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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Zehntausend 05/2021
Abschied

 
 
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Stefanie
Reißwolf


Beiträge: 1741



Beitrag29.04.2021 19:00
Abschied
von Stefanie
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Abschied

Adrian stand auf dem Gehweg vor dem Haus, in dem er aufgewachsen war. Die Triebe der Hecke ragten mit grünen Spitzen aus der sauber geschnittenen Form vom letzten Jahr hervor. Er erinnerte sich nicht, dass sein Vater jemals vergessen hatte, die Hecke rechtzeitig zu schneiden. Am Seitenfenster neben der Tür war eine Bewegung, dann öffnete seine Mutter und winkte ihm zu. Wahrscheinlich hatte sie sein Auto gehört. Es war zu spät, um sich wieder umzudrehen und zu verschwinden, also ging er über den unkrautbewachsenen Schotterweg zu ihr und bückte sich, um sie zur Begrüßung auf die Wange zu küssen.
Drinnen saßen schon seine beiden Schwestern. „Du hast dich also doch entschieden zu kommen“, stellte Barbara fest. Claudia stand auf und umarmte ihn. Seine Mutter holte ein zusätzliches Gedeck aus der Küche. Auf dem Tisch stand ein großer Käsekuchen. Sein Vater hasste Käsekuchen. Auf seinen fragenden Blick sagte seine Mutter: „Den hat Barbara mitgebracht.“ Die zuckte mit den Schultern. „Er isst doch eh nicht mit.“
Adrian ließ sich von seiner Mutter ein Stück geben. Sie und seine Schwestern hatten benutzte Teller vor sich stehen. Barbara ließ ihn nicht aus den Augen, während sie ihren letzten Schluck Kaffee nahm. Der Kuchen war cremig und mit einer leichten Vanillenote. Er ließ sich den Bissen auf der Zunge zergehen.
„Hast du den selbst gebacken?“, fragte er.
Barbara lächelte spöttisch. „Nicht schlecht für eine Tischlerin, was?“
„Vielleicht wirst du ja doch noch eine gute Hausfrau, wie Papa gehofft hat.“ Er grinste. Barbara wurde ernst.
Adrian wandte sich an seine Mutter. „Was sagt der Arzt?“
„Es wird sehr bald soweit sein, in den nächsten Tagen.“
„Kommst du mit, wenn wir zu ihm fahren?“, fragte Claudia.
Adrian stocherte in seinem Kuchenstück herum. „Würde er mich überhaupt erkennen?“
„Er hat seine wachen Momente, aber die meiste Zeit dämmert er vor sich hin.“
„Er hat Claudia heute Morgen für Mama gehalten“, sagte Barbara. Ihre jüngere Schwester sah der zierlichen Mutter tatsächlich ähnlich, während Barbara den kräftigen Körperbau ihres Vaters geerbt hatte.
„Was soll ich bei ihm?“, fragte Adrian.
„Warum bist du überhaupt gekommen?“, fragte Barbara.
„Hört auf zu streiten, ihr beide. Das ist nun wirklich nicht der passende Moment. Möchte noch jemand Kuchen?“, fragte ihre Mutter.
Sie schüttelten die Köpfe. Ihre Mutter nahm die Tortenplatte und brachte sie in die Küche. Claudia räumte das Geschirr zusammen.
Adrian stand auf. „Die Hecke sieht furchtbar aus. Das hätte Papa nicht gefallen. Ich werde mich darum kümmern.“
Er holte aus dem Geräteschuppen die Heckenschere. Sein Jackett hängte er an den Haken neben dem Schuppenfenster. Er hätte andere Kleidung mitbringen sollen. Das könnte sein Hemd ruinieren, aber es gab kein Zurück. Entschlossen rückte er der Hecke mit der großen Schere zu Leibe. Sie war scharf, perfekt geschliffen. Sein Vater hatte seine Werkzeuge immer sorgsam gepflegt. Vor ein paar Jahren hatte Adrian ihm eine elektrische Heckenschere geschenkt, aber sein Vater hat sie dem Nachbarn gegeben und weiter die alte benutzt.
Barbara kam in den Garten und sah ihm zu. Eine Weile ignorierte er sie, dann ertrug er den Blick in seinem Rücken nicht mehr. Er drehte sich zu ihr um. „Nun sag schon, schneide ich schief? Zu viel? Zu wenig? Was mache ich dieses Mal falsch?“
„Ich bin nicht Papa“, antwortete sie nur. Er ließ die Schere sinken. Ein Vogel schoss zwischen den Blättern hervor. Barbara ging zu der Stelle und bog die Zweige zur Seite. „Ich fürchte, du bist zu spät dran. Er brütet da. Wenn du die Hecke schneidest, ist sein Nest ungeschützt. Das Zeitfenster, in dem man Hecken schneiden darf, geht vom dreißigsten September bis zum ersten März.“
„Dann eben nicht.“ Adrian stapfte zum Gartenhaus und legte die Schere zurück. Er klopfte sich Blattschnipsel vom Hemd und zog sein Jackett über.
„Also, warum bist du hergekommen?“, fragte Barbara.
„Das macht man doch so, wenn der eigene Vater im Sterben liegt, oder?“
„Das ist deine letzte Chance, dich mit ihm auszusprechen.“
„Und was soll ich ihm sagen? Danke, dass du mich nicht geschlagen hast? Ohne dich wäre ich nicht der Mann, der ich heute bin? Schau her, aus mir ist trotzdem was geworden, du hast mich nicht zerbrochen?“
