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Erstlingswerk - Eindrücke über den Prolog


 
 
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Estelle Villon
Geschlecht:weiblichSchneckenpost

Alter: 32
Beiträge: 14



Beitrag15.04.2021 17:59
Erstlingswerk - Eindrücke über den Prolog
von Estelle Villon
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Hallöchen~

ich bin recht neu in diesem Forum und hatte mich ursprünglich zwecks Recherche angemeldet. Allerdings wäre ich professionellen Meinungen nicht abgeneigt - vor allem da ich gerade an meinem Erstlingswerk sitze Embarassed

Wichtig ist mir das Feedback vor allem, da ich mit einem Protagonisten arbeite, der eher in die Schiene Antagonist fällt. Es ist ein Drahtseilakt, ihn darzustellen, da ich die Sorge habe, dass ich bei der Darstellung schnell Gefahr laufe, ihn als langweilig/trist darzustellen. Daher wollte ich gern hier um persönliche Eindrücke bitten, wie er wirkt - ob zu tragisch, zu langweilig, damit ich an dieser Problematik arbeiten kann smile



Hier ein Ausschnitt von Anfang an:

Der silberne Kaffeevollautomat brummte laut vor sich her, als dessen Mahlwerk die Kaffeebohnen verarbeitete, die Benjamin Lockhart zuvor in den Behälter gefüllt hatte.
Der gelangweilte Blick des 26-Jährigen war geradezu stur auf den großen Becher vor ihm gerichtet und er füllte sich seiner Meinung nach viel zu langsam mit der dringend benötigten, schwarzen Flüssigkeit.
Der Streifenpolizist, der seit geraumer Zeit aufgrund seiner Inkompetenz zu einem inoffiziellen Sachbearbeiter degradiert wurde seufzte leise auf und sein Blick schweifte zu dem breiten Fenster neben ihm.
Dunkle, graue Wolken hatten auch an diesem Dienstagvormittag Londons Himmel verhangen. Ganze drei Tage dauerte der Regen nun schon an und hatte mit der Zeit die Gemüter vieler Stadtbewohner getrübt.
Einzigst vereinzelte Blitze schenkten ihnen gelegentlich einen kurzen Lichtblick in dieser anhaltenden Finsternis, gefolgt von tiefem Donnergrollen.
Geistesabwesend sah der Schwarzhaarige dabei zu, wie der Wind die vielen kleinen und großen Regentropfen gegen das gerahmte Glas peitschte.
Für ihn hatte dieses Naturschauspiel schon immer etwas deprimierendes an sich, doch trotzdem konnte er seinen Blick davon nicht abwenden. Wie oft hatte er heute schon aus dem Fenster gesehen? Wie lange?
Wieviel von seiner effektiven Arbeitszeit hatte er dafür mittlerweile schon verschwendet?
Die Archivierung der Fallakten, die ihm am frühen Morgen zugeteilt wurden, ging nur schleppend voran. Noch immer hatte er einen hohen Stapel auf seinem Schreibtisch liegen, der einfach nicht kleiner werden wollte.

“Hey, Lockhart!” rief plötzlich jemand den jungen Mann und riss ihn damit unsanft aus seinen Gedanken. Erschrocken fuhr sich der Angesprochene durch das kurze, chaotische Haar und wandte sich zaghaft zu der Person um, die ihn soeben beim Nachnamen genannt hatte.
Es waren die wie Benjamin gleichrangingen Constables Mike und Jake, die ihm einen kurzen, provokanten Blick zuwarfen.
“Was meinen Sie, wer dieses Jahr die meisten Tore schießen wird? The Gunners oder Chelsea?” hakte der Blonde Mike neugierig nach und erntete wie zu erwarten nur das übliche, schiefe Lächeln Benjamins, dass er stets im Gespräch mit Anderen aufgesetzt hatte. Das Zweierteam beobachtete Lockhart dabei, wie er sich unsicher am Hinterkopf kratzte.
“Uhm…” begann Benjamin zögernd “...Fußball ist nicht so meins, tut mir Leid.”.
Jake rümpfte daraufhin die Nase und der Ausdruck seiner Augen besagte, dass er ohnehin nichts anderes von ihm erwartet hatte.
Auch wenn Benjamin in diesem Moment wirkte, als wäre er mit dem Kopf in den Wolken, so entgingen ihm die Reaktionen beider Männer keineswegs. Diese Art von Blicken wurden ihm auf der Arbeit häufiger zugeworfen.
“Ah.” gab Mike daraufhin unbeeindruckt von sich und sein Partner Jake konnte es sich dann doch nicht verkneifen, seinen Senf auch noch dazu zu geben “Nicht so wichtig. Letzten Endes haben doch nur echte Männer ein Gespür für Fußball.”.
Gehässiges Gelächter erfüllte die kleine Personalküche und die Beiden verabschiedeten sich mit einem beiläufigen Winken, dass wohl lediglich dem letzten, traurigen Rest ihres Anstands zuzuschreiben war. Nicht, dass ihr vorheriges Verhalten überhaupt davon gezeugt hätte.
Benjamin sah ihnen beim Verlassen der Küche hinterher.
Unbemerkt biss er die Zähne zusammen, doch verlor er dabei nicht das falsche Grinsen, dass er zuvor aufgesetzt hatte. Obwohl er innerlich kochte, kam es ihm nie in den Sinn die Maske des freundlichen, wenn auch offensichtlich zerstreuten Polizisten abzulegen.
»Wie können sie es wagen...?« schoss ihm unmittelbar danach durch den Kopf. Ja, wie konnten sie es nur wagen, sein Ego zu kränken?
Er konnte Mike und Jake schon von Anfang an nicht ausstehen. Diese hirnlosen Alphatiere mit ihrem dämlichen Gerede von Männlichkeit.
“Tch.” schnalzte der Schwarzhaarige daraufhin abschätzig mit der Zunge und starrte noch immer aus der offenen Tür, obwohl die anderen Constables schon längst aus seinem Sichtfeld verschwunden waren.
Eines Tages… eines Tages würden sie es noch bereuen, ihn so beleidigt zu haben.

Es dauerte keine fünf Sekunden, da drang bereits ein überaus genervtes Räuspern zu Benjamins Ohren. Erneut erschrak der schlaksige Mann und er wandte sich hastig um. Er erspähte eine weitere Arbeitskollegin, die die Hände in die Hüften stemmte. Marry? Nein, Marla? Sie musste durch die andere Tür gekommen sein, er hatte sie gar nicht bemerkt.
“Sind Sie endlich fertig?” fragte sie ihn schnippisch und schien mehr als nur genervt davon zu sein, dass der junge Polizist schon länger die Kaffeemaschine blockierte.
“V-Verzeihung!” verneigte er sich direkt entschuldigend vor ihr und nutzte diesen kurzen Moment der gekonnten Ablenkung aus, um einen schnellen Blick auf ihr Namensschild erhaschen zu können.
Molly. Das war ihr Name. Zugegeben, er passte zu der kleinen, etwas rundlichen Blondine, doch im Endeffekt war es ihm dann doch ziemlich gleich, wie sie eigentlich hieß.
Der Schwarzhaarige griff gehetzt nach seiner Tasse und trat einen Schritt beiseite, um der Frau platz zu machen.
“Bitte entschuldigen Sie, Molly.”  lächelte er ihr verhalten entgegen, doch erntete er nur ein kurz angebundenes “Mh-hm.”.
Sie hatte es nicht einmal für nötig befunden, ihn eines Blickes zu würdigen. Vermutlich kannte sie nicht einmal seinen Namen. Wozu hatte er sich also noch gleich die Mühe gemacht, den Ihren in Erfahrung zu bringen?
Kurz noch hatte er Molly mit seinen hellblauen Augen fixiert, die sich indes voll und ganz auf die Maschine konzentrierte und ihn mit voller Absicht zu ignorieren schien.
“Also, bis dann.” hob er schließlich zur Verabschiedung die Hand, doch blieb eine erhoffte Reaktion der Blonden aus und er verließ innerlich genervt die Küche.
Er hasste diese Art von Frauen. Allen voran Solche, die ihm keinerlei Beachtung schenkten.
Doch unterdrückte er seine negativen Emotionen und sondierte stattdessen das Großraumbüro. Der Polizist fixierte direkt den Pfad zu seinem Schreibtisch, der sich in der hinterletzten Ecke des Raumes befunden hatte.
Benjamin quetschte sich an einer Trennwand vorbei und setzte sich auf seinen Bürostuhl, der sogar unter seiner schmächtigen Statur zu knarren begann.
Billige Ausstattung - eine weitere Folge der Sparmaßnahmen.  



