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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Zehntausend 05/2021
Flut aus Rauch und Feuer

 
 
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Raven1303
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 41
Beiträge: 540
Wohnort: NRW


Beitrag29.04.2021 19:00
Flut aus Rauch und Feuer
von Raven1303
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Eine dunkle Woge waberte gen Himmel, zerriss an schleiergleichen Rändern, verwischte und ertrank im tiefen Blau des sommerlichen Himmels. Ein Kratzen stieg in meinem Hals auf, das kaum zu unterdrücken war. Es strebte ans Licht. In die Freiheit. Ich wandte mich ab von den Überresten des schwindenden Feuers, das sich mit letzter Kraft auf den Trümmern meines Lebens hielt. Es hätte auch die Verzweiflung in meinem Inneren verbrennen sollen. Warum war der Schmerz nicht fort? Ich drehte den Kopf und vergewisserte mich, dass es real war. Die Scheune war vernichtet. Und doch sah ich sie weiterhin vor mir, wenn ich die Augen schloss. Mehr noch! Durch den Rauch schmeckte ich sie auf meinen Lippen. Nicht mehr nur Erinnerung. Jetzt war es auch Geschmack, der mich ausfüllte und alles bedeckte, was noch von mir übrig war.
„Sollen wir dann …“ Er zog eine Augenbraue hoch und sein unruhiger Blick verriet mir, dass er in gleichem Maße nervöser wurde, wie der Alkoholspiegel in seinem Blut sank.
Ich nickte und ging den überwucherten Trampelpfad zurück, der auf den Hauptwaldweg führte.
„Krass abgefackelt, die Bude!“, keuchte der Mann dicht hinter mir. „Geile Idee!“
Ich schluckte. Der Rauch lag mir noch in der Nase und ich meinte den Duft von altem Heu darin wahrzunehmen. Heu, das mich in den Nacken, in den Rücken und die nackten Schenkel pikste.
Ich schritt schneller aus.
„Sollen wir noch irgendwo was trinken gehen?“
Ein „Nein“ lag mir auf der Zunge, aber vielleicht konnte mich flüssiges Feuer dort betäuben, wo das reale versagt hatte. Die Antwort blieb ich ihm schuldig und nahm in seinem Auto auf dem Beifahrersitz Platz.
„Wir nehmen nicht den direkten Weg aus dem Wald“, sagte er, während er den Schlüssel ins Zündschloss rammte. „Ich kenne einen Forstweg, nur für den Fall, dass man den Rauch gesehen hat und Polente anrückt.“
Ich zuckte die Achseln. Im Grunde wäre es mir recht gewesen erwischt zu werden. Ich hoffte sogar darauf. Aber ich sollte ungeschoren bleiben. Ungesehen. Unsichtbar.
„Ich kenne eine ganz coole Kneipe, die macht gleich auf.“ Er schenkte mir einen Seitenblick. „Oder sollen wir zu dir?“
Ich gab der leeren Wodkaflasche einen Stoß, so dass sie klirrend gegen die Bierflaschen stieß, die ebenfalls bei mir im Fußraum herumkullerten. „Du kannst mich an der Lilientalstraße rauslassen.“
„Echt?“
Ich zog mein Smartphone aus der Tasche und öffnete Facebook. „Ja.“
„Hm, okay.“ Er setzte den Blinker und dirigierte das Auto durch dichter werdenden Feierabendverkehr, während ich durch das Leben der Menschen wischte, die mit mir verbunden waren. Breit aufgefächert lag es vor mir, als hätten sie alle Vorhänge aufgezogen und die Fenster zu ihrem Privatleben weit geöffnet, damit alle Welt sehen konnte, was sie taten und aßen, wen Sie liebten und bewunderten, was sie in der Glotze anschauten und welche Träume sie träumten. Ehe man zum nächsten Fenster weiter wischte, wurden Kommentare und „Likes“ achtlos weggeworfen, wie zerkautes Kaugummi.
Ich öffnete meine Freundesliste und scrollte hinunter.
„Krass, wie viele Freunde zu hast!“ Er hatte inzwischen geparkt und schaute mir über die Schulter.
„Viele Freunde, ja. Aber ich kann nicht behaupten sie alle zu kennen.“
Ich fand den Namen, den ich suchte und es schien, als würde der Rauch in mir aufwallen. Er legte sich so heftig auf meine Sinne, dass mir schwindelig wurde. Ich müsste nicht in dieses Fenster schauen. Ich könnte einfach vorüber gehen. Vielleicht würde der Rauch dann langsam verschwinden und dem Vergessen Platz machen.
Ich tippte den Namen an und sah in das Leben des Mannes, der meines zerstört hatte. Damals in der Scheune.
Vor einer Minute hatte er sein Abendessen gepostet. Lachs mit Salat und Rotwein (acht „Likes“) und den Wetterbericht der Lokalzeitung für übermorgen: Sonnenschein, 20 Grad (ein Daumen hoch und drei Smileys). Ich erschrak, als sich die Seite aktualisierte und eine Statusmeldung von ihm erschien: „Schuhe schon geputzt und Unterhose gebügelt. Bald startet meine lebenslange Haft.“
Ich aktualisierte die Seite erneut. Ein Smiley und drei „Likes“. Wenige Augenblicke später waren es schon zehn „Likes“. Ich drohte in seinem Leben zu ertrinken und umklammerte mein Smartphone, als sei es mein letzter Halt in der Flut, die durch das Fenster in meiner Hand über mich hereinbrach und meine Seele verbrannte.
„Wer ist das?“
„Niemand.“ Ich minimierte die App und öffnete meine Fotogalerie. Ich musste mich vergewissern, dass zumindest die Scheune fort war. Ich tippte das zuletzt gemachte Foto an und da war es. Rauchende Trümmer. Ein Wisch zur Seite. Das Feuer.
„Du willst das Foto doch nicht posten, oder?“
„Nein, natürlich nicht.“ Ich klappte die Sonnenblende herunter und öffnete den kleinen Spiegel, um das verschmierte Makeup einigermaßen in Ordnung zu bringen. Ich spürte seine Blicke auf mir ruhen. Er sah mich an, und doch sah er mich nicht. Niemand tat das.
