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Postgeheimnis


 
 
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brussac
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 59
Beiträge: 21
Wohnort: Berlin


Beitrag28.01.2021 21:19
Postgeheimnis
von brussac
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,
heute mein Einstand:


Einstieg zur Erzählung "Lug und Trug in Bunsendorf (über mich und andere Bunsendorfer Taugenichtse)"

Postgeheimnis

Das Schrillen der Wohnungsklingel riss mich aus dem Schlaf.
Wer erdreistete sich, das Hinweisschild am Gartentor zu ignorieren?

Bitte bis 15.00 Uhr nicht stören!
Bin Nachtschichtarbeiter!


„Warum schaltest du die Klingel nicht ab, wenn du aus der Nachtschicht kommst?“, hatte Vera einst gesagt.
„Bei einem Brand wäre ich verloren, liebste Gattin.“
„Die Feuerwehr läutet also freundlich und erkundigt sich, ob ein Löscheinsatz gewünscht ist?“
„Ich dachte eher an einen Anwohner, der Rauch bei uns aufsteigen sieht.“
„Du sagst immer, die Nachbarn seien böse. Glaubst du, sie würden dich warnen?“
„Du meine Güte, die werden mich doch nicht in den Flammen umkommen lassen!?“
„Außerdem haben wir Rauchmelder in den Räumen“, sagte Vera.
„Was wäre, wenn du oder eines der Kinder den Hausschlüssel vergisst?“
„Im Vogelhäuschen liegt ein Reserveschlüssel.“

