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anderswolf Reißwolf
Beiträge: 1069
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Patrick Schuler Reißwolf
Alter: 29 Beiträge: 1121
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15.03.2021 18:36
von Patrick Schuler
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"brannte narben
dir ein"
das will mir nicht so recht gefallen.
und die enjabements, würde ich anders setzen.
so in etwa ;
zorn auf der zunge ein
gebrannte narben
deine finger folgen den
wutwegen (sehr gut!)
der brand schwelt
nicht mehr in der
asche stocherst du
wortlos
ansonsten ein toller text. und meine vorschläge sind vielleicht einfach persönlicher geschmack.
lg
patrick
_________________ in unserer welt
gehen wir hin über höllen
und sehen die blumen
"Issa" |
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Nina Dichterin
Beiträge: 4948 Wohnort: Berlin
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15.03.2021 21:13 Re: Asche von Nina
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mahlzeit! jetzt kommt nina. *lach*
hi anderswolf,
fänd ich toll, wenn du auch mal was zu anderen gedichten schreibst.
aber nun schreibe ich zu deinem gedicht etwas.
anderswolf hat Folgendes geschrieben: | Zorn auf der Zunge
brannte Narben
dir ein |
hier würde ich brannte ersetzen und zwar durch: brachte.
warum? es verändert natürlich die perspektive, hin zum
lyrischen ich.
also wird daraus:
zorn auf der zunge
brachte narben
dir ein
viel besser! es beschreibt m.e. zwei vorgänge:
einmal die eigene innere wut, die nach außen ging
(und vielleicht narben verursacht hat)
und als antwort narben abbekam.
so finde ich es stimmiger.
anderswolf hat Folgendes geschrieben: | deine Finger folgen
den Wutwegen |
das kann ich überhaupt nicht leiden. entschuldige.
warum nicht?
was soll mir das sagen? wenn du sagen willst,
dass folge der inneren wut schlägereien waren -
selbst dann würde ich das so nicht schreiben.
dann eher: fäuste folgen den wutwegen. so vielleicht.
aber finger folgen den wutwegen - ist für mich blutarm.
also, ich meine in der formulierung. und das bild ist
m.e. nicht stimmig aus den o.g. gründen.
ergo:
deine fäuste folgen
den wutwegen
besser!
anderswolf hat Folgendes geschrieben: | der Brand schwelt
nicht mehr in der
Asche stocherst du
wortlos |
hier stimmt m.e. wieder was nicht. und was? brand schwelt.
ist das korrekt? ich habe tatsächlich gerade deswegen gegoogelt.
der punkt ist: schwelt ein brand. ist das logisch korrekt?
ich bin mir nicht sicher.
das feuer brennt nicht mehr
in der asche stocherst du
wortlos.
-----------
so ginge es. wenn du mich fragst. bzw. wenn du meine meinung dazu
wissen willst. jetzt weißt du es.
deine kommentare sind häufig sehr ausführlich und in die tiefe gehend.
insofern freu ich mich, dich auch mal hier in der lyrik kommentierend zu
lesen. ja? schön.
liebe grüße
nina
_________________ Liebe tut der Seele gut. |
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anderswolf Reißwolf
Beiträge: 1069
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16.03.2021 08:44
von anderswolf
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Hallo Patrick,
Freut mich sehr, dass dir mein Text gefällt. Und vielen Dank für deine Gedanken dazu, gerade zu der ersten Strophe. Die ist hier mein Sorgenkind.
Das Enjambement nach der ersten Silbe eines Wortes zu setzen, ist mir bislang noch gar nicht in den Sinn gekommen, keine Ahnung wieso*. Gefällt mir. Nehme ich in meine Drübergrüblerei auf.
Lieben Gruß!
* Wahrscheinlich wäre mir das nicht so neu, wenn ich mich mehr mit den Gedichten anderer Menschen auseinander gesetzt hätte.