Als ich meinen Arm nach ihm ausstreckte, packte er mich und klemmte mich in eine verschwitzte Achsel. Ich ließ es zu, dass er mit seiner Zunge in meinem Mund herumstocherte, dann entzog ich mich. „Selfie. Bitte lächeln!“
Auch er drehte den Kopf und mit einem leisen Klicken bannte ich den Moment. Wer war diese Frau, die mir auf dem Display entgegengrinste? Es ekelte mich an, wie sie ihre Wange an das Gesicht des Mannes drückte. Erst jetzt fiel mir auf, dass er eigentlich ein schönes Lächeln hatte. Kleine Lachfalten bildeten sich um seine Augen. Schnell rutschte ich auf meinem Sitz zurück und postete das Foto. Ich zog die Vorhänge noch etwas weiter auf und setzte eine Statusmeldung hinzu: „20 Stunden wach und schon wieder in den Startlöchern!“ Mein Leben lag bloß. Menschen gingen daran vorbei. Schauten kurz hinein und klebten mir ihren Kaugummi hin. Und doch war es verhüllt. Das, was von mir übrig war.
„Hey, tauschen wir Nummern?“
„Klar.“ Ich öffnete mein Telefonbuch und mein Finger schwebte einen Moment unschlüssig über dem Buchstabenblock.
„Äh,“ er hüstelte. „Ich heiße Markus.“
„Brandstifter“, tippte ich.
„Hey, was soll das?“
„So kann ich mir besser merken, wer du bist.“
„Du hast die Scheune abgefackelt. Das war deine Idee!“
„Du warst mir behilflich.“ Ich rang mir ein Lächeln ab. „Danke.“
Die Lachfältchen kehrten zurück. „War ´ne geile Zeit mit dir. Du bist echt krass drauf!“ Er machte Anstalten sich zu mir zu beugen, aber Ich wehrte ihn ab, indem ich mit dem Smartphone wedelte. Alles in mir schrie auf bei dem Gedanken, dass er mich noch einmal anfassen oder gar küssen könnte „Na dann sag mal!“
„Hä?“
„Deine Nummer.“
Er sagte sie mir und ich tippte die Zahlen ein, war mir aber nicht sicher, ob ich sie richtig abspeicherte.
„Okay ich muss dann mal.“ Ich riss die Tür auf und stolperte nach draußen. „Bis die Tage, Martin.“
„Markus!“, rief er, als ich die Tür hinter mir zuknallte und davoneilte. Es dämmerte schon. Die ersten Lichter flammten in den Wohnungen auf, wie Augen, die sich öffneten und mich anstarrten.
Ich bog um eine Hausecke und lehnte mich an die kühle Hauswand. Schnell zog ich mein Smartphone hervor. Ein paar Smileys hatten sich unter meinem Kommentar versammelt. Ob auch er mein Foto gesehen hatte? Vor einer Minute hatte er einen Nachrichtenbeitrag geteilt. Er war noch online. Vielleicht auf meinem Profil? Ein Schauer lief mir über den Rücken. Glaub bloß nicht, dass du mich zerstört hast!
Ich scrollte durch seine Beiträge, begaffte seine zur Schau gestellte Glückseligkeit und dann fand ich, was ich gesucht hatte. Das Foto der Scheune.
Ich schloss die Augen und sah sie vor mir. Damals, im Frühling. Wie er mich hineingezogen hatte. Das letzte muffige Heu, das vom Wildfutter übriggeblieben war, das mich gekratzt und sich in meinen Haaren verfangen hatte. Seine verschwitzten Hände.
Der Rauch kroch meine Kehle empor.
Sein Foto zeigte die Scheune, umtanzt von Schneeflocken. Immerhin hatte er sich eine andere Jahreszeit ausgesucht. Die Frau, die vor der Scheune stand und den Kopf zu einem verzückten Lachen in den Nacken warf, trug eine Mütze und eine langen Mantel, was sicher bequemer gewesen war, als bei mir damals. Darunter sein Kommentar: „Sie hat ‚JA‘ gesagt!“ Vier Smileys, zwanzig Mal geteilt, dreißig Kommentare. Ich starrte so lange auf das Foto, bis der Bildschirmschoner alles in Schwärze tauchte. Die Kommentare kannte ich auswendig. Ich hatte sie gelesen, wieder und wieder. Sehr romantisch uns so originell! Ihm fiel auch immer etwas Neues ein! Eine alte Scheune am Waldrand. Er hatte immer so großartige Ideen. Ja das hatte er, aber manche davon waren nicht neu. Ich hieß den Rauch willkommen und ließ es zu, dass er mich ganz ausfüllte, mich auf seinen kratzigen Schwingen mit sich forttrug. Nicht ein einziges Foto von mir gab es auf seinem Profil. Kein geteilter Moment. Als wäre ich niemals Teil seines Lebens gewesen, als hätte es mich überhaupt nicht darin gegeben. „Du bist so langweilig“, hörte ich seine Stimme. „Komm doch mal aus dir raus!“ Ich fuhr herum, aber ich war allein. Natürlich.
Mir gegenüber lag ein schmuckes Mehrfamilienhaus. Die Welt schien im Rauch zu verschwinden, aber ein Fenster lag so gestochen scharf vor mir, dass es schmerzte. Ich begann zu zittern, als sich die Gardinen bewegten. Die Ahnung einer großgewachsenen Gestalt. Aber bevor ich sie richtig erkennen konnte, wurde die Jalousie heruntergelassen und sie war fort. Das Gehäuse des Smartphones ächzte unter dem Druck meiner Hand. Sein neuer Status: „Gemütlich auf der Couch. Die nächsten Tage werden es in sich haben!“ Dazu sah man das Bild von einem großen und einem kleineren Paar Füße auf einem Couchtisch. Jemand hatte eine Gif dazu gepostet: Läutende Glocken.
Auch ich hinterließ etwas. Das Foto der brennenden Scheune. Ich wollte sein Leben mit Rauch und Feuer fluten. Fenster sind zu beiden Seiten hin offen! Würde er nun von all den offenen Fenstern zu meinem wischen und davor stehen bleiben, um hineinzuschauen? Würde er mich sehen? Irgendjemand?
Oder würden sie mit einem Fingerwischen einfach vorübergehen?