Ich erhob mich aus dem Bett und lugte an der Gardine vorbei aus dem Fenster. Am Tor stand der Postbote.
Täglich radelte Herr Rutemüller mit dem schwer beladenen gelben Fahrrad durch die Siedlung, warf Briefe, Zeitungen und Werbung ein.
Vor einiger Zeit erwartete ich die Zustellung wichtiger Post. Ich passte Herrn Rutemüller am Gartenzaun ab und bat ihn zu einem Schnäpschen ins Haus.
Er rieb sich mit dem Handrücken die knollig verdickte Nasenspitze.
„Nein, nicht im Dienst, wissen Sie. Vierzig Jahre bin ich schon im Postdienst. Ja, vierzig Jahre waren es im Dezember. Wussten Sie das? Nein? Angefangen habe ich in Prenzlauer Berg. Damals trugen wir morgens die Tageszeitungen aus und mittags Briefe und Karten. Die Plackerei mit der Werbung gab es noch nicht.“
Er zeigte auf die große Tasche am Wagen.
„Fünfzehn Jahre wohne ich hier in der Stadtrandsiedlung“, sagte er, „aber erst vor acht Jahren sprach man mir die Bunsendorf-Tour zu. Die möchte ich nicht aufs Spiel setzen. Ein Schnäpschen im Dienst? Nein. “
„Schade, ich habe heute einen leckeren Grappa entkorkt. Aus dem letzten Urlaub mitgebracht. Kennen Sie die Dolomiten?“
„Schreckliche Biester!“, sagte er, „Zerfressen Holzhäuser, wussten Sie das?“
„Ich meinte die Berge.“
„Dolomitenhügel? Kenne ich. Da züchten die weißen Ameisen Pilze drin. Und aus denen macht man Grappa?“
„Nein, Herr Rutemüller. Sie verwechseln das mit Termiten. Es ist hausgemachter Lorbeer-Grappa aus dem Fassatal. Das ist eine Bergregion in den Dolomiten.“
„Lorbeer-Grappa? Ist das Likör oder was?“
„Kein Likör, hochprozentiger Gebrannter. Ist mit nichts zu vergleichen, das Sie bisher getrunken haben.“
„Aber ich bin im Dienst, wie Sie wissen.“
Er schluckte Speichel herunter und befeuchtete sich mit der Zunge seine Lippen.
„Das ist bedauerlich“, sagte ich.
Unvermittelt griff er mit einer Hand an den Zaun und mit der anderen an seine Stirn.
„Was ist mit Ihnen?“, fragte ich.
„Mein Blutdruck“, flüsterte er.
„Ein Schwächeanfall! So darf ich Sie die Tour keinesfalls fortsetzen lassen. Kommen Sie!“
Ich öffnete das Gartentor. Herr Rutemüller blickte sich nach allen Seiten um und nickte.
„Ich nehme das Fahrrad“, sagte ich, „halten Sie sich hinten fest.“
„Es geht schon“, sagte er.
Ich schob das Postrad bis hinters Haus. Dort konnte es von der Straße aus nicht gesehen werden. Über den Terrasseneingang betraten wir die Wohnküche.
Ich drückte Herrn Rutemüller sanft auf einen Stuhl und angelte den Lorbeer-Grappa vom Regal.
„Nein!“, rief er, „Ich bin im Dienst, Sie wissen doch ...“
„In diesem Fall ist es Medizin. Glauben Sie mir, er bringt ihren Kreislauf wieder in Schwung.“
Ich entkorkte die Flasche, nahm einen Esslöffel aus der Schublade und füllte ihn mit Schnaps.
Den Kopf hin und her wiegend, ergriff Herr Rutemüller meine Hand und führte mit ihr den Löffel zum Mund.
Er schlürfte, schloss die Augen und schluckte ohne Eile. Dann atmete er langgezogen und hörbar durch gespitzte Lippen aus. Seine Gesichtszüge entspannten sich.
„Medizin!“, sagte er, „Zweifellos Medizin, dieser Termitengrappa!“
„Loooorbeer!“
Ich verabreichte ihm weitere vier Esslöffel davon.
„Das mit meinem Kreislauf darf keinesfalls ruchbar werden, Herr Begeler! Im schlimmsten Fall bekommt ein anderer meine Tour, wissen Sie!“
Er erhob sich, um meine Grappa-Sammlung zu betrachten. Sein Schwindelgefühl schien rasch abgeklungen zu sein.
„Alles verschiedene Sorten?“, fragte er.
„Castel Tyrol, neununddreißig Prozent.“ Ich zeigte auf eine schlanke Flasche. „Und hier der Lagrein, zweiundvierzig Prozent.“
„Oha!“
„Und dieser“, sagte ich, „ein Burggräfler. Der hat, jetzt halten Sie sich fest, fünfzig Umdrehungen!“
„Das glaube ich nicht!“
„Probieren?“ Ich langte nach der Flasche.
„Nein! Nein! Ich muss weiter!“
„Sie können gelegentlich zu einer Verkostung reinschauen.“ Ich zwinkerte ihm zu.
„Nein! Nicht im Dienst. Nur falls mir wieder einmal ..., Sie wissen schon.“
„Herr Rutemüller. Ich erwarte dringende Post vom Grundbuchamt. Wenn Sie bitte läuten würden ... Praktisch in Anerkennung meiner medizinischen Nothilfe.“
Er hob die Hände.
„Postgeheimnis, wissen Sie, das ist das Wichtigste in meinem Beruf. Postgeheimnis! Ich darf den Absender nicht lesen. Soll ich verbreiten, dass der langzeitkranke Hauptschullehrer Knabengern, Sie wissen doch, aus dem Pirolsteig 25, Post vom Amtsgericht bekommen hat? Das würde die Missbrauchsgerüchte, die über ihn kursieren, nur befeuern. Nein, das ist mir nicht erlaubt und Sie wissen das.“
Er hat nie offiziell eingewilligt in meinen Vorschlag, aber er klingelte wie abgesprochen. Dienstags oder donnerstags sank er dafür gelegentlich auf unseren Küchenstuhl.
„Vierzig Jahre, täglich bei Sturm und Regen, bei Kälte, Nässe und Hitze. Das hinterlässt Spuren, wissen Sie!“
Wir testeten, welche Grappasorte am besten gegen sein zyklisches Schwindelgefühl wirkte. Den Esslöffel ersetzte ich durch einen medizinischen Messbecher. Der Burggräfler gewann. Wer hätte das gedacht?