Dies sind 'nur' 1000 Worte aus dem Prolog, der mittlerweile 5000 besitzt, allerdings bin ich mir noch unsicher, ob ich ihn auch als Prolog belassen will. Aber das werde ich wohl im späteren Verlauf entscheiden~

Oh! Bitte wundert euch nicht über die "falschen" Gänsefüße - das werde ich im Nachhinein überarbeiten, da ich eine Numpad-Kombination brauche und es in Google Docs dann auf einen Schlag mache.

Liebe Grüße
Stella

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Babella
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 61
Beiträge: 889

Das goldene Aufbruchstück Der bronzene Roboter


Beitrag15.04.2021 19:38
Re: Erstlingswerk - Eindrücke über den Prolog
von Babella
Antworten mit Zitat

Estelle Villon hat Folgendes geschrieben:
Der silberne Kaffeevollautomat brummte laut vor sich her, als dessen Mahlwerk die Kaffeebohnen verarbeitete, die Benjamin Lockhart zuvor in den Behälter gefüllt hatte.
Der gelangweilte Blick des 26-Jährigen war geradezu stur auf den großen Becher vor ihm gerichtet und er füllte sich seiner Meinung nach viel zu langsam mit der dringend benötigten, schwarzen Flüssigkeit.
Der Streifenpolizist, der seit geraumer Zeit aufgrund seiner Inkompetenz zu einem inoffiziellen Sachbearbeiter degradiert wurde seufzte leise auf und sein Blick schweifte zu dem breiten Fenster neben ihm.


Ich glaube, auch Kaffeeautomaten brummen vor sich hin und nicht vor sich her. Ein Einstieg mit einem derart technischen Vorgang (Mahlwerk, Behälter, zuvor, verarbeitet...) verlockt nicht gerade zum Lesen.
Nächster Eindruck: Mit wie vielen Leuten habe ich es zu tun? Benjamin, ein 26-Jähriger (Alter weglassen, das kommt echt polizeiberichtsmäßig rüber, kann man später noch sagen), und dann noch ein Streifenpolizist. Drei? Oder ist das immer derselbe (Journalistenmarotte, ganz schlimm)?
Zu derselben Kategorie: "schwarze Flüssigkeit" als Synonym für Kaffee - äh ... nein, bitte nicht.

Dann seufzen (seufzen ist echt öde) und Fenster (macht jeder am Anfang) ... und ich bin raus. Was willst du schreiben? Einen Krimi? Dann muss schon ein bisschen mehr passieren. Und Wendungen wie die mit der Versetzung auf Grund von Inkompetenz klingen höchst unprofessionell. Machen auch nicht neugierig auf Weiterlesen. "Seit seiner Strafversetzung in den Innendienst ..." würde ein paar Fragezeichen nach einer Vergangenheit entstehen lassen. "Unfähigkeit ist kein Dienstvergehen": Da muss schon ein bisschen mehr geschehen sein.

Pass auf die Adjektive auf. Das sind zu viele.

Also, das würde ich gründlich überarbeiten. Und ist das wirklich ein Prolog? Ist das nicht eher der Einstieg?
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Lisbeth Eulenauge
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 16
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag15.04.2021 19:52

von Lisbeth Eulenauge
Antworten mit Zitat

Hi Stella!

Ich habe den Text gerade vor allem in Hinblick auf deine genannten Sorgen durchgelesen. Tristess oder Langeweile kam bei mir nicht auf! Das ist jetzt natürlich nur ein ganz kurzer Textabschnitt, der noch nicht viel über deine Figur verrät, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass es ihr an Potenzial mangelt oder dass ein Leser an dieser Stelle nicht weiterlesen möchte.

Was mir stattdessen aufgefallen ist, wäre etwas anderes. Ich weiß, darum ging es in deiner Frage nicht, aber ich dachte ich werfe es mal ein.
Ich komme selbst aus der Fanfiktion-Welt und mir sind ein paar Tropes aufgefallen, die ich noch von damals kenne. Natürlich sind das einfach Stilfragen, aber ich dachte es wäre vielleicht hilfreich zu wissen, dass es zumindest bei mir gleich die Assoziation "Fanfiktion-Style" hervorgerufen hat. (Kann ja auch gewollt sein und ist nicht zwingend was Schlechtes!)
Damit meine ich vor allem Dinge, wie die Figur als "den Schwarzhaarigen" zu bezeichnen. Das kenne ich fast nur aus der Fanfiktionwelt und es erweckte in mir immer den Eindruck, dass diese alternative Bezeichnung für die Figur mit einem besseren Textaufbau hätte vermieden werden können. Es fühlt sich für mich immer ein bisschen künstlich an, die Figuren so zu betiteln, so als wären einem die Alternativen für "Name" und "er" ausgegangen und man habe Angst sich zu wiederholen.
Was mir auch auffiel war der recht inflationär benutzte Übergang zwischen Exposition und aktueller Handlung, in der die Figur "aus ihren Gedanken gerissen wird". An sich ein schöner Übergang, aber leider sehr häufig benutzt. (Vielleicht bin ich da aber auch wieder aus der Fanfiktionzeit ruiniert und in "richtigen" Büchern findet dieser Übergang gar nicht so viel Verwendung wie ich denke).
Ein Letztes noch, dann lass ich dich in Ruh: gleich am Anfang ging mir die Exposition ein bisschen zu schnell und ist manchmal ein bisschen zu ausführlich. Dass Benjamin die Kaffeebohnen zuvor in die Maschine gegeben hat fühlt sich als zusätzliche Info ein bisschen komisch an beim Lesen. Teilweise werden Infos wiederholt, zum Beispiel als eine Figur Benjamin beim Nachnamen nennt, was im nächsten Satz noch einmal erwähnt wird. Man stolpert beim Lesen ein bisschen drüber. Die doch recht wichtige Info, dass Benjamin degradiert wurde steht etwas verloren zwischen den anderen Infos und geht dabei etwas unter. Dieser Abschnitt hat vielleicht ein bisschen mehr Tiefe verdient und wäre vielleicht an einer späteren Stelle im Text mit mehr Raum besser aufgehoben.

Ich hoffe das war ein bisschen hilfreich, natürlich ist es immer einfacher, Fehler oder was man für Fehler hält, zu entdecken und darauf hinzuweisen, als mit richtigen Lösungsvorschlägen zu helfen, aber vielleicht hilft der Filter durch meine Brille ja ein bisschen, auch wenns nicht wirklich das war wonach du gefragt hast!
Außerdem ist das natürlich mehr als nur ein bisschen subjektiv und sollte selbstverfreilich mit einer ordentlichen Brise Salz genossen werden haha.

Liebe Grüße!
Lisbeth
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Rike La
Geschlecht:weiblichLeseratte


Beiträge: 164



Beitrag15.04.2021 19:59

von Rike La
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Hallo Stella,

hmm ja, da muss ich mich Babella leider anschließen. Der Einstieg (ein Prolog ist das mE nicht) liest sich sehr zäh und leider geht es dann auch so weiter.

Zu viele Adjektive, teilweise sind die Beschreibungen ziemlich ungelenk gewählt.

Das Alter würde ich auch unbedingt weglassen, außerdem Bezeichnungen wie "der Schwarzhaarige" und "die schwarze Flüssigkeit" und ähnliches.

Zitat:
“Hey, Lockhart!” rief plötzlich jemand den jungen Mann und riss ihn damit unsanft aus seinen Gedanken. Erschrocken fuhr sich der Angesprochene durch das kurze, chaotische Haar und wandte sich zaghaft zu der Person um, die ihn soeben beim Nachnamen genannt hatte.
Es waren die wie Benjamin gleichrangingen Constables Mike und Jake, die ihm einen kurzen, provokanten Blick zuwarfen.


Zum Beispiel an dieser Stelle stolpere ich mehrfach hintereinander, weil es nicht sauber formuliert ist, das ließe sich leicht ändern, indem du die Sätze umstellst.

Was mich auch etwas irritiert: warum beschreibst dein Prota das Äußere der Personen so genau?

Hmm ja, da würde ich auch noch einiges überarbeiten. Lies dir deinen Text vielleicht mal laut vor, das hilft mir immer dabei, Stellen zu finden, an denen es "hakt"...

Liebe Grüße
Rike
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Estelle Villon
Geschlecht:weiblichSchneckenpost

Alter: 32
Beiträge: 14



Beitrag15.04.2021 20:00

von Estelle Villon
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Babella,

danke für die schnelle Antwort.

Hm, in meinem Kopf hatte sich neben hin auch her festgesetzt, aber wenn es ein Fehler ist, ändere ich es natürlich ab.

