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Pflegekind und leibliche Eltern


 
 
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Amarenakirsche
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 30
Beiträge: 394
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Beitrag02.05.2021 12:35
Pflegekind und leibliche Eltern
von Amarenakirsche
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,

kennt sich hier jemand mit Pflegeelternschaft aus?
Die Situation, die ich schildern möchte, ist folgende:

1. Der männliche Prota ist mit 15 Vater geworden, hat dies aber lange Zeit nicht gewusst, weil die Kindesmutter in der Schwangerschaft den Kontakt abgebrochen hat --> Ist das legitim oder muss er bei der Geburt informiert werden?

2. Das Kind wurde relativ bald nach der Geburt in eine Pflegefamilie gegeben --> Ist es wichtig, ob freiwillig oder nicht? Wenn die Mutter den Kontakt zu ihrer Tochter nicht wünscht, würde dann automatisch eine Adoption erfolgen und der Vater hätte somit später gar keine Rechte mehr?

3. Zum Zeitpunkt, an dem die Story einsetzt, hat er gerade erfahren, dass er damals Vater geworden ist. --> Welche Gründe könnte es geben, ihn erst nach mehreren Jahren zu informieren?

4. Der Prota möchte Kontakt zu seiner jetzt vierjährigen Tochter aufnehmen. --> Ich habe gelesen, dass die Eltern ein Recht auf Besuchskontakte haben, aber ist das überhaupt möglich, wenn er erst nach vier Jahren von seiner Tochter erfahren hat? Müssen die Pflegeeltern zustimmen?

5. Wie realistisch ist es, dass er zu diesem Zeitpunkt darum kämpft, seine leibliche Tochter "zurückzubekommen"? Und wie sehen da die Chancen aus? Immerhin hat sie ja vier Jahre bei einer liebevollen Pflegefamilie verbracht. Kann er sich mit der Pflegefamilie die Elternschaft "teilen"?

Vielleicht hat auch jemand eine gute Quelle, in die ich mich einlesen kann?
Vielen Dank für eure Hilfe!
die Kirsche
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hobbes
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Beitrag02.05.2021 13:22

von hobbes
Antworten mit Zitat

Hallo Amarenakirsche,

eine Freundin von mir ist Pflegemama. Von daher weiß ich ein bisschen was, allerdings ist das auch kein richtiges "Wissen", sondern mehr oder weniger Hörensagen.
Vielleicht hilft es dir ja trotzdem.

Dass der Vater bei der Geburt bzw. dann, wenn für das Kind ein Platz gesucht wird, nicht kontaktiert wird, kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Außer natürlich, die Mutter verschweigt, wer der Vater ist.
Generell - laut meiner Freundin - wird sehr, sehr viel Wert darauf gelegt, dass das Kind weiterhin mit seiner biologischen Familie verbunden ist. Eigentlich sollte man ja meinen, dass das Kindeswohl über allem anderen steht, aber das scheint nicht immer so zu sein.
Wie überall ist es natürlich auch hier so, dass es darauf ankommt, mit wem man es zu tun hat. Also mit welchem Jugendamt, bzw. mit welchem Mensch dort genau. Der kann ja auch mal wechseln und auf einmal sieht alles völlig anders aus.

Zitat:
Das Kind wurde relativ bald nach der Geburt in eine Pflegefamilie gegeben --> Ist es wichtig, ob freiwillig oder nicht?

Freiwillig? Wie meinst du das? Wenn die Mutter das Kind nicht will und sonst auch niemand da ist, also aus der biologischen Familie, der für das Kind da ist, dann ist ein Pflegeplatz doch die einzige Option?
Adoptionen gibt es, glaube ich, kaum noch.

Zitat:
Ich habe gelesen, dass die Eltern ein Recht auf Besuchskontakte haben, aber ist das überhaupt möglich, wenn er erst nach vier Jahren von seiner Tochter erfahren hat? Müssen die Pflegeeltern zustimmen?

