Potentielle Transplantation?

[Ralfchen]

Potentielle Transplantation?

Es geht mir echt Scheiße. Ich liege auf der Intensivstation des AKH. Weiß nicht was man hier unternimmt, um meinen Zustand zu normalisieren. Täglich zweifelnde Aussagen von herumschwirrenden Ärzten. Diagnosen werden im nächsten Moment hinterfragt. Immer wieder geht mir das alte Sprichwort durch den Kopf: Ärzte machen krank. Mein Blutdruck wurde mit massiven Infusionen gegen den Nullwert gesenkt. Würde ich nicht liegen, ich würde sicher fliegen. Die Worte rundherum höre ich mit klarer Deutlichkeit. Ist das ein Zeichen?

Was mich aber in diesem Moment nervt ist die Aussage eines Arztes:

„Wie lange hat der noch? Ich brauche dringend zwei Nieren!"

[F.J.G.]

Moin Ralfchen,

ein netter Text, der auf humoristische Weise ein kritisierendes Auge auf Ärzte wirft – auch wenn diese sich, mit diesem Text konfrontiert, mit Händen und Füßen gegen diesen Vorwurf des zwangsweisen Organhandels wehren würden.

Zwei Anmerkungen:

1) "Scheiße" wird kleingeschrieben, wenn man es als Adjektiv benutzt.
(Man kann es sogar steigern, siehe den Fußballerspruch "nichts ist scheißer als Platz zwei" -- nicht ganz ernstzunehmen.)

2) Ich kenne das AKH. Glaub mir, dort gibt es weit mehr als nur eine Intensivstation.

LG
der Kojote

[Stefanie]

Das ist böse.

Würde ich noch ein bisschen ausbauen. Aus der Idee lässt sich mehr rausholen. Kann er noch kommunizieren?
Schwankt er zwischen Hoffnung und Angst?
Stabilisieren die Ärzte ihn, um seine Organe am Leben zu erhalten?

[Merlinor]

Hm ...

Das ist krass, aber in meinen Augen völlig unglaubwürdig.

Erklärung: Ich habe viele Monate in Krankenhäusern verbracht, bin mittlerweile genug auf Intensivstationen herumgelegen.
So eine Aussage in Gegenwart eines Patienten würde es nicht geben.

Ja, es gibt bessere und schlechtere Ärzte, und ja, Ärzte machen Fehler, aber ich habe bei allen Ärzten, denen ich auf meiner Odyssee begegnet bin, immer ehrliches Bemühen und Anstand erlebt.

So eine Aussage in einem Text würde ich deshalb als reine Effekthascherei empfinden.
Da wird mit Vorurteilen und Ängsten der Leser gespielt werden und das mag ich nicht.

LG Merlinor

[Levo]

Ich bin Arzt und fühle mich nicht professionell angesprochen, einfach, weil der Text an jeglicher Realität vorbeigeht. Er ist, mit Verlaub, im besten Fall völlig naiv, im übelsten Fall bösartig. Für beide Fälle und alle dazwischen, nur kurz:

Es gibt eine Warteliste bei Eurotransplant, die Menschen darauf sind für irgendwelche Ärzte im AKH oder UKE oder Mayo Clinic nicht ersichtlich und die Rangfolg nicht beeinflussbar. Man kann nicht irgendwem irgendeine Niere geben.
Die Menschen, die auf dieser Liste stehen, wissen sehr genau, dass der Preis ihres Überlebens durchaus der Tod eines anderen Menschen sein kann. Das geht an den potenziellen Empfängern nicht spurlos vorüber. Darüber indirekt Witzigkeit oder Panik verbreiten zu wollen, finde ich übelkeitserregend.
Die Voraussetzungen, überhaupt Organe spenden zu dürfen/können, sind in Europa sehr strikt gefasst, und der Ich-Erzähler in dieser ... Posse? käme gar nicht in Frage. Nicht einmal für Nieren, für die es bereits die Lebendspende gibt.

Bevor man ein gesellschaftlich heißes Eisen belustigend? provozierend? in den Dreck ziehend? anfasst, sollte man das Thema recherchieren. Nicht im Internet, sondern in medizinrechtlicher Fachliteratur.

[F.J.G.]

@Levo

Ich verstehe deinen Standpunkt voll und ganz und schließe mich diesem teilweise an.

Ich gehe einmal davon aus, dass Ralfchen das gar nicht wirklich ernst gemeint hat, sondern sich des Stilmittels der Übertreibung bediente. So wie wenn Stermann & Grissemann in ihrer Latenightshow sagen: "Ungarn – das Nordkorea Mitteleuropas".

Inwieweit solcher Übertreibungshumor in Verbindung mit Medizin, Lebensrettung und Transplantationen noch geschmackvoll und taktvoll den Patienten gegenüber ist, darüber lässt sich freilich streiten.

LG
Kojote

[Levo]

@Kojote Ich will Ralfchen auch nicht Böses unterstellen. Frage ist nur, mit welcher Intention man so etwas verfasst. Die Ärzteschaft trifft man damit jedenfalls nicht. Höchstens Schwerkranke, die an mangelnder Spendenbereitschaft verzweifeln.

Hätte ein anderer Patient nach Nieren gefragt, träfe es die Nehmen-aber-nicht-geben-wollen-Mentalität vielleicht besser ... Ob der Text dadurch geschmackvoller würde, bezweifle ich allerdings.

[Ralfchen]

danke für die vielen beiträge und fragen.

 der text ist just fun. ich habe ärzte im zusammenhang mit den Jahrelangen Krankheiten meiner Frau teils nur als Arschlöcher erlebt. Also hört mir freundlicherweise auf mit den tollen Ärzten.

Liebe Grüße
ralfchen

[Ralfchen]

es geht um eine ironische Geschichte, die im realen leben so sicher nicht stattfinden kann. also wo ist das problem tatsächlich? muss alles immer lebensecht sein? ich verstehe euch nicht mehr. warum nehmt ihr jeden txt tierisch ernst bis an die Grenze. ihr seid doch menschen.

Viele liebe Grüße!
ralfchen

[Pickman]

Hi Ralfchen,

Geschmacklosigkeit und Respektlosigkeit gehen völlig in Ordnung. Satire darf alles.

Leider geht der Text völlig an der Realität vorbei, die er möglicherweise kritisieren soll. Auch Ironie habe ich nicht finden können.

Cheers

Pickman

[Ralfchen]

[IQ Dino]

Ärzte sind auch nur Menschen.
Manchmal ist das nachteilig.

[Ralfchen]