|
|
Autor |
Nachricht |
Anna Schweizer Wortedrechsler
A
Beiträge: 59 Wohnort: Schweiz
|
|
Nach oben |
|
|
Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5437 Wohnort: OWL
|
22.01.2021 19:11
von Willebroer
|
|
|
Dialoge sind beliebt, weil man damit Zeilen (und Seiten) schinden kann. Der Leser hat das Gefühl, schneller voranzukommen. Wird sogar von Sol Stein empfohlen. Und wurde schon von Karl May bis zur Vergasung praktiziert (1 Zeile - 1 Wort).
Ein Rezept gibt es natürlich nicht, aber man kann ein paar Haltepunkte setzen: keine Geschwätzigkeit auf zwei verteilt, keine gekünstelte Sprache, als würden zwei Bauarbeiten druckreif sprechen, aber andererseits keine schludrige Ausdrucksweise. Dialoge sind keine Gesprächsprotokolle, Abhörmitschriften oder soziologische Dokumentationen (es sei denn, das wäre das ausdrückliche Ziel des Textes).
Was mir vor allem hilft, ist die Vorstellung, daß ein Dialog immer auch ein Dialog mit dem Leser ist (aber er darf es nicht merken).
|
|
Nach oben |
|
|
Immanuel Wortedrechsler
Alter: 44 Beiträge: 76 Wohnort: bei Freiburg
|
22.01.2021 20:17
von Immanuel
|
|
|
Ich finde es wichtig, bei Dialogen immer den besonderen "Ton" des jeweiligen Charakters zu finden. Und das hat dann meist auch direkte Auswirkungen auf die Menge an Dialogen. Gesprächige Charaktere erzeugen logischerweise mehr Dialoge als die stillen Wässerlein. Wenn man das passend umsetzt, sollte die Gesamtmenge an Dialog nicht allzu falsch sein.
Wenn Du lange Passagen hast, in denen der Protagonist allein ist, funktioniert auch der innere Monolog gut. Kursiv gesetzte Gedankensprache kann den Text lebendiger machen. Aber man muss hier besonders auf die Dosierung achten. Alle zwei drei Seiten ein zwei Sätze innerer Monolog empfinde ich persönlich als eine gute Faustregel.
Aber vermutlich erzähle ich Dir da nichts Neues. Vielleicht ist für Dich Dein erstes veröffentlichtes Buch ja die beste Richtschnur. Immerhin hat das schon ein Lektorat erfahren, passend zu Deiner Art zu schreiben.
_________________ Halte dich fern von den uralten Kämpfen der Götter, Dämonen und Menschen! Es sei denn, dein Herz zwingt dich aufzubrechen ... |
|
Nach oben |
|
|
Gerling Exposéadler
G Alter: 59 Beiträge: 2385 Wohnort: Braunschweig
|
G 22.01.2021 20:29
von Gerling
|
|
|
Beim Dialog geht es nicht um die Quantität, sondern um die Qualität.
_________________ Die Ewigen (Juni 2018)
Architekt des Bösen - Edition M (Aug 2019)
Tag X - Bookspot Verlag (2020)
Caldera - Bookspot Verlag (März 2021)
Brandmale - Rowohlt Verlag (Okt 2021)
Argusaugen - Rowohlt Verlag (Okt 2021)
Kopfgeld - Rowohlt Verlag (April 2022)
Der Perfektionist - Rowohlt Verlag (Mrz 2023)
Die Schuldigen - Rowohlt Verlag (Mrz 2023)
Der Seelsorger - Rowohlt Verlag (Juli 2023) |
|
Nach oben |
|
|
Jarandrel Wortedrechsler
Beiträge: 55 Wohnort: Hamburg
|
22.01.2021 20:35
von Jarandrel
|
|
|
Ich überdosiere Dialoge, weil meine Texte daraus entstehen und sich so auch meine Figuren im direkten Austausch entwickeln.
Im ersten Entwurf sind meine Texte daher fast blanker Dialog ... das ist so meine Schwachstelle, dass mir da oft die Rahmenhandlung fehlt.