Ja, das ist mit Sicherheit möglich. Die Pflegeeltern müssen natürlich zustimmen, aber im Grunde bleibt ihnen eigentlich gar nichts anderes möglich, als zuzustimmen. Sie können höchstens über die genauen Bedingungen verhandeln. Normalerweise finden die Besuchskontakte mit jemandem vom Amt statt. Also Amtsperson, Pflegeeltern, Bioeltern/familienteil, Kind. Je nachdem, wie es läuft, kann man es dann auch informeller machen (wenn man will).

Zitat:
5. Wie realistisch ist es, dass er zu diesem Zeitpunkt darum kämpft, seine leibliche Tochter "zurückzubekommen"? Und wie sehen da die Chancen aus? Immerhin hat sie ja vier Jahre bei einer liebevollen Pflegefamilie verbracht. Kann er sich mit der Pflegefamilie die Elternschaft "teilen"?

Tja. Das kommt vermutlich auch darauf an, an wen er da gerät (also vom Amt). Ich fürchte, die Pflegefamilie hätte in jedem Fall tatsächlich Pech gehabt. Also zumindest, wenn er sich nicht völlig doof anstellt. Und natürlich würde das nicht von heute auf morgen passieren, aber wenn er wirklich will, "bekommt" er seine Tochter vermutlich auch.

Aber wie gesagt, alles nur Hörensagen.


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Amarenakirsche
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Beitrag02.05.2021 15:29

von Amarenakirsche
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke schön, hobbes, das hilft mir schon einmal sehr weiter.

Dass die Mutter seinen Namen verschweigt, würde passen. Sie haben sich nicht im Guten getrennt.

Ich habe auch schon viel von Pflegefamilien gehört, dass die Kontakte zur Herkunftsfamilie das Ganze nicht einfacher machen... Ich würde gerne versuchen, beide Seiten nachvollziehbar darzustellen, beide wollen eigentlich das Beste für das Kind. Und am schönsten fände ich es, wenn eine gemeinsame Lösung gefunden würde.
Aber was du sagst, klingt leider auch so, als hätten die Pflegefamilien da sehr wenig mitzureden...

Insgesamt muss ich mir wohl auch überlegen, wer da beim Amt sitzt. smile

Auf jeden Fall schon mal Danke!
die Kirsche
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MissClara
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 666



Beitrag02.05.2021 16:07

von MissClara
Antworten mit Zitat

Hi,
also ich kann auch nur eine Geschichte vom Hörensagen beitragen.
Bekannte von uns standen auf einer Warteliste, ein Kind zu adoptieren. Sie sagten, das ginge immer über Pflegschaft zuerst, ich  meine mind. ein Jahr. Sie hatten dann ein Baby/Kleinkind zur Pflege (Aussicht auf Adaption), deren Mutter das Kind nicht wollte. Kurz vor Ablauf des Jahres haben die Großeltern auf Sorgerecht geklagt und das Kind musste "zurückgegeben" werden. Der Kontakt brach ab.
Ich glaube, wäre das Kind schon adoptiert worden, wäre die Klage nicht mehr möglich gewesen. Wie es mit den Kontaktrechten bei später "auftauchenden" leiblichen Eltern ist, weiß ich leider nicht.

Elternschaft hat ja nicht immer mit Leiblichkeit zu tun. Der Mann, den die Frau zum Beispiel vor Geburt eintragen lässt, ist der Vater.  Auch, wenn sie auf dem Papier mit jemanden verheiratet ist, gilt dieser automatisch als Vater, wenn nichts anderes angegeben wird (oder er nicht widerspricht).  

(Soweit ich das weiß - keine Garantie für Richtigkeit)
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MissClara
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Beiträge: 666



Beitrag02.05.2021 17:09
Re: Pflegekind und leibliche Eltern
von MissClara
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Amarenakirsche hat Folgendes geschrieben:


3. Zum Zeitpunkt, an dem die Story einsetzt, hat er gerade erfahren, dass er damals Vater geworden ist. --> Welche Gründe könnte es geben, ihn erst nach mehreren Jahren zu informieren?



Muss sie es denn selbst sagen? Er könnte es auch einfach durch Zufall von einem gemeinsamen Bekannten erfahren, dass sie damals schwanger gewesen ist.
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hobbes
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Beitrag02.05.2021 18:41

von hobbes
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Amarenakirsche hat Folgendes geschrieben:
Aber was du sagst, klingt leider auch so, als hätten die Pflegefamilien da sehr wenig mitzureden...