„Ich glaube, er würde dich gerne noch einmal sehen. Du brauchst ja nichts zu sagen.“
„Und wenn er mir wieder Vorwürfe macht? Soll ich brav ja und amen sagen, wie früher, um der alten Zeiten willen? Oder soll ich mich mit ihm streiten? Mama würde mir das nie verzeihen.“
„Du hast immer noch Angst vor ihm“, stellte Barbara fest.
„Unsinn. Ich bin wütend. Wie kannst du nicht wütend auf ihn sein? Er hat dich dauernd schikaniert und Claudia war seine kleine Prinzessin, die nichts falsch machen konnte.“
„Du warst wirklich lange nicht mehr da. Seit seine Prinzessin geschieden wurde, ist er auch von ihr enttäuscht.“
„Das war sicher eine ganz neue Erfahrung für sie. Dabei hatte sie sich doch Mr. Perfekt geangelt.“
„Sei nicht so gehässig. Ihr Mann war furchtbar. Er hat sie übel behandelt.“
Adrian schwieg betroffen.
„Wie geht es dir?“, fragte er schließlich. „Wie läuft die Tischlerei?“
„Die Pfarrei hat mir den Auftrag gegeben, die Bänke in der Kirche zu erneuern.“
„Hat schon Vorteile, wenn der Vater im Kirchenvorstand ist.“
„Glaubst du, sonst hätte ich ihn nicht bekommen?“
„Sei nicht gleich eingeschnappt. So läuft es halt auf dem Dorf, das weißt du doch.“
„Ich darf sie wieder im alten Stil mit Schnitzereien in den Lehnen machen.“
„Das Schnitzen hat dir bei der Holzarbeit immer am besten gefallen. Machst du noch Skulpturen?“
Barbara deutete auf ein Blumenbeet, in dem eine geflügelte Figur stand.
„Echt jetzt? Engel?“
„Auftragsarbeit von Papa.“ Sie grinste. „Mit abstrakter Kunst kann er immer noch nichts anfangen, aber den durfte ich für Mama aufstellen.“
„Wie geht es Mama?“
„Frag sie doch selbst. Sie ist in der Küche.“
„Dann sagt sie, dass es ihr gut geht, und fragt mich, ob ich noch etwas Kuchen will.“
Barbara seufzte. „Sie ist ziemlich durch den Wind. Ihr fehlt Papa, um ihr zu sagen, was sie tun soll. Ich bin froh, dass Claudia vor ein paar Tagen gekommen ist, um sich um sie zu kümmern.“
„Was wird denn später? Sie kann nicht ewig allein bleiben.“
„Wir können Mama ja einen Hund kaufen, dann hat sie was zu tun.“
„Und den nennen wir Diego.“ Adrian grinste. Auch Barbara musste schmunzeln.
Ihre Mutter rief sie von der Gartentür aus. „Wir wollen losfahren. Kommt ihr?“
Barbara sah ihren Bruder erwartungsvoll an. „Ich komm ja mit“, sagte er. „Lasst uns meinen Wagen nehmen, der ist größer.“
Am Krankenhaus ließ er seine Mutter und Schwestern vor dem Eingang aussteigen. Er fuhr auf den Parkplatz, stellte den Motor ab und schaute auf den Zettel mit der Zimmernummer, den seine Mutter ihm gegeben hatte.
Vielleicht würde sein Vater ja schlafen. Er könnte sich daneben setzen und bald würden sie wieder heimfahren. Er ging ins Krankenhaus herein und den Flur entlang. Die Zimmertür stand einen Spaltbreit offen. Er hörte die Stimme seines Vaters und beschleunigte den Schritt. Vor der Tür zögerte er. Hätte er Blumen mitbringen sollen oder machte man das nur, wenn Frauen im Krankenhaus lagen? Er wusste es nicht. Die anderen hatten keine mit, aber sie waren die letzten Tage schon hier gewesen. Wie enttäuscht würde sein Vater sein, wenn er ihm nichts mitbringt? Hilflos sah er sich um. Sein Blick fiel auf das Hinweisschild zur Cafeteria. Erleichtert atmete er auf.  Er könnte für alle etwas zu trinken holen, damit er nicht mit leeren Händen kam.
Die Cafeteria hatte geschlossen, aber neben dem Eingang stand ein Automat. Er zog ein paar Dosengetränke.
Vor der Tür blieb er stehen und atmete tief durch. Wenigstens würde er nicht allein sein mit ihm. Er würde „hallo, Papa“ sagen und sich auf keine Diskussion einlassen. Wenn er ihm vorwarf, nicht eher gekommen zu sein, würde er sagen: „jetzt bin ich hier.“ Er straffte die Schultern und ging hinein. Seine Schwestern saßen mit dem Rücken zu ihm neben dem Bett. Seine Mutter auf der anderen Seite hob den Kopf. „Er ist eingeschlafen.“
„Wir können ja morgen wiederkommen.“ Adrian stellte die Dosen ab und ging zum Bett. Er sah auf seinen Vater. Von dem furchteinflößenden Mann seiner Kindheit war nichts übrig. Die Wangen waren eingefallen und sein Mund stand leicht offen. Er sah seltsam klein aus.
Morgen würde er ein paar nette Worte mit ihm wechseln. Der Mann im Bett vor ihm hatte keine Kraft mehr, zu streiten oder zu drohen. Er würde am Bett sitzen und seine Hand halten und sein Vater würde froh sein, ihn noch einmal zu sehen, und alle wären zufrieden.
Seine Mutter begann zu weinen. Barbara legte ihm die Hand auf den Arm. „Adrian, er ist gestorben. Es ist vorbei.“