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anderswolf Reißwolf
Beiträge: 1069
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16.03.2021 09:25 Re: Asche von anderswolf
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Hallo Nina,
vielen Dank für die Erinnerung, ich möge mich doch auch mit den Gedichten anderer auseinandersetzen. Tatsächlich fallen mir Kommentare im Lyrik-Bereich schwerer, weil ich vor Gedichten immer sitze wie die Maus vor der Schlange und gar nicht weiß, wo anfangen. Aber vielleicht einfach vorne.
Ich mag den Vorschlag "brannte" durch "brachte" zu ersetzen und mag ihn auch nicht. Mit dem Perspektivwechsel hast du sehr recht, das "Einbrennen" könnte ja auch rein von außen sein (oder ein Lutschbonbon), aber es ist natürlich der Innere Zorn, der letztlich durchs unkontrollierte Überkochen die Narben bringt. Gleichzeitig gefällt mir das Wort "brachte" nicht. Es ist so kehlig, dass es mit der Zunge wenig zu tun zu haben scheint, klingt gleichzeitig irgendwie gewalttätiger (von den Lauten her). Muss nochmal überlegen.
Mit den "Wutwegen" der zweiten Strophe meine ich die in der ersten Strophe angesprochenen Narben, denen die Finger folgen. Ich habe in der Handfläche eine Narbe, wenn ich mit meinem Finger darüber streiche, erinnere ich mich an die Scherbe, die da drin gesteckt hat, muss an das viele Blut im Schnee denken. Darum folgen die Finger den Wutwegen. Um sich zu erinnern, nicht um die Gewalt auszudrücken.
Gleichzeitig (fällt mir eben auf) hänge ich mehr an den Wutwegen als an den Fingern, vielleicht sollte ich da also auch nochmal drüber nachdenken, ob es da nichts passenderes gibt.
Der Brand schwelt tatsächlich (oder eben nicht mehr, s. u.), ein Schwelbrand eben: Gefahrenstoffe produzierende Kokelei, häufig unabsichtlich entstanden und bei Sauerstoffzufuhr fähig zur Explosion. Anders als ein "normales" Feuer ist zudem ein Brand ein unkontrolliertes Schadbrennen.
Dass nun der Brand nicht mehr schwelt, bedeutet, dass die Gefahr des Wiederaufloderns vorbei ist. Es gibt keine Glutnester mehr, nichts was noch brennen könnte. Alles was Zorn war, ist zu Asche zerfallen, zurück bleibt nur die verbrannte, vernarbte Zunge des vordem Wütenden und die Finger folgen den Narben, stochern in der Asche und finden: nichts. Keinen Zorn, keine Worte: nichts.
Vielen Dank für deine Gedanken zu meinem Text. Sie waren mir sehr willkommen, haben mich dazu gebracht, meine Entscheidungen darin zu reflektieren und mich angeregt, Änderungen zu überdenken. Insofern: ja, deine Meinung ist mir willkommen.
Und auch, wenn ich mir bei vielen Gedichten anderer komplett inkompetent vorkomme, sie zu kommentieren, sollte ich vielleicht aufhören Angst davor zu haben, was andere von meinen Kommentaren halten könnten. Oder dass ich ihnen auf die Füße trete und am Ende verschrecke, wenn ich zu sehr stochere. Aber erstens überschätze ich damit die Wirkung meiner Worte und zweitens ist der Sinn der Werkstatt ja, dass gehobelt wird, bis Späne fallen. Insofern: ja, ich werde beim Hobeln helfen.
Lieben Gruß!
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2505
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Nina Dichterin
Beiträge: 4948 Wohnort: Berlin
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20.03.2021 11:20 Re: Asche von Nina
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anderswolf hat Folgendes geschrieben: | Hallo Nina, |
Hallo anderswolf,
anderswolf hat Folgendes geschrieben: | vielen Dank für die Erinnerung, ich möge mich doch auch mit den Gedichten anderer auseinandersetzen. Tatsächlich fallen mir Kommentare im Lyrik-Bereich schwerer, weil ich vor Gedichten immer sitze wie die Maus vor der Schlange und gar nicht weiß, wo anfangen. Aber vielleicht einfach vorne. |
Ich erwähne das hin und wieder, weil es wichtig ist, dass dieser und jeder andere Bereich hier im Forum nur dann funktioniert, wenn sich Leute einbringen.