Ja, ich würde sagen, im Zweifelsfall hat man die schlechteren Karten. Bei meiner Freundin war es z.B. so, dass die Biomama alle 4 Wochen ihr Kind treffen wollte. Das Kind war nach den Treffen 3 Wochen völlig durch den Wind, eine Woche war gut, dann kam schon wieder das nächste Treffen. Irgendwann, ich glaube aber auch erst nach einem Personalwechsel im Jugendamt, wurden die Treffen dann auf 8 Wochen umgestellt.

Nochmal hierzu:
Zitat:
3. Zum Zeitpunkt, an dem die Story einsetzt, hat er gerade erfahren, dass er damals Vater geworden ist. --> Welche Gründe könnte es geben, ihn erst nach mehreren Jahren zu informieren?

Eine Möglichkeit ist ja immer, dass das Kind das ganz dringend will, also den Kontakt. Ist halt die Frage, ob das bei einer Vierjährigen so wahrscheinlich ist, vermutlich eher nicht.
Andere Möglichkeit wäre besagter Amtspersonenwechsel, vielleicht ist das dann jemand überambitioniertes, der von Familienwiedervereinigung träumt oder so.
Oder auch: Meist ist es so, dass die Pflegeeltern vieles gar nicht selbst entscheiden können bzw. entweder von einem Vormund oder von den Bioeltern Bescheinigungen einholen müssen. Mir fällt dafür nur leider gerade kein Beispiel ein. Ach doch, Taufe. Bzw. all die religiösen Sachen, Firmung, Konfirmation, etc. Das dürfen die Pflegeeltern nicht einfach selbst entscheiden, außer, sie sind dazu berechtigt (mir fällt leider auch nicht mehr ein, wie diese "Berechtigungen" genau heißen).


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fancy
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Beitrag02.05.2021 18:48

von fancy
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Das Kind könnte krank sein und z. B. eine Knochenmarksspende benötigen, das könnten für die Mutter ein triftiger Grund sein, Kontakt zum Vater herzustellen.


Liebe Grüße

fancy


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Amarenakirsche
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Beitrag02.05.2021 22:23

von Amarenakirsche
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Vielen Dank euch dreien für die Antworten.

Hobbes, die Idee mit dem Amtspersonenwechsel finde ich gut. Auch fancys Idee mit einer Erkrankung wäre möglich, aber ich glaube, dann würde die Story in eine ganz andere Richtung laufen...

Eure Anmerkungen und Erfahrungen machen mich sehr nachdenklich. Ich überlege gerade, das Ganze in die Richtung laufen zu lassen, dass der Prota zwar zunächst mit dem Ziel, das Sorgerecht für seine Tochter zu bekommen, an die Sache herangeht, im Verlauf der Geschichte aber klar wird, dass es dem Mädchen bei der Pflegefamilie gut geht und er ihr in seiner aktuellen Situation (gerade 20, noch in der Ausbildung) ein weniger stabiles Umfeld bieten kann. Und dass das Ganze "Hin und her" für das Mädchen psychisch belastend ist. Vielleicht ist die "Lösung" auch, dass er sich "zurückzieht" und eine Adoption durch die Pflegefamilie möglich macht... (also das Gegenteil der Situation, die MissClara schildert).


Ich merke gerade, dass das Ganze gerade rechtlich ganz schön kompliziert ist. Vielleicht habe ich mir zu viel vorgenommen? Embarassed Ich werde auf jeden Fall noch tiefer in die Thematik eintauchen müssen...