Ich bastel da jetzt also so lange bei, bis sich der erste beschwert, meine Texte seien nicht lebendig genug und dann bewege ich mich fortan zwischen diesen beiden Polen.
|
|
Nach oben |
|
|
Taranisa Bücherwurm
Alter: 54 Beiträge: 3211 Wohnort: Frankenberg/Eder
|
22.01.2021 21:55
von Taranisa
|
|
|
Ich gehe da viel nach Gefühl. Wenn an einer bestimmte Stelle ein Dialog passt, weil die Charaktere sich austauschen, inhaltlich Wichtiges weitergeben / aussagen sollen oder ich dadurch etwas zeigen will, schreibe ich diesen so natürlich wie möglich (selbstverständlich ohne "äh" und ähnliches).
_________________ Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22
Der Stab der Seherin, Burgenwelt Verlag, Herbst 2024 |
|
Nach oben |
|
|
Anna Schweizer Wortedrechsler
A
Beiträge: 59 Wohnort: Schweiz
|
A 23.01.2021 12:09
von Anna Schweizer
|
|
|
Ich finde auch, dass ein Dialog die Geschichte weiterbringen muss und nicht nur blabla sein darf, ausser es passt zu einem der beiden Charaktere oder zu beiden natürlich .
Die Fassung, die meine Lektorin zum ersten Mal gesehen hat, war ihr zu "Bericht-mässig" und deshalb zu unlebendig. Von einem anderen Lektor, der dasselbe Manuskript gesehen und dann aus anderen Gründen abgelehnt hatte, bekam ich immerhin die Rückmeldung, es sei gut geschrieben. Alles Geschmacksache?
Ich denke, dass ich bis jetzt zu wenig darauf geachtet habe, WIE jemand spricht. Aber wenn zwei Personen einen ähnlichen "soziologischen" Hintergrund haben, spricht man doch sehr ähnlich, oder?
|
|
Nach oben |
|
|
Ralphie Forenonkel
Alter: 71 Beiträge: 6398 Wohnort: 50189 Elsdorf
|
23.01.2021 12:26
von Ralphie
|
|
|
Dialoge sollten knapp und präzise sein - wie bei Hemingway!
|
|
Nach oben |
|
|
Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5437 Wohnort: OWL
|
23.01.2021 13:15
von Willebroer
|
|
|
Anna Schweizer hat Folgendes geschrieben: | Aber wenn zwei Personen einen ähnlichen "soziologischen" Hintergrund haben, spricht man doch sehr ähnlich, oder? |
Nicht nur das. Man kann sogar feststellen, daß Menschen, die sich gut verstehen, nicht nur ihre Bewegungen synchronisieren, sondern auch ihre Sprechweise.
Allerdings werden die meisten Leser (oder Lektoren?) es wahrscheinlich gar nicht merken, wenn ein Autor das so wiedergibt.
|
|
Nach oben |
|
|
Natalie2210 Klammeraffe
N Alter: 37 Beiträge: 583
|
N 26.01.2021 16:13
von Natalie2210
|
|
|
Zitat: | Ich denke, dass ich bis jetzt zu wenig darauf geachtet habe, WIE jemand spricht. Aber wenn zwei Personen einen ähnlichen "soziologischen" Hintergrund haben, spricht man doch sehr ähnlich, oder? |
Ich tue mir da auch schwer. Aber es kann auch im gleichen Milieu Eigenheiten geben, z.b. ein Charakter, der aufgeschlossen und lebhaft ist, wird "mehr Worte" verwenden als ein schüchterner Gegenpart. Ich habe auch einen Charakter, der umso blumiger spricht, je aufgebrachter er ist. So eine Art "beißende Höflichkeit". Ich denke, das ist mit "unterschiedlichen Sprechstilen" gemeint, aber man korrigiere mich bitte, wenn ich falsch liege, denn das ist eine Sache, die ich im stillen Kämmerlein schon häufiger zu ergründen versucht habe.
