen ihn aber niemals aus den Augen, zeigen mit dem Finger zu ihm hin. Die ganz Mutigen unter ihnen springen auf ihn zu, so dass er alle paar Schritte in den klebrigen Schmutz des Rinnsteins treten muss.

Am Ende des Tunnels sind links und rechts zwei Spitzen auszumachen, die das helle Lichtfeld in drei Teile zerschneiden. Die Siedlung ist doch ganz anders gebaut, denkt er. Bloß die zwei Blöcke links und rechts, doch solche kirchturmgleichen Spitzen hatte er noch nie zuvor bemerkt. Jetzt kann er erkennen, dass sich vor die Wohnblöcke eine langnasige Fratze geschoben hat, die gleichsam in der Luft zu stehen scheint, aber aus allerlei flirrenden Elementen aufgebaut ist, die nicht fest miteinander verbunden sind, aber fortwährend ein körniges Etwas schaffen, welches einem riesenhaften Kopf samt bebrillten Glotzaugen, einer langen Nase, einem abscheulichen Kinn und zwei Hörnern gleicht. In allen Einzelteilen spiegelt sich das Gesamtbild in den Teilen wieder. Jedes Etwas ist die Miniatur der großen, schwebenden Fratze. Daher also das zerschnittene Lichtfeld am Ende des Tunnels, denkt er. Die teuflischen Hörner waren das. Und als er sich nach hinten dreht, kann er erkennen, wie die kleinen Fratzen noch im Fliegen Beine, Schuhe, Jacken, Mützen und Hosen bekommen, zu Boden gehen und sich in die vielen Menschen verwandeln, die lärmend in den Tunnel strömen.

Die Blöcke sind seit gestern in die Höhe gewachsen. Trotz der Kälte stehen alle Fenster geöffnet. Gardinen flattern im Wind zur Straße hin. Auch hinter den Vorhängen glotzen die kleinen Fratzen hervor, fliegen aus den Fenstern, bilden den langen Schwanz des lärmenden Ungeheuers, das zwischen den Häuserfronten schwebt. Aus der Schwanzschlange stiert es ebenfalls heraus, der Schweif scheint aus Augen zu bestehen, die in eine laichartige Masse eingebettet sind, durch die man die scharf geschnittenen Linien der dahinter liegenden Fenster nur verschwommen ausmachen kann. Er läuft zwischen den Fronten die schlecht gepflasterte Straße entlang und versucht, nicht noch zu stolpern.

Links und rechts strömen brüllende Köpfe mit höhnischem Gelächter aus den Fenstern, schießen in nie gesehener Geschwindigkeit an ihm vorbei, so dass er seinen Schädel mit den Händen schützen musste. Dennoch klatscht es ihn bisweilen sogar aus dem reinen Nichts an den Kopf. Irgendwo hatte er solche in flirrendes Bild schon einmal gesehen. Waren darauf Kaulquappen zu sehen gewesen? Er muss an den Deutschlehrer und sein Buch denken. Der Lehrer hatte die Schüler oft am Schläfenhaar durch den Klassenraum gezogen, was immer äußerst schmerzhaft gewesen war. Warum nur das Deutschbuch, denkt er. Im Buch gab es viele Abbildungen. A. Paul Weber. Das war es. Ein schwarzweißes Bild, gefüllt mit bösartig schwirrenden, blöden Visagen, die ein Gerücht darstellen sollten. Einen Aufsatz hatten sie über diese Lithographie schreiben müssen. Das schlimmste Gesicht ist das aus Widersprüchen, denkt er: Eine gerunzelte Stirn mit grinsendem Mund. Ein lachender, mörderischer Clown mit einem roten Maul.

Mal schnell vorbeikommen, das war gut gesagt, erst einmal hier durchkommen ist schon schwer genug. Schritt um Schritt durchs Fratzengewirr, hier irgendwo rechts muss doch die Wohnung kommen, in der man auf ihn wartet. Wegweiser mit einer Aufschrift und Pfeilen weisen in Richtung des Tunnels. Im Stadtzentrum muss heute noch irgendetwas geschehen, denkt es sich in ihm. Das Flirren hat nun damit begonnen, sich jeweils in genau der Richtung aufzuklären, in die er selbst schaut. Wie ein Scheinwerfer in der Nacht durchschneidet seine Blickachse die Masse der Fratzen. Da liegt die Kellerwohnung. Dort muss er hin. Eine bucklige und breite Treppe nach unten. Man muss voller Ungeduld auf ihn gewartet haben, denn noch bevor er am schweren Griff der Türglocke ziehen kann, springt das mächtige Portal nach innen auf. Das Geschwirr der Fratzen ist nun vollkommen verschwunden. Mit einem lauten Knall schließen alle Fenster, und eine Böe, die man in Amerika auch als Katzenpfote bezeichnet, fegt wie ein Hieb aus Luft durch die entvölkerte Straße. Man packt ihn an den Schultern und drängt ihn durch die Öffnung, in der ein langer Tisch zu erkennen ist, an dem sie bereits Platz genommen haben. Er zählt elf von ihnen. Als er den Raum vollständig betreten hat, kann er ihre schwarzen Roben sehen.
 
„Nunmehr wird es allein von Ihrer Aussage abhängen, ob die Anwürfe begründet sind. Beginnen Sie“, sagt der Vorsitzende, während der den Blick gelangweilt auf ein Schriftstück richtet, das er in den Händen hält.

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hobbes
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Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
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Beitrag10.05.2021 09:52

von hobbes
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Ein bisschen überfüllt, dieser Text. Also für mich. Und wenn ich jetzt mal allein auf den ersten Satz schaue, dann denke ich: joah. Könnte eine Lektion sein in Sachen "Wie mache ich es der Leserin besonders schwer?" Weil, den lese ich und denke: Hä? Dann lese ich ihn noch mal und noch mal und ja, klar, man versteht ihn, aber das könnte man doch sicher schöner formulieren?
Und ein bissschen geht es mir mit dem ganzen Text so. Ich habe den Eindruck, ich bekomme alles mögliche erzählt, bekomme zu viel erzählt und werde dann mit der Aufgabe allein gelassen, mir das wichtige selbst herauszusuchen. Dazu fehlt mir allerdings die Lust.