Tatsächlich bin ich ein wenig verloren gewesen, was den Anfang betraf und dass ein technischer Vorgang nicht lockt, ist ein Argument.

Eigentlich handelt es sich um drei Streifenpolizisten, allerdings kommten die anderen Beiden dazu. Inwiefern Journalistenmarotte? Ich erkenne nur gerade den Zusammenhang nicht :l

Mh, seufzen sehe ich persönlich jetzt nicht als allzu schlimm an, aber ich bemühe mich generell, möglichst verschiedene (und nicht zu veraltete) Synonyme zu nutzen, damit ich nicht so viele Wortwiederholungen drin habe.

Deine Umschreibung mit dem Innendienst ist eine gute Alternative, muss ich gestehen.

Doch tatsächlich wird es kein Krimi, sondern soll mehr in Richtung Psycho-Thriller gehen.

Zum Prolog sagte ich bereits, dass ich mir da noch unsicher bin, ob ich ihn als Prolog belasse. Kann auch gut vorkommen, dass ich alles lösche.


Vielen Dank für deine ungeschminkte Meinung, denn nur dadurch lernt man Wink

Liebe Grüße


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Calvin Hobbs
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 55
Beiträge: 563
Wohnort: Deutschland


Beitrag15.04.2021 20:02
Re: Erstlingswerk - Eindrücke über den Prolog
von Calvin Hobbs
Antworten mit Zitat

Hallo smile
Estelle Villon hat Folgendes geschrieben:



Hier ein Ausschnitt von Anfang an:

Der silberne Kaffeevollautomat brummte laut vor sich her, als dessen Mahlwerk die Kaffeebohnen verarbeitete, die Benjamin Lockhart zuvor in den Behälter gefüllt hatte.
Der gelangweilte Blick des 26-Jährigen war geradezu stur auf den großen Becher vor ihm gerichtet und er füllte sich seiner Meinung nach viel zu langsam mit der dringend benötigten, schwarzen Flüssigkeit.
Der Streifenpolizist, der seit geraumer Zeit aufgrund seiner Inkompetenz zu einem inoffiziellen Sachbearbeiter degradiert wurde Komma seufzte leise auf und sein Blick schweifte zu dem breiten Fenster neben ihm.
Dunkle, graue Wolken hatten auch an diesem Dienstagvormittag Londons Himmel verhangen. Ganze drei Tage dauerte der Regen nun schon an und hatte mit der Zeit die Gemüter vieler Stadtbewohner getrübt.
Einzigst vereinzelte Blitze schenkten ihnen gelegentlich einen kurzen Lichtblick in dieser anhaltenden Finsternis, gefolgt von tiefem Donnergrollen. Erst war es drei Tage Regen, jetzt plötzlich Gewitter?
Geistesabwesend sah der Schwarzhaarige dabei zu, wie der Wind die vielen kleinen und großen Regentropfen gegen das gerahmte Glas peitschte.
Für ihn hatte dieses Naturschauspiel schon immer etwas deprimierendes an sich, doch trotzdem konnte er seinen Blick davon nicht abwenden. Wie oft hatte er heute schon aus dem Fenster gesehen? Wie lange?
Wieviel von seiner effektiven Arbeitszeit hatte er dafür mittlerweile schon verschwendet?
Die Archivierung der Fallakten, die ihm am frühen Morgen zugeteilt wurden, ging nur schleppend voran. Noch immer hatte er einen hohen Stapel auf seinem Schreibtisch liegen, der einfach nicht kleiner werden wollte.

“Hey, Lockhart!” Komma rief plötzlich jemand den jungen Mann und riss ihn damit unsanft aus seinen Gedanken. Erschrocken fuhr sich der Angesprochene durch das kurze, chaotische Haar und wandte sich zaghaft zu der Person um, die ihn soeben beim Nachnamen genannt hatte.
Es waren die Komma wie Benjamin gleichrangingen Constables Mike und Jake, die ihm einen kurzen, provokanten (oder provozierenden?) Blick zuwarfen.
“Was meinen Sie, wer dieses Jahr die meisten Tore schießen wird? The Gunners oder Chelsea?” Komma hakte der blonde Mike neugierig nach und erntete Komma wie zu erwarten Komma nur das übliche, schiefe Lächeln Benjamins, dass er stets im Gespräch mit anderen aufgesetzt hatte. Das Zweierteam beobachtete Lockhart dabei, wie er sich unsicher am Hinterkopf kratzte.
“Uhm…” begann Benjamin zögernd “...Fußball ist nicht so meins, tut mir leid.”.
Jake rümpfte daraufhin die Nase und der Ausdruck seiner Augen besagte, dass er ohnehin nichts anderes von ihm erwartet hatte.
Auch Komma wenn Benjamin in diesem Moment wirkte, als wäre er mit dem Kopf in den Wolken, so entgingen ihm die Reaktionen beider Männer keineswegs. Diese Art von Blicken wurden ihm auf der Arbeit häufiger zugeworfen.
“Ah.” Komma und kein Punkt gab Mike daraufhin unbeeindruckt von sich und sein Partner Jake konnte es sich dann doch nicht verkneifen, seinen Senf auch noch dazu zu geben entweder Punkt oder Doppelpunkt “Nicht so wichtig. Letzten Endes haben doch nur echte Männer ein Gespür für Fußball.” Ein Punkt reicht.
Gehässiges Gelächter erfüllte die kleine Personalküche und die beiden verabschiedeten sich mit einem beiläufigen Winken, dass wohl lediglich dem letzten, traurigen Rest ihres Anstands zuzuschreiben war. Nicht, dass ihr vorheriges bisheriges Verhalten überhaupt davon gezeugt hätte.
Benjamin sah ihnen beim Verlassen der Küche hinterher.
Unbemerkt biss er die Zähne zusammen, doch verlor er dabei nicht das falsche Grinsen, dass er zuvor aufgesetzt hatte. Unbemerkt von wem? Obwohl er innerlich kochte, kam es ihm nie in den Sinn Komma die Maske des freundlichen, wenn auch offensichtlich zerstreuten Polizisten abzulegen.
»Wie können sie es wagen...?« Komma schoss es ihm unmittelbar danach durch den Kopf. Ja, wie konnten sie es nur wagen, sein Ego zu kränken?
Er konnte Mike und Jake schon von Anfang an nicht ausstehen. Diese hirnlosen Alphatiere mit ihrem dämlichen Gerede von Männlichkeit.
“Tch.” Komma, kein Punkt schnalzte der Schwarzhaarige daraufhin abschätzig mit der Zunge und starrte noch immer aus der offenen Tür, obwohl die anderen Constables schon längst aus seinem Sichtfeld verschwunden waren.
Eines Tages… eines Tages würden sie es noch bereuen, ihn so beleidigt zu haben.

Es dauerte keine fünf Sekunden, da drang bereits ein überaus genervtes Räuspern zu an Benjamins Ohren.
Erneut erschrak der schlaksige Mann und er wandte sich hastig um. Er erspähte eine weitere Arbeitskollegin, die die Hände in die Hüften stemmte. Marry? Nein, Marla? Sie musste durch die andere Tür gekommen sein, er hatte sie gar nicht bemerkt.
“Sind Sie endlich fertig?” Komma fragte sie ihn schnippisch und schien mehr als nur genervt davon zu sein, dass der junge Polizist schon länger die Kaffeemaschine blockierte.
“V-Verzeihung!” Komma verneigte er sich direkt entschuldigend vor ihr und nutzte diesen kurzen Moment der gekonnten Ablenkung aus, um einen schnellen Blick auf ihr Namensschild erhaschen zu können.
Molly. Das war ihr Name. Zugegeben, er passte zu der kleinen, etwas rundlichen Blondine, doch im Endeffekt war es ihm dann doch ziemlich gleich, wie sie eigentlich hieß.
Der Schwarzhaarige griff gehetzt nach seiner Tasse und trat einen Schritt beiseite, um der Frau Platz zu machen.
“Bitte entschuldigen Sie, Molly.” Kein Punkt, sondern ein Komma lächelte er ihr verhalten entgegen, doch erntete er nur ein kurz angebundenes “Mh-hm.”.
Sie hatte es nicht einmal für nötig befunden, ihn eines Blickes zu würdigen. Wieso? Sie hat ihn doch angesprochen! Vermutlich kannte sie nicht einmal seinen Namen. Wozu hatte er sich also noch gleich die Mühe gemacht, den ihren in Erfahrung zu bringen?
Kurz noch hatte er Molly mit seinen hellblauen Augen fixiert, die sich indes voll und ganz auf die Maschine konzentrierte und ihn mit voller Absicht zu ignorieren schien.
“Also, bis dann.” Kein Punkt, sondern ein Komma hob er schließlich zur Verabschiedung die Hand, doch blieb eine erhoffte Reaktion der Blonden aus und er verließ innerlich genervt die Küche.
Er hasste diese Art von Frauen. Allen voran solche, die ihm keinerlei Beachtung schenkten.
Doch unterdrückte er seine negativen Emotionen und sondierte stattdessen das Großraumbüro. Der Polizist fixierte direkt den Pfad zu seinem Schreibtisch, der sich in der hinterletzten Ecke des Raumes befunden hatte.
Benjamin quetschte sich an einer Trennwand vorbei und setzte sich auf seinen Bürostuhl, der sogar unter seiner schmächtigen Statur zu knarren begann.
Billige Ausstattung - eine weitere Folge der Sparmaßnahmen.  



