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hobbes
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Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
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Beitrag15.04.2021 09:24

von hobbes
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Menagerie

Im Zoo sind es Tiere. Natürlich sind es im Zoo Tiere, was denn sonst. Tiere im Zoo sind völlig normal. Sofern sie sich hinter Zäunen befinden.
Die Tiere, die sie sieht, laufen allerdings die Wege entlang. Wild durcheinander: ein Löwe, ein Kamel, ein Zebra, ein Erdmännchen, noch eins, eine Riesenschildkröte, ein Schimpanse, ein Stacheltier, …
Und darüber kreisen die Vögel. Welche genau, das erkennt sie nicht, sie fliegen zu hoch. Einen Kreis fliegen sie, ein immerwährendes Karussell. Nie bricht einer aus.
Sie setzt sich auf eine Bank und betrachtet die unermüdliche Prozession, die an ihr vorüberzieht. Lange sitzt sie und schaut, irgendwann kommt der Löwe wieder vorbei, das Kamel und das Zebra, alles wieder von vorn, Karussell der Tiere.
Dazwischen gesellen sich ein paar Menschen zu ihr auf die Bank.
Ein junger Mann mit Kind:
„Papa, warum sitzt die Frau da und macht nichts?
„Tine, psst! Hier, nimm noch einen Keks.“

Eine alte Dame:
„Guten Tag, ist bei Ihnen noch frei? Meine Beine machen nicht mehr so richtig mit, wissen Sie. Eigentlich bräuchte ich einen Rollator, meine Enkel liegen mir damit schon seit über einem Jahr in den Ohren, irgendwann geht einfach alles kaputt, aber ach du liebe Zeit, das wollen Sie natürlich alles gar nicht wissen, verzeihen Sie bitte. Schönes Wetter heute, nicht wahr?“
Später dann eine Lautsprecherdurchsage. Man möge sich bitte zu den Ausgängen begeben, der Zoo schließe in einer halben Stunde.  
Sie steht auf und geht am Rand der Wege entlang, immer darauf bedacht, die Prozession der Tiere nicht zu stören.
Was wohl passieren würde, fragt sie sich, würde sie sich mitten auf den Weg stellen? Ob der Bär einfach durch sie hindurchginge? Oder sie durch ihn? Ein Knall, ein Plopp, ein sich auflösen?
Sie bleibt am Rand. Tritt fast auf einen Käfer, der ist echt. Empört fliegt er davon.
Das Drehtor quietscht, als sie hinausgeht. Vor dem Tor sind keine Tiere mehr, nur Hunde an Leinen und ihre Menschen dazu.
Als sie später nach Hause kommt, sieht sie aus dem Dachfenster hinaus und ihr ist, als würden die Vögel drüben, am anderen Ende der Stadt, noch immer einen Kreis fliegen.

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nebenfluss
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Beitrag15.04.2021 13:29

von nebenfluss
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Ich glaube,
hobbes hat Folgendes geschrieben:
Menagerie

gehört zum besten, was du je geschrieben hast.
Natürlich nur meine bescheidene Meinung.


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hobbes
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Beitrag15.04.2021 14:57

von hobbes
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Oh, wow. Danke.

Das hört sich jetzt vermutlich nach "fishing for compliments" an und vielleicht ist es das ja auch, aber tatsächlich stehe ich etwas irritiert vor der Frage, was daran jetzt besser ist als an den anderen.
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nebenfluss
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Beitrag15.04.2021 16:07

von nebenfluss
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Wenn ich das wüsste, hätte ich es hingeschrieben.
Wird also leider nichts mit dem Fishing.