Heute klingelte er ein zweites Mal. Ein schlimmer Anfall?
Ich eilte zum Gartentor.
„Hier!“ Er reichte mir ein Kuvert. „Etwas Wichtiges von der Schule ihres Sohnes. Ich hätte sonst nicht geklingelt. Auf Wiedersehen!“


Vielen Dank für euer Interesse!
LG brussac

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Ralphie
Geschlecht:männlichForenonkel

Alter: 71
Beiträge: 6403
Wohnort: 50189 Elsdorf
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Beitrag28.01.2021 22:29

von Ralphie
Antworten mit Zitat

Das "liebste Gattin" würde ich streichen. So spricht kein Mensch.
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag28.01.2021 23:11
Re: Postgeheimnis
von Constantine
Antworten mit Zitat

Hallo brussac,

willkommen im Forum und danke für deinen Einstand.

Insgesamt mag ich diese Stories, die aus dem Leben gegriffen scheinen, in denen über Gott und die Welt gesprochen wird, hier über Grappa, Briefträger und die Nachbarschaft. Ich mag, wie sich der niedrige Blutdruck/Schwächeanfall des Briefträgers (und die sympathische, gastfreundschaftliche Hartnäckigkeit des Protagonisten) zu einer regelmäßigen Grappaverköstigung entwickelt, der Briefträger seine Prinzipien über Bord wirft und beide die Leidenschaft für Grappa leben.

Dein Text liest sich flott und hinterlässt ein warmes Gefühl mit den sympathischen Charakteren.

Als Wehrmutstropfen mag ich den Einstieg deines Textes nicht bezogen auf die gesamt_erzählte Szene.
Passt für mich nicht:
brussac hat Folgendes geschrieben:
Das Schrillen der Wohnungsklingel riss mich aus dem Schlaf.
Wer erdreistete sich, das Hinweisschild am Gartentor zu ignorieren?

Bitte bis 15.00 Uhr nicht stören!
Bin Nachtschichtarbeiter!

Hier der plötzliche, spannende, emotionale Einstieg, der für mich zum Ende hin wenig Sinn ergibt.

Dazu noch dies hier folgend:
brussac hat Folgendes geschrieben:
Ich erhob mich aus dem Bett und lugte an der Gardine vorbei aus dem Fenster. Am Tor stand der Postbote.
Täglich radelte Herr Rutemüller mit dem schwer beladenen gelben Fahrrad durch die Siedlung, warf Briefe, Zeitungen und Werbung ein. <-- kannst du mMn streichen. Der Job des Postboten ist bereits selbsterklärend.

als Einleitung zur erklärenden Rückblende, das mir zu distanziert geschrieben ist, zu "neutral", obwohl es doch Herr Rutemüller ist, der ihn, wie später erzählt wird, regelmäßig "besucht".

Am Ende wird dann dies hier erklärt:
brussac hat Folgendes geschrieben:
Er hat nie offiziell eingewilligt in meinen Vorschlag, aber er klingelte wie abgesprochen. Dienstags oder donnerstags sank er dafür gelegentlich auf unseren Küchenstuhl.
„Vierzig Jahre, täglich bei Sturm und Regen, bei Kälte, Nässe und Hitze. Das hinterlässt Spuren, wissen Sie!“
Wir testeten, welche Grappasorte am besten gegen sein zyklisches Schwindelgefühl wirkte. Den Esslöffel ersetzte ich durch einen medizinischen Messbecher. Der Burggräfler gewann. Wer hätte das gedacht?

Heute klingelte er ein zweites Mal. Ein schlimmer Anfall?