Dies sind 'nur' 1000 Worte aus dem Prolog, der mittlerweile 5000 besitzt, allerdings bin ich mir noch unsicher, ob ich ihn auch als Prolog belassen will. Aber das werde ich wohl im späteren Verlauf entscheiden~

Oh! Bitte wundert euch nicht über die "falschen" Gänsefüße - das werde ich im Nachhinein überarbeiten, da ich eine Numpad-Kombination brauche und es in Google Docs dann auf einen Schlag mache.

Liebe Grüße
Stella


Das Wichtigste: Du solltest Dir klar sein, aus welcher Perspektive Du erzählst. Entweder Benjamin oder auktorial. Du springst zwischen beiden heftig hin und her und das unterbricht den Lesefluss.
Dass das der Anfang Deiner Geschichte ist, halte ich für keine gute Idee, denn außer dem Rumstehen in der Kaffeeküche, ein paar Respektlosigkeiten und billigen Büromöbeln passiert nichts.
Dass Benjamin Menschen/Frauen hasst, okay, aber warum nicht sein erstes Verbrechen an ihnen oder dessen Planung zuerst, um den Leser neugierig zu machen? Bis dato hat diese Figur nichts, was ihn besonders oder interessant macht. Oder wie lange würde Dein Date mit einer Person dauern, die vom Wetter, Büroalltag und nervenden Kollegen erzählt?
MfG


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Babella
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Alter: 61
Beiträge: 889

Das goldene Aufbruchstück Der bronzene Roboter


Beitrag15.04.2021 22:06

von Babella
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Estelle Villon hat Folgendes geschrieben:
Inwiefern Journalistenmarotte? Ich erkenne nur gerade den Zusammenhang nicht


Das machen Journalisten gern, weil ihnen offenbar in der Schule beigebracht wurde, dass man keine Wörter wiederholen darf.

Da wird aus dem Elefanten der "Dickhäuter", aus der A46 "die Pendlerautobahn" usw. Achte mal drauf, das wird dir bestimmt bald auffallen.

Ich habe viel gelernt aus den Büchern von Wolf Schneider (Deutsch für Profis usw.). Jedes Wort zählt. Ein geschmeidiger Satz folgt bestimmten Regeln.

Auch dies: Schreiben ist nicht nur Kunst, sondern auch ganz, ganz viel Handwerk und An-sich-arbeiten.
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HiMyNameIsJulian
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Beiträge: 24
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Beitrag15.04.2021 22:19

von HiMyNameIsJulian
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Moin Stella,

wie versprochen, habe ich deinen Einstand  auch gelesen Smile

Das ein oder andere konstruktive Feedback hast du ja schon erhalten...
Von meiner Seite aus folgendes :
- ich verstehe, wo du mit deiner Geschichte hin willst. Der Außenseiter, der von den Kollegen gemieden / gemobbt wird; Abneigung ist auf beiden Seiten. Generell möchte ich schon wissen was wie wo es weitergeht....

- was so ein bisschen... Beigeschmack hat, ist der Ausdruck "der Schwarzhaarige", das würde ich tatsächlich weghauen. Generell auch der blonde Kollegin und der blonde Kollege... streicht sich durch das chaotische Haar... Ich weiß nicht ob du im normalen Tagesgeschäft Friseuse bist Laughing, aber das klingt auf Dauer... Seltsam

- "The Gunners" bitte durch "Arsenal" ersetzen... Oder "Chelsea" durch "The Blues".. Gunners und Blues sind eher im englischen gebräuchlich, für den deutschen Leser sind Arsenal und Chelsea die bekannten Bezeichnungen. Cool

- Zu guter Letzt, würde ich mir die Strafversetzung aufgrund von Inkompetenz für später aufheben. Das hast du beiläufig verschossen, ohne dass es einen wichtigen Bezug zur Situation hat. Evtl kannst du das für die Story später besser gebrauchen, aber so ist die Bombe schon entschärft

Aber alles nur die Meinung eines einfachen Arbeiters Embarassed Fortsetzungen werden freudig erwartet
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Estelle Villon
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Alter: 32
Beiträge: 14



Beitrag16.04.2021 16:41

von Estelle Villon
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Uff, viel abzuarbeiten lol2 Aber zuallererst möchte ich euch danken, dass ihr euch die Zeit für das ausführliche Feedback genommen habt.

Vorher war ich nur, wie Lisbeth schon richtig erkannt hat, in Fanfiction-Fandom unterwegs gewesen und es ist etwa 13 Jahre her, seit ich den letzten Roman in der Hand hatte. Mir war nicht einmal bewusst, dass Fanfictions ihren eigenen Stil entwickelt haben - aber dafür ist ja auch der Einstand da.

Ich habe mir die Kritikpunkte rausgeschrieben und versuche, daran zu arbeiten. Tatsächlich habe ich noch eine Kurzgeschichte im Sinn, an der mir sehr viel liegt, sie mir einmal von der Seele zu schreiben. Da werde ich auch die Punkte anwenden, so gut ich kann und es dann im Einstand posten, um zu erfahren, ob ich die Kritikpunkte dann auch verstanden und umgesetzt habe.

@Lisbeth - Danke für die Sicht aus deiner Brille, mir wäre nämlich nie im Leben aufgefallen, dass es tatsächlich Stile aus dem Fanfictionfandom sind.
Es war interessant zu erfahren, dass das, was im Fandom als 'gut geschrieben' gilt, als Romanbasis quasi ein No-Go ist und das die Kluft zwischen Fanfiction- und Romanstil so groß ist.
Das hatte mich zwar ein wenig unvorbereitet erwischt, allerdings habe ich es schon überwunden. Problematisch, dass zu erkennen ist wohl auch, dass befreundete FF-Autoren und auch ich hauptsächlich zum großen Teil Künstler sind, die visuell arbeiten, was sich auch sehr schnell im Schreibstil festsetzen kann - würde ich zumindest schätzen.

@Babella - Danke für die Kritik. Ich wusste gar nicht, dass eine 'Journalistenmarotte' so schlimm ist. Weil mich persönlich stören Wortwiederholungen sehr - aber ich schätze es liegt dann am Satzbau, dass es sich nicht langweilig liest. Allerdings werde ich versuchen, das abzulegen. Auch wenn ich jetzt schon weiß, dass ich damit wohl die größten Probleme haben werde.

@ Rike La - Auch dir danke ich für dein Feedback. Ich persönlich war immer eine Freundin von vielen Adjektiven, weil sich Texte mit Wenigen für mich einfach immer sehr trocken gelesen haben, allerdings stimme ich dir da zu, dass es den Satzbau oft erschwert und sich auf dauer zäh lesen lässt. Vielleicht war ich es auch einfach nur gewohnt, solche Texte zu lesen, da auch hier befreundete Autoren ähnlich viele nutzen und ich gern als Betaleserin hergenommen wurde. Alte Gewohnheiten lassen sich nur schwer ablegen und es fällt einem auch garnicht auf.

@Calvin Hobbs - Auch dir danke ich und mir ist ehrlich noch nie aufgefallen, dass ich tatsächlich zwei Perspektiven nutze. Die Leute, die meine Texte gelesen haben, haben es aber auch nie beanstandet. Ich frage mich, ob es ihnen überhaupt aufgefallen ist Shocked Deshalb ist das hier auch lehrreich für mich, weil ich eben keine romangeschulten Augen besitze. Allerdings bin ich mir noch nicht sicher, ob ich lediglich eine Perspektive nutze, oder die Beiden beibehalte (soweit ich weiß, ist dass zwar unüblich, aber man findet es durchaus in moderner Literatur). Die Sprunghaftigkeit der Wechsel werde ich jedoch drosseln, aber ich werde mehrere Versionen schreiben und schauen, welche sich besser lesen lässt.