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d.frank
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D
Beitrag10.05.2021 18:58

von d.frank
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Der Text hat mir Einiges abverlangt, im Erfassen, Interpretieren und in meiner Positionierung zu ihm.
Die Recherche nach dem genannten Kunstwerk hat es nicht einfacher gemacht - auch dieses hatte eine starke Wirkung auf mich.

Zitat:
Das schlimmste Gesicht ist das aus Widersprüchen
,

das fängt mein Gefühl gegenüber beiden Kunstwerken ziemlich treffend ein. Ich mag diesen Text nicht und ich möchte mir auch das Bild nicht unentwegt anschauen müssen, aber das ändert überhaupt nichts daran, dass beides gut, um nicht zu sagen herausragend ist.
Die Sprache trifft ebenfalls. Sie ist detailreich, an einigen Stellen schon sehr opulent, aber insgesamt trotzdem nicht zu viel. Es scheint, als arbeite der Autor mit derselben Technik, die der erwähnte Künstler anwendet, nur dass dieses Unterfangen mit Sprache ungleich schwerer zu machen ist. Das verdient Anerkennung! Ebenso der Mut, sich mit dem Thema Schuld auf Seiten des Schuldigen auseinanderzusetzen.
Hier hatte jetzt eigentlich Kritik stehen sollen und die Worte plakativ/ dogmatisch, aber ich habe mich damit auseinandergesetzt, dass diese Kritik eher meinem Gefühl gegenüber dieser schweren Kost entsprungen ist. Weil das zu lesen, stellenweise unerträglich ist.
Irgendjemand hat hier anscheinend eine ganze  Generation auf dem Gewissen und die über ihn Richtenden wirken völlig desinteressiert. Sie pfeifen ihn mal eben dahin und er  geht mal eben. Aber nein, das tut er nicht, er geht wie im Sturm, will sich selbst auseinanderreißen und wieder zusammenflicken - am Ende, denke ich, tritt er vor sich selbst und die eigene Gleichgültigkeit. Dieser ganze Weg, die Groteske, das Draufblicken auf diesen Schuldigen und der Wink zum Nationalsozialismus hat mich gestern in die Recherche über dessen Galionsfigur getrieben. Dann musste ich an einmal gelesene Berichte über die Muselmänner denken und eigentlich möchte ich das alles jetzt nur noch abgeschüttelt kriegen.


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Selanna
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1146
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag11.05.2021 13:18

von Selanna
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Die Sprache des Textes ist in der ersten Hälfte wirklich gut, sie kann was. Der Rhythmus ist variiert, der Takt verändert sich, trotzdem fließt der Text und ist wie aus einem Guss. Gefällt mir. Es ist einer der Texte, bei dem es mir auf den Inhalt gar nicht so ankommt, weil ich in der Sprache an sich versinke und das kommt selten vor. Bisher mein fünfter Text und sprachlich gefällt er mir bislang eindeutig am besten!
Wie so oft hatte ich auch hier wieder anfangs ein Problem mit dem Bezug, das erste „Er“ bezog ich erst auf Stahl, dann auf Körper, das „Heraufziehenden“ blieb mir unklar. Im Nachhinein vermute ich, dass es sich auf etwas Dunkles bezieht, das am Horizont heraufzieht, vergleich einem Gewitter. - Aber die Sprache war gut genug, um das vorerst zu schlucken und dann war klar, dass „Er“ einfach „Er“ ist, ein bezugloses Er, da es für den namenlosen Protagonisten steht.
Manche Sätze würde ich der Verständlichkeit wegen doch etwas konservativer gestalten, etwa: „Schließlich ist noch ungewiss was los [ist], was kommt, was geht“, der eigentlich ein toller Satz ist! smile   oder „Denn man kann tun, aber oft nicht wollen, was man fühlt“, da ahne ich die Aussage mehr als ich sie wirklich aus dem Text heraus begreife. Selten, aber immer wieder fehlt für mich ein Personalpronomen, manche hakt es an kleinen Stellen in der Satzkonstruktion, hin und wieder fehlt ein Komma, das ist schade.
Ein sprachlich wunderbar gewandter Satz ist mMn auch „Doch der Anteil an nervöser Spannung ist verlässlich stärker[,] da ihr Grund Befürchtung ist“. Andere Sätze kommen mir - uh, das klingt jetzt böse, aber ich möchte es nur neutral (nicht offensiv) feststellen und aus rein subjektiver Sicht – ambitioniert vor, gelingen dann aber nicht: „Immer nur er selbst weicht aus, niemand sonst, die Entgegenkommenden, mal zu zweit, mal zu dritt, scheinen ihn selbst nunmehr zu erkennen, mit seinem Gesicht etwas anfangen zu können, als ob man sich schon ewig kennte.“ Die Konjunktivform von „kennen“ liebe ich, die hat was, ich finde es immer toll, wenn ich das Wort in einem Text lese. Trotzdem: zweimal „(er)kennen“ in einem Satz, zweimal „selbst“ in einem Satz und dabei zweimal (aus meiner Warte) unnötig, und das „nunmehr“ wirkt auf mich (!) stilistisch ambitioniert, aber erscheint mir eigentlich überflüssig. Auch „denkt es sich in ihm“ ist zwar sprachlich ehrgeizig formuliert, aber es trifft für mich nicht; ich frage mich, warum das so ausgedrückt wurde, ob es einen Mehrwert hat gegenüber „denkt er (sich)“. Oder „durch die Öffnung, in der ein langer Tisch zu erkennen ist“. Warum Öffnung? Nicht wenigstens Maueröffnung? Oder: „Anwürfe“, auch da habe ich mich nach dem Mehrwert gefragt.
Die Dichte der Sprache lässt dann – imho – ab der Mitte des Textes nach, der Rhythmus wird länger, die Sätze konventioneller. Auch die Aufklärung des Gegen-den-Strom-Schwimmens und der Fratze fand ich leider nicht ganz so geschickt, indem man eine Deutschbuchseite bemüht, das zieht die überdrehte Gefühlsschilderung, die metaphorischen Bilder auf ein Schülerpult in einem Klassenzimmer der neunten Jahrgangsstufe herunter. Nichts gegen Klassenmöbel, Schulbildung und Deutschbücher, aber bisher war alles so abstrakt, dass ich diesen alltäglichen Vergleich als beinahe herabwürdigend empfand.
Jetzt ein Resümee zu finden, fällt mir nicht leicht. Von der Eröffnung des Textes war ich ganz hingerissen: Die Bilder, die dichte Sprache, die stilistische Gewandtheit – mit ganz kleinen Einschränkungen. Der Sturm der Gefühle, scharf und schmerzend geschildert, fand ich einfach wunderbar. Als es dann in Richtung Tunnel ging und die Menschenmassen kamen, dann die Fratze auftauchte, verlor die Sprache etwas, aber es entstanden neue, große Bilder. Die Aufklärung des Bildes gefiel mir persönlich nicht so sehr und auch die Sprache hat mich nicht mehr so mitreißen können – aber das lag wahrscheinlich auch an der großartigen Eröffnung. Wäre der gesamte Text wie der Schluss geschrieben, wäre die Sprache nie großartig gewesen und ich wäre am Schluss nicht vom Stil ein wenig enttäuscht gewesen. Also werte ich die Sprache am Schluss als neutral-normal und der Anfang bekommt ein ganz großes Plus.
Das Fenster-Thema ist für mich gerade ausreichend umgesetzt. Ob die Fratzen nun aus offenen Fenstern fliegen oder irgendwo sonst herkommen, hat für die Aussage ja eigentlich keine Relevanz, die offenen Fenster finden am Rande Erwähnung. Also jaaa, ist erfüllt. Der Text hat auch was zu sagen, er setzt sich intensiv mit der Gefühlslage eines Menschen auseinander, über den ein negatives Gerücht kursiert, die Ahnungslosigkeit, den fühlbaren Schmerz, die Angst, die Hoffnung, es würde nicht so schlimm.
Da ich noch nicht weiß, ob ich genügend Texte lese, um bewerten zu können, lasse ich vorerst nur das Feedback ohne Punkte da. Falls ich es schaffe, füge ich die Punktvergabe noch ein.
Der Text hat wirklich Potential, ich habe ihn sehr gerne gelesen.