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hobbes
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Beitrag15.04.2021 16:20

von hobbes
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Laughing

Die aktuelle Folge ist übrigens entstanden, als ich mit dem Kind zum 228. Mal Lego-Zoo gespielt und mir dabei selbst fürchterlich leid getan habe.
Notiz an mich: Man weiß nie, wozu es gut ist.
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hobbes
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Beitrag20.04.2021 13:14

von hobbes
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Freier Fall

An ihrem Arbeitsplatz stürzen sich die Toten aus dem Fenster.
Sie arbeitet in einem Hochhaus. Siebenundvierzig Stockwerke, ihr Arbeitsplatz liegt im achtzehnten.
Und natürlich lassen sich die Fenster nicht öffnen, aber das stört die Toten nicht weiter. Sie stürzen ja auch nicht wirklich hinaus und hinunter, sie gehen einfach durch das Glas hindurch. Als wäre da überhaupt kein Fenster. Als hätten sie draußen immer noch festen Boden unter den Füßen. Ein, zwei Schritte gehen sie ins Nichts, dann sinken sie. Langsam und aufrecht, wie in einem Fahrstuhl.
Sie hat es beobachtet, vom Fenster aus und von der Terrasse der Cafeteria im achtunddreißigsten Stock. Die Toten schweben hinunter, wie in einem unsichtbaren Aufzug. Zwischendurch nehmen sie Fahrt auf, dann werden sie wieder langsamer, bis sie gemächlich und sehr sacht auf der Erde aufsetzen. Dort nehmen sie ihren Weg wieder auf, gehen am Zeitschriftenkiosk vorbei und an der Ampel, verschwinden schließlich hinter dem großen Ahorn in der Grünanlage.
Manchmal geht es den ganzen Tag so. Wie eine Ameisenstraße. Die Toten kommen aus dem kleinen Kabuff, in dem der Kopierer steht und unzählige Kartons und Kisten voller Büromaterialien. Über den Flur gehen sie ins Großraumbüro, an ihrem Schreibtisch vorbei, mitten durch die Benjaminis der Blumenabtrennungen hindurch, bis zum Fenster neben Kottmöllers Platz. Von dort hinaus ins Freie, ein, zwei Schritte, dann halten sie inne. „Vorsicht, Türen schließen“, denkt sie sich die automatische Fahrstuhlansage dazu und rechnet jeden Moment damit, dass einer von ihnen ihr zuwinken wird.
Einmal ist es tatsächlich passiert - zumindest kam es ihr so vor - und natürlich hat sie zurückgewunken, was ihr einen irritierten Blick von Kottmöller eingebracht hat.
Kottmöller, der mittlerweile dauerhaft irritiert ist. Weil sie immerzu in seine Richtung starrt und ständig neben ihm am Fenster auftaucht, um nach unten zu sehen.
„Willst du mich überwachen?“, hat er irgendwann gefragt. Überwachen, als ob. Ausgerechnet sie.
Kottmöller ist es dann auch, der auf der Terrasse der Cafeteria neben ihr steht, als sie sich gerade an die Balustrade lehnt und die Fassade hinuntersieht.
„Immer schön oben bleiben!“, sagt er und lacht. Natürlich ist es gar nicht möglich, sich hinunterzustürzen, es ist alles bestens abgesichert. Andererseits: man weiß ja nie.

Sie fragt sich, warum man sich Fassaden hinunterstürzt, wenn man tot ist. Vielleicht, weil man es kann. Aber warum dann nicht gleich von ganz oben?  
Und überhaupt: Warum gerade hier, in ihrem Hochhaus, warum beginnt eine solche Reise im Muff eines winzigen Kopierraums?
Das macht doch keinen Sinn.

Das hat sie auch der Therapeutin gesagt: „Das macht doch keinen Sinn“, hat sie gesagt.
Und die Therapeutin: „Ah ja?“ Pause. „Sie meinen also, es müsse Sinn machen?“
Natürlich, hat sie gedacht. Das ist es. Es macht wirklich keinen Sinn. Noch nicht einmal, wenn man tot ist, macht irgendetwas Sinn.

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d.frank
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Beitrag20.04.2021 13:41

von d.frank
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Ich möchte weiterlesen!