lg,
Natalie
|
|
Nach oben |
|
|
Anna Schweizer Wortedrechsler
A
Beiträge: 59 Wohnort: Schweiz
|
A 27.01.2021 10:31
von Anna Schweizer
|
|
|
Natalie2210 hat Folgendes geschrieben: |
Ich tue mir da auch schwer. Aber es kann auch im gleichen Milieu Eigenheiten geben, z.b. ein Charakter, der aufgeschlossen und lebhaft ist, wird "mehr Worte" verwenden als ein schüchterner Gegenpart. Ich habe auch einen Charakter, der umso blumiger spricht, je aufgebrachter er ist. So eine Art "beißende Höflichkeit". Ich denke, das ist mit "unterschiedlichen Sprechstilen" gemeint, aber man korrigiere mich bitte, wenn ich falsch liege, denn das ist eine Sache, die ich im stillen Kämmerlein schon häufiger zu ergründen versucht habe. |
Ich kann mir vorstellen, dass die Art zu reden deines blumigen Charakter bei mir gut ankommen würde. So etwas finde ich sehr sympathisch, und die LeserInnen denken bei den ersten Worten dieses Protagonisten wohl "ah, das ist bestimmt..." und freuen sich, wenn dem so ist.
In meinem ersten Roman habe ich, wenn ich mich richtig erinnere, nur zwei Charaktere anders reden lassen als die anderen. Einer davon war krank, der andere hat mich an einen Cousin erinnert beziehungsweise ich habe die erfundene Person unbewusst an diesen Cousin angelehnt und dann "automatisch" die Sprechweise an diejenige meines Cousins angepasst. Ich hoffe, ihr versteht, was ich meine.
|
|
Nach oben |
|
|
Mogmeier Grobspalter
Moderator Alter: 50 Beiträge: 2677 Wohnort: Reutlingen
|
19.02.2021 05:20
von Mogmeier
|
|
|
Dialoge sind meine liebsten Kinder innerhalb meiner Schreibprojekte. In welchem Mengenverhältnis sie zum Rest des Textes stehen sollten – keine Ahnung. Dialoge zwischen den handelnden Figuren entstehen bei mir dabei immer wie von selbst. Wichtig, zumindest für mich: Ich lasse die Figuren so reden, wie es denen gerade passt, denn würde ich meinen Figuren vorschreiben, wie sie zu reden haben, käme so ein Dialog alles andere als authentisch rüber.
Ja, das war jetzt fürchterlich formuliert, denn letztendlich bin ich es als Autor, der den Figuren die Worte in den Mund legt. Aber ihr wisst bestimmt, was ich meine, oder?
Ich meine damit, hin und wieder Dialoge lesen zu müssen, die viel zu sehr auf den Verlauf der Handlung gemünzt und damit eben nur auf die Handlung abgestimmt sind, nicht aber auf die sprechenden Figuren.
Beispiel A:
[Es klingelt an der Tür.]
»Oh, wer kann das sein?«
»Ich bin Jens und muss zu dir, weil ich dir, Carmen, etwas mitzuteilen habe.«
»Ich komme sofort zur Tür und mache diese auf. Bitte noch etwas Geduld, denn ich muss mich zuvor noch anziehen.«
Beispiel B:
[Es klingelt an der Tür.]
»Verdammt! Wer is’n da?«
»Ich bin’s.«
»Ja, sag das doch gleich. Bin sofort da.«
Worauf ich bei Dialogen auch viel Wert lege, sind nicht nur (wenn angebracht) sprachliche Eigenheiten oder Macken, sondern Eigenschaften des Kommunizierens an sich, die natürlich von vielen Faktoren abhängig sind.
_________________ »Nichtstun ist besser, als mit viel Mühe nichts schaffen.«
Laotse |
|
Nach oben |
|
|
Natalie2210 Klammeraffe
N Alter: 37 Beiträge: 583
|
N 19.02.2021 10:48
von Natalie2210
|
|
|
Zitat: | »Verdammt! Wer is’n da?«
»Ich bin’s.«
»Ja, sag das doch gleich. Bin sofort da.« |
Genial!!!
lg,
N
|
|
Nach oben |
|
|
Maunzilla Exposéadler
Beiträge: 2822
|
19.02.2021 14:40
von Maunzilla
|
|
|
Das ist eine Frage, die man nicht allgemeingültig beantworten kann, da es sehr vom Genre, der Zielgruppe und nicht zuletzt auch der Fähigkeit des Autors abhängt.
Ein Theaterstück besteht fast ausschließlich aus Dialogen; eine Geschichte, in welcher ein Schiffbrüchiger allein auf einer Insel strandet und 30 Jahre dort verbringt, naturgemäß eher weniger. Dennoch kann auch diese sehr kurzweilig und angenehm zu lesen sein, sofern der Autor sein Handwerk beherrscht.