Liebe Grüße
Selanna


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Nur ein mittelmäßiger Mensch ist immer in Hochform. - William Somerset Maugham
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nebenfluss
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Beitrag11.05.2021 14:42

von nebenfluss
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Inspiration für diesen Beitrag war offenbar die wohl bekannteste Zeichnung A. P. Webers mit ihren Menschen (oder "Wesen") an den offenen Fenstern eines Blocks, während draußen ein Gerücht vorbeizieht. Jemand muss wohl den Prota verleumdet haben, denkt man da schnell mal in Anlehnung an Kafka, wobei diese Erzählung mit etwas schwurbeliger Metaphorik beginnt, um die Wirkung der Nachricht auf den Köper der Hauptfigur einzufangen. Einen Namen braucht jemand, der einem "solchen" System ausgeliefert ist, natürlich nicht - auch das "denke ich mir so", denn ein konkretes Terrorregime wird nicht geschildert. Auf dem Weg zum Verhör wird versucht, die dräuende Gefahr eines ungünstigen Urteils durch ein Mantra aus Schrittzählung und Glaubenssätzen emotional fernzuhalten, was nicht so leicht ist, wenn man einer rudelhaften, für Gerüchte empfänglichen Gesellschaft entgegenschwimmt, die ihr "ziviles" Urteil wohl schon gefällt hat. Vielleicht geht der Terror ja von dort aus und der Ausgang der Untersuchung ist selbst dann zweitrangig, wenn es auf Freispruch hinausläuft.
Sprachlich finde ich das (abgesehen vom Anfang, der mich zunächst nicht zum Weiterlesen animierte) recht gelungen. Auch das Verlängern der Weber-Lithografie in den drei-dimensionalen Raum der Erzählung - kann man durchaus machen. Und doch finde ich, dass sich Idee und Handlung etwas zu sehr auf das Abarbeiten bewährter Motive beschränken. Und ob das physische Vorbeigehen an den offenen Fenstern des Blocks nun wirklich eine wesentliche Rolle für die Geschichte spielt?


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Gast







Beitrag12.05.2021 22:08

von Gast
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Keine erkennbare Umsetzung der Vorgaben.
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Nihil
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Moderator
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Beitrag13.05.2021 00:11

von Nihil
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Der Block, die kleinste Einheit im Nationalsozialismus dessen, was wir heute vielleicht Gemeinde nennen würden. Ein Jude wird ins Ghetto zu einem „Gericht“ vorgeladen, vor dem er sich für irgendetwas verantworten soll, bei dem er sich keiner Schuld bewusst ist und wohl auch keine Schuld auf sich geladen hat. Er versucht sich auf dem Weg zum angegebenen Ort die Angst kleinzureden, aber es gelingt ihm eher schlecht als recht. Die Langeweile der Richter deutet sein schlimmes Ende bereits an. Die Ereignisse sind bekannt.