Danke euch!
die Kirsche
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MissClara
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Beitrag03.05.2021 06:15

von MissClara
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Amarenakirsche hat Folgendes geschrieben:
Ich überlege gerade, das Ganze in die Richtung laufen zu lassen, dass der Prota zwar zunächst mit dem Ziel, das Sorgerecht für seine Tochter zu bekommen, an die Sache herangeht, im Verlauf der Geschichte aber klar wird, dass es dem Mädchen bei der Pflegefamilie gut geht und er ihr in seiner aktuellen Situation (gerade 20, noch in der Ausbildung) ein weniger stabiles Umfeld bieten kann. Und dass das Ganze "Hin und her" für das Mädchen psychisch belastend ist. Vielleicht ist die "Lösung" auch, dass er sich "zurückzieht" und eine Adoption durch die Pflegefamilie möglich macht... (also das Gegenteil der Situation, die MissClara schildert).


Ich denke auch, bei aller Empathie für den Protagonisten - ein 20jähriger der nach vier Jahren in eine (intakte) Pflegefamilie kommt und Anspruch auf (s)ein Kind erhebt - wenn er das wirklich durchziehen würde, würde er eine Traumatisierung von Kind (und Familie) billigend in Kauf nehmen. Man darf auch nicht vergessen, dass Vierjährige mit dem Begriff "leiblich" überhaupt nichts anfangen können. Dieses Mädchen lebt bei ihren Eltern und der Prota ist ein fremder Mann. Was anderes wäre es, wenn dein Prota realisiert, dass in dieser Familie physische oder psychische Gewalt ausgeübt wird. Aber das wäre ja auch wieder eine komplett andere Geschichte.

In diesem Fall müsstest du doch auch gar nicht SOOO sehr ins Juristische gehen. Es ist ja zuerst mal eine emotionale Geschichte: Hey, ich bin Vater, ich möchte das Kind kennenlernen / groß ziehen. Und dann der Bogen von der Abwehr der Familie bis hin zu einem Kompromiss, in dem er dann auch mögliche Klage-Absichten fallen lässt. Auf jeden Fall ein spannendes, komplexes Thema.
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MissClara
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Beitrag03.05.2021 07:49

von MissClara
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Ich wollte noch ergänzen, ich bezog mich auf das Beispiel natürlich, dass Pflegschaft als etwas Dauerhaftes angelegt ist mit Option auf Adoption.

Soweit ich weiß gibt es aber auf Pflegefamilien, die Kinder akut aufnehmen und das wechselt dann auch, das heißt, sie sind sich darüber im Klaren, sich wieder trennen zu müssen (die Erwachsenen). Ich vermute aber, das bezieht sich eher auf Fälle, wo weiter ein Kontakt zu den leiblichen Eltern besteht und die gesamte Situation sehr unklar ist.
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Thomas74
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Beitrag03.05.2021 08:15

von Thomas74
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Ein Bekannter von mir hat beides, zwei Dauer-Pflegekinder und hin und wieder Akut-Fälle. Ich kann den mal fragen, aber ich treffe ihn nur sporadisch.

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hobbes
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Beitrag03.05.2021 08:28

von hobbes
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MissClara hat Folgendes geschrieben:
Soweit ich weiß gibt es aber auf Pflegefamilien, die Kinder akut aufnehmen und das wechselt dann auch, das heißt, sie sind sich darüber im Klaren, sich wieder trennen zu müssen (die Erwachsenen). Ich vermute aber, das bezieht sich eher auf Fälle, wo weiter ein Kontakt zu den leiblichen Eltern besteht und die gesamte Situation sehr unklar ist.

Genau, wenn die Situation unklar ist und man noch nicht sicher weiß, ob das Kind wirklich auf Dauer von den Eltern weg muss, dann gibt es spezielle Pflegefamilien, die genau wissen, auf was sie sich da einlassen. Bzw. eben auch ganz spontan ein Kind aufnehmen, das ist dann ja leider oft sehr spontan, dass das Kind dann wirklich aus der Familie rausmuss.
Sobald klar ist, dass das Kind auf Dauer einen Platz braucht, kann es dann die "richtige" Pflegefamilie kennenlernen. Das passiert meist auf "neutralem" Boden, also dass sich alle informell auf einem Spielplatz treffen oder so. Damit nicht so eine "oh, jetzt muss ich (Kind) mich beweisen, damit sich entscheidet, ob die mich "wollen" oder nicht"-Situation eintritt. Wobei man das vermutlich nicht verhindern kann, das Kind bekommt es ja so oder so irgendwie mit.
Aber sicher ist dann trotzdem noch nichts. Je nachdem, wie die Situation in der "echten" Familie aussieht, ist es wahrscheinlicher, dass einem das Kind tatsächlich bleibt, aber im dümmsten Fall hat man als Pflegefamilie tatsächlich Pech gehabt. Wobei das natürlich auch nicht von jetzt auf gleich geht und vermutlich auch eher unwahrscheinlich ist. Aber theoretisch könnte es passieren.