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Stefanie
Reißwolf


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Beitrag10.05.2021 09:00

von Stefanie
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Fenster, die die Scheinwelt online zeigen.
Mir gefällt die Doppelmoral der Protagonistin, die von der Facebookwelt angewidert ist und doch mitmacht, ohne sie zu hinterfragen, die anscheinend  misshandelt wurde, aber keine Skrupel hat, einen Mann für ihre Zwecke zu benutzen und ihn mit unausgesprochenen Verheißungen manipuliert und in illegale Handlungen verwickelt.
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Raven1303
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Beitrag11.05.2021 10:52

von Raven1303
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Ach hier stehst du nun. Wenn ich dich so lese juckt es mich erneut in den Fingern und ich hab die große Feile fast gezückt. Hätt ich dich doch etwas länger behalten und noch mehr poliert und rausgeputzt. Aber du bist wie du bist und ich mag dich trotdem!

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hobbes
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Beitrag11.05.2021 11:30

von hobbes
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Ich mag die Idee hinter dem Text. Dass SocialMedia ein Fenster in das Leben eines anderen ist.

Der Text selbst hingegen - tja. Im Grunde ist das eine simple Eifersuchtsgeschichte. Mann liebt Frau nicht mehr (falls er sie überhaupt je geliebt hat), liebt jetzt eine andere, Zack, Feuer vor der symbolischen Scheune.

Das ist mir leider ein bisschen zu wenig. Zumal es noch mit diesem Anflug von Pathos daherkommt, gerade der erste Absatz hätte mich im Normalfall (sprich: kein Wettbewerb) vermutlich ziemlich schnell vertrieben.


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d.frank
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D
Beitrag12.05.2021 16:27

von d.frank
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Kann damit nicht viel anfangen.
Inhalt, Sprache - alles nicht so meins.


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Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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Gast







Beitrag12.05.2021 23:00

von Gast
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Eine (namenlose) Frau rächt sich an ihrem Ex, indem sie am Vorabend seiner Hochzeit die Scheune anzündet, in der er mindestens sowohl sie als auch seine zukünftige Frau verführt hat.

Vorgabentreue:

Dieser Text gewinnt seinen Charme daraus, dass er die Grenzen zwischen realer Welt und Cyberwelt bis zur Ununterscheidbarkeit verwischt. Die "Fenster" der Vorgabe sind die virtuellen App Fenster ihres Smartphones, an denen man durch Wegwischen vorüber gehen oder sie durch Reagieren (liken oder kommentieren) betreten kann.

In dem Text wird diese Metapher sehr gekonnt dazu genutzt, mitmenschliche Beziehungen darzustellen. Die Prota fühlt sich im real life von dem Ex vollständig ignoriert (er hat sie im Cyberlife in seinem FB Profil nicht ein einziges Mal erwähnt) und wartet nun darauf, dass ihn ihre Rache (im echten Leben die Brandstiftung, Im Cyberlife das Posten des Bildes davon) dazu bewegt, im real life ihre Existenz anzuerkennen (im Cyberlife auf das posting zu reagieren). Die Zerstörung im real life (durch beißenden Rauch im Text symbolisiert) soll im Cyberlife die Entsprechung in seiner Zerstörung seiner Cyberexistenz finden.

Ausgestaltung:

Gefällt mir ausgesprochen gut. Handwerklich gut gemacht. LeserIn bleibt zuweilen die Spucke weg, wenn selbst kriminelle und geplant zerstörerische Handlungen wie eine Brandstiftung aus Rache in Echtzeit ins Cyberleben Eingang finden und emotionale Regungen nur noch in Likes und Klickzahlen gemessen werden, aber es ist sehr glaubwürdig. Es ist ein virtueller Schrei nach Anerkennung der Prota im Cyberleben, worüber sie die Anerkennung im real life definiert.

Bis auf den (für die Handlung ziemlich irrelevanten und damit ironischerweise einzigen gesichtslosen) Handlanger Markus bei der Brandstiftung sind alle Charakter namenlos und gewinnen eine Identität (wenn überhaupt) maximal durch die Reaktionen ihrer "Freunde" auf das ungefragte Ausstülpen ihres Privatlebens in den Cyberspace. Die Tragik dabei ist, dass dieses Problem hausgemacht ist; würden sich die Nutzer der Smartphones diesem System nicht unterordnen (was objektiv kein Problem darstellen würde, weil keine materielle Existenz an dieser Selbstdarstellung hängt - außer den Pro Influencern, aber die haben das selbst gewählt), gäbe es das nicht. Aber leider ist diese Irrealität vielfach bittere Realität.

Ohne das offene Fenster in die Cyberwelt wäre der Text eindimensional und ohne signifikante Originalität, aber die Perspektive macht ihn zu einem wahren Kleinod.

Punkte auf jeden Fall!
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Nihil
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Moderator
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Beiträge: 6039



Beitrag13.05.2021 00:14

von Nihil
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Eine Ex- oder Noch-Frau zieht mit einem neuen Tinder-Lover durch die Wälder und fährt erneut zu der alten Scheune, in der sie damals dem Heiratsantrag zugestimmt hat. Für ihren Mann war sie dann doch zu passiv und nun lässt sie Fremd- und Autoaggression an der Scheune aus, die voll crazy und richtig awesome abgefoackelt wird. Das Tinder-Date applaudiert, aber die Ex- oder Noch-Frau braucht nur einen Zeugen und keine Beziehung und vertreibt ihn wieder mit einem Huschhusch.

Die Kritik an unserer durch Social Media völlig durcherzählten und aufmerksamkeitsgeilen Gesellschaft, an den offenen Fenstern, die man zur Seite wischt, auf der Suche nach neuen, noch besseren, interessanteren, dient dem Text als mehr oder weniger subtile Grundstruktur. Die Hochzeit entsteht für das Hochzeitsfoto, das Hochzeitsfoto entsteht, um den Highscore der Klicks und Kommentare noch ein kleines Stück höher zu setzen. Die Oberflächlichkeit und Vergänglichkeit kommt beinah in jedem Satz zur Sprache.