Der Postbote klingelt regelmäßig bei ihm und diese "Besuche" waren ein Vorschlag vom Protagonisten, den der Postbote angenommen hat. Wenn der Protagonist weiß, dass der Postbote und nur er klingeln darf, klingeln wird und klingeln soll, dann verstehe ich den Einstieg in deinen Text leider nicht, wer oder was den Protagonisten überrascht und erzürnt.

Dennoch: Gerne gelesen.

LG Constantine
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Meanwhile in Canada
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
M

Alter: 48
Beiträge: 48
Wohnort: Oakville, Ontario, Kanada


M
Beitrag29.01.2021 08:08

von Meanwhile in Canada
Antworten mit Zitat

Hallo brussac,

wie schön! Hat Spaß gemacht! Mir gefällt das Augenzwinkernde, Leichte. Die Dialoge sind wunderbar. Und über den Namen Knabengern habe ich - im konkreten Zusammenhang - laut gelacht.

Über die "liebste Gattin" bin ich allerdings auch gestolpert - und dazu noch über das hier:

Zitat:
Er zeigte auf die große Tasche am Wagen.


Nicht eher: am Fahrrad? Einen Wagen hat der Postbote doch nicht?

Den Widerspruch zwischen dem Anfang (unerwünschtes, ärgerliches Wecken durch das Klingeln) und dem Rest der Geschichte (Klingeln ist zur Routine geworden und wird erwartet), den Constantine herausgearbeitet hat, sehe ich auch. Wie relevant ist es, dass der Erzähler Nachtschichtarbeiter ist? Kannst du das weglassen und das Unerwartete darin bestehen lassen, dass der Postbote zweimal statt einmal klingelt?

Freue mich auf mehr!

Liebe Grüße
S.
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Zirkusaffe
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 29
Beiträge: 198
Wohnort: Hoher Norden


Beitrag29.01.2021 09:46

von Zirkusaffe
Antworten mit Zitat

Hallo brussac,

meinen Vorrednern würde ich bisher ausnahmslos zustimmen. Im positiven wie negativen. Deine Dialoge sind wunderbar ungezwungen und wirken wie aus dem Leben gegriffen. Die gefallen mir echt gut. Aber ich stolperte genauso über die bisher angesprochenenen Dinge, dazu kommen noch zwei weitere Sachen:

    Dein Protagonist ist Nachtschichtler und wird dem Augenschein nach frühzeitig aus dem Schlaf gerissen. Auch, wenn der Gegenwartsteil in diesem Textstück bisher nur einen kleinen Teil annimmt, hätte ich mir dennoch zumindest etwas Schlafentrunkenheit und Müdigkeit gewünscht. Zum Beispiel, wenn er aus dem Fenster schaut. Da könnte sein Blick noch unscharf sein oder ähnliches.


Zitat:
„Postgeheimnis, wissen Sie, das ist das Wichtigste in meinem Beruf. Postgeheimnis! Ich darf den Absender nicht lesen. Soll ich verbreiten, dass der langzeitkranke Hauptschullehrer Knabengern, Sie wissen doch, aus dem Pirolsteig 25, Post vom Amtsgericht bekommen hat? Das würde die Missbrauchsgerüchte, die über ihn kursieren, nur befeuern. Nein, das ist mir nicht erlaubt und Sie wissen das.“
Er hat nie offiziell eingewilligt in meinen Vorschlag, aber er klingelte wie abgesprochen. Dienstags oder donnerstags sank er dafür gelegentlich auf unseren Küchenstuhl.


    Das Ende der Rückblende - bzw. von diesem Teil der Rückblende - hat mich hier kalt erwischt. Du beendest den Dialog abrupt und der Zeitsprung ergibt sich für mich nicht direkt, das hat zumindest mich im Lesefluss gestört.