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Amarenakirsche
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Beitrag03.05.2021 09:04

von Amarenakirsche
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MissClara hat Folgendes geschrieben:
wenn er das wirklich durchziehen würde, würde er eine Traumatisierung von Kind (und Familie) billigend in Kauf nehmen. Man darf auch nicht vergessen, dass Vierjährige mit dem Begriff "leiblich" überhaupt nichts anfangen können. (...) Ich wollte noch ergänzen, ich bezog mich auf das Beispiel natürlich, dass Pflegschaft als etwas Dauerhaftes angelegt ist mit Option auf Adoption.


Ja, so sehe ich das mittlerweile auch. Schon irre, was einem für Vorurteile bewusst werden (die leibliche Familie ist immer das Beste etc.), wenn man sich eingehender mit der Thematik beschäftigt... Dass du die dauerhafte Pflegefamilie meinst, habe ich auch so verstanden.

Ich denke, bei einer Vierjährigen wäre das auch die realistische Lösung. Vielleicht war sie ja zu Beginn in einer kurzzeitig aufnehmenden Familie, aber zum Zeitpunkt, zu dem die Geschichte spielt, in einem stabilen, dauerhaften Zuhause. Aber ich denke noch weiter darüber nach.

Auf jeden Fall danke euch allen für eure Anregungen!
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Alexandra
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Beitrag06.05.2021 01:03

von Alexandra
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Kirsche, vielleicht kannst du beim Jugendamt Broschüren zum Thema bekommen oder Buchtitel, damit du dich in die Basis einlesen kannst.

Vielleicht gibt es bei den sozialen Medien Gruppen von Pflegeeltern, die sich austauschen? Oder Foren zum Thema.

Ich würde mich direkt an die offiziellen Stellen wenden, mit der Bitte um Info.

LG, Alexandra
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Alexandra
Leseratte
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Beiträge: 126



A
Beitrag06.05.2021 01:09

von Alexandra
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Amarenakirsche hat Folgendes geschrieben:
Vielleicht war sie ja zu Beginn in einer kurzzeitig aufnehmenden Familie,

Das halte ich für wenig wahrscheinlich. Da kommen Kinder hin, die schnell aus der derzeitigen Situation rausgenommen werden müssen.

Den Geburtstermin weiß man lange vorher und kann entsprechend planen, selbst wenn das Kind zu früh kommen sollte. Und die werdende Mutter wird während der Schwangerschaft ihre Entscheidung fällen müssen.

LG, Alexandra
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Rübenach
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Beiträge: 2836



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Beitrag06.05.2021 07:50

von Rübenach
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Grundsätzlich gibt es zwei verschieden Arten von Pflegefamilien. Da ist zum einen die "klassische" Familie, die (noch) einen Kinderwunsch hat, aber aus Gründen keine eigenen Kinder (mehr) bekommen kann oder will. Adoption ist schwierig und in vielen Fällen gar nicht möglich. Das Pflegegeld ist eher Zusatzmotivation, wenn es nicht einfach nur mitgenommen wird.

Daneben gibt es aber Familien, die im Prinzip ein Kleinstheim betreiben. Fünf oder sechs Pflegekinder sind dort normal. EIner oder beide der Ehepartner sind in der Regel vom Fach (Sozialpädagogen oder ähnliches) und sie betrachten das als normale Erwerbstätigkeit.

Was die dringenden (und meist sehr schwierigen) Fälle betrifft: Zumindest in Rheinland-Pfalz kommen solche Kinder nicht direkt in Pflegefamilien. Es gibt sogenannte Clearingstellen, das sind personell relativ gut ausgestattete Einrichtungen, die die Kinder zunächst mal aufnehmen und dann in Ruhe gucken, wo die Kinder am besten hinpassen.