Wenn man Texte zeigt, ist es ja genau deshalb, um etwas dazu zu lesen, wie es verstanden wird, angekommen ist, wie es wirkt, was es auslöst etcpp. Ob etwas zu lang ist, zu kurz, treffend oder unpassend usw.
Manche Leute kommen nur her, laden ihren Text ab, warten Antworten ab und verschwinden dann wieder. Oder "nehmen" gern Kommentare entgegen, schreiben aber keine oder kaum welche oder dann nur welche in denen steht: Hat mir gefallen!
Deshalb sage ich es hin und wieder in meinen Rückmeldungen zu Texten, komme mir zwar ein bisschen komisch dabei vor, aber manche Dinge muss man eben aussprechen, weil manche es sonst nicht bemerken oder wissen oder nichr dran denken.
anderswolf hat Folgendes geschrieben: | Ich mag den Vorschlag "brannte" durch "brachte" zu ersetzen und mag ihn auch nicht. Mit dem Perspektivwechsel hast du sehr recht, das "Einbrennen" könnte ja auch rein von außen sein (oder ein Lutschbonbon), aber es ist natürlich der Innere Zorn, der letztlich durchs unkontrollierte Überkochen die Narben bringt. Gleichzeitig gefällt mir das Wort "brachte" nicht. Es ist so kehlig, dass es mit der Zunge wenig zu tun zu haben scheint, klingt gleichzeitig irgendwie gewalttätiger (von den Lauten her). Muss nochmal überlegen. |
Ja, brachte klingt ähnlich wie "brachial", daher vielleicht das Empfinden. Ich finde, es passt zur Thematik und finde auch das Wort passender. Es hat, für mein Empfinden auch etwas von "Bruch und Brechen", weshalb es außerdem für mich gut passt. Aber es ist Dein Gedicht und Du entscheidest, was wie sein und rein soll.
Natürlich ist es der innere Zorn, das ist schon klar. Frühe Wunden, die später ausagiert werden, wenn sie berührt werden (vermeintlich oder tatsächlich).
anderswolf hat Folgendes geschrieben: | Mit den "Wutwegen" der zweiten Strophe meine ich die in der ersten Strophe angesprochenen Narben, denen die Finger folgen. Ich habe in der Handfläche eine Narbe, wenn ich mit meinem Finger darüber streiche, erinnere ich mich an die Scherbe, die da drin gesteckt hat, muss an das viele Blut im Schnee denken. Darum folgen die Finger den Wutwegen. Um sich zu erinnern, nicht um die Gewalt auszudrücken.
Gleichzeitig (fällt mir eben auf) hänge ich mehr an den Wutwegen als an den Fingern, vielleicht sollte ich da also auch nochmal drüber nachdenken, ob es da nichts passenderes gibt. |
Ja, mach mal. Denk noch mal drüber nach. Manchmal wird im Austausch etwas angestoßen, was noch ans Gedicht rührt und hinein muss oder soll oder auch nicht. Es ist von Fall zu Fall verschieden.
Das Eine ist, was man mit einem Text (besonders Gedicht) verbindet und vielleicht erzählen möchte. Doch es steht ja nur das im Gedicht, was Du hinein schreibst und jemand der liest, liest es mit sich selbst. Wenn Du etwas konkret hervorrufen möchtest, braucht es ein paar mehr Hinweise.
anderswolf hat Folgendes geschrieben: | Der Brand schwelt tatsächlich (oder eben nicht mehr, s. u.), ein Schwelbrand eben: Gefahrenstoffe produzierende Kokelei, häufig unabsichtlich entstanden und bei Sauerstoffzufuhr fähig zur Explosion. Anders als ein "normales" Feuer ist zudem ein Brand ein unkontrolliertes Schadbrennen. |
Okay. Danke.