Und obwohl das alles nicht falsch ist, ist der zündende Fun-ke bei mir nicht übergesprungen. Als Kulturkritik ist mir das ganz unironisch zu oberflächlich. Und die Performanz einer Oberflächlichkeit als Kritik einer Oberflächlichkeit – ich glaub, das lassen wir lieber. Nicht übel, aber auch nicht punktig.
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MauerseglerIn
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Beiträge: 29



M
Beitrag13.05.2021 15:59

von MauerseglerIn
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Am Anfang erzeugst du Spannung und wirfst Fragen auf, die später aufgelöst werden, ohne zu sehr in die Details zu gehen und auch die sparsamen Beschreibungen gefallen mir.  Das Vorrübergehen an Facebook-Einträgen ist ein interessanter Gedanke, der hier gut mit der Geschichte verbunden ist. Insgesamt fand ich den Text berührend, danke dafür smile
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F.J.G.
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Beitrag13.05.2021 16:50

von F.J.G.
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Guten Abend!

Der Mittelteil des Textes hat mir am besten gefallen. Jede Menge Spannung, jede Menge Konflikt, jede Menge Potenzial – das jedoch leider nicht ausgenutzt wird.

Am Anfang, in den ersten zwei bis drei Sätzen, hat mich der Text noch nicht gepackt, zu ostentativ "sophisticated", zu ausbreitend. Der Schluss wiederum – irgendwie antiklimaktisch. Ich hätte mir irgendetwas erwartet, das in Richtung "Feuerwehr rückt an", "Protagonistin wird ermordet", "Markus stellt sich der Polizei" oder anderen Hammerschlägen geht.

Das Fenster-Thema … hmm, ja. Erfüllt, wenn auch nur im übertragenen Sinne. Ich bin nicht bei Facebook, war es nie, und werde es nie sein. Und das ist gut so.

Das Thema "Protagonistin, die eigentlich anständig ist, fackelt Bude ab und verliebt sich dann in den Haupttäter" trägt jede Menge Potenzial, das diese Geschichte leider nicht ausschöpft. Mir ist klar dass hier keine ganzen Romane verlangt werden, noch nicht einmal das, was sich die Meisten unter "Kurzgeschichten" vorstellen; aber das Ende hat mich einfach enttäuscht.

Dennoch merkt man dem Text seine Professionalität an, was in einer Belohnung von 6 Punkten resultiert.

Liebe Grüße
der Kojote


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nebenfluss
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Beitrag13.05.2021 17:03

von nebenfluss
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Wenn ich das richtig verstehe, zündet eine Ex-Frau die Scheune ihres Ex-Mannes an, in dem dieser die Flitterwochen mit seiner Jetzt-bald-Ehefrau verbringen möchte. Dabei bekommt sie Hilfe von einem ihr ansonsten unbekannten Typen, der sich vage an sie ranmacht. Obwohl sie eigentlich nicht vorhat, sich als Brandstifterin zu outen, postet sie am Ende ein Foto von der brennenden Scheune. Die Fenster hier verstanden als Posts und Selbstdarstellungen in sozialen Medien, das Interesse der Followys nur "vorübergehend", wenn nicht gar geheuchelt.
Ein Text aus dem Mittelfeld, der mich E-rzähltechnisch wenig überzeugt hat und wohl einfach "nicht meins" ist.


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Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag14.05.2021 19:25

von Constantine
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I like you, but you don't like me oder warum Rache über Facebook richtig geiler Scheiß ist

Bonjour Inko,

Rache wird bekanntlich kalt serviert. Kälter als über FB geht's wohl nicht.
Die Idee mit Facebook und den Profilen als Umsetzung der Themenvorgabe finde ich eine gute Idee. Aber die Story, die mir erzählt wird, die hat mir weniger gefallen. Es mag Leute geben, die sich durch Likes in ihrem Facebook-Profil definieren und deren Selbstwertgefühl sehr davon abhängig machen, wie viele Kommentare und Likes man unter einem Post gesammelt hat. Und es mag Leute geben, die ihr ganzes Leben öffentlich in FB stellen, was sie essen, was sie gerade machen, aus Spaß oder weil sie ihren Freunden über diesen Weg nahe sind und sich daraus trotz Entfernung der soziale Kontakt aufrecht erhalten lässt oder um sich mitzuteilen mit wasauchimmer. All das gibt es. Soweit ist das Setting ok und gut gewählt.
Aber eine verletzte Affäre, die sich von ihrem Angehimmelten (warum auch immer er sie noch in seiner Freundschaftsliste hat, ist mir ein Rätsel) verstoßen fühlt und sich an ihm rächt, in dem sie seine Scheune im Wald abfackelt und dies dann am Ende, als sie sein FB-Posting mit harmonischem zweisamen Couching sieht, ihm auf FB postet, ja, all das kommt vor. Was mir fehlt ist in all der Tragik und Nachvollziehbarkeit mehr tiefe, mehr Spiel mit der Sprache oder der Erzählperspektive. Mit ist der Text zu sehr eine Episode aus GZSZ und zu wenig Pedro Almodovar, Nani Moretti oder Claude Sautet. Da sind Emotionen, da ist Leidenschaft, da ist Leben.
Der Text hingegen ist mir zu kühl, für das, worum es letztlich geht, zu dröge und zu sehr mit der Handbremse. Es tut mir leid.

Am Rande noch diese Sache, wo ich hängen geblieben bin:
Zitat:
Ein „Nein“ lag mir auf der Zunge, aber vielleicht konnte mich flüssiges Feuer dort betäuben, wo das reale versagt hatte. Die Antwort blieb ich ihm schuldig und nahm in seinem Auto auf dem Beifahrersitz Platz.
„Wir nehmen nicht den direkten Weg aus dem Wald“, sagte er, während er den Schlüssel ins Zündschloss rammte. „Ich kenne einen Forstweg, nur für den Fall, dass man den Rauch gesehen hat und Polente anrückt.“
Ich zuckte die Achseln. Im Grunde wäre es mir recht gewesen erwischt zu werden. Ich hoffte sogar darauf. Aber ich sollte ungeschoren bleiben. Ungesehen. Unsichtbar.
„Ich kenne eine ganz coole Kneipe, die macht gleich auf.“ Er schenkte mir einen Seitenblick. „Oder sollen wir zu dir?“
Ich gab der leeren Wodkaflasche einen Stoß, so dass sie klirrend gegen die Bierflaschen stieß, die ebenfalls bei mir im Fußraum herumkullerten. „Du kannst mich an der Lilientalstraße rauslassen.“
„Echt?“
Ich zog mein Smartphone aus der Tasche und öffnete Facebook. „Ja.“
„Hm, okay.“ Er setzte den Blinker und dirigierte das Auto durch dichter werdenden Feierabendverkehr, während ich durch das Leben der Menschen wischte, die mit mir verbunden waren.