Ging mir bei den letzten beiden Abschnitten nicht so, hatte schon die Befürchtung, ich könnte dich mit einer meiner Rückmeldungen zum Roman gedrängt haben.
Hier ist es wieder leichtgängig, offen, und trotzdem nicht langweilig.
Weil ich Dir noch eine Antwort schulde und weil es gerade passt:

Aus diesen Situationen einen Roman zu stricken, könnte schwer werden, weil es den Leser irgendwann nach Antworten dürstet, nach Sinn.

Aber du machst das schon! Wie man unschwer erkennen kann smile


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nebenfluss
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Beitrag20.04.2021 14:15

von nebenfluss
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"Freier Fall" gefällt mir sehr, sehr gut.
Interessanter Titel, denn das, was man landläufig unter einem freien fall versteht, passt ja nicht zu dieser 'Fahrstuhlmethode'. Vielleicht beschreibt er aber auch eher den freien Fall der Prota oder deutet auf die Freiheit der Toten hin.
hobbes hat Folgendes geschrieben:
Sie stürzen ja auch nicht wirklich hinaus und hinunter, sie gehen einfach durch das Glas hindurch. Als wäre da überhaupt kein Fenster. Als hätten sie draußen immer noch festen Boden unter den Füßen. Ein, zwei Schritte gehen sie ins Nichts, dann sinken sie. Langsam und aufrecht, wie in einem Fahrstuhl.
Sie hat es beobachtet, vom Fenster aus und von der Terrasse der Cafeteria im achtunddreißigsten Stock. Die Toten schweben hinunter, wie in einem unsichtbaren Aufzug.

Die beiden roten Sätze würde ich rauskürzen.


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hobbes
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Beitrag20.04.2021 14:29

von hobbes
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Das ist ja witzig, dass du (@d.frank) dich gerade heute meldest. Ich habe nämlich heute an dich gedacht und mich gefragt, ob ich vielleicht doch mal wieder eine "habe ich eigentlich was Falsches gesagt?"-PN losschicken sollte Laughing

Was Großes also ein Roman. Wenn man vom Geisterhaus absieht, kann ich mir das noch nicht vorstellen. Gerade heute habe ich darüber nachgedacht, mich mit den Toten beim LCB zu bewerben. Die wollen da eine 30seitige Leseprobe und schon da frage ich mich, ob das dann überhaupt lesbar ist. Wenn es so geballt daherkommt. Ich glaube es eher nicht. Als Roman müsste da vermutlich schon noch irgendwas dazwischen kommen. Aber wer weiß (ich noch nicht).
Zumal ich mich auch frage, ob sich das nicht irgendwann wiederholt. Vielleicht tut es das sogar jetzt schon, in gewisser Weise.

Aber das Gute ist ja, ich muss das alles noch gar nicht wissen (außer, ich bewerbe mich wirklich, dann müsste ich nämlich ein Exposé schreiben).

*

Oh, gleich noch eine Meinung. Ja, der Titel, den mochte ich auch, darum steht er natürlich auch da. Obwohl er ja eigentlich nicht passt, aber gerade durch den Widerspruch dieses "eigentlich nicht passens" mag ich ihn.
Mit Kürzen habe ich ja generell wenig Probleme smile Und an den genannten Stellen sowieso nicht. Aber was wolltest du mir mit der blau markierten Stelle sagen? Ist das die Begründung fürs Kürzen?
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nebenfluss
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Beitrag20.04.2021 15:19

von nebenfluss
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hobbes hat Folgendes geschrieben:

Mit Kürzen habe ich ja generell wenig Probleme smile Und an den genannten Stellen sowieso nicht. Aber was wolltest du mir mit der blau markierten Stelle sagen? Ist das die Begründung fürs Kürzen?

Ja, genau, wegen der Dopplung.