@HiMyNameIsJulian - Auch vielen Dank für dein Feedback. Es freut mich zumindest, dass man erkennen kann, wohin ich mit meiner Geschichte bzw. dem Protagonisten will. Er ist ohnehin schon sehr schwierig, weil man eben nicht zu viel vorwegnehmen darf - wie Calvin schon anmerkte, eine Planung für den ersten Mord - geht nicht, weil der Charakter emotional eben noch nicht so weit ist bzw. das Ereignis fehlt, dass ihn letztlich dazu bewegen würde. Das ist auch ein Grund, warum es so schwierig ist, ihn darzustellen.
Gut, 'der Schwarzhaarige' etc sind tatsächlich, wie ich jetzt auch erkannt habe, Marotten aus dem Fanfiction-Fandom. Jeder nutzt sie. Aber nein, ich muss dich enttäuschen, ich bin keine Friseuse, sondern Krankenpflegerin lol2
Oh, gut zu wissen, dass Arsenal und Chelsea im Deutschen bekannter sind.


In dem Sinne - heute werde ich mir einen meiner noch nie gelesenen Romane mit auf die Nachtschicht nehmen Razz
Aufgegeben habe ich nicht. Tatsächlich hat mich das Feedback nur noch weiter motiviert, an meinem Können zu feilen. In dem Sinne erwartet in Bälde eine Kurzgeschichte im Einstand!

Liebe Grüße


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Lisbeth Eulenauge
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 16
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag17.04.2021 11:06

von Lisbeth Eulenauge
Antworten mit Zitat

Estelle Villon hat Folgendes geschrieben:


Vorher war ich nur, wie Lisbeth schon richtig erkannt hat, in Fanfiction-Fandom unterwegs gewesen und es ist etwa 13 Jahre her, seit ich den letzten Roman in der Hand hatte. Mir war nicht einmal bewusst, dass Fanfictions ihren eigenen Stil entwickelt haben - aber dafür ist ja auch der Einstand da.

[...]

@Lisbeth - Danke für die Sicht aus deiner Brille, mir wäre nämlich nie im Leben aufgefallen, dass es tatsächlich Stile aus dem Fanfictionfandom sind.
Es war interessant zu erfahren, dass das, was im Fandom als 'gut geschrieben' gilt, als Romanbasis quasi ein No-Go ist und das die Kluft zwischen Fanfiction- und Romanstil so groß ist.
Das hatte mich zwar ein wenig unvorbereitet erwischt, allerdings habe ich es schon überwunden. Problematisch, dass zu erkennen ist wohl auch, dass befreundete FF-Autoren und auch ich hauptsächlich zum großen Teil Künstler sind, die visuell arbeiten, was sich auch sehr schnell im Schreibstil festsetzen kann - würde ich zumindest schätzen.



Da haben wir dich ja ganz schön belagert, aber ich finds sehr cool, dass es so viel Feedback gibt!
Fanfiktion bewegt sich aus vielen Gründen weit abseits vom Großteil der Literatur (die Geschichte der Fanfiktion ist ziemlich spannend übrigens und auch für Außenstehende sehr interessant! Da steckt viel mehr dahinter als geiernde Kids, die sich ihre eigenen HarryPotter-Schmuddelgeschichten schreiben!).
Dabei ist aber natürlich ein von Hobbyschreibern und Jugendlichen auf Amateur-Level geprägter Schreibstil entstanden, der sich in seiner Echokammer immer weiter verstärkt und von der Außenwelt abgrenzt. Da die Leser die Figuren und die Welt in der die Geschichte spielt schon kennen, sind ganz andere Inhalte gefragt. Worldbuilding und Charaktere vorstellen ist nicht so wichtig, man legt den Fokus eher darauf, Lücken zu füllen, die das Original zur Interpretation offen gelassen hat oder mit Was-wäre-wenn-Szenarien zu spielen. Man jongliert gleichzeitig mit Altbekanntem und dem Versuch, sich trotzdem aus der Masse hervorzuheben. Oft gewinnt dann ersteres.
Ich denke nicht, dass ein Fanfiktion-Schreibstil grundsätzlich etwas Schlechtes ist, aber er ist etwas gewöhnungsbedürftig für Außenstehende und unterm Strich muss man eben sein Publikum kennen. Wer für Fanfiktion-Fans schreibt, wird natürlich mit einem Stil erfolgreich, den die Fans kennen und lieben. Wer einen eigenen Roman schreibt, möchte aber wahrscheinlich keine Fanfiktion-Fans erreichen, denn die ziehen ihre Fandoms nun mal neuen Welten vor.
Sich aus der Echokammer herauszuwagen ist auf jeden Fall immer eine gute Idee! Neue Eindrücke sammeln und aus alten Mustern ausbrechen, ist in jeder Kunstform von Vorteil, nicht nur beim Schreiben! (Siehe zum Beispiel auch Furry-Art. Der Zeichenstil von Künstlern aus der Furryszene gleicht sich extrem, es wirkt fast als gäbe es "Regeln", die eingehalten werden müssen um mitspielen zu dürfen.)

Bin auf jeden Fall gespannt auf deine Entwicklung! Ich war selbst nur sehr kurz in der Fanfiktionszene unterwegs und habe parallel noch viel andere Literatur konsumiert, aber es ist trotzdem interessant zu beobachten, wie jemand sozusagen da "raus wächst". lol2
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Pickman
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Beitrag17.04.2021 19:18

von Pickman
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Hi Estelle Villon,

ich schließe mich Babella an.

Noch etwas: Wann immer möglich würde ich auf einen Prolog verzichten und gleich ins erste Kapitel einsteigen.

Cheers

Pickman


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Estelle Villon
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Beitrag19.04.2021 05:38

von Estelle Villon
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Hey Pickman,

auch dir danke für die Kritik. Ich weiß, dass Prologe mit Vorsicht zu genießen sind, aber leider werde ich bei diesem Projekt nicht drum herum kommen. Ich habe schon verschiedene Ansätze durchdacht, kam aber leider zu diesem Schluss - bisher zumindest.

Ich habe mir sämtliche Kritikpunkte aufgeschrieben, rausgefiltert und versucht, sie umzusetzen - mit einem Neustart.
Ich übe sogar auf meinem RP-Server, den 'neuen' Stil umzusetzen Smile

Eure Einschätzung zu der neuen Version würde mich brennend interessieren, sofern gewollt natürlich. 500 Worte zählt sie.

-------

Er nahm den Fuß vom Gas und ließ den Wagen ausrollen, bis er ganz zum Stehen kam.
Wie ironisch, so dachte Benjamin, hielt er direkt an einem Hang vor der Stadt. Der Stadt, die er von Anfang an so abgrundtief verabscheute.
„Game Over“, flüsterte er, bar jeglicher Emotion.
Was er getan hatte würde ihn jetzt einholen. Er genoss das Spiel, solange es anhielt. Nichts währte ewig. So naiv war er nicht.
Als er zuvor Marie’s Nachricht gelesen hatte, wusste er, dass es nun vorbei war. Es würde keine weiteren Spiele mehr für ihn geben. Lediglich graue Wände hinter Gitterstäben.
Erneut las er ihre Nachricht.