Habe ich hier irgendwas verpasst? In einem Moment sind die beiden im dichten Wald, Forst, irgendwo in der Pampa, Markus setzt den Blinker und plötzlich dichter werdender Feierabendverkehr? Wo kommt der denn so schnell her?

In manchen Wettbewerbstexten war es mir leider manches mal zu viel, das ganze Drumherum, das Ausschweifende, sei es emotional oder vom Schreiben her. Diesem Text hier könnte eine Scheibe vom zu viel der anderen gut tun und er gewänne deutlich dazu und könnte mich als Leser nicht nur besser unterhalten, sondern transportiere die Protagonisten schärfer und detaillierter an mich.
Der Text bleibt mir leider zu sehr an der Oberfläche, ironischerweise wie FB selbst, aber gerade das wäre ein schöner Bruch gewesen, um mehr Punkte von mir su bekommen.
Für das gute gewählte Setting und der passenden Umsetzung der Themenvorgabe bekommt der Text Punkte und ist in meiner Top Ten: deux points.

Merci beaucoup
Constantine
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V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

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Beiträge: 6155
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Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag15.05.2021 00:11

von V.K.B.
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Hallo unbekanntes Wesen, das das geschrieben hat,

Interessante Umsetzung, die offenen Fenster als Facebook-Profile, durch die Leute Einblick in ihr Leben gewähren, die aber doch so vieles verbergen und eben nicht zeigen. Ist definitiv E für mich und erfüllt auch die sonstigen Ansprüche an einen Zehntausender-Text, wenn auch nur knapp. Einige Tippfehler und ungelenke Formulierungen schmälern das Lesevergnügen etwas, dafür sind ein paar tolle Gedanken drin. War das mit der "lebenslangen Haft" bewusste Irreführung oder mein Autismus? Ich hab mich jedenfalls wirklich gefragt, wieso der noch zu Hause ist, wenn er lebenslang in den Knast soll und nicht schon in U-Haft sitzt Kopf an die Wand Hat ein bisschen gedauert, bis mir klar wurde, wie das gemeint war. Schon zynisch, in der Scheune zu heiraten, wo man eine frühere Partnerin vergewaltigt hat. Auch interessant: Die Welt in der Geschichte kommt mir wie eine finstere Dystopie vor und ist so überhaupt nicht meine. Anscheinend bin ich aber nur einen Facebook-Konto-Erstellen-Link davon entfernt. Da weiß ich wieder, warum ich Facebook-Verweigerer bin. Danke, mir das in Erinnerung zurückzurufen.
Auch sonst gerne gelesen. Ob es für Punkte reicht, kann ich noch nicht sagen, die verteile ich erst, wenn ich alles durch habe.

Edit: Zur Endwertung: Ich habe die Texte in die Kategorien grün (genau wie ein Zehntausendertext mMn sein sollte, also definitiv E-Lit, aber auch besonders geschrieben und neue Wege beschreitend, oder das zumindest versuchend), gelb (ernsthafte Themen, aber realtiv traditionell geschrieben) und rot (Text, der mMn nicht in diesen Wettbewerb passt, auch nicht teilweise) eingeteilt. Die Rangfolge für die Punkte erfolgt dann nicht größtenteils nach persönlichem Gefallen, sondern erstmal innerhalb der Gruppen.

Diesen Text habe ich in den grünen Bereich eingeteilt, er erfüllt die Vorgaben dieses Wettbewerbs vollständig, landet auf Platz 5 und erhält damit 6 Punkte.


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Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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Ribanna
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Wohnort: am schönen Rhein...


Beitrag15.05.2021 18:52

von Ribanna
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Kommentiert um zu werten. Gefällt mir.

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Gast







Beitrag16.05.2021 19:50

von Gast
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Liebe/r Autor/in,

hm, eine verschmähte Frau, die zum Feuerteufel wird. Hätte Potenzial für einen Psychothriller, catcht mich aber leider nicht wirklich, obwohl ganz passabel geschrieben und ich die Geschichte in einem Rutsch gelesen habe, weil ich wissen wollte, was geschieht. Insofern konnte mich dein Schreibstil bei der Stange halten, nur die Story an sich ist jetzt für meinen Geschmack nicht das Besondere, Ungefügige, für das ich auf Anhieb Punkte geben würde. Das Thema hast du kreativ einfließen lassen, die offenen Facebook-Fenster auf dem Smartphone finde ich eine schöne Idee.

Liebe Grüße,
Katinka
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silke-k-weiler
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 49
Beiträge: 750

Das goldene Schiff Der goldene Eisbecher mit Sahne


Beitrag16.05.2021 20:53

von silke-k-weiler
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Lieber Text,

Du hast mich schwer beeindruckt. Wie Du die Fenster-Vorgabe umgesetzt hast, wie Du das persönliche Drama der Hauptfigur beschrieben hast, wie das Kommunikationstrauerspiel unserer Zeit eingeflochten wird. Gefällt mir. Definitiv eine Runde weiter, da sehe ich auch absolut über den ein oder anderen Vertipper weg.

Herzlichst
Silke

**************

Edit: Am Ende meine Nummer 2. Danke, dass ich Dich lesen durfte.
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MoL
Geschlecht:weiblichQuelle


Beiträge: 1838
Wohnort: NRW
Das bronzene Stundenglas


Beitrag16.05.2021 21:00

von MoL
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Lieber Inko!