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Michel
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Beitrag06.05.2021 08:42

von Michel
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Hier in BaWü habe ich ein, zwei Fälle etwas näher mitverfolgt.

In einem Fall war anfangs die Vaterschaft unklar, die Großeltern haben dann die Pflege übernommen. Nach zwei Jahren wollte die Mutter das Kind wieder übernehmen und die Vaterschaft konnte geklärt werden, gerichtlich wurde aber wohl unterschieden, dass das für das Kind nach zwei Jahren eine zu große Belastung wäre - das Kind blieb in der Pflegefamilie.

Gute Freunde in NRW wollten adoptieren und haben den ganzen Zirkus mit Kursen, einer Art Gewissensbefragung durch eine Sozpäd-Berufsanfängerin u.a.m. mitgemacht. Dort fiel wohl auch mehrfach der Satz: "Wir suchen nicht Kinder für Eltern, sondern Eltern für Kinder." Jedenfalls wurde es nichts aus der Adoption. Als sie sich bereiterklärten, auch ein Pflegekind aufzunehmen, ging es dann ganz schnell. Aber da ist meines Wissens die ganze Zeit das Jugendamt involviert. So etwas dürfte dem Kind schwer zu verheimlichen sein.

Eine andere Freundin hatte ein Adoptivkind aufgenommen (Ich glaube, Nordhessen). Nach knapp sechs Wochen entschied sich die Mutter um und das Kind kam zu ihr zurück. Das Trauma sitzt wohl bis heute. Deshalb werden Kinder häufig für diese kritische Frist in eine Kurzzeit-Pflegefamilie gegeben und erst dann in ihre Dauer-Familie weitervermittelt.


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Amarenakirsche
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Beitrag06.05.2021 12:40

von Amarenakirsche
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Hallo zusammen,
und wie immer Danke für eure Anregungen.

Alexandra hat Folgendes geschrieben:
Da kommen Kinder hin, die schnell aus der derzeitigen Situation rausgenommen werden müssen.

Rübenach hat Folgendes geschrieben:
Es gibt sogenannte Clearingstellen, das sind personell relativ gut ausgestattete Einrichtungen, die die Kinder zunächst mal aufnehmen und dann in Ruhe gucken, wo die Kinder am besten hinpassen.

Danke für eure Hinweise. Ja, den Unterschied habe ich durch die Recherche mittlerweile auch verstanden.
Dann würde ich der Kleinen in der Geschichte lieber den seelischen Stress ersparen und sie direkt nach der Geburt von der dauerhaften Pflegefamilie aufnehmen lassen. Da die Mutter ja in der Schwangerschaft bereits wusste, dass sie das Kind nicht großziehen würde, dürfte das kein Problem sein, oder?

Michel hat Folgendes geschrieben:
gerichtlich wurde aber wohl unterschieden, dass das für das Kind nach zwei Jahren eine zu große Belastung wäre - das Kind blieb in der Pflegefamilie. (...) Eine andere Freundin hatte ein Adoptivkind aufgenommen (Ich glaube, Nordhessen). Nach knapp sechs Wochen entschied sich die Mutter um und das Kind kam zu ihr zurück. Das Trauma sitzt wohl bis heute. Deshalb werden Kinder häufig für diese kritische Frist in eine Kurzzeit-Pflegefamilie gegeben und erst dann in ihre Dauer-Familie weitervermittelt.  

Okay. Das bestätigt meine aktuelle Idee, dass eben dieses Hin und Her und die damit verbundenen Traumata für das Kind vermieden werden sollten.

Das heißt die Entwicklung des Charakters des Bio-Papas sähe dann so aus: Er erfährt von seiner Tochter (bspw. durch Mitarbeiterwechsel beim Jugendamt) und hat zunächst dieses romantische Bild im Kopf von wegen "Wenn sie bei mir ist, sind wir eine Familie und alles ist gut". Im Laufe der Handlung muss er sich dann damit auseinandersetzen, dass das Mädchen bei seiner Pflegefamilie liebevoll aufwächst und ein Kontakt zu ihm eine große Belastung darstellen würde. Er soll damit hadern und schließlich aber den Anspruch auf das Sorgerecht fallen lassen (juristisch bin ich noch nicht sicher, wie das läuft), sodass das Mädchen weiterhin bei der Pflegefamilie aufwachsen kann und evt sogar eine Adoption möglich wird.