Liebe Grüße

Zirkusaffe
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Ralphie
Geschlecht:männlichForenonkel

Alter: 71
Beiträge: 6403
Wohnort: 50189 Elsdorf
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Beitrag29.01.2021 12:24

von Ralphie
Antworten mit Zitat

Heute haben Postboten einen Wagen.
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Immanuel
Wortedrechsler

Alter: 44
Beiträge: 76
Wohnort: bei Freiburg


Beitrag29.01.2021 13:18

von Immanuel
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Ich bin sehr angetan!!!
Der Dialog ist sehr angenehm zu lesen. Ich empfinde ihn als glaubwürdig und musste mehrere Male schmunzeln. Ein sympathischer Postbote. So einen hätte ich auch gerne Smile

Das "liebste Gattin" finde ich im Gegensatz zu meinen Vorkommentatoren vollkommen in Ordnung. Es ist offensichtlich, dass der Protagonist mit etwas Ironie und Humor mit seiner Frau spricht. In solchen Fällen verwende ich auch gerne solche aus der Zeit gefallenen Anreden für meine Frau.
"Möge die werte Gattin mir ein Stück der Schokolade reichen, die sie da einsamst verzehrt?"

Es ist dann nur wichtig, dass jeder Leser erkennt, dass diese Form des Sprechens Absicht ist und dem Protagonisten entspricht. Trifft das zu? Das kann ich nicht alleine abschätzen, aber für mich trifft es zu.

Ein wenig erstaunt mich, dass fast alles eine Art Dialog-Rückblende ist. Aber ich vermute, das ganze ist ein Ausschnitt aus einem größeren Text, oder? Denn dann sind Anfang und Ende natürlich etwas aus dem Zusammenhang gerissen und ich kann nicht entscheiden, ob ich die Kritikpunkte der anderen diesbezüglich bestätigen kann.
Falls es aber doch ein für sich stehender Text ist, dann ist die Wahl, fast alles in zwei rückblickenden Dialogen zu erzählen, zumindest ungewöhnlich. Finde ich grundsätzlich aber nicht schlecht, wenn es so flüssig und humorvoll funktioniert.

Auf jeden Fall sehr lesenswert! Ich bin gespannt auf mehr!


_________________
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Gast







Beitrag29.01.2021 14:20

von Gast
Antworten mit Zitat

Salut brussac,

nette Geschichte, gerne gelesen!

Wie Immanuel habe ich die 'liebste Gattin' als ironisch gemeint verstanden.
 
Zwei Stellen, an denen mir der Sprachduktus des Postboten, den du ja sonst als einfachen Mann schilderst, etwas zu hochgestochen erscheint:   
Das mit meinem Kreislauf darf keinesfalls ruchbar werden  
und
Das würde die Missbrauchsgerüchte, die über ihn kursieren, nur befeuern
 
LG
DLurie
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brussac
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 59
Beiträge: 21
Wohnort: Berlin


Beitrag29.01.2021 19:48

von brussac
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich bin überrascht, dass bereits kurze Zeit nach dem Veröffentlichen meines Beitrags so viele Reaktionen darauf eingingen. Bedanken möchte ich mich für lobende Worte, aber vor allem für die zumeist sachlich und nachvollziehbar begründeten Hinweise zum Text.

Im Einzelnen:

Ralphie: „... liebste Gattin.“
Im Detail unterschiedliche, aber situationsbedingte Stufen der Anrede gibt es sicher in allen Ehen.
„Vera, kommst du bitte, die Steuererklärung unterschreiben!“ (sachlich)
„Schatz, reichst du mir bitte das Salz?“ (freundlich)
„Hasi, schlüpf doch bitte heute wieder in die Dessous!“ (vertraulich, intim)
„Bei einem Brand wäre ich verloren, liebste Gattin.“ (schulmeisterlich, ironisch)
„Frau Begeler, hast du dir schon wieder Schuhe gekauft?“ (unwirsch, streng)
„Blöde Kuh, tritt mir doch nicht auf den schlimmen Zeh!“ (wütend, vorwurfsvoll)