Miss Lemming
22:31 Uhr


„Er weiß es“

Noch eine Weile saß er in seinem Auto. Er rührte keinen Muskel. War er erleichtert? Oder war er traurig? Er wusste es nicht. Er konnte nicht mehr sagen, was Wahrheit und was Lüge war. Der Benjamin, den er anderen präsentierte und der, der er wirklich war. Ein einziger Zwiespalt. Ein Schmierentheater.
Doch eines wusste er. Er konnte es fühlen. Er lebte damit, schon seit er denken konnte.
Er war ein tauber, blinder Narr. Des Lebens so überdrüssig, so erschöpft.
Doch dann kam sie.
Marie.
Er biss die Zähne zusammen.
„Marie“, entwich es ihm, er ballte die Fäuste. Sie trat einfach in sein Leben und zwang ihn, damit umzugehen. Mit ihr umzugehen. Sie ließ ihm keine Wahl. War es pure Absicht? Wusste sie von Anfang an, wer er war?
Ein Kopfschütteln. Schon wieder zweifelte er. Er zweifelte ständig.
Marie mochte ihn von Anfang an. Zumindest glaubte er das. Marie hat seine hässliche Seite gesehen. Sie hatte sie akzeptiert. Auch das glaubte er. Nun, zumindest hatte sie ihn nicht verpfiffen.
Er musste ihr vertrauen, oder? Sie würde ihn nicht verraten, oder?
Benjamin stieß die Autotür auf und trat auf die Straße. Sein Blick glitt für den Moment zu den Sternen am Firmament. Nein, Marie würde ihn nicht verraten. Sie hatte ihn schließlich gewarnt. Sie hatte es von sich aus getan.
Er beruhigte sich ein wenig. Dieser Gedanke spendete ihm Trost.
Dinge und Gefühle, die er so vehement ablehnte. Sein ganzes Leben schon. Freundschaft, Vertrauen, Liebe, Hoffnung ...Widerwärtig. Doch eben Solche ließen ihn jetzt einen ruhigen Kopf bewahren. Er nahm es hin.
Denk nach.
‘Er weiß es’. Er würde ihn niemals erschießen. Er war zu weichherzig. Niemals würde er ihm eine Kugel verpassen können.
Er würde Benjamin zur Räson bringen wollen. Über Gerechtigkeit faseln. Darüber, dass er sich ändern könnte. Darüber, Buße zu tun.
Das Benjamin nicht so wäre.
Dabei war es doch er, der einer falschen Vorstellung von ihm unterlag. Er… hatte diese Version von ihm im Kopf. Die des zerstreuten Polizisten. Jemand, der noch viel zu lernen hatte. Der auf einen Mentor angewiesen war. Der Hilfe brauchte.
„Wie naiv kann man sein?“, zischte er genervt.
Ja. Es war nicht seine Schuld, wenn man ihn für jemanden hielt, der er nicht war. Für die Kognition anderer war er nicht verantwortlich.
Benjamin erspähte einen Felsen auf dem Hang und entfernte sich von seinem Wagen.
Nein. Kampflos würde er nicht untergehen. Er würde sich nicht verhaften lassen.
Seine Zukunft hatte sich doch gerade erst vor ihm aufgetan. Er hatte endlich ein Licht gefunden, dass ihn durch die Finsternis leitete. Niemals würde er zulassen, dass es erlosch.
Benjamin ließ sich auf dem Felsen nieder und überblickte die Stadt.
Dieses Drecksloch, dachte er und verzog das Gesicht. Als er so auf die Häuser hinab blickte, kam ihm in nur Eines in den Sinn.
Und zwar, dass diese Stadt der Beginn seines Untergangs war, den er nun um jeden Preis abzuwenden versuchte.
Er würde Marie nicht enttäuschen.


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Mogmeier
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Beitrag19.04.2021 11:03

von Mogmeier
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Hallo Estelle,

ich habe mir jetzt erstmal den Anfang/Prolog vorgenommen.
Der Text, fiel mir auf, will noch nicht so richtig fließen. Dieser Eindruck wird durch die vielen kurzen Absätze verstärkt. Natürlich gehören Absätze zu einem Text, aber zu viele davon, die zumal in dem Maße gar nicht notwendig sind, reißen den Text nur unnötig auseinander. Klar, lässt sich so etwas nicht vermeiden, wenn zum Beispiel bei der direkten Rede hin und her gewechselt wird etc., aber gerade den Anfang des Prologs hätte man gut und gerne in einen Absatz reindrücken können, wenn man die verschiedenen Sätze hie und da zueinander noch ein bisschen anpasste.

Was den Dialogablauf betrifft, ist es besser, nicht ständig erzwungen zu schreiben, wer wie was wo dabei macht. – Dazu lieber nur das Wesentliche Handeln der sprechenden Personen aufgreifen, bzw. kann man einen Dialog kommentarlos auch mal durchlaufen lassen.

Dann sind mir viele Um- bzw. Beschreibungen aufgefallen, die wahrscheinlich dazu dienen sollten, dem Text eine gewisse Abwechslung einzuhauchen. So etwas, vor allem auch zusammen mit der übermäßigen Verwendung von Adjektiven, lässt so einen Text dann allerdings wie einen Bericht ohne Struktur wirken. Hierbei sich also lieber auf das Nötigste beschränken bzw. auf »Show, don’t tell« zurückgreifen, wenn man etwas näher umschreiben möchte.

Dinge, wie z.B. das Erwähnen von Farben oder sonstiger Details, würde ich vorrangig nur aufgreifen, wenn diese in irgendeiner Relevanz zur Handlung und oder zum Protagonisten stehen, oder ich damit eine Stimmung erzeugen möchte (die Stimmung der Gesamtszene zu unterstützen bzw. dadurch einzufangen).

Viele Grüße
Mog


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Selanna
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Beitrag19.04.2021 13:41

von Selanna
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Hallo Estelle,

auch mal ein paar Anmerkungen/Ideen von mir:
Zitat:
Wie ironisch

Welche Ironie!, dachte Benjamin – oder: Ironischerweise hielt er … Und was ist da ironisch? Dass er am Hang (=Abgrund) steht oder dass er die verhasste Stadt im Blick hat?
Zitat:
Er genoss das Spiel, solange es anhielt

Plusquamperfekt? Das Spiel ist ja jetzt vorbei und liegt abgeschlossen hinter Benjamin. Und danach reitest Du für mein Empfinden etwas lang darauf herum, dass das Spiel vorbei ist Wink
Zitat:
Der Benjamin, den er anderen präsentierte und der, der er wirklich war.

Oder (nicht und)
Zitat:
Er konnte es fühlen.

Was ist es? Das ergibt innerhalb des Kontextes keinen Sinn.
Zitat:
Er war ein tauber, blinder Narr.

Plusquamperfekt? Das war er doch gewesen (also vorbei), bevor Marie kam.
Zitat:
Wusste sie von Anfang an, wer er war?

Wer oder wie er war?
Zitat:
Ein Kopfschütteln.

Das ist nicht mehr personaler Erzähler, denke ich.
Zitat:
Marie mochte ihn von Anfang an.

WW
Zitat:
Sie hatte es von sich aus getan.

Kann er das wissen?
Zitat:
‘Er weiß es’. Er würde ihn niemals erschießen. Er war zu weichherzig. Niemals würde er ihm eine Kugel verpassen können.
Er würde Benjamin zur Räson bringen wollen. Über Gerechtigkeit faseln. Darüber, dass er sich ändern könnte. Darüber, Buße zu tun.
Das Benjamin nicht so wäre.
Dabei war es doch er, der einer falschen Vorstellung von ihm unterlag. Er… hatte diese Version von ihm im Kopf. Die des zerstreuten Polizisten. Jemand, der noch viel zu lernen hatte. Der auf einen Mentor angewiesen war. Der Hilfe brauchte.

Das „er“ bezieht sich hier auf zwei Männer und ich muss als Leser selbst nachdenken und immer wieder selbst nachkorrigieren, wer wohl gemeint ist. Das ist nicht ideal.
Zitat:
Niemals würde er zulassen, dass es erlosch.

Er würde nicht zulassen, dass es erlosch (das hätte weniger Drama/Pathos)
Zitat:
Und zwar, dass diese Stadt der Beginn seines Untergangs war, den er nun um jeden Preis abzuwenden versuchte.

Gewesen war? Der Beginn liegt schon hinter ihm, oder? Und das klingt wieder recht dramatisch.
Ansonsten sind ein paar Komma-, Rechtschreibfehler drin, ein paar Ausdrücke gefielen mir nicht so ganz (imho), das aber nur am Rande.
Ich habe die erste Version nicht gelesen, die hier hat Potential, denke ich. Der Text ist noch etwas wirr, Benjamins Gedanken springen von hier nach da, da musst Du Dir überlegen, ob Du den „wirren“ Eindruck willst, kann ja auch ein Stilmittel sein. Mir persönlich gefiel es nicht so, weil der Text so  einen etwas unausgegorenen Eindruck auf mich machte, er wirkte abgehackt, teils auch durch die kurzen Sätze.
Dann: Du führst Benjamin klar als negativen Charakter ein. Er hat etwas verbrochen und will sich zwar ändern, aber für seine „Verbrechen“ (was auch immer da war) möchte er nicht gerade stehen, er will sich rauswinden/zur Wehr setzen. Das klingt interessant, aber hast Du schon mal überlegt, dass Du eine Finte einbauen könntest? Dass der Leser anfangs nur erfährt, dass Benjamin eine dunkle Vergangenheit hat und sich ihr nun stellen muss, dass er sich ändern will (Leser: aha, ein geläuterter, netter Protagonist), aber dass Du noch verschweigst, dass er nicht bereit ist, sich ihr aufrecht zu stellen/die Konsequenzen auf sich zu nehmen? (=kein geläuterter Protagonist) Das wäre ja interessant genug, aber Du hättest für die nächsten Seiten gleich noch eine kleine Überraschung in petto.
Und: Ich fand manche Stellen etwas pathetisch, etwas zu groß, zu dramatisch formuliert. Das mag ich nicht so, aber das ist nur mein ganz eigener Geschmack, den ich Dir als Feedback zwar dalassen möchte, der aber allein genommen keine Aussagekraft hat.
Viel Erfolg beim weiteren Feilen!