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Klemens_Fitte
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Beitrag20.04.2021 15:54

von Klemens_Fitte
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Der einzige (aktive) Faden im dsfo, bei dem ich es nicht bereue, wenn ich auf den neuesten Beitrag klicke.

Freier Fall ist (wieder) ein hervorragendes Mosaiksteinchen – zur Frage, ob und wie sich das (für mich) zu einem Ganzen zusammensetzt (-setzen ließe/-setzen wird), mache ich mir zwar schon seit einiger Zeit so meine Gedanken, aber verwortenschriftlichen möchte ich die (noch) nicht. Sondern erst mal nur weiterlesen.


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nebenfluss
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Beitrag20.04.2021 17:21

von nebenfluss
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Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Der einzige (aktive) Faden im dsfo, bei dem ich es nicht bereue, wenn ich auf den neuesten Beitrag klicke.

Betrifft das auch deinen Drabble-Faden ... wenn du mittags mal nachschaust, was du da morgens wieder gepostet hast Laughing


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hobbes
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Beitrag20.04.2021 19:35

von hobbes
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Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Der einzige (aktive) Faden im dsfo, bei dem ich es nicht bereue, wenn ich auf den neuesten Beitrag klicke.

Oha. Das freut mich einerseits, andererseits ist mir latent unwohl, wenn ich es lese, weil ich befürchte, dass es bei manch einem oder einer zu so etwas wie "hier die, da ich/wir" beiträgt.
Womit ich überhaupt nicht sagen will, dass du das so gemeint hast, vermutlich käme überhaupt niemand auf die Idee, in diese Richtung zu denken, hätte ich jetzt nicht selbst das Fass überhaupt erst aufgemacht.
Aber für den Fall, dass doch jemand in diese Richtung denkt, wollte ich es ungern einfach so stehen lassen. Möge jeder schreiben und lesen und gut und schlecht finden, was er will.

Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Freier Fall ist (wieder) ein hervorragendes Mosaiksteinchen – zur Frage, ob und wie sich das (für mich) zu einem Ganzen zusammensetzt (-setzen ließe/-setzen wird), mache ich mir zwar schon seit einiger Zeit so meine Gedanken, aber verwortenschriftlichen möchte ich die (noch) nicht. Sondern erst mal nur weiterlesen.

Darüber freue ich mich hingegen uneingeschränkt. Und auch darauf, zu gegebener Zeit deine Antwort auf die Frage zu hören.
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d.frank
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Beitrag20.04.2021 21:50

von d.frank
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Zitat:
vielleicht doch mal wieder eine "habe ich eigentlich was Falsches gesagt?"-PN losschicken sollte


 Laughing Laughing

Hab auch an dich gedacht. Und mich gefreut, als es hier wieder was zu lesen gab. smile

Zum Thema Exposé und Deadlines:

Das kann klappen, kann aber auch nach hinten losgehen.
Ich würde mir da nicht so viel Druck machen und erstmal weiter sammeln.
Denke, du bist hier wirklich noch in einer Phase des Vorantastens, wenn du das jetzt in trockene Tücher packst, wird das noch ein Schnellschuss.
Ich denke, bei diesem Wettbewerb und dem nachfolgenden Stipendium geht es eher um soweit Fertiges, an dem noch gefeilt werden soll.  
Klar, ist das auch verlockend, ich kenne das.
Was ich eigentlich sagen will: Druck ist kacke! Jedenfalls meistens und im kreativen Prozess, kommt aber wohl auch auf die Persönlichkeit an.

Zum Thema Wiederholungen:
Das einzige, was sich bisher wiederholt sind die Toten, so jedenfalls in meinem Empfinden


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hobbes
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Beitrag20.04.2021 22:06

von hobbes
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d.frank hat Folgendes geschrieben:
Ich würde mir da nicht so viel Druck machen und erstmal weiter sammeln.