anderswolf hat Folgendes geschrieben: | Dass nun der Brand nicht mehr schwelt, bedeutet, dass die Gefahr des Wiederaufloderns vorbei ist. Es gibt keine Glutnester mehr, nichts was noch brennen könnte. Alles was Zorn war, ist zu Asche zerfallen, zurück bleibt nur die verbrannte, vernarbte Zunge des vordem Wütenden und die Finger folgen den Narben, stochern in der Asche und finden: nichts. Keinen Zorn, keine Worte: nichts. |
Dann war das also ein Mini-Zorn. *lach* Zorn ist meist recht groß und nicht mit einem Ausbruch "geheilt" oder "überwunden", aber ich respektiere und akzeptiere natürlich Deine Sichtweise.
anderswolf hat Folgendes geschrieben: | Vielen Dank für deine Gedanken zu meinem Text. Sie waren mir sehr willkommen, haben mich dazu gebracht, meine Entscheidungen darin zu reflektieren und mich angeregt, Änderungen zu überdenken. Insofern: ja, deine Meinung ist mir willkommen. |
Sehr gern. Dafür ist es ja auch da, dieses Rückmelden und Austauschen, dieses Einfühlen und Formulieren dessen, was einem passiert ist, während man es gelesen hat, welche Fragen aufgekommen sind, Unstimmigkeiten, wie sich etwas angefühlt hat etcpp.
anderswolf hat Folgendes geschrieben: | Und auch, wenn ich mir bei vielen Gedichten anderer komplett inkompetent vorkomme, sie zu kommentieren, sollte ich vielleicht aufhören Angst davor zu haben, was andere von meinen Kommentaren halten könnten. Oder dass ich ihnen auf die Füße trete und am Ende verschrecke, wenn ich zu sehr stochere. Aber erstens überschätze ich damit die Wirkung meiner Worte und zweitens ist der Sinn der Werkstatt ja, dass gehobelt wird, bis Späne fallen. Insofern: ja, ich werde beim Hobeln helfen. |
Ja, Du kannst aufhören Angst davor zu haben, da die Realität gezeigt hast, dass Du es sehr wohl kannst. Vielleicht lese ich Dich ja auch mal unter einem meiner Gedichte oder Prosa. Ich würde mich jedenfalls sehr freuen.
LG
Nina
_________________ Liebe tut der Seele gut. |
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Taras Wortedrechsler
Alter: 77 Beiträge: 60 Wohnort: Am Niederrhein
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31.03.2021 16:47
von Taras
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Hallo anderswolf,
auch ich stolpere - wie Perry - direkt über die Strophengestaltung und die nachstehende Inversion: "Brannte Narben dir ein".
Die verrauchte Wut hast du dagegen bildhaft und emotionslos dargestellt.
Mein Vorschlag:
Zorn auf der Zunge
brannte dir Narben ein
deine Finger folgen
den Wutwegen
der Brand schwelt
nicht mehr
du stocherst wortlos in der Asche
Liebe Grüße
Taras
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anderswolf Reißwolf
Beiträge: 1069
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04.04.2021 14:00
von anderswolf
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Hallo Perry und Taras,
vielen Dank für Eure Gedanken zu meinem Text
und auch Dir, Nina,
vielen Dank nochmals.
Mir ist ein bisschen die Zeit davongelaufen in den letzten Tagen/Wochen, insofern bin ich noch nicht dazugekommen, mich mit Euren Anmerkungen auseinanderzusetzen. Ich habe auch zur Zeit wenig Muße dazu, insofern kann ich nur danken und mich dann wieder vom Acker machen, bis ich wieder mehr Zeit für konstruktiveres habe.
Vielen Dank also und bis auf Wiederlesen!