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Rainer Zufall
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 70
Beiträge: 801

Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag10.05.2021 10:02

von Rainer Zufall
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Oh je, wie traurig.
Und Hallo Unbekannte/r,
Ich mag deine Geschichte sehr. Sie wirkt vertraut,  beschäftigt sich mit einem Thema, das ab einem bestimmten Alter wohl jede, jeder kennt. Und mit Entscheidungen, die man treffen muss, ob man will oder nicht.
Hier im Forum wird ja großen Wert gelegt auf das Originelle, auf den neuen, unverbrauchten Weg hin zum großen, dicken E. Neue, ungewöhnliche Wege bist du aus meiner Sicht nicht gegangen, aber ich persönlich definiere ernsthafte Literatur für mich auch anders. Eine Geschichte, die mich persönlich im Innersten trifft, ist mir ebenso wichtig wie gewagte Parallelkonstuktionen. Und du hast das Thema sehr schön umgesetzt. Bei r hast du daher definitiv einen Treffer mit deiner Geschichte gelandet.
Es gibt zwar die ein- oder andere Kleinigkeit, die ich anmerken könnte, aber es ist schwer, da immer genau zu unterscheiden, was Geschmack, was Handwerk ist. Ich finde die Dialogführung gut, die Informationen über Geschwister- und Familienbeziehungen, die sich zwischen den Zeilen ergeben. Kleiner Hinweis: Manchmal hättest du das gar nicht so deutlich machen brauchen, sondern dem Leser mehr trauen können.
Aber sonst ... danke für die Geschichte
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Rike La
Geschlecht:weiblichLeseratte


Beiträge: 164



Beitrag10.05.2021 10:17

von Rike La
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Liebe*r Verfasser*in,

leider ist hier für mein Empfinden das Thema nicht gut umgesetzt... und wirklich E ist es für mich auch nicht.

Deshalb wohl keine Punkte...

Trotzdem habe ich den Text nicht ungern gelesen.

Liebe Grüße
Rike
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hobbes
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Moderatorin

Beiträge: 4292

Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
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Beitrag10.05.2021 13:19

von hobbes
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Ein Abschied, der keiner ist.

Hm. Irgendwo habe ich schon "eine nette Geschichte" darunter geschrieben. Die hier ist nicht ganz so nett, vielleicht, weil das Thema gewichtiger ist, vielleicht weil es kein HappyEnd gibt. Und doch bin ich versucht, genau das ("nette Geschichte") darunter zu schreiben. Ist ja auch nicht schlecht, so eine nette Geschichte. Plausible Figuren, anständige Dialoge, ein paar Fragen oder Ansätze zu Fragen, die sich auftun.
Aber hm. Am Ende ist es mir dann doch zu geradlinig. Ich denke "tja, dumm gelaufen für Adrian", hake es ab und lese ich die nächste Geschichte.


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Don't play what's there, play what's not there.
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d.frank
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D

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D
Beitrag10.05.2021 14:42

von d.frank
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Liegt vielleicht daran, dass ich lineares Erzählen nicht mag oder daran, dass ich es gern auf das Nötigste konzentriert habe.
Kurzum: Ich hab hier nicht sehr viel beizutragen.