_________________ "Im Internet weiß keiner, daß du eine Katze bist." =^.^= |
|
Nach oben |
|
|
Rainer Prem Reißwolf
R Alter: 66 Beiträge: 1271 Wohnort: Wiesbaden
|
|
Nach oben |
|
|
Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5437 Wohnort: OWL
|
20.02.2021 00:22
von Willebroer
|
|
|
Maunzilla hat Folgendes geschrieben: | eine Geschichte, in welcher ein Schiffbrüchiger allein auf einer Insel strandet und 30 Jahre dort verbringt, naturgemäß eher weniger. |
Vielleicht redet er aber um so mehr - weil ihn niemand unterbricht.
|
|
Nach oben |
|
|
Anna Schweizer Wortedrechsler
A
Beiträge: 59 Wohnort: Schweiz
|
A 26.05.2021 09:00 Re: Dialoge von Anna Schweizer
|
|
|
Anna Schweizer hat Folgendes geschrieben: | Hallo zusammen,
wie dosiert ihr eure Dialoge? Als ich mein (schon ein paar Male überarbeitetes) Manuskript damals meiner Lektorin schickte, fand sie den Inhalt gut, aber den Text zu wenig lebendig. Ich schrieb ihn um und baute viele Dialoge ein. Der Roman wurde gedruckt, und ich bin jetzt am nächsten.
Ich arbeite wieder mit vielen Dialogen, frage mich jetzt aber, ob es nicht zu viele sind. Wie geht ihr mit Dialogen um? Gibt es da ein Rezept? |
Liebe Schreibende,
was hält ihr von den unten stehenden Zeilen zum Thema Dialoge? Kommentiert sie doch, falls ihr Lust habt. Ich finde das Thema schwierig und habe mir noch keine (neue) Meinung gebildet. Ich hatte mal eine oder vielleicht auch nicht. Vielleicht habe ich frisch von der Leber weg geschrieben, ohne mir allzu viele Gedanken über Dialoge zu machen. Da ich vom Journalismus komme, habe ich die erste Fassung meines ersten und bisher letzten Romans eher wie eine Reportage geschrieben, mit sehr wenigen Dialogen. Das vermute ich zumindest. Wie bereits geschrieben, kritisierte dies meine Lektorin. Ich befürchte, dass es schliesslich zu viele Dialoge geworden sind, aber ihr und dem Verleger hat es gepasst.
Hier der Text einer ehemaligen Arbeitskollegin (Journalistin):
***
Wenn Du beim Schreiben mit direkter Rede arbeitest, lässt Du die Figuren erzählen. Ohne direkte Rede, und auch ohne allzu viel indirekte Rede, erzählst Du selber. Das ist viel anspruchsvoller. Es ist dann an Dir, das Bild zu schaffen, das im Kopf des Lesers entsteht. Du schaffst es mit Deinen Worten. Ohne Dialog. Teile eines Dialogs können Teil dieses Bildes sein, das Du schaffst. Doch der Dialog ist nicht mehr das Fundament. Das Fundament bildest Du als Off-Stimme, die quasi aus dem Hintergrund erzählt.
Es ist ein ganz anderer Stil. Uns hat man anfangs (bei der Lokalzeitung) jeweils gesagt, direkte Zitierungen seien besser, da lebendiger. Da habe ich das fleissig gemacht, und erst später den Stil gewechselt.
Stell Dir vielleicht vor, wie das früher war, als Deine Eltern Dir eine Geschichte erzählten, abends im Bett. Haben Sie dann in Dialogen erzählt, quasi wie ein Theaterstück? Sagte der, dann sagte der andere. Nein, Du erinnerst Dich doch vor allem an das Bild, das in Deinem Kopf entstanden ist, aufgrund von Beschreibungen, aufgrund einer Stimmung, die spürbar wurde. Allein dadurch, dass der Erzähler ausgewählt hat, was er erzählt, und wie er es erzählt, welche Details er hervorhebt, weil er sie als charakteristisch einstuft - allein dadurch hat der Film in Deinem Kopf zu laufen begonnen.
***
Ich frage mich, ob das mit den Dialogen manchmal auch einfach nur Geschmacksache ist. Klar, es darf nicht nur belangloses Blabla sein, aber zur Übermittlung von Information sind sie in meinen Augen legitim, wenn man es nicht übertreibt.