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Patrick Schuler Reißwolf
Alter: 29 Beiträge: 1121
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04.04.2021 14:09
von Patrick Schuler
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der Brand schwelt
nicht mehr in der
Asche stocherst du
wortlos
das würde ich so lassen. gerade der reim "mehr" "in der" gibt der strophe seinen schönes rhythmus. da passt mnm. alles.
lg
patrick
_________________ in unserer welt
gehen wir hin über höllen
und sehen die blumen
"Issa" |
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anderswolf Reißwolf
Beiträge: 1069
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07.04.2021 13:58 Re: Asche von anderswolf
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die Narben
auf deiner Zunge
bezeugen erloschenen
Zorn
die Zähne gefletscht
folgst du den
Wutwegen
der Brand schwelt
nicht mehr in der
Asche stocherst du
wortlos
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Liebe Kommentierende,
die letzte Strophe ist unangetastet geblieben, denn das ist das einzig Perfekte an dem Text; so sehr bin ich davon überzeugt, dass ich gewillt bin, den ganzen Kram davor einfach zu streichen. Über das Einbrennen, ja selbst über das den-Wutwegen-Folgen bin ich unsicher, das ändere ich also vielleicht nochmals. Derweil also diese Version.
Was die Inversion ("brannte Narben dir ein") in der ursprünglichen ersten Strophe angeht: ja, das war Absicht, denn die grammatikalisch korrektere Form ("brannte dir Narben ein") passte nicht in den Rhythmus, den ich im Vers haben wollte. Aber jetzt ist es ja eh weg
Vielen Dank nochmal für Eure Gedanken!
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Nina Dichterin
Beiträge: 4948 Wohnort: Berlin
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08.04.2021 19:52
von Nina
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lieber anderswolf,
gefällt mir gut, deine überarbeitete version.
allein die letzte strophe würde für mich
allerdings nicht funktionieren, so als gedicht
aber schon.
lg
nina
_________________ Liebe tut der Seele gut. |
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Vera Du Gänsefüßchen
Beiträge: 20
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29.05.2022 20:59 getroffen.... von Vera Du
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Nachtragend zu sein, nicht loslassen zu können, zu lange an Rachegefühlen zu hängen, während das Leben weitergeht, das ist hier treffend beschrieben.
Ich weiss nicht, ob es nötig ist, Details noch zu feilen... Du hast das Problem auf sehr persönliche Art getroffen .... versenkt. Das bringt mich weiter!
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Brombärchen Eselsohr
Beiträge: 258
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22.08.2023 18:22
von Brombärchen
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Hallo anderswolf, ich mag deine erste Version lieber. Sie ist in sich stimmiger aus meiner Sicht. Der Titel des Gedichts „Asche“ deutet ja an, dass es um die Folgen von Wut geht, nicht darum noch wütend zu sein. Ich mag die Alliteration von Zorn und Zunge. „Brannte“ gefällt mir gut, da es in der Metapher von Feuer für Wut bleibt, was in der dritten Strophe dann ja auch wieder aufgegriffen wird. „Deine Finger folgen den Wutwegen“ gefällt mir auch sehr gut. Es verbindet die erste mit der dritten Strophe. Die Wutwege sind für mich die Narben. Die Finger, die daran entlang tasten, greifen das Thema des Gedichts wieder auf, das im Titel „Asche“ und der dritten Strophe hervorkommt. dass das mittlerweile nicht mehr wütende lyrische du in der Aufarbeitung stecken geblieben ist. D.h. also die Folgen nicht akzeptieren kann. Er tastet an den Wutwegen entlang und stochert in der Asche wortlos. Die dritte Strophe gefällt mir von allen am besten,das ist das Highlight für mich. Dabei gefällt mir das man die mittlere Zeile als Apokoinu lesen kann. Dadurch bekommt dies etwas zeitloses. Etwas sich Wiederholendes und aufeinander Verweisendes. Mal schwelt der Brand und du stocherst nicht mehr. Mal schwelt der Brand nicht mehr und du stocherst in der Asche herum. Es zeigt, dass der Schmerz einen handlungsunfähig macht, die Wut aber schmerzunfähig, vernunftunfähig macht.