Oh, keine Sorge, Druck mache ich mir nicht. Generell nicht und auch deshalb nicht, weil ich aus diversen Gründen sowieso nicht glaube, dass ich da auch nur annähernd in die nähere Auswahl komme. Von daher ist es eigentlich eh Zeitverschwendung. Aber nun denn, man weiß nie.
In jedem Fall dauert es ja noch bis zur Deadline, von daher kann ich mir eh noch Zeit lassen.

Und klar, die Toten wiederholen sich. Nur halt hoffentlich (noch) nicht in der Form, dass man denkt: Rolling Eyes Orr, kann die jetzt nicht mal zur Sache kommen, das mit den Toten habe ich schon beim vierten Mal verstanden, was soll das mit den anderen 53 Beispielen.
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Klemens_Fitte
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Beitrag21.04.2021 06:55

von Klemens_Fitte
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hobbes hat Folgendes geschrieben:
Oha. Das freut mich einerseits, andererseits ist mir latent unwohl, wenn ich es lese, weil ich befürchte, dass es bei manch einem oder einer zu so etwas wie "hier die, da ich/wir" beiträgt.


Verstehe ich. Ginge mir wohl auch so, schrübe es jemand in meinem Faden (bzw. ging mir in ähnlichen Fällen ähnlich). War aber weniger grundsätzlich gemeint, als es sich liest, sondern beschrieb nur meine gestrige Leseerfahrung.

nebenfluss hat Folgendes geschrieben:
Betrifft das auch deinen Drabble-Faden ... wenn du mittags mal nachschaust, was du da morgens wieder gepostet hast Laughing


Könnte man meinen, aber nee, eigentlich hab ich mit den Drabbles spätestens dann meinen Frieden gemacht, wenn ich sie poste. Und sollte mir mal eins weniger gelungen erscheinen, muss ich ja nix mehr damit machen bzw. kann warten, bis es früher oder später hinter den nachfolgenden verschwindet.


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psi
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Beitrag23.04.2021 16:22

von psi
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Wie schön! love
Ich finde diese Fahrstuhlfahrt ganz phantastisch, das Bild wird mich erstmal begleiten, danke dafür =)
hobbes hat Folgendes geschrieben:
Sie fragt sich, warum man sich Fassaden hinunterstürzt, wenn man tot ist. Vielleicht, weil man es kann. Aber warum dann nicht gleich von ganz oben?

Außerdem hat diese Stelle Erinnerungen geweckt, die in diesem Kontext besonders lustig sind und ich musste ganz fest grinsen.
Gefällt mir sehr gut!
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anderswolf
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Beitrag23.04.2021 17:23

von anderswolf
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Im Übrigen bin ich zwar jetzt erst dazu gekommen, den "Freien Fall" zu lesen, aber ich werde es nach diesem Kommentar gleich wieder tun, ich bin nämlich ver! zückt! vor allem von den Gedanken, die ich mir als Leser gemacht habe ("Warum gerade aus dem Kopierraum?" zum Beispiel), die dann auch gleich so im Text auftauchen. Da finde ich es gar nicht schade, dass meine Kapazität zum Texte bekritteln gerade ganz aufgebraucht ist, weil das, was ich da lese, ist, wie es da steht, so richtig schön perfekt, da kann mein Gehirn sich einfach nur entspannen. Noch ne Runde!

Kottmöller lol
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anderswolf
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Beitrag26.04.2021 13:10

von anderswolf
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anderswolf hat Folgendes geschrieben:
so richtig schön perfekt