Soweit könnte dies ein historischer Text über die Anfänge des Hitler-Regimes sein, das noch illusionäre Reste von so etwas wie einem Rechtsstaat aufrecht erhalten will. Auch die Idee, die Themenvorgabe als ein voyeuristisches Spektakel zu inszenieren, dem die Hauptfigur sich ausliefern muss, finde ich gut. Allerdings gibt es einige Dinge, die mich verstören. Das sind jene Dinge, die mich daran zweifeln lassen, was mir der Text eigentlich sagen will. Denn die Verortung des Textes bleibt anfangs wegen der katachretischen und tauologischen Sprache sehr unklar:
Der Block hat Folgendes geschrieben:
Ein Gefühl wie von Schnitten gewetzter Klingen dringt frostig scharf wie Stahl von oben mitten durch den Körper. Er ist auf dem Weg zum Heraufziehenden, all dem noch Ungelösten, Unbekannten. Schnell vorbeikommen, hatte es geheißen. Unverzüglich.
Schon im ersten Satz benutzt du zu viel Bild auf einmal und vergleichst darüber hinaus ein Ding mit sich selbst. Ein Gefühl wie scharfe Schnitte, die so frostig scharf wie Stahl sind. Mhm. Dass du dann vom „Heraufziehenden“ sprichst, macht in der Gesamtbetrachtung des Textes zwar Sinn, liest sich jedoch so holprig wie das extrem schiefe Bild, das es ist. Vielleicht soll hier noch Kafkas Proceß mitaufgerufen werden, in der Verhüllung der Tatsachen und dem erschreckenden Sichergeben einer Staatsmaschine, der man eigentlich noch vertraut – und auch wenn die gleichen Motive sich erkennen lassen, steht bei diesem Text schräg, was Kafka kontrolliert in der Hand hat.

Regelrecht verstört hat mich bei wiederholtem Lesen aber die Passage ab dem Eintritt in den Tunnel. Zunächst scheint es, als spielte der Text dann doch in der Gegenwart, was allein an der Erwähnung der Smartphones liegt. Später wandeln die Fußgänger sich von bloß unaufmerksamen Passanten zu sadistischen Quälgeistern, die sich dem Protagonsiten absichtlich in den Weg werfen. So weit so gut, man könnte noch sagen, der Antisemitismus greift weiter um sich. Dann aber kommt die über allem schwebende rassistische Karikatur der Juden ins Spiel, die wie kleine Teufel aus den Fenstern geschossen kommen und sich dann in die Menschen verwandeln, die ihm eben noch höhnisch entgegen gekommen sind. Über die Verschmelzung dieser Identitäten war ich echt am Verzweifeln. Vor allem, weil auch die Hauptfigur sich zum Teil mit dem so von den Nazis propagierten Feindbild zu identifizieren scheint:
Der Block hat Folgendes geschrieben:
Seine Mimik springt wild zwischen Gegensätzen hin und her. [...] Das schlimmste Gesicht ist das aus Widersprüchen, denkt er: Eine gerunzelte Stirn mit grinsendem Mund.
Also hat er selbst „das schlimmste Gesicht“? Nun ist es natürlich möglich, dass man auch als Geschädigter irgendwann anfängt, an die Lügen zu glauben, die einem erzählt werden. Aber die Art, wie mir das erzählt wird, scheint mir so ungeordnet zu sein, dass ich fast denke, es soll mir bewusst schwer gemacht werden, diese Schlüsse überhaupt zu ziehen. Zum Tunnel dachte ich noch, dass er vielleicht die Verbindung zwiischen zwei Welten darstellt, Damals und Heute? Ein Ort, an dem der Nationalsozialismus herrscht, in dem die Juden zu verzerrten Abbildern ihrer selbst werden; daneben ein Ort ohne Propaganda, an dem sie normale Menschen sind? Keine Deutung will hier so wirklich passen, alles widerspricht sich entweder hier oder da. Wenn man nach Symbolen sucht, wird man zwar fündig, aber die Sperrigkeit scheint tatsächlich weniger gewollt, als ein Unfall zu sein.

Hat den Text vielleicht jemand verfasst, dessen Muttersprache nicht Deutsch ist?
Der Block hat Folgendes geschrieben:
Nunmehr wird es allein von Ihrer Aussage abhängen, ob die Anwürfe begründet sind.

Die Anwürfe? Klingt nach falsch erinnerter Vokabel für mich. Und würde die holprige Sprache erklären. Für Punkte hat es am Ende leider nicht mehr gereicht.
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F.J.G.
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Beitrag13.05.2021 11:34

von F.J.G.
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Guten Morgen,

Tut mir sehr leid. Dieser Text ist so gar nicht mein Ding.

Die Ausdrucksweise ist viel zu kompliziert und verschwurbelt. Man kann nicht einmal von „blumiger Erzählung“ reden, denn blumig würde bedeuten, dass es sich angenehm und elegant anhört — was es für mich nicht tut.

Mag sein dass du viel Arbeit in diesen Text gesteckt hast, nur leider bin ich für so etwas der falsche Rezipient.

Bedauernde Grüße
Der Kojote


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silke-k-weiler
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Das goldene Schiff Der goldene Eisbecher mit Sahne


Beitrag13.05.2021 12:49
Re: Der Block
von silke-k-weiler
Antworten mit Zitat

Lieber Text,

noch ganz unter dem Eindruck der Chefetage stehend, hoffte ich hier

Señora Incógnita hat Folgendes geschrieben:
Ein Gefühl wie von Schnitten gewetzter Klingen dringt frostig scharf wie Stahl von oben mitten durch den Körper. Er ist auf dem Weg zum Heraufziehenden, all dem noch Ungelösten, Unbekannten. Schnell vorbeikommen, hatte es geheißen. Unverzüglich. Und alles stehen und liegen lassen. Die metallische Kälte schwächt ihm den Atem. Zieht er Luft ein, schiebt sich der Schmerz nach oben in die Brust. Beim Ausatmen aber wendet er sich jäh der Magengegend zu.


dass es nicht schon wieder um Thai-Curry oder Parmesan ginge. Glücklicherweise verflüchtigte sich diese Befürchtung recht bald.

Rein vom Lesegenuss her ist da viel Schönes dabei:

Señora Incógnita hat Folgendes geschrieben:
Das Erhoffte aber bleibt immer noch die Freude, die bisweilen von unten herauf all das Eingeschnürte zum Zersplittern bringen kann.


oder

Señora Incógnita hat Folgendes geschrieben:
Das Gesicht in der Mitte links und rechts der Nase packen, den Oberkörper in zwei Hälften aufreißen, links, rechts, und raus mit der glitschigen Schmerzspirale, das wär’s.