Mich interessiert eure Meinung.
Einen schönen Tag euch allen.
AS
|
|
Nach oben |
|
|
Globo85 Klammeraffe
Alter: 38 Beiträge: 742 Wohnort: Saarland
|
26.05.2021 09:40
von Globo85
|
|
|
Ich glaube mit den Dialogen das ist in der Tat Geschmackssache und kommt eben auch sehr auf Genre, Zielgruppe und die Geschichte an, die man erzählen will. Ich wurde schon von Texten vorzüglich unterhalten, die (fast) ausschließlich aus Dialog bestanden und von Texten in denen überhaupt keine wörtliche Rede vorkam.
Es ist wohl also wie so oft beim Schreiben: es gibt kein richtig und falsch, kein besser oder schlechter bei der Dosierung von Dialogen (auf eine absolute Aussage bezogen). Am konkreten Beispiel fällt es eventuell schon einfacher zu sagen, dass eine Szene mehr oder weniger Dialog gut tun würde.
Bezüglich der von dir zitierten Zeilen.
Zitat: | Ohne direkte Rede, und auch ohne allzu viel indirekte Rede, erzählst Du selber. Das ist viel anspruchsvoller. |
Dem kann ich mich überhaupt nicht anschließen. Das mag für eine Journalistin gelten, wenn die direkte Rede eben vorgegebene Zitate sind. Aber ich glaube eine der anspruchsvollsten Aufgaben eines Autorys ist es, lebendige, "echte" Dialoge zu erschaffen.
|
|
Nach oben |
|
|
Anna Schweizer Wortedrechsler
A
Beiträge: 59 Wohnort: Schweiz
|
A 26.05.2021 10:27
von Anna Schweizer
|
|
|
Globo85 hat Folgendes geschrieben: |
Bezüglich der von dir zitierten Zeilen.
Zitat: | Ohne direkte Rede, und auch ohne allzu viel indirekte Rede, erzählst Du selber. Das ist viel anspruchsvoller. |
Dem kann ich mich überhaupt nicht anschließen. Das mag für eine Journalistin gelten, wenn die direkte Rede eben vorgegebene Zitate sind. Aber ich glaube eine der anspruchsvollsten Aufgaben eines Autorys ist es, lebendige, "echte" Dialoge zu erschaffen. |
Lieber Globo85
Das finde ich auch, dass es nicht anspruchsvoller ist, einen Roman ohne Dialoge zu schreiben. Anspruchsvoll ist in meinen Augen, quasi zur richtigen Zeit einen Wortabtausch geschehen zu lassen. Ich als Leserin "höre" die Protagonisten eben gerne mal reden. Ich erinnere mich konkret an einen Roman ohne direkte Rede, ich habe sie vermisst, es fehlte mir etwas, eine Art Unmittelbarkeit.
Schönen Tag und vielen Dank für deine Reaktion
AS
|
|
Nach oben |
|
|
PaulaSam Klammeraffe
Alter: 53 Beiträge: 561 Wohnort: Regensburg
|
27.05.2021 11:23
von PaulaSam
|
|
|
Hallo alle miteinander!
Gibt es ein Maß für die Häufigkeit von Dialogen in einem Roman? Nein, ich denke nicht, zumindest keines das sich in Zahlen ausdrücken ließe.
Dialoge treiben die Handlung voran. Aber nicht, weil sie sich schneller lesen lassen, sondern weil der Leser mit den agierenden Figuren direkt in Verbindung tritt. Die meisten Informationen erhält der Leser allerdings nicht durch die gesprochenen Worte. Mehr als 80% eines Gesprächs findet nonverbal statt. Und genau darauf kommt es an. Wenn ein Dialog alle Ebenen bedient, bekommt er Tiefe und kann gar nicht langweilig werden, egal wie lang er ist oder wie häufig er auftritt. Es gibt Romane, die bestehen größtenteils nur aus Monologen und Dialogen. Gedanken, Emotionen, Gestik/Mimik, äußere Reize - und deren evtl. Widersprüche zum Gesprochenen - nichts kann einen Leser tiefer in die Figur ziehen. Und dass, ohne ihn an der Leine zu führen, damit er auch in die richtige Richtung denkt.