_________________
Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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Selanna
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Wohnort: Süddeutschland


Beitrag10.05.2021 19:34

von Selanna
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Ich weiß nicht, ob ich dazu komme, genügend Texte zu kommentieren, um bewerten zu können… aber ein Feedback würde ich gerne dalassen, weil mir beim Lesen doch ein paar Gedanken kamen.
Der Text hat ein trauriges Thema, das wahrscheinlich jeder in irgendeiner Form kennt und das bei jedem Erinnerungen wachruft, das Thema berührt: ein enges Familienmitglied stirbt, eines, das einem das Leben nicht leicht gemacht hat, aber lange Zeit Teil des eigenen Lebens war. Ein interessantes Thema, treffend eingefangen. Adrian will einerseits eigentlich keinen Kontakt mehr, andererseits will er das Andenken des Vaters hochhalten (die sauber zugeschnittene Hecke). Die zurücksteckende Mutter, die sich ganz auf den Haushalt stürzt (sie klagt nie; Vater sagt ihr, was sie zu tun hat; das Wichtigste ist die Verteilung von Kuchen). Die Konkurrenzsituation zwischen den Geschwistern, alter Groll, Familienzwist. Das einschüchternde Familienoberhaupt ist im Alter nur noch unscheinbar und wenig ehrfurchtgebietend. Adrian will den Vater nicht sehen, ist unsicher, zögert die Begegnung hinaus, das Zeitfenster schließt sich zu schnell, er verpasst den Moment, er kommt zu spät.
Der Text ist rund, gelungen, er gefällt mir.
Ich frage mich allerdings, ob er gemäß den Anforderungen des Wettbewerbs überzeugt. Für mich ist er nicht „schief gebaut […], quer stehend, sperrig“, aber man könnte ihn als „ruhig“ bezeichnen, denke ich. Er ist actionlos, aber meines Erachtens nicht pointenlos. Die Pointe liegt für mich darin, dass Adrian sich zu zögerlich auf die letzte Begegnung mit dem Vater einlässt, dass er am Schluss zu lange gezögert hat, obwohl ihm klar wird, dass sein Zögern grundlos war.
Das Thema selbst ist tiefgründig gewählt, das hat der Text mMn erfüllt, er hat etwas zu sagen.
An offenen Fenstern vorbeigehen … das ist für mich hier das Zeitfenster, das für Adrian offen steht, das er aber durch Parkplatzsuche und Dosenkauf verpasst. Die Idee gefällt mir hervorragend.
Soweit erst einmal das vorläufige Feedback. Falls ich genügend Texte lese, um bewerten zu können, schau ich noch einmal vorbei und vergebe Punkte.

Liebe Grüße
Selanna


_________________
Nur ein mittelmäßiger Mensch ist immer in Hochform. - William Somerset Maugham
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Gast







Beitrag11.05.2021 10:32

von Gast
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Keine erkennbare Umsetzung der Vorgaben. Wenn es metaphorisch gemeint gewesen sein sollte (was hinzudrehen selbst für Rapunzel eine große Herausforderung darstellen würde), nimmt die Metapher keine zentrale Rolle in der Erzählung ein.
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silke-k-weiler
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 49
Beiträge: 749

Das goldene Schiff Der goldene Eisbecher mit Sahne


Beitrag11.05.2021 15:42

von silke-k-weiler
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Lieber Text,

bei Dir fange ich an und hinterlasse meinen ersten Leseeindruck. Mir gefällt die Idee des verpassten Zeitfensters. Trotzdem liest Du Dich für mich ein wenig leblos. Das kann an der Distanz liegen, die ich bei Adrian zu empfinden glaube. Ich habe das Gefühl, das Zeitfenster, in dem man diese ungelösten familiären Konflikte hätte halbwegs bereinigen können, ist schon lange vorbei. Deswegen weiß ich im Moment noch nicht, ob dieses Lesegefühl beabsichtgt ist. Was mir nicht so gefällt, ist der mMn etwas monotone Lesefluss. (Claudia umarmt ihn, Mutter holt ein Gedeck, auf dem Tisch steht Käsekuchen)

Dennoch für den Beginn nicht schlecht.

Herzlichst
Silke
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Raven1303
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 41
Beiträge: 540
Wohnort: NRW


Beitrag11.05.2021 21:13

von Raven1303
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Liebe/r Unbekannte/r,

solide geschriebene Geschichte, allerdings auch keine sprachlichen Besonderheiten, die mich mitgerissen hätten.

Das Fensterthema ist umgesetzt, wenn ich es so interpretiere, dass das offene Zeitfenster mit seinem Vater zu sprechen, leider verstrichen ist, wie mit dem Heckenschneiden. Es ging ungenutzt vorüber.

Der Prota ist ein vom Vater sehr eingeschüchterter Mann, der immer alles falsch zu machen scheint. Es seinem Vater selbst auf dem Totenbett nicht recht machen zu können belastet ihn sehr.

Jetzt ist die Geschichte vorüber und ich frage mich: und nun? Ist er froh, dass er mit seinem Vater nicht mehr sprechen konnte oder bedauert er es jetzt sogar? Was bedeutet das für ihn?
Ich würde ihm Erleichterung unterstellen. Na dann ist ja alles gut. Das verdirbt mir aber irgendwie den ganzen Text. Was wolltest du mir damit sagen oder wo soll es mich zum Nachdenken motivieren?