Was geschieht? In einer surrealen Szenerie wird eine namenlose Person irgendwo hin zitiert und macht sich augenscheinlich gewaltig den Kopp, was wohl der konkrete Grund für seine Anwesenheit sein mag. Er ahnt etwas, da gibt es schon etwas, doch die Vorwürfe diesbezüglich meinte er ausgeräumt zu haben. Dem ist offenbar nicht so und nun macht er sich innerlich völlig zerrissen auf den Weg, schwankt zwischen Panik und Hoffnung, wankt durch Menschenmengen, die ihn alle anzuglotzen scheinen. Er ist unterm Brennglas.

So weit meine Interpretation. Die Fenster schön eingebaut als drohende Mäuler in riesigen Fronten die Massen von Fratzen ausspucken.

Das gefällt mir und ich nehme Dich mit in die nächste Runde.

VG
Silke
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Constantine
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Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag14.05.2021 19:24

von Constantine
Antworten mit Zitat

Jump Jump, Jump around oder ich kann streamen wie ich will

Bonjour Inko,

was mag da passiert sein, warum der Protagonist in den Block gerufen worden ist, obwohl er doch alles richtig gemacht hat, aber nicht für die, die brauchen Klärung und zwar sofort, weil er als einziger Zeuge aussagen kann:
Zitat:
„Nunmehr wird es allein von Ihrer Aussage abhängen, ob die Anwürfe begründet sind. Beginnen Sie“, sagt der Vorsitzende

Ich weiß nicht, was genau die Begrifflichkeit "Anwürfe" hier verloren hat:
Zitat:

[ohne Plural] das Anwerfen (3), Anspiel in der Mitte des Spielfeldes
"den Anwurf ausführen"

Geht es letztlich um eine Sportart und der Protagonist soll die ganzen ausgeführten Anwürfe während eines Spiel begründen? Passt nicht.
Vielleicht eher: Vorwürfe.
Welche auch immer. Egal. Bis die mich erreichen, hat der Text für mich eher andere Probleme, die mir das Lesen erschwert haben:

Ich nehme eine beispielhafte Passage aus dem Text:
Zitat:
Ein Fehler, das wäre dann alles, und alles würde gut. Eins, zwei, drei, immer vorwärts gehen, niemals stehen. Sie würden die Schnelligkeit seines Kommens zu seinen Gunsten anrechnen.  Ob sich das alles nun anfühlt wie Freude oder stechende Anspannung, wirklich selbst bestimmen kann er’s nicht. Denn man kann tun, aber oft nicht wollen, was man fühlt. Er hat jetzt das Zählen vergessen, und ist schon wieder dem unregelmäßigen Schlingern der inneren Welt ausgeliefert. Schlingern bedeutet: Mal so, mal so. Freudige Erwartung kann sich wie scharfer Schmerz, und die Pein wie aufgeregte Lust anfühlen. Doch der Anteil an nervöser Spannung ist verlässlich stärker da ihr Grund Befürchtung ist. Das Erhoffte aber bleibt immer noch die Freude, die bisweilen von unten herauf all das Eingeschnürte zum Zersplittern bringen kann.

Dann einmal so richtig Durchatmen. Im gelösten Blickwinkel ist er nämlich ziemlich gut. Selbst wenn es gefährlich wird. Da kennt er sich. Nur eine kleine Melodie. Alles Schlimme damit weggezwitschert und einen Schwung fragiler Glücksgefühle fix davorgeschoben. Das wäre ja was mit der Angst! Dass ich nicht lache, denkt er sich. Euch zeig ich’s allen schon noch. Alles Üble fix mal sauber weggetüncht. Erstickt. In die Tonne getreten all den Dreck. In den Block kommen soll er. Unverzüglich. Was die nun mal wieder wollen. War doch alles längst und hundertmal bei ihm daheim geklärt. Seine Mimik springt wild zwischen Gegensätzen hin und her. Leute kommen ihm entgegen.

Alles nur rein subjektiv von mir und meine Meinung, aber:
Ich habe versucht es ein wenig farblich aufzudröseln, was mir nicht so gut gelöst scheint am Text. Der Erzähler bzw. Erzählton, die Perspektive, die springt wie ein Flubber, der von Robin Williams abgeworfen worden ist, oder ist es gar Robin Williams selbst, der umher hüpft. Großartiger Schauspieler, Robin Williams, ich liebe den Mann, der leider zu früh verstorben ist, aber unsterblich mit seiner Schauspielkunst und seiner Art bleibt, der zwischen (beispielsweise und in keiner besonderen Reihenfolge beabsichtigt) "Good Morning Vietnam", "Good Will Hunting", "Hinter dem Horizont", "Mrs Doubtfire" und "König der Fischer" und vielen anderen großartigen Filmen ein extrem breites Spektrum zweigte und für mich immer einer der großartigsten Schauspieler seiner Generation bleiben wird. Während nun Robin Williams  zB in "Good Morning Vietnam" zügellos seine Radiomoderationen macht, wird seine Motivation im Film klar, er ist nicht nur der Clown und Spaßvogel, da ist noch eine tiefe Menschlichkeit in ihm, eine Wut über Ungerechtigkeit, politisch, sozial engagiert, und jemand, der versucht die Hölle erträglich zu machen. zurück zu deinem Text: Der Protagonist hat einiges an Scheiß erlebt und hinter sich, er wirkt besessen und von eigenen Dämonen gejagt, Verfall um ihn, Fratzen überall, er fühlt sich bedroht und ist in Alarmbereitschaft. Soweit ok, aber da im Text sind auch viele Füllsel drin, viel Blabla (zB in orange und violett gekennzeichnet), aber neben dem "Gelaber" ist da auch viel Innenperspektivisches (orange) "Denken" aus Sicht des Erzählers, aber dazu noch der Erzähler selbst (schwarz gelassen und in oliv und rot markiert), der ja eigentlich seinen Senf dazu gibt, zur Handlung und zum Prota. Warum das "denkt er sich" (oliv matkiert)? Warum plötzlich so externe Beschreibungen (in rot markiert)? Während der Erzähler und der Protagonist doch relativ vereint sind, sich aber doch zu sehr (in orange markiert) selbst zuhören und nicht merken, wann es genug ist, wann es zu viel ist, wann der Text völlig aus seinem Leim fällt.
Da ist viel Effekt im Text, viel "psychedelischer Bildersturm" und viel Oberfläche, aber so richtig ran an den Protagonisten komme ich leider nicht und am Ende habe ich, leider, nur viel heiße Luft und viel Blabla um nichts, aber den Protagonisten leider längst aus den Augen verloren. Als begleitenden Audiokommentar zu passenden Filmaufnahmen könnte ich mir den Text gut vorstellen, aber der Text allein hat es leider sehr schwer bei mir.