Was denkt ihr? Sollte zum Wohl des Kindes lieber gar kein Kontakt am Ende bestehen (also das Ganze ohne ihr Wissen zwischen ihm, dem Jugendamt und der Pflegefamilie geregelt werden), also ein "harter Schnitt"? Ihm könnte sich nämlich die Möglichkeit bieten, für längere Zeit zu verreisen, Europa zu entdecken und sozusagen damit abzuschließen.


liebe Grüße
die Kirsche
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MissClara
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Beiträge: 666



Beitrag06.05.2021 13:09

von MissClara
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Beim NDR gibt es aktuell eine (sehr berührende) dreiteilige Doku mit dem Titel "Kurzzeitschwester" - Kontakt zu den leiblichen Eltern ist dort gar nicht Thema. Aber es ist wirklich sehenswert, wenn du das Thema von allen Seiten beleuchten möchtest.


EDIT: Was deinen Plot angeht - spontan würde ich sagen, er sollte das Thema Kontakt auf einen späteren Zeitpunkt verschieben - nämlich wenn sie alt genug ist, das selbst zu verstehen. Das würde für mich Größe zeigen. So im Sinne: "Ich bin hier, wenn sie es möchte".
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Paprikabällchen
Gänsefüßchen
P


Beiträge: 15



P
Beitrag06.05.2021 21:40
Re: Pflegekind und leibliche Eltern
von Paprikabällchen
Antworten mit Zitat

Amarenakirsche hat Folgendes geschrieben:
1. Der männliche Prota ist mit 15 Vater geworden, hat dies aber lange Zeit nicht gewusst, weil die Kindesmutter in der Schwangerschaft den Kontakt abgebrochen hat --> Ist das legitim oder muss er bei der Geburt informiert werden?

Ist legitim. Er muss auch nicht als Vater nach der Geburt eingetragen werden, die Entscheidung liegt voll und ganz bei der Mutter. (Es könnte ja auch sein, dass der Vater unbekannt ist, wenn die Mutter z.B. wechselnde Partner hatte)

Amarenakirsche hat Folgendes geschrieben:
2. Das Kind wurde relativ bald nach der Geburt in eine Pflegefamilie gegeben --> Ist es wichtig, ob freiwillig oder nicht? Wenn die Mutter den Kontakt zu ihrer Tochter nicht wünscht, würde dann automatisch eine Adoption erfolgen und der Vater hätte somit später gar keine Rechte mehr?

Das Kind wird der Mutter entzogen, wenn das Kindeswohl gefährdet ist. Wird dann zum Pflegekind, weil die Mutter "Anspruch" aufs Kind hat, wenn sie ihre Lebenssituation dem Kind anpasst (also z.B. Clean wird, Job kriegt, etc.). Das Kind kann man also sowohl gezwungenermaßen als auch freiwillig zum Pflegekind machen. Eine Adoption ist aber immer freiwillig. Damit der Vater irgendwelche Rechte hat (falls er nicht in der Geburtsurkunde steht) muss er sich diese Einklagen mit Gentest und so. Wie das ist, wenn er die Vaterschaft nach einer möglichen Adoption einklagt, kann ich dir nicht sagen, aber ich denke mal, dass er dann schon entsprechend Rechte auf das Kind hat ...? Auf jeden Fall sollte er dem Kind eine gerechte Umgebung bieten können, damit er überhaupt Erfolg hat, also zumindest eine Wohnung. Bei gleichem Anspruch gewinnt der mit dem besseren "Ressourcen".

Das sind "meine" Erfahrungen. Das ist so in etwa das, was ich mal bei einem Rechtsstreit in meinem näheren Umfeld mitbekommen habe^^
Falls die Fragen so schon beantwortet wurden tuts mir leid (hab nicht alle Beiträge gelesen:-)
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