Asche wird noch mal durch den Titel hervorgehoben. So dass klar ist dass dieses Gedicht um die Folgen der Wut geht. Narben, Wutwege, Asche sind die Worte die die Zerstörung bezeichnen. Das letzte Wort ist „wortlos“. Es drückt die Tiefe der Zerstörung aus. Das nicht mehr rückgängig Machbare. Was ja auch die Folge von Zorn und Wut ist. Dass etwas zerstört wird, was nicht mehr gut zu machen ist und einem auf der anderen Seite so wichtig, dass man es nicht lassen kann, obwohl es bereits vorbei ist. Dieses letzte Wort „wortlos“ drückt die Betroffenheit des lyrischen du's noch einmal sehr gut aus.
Gefällt mir sehr gut.
Liebe Grüße von brombärchen
_________________ Wild schlafend, Erdbeerblut verschmiert
heldenhaft freundlich, harmlos verliebt,
Gänseblümchens toll wütiger Bruder |
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anderswolf Reißwolf
Beiträge: 1069
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28.08.2023 08:07
von anderswolf
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Unklar, warum ich die beiden Kommentare nicht mitbekommen habe, verzeiht bitte, dass Ihr auf eine Reaktion warten musstet. Vera Du hat Folgendes geschrieben: | Nachtragend zu sein, nicht loslassen zu können, zu lange an Rachegefühlen zu hängen, während das Leben weitergeht, das ist hier treffend beschrieben. |
Freut mich, dass das bei dir angekommen ist und es dir gefallen hat. Vielen Dank für dein Feedback.
- - -
Brombärchen hat Folgendes geschrieben: | Hallo anderswolf, ich mag deine erste Version lieber. Sie ist in sich stimmiger aus meiner Sicht |
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ich gerade jetzt über deinen Kommentar stolpere, wo ich ähnliches fühle wie das damals Verdichtete. Und noch mehr: ich spüre wieder, warum ich die erste Version schrieb, wie ich sie schrieb und muss dir recht geben, es fühlt sich stimmiger an.
Zitat: | dass das mittlerweile nicht mehr wütende lyrische du in der Aufarbeitung stecken geblieben ist. D.h. also die Folgen nicht akzeptieren kann. |
Und dass es, vielleicht wichtiger, auch gar nicht richtig nachvollziehen kann, wie es zu diesem Brand kam, der feurigen Eskalation, die vielleicht aus vielen Quellen Nahrung fand. Die vernarbte Hand dient nicht als leitende Karte in einer Welt, deren einst sichere Wege zur Unkenntlichkeit verbrannt sind. Es bleibt nur das Betrachten der Folgen und das Stochern in der Asche.
Zitat: | Das letzte Wort ist „wortlos“. Es drückt die Tiefe der Zerstörung aus. Das nicht mehr rückgängig Machbare. Was ja auch die Folge von Zorn und Wut ist. Dass etwas zerstört wird, was nicht mehr gut zu machen ist und einem auf der anderen Seite so wichtig, dass man es nicht lassen kann, obwohl es bereits vorbei ist. Dieses letzte Wort „wortlos“ drückt die Betroffenheit des lyrischen du's noch einmal sehr gut aus. |
Betroffenheit, das ist tatsächlich das Gefühl, das ich einfangen wollte, vielleicht wäre die Betroffenheit auch ein bisschen durchmischt gewesen mit einem Hauch Entsetzen. Aber ja: es ist etwas verloren gegangen und kann nicht wieder gut gemacht werden.
Zitat: | Gefällt mir sehr gut.
Liebe Grüße von brombärchen |
Vielen Dank für deine Worte und deine Beschäftigung mit meinem Gedicht, die es mir nahebrachten, mich mit meinem eigenen Text auch nochmal zu beschäftigen und ihn aufs Neue wertschätzen zu können. Lieben Gruß zurück.
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Häherfeder Eselsohr
H
Beiträge: 200
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