Es tut mir leid, der Text hat es leider nicht in meine Top Ten geschafft: zéro points.

Merci beaucoup
Constantine
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Raven1303
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 41
Beiträge: 540
Wohnort: NRW


Beitrag14.05.2021 22:13

von Raven1303
Antworten mit Zitat

Liebe/r Unbekannte/r,

eine faszinierende Geschichte mit starken Bildern und in einem flüssigen, mitreißenden Stil geschrieben.
Und doch habe ich keine Ahnung, was du mir hier gezeigt hast ...

Ich mag sie trotzdem und denke, dass auch alle  Anforderungen erfüllt sind.

Ich muss mir nur noch überlegen, wie viele Punkte ich dir geben werde.

Bis später also.

LG Raven

Edit: du bekommst meinen lächerlichen letzten Punkt. Habe leider nicht mehr übrig. Sad


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Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den Nächsten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn.
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Ribanna
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Beitrag15.05.2021 12:47

von Ribanna
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Dystopisch anmutend, undurchsichtig und einfach nicht mein Ding. Das ist reine Geschmacksache.
Ist das E? Ich persönlich denke nicht, weil es mich nicht zum denken anregt.


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V.K.B.
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Beitrag16.05.2021 00:43

von V.K.B.
Antworten mit Zitat

Zitat:
Daher werden schnelle Schritte flüsternd flink gezählt.
Bitte, was? Seriously?

Sorry, ich les morgen weiter, bin gerade fast am Schreibtisch eingeschlafen und einfach zu müde, dem noch folgen zu können. [nächster Tag:] Es wird nicht besser. Der Text kommt mir ultra-bemüht daher, vieles wirkt aber einfach ungekonnt und schief. Auch tust du dir keinen großen Gefallen damit, das Weber-Bild so stark in den Text zu holen. Denn das Bild kann für sich alleine stehen und etwas aussagen, umgekehrt gilt das dann aber nicht mehr. Sprich: Du machst deinen Text zu abhängig davon. Eigentlich wurde dann nur noch ein bisschen Kafka ("der Prozess") beigemischt und das wars. Mir ist das zu wenig, zu wenig Originelles und Eigenständiges jedenfalls.

Positiv: Immerhin hast du dich bemüht, einen richtigen Zehntausendertext zu schreiben – und damit hast du traurigerweise etwa der Hälfte der Teilnehmer etwas voraus.

Edit: Zur Endwertung: Ich habe die Texte in die Kategorien grün (genau wie ein Zehntausendertext mMn sein sollte, also definitiv E-Lit, aber auch besonders geschrieben und neue Wege beschreitend, oder das zumindest versuchend), gelb (ernsthafte Themen, aber realtiv traditionell geschrieben) und rot (Text, der mMn nicht in diesen Wettbewerb passt, auch nicht teilweise) eingeteilt. Die Rangfolge für die Punkte erfolgt dann nicht größtenteils nach persönlichem Gefallen, sondern erstmal innerhalb der Gruppen.

Diesen Text habe ich in den grünen Bereich eingeteilt, er erfüllt die Vorgaben dieses Wettbewerbs vollständig, schafft es aber nicht in meine Top Ten und erhält daher leider auch keine Punkte.


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Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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psi
Leseratte


Beiträge: 116



Beitrag16.05.2021 11:02

von psi
Antworten mit Zitat

Hallo, Text, schön, dass du da bist! :)

So, du bist wohl einer von denen, die es mir schwer machen.
Dann zücke ich mal meinen Block und notiere, was mir bei den verschiedenen Lesedurchgängen so auffällt.

Erstes Lesen: Hier werden viele Wörter gemacht und wenig gesagt. Schon dein erster Satz motiviert mich nicht zum weiterlesen, er wirkt holprig und ungelenk und ungewollt melodramatisch. Dein erster Absatz lässt sich lang und breit über metallisch schneidende Luft und Schmerz aus, och nö.

Zweites Lesen: Na gut, vielleicht gibt es bei dir doch etwas zu entdecken. Das Offensichtlichste ist wohl die Anspielung auf A. Paul Webers "Das Gerücht". Eine Googlesuche später weiß ich auch, wie das Bild aussieht und dass A. Paul Weber ein widerlicher Rassist und Nationalist war, der Hitler als zu nachlässig mit den Juden empfunden hat und der in den 50er und 60er Jahren viele Preise und Auszeichnungen bekommen hat. Anscheinend wurde seine Hitlerkritik zum Akt des tapferen Widerstand mythologisiert, das ist wieder typisch.
Zurück zum Text: Das erklärt nun diese kryptischen Umschreibungen von Teufelshörnern, offenen Fenstern und fallenden Menschen.
Anscheinend geht es also um Gerüchte.
Bleibt die Frage, wer die elf Robenträger*innen am Ende sind.
Mein erster, spontaner Gedanke im Zusammenhang mit Gerücht: Die zwölf Geschworenen, bei denen der Geschworene Nummer 8 fehlt.
Aber die tragen keine Roben, also ist das wohl nicht gemeint, schade.
Google sagt, die Elf Scharfrichter seien das erste politische Kabarett in Deutschland gewesen, auch interessant. Zeitlich kein direkter Zusammenhang mit Herrn Weber, aber geht es am Ende auch um Kunst, die bewertet und die bewertet wird? Ist der titelgebende Block ein Zeichenblock? Ein Gefängnisblock?