Das Wochenende über habe ich drüber nachdenken müssen, dass dir das ja mal gar nicht weiterhilft. Hier also eine aus dem Ärmel geschüttelte Begründung: "Freier Fall" ist unprätentiös lässig formuliert, dabei gleichzeitig unterhaltsam bis hin zur Amüsanz. Dass die Grundannahme (LI sieht Tote umherwandeln) schon bekannt ist aus vorigen Fragmenten, hilft bei der Akzeptanz des Gelesenen, die Toten wirken auf ihrer Ameisenprozession vom Kopierer zum Ahorn vertraut, ja mehr noch: als Running (oder Walking and Sinking) Gag. Hier gibt es trotzdem keine Effekthascherei, trotz der nicht geringen Paranormalität. Oder eher trotz der vielleicht beunruhigend zu nennenden psychischen Verfassung des LI.
Und dann geht die ganze Amüsanz plötzlich in eine tiefergehende Fragestellung über, eine Erkenntnis, die in die beobachtende Protagonistin hineinsinkt wie die Geister in die Grünanlage: Welchen Sinn muss das haben, hat es überhaupt einen und wenn ja, warum nicht?
Das ist so scherenschnittig wiedererkennbar gebastelt, wie aus dem (Ab)Leben gegriffen, das scheint irgendwie bekannt und kann es natürlich nicht sein.

Das einzige, was mich sprachlich echt abtörnt, ist die Verwendung von "Sinn machen", weil das für mich gar nicht geht. Bei aller Verwurstung der Sprache, die gerade in den letzten Jahren (und besonders dem letzten, man denke nur an die ironiefreie Benutzbarkeit eines Wortes wie "Bundesnotbremse") Einzug gehalten hat in unser aller Vokabular - ich nehme mich da auch gar nicht von aus, ganz im Gegenteil flantsche ich ja auch mal gern flapsig meine unausgegorenen Gedanken an ordentlich formulierte Texte -: "Sinn machen" ertrage ich nicht oder zumindest nicht gut. Das zu lesen entspricht dem Hirnäquivalent einer unbedachten Bewegung, wenn ich zu lange mit doof gekipptem Becken in der Küche gestanden habe und mein immer noch nicht komplett rehabilitierter Bandscheibenflutsch mich daran erinnert, dass ich doch wieder mehr Bauchmuskeltraining machen sollte (von wollen kann da ja nicht gesprochen werden): so ein ganz kurzer Stich mit einem sehr präzisen, ja fast auf einen mikroskopisch kleinen Punkt verengten Plasmaschneider: beißt höllisch für eine Femtosekunde, bevor die Deflektion wieder einsetzt.

Ansonsten: prima.

Edit: Na, ob das nun hilfreicher war 🤔
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Beitrag26.04.2021 21:18

von hobbes
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psi hat Folgendes geschrieben:
Außerdem hat diese Stelle Erinnerungen geweckt, die in diesem Kontext besonders lustig sind und ich musste ganz fest grinsen.

Eine geheimnisvolle Andeutung! Das ist eigentlich nicht erlaubt, normalerweise müsstest du das jetzt sofort erklären, aber hey, weil du so schöne Worte für meinen Text hattest, überlese ich es einfach.
smile Danke!
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Beitrag26.04.2021 21:25

von hobbes
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anderswolf hat Folgendes geschrieben:
ich bin nämlich ver! zückt!

Hach, ja. Wenn aus den Toten ein Buch geworden ist, zitiere ich dich damit auf der Rückseite Laughing

anderswolf hat Folgendes geschrieben:
Edit: Na, ob das nun hilfreicher war 🤔

Das war in jedem Fall sehr schön zu lesen smile
Und an Bandscheibenschmerzen will ich keinesfalls in irgendeiner Form beteiligt sein. Tatsächlich muss ich gestehen, mir keiner Schuld bewusst gewesen zu sein. Jetzt, wo du es sagst, erinnere ich mich aber daran, irgendwann schon mal darüber gelesen zu haben, das "Sinn machen" wirklich und überhaupt gar nicht geht. Nun denn, ich scheine es verdrängt zu haben. Gelobe aber natürlich Besserung.
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Beitrag05.05.2021 23:11

von hobbes
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Die Stille der Worte