So ist das Leseerlebnis für mich leider: ah okay. Sonst nichts? Gut, dann der nächste Text.
Das finde ich schade, da ich deine Personen sehr interessant finde und gerne mehr über sie erfahren hätte.

Da andere Texte mich viel stärker beeindruckt haben, gebe ich dir keine Punkte.

LG
Raven


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Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den Nächsten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn.
Ich kreise um Gott, um den uralten Turm und ich kreise Jahrtausende lang.
Und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm? Oder ein großer Gesang... (R.M. Rilke)
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nebenfluss
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Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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Beitrag11.05.2021 23:12

von nebenfluss
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Adrians Vater liegt im Krankenhaus. Die Familie trifft sich, um ihm einen - voraussichtlich letzten - Besuch abzustatten. Adrian kann sich nicht recht dazu durchringen, isst aber mit der Mutter und den beiden Schwestern Käsekuchen. Vielleicht, um der latenten Aggressivität Barbaras zu entgehen, beschließt er den durch die Abwesenheit des Vaters verwilderten Garten in Form zu bringen. Möglicherweise gibt er sich auch der Illusion hin, sein Erzeuger werde doch noch einmal nach Hause kommen und sich über das Werk des Sohnes freuen, möchte eine Art letzten Willen erfüllen, das bleibt der Interpretation des Lesers überlassen.
Die Erzählung nutzt die Gartenszene, um das Familiengefüge etwas näher zu beleuchten. Der Vater wird als ordentlicher, strenger, erzkonservativer Mensch vorgestellt. Die elektrische Heckenschere, die ihm der Sohn schenkte, wurde an den Nachbarn weitergereicht und ungerührt die alte fortbenutzt. Unter der Konkurrenzsituation um die Gunst des Vaters hat Adrian von allen Geschwistern am meisten gelitten: Während Claudia - jedenfalls bis zu ihrer Scheidung - einen 'Prinzessinnen'-Status genoss, ist Barbara unbeeindruckt ihren Weg als Tischlerin und Künstlerin gegangen.
So stromlinienförmig und undramatisch, wie Adrian seinen Vater-Sohn-Konflikt ausagiert, so unprätentiös ist auch die Sprache, in der mir das erzählt wird. Nachdem Barbara ihn in den Garten verfolgt und auf ein schützenswertes Vogelnest hingewiesen hat, bricht er die Arbeit stampfend ab. Die Information, dass Claudias Mann sie übel behandelt hat, scheint ihm neu zu sein und macht ihn betroffen, womit Adrians emotionaler Höhepunkt in der Erzählung erreicht ist. Den Tod des Vaters im Krankenhaus verpasst er auf der Suche nach Getränken; während seine Gedanken um korrektes Benehmen kreisen, kann er weder den Satz "Er ist engeschlafen" dekodieren noch sieht er der Leiche ihre Leblosigkeit an.
Die Umsetzung des Themas ist eine oft gewählte im Wettbewerb: Das Vorübergehen am offenen Fenster als das Verpassen einer Gelegenheit. Ob die Chance von Offenheit und Aussöhnung wirklich bestanden hätte, darf man allerdings bezweifeln - immerhin hat der alte Mann bereits Ehefrau und Tochter verwechselt. Das eigentliche Drama des Textes besteht darin, dass ein ergreifendes Ende gar nicht authentisch denkbar wäre, was dem wenig originellen Titel etwas Bitteres verleiht.


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Nihil
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Beitrag13.05.2021 00:04

von Nihil
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Das Zeitfenster bis zum Bewertungsschluss wird kleiner, da habe ich noch folgende Optionen offen: 1: Ich statte jedem Text zeitlich einen Besuch ab und ziehe den Betrag von meinem Stundenkonto ab, 2: ich schreibe nur einen kurzen Kommentar und bin rechtzeitig zum Abendessen zu Hause, 3: ich schneide deine Hecke. Comment? Ist jetzt schon Zeit Abschied zu nehmen? Nein, noch nicht, bald.

Dass Väterchens Zeitfenster ausläuft, bevor der Sohnemann sich mit ihm aussöhnen kann (nach einem Streit, der nicht näher ausgeführt wird), war ledier äußerst vorhersehbar, was der Themenvorgabe geschuldet ist. Hätte er ihn noch lebend gesehen, wäre es kein Vorbeilaufen gewesen. Dementsprechend dumpf fiel dann auch meine Reaktion aus, dass leider doch kein überraschender Wendepunkt mehr eintritt, der die Familiensituation noch mit Sambal Oelek bestreicht. Daran, dass der Sohn lieber einen Dienst für den Vater erledigen würde (das Heckenschneiden), statt ihm persönlich gegenüber zu stehen und ein emotionales Gespräch anzufangen, erkennt man hier einen guten Menschenblick. Die Dialoge häkeln sich aber doch recht ungeschickt und plotgetrieben voran.
Abschied hat Folgendes geschrieben:
„Hast du den selbst gebacken?“, fragte er.
Barbara lächelte spöttisch. „Nicht schlecht für eine Tischlerin, was?“
Sagt doch niemand jemals. Confused

Aus den genannten Gründen deshalb außerhalb der Wertung. Ist jetzt Zeit Abschied zu nehmen? Nein, ich muss noch zu anderen Texten rüber. Aber bald.
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F.J.G.
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Beitrag13.05.2021 10:37

von F.J.G.
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Guten Morgen!