Drittes Lesen: Okay, da ist also ein sich als unschuldig Bezeichnender, der voran geht in das Unbekannte in Erwartung gerichtet zu werden, "bei dessen Auflösung sich nicht er, sondern sonst wer offenbaren müsste." Im entgegen kommen Gesichter, Fratzen, die Gerüchten folgen und bilden, die zu einem Massenauflauf in der Innenstadt ziehen und den vermeintlich Unschuldigen unterwegs schon richten.

Hm, was möchtest du mir zeigen, lieber Text? Ich weiß es immer noch nicht, vielleicht bin ich zu doof, um dich voll und ganz zu erfassen, aber ich mag deine selbstverliebte Sprache nicht, die mir zu unfertig erscheint um damit durchzukommen, und habe keine Lust, dich noch ein viertes Mal zu lesen (gelogen, ich hab dich schon wesentlich häufiger gelesen, aber for sake of continuity).
Das, was mir gefallen hat, war das Bild, sich selbst mit einem Reißverschluss wieder zuzumachen.

Nach der Verhandlung mit dir bleibt bei mir hauptsächlich der Gedanke zurück, dass viel zu viele Mitläufer, Rassisten und NS-Profitierer einfach davon gekommen sind.
Was das mit dir, Text, zu tun haben könnte, weiß ich noch nicht, auch wenn Gerüchte ja auch gerne aus Mitläufern bestehen. Hm.

Liebe Grüße,
Ψ
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marinaheartsnyc
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 31
Beiträge: 137



Beitrag17.05.2021 17:09

von marinaheartsnyc
Antworten mit Zitat

Ich finde den Text sehr außergewöhnlich geschrieben, dadurch unterscheidet er sich auf jeden Fall von den anderen. Leider ist er streckenweise fast zu außergewöhnlich, und der starke Fokus auf der Sprache überdeckt die Geschichte darunter - die mir dann leider nicht ausgefallen genug ist. Insgesamt gab es deshalb leider ein paar Texte, die mich etwas mehr überzeugt haben.

_________________
Yesterday I was clever, so I wanted to change the world. Today I am wise, so I am changing myself.

- Rumi
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Gast







Beitrag17.05.2021 17:48

von Gast
Antworten mit Zitat

Das Setup erinnert mich zunächst ein wenig an den Prozess von Kafka.
Ein Mann auf dem Weg zu einer ominösen Gerichtsverhandlung.
Er ist angeklagt, der Leser erfährt nicht warum, es könnte sich bei der Anklage auch um einen Irrtum handeln. Alle anderen scheinen informiert zu sein, über ihn, sein (vermeintliches?) Vergehen. Der Weg zum Gericht ist ein einziger Alptraum, überall Beobachter in den Fenstern, Menschenmassen, die ihn begaffen und verhöhnen, Fratzen, die Beschreibung ist offensichtlich inspiriert von der Lithographie Das Gerücht von A.Paul Weber, mit dem dieser wohl auch die Manipulierbarkeit der Massen durch Gerüchte anprangerte. Der Mob in den Fenstern, an denen er vorübergeht, hat ihn offensichtlich längst (vor-)verurteilt, bevor er schließlich an seinem Ziel, dem Gericht, ankommt, wo ihn ein gelangweilter Richter zu einer Aussage, von der sein weiteres Schicksal abhängen wird, auffordert.
Sprachlich anspruchsvoll, an manchen Stellen für meinen Geschmack eine Spur zu bemüht und überladen.
6 Punkte von mir.
LG
DLurie
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag17.05.2021 22:20

von Jenni
Antworten mit Zitat

Sprachlich gefällt mir dieser Text gut, zum Teil sehr gut, schöne Metaphern, bildliche Sprache, Lieblingssätze wie „Daher werden schnelle Schritte flüsternd flink gezählt.“ (enthalten die Atemlosigkeit und das Flüstern), angenehm absurde Zusammenhänge. Ich mag aber dann auch ganz gerne wissen, worum es geht, oder anders gesagt, es sollte um mehr gehen als eine gute Atmosphäre und ein vages Gefühl. Einer geht durch eine Menschenmenge, denn es wurde nach ihm gerufen, um im „Block“ (?) eine Aussage zu einem unbekannten Sachverhalt („Anwürfe“?) zu machen. Anwürfe, vielleicht geht es ja um Sport. Ein Ballspiel, und derjenige, der die Aussage machen soll ist der Schiedsrichter oder Linienrichter? Oder um was ganz anderes, da ist noch ein Tunnel. Und die Stadtlandschaft, die sich verändert - vielleicht eine Art (Alp-)Traum? Und die Mädchen mit der einzigen Funktion an der Hand ihrer Freunde zu hängen und zu kreischen. Sind da eigentlich auch Fenster, ah ja doch, aus denen springen/fallen Menschen und bilden eine Teufelsfratze. Ich will es echt gerne zusammenkriegen, das Was - aber hier stehe ich wohl einfach auf dem Schlauch. Einen etwas unentschlossenen Punkt für das Wie.
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Kiara
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Beiträge: 1404
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Beitrag18.05.2021 11:36

von Kiara
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Puh. Das liest sich, als würde ich durch den Text rennen müssen, dabei ist es schwierig, auch dem Text die Zeit zu geben, sich zu entfalten. Doch es passt, das Gehetzte. Gut geschrieben, 6 Punkte.

_________________
Zum Schweigen fehlen mir die Worte.

- Düstere Lande: Das Mahnmal (2018)
- Düstere Lande: Schatten des Zorns (2020)
- Düstere Lande: Die dritte Klinge (2023)
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Gast







Beitrag18.05.2021 22:00

von Gast
Antworten mit Zitat

Liebe/r Autor/in,

ein Mann, der sich auf den Weg zu einer Anhörung/Verhandlung begibt und dabei seiner Nervosität in wirren Gedanken Ausdruck verleiht.
Ich muss mich gerade zwingen, den Text zu Ende zu lesen. Es tut mir leid, aber das ist so überhaupt nicht mein Geschmack, die Sätze lesen sich aus meiner Sicht furchtbar verschwurbelt und irgendwie auch teilweise unlogisch:

Zitat:
Es werden schon mehr, die ihm entgegenkommen. Wo die nur alle hin wollen. Was zuerst noch in Musik und Geschwätz vertieft gefährlich nah entgegenlief, blickt nun schon auch einmal auf, doch selbst dann muss er bisweilen ausweichen, um Zusammenstöße zu vermeiden.