Du hast es mit Deinem Text so gerade noch in meine Punkte geschafft. das hier ist ein Platz 10!
Eigentlich verdankst Du meine Punkte allein dem letzten Drittel.

Die Idee ist an und für sich nicht schlecht. Die ist sogar echt super! Hakt aber leider an einigen Stellen.

Zum Beispiel: die Dame - und auch der Herr offenbar - hat recht viel intus. Er sollte definitiv nicht mehr Autor fahren. Sie sollte - eine Falsche Wodka? Mehrere Flaschen Bier? Zumindest erweckt das den Anschein, die beiden hätten das zusammen getrunken - nicht mehr so klar sein in ihren Gedanken, nicht mehr so sicher in ihren Bewegungen.

Weiter schildert sie den Mann als reines Mittel zum Zweck. Sie vertraut darauf, dass er sie dann einfach so aus dem Auto steigen lässt, nachdem er mit ihr eine Art Date hatte, eine Scheune abgefackelt, getrunken hat. Nicht, dass ich ihm unterstelle, er hätte da im echten Leben Theater oder Schlimmeres getan; aber als Opfer sexueller Gewalt glaube ich nicht, dass sich eine Frau absichtlich in so eine Situation begibt - allein und alkoholisiert mit einem Fremden in die Einsamkeit zu fahren - und darauf vertraut, dass alles klappen wird, wie sie sich das denkt. Dieses Urvertrauen... nein. Schon eine nicht-traumatisierte Frau wäre bei sowas vorsichtig. Halte ich persönlich also leider (oder zum Glück) für sehr unrealistisch. natürlich kann es gute Gründe für ihr Verhalten geben, aber die müsstest Du uns dann mitteilen, etwa, dass sie mit Absicht einen Fremden nimmt, weil der ihre Geschichte nicht kennt oder sie in einen "Das Schlimmste ist mir eh schon passiert"-Fatalismus hineingefallen ist, etwas in der Art. Oder dass das ganz spontan war und sie total betrunken und mit einem Mal waghalsig. Dass sie etwas getriggert hat usw., usf.

Ich mag das Szenario, bis auf oben Erwähntes, also die Idee an sich. Sprachlich kommt es mir vor, als hätten zwei verschiedene Leute an dem Text geschrieben. Das letzte Drittel finde ich unwahrscheinlich berührend geschrieben, so schonungslos, dass es schon brutal ist. Daneben die fast schon zarte Poesie der Verletzlichkeit, das hat mir sehr gut gefallen!

Kleiner Tipp noch: ich weiß, viele tun sich mit dem Präsens schwer, aber Dein Geschichte ist wie dafür geschaffen. Probier es doch einmal aus!


_________________
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"Menschen und andere seltsame Wesen"
----------------------------------
Hexenherz-Trilogie: "Eisiger Zorn", "Glühender Hass" & "Goldener Tod", Acabus Verlag 2017, 2019, 2020.
"Die Tote in der Tränenburg", Alea Libris 2019.
"Der Zorn des Schattenkönigs", Legionarion Verlag 2021.
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marinaheartsnyc
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 31
Beiträge: 137



Beitrag17.05.2021 17:34

von marinaheartsnyc
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Ich finde den Text sprachlich gesehen sehr gut und auch das Thema ist gut umgesetzt. Im Vergleich zu anderen Texten fehlt mir inhaltlich allerdings ein bisschen die Tiefe. Deshalb gab es leider Texte, die mich noch ein bisschen mehr überzeugt haben.

_________________
Yesterday I was clever, so I wanted to change the world. Today I am wise, so I am changing myself.

- Rumi
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Gast







Beitrag17.05.2021 17:57

von Gast
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Frau verabredet sich mit (beliebigem) Mann, eigentlich nur, um eine Scheune, in der sie einst vergewaltigt(?) wurde, abzubrennen und postet das Bild der brennenden Scheune ihrem Vergewaltiger, der in den sozialen Medien unterwegs ist.
In den offenen Fenstern der sozialen Medien kommt ein Drama des Individuums im Internetzeitalter zum Ausdruck: die Beliebigkeit der Kontakte, Vereinzelung trotz vieler likes, es gibt immer weniger reale Begegnungen, als kümmerlicher Ersatz nur noch oberflächliche und kurzlebige virtuelle Beziehungen. Auch bleibt im Text offen, ob der Racheakt selbst irgendwelche Auswirkungen auf den Vergewaltiger haben wird oder einfach unbemerkt in der Datenflut untergeht.  
Atmosphärisch dicht erzählt, originelle Idee.
7 Punkte von mir.
LG
DLurie
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag17.05.2021 22:23

von Jenni
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Es geht um das öffentliche Leben, das Facebookprofil als Fenster der Persönlichkeit in die Welt, um Schein und Sein. Interessante Assoziation zum Thema. Dann geht es aber auch noch um ein ganz großes Eifersuchtsdrama, wobei eigentlich nicht Eifersucht, sondern viel mehr um die ausgeartete Gier nach Aufmerksamkeit. Ich schwanke ein bisschen, ob mir das zu viel Drama ist, aber andererseits fand ich es ganz fesselnd zu lesen und macht es ja am Ende auch Sinn als überspitzte Auswirkung dieser Facebook-Thematik. Lustig finde ich diesen Typen, den die Erzählerin offenbar während der Tätigkeit ein Feuer zu legen aufgerissen hat, der sie dann aber doch schnell langweilt.
4 Punkte
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Kiara
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 44
Beiträge: 1404
Wohnort: bayerisch-Schwaben


Beitrag18.05.2021 14:09

von Kiara
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Hallo,
schön, etwas anderes, dachte ich, als die Fenster auf dem Smartphone erwähnt wurden. Gut, am Ende kam dann noch ein echtes Fenster. Eine solide Geschichte. Ich gebe 12 Punkte smile


_________________
Zum Schweigen fehlen mir die Worte.

- Düstere Lande: Das Mahnmal (2018)
- Düstere Lande: Schatten des Zorns (2020)
- Düstere Lande: Die dritte Klinge (2023)
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Globo85
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 38
Beiträge: 742
Wohnort: Saarland
Das silberne Eis in der Waffel DSFo-Sponsor


Beitrag20.05.2021 13:57

von Globo85
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Die Fenster sind offen, einfach mit der Maus vorübergehen.


