Kürzungen als Universalrezept?

[Merlinor]

Hallo Leute

Kürzen ist dann sinnvoll, wenn es hilft, eine Szene prägnanter und deutlicher zu machen.

Oft bleibt man als Autor an Details hängen, die weder die Handlung voranbringen, noch das Ambiente verdeutlichen. Man schwurbelt dann unnötig herum. Solches Zeug muss weggeschnitten werden.
Ähnlich ist es mit Handlungsdetails, die der Dramaturgie im Wege stehen, die Spannungsbögen stören und die Geschwindigkeit beeinträchtigen. Oder mit unnötigem Infodumping. Das muss alles weg.
Das muss auch dann weg, wenn man sich in so einen Abschnitt eigentlich verliebt hat. Er muss dann weg, einfach, weil er irgendwo anders hingehört, aber nicht an diesen Ort.
Oder aber, weil er schlicht und ergreifend in dieser Geschichte vollkommen überflüssig ist - auch wenn er noch so wohlklingend sein mag.

Wenn ich mir die Texte von Neulingen ansehe, oder mich an meine eigenen Anfänge zurückerinnere, dann sind - oder waren - die oft voll mit unnützem Ballast.
Deshalb ist mein erster Rat in der Regel: Kürzen, kürzen, kürzen, bevor ich mich meinem Lieblingsthema zuwende, der Dramaturgie.

Aber wie meine Vorredner schon schrieben: Kürzen nur mit Sinn und Verstand.
Und manchmal kann es sogar so gehen, wie Ralphie weiter oben geschrieben hat: Man fügt, anstatt zu kürzen, sogar noch etwas dazu. Aber Ralphie ist halt ein Vollprofi, der weiß, wie man auf den Punkt schreibt.

LG Merlinor

[Willebroer]

Ich meine ja in meiner Naivität: Kürzen ist immer sinnvoll, wenn etwas zu lang ist.

[Ralphie]

Man kann immer Adjektive herauskürzen, vor allem, wenn mehrere von ihnen vor einem Substantive stehen und das eine das andere erschlägt.

Es war ein heißer, schwüler, mitunter verregneter Sommer.

[Pickman]

Kürzen ist bei mir ein zwingender und deshalb fest eingeplanter Arbeitsschritt.

Anfangs lasse ich den Text nämlich hemmungslos wuchern, und zwar ohne die Schere im Kopf, ob ich das alles wirklich brauche. Die stört nur. Der Preis, eigentlich die Belohnung dafür ist das anschließende Massaker. Blut spritzt, Gedärme fliegen - und aus mehr als 600 Seiten können dann schon mal weniger als 500 werden. Darlings pflastern meinen Weg.

[Willebroer]

Ja, die Natur ist verschwenderisch.