Liebe Grüße
Selanna


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Estelle Villon
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Beitrag19.04.2021 15:26

von Estelle Villon
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Hallo Mogmeier,

danke, dass du dir die Zeit genommen hast. Das du die Absätze ansprichst, finde ich gut weil ich immer eine Stimme in meinem Kopf habe, die mich anschreit, Absätze zu machen Laughing Blocktexte sind furchtbar zu lesen, aber dass es dadurch zu viele sind, wäre mir nicht aufgefallen. Ich versuche, darauf zu achten.
Den Rest hatte ich mir schon als Kritik rausgeschrieben und mir auch mal Gedanken gemacht, bezüglich Umschreibungen. Auch die Dialoge und versucht, es soweit zu kürzen und rauszulassen (Über deinem Beitrag habe ich ja versucht, das bisher Angewöhnte umzuwerfen, da es sich dabei um eine Art Fanfictionstil handelte).

Der Flut von Adjektiven habe ich schon via Kurzgeschichte den Krieg erklärt. Frage ist nur ob es mir auch gelungen ist, sie an unnötigen Stellen zu vermeiden Laughing


Und auch Hallo Selanna lol2

danke, dass du dir die Zeit nimmst smile Die Kritik hier hat mir schon sehr viel gebracht und ich versuche, mich umzustellen.

Zitat:
Welche Ironie!, dachte Benjamin – oder: Ironischerweise hielt er … Und was ist da ironisch? Dass er am Hang (=Abgrund) steht oder dass er die verhasste Stadt im Blick hat?

Gut, dass du das fragst - ich erkenne die Problematik. Eher ironisch, dass er aufgeflogen ist und der Festnahme bei diesem verhassten Anblick entgegensieht. Ist notiert, entsprechend ändern~

Zitat:
Und danach reitest Du für mein Empfinden etwas lang darauf herum, dass das Spiel vorbei ist

Fiel mir gar nicht so recht auf, danke Laughing

Zitat:
Plusquamperfekt?

Auch hier sehe ich das Problem jetzt, danke für das daraufhinweisen in mehreren Fällen und ich werde darauf achten, es nicht zu verwenden, bzw nur dann, wann es nötig ist. Idea

Zitat:
Das ist nicht mehr personaler Erzähler, denke ich.

Ich war mir da nicht ganz so sicher, weil im Kontext steht ja 'Zumindest glaubte er das'. Allerdings bereiten mir die Perspektiven (noch) extreme Probleme, weil ich mir ein Wirrwarr daraus angeeignet habe und ich versuche es, zu entwirren Shocked

Zitat:
Das „er“ bezieht sich hier auf zwei Männer und ich muss als Leser selbst nachdenken und immer wieder selbst nachkorrigieren, wer wohl gemeint ist. Das ist nicht ideal.

Gut, das fiel mir bereits auf aber ich wusste nicht, wie entsprechend ändern. Beziehungsweise... als hätte ich ein Problem direkt vor der Nase aber ich sehe es nicht. Ich hasse das Sad

Zitat:
ob Du den „wirren“ Eindruck willst, kann ja auch ein Stilmittel sein.

Tatsächlich will ich den wirren Eindruck, weil der Charakter an sich sehr wirr ist.

Zitat:
Mir persönlich gefiel es nicht so, weil der Text so einen etwas unausgegorenen Eindruck auf mich machte, er wirkte abgehackt, teils auch durch die kurzen Sätze.

Aktuell versuche ich meinen Stil umzuschmeißen, bzw. das angelernte in eine imaginäre Kiste zu packen - vorher hatte ich auch zu viele, lange Sätze, deshalb finde ich es auch gut, dass du sagst, dass es jetzt zu viele kurze Sätze sind und es sich abgehakt liest. Idea

Zitat:
Dass der Leser anfangs nur erfährt, dass Benjamin eine dunkle Vergangenheit hat

Würde ich, wenn er denn eine hätte Laughing
Es geht eher um die emotionale Isolation und den massiven Leistungsdruck, den er seit Kindheit an hatte. Er hat zwar Empathie, aber durch fehlende soziale Kontakte/Interaktionen hat er soziopathische Züge angenommen, aber noch steht er am Abgrund (im Text ja nicht mehr) - es fehlt also nicht viel, bis es zu einer Eskalation kommt bzw im Text ja schon gekommen ist.

Zitat:
Ich fand manche Stellen etwas pathetisch

Im Grunde genommen ist er auch ein recht pathetischer Charakter, aber ich versuche, darauf zu achten, dass es nicht zu viel wird. Danke Very Happy

Vielen Dank für dein Feedback smile


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Levo
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Beitrag19.04.2021 16:05

von Levo
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Auch noch einmal zum Prolog:

Zitat:
ist mir das Feedback vor allem, da ich mit einem Protagonisten arbeite, der eher in die Schiene Antagonist fällt. Es ist ein Drahtseilakt, ihn darzustellen, da ich die Sorge habe, dass ich bei der Darstellung schnell Gefahr laufe, ihn als langweilig/trist darzustellen. Daher wollte ich gern hier um persönliche Eindrücke bitten, wie er wirkt - ob zu tragisch, zu langweilig, damit ich an dieser Problematik arbeiten kann


Ganz ehrlich, ich habe ein großes Problem, der Figur zu folgen. Ich nehme an, dass "der Polizist", "der Schwarzhaarige", "Benjamin" und "Lockhart" dieselbe Person ist, in deren Kopf man auktorial-oberflächlich eintaucht. Der POV ist für mich nicht sonderlich tief personal, sondern sehr kommentierend und fern der Figur. Ist natürlich Geschmackssache, wie tief man den POV mag, ich bin halt gern unter der Haut der Charaktere.

Welchen Eindruck habe ich von Benjamin? Im Gegensatz zu seinem eigenen Bild (freundlich und zerstreut) sehe ich eine unsympathische Person, die weder Pfeffer noch Schlagfertigkeit besitzt und über Rachegedanken brütet, obwohl er selbst nichts in seine Umwelt investiert, was besonders deutlich an seinen Gedanken gegenüber Molly wird. (Er weiß ihren Namen nicht, er ist ihm auch egal; gleichzeitig tut er so, als hätte er die Welt für sie aus den Angeln gehoben, um "Molly" zu lesen und sich damit ihre Aufmerksamkeit zu verdienen. Bei mir kommt diese Inkonsequenz in der Darstellung als "Fehler" rüber; wenn er aber die soziale Interaktion mit Molly so falsch erleben soll, dann müsstest Du das mE etwas klarer machen). Immerhin erzeugt er ein Gefühl bei mir, nämlich das der Ablehnung.

Ich könnte nicht sagen, dass ich die Figur langweilig finde, aber das Drumherum ist kein Hook. Der erste Teil zeigt langsames Kaffeekochen und Gewitter, aber so langsam, dass ich keine Blitze sehe. Was wolltest Du hier zum Ausdruck bringen? Ich weiß, ich bin ein nörgeliger Leser (und Schreiber) und könnte mir vorstellen, dass Du mich eher an den Haken bekommst, wenn Du mit etwas mehr Action (innerlich oder äußerlich) aufwartest.
Zum Beispiel mit der plötzlichen Ansprache durch den Kollegen. Wenn dann der Konflikt auch schnell rüberspringt - ein Dialog, der schnell abgefeuert wird, z B - dann führt das die Augen des Lesers auch gleich zum nächsten Satz.
Das Konfliktpotenzial ist ja da, zündel mal richtig los! smile  Der lahmarschige Sachbearbeiter, in dem unterdrückte Auto- und Fremdaggression zu lodern scheint, und seine Kollegen, die, ebenfalls nicht sonderlich sympathisch, ihr Opfer in ihm gefunden haben. Allein Molly kommt für mich ohne Minuspunkte raus.