Constantine: „Einstieg“, „Rückblende“, „Ende“
Vielen Dank für die detaillierte Analyse. Deine Argumente überzeugen mich vollauf. Die Widersprüche werde ich versuchen zu beheben.
Nur eine Bemerkung noch, da ich seit mehr als dreißig Jahren Schicht arbeite. Egal, ob man tagsüber oder nachts schläft: Durch Klingeln aus dem Tiefschlaf gerissen zu werden, erzürnt im ersten Moment immer. Rolling Eyes

Meanwhile in Canada: „... liebste Gattin.“ „...Wagen.“ „Knabengern“
Mir schwebte das Postgefährt mit drei Rädern vor. Aber das ist immer noch ein Rad. Du hast Recht.
Ich freue mich, dass dir der Zusammenhang des Lehrernamens mit Rutemüllers Ausführungen aufgefallen ist. In anderen Kapiteln habe ich ähnliche Kongruenzen versteckt.

Zirkusaffe: „Schlaftrunkenheit/Müdigkeit“
Kann ich dir aus eigenem Erleben nur beipflichten. Wird ergänzt.
„Rückblende“
Wie bei Constantine bereits erwähnt, suche ich nach einer Lösung für das Problem.

Immanuel: „sympathischer Postbote“, „rückblickende Dialoge“
Unser Postbote ist nun im Ruhestand, musst dir selber einen suchen. smile
Der Text ist (wie oben erwähnt) der Einstieg zu einer Erzählung. Die rückblickenden Dialoge scheinen zu verwirren. Deshalb überarbeite ich dieses erste Kapitel.

DLurie: „Sprachduktus des Postboten“
Nach deinem Hinweis missfällt mir das auch. Sehr aufmerksam gelesen! So wie Herr Rutemüller weiter oben im Text spricht, darf er nicht in diesen Duktus verfallen. Wird geändert.

Ich danke euch noch einmal für eure Mühe!
LG brussac
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag31.01.2021 16:06

von Constantine
Antworten mit Zitat

Hallo brussac,

sehr sympathisch, wie du deine Antworten auf die Kommentare zu Beginn mit einer thematischen Zusammenfassung aufgebaut hast:
brussac hat Folgendes geschrieben:

Constantine: „Einstieg“, „Rückblende“, „Ende“

Gefällt mir gut.

brussac hat Folgendes geschrieben:

Vielen Dank für die detaillierte Analyse. Deine Argumente überzeugen mich vollauf. Die Widersprüche werde ich versuchen zu beheben.

Freut mich, dass dir meine Anmerkungen sinnig erschienen. Ich wünsche dir viel Erfolg bei deiner Textüberarbeitung.

LG Constantine
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Gast







Beitrag18.02.2021 13:32

von Gast
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Zitat:
„Und dieser“, sagte ich, „ein Burggräfler. Der hat, jetzt halten Sie sich fest, fünfzig Umdrehungen!“


Feine Schreibe.
Witzig !

Dazu wäre wohl der Grappa der Burggräfler passen Laughing

 [/img]
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brussac
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 59
Beiträge: 21
Wohnort: Berlin


Beitrag18.02.2021 19:17

von brussac
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke für deinen Kommentar.

Die "Buam" kenne ich noch gar nicht. Passt aber! Very Happy
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Soa
Geschlecht:weiblichSchneckenpost
S

Alter: 24
Beiträge: 9
Wohnort: Bayern


S
Beitrag26.02.2021 18:41

von Soa
Antworten mit Zitat

Sehr witziger und gelungener Text, der eigentlich so gar nicht meinem Lesegeschmack entspricht und mich trotzdem begeistert hat. Wie der Postbote das Postgeheimnis auslegt war schon ziemlich amüsant. (da meine Familie Grappa-Fan ist, war mir der Text allein schon deswegen sehr sympathisch. Wir haben sogar einen mit gut 70 Umdrehungen, aber der ist meiner Meinung nach schon untrinkbar wink )

Eigentlich ist sowieso schon alles gesagt worden, mein einziger Kritikpunkt wurde schon erwähnt (der plötzliche Zeitsprung am Ende).


_________________
VG Soa

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