Mein Eindruck vom Text:
Ab der zweiten Hälfte war der Familienclinch deutlich zu spüren und es kam ein wenig so etwas wie Spannung auf.

Leider wird das alles kannibalisiert von der ersten Hälfte, die Vieles im Dunkeln lässt und in der man nicht weiß, wer wer ist, inwiefern verwandt, welche Motivation man hat.

Das Ende kommt wenig überraschend. Beim Satz „Er ist eingeschlafen“ war mir sofort klar, was damit gemeint war.

Gemeinsam mit der Tatsache, dass ich keine wirkliche Erfüllung der Aufgabenstellung „an offenen Fenstern vorbeigehen“ erkennen konnte, kann ich diesem Text leider keine Punkte geben.

Danke trotzdem und gern gelesen,
Der Kojote


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MauerseglerIn
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M
Beitrag13.05.2021 11:17

von MauerseglerIn
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Eine schöne Geschichte, die die teilweise schwierigen Beziehungen zwischen Eltern, Kindern und Geschwistern thematisiert, wenn die Kinder keine Kinder mehr sind. Besonders gefällt mir das Ende, wo es eben keine versöhnliche Aussprache gibt, sondern der richtige Moment verpasst wird, weil der Sohn (alles meine Interpretation) zu sehr mit sich und seinen Ängsten beschäftigt ist.
Die Fenster spielen allerdings eine eher untergeordnete Rolle (oder ich habe die Metapher nicht verstanden)
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Babella
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Beiträge: 889

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Beitrag13.05.2021 13:38

von Babella
Antworten mit Zitat

Ich sehe den Bezug zur Vorgabe nicht.
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V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

Alter: 51
Beiträge: 6155
Wohnort: Nullraum
Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
Goldenes Licht Weltrettung in Silber


Beitrag14.05.2021 04:14

von V.K.B.
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Hallo unbekanntes Wesen, das das geschrieben hat,

ein routiniert geschriebener Text, auch inhaltlich gut und das Thema qualifiziert definitiv für E-Lit. Leider aber trotzdem kein Text, wie ich ihn für diesen Wettbewerb erwarte, denn er erfüllt dessen (mMn) fundamentalste Voraussetzung nicht: Der 10k-Wettbewerb ist für ungewöhnliche, besondere Texte,  die sich auch sträuben und nicht alles auf dem Silbertablett servieren. Leider finde ich in deinem Text nichts Ungewöhnliches und es ist auch alles sonnenklar, da ist keine Mehrdeutigkeit und auch nichts dem Mitdenken des Lesers überlassen. Von daher landet der Text nur in meiner gelben Kategorie, denn die Konzentration auf ungewöhnlich geschriebene Texte ist mMn das, was diesen Wettbewerb als besonderen Wettbewerb ausmacht, und von daher müssen andere Texte dann Vorrang haben, ganz egal, wie gut mir deiner eigentlich gefällt.

Edit: Zur Endwertung: Ich habe die Texte in die Kategorien grün (genau wie ein Zehntausendertext mMn sein sollte, also definitiv E-Lit, aber auch besonders geschrieben und neue Wege beschreitend, oder das zumindest versuchend), gelb (ernsthafte Themen, aber realtiv traditionell geschrieben) und rot (Text, der mMn nicht in diesen Wettbewerb passt, auch nicht teilweise) eingeteilt. Die Rangfolge für die Punkte erfolgt dann nicht größtenteils nach persönlichem Gefallen, sondern erstmal innerhalb der Gruppen.

Diesen Text habe ich in den gelben Bereich eingeteilt, er erfüllt die Vorgaben dieses Wettbewerbs teilweise, schafft es aber nicht in meine Top Ten und erhält daher leider auch keine Punkte.