Disclaimer

Die folgende Bewertung stellt nur meine persönlichen Leseeindrücke dar. Wertende Aussagen beziehen sich lediglich auf den gelesenen Text, nie auf die Verfasser:innen. Die Punktevergabe und meine persönliche Rangliste ist natürlich vollkommen subjektiv, insbesondere die Bewertung unter dem Gesichtspunkt E-Literatur.


Ersteindruck

Schwer und melancholisch.


E-Lit-Zugehörigkeit

Inhaltlicher Anspruch/etwas zu sagen/tiefer gründender Inhalt

Obsession und Bewältigung. Vielleicht auch Gewalt? Der Text erzählt viel, das was er sagen könnte, liegt tiefer. Lässt dem/der Leser:in viel Raum.

Stilistischer Anspruch

Durchaus anspruchsvolle Sprache. Vor allem aber werden eindringliche Bilder erzeugt.

Ungefügigkeit und Mehrschichtigkeit

Ungefügigkeit nein. Mehrschichtigkeit: da liegt schon noch einiges zwischen den Zeilen. Was kann man aus dem Text lernen, daraus, wie es der Protagonistin ergeht? Da bleibt einem selbst jede Menge zum Nachdenken.

Für mich: E-Literatur.


Umsetzung des Themas

Fenster

Die Facebookprofile als Fenster ins Leben.

offen

Check.

Vorübergehen

Das Weiterwischen.

Für mich: Thema umgesetzt.


Was mir gefällt

Die perspektivische Nähe. Man kann den Rauch ebenfalls schmecken. Beklemmend, wie nah man dabei ist.

Was mir nicht gefällt

Dass die Umsetzung der Themenvorgabe so überdeutlich gemacht wird, quasi mit dem Holzhammer. Etwas subtiler hätte es (für mich) sein dürfen.


Lieblingsstelle/Lieblingssatz

"Mein Leben lag bloß. Menschen gingen daran vorbei. Schauten kurz hinein und klebten mir ihren Kaugummi hin."


Fazit und Punkte

Ein sehr eindringlicher Text. Man ist mittendrin, ganz nah an der Erzählerin und hat nach dem Lesen jede Menge zum Nachdenken. Mein siebter Platz.

Vier Punkte.
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Selanna
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1146
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag20.05.2021 22:36