Anfangs ist sie mit den Kollegen Mittagessen gegangen. Zum Inder, Chinesen, Italiener, Japaner, dann wieder von vorn. Sie saßen gemeinsam am Tisch und haben aufs Essen gewartet. Die anderen haben sich unterhalten, sie hat kaum mehr gesagt, als ihre Bestellung aufzugegeben.
Vielleicht sehe ich deshalb die Toten, hat sie gedacht. Bei mir können sie sicher sein, dass ich ihnen kein Gespräch aufbürde. Was soll man auch sagen – Wie ist es denn so im Jenseits? Gutes Essen? Netter Chef? Bekannte getroffen?
Vielleicht ist das der Himmel, hat sie gedacht. Nie mehr reden müssen. Keine Belanglosigkeiten mehr austauschen.

Irgendwann ist sie nicht mehr mitgegangen. Zum Inder, Chinesen, Italiener, Japaner, dann wieder von vorn. Sie holt sich stattdessen belegte Brötchen beim Bäcker. Manchmal auch eine Bratwurst.
Damit schlendert sie durch die Stadt und betrachtet die Menschen um sich herum. Im Gewusel fällt es ihr schwer, sie zu unterscheiden. Ist das ein Toter? Oder eine Lebende?

Manchmal tut sie so, als würde sie gedankenlos in jemanden hineinlaufen. Einfach, um zu spüren, ob da wirklich jemand ist.
„Entschuldigung“, sagt sie, wenn es zu einem Zusammenstoß kommt. „Verzeihen Sie, ich habe Sie gar nicht gesehen.“
Und das stimmt sogar. Auf dem letzten Meter macht sie die Augen zu, will nicht sehen, was passiert, auf wen oder was sie trifft, wenn es keinen Zusammenstoß gibt. Geht sie durch den anderen hindurch? Weicht er aus? Bleibt er an ihr hängen?
Hinterher betrachtet sie sich in den Schaufenstern, scannt ab, ob etwas an ihr anders ist.
Aber nein. Sie sieht aus wie immer.

Manchmal setzt sie sich auf eine Bank, auf der schon jemand sitzt. „Ist hier noch frei?“, fragt sie. Setzt sich auch dann, wenn sie keine Antwort bekommt, gerade dann. Fragt sich, ob da jetzt tatsächlich einer sitzt, ein echter, lebender Mensch. Der einfach nur abgelenkt war, an etwas anderes gedacht, ihre Frage gar nicht gehört hat.
Am liebsten würde sie so lange sitzen bleiben, bis der andere aufsteht. Oder sich jemand auf seinen Platz setzt.
Doch es passiert weder das eine noch das andere. Nie setzt sich einer dazu und immer ist sie die erste, die aufsteht. Sie hat fünfundvierzig Minuten Pause, fünfzehn davon hat sie für den Weg und den Brötcheneinkauf verbraucht, fünf benötigt sie für den Rückweg.
Die Toten haben mehr Ausdauer. Aber ewig sitzen auch sie nicht: Wenn sie nach Feierabend noch einmal an der Bank vorbeigeht, sind sie fort. Zumindest sitzt da nie der gleiche wie noch am Mittag. Und nie allein. Abends finden sich auf der Bank verliebte Pärchen, alte Damen, die sich angeregt unterhalten oder ältere Paare mit Hund.

Also geht sie nach Hause, in ihre stille Wohnung. Wo sie sich fragt, wie viele Worte sie an diesem Tag gesprochen hat und ob überhaupt.
„Guten Morgen“, „Ein Käsebrötchen, bitte“, „Schönen Feierabend“ und ab und an wollte einer der Kollegen etwas von ihr wissen.
Natürlich hat sie gesprochen.
„Hallo“, sagt sie dennoch in die Stille der Wohnung hinein. Nur, um sich zu vergewissern. „Wie war dein Tag? Geht es dir gut? Hast du Hunger, möchtest du etwas essen?“
Niemand antwortet ihr, natürlich nicht.

„Wünschen Sie sich das denn?“, fragt die Therapeutin. „Dass da jemand ist, der Ihnen antwortet?“

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