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Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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Michel
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Beitrag14.05.2021 10:55

von Michel
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Der Patriarch liegt im Sterben und die zerstrittene Familie sammelt sich noch einmal. Alte Gräben reißen nicht auf, denn sie sind nie zugeschüttet worden. Auch die Rivalitäten der Geschwister werden noch einmal neu befeuert. Als Adrian sich durchringt, seinen Vater noch einmal zu sehen, ist es zu spät.
Eine Geschichte mit genügend Dramatik und Konflikten, um damit ein Buch zu füllen. Hier, in der Kurzform, muss es schneller gehen. Und das gelingt nach meiner Wahrnehmung noch nicht so ganz.
Einiges gefällt mir ausnehmend gut - der symbolisch aufgeladene Käsekuchen, der Barbaras Haltung hervorragend charakterisiert, das sinnlose Heckenschneiden, um dem Papa doch noch zu gefallen, die knappen und dennoch vor Konflikt brodelnden Dialoge. Auch eine Entwicklung wird in Gang gesetzt; Adrian muss ein paar seiner Klischees aufgeben und ringt sichtlich damit.
Dafür gibt es noch ein paar Plappereien, ein paar unnötige Erklärungen (sie hat das Auto gehört - na und?) und viele aus meiner Sicht unnötige Inquits. Mein Hauptproblem mit der Geschichte ist allerdings, dass sie stark auf die Pointe am Schluss zugeschnitten ist, die (bei mir) nicht zündet. Das liegt auch an dem wenig überzeugend formulierten Ende. Klar, kann man vieldeutig lesen, das "Vorbei", aber … nee, das ist mir zu einfach.
Der Text bringt aus meiner Sicht wenig Überraschendes. In seiner Glattheit könnte er auch von mir sein (ich habe es oft nicht so mit Sperrigem) und wird damit dem Anspruch des Wettbewerbs nicht ganz gerecht. Das Vorübergehen ist für mich drin: Direkt, wenn auch an einer Tür, und indirekt, in der verpassten Chance eines letzten Treffens.


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psi
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Beitrag14.05.2021 13:04

von psi
Antworten mit Zitat

Hallo, Text, schön, dass du da bist! :)

Holz scheint für dich wichtig zu sein. Einerseits wird mit totem Holz getischlert und gekünstelt, aber nur konkrete und nützliche Gegenstände wie Engel und Kirchenbänke sind erlaubt (so konkret, wie Engel eben sein können).
Andererseits kommt dein Protagonist, Adrian, schon zu spät, um die austreibende, noch völlig lebendige Hecke zurückzuschneiden, weil sich dort bereits neues Leben eingenistet hat.
Zu spät kommt er auch für den Abschied von seinem konservativen Vater, der, trotz körperlicher Züchtigung, es anscheinend nicht geschafft hat, seine Sprösslinge fest genug an die Rankhilfe zu binden, dass sie seiner Vorstellung entsprechend heranwachsen.

Deine Sprache ist sehr einfach gehalten, möchtest du damit einen Kontrast zum dramatischen Inhalt schaffen?
Das hat für mich leider nicht funktioniert. Besonders die Dialoge klingen für mich hölzern und plakativ, nicht, als würden dort tatsächlich Menschen miteinander sprechen.

Insgesamt habe das Gefühl, ähnliches schon sehr oft gelesen zu haben und einen Nachhall hast du bei mir leider nicht erzeugt. Gefallen hat mir der Moment, in dem Adrian Getränkedosen holt, um den Abschied ein letztes Mal herauszuzögern, nur um dann knapp zu spät zu sein. Aber Adrian scheint eine "Na gut, dann eben nicht."-Einstellung zu haben, sodass ich nicht einmal weiß, ob das Ende wenigstens für ihn einen Nachhall hat oder ob er da auch nur mit den Schultern zuckt, sich die Blattschnipsel vom Hemd klopft und abgeht.
Vielleicht ist es aber auch das, was du zeigen möchtest. Dass der einst mächtige Vater am Ende klein ist und nichts hinterlässt, nicht einmal Gefühle bei seinen Kindern. Leider erzeugt auch das bei mir keine Wirkung, weil deine Figuren und Emotionen für mich zu holzschnittartig geraten sind.

Letztendlich habe ich auch nicht das Gefühl, dass du dich in der Familie E. so heimisch fühlst, lieber Text. Dafür empfinde ich deinen Titel, Inhalt und deine Sprache als zu schlicht und wenig vielschichtig.
Vielleicht hast du ja nur einen Stippbesuch zu Kaffee und Kuchen gemacht und bist erleichtert, danach wieder deiner eigenen Wege gehen zu können.

Liebe Grüße,
Ψ
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag14.05.2021 19:22

von Constantine
Antworten mit Zitat

Familiendrama Nr. 306 oder Story nach Schema F, finde ich gut

Bonjour Inko,

Der Vater liegt im Sterben, der verstoßene Sohn kehrt aus seinem Refugium zurück, diskutiert mit seiner Schwester über die unschöne Kindheit mit dem brutalen Vater und am Ende stirbt der Vater, der Sohn hatte keine Gelegenheit sich mit ihm auszusprechen, aber er vergibt seinem Vater.
Ende gut, alles gut.
Leider nicht.

Auf der Habenseite des Textes ist: Der Text ist ordentlich geschrieben und die Dramatik innerhalb der Charaktere ist nachvollziehbar.

