Lange Texte gruseln mich- ich schreibe nur Kurze!

[saskiaia]

Ich glaube, es stellt sich auch die Frage, was du willst. Kurzgeschichtensammlungen (erfolgreich) veröffentlichen bzw. überhaupt durch eine Agentur vertreten zu lassen ist ziemlich schwierig, aber das ist ja auch bekannt.
Ich weiß nicht, wie motiviert du bist, aber ich habe das Gefühl, dass auch immer kürzere Romane, also Romane mit circa 150 Seiten, veröffentlicht werden. Das passt auch ganz gut zu unserem Zeitgeist, finde ich, wo die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen sinkt und sie weniger Zeit haben, sich länger mit etwas zu beschäftigen. Vielleicht wäre das ja was für dich! Und sonst würde ich aber auch raten, das zu tun, was dir liegt. Verbiegen bringt gar nichts

[Willebroer]

Kurzgeschichten sind zwar weniger lukrativ, bieten aber mehr Veröffentlichungsmöglichkeiten bei Ausschreibungen usw. Deshalb ist es auch ein Vorteil, wenn man hier einiges zu bieten hat.

Davon abgesehen, ist es immer nützlich, wenn man sich mal in verschiedenen Metiers oder Formen versucht hat. Auch ruhig mal ein Gedicht schreiben. Es braucht ja keiner zu wissen.

[Nehemia]

Also, schon ein trauriger Gedanke, dass die Leute keine Zeit mehr haben und deshalb nur noch kurze Geschichten lesen... Aber na ja, klar, man sollte es doch so machen, wie es einem gefällt, und nicht, wie es andere mögen, klar! Aber dann ist die Frage: Liest das überhaupt jemand?

[Willebroer]

[Beckinsale]

Kurzgeschichten sind eine schriftstellerische Herausforderung. Letztlich ist es einfacher, einen Plot auf 500 Seiten auszuwalzen als ihn schlüssig (und spannend!) auf 20 Seiten unterzubringen. Ich glaube zu wissen, wovon ich schreibe: Mein Verlag gilt laut einiger Stimmen (darunter Josefson vom Standard) als _der_ Kurzgeschichtenverlag im fantastischen Genre in Deutschland.

My.

[Maunzilla]

Tatsächlich verkaufen sich Kurzgeschichten-Anthologien aber sehr schlecht.
Woran das liegt, hat mir aber noch niemand schlüssig erläutern können.

Ob ein 500-Seiten-Roman wirklich einfacher zu schreiben sei, wage ich zu bezweifeln. 500 Seiten langatmiges Geschwätz abzusondern, ist eine Sache, aber die Leser über eine solche Distanz zu fesseln, ohne sie zu erschöpfen, oder zu langweilen, ist eine andere.

[Nehemia]

Dann verstehe ich nicht, wieso Kurzgeschichten so unverkäuflich sind! Denn langatmiges Geschwätz liest man doch eigentlich nicht so gern, wie eine gute, knackige, kurze Geschichte. Aber nur meine Einschätzung! Klar, es gibt sie doch, diese ungeklärten Phänomene, die alle kennen, aber keiner erklären kann...

[Natalie2210]

Naja, ich sag mal als Leser, ich möchte ja in eine Geschichte "eintauchen", die Figuren kennenlernen, mich identifizieren - 20 Seiten sind bei einem guten Roman gerade mal der Einstieg, der neugierig macht.

lg,
Natalie

[Kyniker]

Kurzgeschichten taugen womöglich weniger, um als Leser in die Welt einzutauchen und wahrscheinlich noch weniger für eine Zweit oder Drittlesung. Ich würde mir beispielsweise auch keine Kurzfilme kaufen, sofern man das vergleichen kann.

[Willebroer]

Zur Blütezeit Hemingways waren Kurzgeschichten der große Renner. Die Leute konnten sie schnell auf dem Weg zur Arbeit lesen. Damals gab es noch keinen Walkman und keine Smartphones.

Aber ab und zu sieht man immer noch jemanden mit Buch in der Straßenbahn sitzen. Aber wohl nicht, um die nächste Geschichte zu lesen, sondern um zu wissen, wie es weitergeht.

[Federschwärzer]

Das Argument mit der Zweit- oder Drittlesung würde ich so nicht unterschreiben. Ich habe manche Bücher nur einmal gelesen (obwohl ich sie gut fand) und ich habe manche Kurzgeschichte öfters gelesen (weil ich sie gut fand).

Vielleicht gibt es ja auch eine Trendwende, wenn sich die Leute immer weniger Zeit für bestimmte Dinge nehmen, oder durch die S-Bahn "kürzer getaktet" sind, dann könnten Kurzgeschichten wieder sinnvoll sein.
Vielleicht ist auch das Medium "Buch" (gedruckt) heute nicht mehr das richtige für viele. Leute haben E-Book-Reader, lesen Texte auf ihren Tabletts, Smartphones etc. Dort haben auch Kurzgeschichten wieder eine Chance.

@Nehemia: Hast du eigentlich eine Webseite?
Ich glaube das ist heute sicherlich ein weiterer Weg seine Werke zu veröffentlichen. Wenn du Leser hast, denen deine Geschichten und dein Stil gefällt, dann schauen sie da sicherlich immer mal vorbei um "neuen Stoff" zu bekommen.
Die Frage ist vielleicht auch worum es dir vordergründig geht: Eine Leserschaft erreichen, Geld verdienen, das Schriftstellerische Ego in die Öffentlichkeit tragen, das "eigene" Buch in den Händen halten - oder eine Kombination aus allem. Alles ist legitim.

[Nehemia]

@ Natalie: Klingt sinnvoll. Ein guter Einstieg und eine fertige Geschichte sind schon seeehr unterschiedlich, aber andererseits, wenn man es richtig macht, kann man auch einen Charakter über 20 Seiten während einer Geschichte gut darstellen.

@Kyniker: Das mit der Zweit- Drittlesung finde ich ebenfalls nicht ganz logisch... Eine kurze Geschichte kann man schließlich viel schneller nochmal lesen, als ein dickes Buch, aber auch hier sind ja alle ganz unterschiedlich!

@Federschwänzer: Nein, habe ich nicht... Habe mich generell bisher kaum im Internet geäußert. Wahrscheinlich ist es wirklich ein sehr praktischer Weg, sich seine Leserschaft erst einmal „zu erarbeiten“ und dann, mit einigen sicheren Abnehmern im Hintergrund, wirklich zu veröffentlichen.