Was die "Korrektnis" der Sprache in Dialogen angeht, ist nicht allein die Authentizität entscheidend. Natürlich redet kaum jemand in Grammatik und Ausdruck absolut sauber und dialektfrei. Doch einen Dialog liest ein Leser weit langsamer und damit auch konzentrierter, als er ihn hören würde. Fehler springen dadurch viel deutlicher ins Auge bzw. imaginäre Ohr. Deshalb sollte ein Autor m. M. n. nach einem verträglichen Mittelmaß suchen und auch hier immer nach Wirkung und Sinn das Maß beurteilen. Weniger ist in der Mundart einer sprechenden Figur oft mehr. Sie jedoch gänzlich zu ignorieren, wäre ebenso schlecht.
LG Sam
|
|
Nach oben |
|
|
fkneyer Wortedrechsler
Alter: 63 Beiträge: 87 Wohnort: Im Filstal
|
09.08.2021 17:23
von fkneyer
|
|
|
In meinem ersten Manu gibt es (kurze) Kapitel, in denen überhaupt kein Dialog vorkommt. Und dann auch längere bis lange Kapitel, in denen es von Dialogen nur so wimmelt.
_________________ Das Leben ist eine Betaversion. Wäre es das nicht, hätte man eine Bedienungsanleitung dazu bekommen |
|
Nach oben |
|
|
PaulaSam Klammeraffe
Alter: 53 Beiträge: 561 Wohnort: Regensburg
|
15.08.2021 12:15
von PaulaSam
|
|
|
Natürlich, fkneyer. Ein Dialog muss auch zur gerade erzählten Handlung passen. Dialoge können eine Handlung zeitlich weder raffen noch dehnen. Es wäre recht unpraktisch, Kapitel in denen viel über Hintergründe zu Figuren und Setting vermittelt werden sollen, in Dialogen zu verfassen. Genauso wäre es unmöglich, eine Passage mit möglichst authentisch agierenden Figuren ohne Dialog zu erschaffen. Beides ist notwendig. Wie viel von jedem, hängt auch zu einem großen Teil davon ab, worauf der Autor sich bei seiner Geschichte konzentrieren will, auf inneres Geschehen, da hauptsächlich IN Figur(en) abläuft, oder auf äußeres Geschehen, das vorrangig UM Figur(en) passiert. Hier kommt dann auch die Frage nach der richtigen Erzählperspektive ins Spiel. Es macht also wenig Sinn eine Liebesgeschichte mit viel Gefühl auktorial zu schreiben. Hier wären Kapitel mit nur sehr wenigen Dialogen/Monologen auch eher nachteilig. Genauso macht es wenig Sinn, actionreiche Sciencefiction in der Ich-Perspektive zu schreiben oder das Sichtfeld des Lesers (Informationsfluss) mit fortlaufenden Dialogen einzuschränken.
LG Sam
|
|
Nach oben |
|
|
|
|
Seite 1 von 2 |
Gehe zu Seite 1, 2 |
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben. Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten. Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten. Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen. Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen. In diesem Forum darfst Du Ereignisse posten Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
|
Ähnliche Beiträge |
Thema |
Autor |
Forum |
Antworten |
Verfasst am |
|
Genre, Stil, Technik, Sprache ... Dialoge und Absätze - ein leidiges T... von strixaluco |
strixaluco |
Genre, Stil, Technik, Sprache ... |
4 |
17.01.2024 23:07 |
|
Einstand Kleine Fingerübung in Sachen Dialoge von Dagnarus |
Dagnarus |
Einstand |
21 |
26.12.2023 21:28 |
|
Rechtschreibung, Grammatik & Co Mehrsprachige Dialoge von aliken |
aliken |
Rechtschreibung, Grammatik & Co |
5 |
09.12.2023 23:25 |
|
Genre, Stil, Technik, Sprache ... Wie viele Dialoge sollten es sein? von Marleng |
Marleng |
Genre, Stil, Technik, Sprache ... |
19 |
01.03.2023 20:30 |
|
Rechtliches / Urheberrecht / Copyright Fiktive Dialoge mit lebenden Personen von dis.question |
dis.question |
Rechtliches / Urheberrecht / Copyright |
5 |
26.06.2022 10:24 |
Empfehlung | Buch | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Buch | Empfehlung | Buch | Empfehlung |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|