Auf der Minussseite leider: Die Story (Das Familientreffen mit Vater liegt im Sterben, Sohn/Tochter kehrt zurück, Konflikt zwischen Vater und Spross, am Ende verpuffen die Dramatik und der Konflikt in Wohlgefallen).
Mir ist das zu wenig. Die Themenvorgabe wurde mir handlungstechnisch zu uninteressant und zu sehr nach Schema F umgesetzt. Schade, denn vom Setting und der Story wäre mehr drin gewesen.

Der Text ist leider nicht in meiner Top Ten: zéro points.

Merci beaucoup
Constantine
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Ribanna
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 61
Beiträge: 772
Wohnort: am schönen Rhein...


Beitrag15.05.2021 10:27

von Ribanna
Antworten mit Zitat

Das Thema ist etwas einfallslos und die Art zu schreiben nicht sonderlich originell, aber eine gut erzählte Geschichte.

_________________
Wenn Du einen Garten hast und eine Bibliothek wird es Dir an nichts fehlen.
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Globo85
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 38
Beiträge: 742
Wohnort: Saarland
Das silberne Eis in der Waffel DSFo-Sponsor


Beitrag17.05.2021 14:39

von Globo85
Antworten mit Zitat

Die Fenster sind offen, einfach mit der Maus vorübergehen.


Disclaimer

Die folgende Bewertung stellt nur meine persönlichen Leseeindrücke dar. Wertende Aussagen beziehen sich lediglich auf den gelesenen Text, nie auf die Verfasser:innen. Die Punktevergabe und meine persönliche Rangliste ist natürlich vollkommen subjektiv, insbesondere die Bewertung unter dem Gesichtspunkt E-Literatur.


Ersteindruck

Verpasste Chancen. Ruhig und still erzählt. Erwartbares Ende. Unauffällige Sprache.


E-Lit-Zugehörigkeit

Inhaltlicher Anspruch/etwas zu sagen/tiefer gründender Inhalt

Der Text hat definitiv was zu sagen: vertragt Euch, solange es eben geht. Tod und Familie sind einfach zeitlose, große Themen.

Stilistischer Anspruch

Gut geschrieben, flüssig, aber nicht auffällig außergewöhnlich. Kleinere Fehler und Unsauberkeiten.

Ungefügigkeit und Mehrschichtigkeit

Der Text ist eindeutig und klar. Keine versteckten Botschaften, kein offenes Ende. Nicht viel Raum zum Interpretieren (was die Botschaft angeht).

Für mich: E-Literatur.


Umsetzung des Themas

Fenster

Die Gelegenheit sich mit dem Vater auszusöhnen.

offen

Zumindest der Versuch war möglich.

Vorübergehen

Das "Fenster" wurde verpasst, als der Protagonist in die Cafeteria ging.

Für mich: Thema umgesetzt.


Was mir gefällt

Die ruhige, unaufgeregte Art der Erzählung. Mir gefällt die Alltäglichkeit der Handlung, die angedeuteten Probleme, die nicht breit ausgetreten werden. Die klare, unkomplizierte Sprache.

Was mir nicht gefällt

Das Ende ist mir persönlich ein wenig zu glatt, zu vorhersehbar.


Lieblingsstelle/Lieblingssatz

"Der Kuchen war cremig und mit einer leichten Vanillenote."


Fazit und Punkte

Ein schöner, ruhiger Text. Für mich hätte es ein wenig mehr Konflikt am Ende sein dürfen. Wegen der starken Konkurrenz hat es leider ganz knapp nicht für meine Top Ten gereicht.

Keine Punkte.
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marinaheartsnyc
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 31
Beiträge: 137



Beitrag17.05.2021 16:52

von marinaheartsnyc
Antworten mit Zitat

Ich finde den Text grundsätzlich ganz gut, aber sowohl sprachlich als auch inhaltlich gesehen leider nicht sooo sehr ausgefallen. Liest sich streckenweise auch ein bisschen abgehackt. Deswegen gab es leider Texte, die mich mehr überzeugt haben.

_________________
Yesterday I was clever, so I wanted to change the world. Today I am wise, so I am changing myself.

- Rumi
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag17.05.2021 22:18

von Jenni
Antworten mit Zitat

Adrian hat Angst vor seinem Vater, der im Sterben liegt, vielleicht ist er auch wütend oder verletzt, jedenfalls ist er sehr im Zwiespalt, ob er den Vater noch einmal sehen möchte oder nicht. Worin der Konflikt besteht, über eine vage patriarchalische Dominanz hinaus, vielleicht war der Vater gewalttätig oder grausam, etwas konkreteres, persönlicheres erfahre ich nicht über die beiden. Am Ende ist es zu spät für Rache, Versöhnung oder Anstandsbesuch, denn der Vater ist gestorben, bevor sich die Begegnung nicht mehr hinauszögern ließ. Soll mich das betroffen machen? Nachdenklich? Aber worüber.
Vorübergehen an Fenstern … verpasste Gelegenheiten auch hier vielleicht?
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