von Selanna
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Ein toller erster Absatz. Schöne Bilder, gewandte Sprache, beeindruckend. Bis auf „Ein Kratzen […] Es strebte ans Licht“, da musste ich schmunzeln, da entsteht in meinem Kopf ein komisches Bild Wink
Die zweite Figur „der Mann“ zu nennen, schafft eine deutliche Distanz zum Ich-Erzähler. Es wirkt dadurch, als kennen sie sich noch nicht lange und da käme es mir komisch vor, wenn man zusammen etwas „abfackelt“. Bin gespannt, wie die Beziehung der beiden zueinander ist.
Das Bild vom „Mann“ wird dichter: Er wird nervös, wenn er ausnüchtert, er findet Brandstiftung toll, er fährt betrunken Auto und redet von „Polente“. Netter Kerl Shocked
Mittendrin fällt mir auf, dass die Sprache im Vergleich zum ersten Absatz deutlich konventioneller geworden ist. Weniger bildgewaltig, weniger blumig, weniger komplex. Schade.
Der Facebook-Vergleich gefällt mir, eine tolle Umsetzung des Themas, mal ganz anders! Sehr gelungen Smile
Ha, da ist wieder ein toller Absatz: „Ich fand den Namen, den ich suchte und es schien, als würde der Rauch in mir aufwallen. Er legte sich so heftig auf meine Sinne, dass mir schwindelig wurde. Ich müsste nicht in dieses Fenster schauen. Ich könnte einfach vorüber gehen. Vielleicht würde der Rauch dann langsam verschwinden und dem Vergessen Platz machen.“ Mehr davon! Very Happy
„Ich […]sah in das Leben des Mannes, der meines zerstört hatte. Damals in der Scheune.“ Ich erinnere mich an die „nackten Schenkel“ etwas weiter oben und frage mich: Wurde „Ich“ nur verlassen oder geht es um eine Vergewaltigung?
„Vor einer Minute hatte er sein Abendessen gepostet.“. Auch eine Charakterisierung. Und „Lachs […] und Rotwein“, „Unterhose gebügelt“ und „lebenslange Haft“ zeigt noch mehr: Ist zumindest nicht mein Weingeschmack, Unterhosen zu bügeln ist selbst vor Hochzeiten, äh, tja, und die Ehe als „lebenslange Haft“ zu bezeichnen, ist auch ein ganz erfrischender Humor. Ich sehe schon, „Ich“ hat einen besonderen Männergeschmack, einen Polente- und einen Haft-Typ.
„Ich spürte seine Blicke auf mir ruhen. Er sah mich an, und doch sah er mich nicht. Niemand tat das.“ Das charakterisiert die Frau, ein trauriges Selbstbild, aber leider sicher kein seltenes. Gewandt ausgedrückt. Auch der Absatz danach verrät viel über die Frau. Ich bekomme (ganz subjektiv) den Eindruck, sie kompensiert das Gefühl des Übersehenwerdens mit Männerkontakten. Ob sie dieses Gefühl erst hat, seit der Bräutigam sie verlassen hat?
„Mein Leben lag bloß. Menschen gingen daran vorbei. Schauten kurz hinein und klebten mir ihren Kaugummi hin. Und doch war es verhüllt. Das, was von mir übrig war.“ Auch ein toller Ausschnitt, insbesondere zur direkten Rede davor, der Kontrast im Sprachniveau.
„„Brandstifter“, tippte ich.“ – Ich glaube, das ist der erste Text in diesem 10K, bei dem ich laut aufgelacht habe! (Und das ist ein Pluspunkt, E hin, E her.)
„Alles in mir schrie auf bei dem Gedanken, dass er mich noch einmal anfassen oder gar küssen könnte“. Etwas Selbstwertgefühl ist noch da.
„Bis die Tage, Martin.“ – „Markus!“ Okay Laughing
„Glaub bloß nicht, dass du mich zerstört hast!“ Das ist ein Widerspruch zu ihren oben genannten Gefühlen, was legitim ist, man ist ja oft nicht mit sich selbst im Reinen. Fiel mir aber hier im Text auf, wollte ich deshalb erwähnen.
„Damals, im Frühling. Wie er mich hineingezogen hatte. Das letzte muffige Heu, das vom Wildfutter übriggeblieben war, das mich gekratzt und sich in meinen Haaren verfangen hatte. Seine verschwitzten Hände.“ Wirklich eine romantische Erinnerung Wink Im Ernst: Eine gelungene Stelle, die die romantische Situation mit realistischen Details in etwas verwandelt, das sich gar nicht schön anhört, aber dennoch trauert „Ich“ diesem Moment nach. Gut!
„Die Frau, die vor der Scheune stand“. Der Mann scheint ja den perfekten Ort für seine Verführungskünste gefunden zu haben … Nachvollziehbar, dass das die Kränkung potenziert. Und warum sie die Scheune auslöschen wollte.
„Auch ich hinterließ etwas“. Hier dachte ich, dass „Ich“ das auf seiner Seite hinterlassen hat, aber nach den weiteren Sätzen denke ich, sie hat es auf ihrer eigentlichen Seite hochgeladen, oder?
Also … Das Thema ist umgesetzt und zwar mal anders, metaphorisch, phantasievoll, gefiel mir sehr gut. Das eigentliche Hauptthema, das Hauptbild, ist aber der Rauch, nämlich den realen der Scheune, den sie in Gedanken mitnimmt. Noch schöner, also als absolute Oberklasse hätte ich es empfunden, wäre das Fensterbild zugleich das Hauptbild des Textes gewesen. Aber das ist Nörgeln auf hohem Niveau.
Hat der Text was zu sagen? Da wäre das Frauenbild (im Text). Die Verlassene, die Gekränkte, die Ersetzte, die ihren Ex stalkt. Ihr Selbstbild ist schwach, kaum vorhanden, sie denkt, sie wäre unsichtbar, selbst wenn jemand (der Brandstifter) sie direkt ansieht. Sie ist also gar nicht abhängig von männlicher Aufmerksamkeit, die hätte sie ja, sondern der Aufmerksamkeit eines ganz bestimmten Menschen, ihrem Ex. Für die „Zerstörung ihres Lebens“, wahrscheinlich ist so auch die Abschwächung ihre Selbstbilds entstanden, möchte sie sich rächen und zerstört eine für ihren Ex vermutlich wertvolle Erinnerung: die Scheune, in der er einen erfolgreichen Heiratsantrag vorbrachte. Zweimal flackert Selbstwertgefühl in der Frau auf und sie möchte auch, dass ihr Ex ihre Rache bemerkt, wobei sie damit das Risiko eingeht, als Brandstifter entlarvt zu werden. Während sie ihn stalkt und ihm zu viel Aufmerksamkeit schenkt, überlegt sie, wie viel Aufmerksamkeit er ihr wohl schenkt. Das Ganze passiert zumeist unpersönlich über Facebook, nur dass sie am Ende auch vor seinem Haus herumlungert. Die Sexualität, die im Text angedeutet wird, ist unangenehm (etwas kratzt, sticht, Zunge stochert, …) bis eklig (verschwitzt, muffige Unterlage etc.). Die Themen also: Stalking, Selbstbild, Rache, Beziehungsende.
Dann das Männerbild (bezogen auf die zwei vorgestellten Männer). Der eine wirkt vor allem besoffen, verantwortungslos und wenig niveauvoll auf mich, ist vllt auf schnellen Sex aus? Der andere wirkt überpenibel, selbstverliebt auf mich, vllt sogar übergriffig (im Sinne von: sei anders als du bist, du bist mir zu langweilig, zu introvertiert; sprich die Schuld am Beziehungsende lädt er bei „Ich“ ab). Beides keine sympathischen Menschen. Inwieweit kongruiert ihr Selbstbild mit dem Männertypus, den sie sich aussucht?
Gewalt scheint mir ein Thema zu sein. Physische Gewalt wie Brandstiftung, Zerstörung, Feuer. Psychische Gewalt wie Schuldzuweisung (vom Ex ausgehend) und Stalking, schlechtes Selbstbild (von der Frau ausgehend).
Zur Sprache: Teilweise eine sehr bildgewaltige, geschliffene Sprache. Teilweise aber auch ganz normale, konventionelle Sprache. Die Dialoge finde ich auf den Punkt: knapp, treffend, realistisch. Dass sie oft recht umgangssprachlich sind, empfinde ich als Gewinn, weil sie dadurch einen Kontrast zum restlichen Text schaffen. Toll sind auch die Stellen, die in sich selbst haken, sich selbst widersprechen (Romantik und Ekel zB). Dazu die zwei Stellen, die ich lustig fand, trotz des bitteren Geschmacks des restlichen Textes, das gefiel mir sehr. Schade ist nur, dass die Sprache im Erzähltext nicht durchgängig so gewandt formuliert ist.
Die Textstruktur ist mE ebenfalls eher konventionell. Frau und Mann sehen Scheune beim Brennen zu, die sie angezündet haben, fahren dann in die Stadt, verabschieden sich, Frau steigt aus und lungert vor dem Haus ihres Ex herum. Das durchziehende Motiv ist der Rauch. Gut, das ist weniger konventionell, ein so starkes, konsequent präsentes Motiv haben Kurzgeschichten nicht so häufig. Aber es hat nichts mit schräg, verquer oder sonst etwas zu tun, was in der "hohen Kunst der Bewertung" beschrieben wurde. Denke ich. Subjektiv und ohne wirklich Ahnung zu haben.
Ich hoffe, dass ich es bis Sonntag schaffe, noch Punkte zu verteilen. Ich würde dann noch einmal vorbeischauen.
Und, nicht dass das untergeht: Dir ist so oder so oder so ein schöner Text gelungen! Wink

Liebe Grüße
Selanna


_________________
Nur ein mittelmäßiger Mensch ist immer in Hochform. - William Somerset Maugham
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