Hier weicht er aus.
Zitat:
Immer nur er selbst weicht aus, niemand sonst, die Entgegenkommenden, mal zu zweit, mal zu dritt, scheinen ihn selbst nunmehr zu erkennen, mit seinem Gesicht etwas anfangen zu können, als ob man sich schon ewig kennte.

Im Gegensatz zu hier:
Zitat:
„Er kommt, er kommt“, so ruft es jetzt, und alle, die ihn bisher noch ignoriert haben, weichen mit ihren Mädchen an der Hand zwar zur Seite, lassen ihn aber niemals aus den Augen, zeigen mit dem Finger zu ihm hin. Die ganz Mutigen unter ihnen springen auf ihn zu, so dass er alle paar Schritte in den klebrigen Schmutz des Rinnsteins treten muss.

Jetzt weichen sie ihm aus, erkennen ihn und die Mutigen wagen sich sogar in seine Nähe. Das klingt für mich unlogisch. Wenn andere [Fratzen] ihn aus irgendwelchen Gründen fürchten sollten, weil sie ihn kennen, sollten sie ihm dann nicht von Anfang an aus dem Weg gehen? Weshalb der plötzliche Wandel?

Es tut mir leid, ich finde keinen rechten Zugang zu deiner Geschichte.

Liebe Grüße,
Katinka
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holg
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Beitrag19.05.2021 15:16

von holg
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Der Text macht es mir nicht leicht. Der ist meiner Meinung nach leider völlig überfrachtet mit martialischen Bildern. Dazu hat der Protagonist keinen Namen, nicht einmal eine Bezeichnung. Das Macht Sätze wie
 
Zitat:
Denn beschleunigt er den Atem über das notwendige Maß hinaus, hat der Schmerz kaum Zeit, sich in der einen oder anderen Richtung festzubeißen.
anstrengend zu lesen, denn im reinen Satzzusammenhang beschleunigt der Schmerz die Atmung. Der ist aber gar nicht gemeint, sondern wohl der Protagonist; inwiefern auch immer der seinen Atem kontrolliert, auf dem Weg zu einem Tribunal, gegen den aufgebrachten Menschenstrom.

Ne, das macht mir wirklich keinen Spaß zu lesen.


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Michel
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Beitrag20.05.2021 10:59

von Michel
Antworten mit Zitat

Jetzt musste ich erst mal googeln, ob der Schlusssatz ein Kafka-Zitat ist. Ein Prozess findet jedenfalls statt.

Ich lese ein psychotisches Erleben. Noch nicht so weit, dass auch die Sätze und Wörter vollständig zerfallen, aber erste Neologismen sind drin. Die Menschen weichen dem Protagonisten aus, er sieht Fratzen, erlebt Teufelsbegegnungen, wird angeklagt. Das ist geschickt eingeführt, indem es sich erst allmählich steigert.

Im ersten Satz hatte ich noch gedacht: Das wird nix. Gleich zweimal "wie", das wirkt ein wenig schlampig. Und mir im ersten Satz mit gewetzten Klingen zu kommen, das hat etwas Überfallsartiges wie die Bild-Zeitung. Aber dann kommt die Wahrnehmung in Schwung, und das so gut, dass mich der Text mitzieht und ich mich auf die Wahrnehmung einlasse.

Geöffnete Fenster: en masse. Jedenfalls in der Wahrnehmung des Protagonisten.

Sperriger Text? Jedenfalls keiner, den man eben mal auf dem Klo runterlesen kann.


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Globo85
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Beiträge: 742
Wohnort: Saarland
Das silberne Eis in der Waffel DSFo-Sponsor


Beitrag20.05.2021 13:17

von Globo85
Antworten mit Zitat

Die Fenster sind offen, einfach mit der Maus vorübergehen.


Disclaimer

Die folgende Bewertung stellt nur meine persönlichen Leseeindrücke dar. Wertende Aussagen beziehen sich lediglich auf den gelesenen Text, nie auf die Verfasser:innen. Die Punktevergabe und meine persönliche Rangliste ist natürlich vollkommen subjektiv, insbesondere die Bewertung unter dem Gesichtspunkt E-Literatur.


Ersteindruck

Das muss E-Lit. sein, da ich nichts verstehe.


E-Lit-Zugehörigkeit

Inhaltlicher Anspruch/etwas zu sagen/tiefer gründender Inhalt

Da ich nicht genau sagen kann, worum es eigentlich geht… Schwierig.

Stilistischer Anspruch

Anspruchsvoller Satzbau, kompliziert ohne gewollt zu wirken.

Ungefügigkeit und Mehrschichtigkeit

Mit Sicherheit, für mich aber nicht durchschaubar.

Für mich: Definitiv E-Literatur.


Umsetzung des Themas

Fenster

Check.

offen

Check.

Vorübergehen

Check.

Für mich: Thema (wörtlich) umgesetzt.


Was mir gefällt

Etwas zu lesen, was für mich schlicht keinerlei Sinn ergibt, und mich dennoch bis zum Ende bei der Stange hält.

Was mir nicht gefällt

Dass ich so überhaupt keine Ahnung habe, was der Text mir eigentlich sagen will.


Lieblingsstelle/Lieblingssatz

"Wie gesagt, denkt er in sich, ich kenne mich doch ziemlich gut."


Fazit und Punkte

Die Konkurrenz war einfach zu stark, um "bloß" wegen der eindeutigen E-Lit. Zugehörigkeit Punkte zu vergeben. Daher leider nicht in meinem Top Ten.

Keine Punkte.
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