Es ist zwar nur ein kurzer Textausschnitt, aber noch kürzer und prägnanter könnte er imho an Spannung gewinnen.
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Levo
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Beitrag19.04.2021 16:23

von Levo
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Zitat:
.Er nahm den Fuß vom Gas und ließ den Wagen ausrollen, bis er ganz zum Stehen kam.
Wie ironisch, so dachte Benjamin, hielt er direkt an einem Hang vor der Stadt. Der Stadt, die er von Anfang an so abgrundtief verabscheute. Dieser kurze Absatz verwirrt mich.Wieso ironisch? Oder bezieht sich das auf das folgende:
„Game Over“, flüsterte er, bar jeglicher Emotion.
Was er getan hatte würde ihn jetzt einholen. Er genoss das Spiel hatte genossen?, solange es anhielt. Nichts währte ewig. So naiv war er nicht.
Als er zuvor Marie’s kein ApostrophNachricht gelesen hatte, wusste er, dass es nun vorbei war. Es würde keine weiteren Spiele mehr für ihn geben. Lediglich graue Wände hinter Gitterstäben.
Erneut las er ihre Nachricht.

Miss Lemming
22:31 Uhr

„Er weiß es“

Noch eine Weile saß er in seinem Auto. Er rührte keinen Muskel. War er erleichtert? Oder war er traurig? Er wusste es nicht. Er konnte nicht mehr sagen, was Wahrheit und was Lüge war. Der Benjamin, den er anderen präsentierte und der, der er wirklich war. Ein einziger Zwiespalt. Ein Schmierentheater.
Doch eines wusste er. Er konnte es fühlen. Er lebte damit, schon seit er denken konnte.
Er war ein tauber, blinder Narr. Des Lebens so überdrüssig, so erschöpft.
Doch dann kam sie.
Marie. Also, im Vergleich zur Erstversion ist das eine Steigerung um 1000% Daumen hoch
Er biss die Zähne zusammen.
„Marie“, entwich es ihm, er ballte die Fäuste. Bissl viel Gestik, die verliert dadurch an Macht Sie trat einfach in sein Leben und zwang ihn, damit umzugehen. Mit ihr umzugehen. Sie ließ ihm keine Wahl. War es pure Absicht? Wusste sie von Anfang an, wer er war?
Ein Kopfschütteln. Schon wieder zweifelte er. Er zweifelte ständig.
Marie mochte ihn von Anfang an. Zumindest glaubte er das. Marie hat seine hässliche Seite gesehen. Sie hatte sie akzeptiert. Auch das glaubte er. Nun, zumindest hatte sie ihn nicht verpfiffen.
Er musste ihr vertrauen, oder? Sie würde ihn nicht verraten, oder?
Benjamin stieß die Autotür auf und trat auf die Straße. Sein Blick glitt für den Moment zu den Sternen am Firmament. Nein, Marie würde ihn nicht verraten. Sie hatte ihn schließlich gewarnt. Sie hatte es von sich aus getan.
Er beruhigte sich ein wenig. Dieser Gedanke spendete ihm Trost. Auch hier könntest Du Dich für eine Variante entscheiden. Doppelt ausgedrückt macht es nicht stärker, sondern schwächt ab
Dinge und Gefühle, die er so vehement ablehnte. Sein ganzes Leben schon. Freundschaft, Vertrauen, Liebe, Hoffnung ...Widerwärtig. Ja, bleib beim Konkreten. "Dinge und Gefühle, die er vehement ablehnte" kannst Du mE ohne Verlust streichen Doch eben Solche ließen ihn jetzt einen ruhigen Kopf bewahren. Er nahm es hin. Das versteh ich wieder nicht. Was nimmt er hin? Den ruhigen Kopf?
Denk nach.
‘Er weiß es’. Er würde ihn niemals erschießen. Er war zu weichherzig. Niemals würde er ihm eine Kugel verpassen können.
Er würde Benjamin zur Räson bringen wollen. Über Gerechtigkeit faseln. Darüber, dass er sich ändern könnte. Darüber, Buße zu tun.
Dass Benjamin nicht so wäre.
Dabei war es doch er Wer?, der einer falschen Vorstellung von ihm (sich?) unterlag. Er… hatte diese Version von ihm im Kopf. Die des zerstreuten Polizisten. Jemand, der noch viel zu lernen hatte. Der auf einen Mentor angewiesen war. Der Hilfe brauchte.
„Wie naiv kann man sein?“, zischte er genervt.
Ja. Es war nicht seine Schuld, wenn man ihn für jemanden hielt, der er nicht war. Für die Kognition anderer war er nicht verantwortlich.
Benjamin erspähte einen Felsen auf dem Hang und entfernte sich von seinem Wagen.
Nein. Kampflos würde er nicht untergehen. Er würde sich nicht verhaften lassen.
Seine Zukunft hatte sich doch gerade erst vor ihm aufgetan. Er hatte endlich ein Licht gefunden, dass ihn durch die Finsternis leitete. Niemals würde er zulassen, dass es erlosch.
Benjamin ließ sich auf dem Felsen nieder und überblickte die Stadt.
Dieses Drecksloch, dachte er und verzog das Gesicht. Als er so auf die Häuser hinab blickte, kam ihm in nur Eines in den Sinn.
Und zwar, dass diese Stadt der Beginn seines Untergangs war, den er nun um jeden Preis abzuwenden versuchte.
Er würde Marie nicht enttäuschen.


Ja. Hier würd ich weiterlesen. smile
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Beitrag19.04.2021 16:59

von Selanna
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Hallo Estelle,
Zitat:

Zitat:
Plusquamperfekt?

Auch hier sehe ich das Problem jetzt, danke für das daraufhinweisen in mehreren Fällen und ich werde darauf achten, es nicht zu verwenden, bzw nur dann, wann es nötig ist.

Nein, ich meinte vielmehr, dass an den angemerkten Stellen Plquperf. verwendet werden sollte (Du hast es nämlich nicht verwendet).
Zitat:

Zitat:
Das ist nicht mehr personaler Erzähler, denke ich.

Ich war mir da nicht ganz so sicher, weil im Kontext steht ja 'Zumindest glaubte er das'. Allerdings bereiten mir die Perspektiven (noch) extreme Probleme, weil ich mir ein Wirrwarr daraus angeeignet habe und ich versuche es, zu entwirren

Nein, der Kontext ist: „Ein Kopfschütteln. Schon wieder zweifelte er. Er zweifelte ständig.“ Aber wenn Du den Kopf schüttelst, denkst/fühlst Du nicht „Ein Kopfschütteln“. Du denkst/fühlst, dass Du den Kopf schüttelst. Deshalb wäre als personaler Erzähler eher angemessen: „Er schüttelte den Kopf. Schon wieder zweifelt er. Er zweifelte ständig.“ – Ich kann’s Dir nicht besser erklären, ich bin auch nicht der Erzählperspektivenexperte. Aber so, wie es dasteht, fällt es mE aus der Erzählperspektive raus.

Liebe Grüße
Selanna


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Beitrag19.04.2021 17:26

von Ralphie
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Hallo miteinander!

@Selanna ... ich würde auch "Er schüttelte den Kopf" schreiben. Weg vom Nominalstil!
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Estelle Villon
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Beitrag19.04.2021 20:38

von Estelle Villon
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Hallo Levo,

ich versuche mich aktuell an der personalen Perspektive, weil ich es auch für innere Vorgänge als geeigneter erachte. Gestern hatte ich noch Szenen aus der Geschichte einer Freundin gelesen und mir fiel auch auf, dass sie ebenfalls extrem zwischen auktorial und personal wechselt. Aber hey, immerhin ein Fortschritt, dass ich das jetzt sehe - zumindest teilweise Very Happy
Alte Gewohnheiten sterben nur schwer.

Es wird immer deutlicher, was für ein schwerer Charakter er ist, aaaber ich geb da nicht auf mit der Darstellung. Ich mein, ich weiß wie er tickt, was er denkt und kenne das weshalb und warum, aber es anderen zu vermitteln ist eben eine andere Sache. Vielleicht wird es mit der Personalen einfacher/deutlicher, aber ja, er ist tatsächlich sehr ablehnend - innerlich.

Danke für den Tipp mit zu viel Gestik, den merk ich mir Idea
Auch das doppelt Ausdrücken Idea Idea
So viele Aha!-Effekte Laughing
Danke für deine Einschätzung, ich werd die Texte nachher nochmal vergleichen.


@Selanna

Zitat:
Nein, ich meinte vielmehr, dass an den angemerkten Stellen Plquperf. verwendet werden sollte

Ach, ich war verwirrt. Ich setze mich damit nachher noch mehr auseinander, ich glaub mein Gehirn ist im Moment mit der Umstellung überfordert Very Happy
Uff.  
Zitat:
Deshalb wäre als personaler Erzähler eher angemessen: „Er schüttelte den Kopf. Schon wieder zweifelt er. Er zweifelte ständig.“

Stimmt, jetzt wo du es erwähnst - ich versuche darauf zu achten. Dankeschön Embarassed



@Ralphie

Ich versuche, in Zukunft sowas zu vermeiden, danke Very Happy


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